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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Berechnung
eines resultierenden Stellwerts.
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Ein
in der Regelungstechnik bekanntes Problem ist das so genannte Wind-Up-Problem.
Es tritt auf, wenn ein Regler, der einen Integrationsanteil besitzt
bzw. eine Integral-Regeleinheit umfasst, aufgrund einer Regelabweichung
einen Stellwert berechnet, der größer als eine obere Stellwertgrenze bzw.
Stellwertbeschränkung
oder kleiner als eine untere Stellwertgrenze bzw. Stellwertbeschränkung ist. Da
die Integral-Regeleinheit keine Information der Stellwertbeschränkung erhält, integriert
die Integral-Regeleinheit bei einer vorhandenen Regelabweichung
weiter was somit zu einem Aufbau eines effektlosen Stellsignals
führt.
Um den Übersteuerungsbereich,
also den Bereich über
der oberen Stellwertbeschränkung
oder unter der unteren Stellwertbeschränkung, zu verlassen, muss nun
der in der Integral-Regeleinheit
durch die Integration akkumulierte Stellwert erst wieder abgebaut
werden.
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Um
diesem Wind-Up-Problem entgegenzuwirken, sind verschiedene Anti-Wind-Up-Strategien entwickelt
worden.
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In
einer klassischen Lösung
wird ein Eingangswert der Integral-Regeleinheit mit einem Korrekturanteil
beaufschlagt, so dass die Integral-Regeleinheit versucht, eine Differenz,
die sich zwischen dem unbeschränkten
und dem beschränkten
Stellwert ergibt, zu kompensieren. Ein Nachteil dieser Strategie,
ergibt sich bei einem einfachen PI-Regler, also einem Regler, der
eine Proportional-Regeleinheit und eine Integral-Regeleinheit umfasst.
Ist eine Stellwertbeschränkung
vorhanden, so wird die Summe einer Ausgangsgröße der Proportional-Regeleinheit und
einer Ausgangsgröße der Integral-Regeleinheit
beschränkt. Überschreitet
nun der Stellwertanteil der Proportional-Regeleinheit, also die
Ausgangsgröße der Proportional-Regeleinheit, die
Stellwertbeschränkung,
so versucht die Integral-Regeleinheit die Differenz, die sich zwischen
dem unbeschränkten und
dem beschränkten
Stellwert ergibt, zu kompensieren. Wird die Regelabweichung kleiner
und verlässt
der Stellwert und der Stellwertanteil der Proportional-Regeleinheit
den Übersteuerungsbereich,
so baut die Integral-Regeleinheit bei noch vorhandener Regelabweichung
sofort wieder einen Stellwertanteil auf, der die Summe der Ausgangsgrößen aus
der Proportional-Regeleinheit und der Integral-Regeleinheit wieder
in Richtung der Stellwertbeschränkung erhöht. Somit
entsteht ein sägezahnförmiger Verlauf des
Stellwerts im Bereich der Stellwertbeschränkung.
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Eine
weitere Anti-Wind-Up-Strategie arbeitet mit Hilfe eines so genannten
Einfrierens der Ausgangsgröße der Integral-Regeleinheit.
Dabei wird eine Eingangsgröße der Integral-Regeleinheit zu Null gesetzt,
wenn der Stellwert des Reglers die Stellwertbeschränkung überschreitet.
Diese Strategie hat allerdings den Nachteil, dass im Übersteuerungsbereich
des Stellwerts die Ausgangsgröße der Integral-Regeleinheit
die Ausgangsgröße beispielsweise der
Proportional-Regeleinheit nicht korrigieren bzw. kompensieren kann.
Zur Korrektur sind weitere Maßnahmen
notwendig. Dabei wird z. B. die Integral-Regeleinheit im Übersteuerungsbereich über zusätzliche
Eingangsgrößen auf
einen gewünschten
Arbeitspunkt gebracht. Diese zusätzlichen
Anteile erfordern jedoch zusätzlichen
Entwicklungsaufwand.
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Eine
weitere Strategie besteht darin, die Integral-Regeleinheit beim
Verlassen der Übersteuerung explizit
zu initialisieren.
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Alle
vorhergehend aufgeführten
Anti-Wind-Up-Strategien weisen jedoch zumindest einen der folgenden
Nachteile auf. Ein erster Nachteil ergibt sich aus dem Bestreben
der Integral-Regeleinheit,
Stellwertanteile des Reglers zu kompensieren, die aufgrund der Stellwertbeschränkung keine
Wirkung haben. Nach Verlassen des Übersteuerungsbereichs befindet
sich der Regler daher nicht sofort am korrekten Arbeitspunkt, sondern
muss erst noch den kompensierenden Beitrag der Integral-Regeleinheit zum
Stellwert abbauen. Aufgrund dieses Effekts tritt auch ein zweiter
Nachteil auf, wenn die Stellwertbeschränkung selbst zur Regelung bzw.
