DE102009005974B4 - Fahrbare Gehhilfe - Google Patents
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Abstract
Fahrbare Gehhilfe mit zwei gelenkten Rädern (1) und zwei ungelenkten Rädern (2), Handgriffen (3) zum Abstützen eines Benutzers beim Gehen und einer Anzeigevorrichtung (4) auf dem ein Auswahlmenü für verschiedene Funktionen und/oder einzelne Befehle anzeigbar ist und über Steuersignale einer Auswähleinrichtung eine der angezeigten Funktionen auswählbar oder ein Befehl ausführbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil der Steuersignale der Auswahleinrichtung (4) in Abhängigkeit von der Drehung mindestens eines der Räder (1, 2) erzeugbar ist.
Description
- Die Erfindung betrifft eine fahrbare Gehhilfe mit zwei gelenkten Rädern, zwei ungelenkten Rädern, Handgriffen zum Abstützen eines Benutzers beim Gehen und einer Anzeigevorrichtung auf dem ein Auswahlmenü für verschiedene Funktionen und/oder einzelne Befehle anzeigbar und über Steuersignale einer Auswahleinrichtung eine der angezeigten Funktionen auswählbar oder ein Befehl ausführbar ist.
- Eine solche Gehhilfe ist beispielsweise aus der
DE 103 18 929 B3 bekannt. Diese Gehhilfe dient zur Unterstützung und zum Training gehbehinderter Personen, die in den Bewegungsdaten des Gerätes aufgezeichnet und anschließend von einem Betreuer des Benutzers ausgewertet werden können. Die Datenerfassung erfolgt durch an der Gehhilfe angebrachte Sensoren, die Bestandteil einer Datenerfassungseinrichtung sind. Je nach Bedarf können aus einer in der Auswerteeinrichtung bereits hinterlegten Menge von Unterstützungs- und Trainingsfahrten unterschiedliche Routen und mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausgewählt oder nach Identifizierung des Benutzers oder Erkennung der Mobilität des Benutzers ein geeignetes Trainingsprogramm automatisch ausgewählt werden. Auf diese Weise kann für jeden Benutzer eine für ihn individuell leistungs- und rehabilitationsgerechte Gehhilfe-Fahrt bzw. ein entsprechendes Trainingsprogramm zur Verfügung gestellt werden. Dazu muss die Gehhilfe über einen Antriebsmotor verfügen. Die Identifikation des Benutzers erfolgt durch explizite Eingabe einer Benutzererkennung. Sie kann jedoch auch über einen Transponder, über Gesichtsfelderkennung oder über andere Identifikationsmechanismen erfolgen. Die Kommunikation mit dem Benutzer kann dabei über einen Touch-Screen, einen Drucktaster (Tastschalter) oder durch Sprachein- bzw. Sprachausgabe in Form von Fragen, Sicherheitshinweisen und Anweisungen erfolgen. In die Auswerteeinrichtung kann ein Navigationsmodul integriert sein, das die Steuereinrichtung und somit den Antrieb nach Vorgabe eines Ziels automatisch zur Bewegung zu diesem Ziel ansteuert. In diesem Fall bestimmt nicht der Benutzer die Fahrtroute, sondern die Gehhilfe fährt eigenständig zu dem vorgegebenen Zielpunkt. In ein solches Navigationsmodul lässt sich beispielsweise auch eine Rückkehrfunktion integrieren, bei der der Benutzer auf eine von ihm veranlasste Eingabe, beispielsweise einen Knopfdruck, die Auswahl der Funktion „Rückkehr” auf dem Bildschirm oder durch eine Spracheingabe zu dem Ausgangspunkt zurückgeführt wird. - Je nach Mobilitätsgrad des Benutzers kann es für ihn sehr schwierig sein, eine von ihm gewünschte Funktion auf dem Touch-Screen manuell auszuwählen und die ausgewählte Funktion dann zu ihrer Durchführung anzutippen. Eine Sprachsteuerung ist teuer und arbeitet in Abhängigkeit von Umgebungsgeräuschen nicht immer zuverlässig. Spricht der Benutzer nicht deutlich genug, ist eine Sprachsteuerung für ihn ungeeignet.