Steuerung einer Regelstrecke verändert
wird. Ein dritter Nachteil ergibt sich daraus, dass bei den geschilderten
Anti-Wind-Up-Strategien unerwünschte
Stellaktionen auftreten können,
wenn sich die Werte der verschiedenen Stellwertanteile ändern und
der Stellwert den Übersteuerungsbereich
verlässt.
Auch bei der Variierung der Grenzen der Stellwertbeschränkung kann es,
wenn sich der Stellwert im Übersteuerungsbereich
befindet, auf analoge Weise zu unerwünschten Stellaktionen kommen.
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Es
stellt sich daher das technische Problem, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur verbesserten Berechnung eines Stellwerts eines Reglers
zu schaffen, wobei der Regler eine Integral-Regeleinheit und mindestens
eine weitere Regel- oder Steuereinheit umfasst, welche die vorhergehend
genannten Nachteile bei den üblichen
Anti-Wind-Up-Strategien kompensiert oder zumindest reduziert.
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Die
Lösung
des technischen Problems ergibt sich aus dem Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und der Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
8. Weitere vorteilhafte Ausführungen ergeben
sich aus den Unteransprüchen.
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Hierbei
erfolgt die Berechnung eines resultierenden Stellwerts aus mindestens
einem Ausgangswert einer Integral-Regeleinheit und mindestens einem
weiteren Ausgangswert, wobei der Ausgangswert der Integral-Regeleinheit über eine
Berechnungsvorschrift aus einem Regelabweichungswert und einem Anti-Wind-Up-Wert
berechnet wird, wobei der Anti-Wind-Up-Wert über eine Anti-Wind-Up-Berechnungsvorschrift
aus der Differenz eines ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts und eines zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts
berechnet wird, wobei der zweite Anti-Wind-Up-Teilwert auf ein Teilwertmaximum
gesetzt wird, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert über einer
Teilwertschwelle liegt, und/oder auf ein Teilwertminimum gesetzt
wird, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert unter einer zweiten Teilwertschwelle
liegt, wobei der erste Anti-Wind-Up-Teilwert aus
dem Ausgangswert der Integral-Regeleinheit und einem begrenzten
Ausgangswert berechnet wird, wobei der begrenzte Ausgangswert auf
ein Ausgangswertmaximum gesetzt wird, wenn der weitere Ausgangswert über einer
ersten Ausgangswertschwelle liegt, und/oder auf ein Ausgangswertminimum
gesetzt wird, wenn der weitere Ausgangswert unter einer zweiten
Ausgangswertschwelle liegt. Bei der somit offenbarten Anti-Wind-Up-Strategie
wird zur Berechnung des Anti-Wind-Up-Wertes ein Berechnungsansatz
gewählt,
der zwischen dem Stellwertanteil der Integral-Regeleinheit und dem
oder den Stellwertanteilen weiterer Regeleinheiten und/oder weiterer
Steuereinheiten unterscheidet. Der Stellwertanteil der Integral-Regeleinheit
wird auch als speichernder Stellwertanteil und die Stellwertanteile der
weiteren Regler- bzw. Steuereinheiten werden als nicht-speichernde
Stellwertanteile bezeichnet. Durch die Beschränkung der nicht-speichernden Stellwertanteile
auf das Ausgangswertmaximum bzw. das Ausgangswertminimum ergibt
sich, dass, wenn beispielsweise die Summe der nicht-speichernden
Stellwertanteile größer als
die erste Ausgangswertschwelle ist, ein rein rechnerischer, begrenzter Ausgangswert
anstatt der unbeschränkten
Summe der nicht-speichernden Stellwertanteile zur Berechnung des
ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW1 und somit auch des zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW2
herangezogen wird. In diesem Fall versucht die Integral-Regeleinheit
die nicht-speichernden Stellwertanteile nicht oder nur in einem
geringen Maße
zu kompensieren als wenn die unbeschränkte Summe der nicht-speicherenden
Stellwertanteile zur Berechnung des Anti-Wind-Up-Wertes verwendet würde. Verändert sich
die Summe der nicht-speichernden Stellwertanteile im Übersteuerungsbereich ändert sich
der Anti-Wind-Up-Wert nicht, folglich versucht die Integral-Regeleinheit
weiterhin nicht, die nicht-speichernden Stellwertanteile zu kompensieren.
Das gleiche Verhalten tritt auch auf, wenn das Ausgangswertmaximum
und/oder das Ausgangswertminimum variiert werden, solange sich die
Summe der nicht-speicherenden Stellwertanteile im Übersteuerungsbereich
befindet. Für
den Fall, dass der resultierende Stellwert über der oberen oder unter der
unteren Stellwertbeschränkung
liegt, obwohl die Summe der nicht-speichernden Stellwertanteile
kleiner als das Ausgangswertmaximum bzw. größer als das Ausgangswertminimum
ist, funktioniert das offenbarte Verfahren dagegen wie eine klassische
Anti-Wind-Up-Strategie.
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Vorzugsweise
findet eine Beschränkung
des zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts auf das Teilwertmaximum und das
Teilwertminimum und/oder eine Beschränkung des begrenzten Ausgangswerts
auf das Ausgangswertmaximum und das Ausgangswertminimum statt. Selbstverständlich ist
es auch vorstellbar, dass nur eine der oberen oder unteren Beschränkung des
zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts, also entweder das Teilwertmaximum
oder das Teilwertminimum, existiert. Existiert z. B. nur die obere
Beschränkung des
zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts,
also das Teilwertmaximum, so wird der zweite Anti-Wind-Up-Teilwert
nie auf das Teilwertminimum gesetzt, auch wenn der erste Anti-Windup-Teil
einen sehr niedrigen Wert einnimmt. Analog ist es vorstellbar dass
nur eine der oberen oder unteren Beschränkung des begrenzten Ausgangswerts,
also entweder das Ausgangswertmaximum oder das Ausgangswertminimum,
existiert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird der weitere Ausgangswert aus mindestens einem Ausgangswert
der Gruppe Ausgangswert einer Proportional-Regeleinheit, Ausgangswert
einer Differenzial-Regeleinheit, Ausgangswert einer Vorsteuereinheit
und Ausgangswert einer Offset-Steuereinheit
berechnet. Hiermit ergibt sich vorteilhaft, dass die offenbarte
Anti-Wind-Up-Strategie
auch bei einer der Regelung überlagerten
Steuerung funktioniert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind das Teilwertminimum und/oder das Ausgangswertminimum und/oder
das Teilwertmaximum und/oder das Ausgangswertmaximum einstellbar.
Hierdurch ergibt sich vorteilhafterweise, dass die Berechnung des
resultierenden Stellwerts zeitlich verändert werden kann, beispielsweise
um sich an eine veränderte Charakteristik
einer Regelstrecke anzupassen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
sind das Teilwertmaximum und das Ausgangswertmaximum und/oder das
Teilwertminimum und das Ausgangswertminimum gleich oder werden gleich
eingestellt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
wird ein begrenzter Stellwert aus dem resultierenden Stellwert berechnet,
wobei der begrenzte Stellwert auf ein Stellwertmaximum gesetzt wird,
wenn der resultierende Stellwert über einer ersten Stellwertschwelle liegt,
und/oder auf ein Stellwertminimum gesetzt wird, wenn der resultierende
Stellwert unter einer zweiten Stellwertschwelle liegt. Hierdurch
ergibt sich in vorteilhafter Weise, dass das vorgestellte Verfahren
nicht ausschließlich
zur Berechnung eines resultierenden Stellwerts, sondern auch zur
Berechnung eines begrenzten Stellwerts verwendet wird, wobei der
begrenzte Stellwert als Stellwert für beispielsweise eine Regelstrecke
bzw. ein Aktor dient.
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Vorzugsweise
findet eine Beschränkung
des begrenzten Stellwerts auf das Stellwertmaximum und das Stellwertminimum
statt. Selbstverständlich
ist es auch vorstellbar, dass nur eine der oberen oder unteren Beschränkung des
begrenzten Stellwerts, also entweder das Stellwertmaximum oder das
Stellwertminimum, existiert. Existiert z. B. nur die obere Beschränkung des
begrenzten Stellwerts, also das Stellwertmaximum, so wird der begrenzte
Stellwert nie auf das Stellwertminimum gesetzt, auch wenn der resultierende
Stellwert einen sehr niedrigen Wert einnimmt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
sind das Stellwertmaximum und/oder das Stellwertminimum einstellbar.
Hierdurch ergibt sich in vorteilhafter Weise, dass eine Regelung
der Regelstrecke auch über eine
Veränderung
der Stellwertbeschränkung
vorgenommen werden kann
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In
einer weiteren Ausführungsform
sind das Teilwertmaximum und das Stellwertmaximum oder das Stellwertmaximum
und das Ausgangswertmaximum oder das Teilwertmaximum und das Ausgangswertmaximum
und das Stellwertmaximum gleich und/oder das Teilwertminimum und
das Stellwertminimum oder das Stellwertminimum und das Ausgangswertminimum
oder das Teilwertminimum und das Ausgangswertminimum und das Stellwertminimum
gleich oder werden gleich eingestellt.