- Die
EP 2 062 559 A1 offenbart eine Gehhilfe, die mit einer Kommunikationseinheit zum Senden eines Notrufes ausgerüstet ist. Durch die Verbindung der Gehhilfe mit der Kommunikationseinheit soll sichergestellt werden, dass der Benutzer die Kommunikationseinheit immer in seiner Nähe hat und ausgeschlossen wird, dass die verloren gehen kann und dann gesucht werden muss. Diese Kommunikationseinheit kann wesentlich größer aufgebaut werden als übliche Kommunikationseinheiten, da sie nicht in irgendwelche Taschen passen müssen. Dadurch können die Bedienelemente auch entsprechend groß ausgestaltet werden. - Von dieser Problemstellung ausgehend soll die eingangs beschriebene Gehhilfe so verbessert werden, dass die Auswahl der gewünschten Funktion und/oder die Eingabe von Befehlen, wie beispielsweise eine Zieleingabe in ein Navigationssystem, vereinfacht werden.
- Zur Problemlösung ist bei der gattungsgemäßen Gehhilfe vorgesehen, dass zumindest ein Teil der Steuersignale der Auswähleinrichtung in Abhängigkeit von der Drehung mindestens eines der Räder erzeugt wird.
- Durch diese Ausgestaltung ist es dem Benutzer möglich, auf der Anzeigeeinrichtung, die vorzugsweise ein Bildschirm ist, angezeigte Funktionen durch entsprechendes Bewegen der Gehhilfe auszuwählen.
- Wenn eine Einrichtung zur Erfassung der Drehrichtung des mindestens eines der Räder vorgesehen ist, kann beispielsweise der „Balken” auf dem Bildschirm, der die aktuell auswählbare Funktion optisch hervorhebt, durch Vor- und Zurückfahren der Gehhilfe „gescrollt” werden.
- Wenn das mindestens eine Rad eines der gelenkten Räder ist, kann vorzugsweise ein Teil der Steuersignale auch in Abhängigkeit des Lenkwinkels Ψ dieses Rades erzeugt werden und so beispielsweise durch seitliches Bewegen der Gehhilfe die durch die Vor- und Zurückbewegung zuvor angewählte Funktion ausgewählt werden, wie dies sonst üblicherweise durch Drücken einer Taste (beispielsweise bei einer Computermaus) erfolgt.
- Zum Auswählen/Quittieren kann aber auch eine manuell betätigbare Einrichtung, insbesondere ein Taster, vorgesehen sein, der an einem der Handgriffe angeordnet werden kann.
- Wenn die Anzeigevorrichtung und die Auswähleinrichtung Bestandteil eines Navigationssystems sind, kann insbesondere auch eine Rückführfunktion aktiviert werden, die den Benutzer, der beispielsweise die Orientierung verloren hat, sicher zu seinem Ausgangspunkt zurückführt.
- Eine besonders einfache Möglichkeit der Führung des Benutzers ist gegeben, wenn zumindest die nicht lenkbaren Räder selbsttätig abbremsbar sind. Der einzuschlagende Weg wird dem Benutzer dadurch vermittelt, in dem die Richtungen, die einschlagbar sind, ohne zum Ziel zu führen, dadurch blockiert werden, dass die Räder dann, wenn der Benutzer diese Richtung einschlagen will, gebremst, vorzugsweise blockiert, werden. Er kann dann also nicht in die falsche Richtung gehen, sondern muss solange eine andere Richtung einschlagen, bis die Räder wieder freigegeben sind. Dies ist konstruktiv nicht nur sehr einfach zu realisieren, was es gestattet, dass die Gehhilfe nicht durch einen Motor angetrieben zu werden braucht, sondern ausschließlich durch die Schiebekraft des Benutzers bewegt wird. Die konstruktive Umsetzung ist einfach möglich, wenn der bzw. die Drehwinkel Ψ der gelenkten Räder erfasst werden, weil sofort eine Rückkopplung von der eingeschlagenen Gehrichtung möglich ist.
- Die Anzeigevorrichtung ist vorzugsweise so zwischen den Handgriffen angeordnet, dass sie gut im Blickfeld des Benutzers liegt und, wenn eine manuelle Einrichtung zum Quittieren bzw. Anwählen der ausgewählten Funktion verwendet wird, kann diese vorzugsweise an einem der Handgriffe oder in der Nähe eines der Handgriffe angeordnet werden.