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Eine
Vorrichtung zur Berechnung eines resultierenden Stellwerts umfasst
mindestens eine Integral-Regeleinheit, mindestens eine weitere Regel- oder
Steuereinheit, mindestens eine Anti-Wind-Up-Berechnungseinheit, mindestens
eine Teilwertbeschränkungseinheit
und mindestens eine Ausgangswertbeschränkungseinheit, wobei der resultierende
Stellwert aus mindestens einem Ausgangswert der Integral-Regeleinheit
und mindestens einem weiteren Ausgangswert der weiteren Regel- oder
Steuereinheit berechnet wird, wobei der Ausgangswert der Integral-Regeleinheit von
der Integral-Regeleinheit aus einem Regelabweichungswert und einem
Anti-Wind-Up-Wert
berechnet wird, wobei der Anti-Wind-Up-Wert von der Anti-Wind-Up- Berechnungseinheit
aus der Differenz eines ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts und eines
zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts berechnet wird, wobei der zweite
Anti-Wind-Up-Teilwert von der Teilwertbeschränkungseinheit auf ein Teilwertmaximum
gesetzt wird, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert über einer ersten Teilwertschwelle
liegt, und/oder von der Teilwertbeschränkungseinheit auf ein Teilwertminimum
gesetzt wird, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert unter einer zweiten Teilwertschwelle
liegt, wobei der erste Anti-Wind-Up-Teilwert aus dem Ausgangswert der
Integral-Regeleinheit und einem begrenzten Ausgangswert berechnet
wird, wobei der begrenzte Ausgangswert von der Ausgangswertbeschränkungseinheit
auf ein Ausgangswertmaximum gesetzt wird, wenn der weitere Ausgangswert über einer
ersten Ausgangswertschwelle liegt, und/oder von der Ausgangswertbeschränkungseinheit
auf ein Ausgangswertminimum gesetzt wird, wenn der weitere Ausgangswert
unter einer zweiten Ausgangswertschwelle liegt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
umfasst die Vorrichtung mindestens eine Einheit der Gruppe Proportional-Regeleinheit,
Differenzial-Regeleinheit, Vorsteuereinheit und Offset-Steuereinheit,
wobei der weitere Ausgangswert aus mindestens einem Ausgangswert
der Ausgangswerte der Proportional-Regeleinheit, der Differenzial-Regeleinheit,
der Vorsteuereinheit und der Offset-Steuereinheit berechnet wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
sind das Teilwertminimum und/oder das Teilwertmaximum über die
Teilwertbeschränkungseinheit
und/oder das Ausgangswertminimum und/oder das Ausgangswertmaximum über die
Ausgangswertbeschränkungseinheit
einstellbar.
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In
einer weiteren Ausführungsform
berechnet mindestens eine Stellwertbeschränkungseinheit einen begrenzten
Stellwert aus dem resultierenden Stellwert, wobei der begrenzte
Stellwert von der Stellwertbeschränkungseinheit auf ein Stellwertmaximum gesetzt
wird, wenn der resultierende Stellwert über einer ersten Stellwertschwelle
liegt, und/oder von der Stellwertbeschränkungseinheit auf ein Stellwertminimum
gesetzt wird, wenn der resultierende Stellwert unter einer zweiten
Stellwertschwelle liegt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
ist das Stellwertmaximum und/oder das Stellwertminimum über die
Stellwertbeschränkungseinheit
einstellbar.
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Die
Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die
Fig. zeigen:
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1 ein
schematisches Blockschaltbild einer klassischen Anti-Wind-Up-Struktur
und
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2 ein
schematisches Blockschaltbild einer verbesserten Anti-Wind-Up-Struktur.
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1 zeigt
ein schematisches Blockschaltbild einer klassischen Anti-Wind-Up-Struktur 1.
Ein resultierender Stellwert y' wird
dabei aus Ausgangswerten mehrerer Regel- und Steuereinheiten berechnet.
Die Regeleinheiten umfassen eine Integral-Regeleinheit 2 mit
einem Ausgangswert yi der Integral-Regeleinheit 2,
eine Proportional-Regeleinheit 3 mit einem Ausgangswert
yp der Proportional-Regeleinheit 3 und
eine Differenzial-Regeleinheit 4 mit einem Ausgangswert
yd der Differenzial-Regeleinheit 4.
Die Steuereinheiten umfassen eine Vorsteuereinheit 5 mit
einem Ausgangswert yv der Vorsteuereinheit 5 und
eine nicht dargestellte Offset-Steuereinheit mit einem Ausgangswert
yOffset der Offset-Steuereinheit. Der resultierende
Stellwert y' berechnet
sich als die Summe des Ausgangswerts yl der
Integral-Regeleinheit 2, des Ausgangswerts yp der
Proportional-Regeleinheit 3, des Ausgangswerts yd der Differenzial-Regeleinheit 4,
des Ausgangswerts yv der Vorsteuereinheit 5 und
des Ausgangswerts yOffset der Offset-Steuereinheit. Die
Vorsteuereinheit 5 berechnet den Ausgangswert yv der Vorsteuereinheit 5 aus einer
Vorsteuergröße w über eine
Berechnungsvorschrift für
den Ausgangswert yv der Vorsteuereinheit 5.
Analog berechnet die Proportional-Regeleinheit 3 den Ausgangwert
yp der Proportional-Regeleinheit 3 über eine
Berechnungsvorschrift des Ausgangwerts yp der
Proportional-Regeleinheit 3 aus einer Regelabweichung e,
die sich als Differenz einer Sollgröße r und der Vorsteuergröße w ergibt.
Die Differenzial-Regeleinheit 4 berechnet den Ausgangswert
yd über
eine Berechnungsvorschrift für
den Ausgangswert yd der Differenzial-Regeleinheit 4 aus
der Regelabweichung e. Die Integral-Regeleinheit 2 berechnet den
Ausgangswert yl der Integral-Regeleinheit 2 über eine
Berechnungsvorschrift des Ausgangswerts yi der
Integral-Regeleinheit 2 aus
einer Integral-Regeleinheit-Eingangsgröße, die sich als Differenz
zwischen der Regelabweichung e und einem Anti-Wind-Up-Wert AWW berechnet.
Der Anti-Wind-Up-Wert AWW ist dabei ein Ausgangswert einer Anti-Wind-Up-Berechnungseinheit 6 und
berechnet sich über
eine Anti-Wind-Up-Berechnungsvorschrift aus der Differenz eines
ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts
AWW1 und eines zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW2. Der erste Anti-Wind-Up-Teilwert AWW1 ist
dabei gleich dem resultierenden Stellwert y'. Der zweite Anti-Wind-Up-Teilwert AWW2 ist
gleich einem begrenzten Stellwert y, der von einer Stellwertbeschränkungseinheit 7 aus
dem resultierenden Stellwert y' berechnet
wird. Die Stellwertbeschränkungseinheit 7 ermittelt
aus dem resultierenden Stellwert y' auf deterministische Weise den begrenzten
Stellwert y. Dabei beschränkt
die Stellwertbeschränkungseinheit 7 den
begrenzten Stellwert y auf ein Stellwertmaximum ymax,
wenn der resultierende Stellwert y' über
einer ersten Stellwertschwelle liegt, oder auf ein Stellwertminimum
ymin, wenn der resultierende Stellwert y
unter einer zweiten Stellwertschwelle liegt. Ist der resultierende
Stellwert y' kleiner
oder gleich der ersten Stellwertschwelle und größer oder gleich der zweiten Stellwertschwelle,
so ergibt sich der begrenzte Stellwert beispielsweise aus einem
linearen Zusammenhang zwischen resultierendem Stellwert y' und begrenztem Stellwert
y.
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In 1 ist
auch dargestellt, dass das Stellwertmaximum ymax und
das Stellwertminimum ymin der Stellwertbeschränkungseinheit 7 einstellbar
sind, indem das Stellwertmaximum ymax und
das Stellwertminimum ymin Eingangsgrößen der
Stellwertbeschränkungseinheit 7 sind.
Ebenso ist vorstellbar, dass das Stellwertmaximum ymax und
das Stellwertminimum ymin fest in der Stellwertbeschränkungseinheit 7 eingestellt
und damit nicht veränderbar
sind. Gleichfalls ist denkbar, dass die erste Stellwertschwelle und/oder
die zweite Stellwertschwelle einstellbar oder fest eingestellt und
damit nicht veränderbar sind.
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2 zeigt
ein schematisches Blockschaltbild einer verbesserten Anti-Wind-Up-Struktur 8.
Im Gegensatz zur klassischen Anti-Wind-Up-Struktur 1 findet
bei der verbesserten Anti-Wind-Up-Struktur 8 eine veränderte Berechnung
des ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW1 und des zweiten Anti-Wind-Up-Teilwerts
AWW2 statt. Dazu werden die Ausgangswerte der Regeleinheiten 2, 3, 4,
der Vorsteuereinheit 5 und der nicht dargestellten Offset-Steuereinheit
aufgeteilt in den Ausgangswert yl der Integral-Regeleinheit 2,
der auch als speichernder Stellwertanteil bezeichnet wird, und in
die Summe der Ausgangswerte yp, yd, yv, yOffset der
Proportional-Regeleinheit 3, der Differenzial-Regeleinheit 4, der
Vorsteuereinheit 5 und der nicht dargestellten Offset-Steuereinheit.
Diese Ausgangswerte yp, yd,
yv, yOffset werden
auch als der nicht-speichernde Stellwertanteile bezeichnet, da sich
die Ausgangswerte yp, yd,
yv, yOffset der
Proportional-Regeleinheit 3, der Differenzial-Regeleinheit 4,
der Vorsteuereinheit 5 und der nicht dargestellten Offset-Steuereinheit
immer zum aktuellen Zeitpunkt berechnen und keine Informationen über den
Zeitverlauf der Regelabweichung e bzw. der Vorsteuergröße w berücksichtigen. Analog
können
auch die Proportional-Regeleinheit 3, die Differenzial-Regeleinheit 4,
die Vorsteuereinheit 5 und die nicht dargestellten Offset-Steuereinheit
als nicht-speichernde
Regel- oder Steuereinheiten bezeichnet werden. In 2 ist
die Summe der nicht-speichernden
Stellwertanteile als ein weiterer Ausgangswert y''' bezeichnet.
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Der
erste Anti-Wind-Up-Teilwert AWW1 berechnet sich als die Summe eines
begrenzten Ausgangswerts y'' und dem Ausgangswert
yl der Integral-Regeleinheit 2.
Der begrenzte Ausgangswert y'' ist dabei eine Ausgangsgröße einer
Ausgangswertbeschränkungseinheit 9.
Eine Eingangsgröße der Ausgangswertbeschränkungseinheit 9 ist
der weitere Ausgangswert y'''. Die Ausgangswertbeschränkungseinheit 9 ermittelt
aus dem weiteren Ausgangswert y''' auf deterministische Weise den begrenzten Ausgangswert
y'' und beschränkt den
begrenzten Ausgangswert y'' auf ein Ausgangswertmaximum y''max, wenn der
weitere Ausgangswert y''' über
einer ersten Ausgangswertschwelle liegt, oder auf ein Ausgangswertminimum
y''min,
wenn der weitere Ausgangswert y''' unter einer zweiten Ausgangswertschwelle
liegt. Ist der weitere Ausgangswert y''' kleiner oder gleich
der ersten Ausgangswertschwelle und größer oder gleich der zweiten
Ausgangswertschwelle, so ergibt sich der begrenzte Ausgangswert y'' beispielsweise über einen linearen Zusammenhang
zwischen dem weiteren Ausgangswert y''' und dem begrenzten
Ausgangswert y''.
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Damit
wird, anders als bei der klassischen Anti-Wind-Up-Struktur 1,
die Summe der nicht-speicherenden
Ausgangswerte yp, yd,
yv, yOffset der nicht-speichernden
Regler- bzw. Steuereinheiten auf das Ausgangswertmaximum y''max oder das
Ausgangswertminimum y''min beschränkt. Zu
dieser somit beschränkten
Summe wird anschließend
der speichernde Stellwertanteil bzw. der Ausgangswert yl der Integral-Regeleinheit 2 aufaddiert,
um den ersten Anti-Wind-Up-Teilwert AWW1 zu bilden. Der erste Anti-Wind-Up-Teilwert
AWW1 dient als Eingangsgröße einer
Teilwertbeschränkungseinheit 7', deren Ausgangsgröße der zweite
Anti-Wind-Up-Teilwert
AWW2 ist. Die Teilwertbeschränkungseinheit 7' ermittelt aus dem
ersten Anti-Wind-Up-Teilwert
(AWW1) auf deterministische Weise den zweiten Anti-Wind-Up-Teilwert
(AWW2). Der zweite Anti-Wind-Up-Teilwert AWW2 wird dabei von der
Teilwertbeschränkungseinheit 7' auf ein Teilwertmaximum
AWW2max gesetzt, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert
AWW1 über
einer ersten Teilwertschwelle liegt, oder auf ein Teilwertminimum
AWW2min gesetzt, wenn der erste Anti-Wind-Up-Teilwert
AWW1 unter einer zweiten Teilwertschwelle liegt. Ist der erste Anti-Wind-Up-Teilwert
(AWW1) kleiner oder gleich der ersten Teilwertschwelle und größer oder
gleich der zweiten Teilwertschwelle, so ergibt sich der zweite Anti-Wind-Up-Teilwert
(AWW2) beispielsweise über
einen linearen Zusammenhang zwischen dem ersten Anti-Up-Teilwert (AWW1)
und dem zweiten Anti-Wind-Up-Teilwert (AWW2).
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Aus
der Differenz des ersten Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW1 und des zweiten
Anti-Wind-Up-Teilwerts
AWW2 berechnet sodann die Anti-Wind-Up-Berechnungseinheit 6 den
Anti-Wind-Up-Wert
AWW. In der 2 ist ebenfalls dargestellt,
dass das Ausgangswertmaximum y''max,
das Teilwertmaximum AWW2max, das Stellwertmaximum ymax, das Ausgangswertminimum y''min, das Teilwertminimum
AWW2min und das Stellwertminimum ymin einstellbar sind, wobei das Ausgangswertmaximum y''max, gleich
dem Teilwertmaximum AWW2max gleich dem Stellwertmaximum
ymax ist und das Ausgangswertminimum y''min, gleich
dem Teilwertminimum AWW2min gleich dem Stellwertminimum
ymin ist. Auch die erste und die zweite
Ausgangswertschwelle, die erste und die zweite Teilwertschwelle
und die erste und die zweite Stellwertschwelle können einstellbar sein, wobei
vorzugsweise die erste Ausgangswertschwelle gleich der ersten Teilwertschwelle
gleich der ersten Stellwertschwelle und die zweite Ausgangswertschwelle
gleich der zweiten Teilwertschwelle gleich der zweiten Stellwertschwelle
ist.
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Selbstverständlich ist
auch vorstellbar, dass mindestens ein Wert der Gruppe Ausgangswertmaximum,
Ausgangswertminimum, Teilwertmaximum, Teilwertminimum, Stellwertmaximum,
Stellwertminimum, erste Ausgangswertschwelle, zweite Ausgangswertschwelle,
erste Teilwertschwelle, erste Stellschwertschwelle und zweite Stellwertschwelle fest
eingestellt und damit nicht veränderbar
ist.
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Durch
die in der 2 dargestellte verbesserte Anti-Wind-Up-Struktur 8 ergibt
sich folglich, dass, wenn die Summe der nicht-speichernden Stellwertanteile
die erste Ausgangswertschelle überschreitet
bzw. die zweite Ausgangswertschwelle unterschreitet, ein rein rechnerischer
Stellwertanteil in Höhe
des Ausgangswertmaximums y''max bzw.
des Ausgangswertminimums y''min ermittelt
wird, mit dem der Anti-Wind-Up-Wert AWW statt der unbeschränkten Summe
der nicht-speichernden Stellwertanteile ermittelt wird. Verändert sich
die Summe der nicht-speichernden
Stellwertanteile im Übersteuerungsbereich,
so ändert
sich nichts an der Berechnung des Anti-Wind-Up-Teilwerts AWW, was
zu keiner unerwünschten Änderung
des resultierenden Stellwerts y' führt. Auch
bei einer Variierung des Ausgangswertmaximums y''max und/oder des Ausgangswertminimums y''min ändert sich
der ermittelte Anti-Wind-Up-Wert AWW nicht, solange sich die Summe
der nicht-speichernden Stellwertanteile im Übersteuerungsbereich befindet.
Für den
Fall, dass die Summe der nicht-speichernden Stellwertanteile sich nicht
im Übersteuerungsbereich,
aber der resultierende Stellwert y' sich aufgrund eines hohen Ausgangsgswerts
yl der Integral-Regeleinheit 2 im Übersteuerungsbereich
befindet, funktioniert die verbesserte Anti-Wind-Up-Struktur 8 wie
die klassische Anti-Wind-Up-Struktur 1.
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Unter
gewissen Umständen
kann es erwünscht
sein, dass sich die verbesserte Anti-Wind-Up-Struktur 8 auch im Übersteuerungsbereich
wie die klassische Anti-Wind-Up-Struktur 1 verhält. Dies
wird erreicht, indem entweder die Ausgangswertbeschränkungseinheit 9 durch
eine Leitungsbrücke
ersetzt wird oder indem die erste Ausgangswertschwelle auf einen
sehr hohen Wert des weiteren Ausgangswerts y''' und die zweite Ausgangswertschwelle
auf einen sehr niedrigen Wert des weiteren Ausgangswerts y''' eingestellt
wird. Durch die Einstellung der ersten bzw. zweiten Ausgangswertschwelle
auf einen sehr hohen bzw. sehr niedrigen Wert wird erreicht, dass
die Ausgangswertbeschränkungseinheit 9 praktisch
keine Beschränkung
des begrenzten Ausgangswerts y'' auf das Ausgangswertmaximum
y''max oder
das Ausgangswertminimum y''min bewirkt.
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Es
ist beispielsweise vorstellbar, die verbesserte Anti-Wind-Up-Struktur 8 zur
Freilaufbegrenzung am Ende eines so genannten Segelbetriebs eines
Kraftfahrzeugs einzusetzen. Im Segelbetrieb läuft ein Motor des Kraftfahrzeugs
im Leerlauf. Gibt ein Fahrzeugführer
Gas, so steigt eine Motordrehzahl des Motors. Um vom Segelbetrieb
nun in einen normalen Fahrbetrieb mit einem eingelegten Gang zu
gelangen, wird die Motordrehzahl so geregelt, dass die Motordrehzahl
sich der Synchrondrehzahl des gewünschten Ganges anpasst und
einen niedrigen Motordrehzahlgradienten aufweist, womit ein komfortabler Übergang
zwischen Segelbetrieb und Fahrbetrieb ermöglicht wird. Ein Motordrehzahlregler umfasst
dabei in der Regel eine Proportional-Regeleinheit 3, eine
Integral-Regeleinheit 2 und eine Vorsteuereinheit 5.
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Der
begrenzte Stellwert y ist in diesem Fall ein Motorsollmoment, die
Sollgröße r ein
Gradient der Motordrehzahl und die Vorsteuergröße w ist ein Sollgradient,
mit dem die Motordrehzahl in die Synchrondrehzahl einlaufen soll.
Der Sollgradient wird dabei mittels eines überlagerten Motordrehzahlreglers
in Abhängigkeit
des Verhältnisses
von der Motordrehzahl zur Synchrondrehzahl variiert.
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Das
Stellwertminimum ymin ist das niedrigste Motormoment,
welches der Motor bereitstellen kann. Das Stellwertmaximum ymax ist das Motormoment, welches augenblicklich
in Abhängigkeit
einer Fahrpedalstellung und der Motordrehzahl bereitgestellt werden
kann.
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Nach
einer Fahrpedalbetätigung
baut der Motor stetig das Motormoment auf. Der Ausgangswert yv der Vorsteuereinheit 5 kann dabei
so groß werden,
dass die Summe der nicht-speicherenden Stellwertanteile über dem
Stellwertmaximum ymax liegt, womit das vom
Regler berechnete Motormoment größer als
das maximal mögliche
Motormoment ist und sich somit die Regelung im Übersteuerungsbereich befindet.
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Die
klassische Anti-Wind-Up-Struktur war für die Freilaufbegrenzung nicht
ausreichend, da die verzögernde
Reaktion der Integral-Regeleinheit 2 den gewünschten
hochdynamischen Übergang
von Motordrehzahl im Segelbetrieb in die Synchrondrehzahl behinderte.
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Es
ist weiterhin vorstellbar, die verbesserte Anti-Wind-Up-Struktur 8 zur
Temperaturregelung von Kühlöl eines
Kraftfahrzeugs einzusetzen. Ein Temperaturregler umfasst dabei in
der Regel eine Proportional-Regeleinheit 3 und eine Integral-Regeleinheit 2.
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Eine
Vorsteuergröße w des
Temperaturreglers ist eine Temperatur, die sich aus einem Kennfeld der
Temperatur des Kühlöls und einer
Kühlwassertemperatur
ergibt.
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Der
begrenzte Stellwert y ist ein Sollvolumenstrom, der über eine
Kennlinie in einen Sollstrom umgerechnet wird. Damit wird ein Stellventil
angesteuert, welches einen Kühlölvolumenstrom
einstellt.
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Die
Sollgröße r ist
die Temperatur des Kühlöls, welches
eine Kupplung, die gekühlt
werden soll, wieder verlässt.
Die zu kühlende
Kupplung stellt also die Regelstrecke dar.
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Die
obere Stellwertbeschränkung
ymax und die untere Stellwertbeschränkung ymin ergibt sich aus den physikalisch möglichen
minimalen und maximalen Kühlölvolumenströmen.
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Die
klassische Anti-Wind-Up-Struktur 1 erzeugte den vorhergehend
beschriebenen sägezahnförmigen Verlauf
des Kühlölvolumens
an den physikalisch möglichen
minimalen und maximalen Kühlölvolumenströmen, der
mit der verbesserten Anti-Wind-Up-Struktur 8 vermieden
wird.