- Mit Hilfe einer Zeichnung soll ein Ausführungsbeispiel der Erfindung nachfolgend näher erläutert werden.
- Es zeigt:
-
1 die schematische Seitenansicht einer Gehhilfe; -
2 die schematische Darstellung eines Rades der Gehhilfe nach1 . - Die fahrbare Gehhilfe, die umgangssprachlich Rollator genannt wird, besteht aus dem nach hinten offenen Rahmen
5 . An den freien Enden der beiden Schenkel (in1 ist nur ein Schenkel gezeigt) sind die nicht gelenkten Hinterräder2 angeordnet. Am gegenüberliegenden Ende der Schenkel ist ein in vertikaler Richtung verlaufender Rahmen7 angeordnet, an dessen beiden unteren Seiten die um eine vertikale Achse V schwenkbaren Lenkräder1 angeordnet sind. Weil der Rahmen5 nach hinten offen ist, kann der Benutzer zwischen die Schenkel5 treten und sich an den Handgriffen3 am Rahmen7 abstützen. Im Sichtfeld des Benutzers ist zwischen den beiden Handgriffen3 ein Bildschirm/Display4 angeordnet, auf dem ein Menü mit verschiedenen Funktionen eines Navigationssystems anzeigbar ist. Über das Menü kann das Ziel eingegeben werden, indem beispielsweise einzelne Buchstaben nacheinander ausgewählt werden oder andere Funktionen wie beispielsweise „Heimführfunktion” oder „neue Zieleingabe” oder andere Funktionen auswählbar sind. Die Auswahl einer Funktion erfolgt beispielsweise durch einen quer über dem Bildschirm angeordneten optischen Balken, der nach oben und unten bewegt werden kann (scrollen) und wenn die richtige Funktion ausgewählt ist, entsprechend quittiert wird, indem beispielsweise der Taster6 gedrückt wird. Die Auswahl von speziellen Funktionen eines Bildschirmmenüs ist seit langem üblich. - Um den Balken über den Bildschirm zu scrollen werden die Steuersignale über eine Auswähleinrichtung erzeugt, die die Drehung eines der Hinterräder
2 erfasst. Hierzu ist an dem Rad2 ein Zahnkranz11 vorgesehen, über dem in radialer Richtung ein Inkrementalgeber8 angeordnet ist, so dass erfassbar ist, ob sich das Rad2 nach vorne oder zurück bewegt. Durch entsprechendes Bewegen der Gehhilfe werden dann entsprechende Signale erzeugt, die den optischen Balken auf dem Bildschirm4 nach oben oder nach unten bewegen. Beispielsweise wird der Balken nach oben bewegt, wenn die Gehhilfe nach vorn geschoben wird und nach unten, wenn die Gehhilfe zurückgezogen wird. Bei entsprechender Ausgestaltung des Zahnkranzes11 und des Inkrementalgebers8 sind bereits kleine Bewegungen ausreichend, um den Bildschirm zu scrollen. Ist der gewünschte Menüpunkt ausgewählt, wird er durch Drücken des Tasters6 quittiert. - Anstatt einen Taster
6 zu verwenden, könnte auch vorgesehen sein, den Schwenkwinkel Ψ der Lenkräder1 zu erfassen, so dass zwei unterschiedliche Signale erzeugt werden können, je nachdem in welche Richtung das Rad schwenkt. Damit kann beispielsweise eine solche Quittierung erfolgen, wie sie von Computermäusen bekannt ist, indem entweder die rechte oder die linke Maustaste gedrückt wird. - Zumindest die Hinterräder
2 sind mit je einer Bremse versehen. In2 ist die Bremse9 dargestellt, die einen Stift10 umfasst, der zwischen zwei Zähne des Zahnkranzes11 eingreifen kann, so dass die Bewegung des Rades2 blockiert ist. Es kann aber auch eine Felgenbremse vorgesehen sein, die eine etwas sanftere Abbremsung des Rades gestattet. Wenn der Benutzer am Bildschirm4 das gewünschte Ziel in das Navigationsgerät eingegeben hat und die Route berechnet wurde, greift die Bremse9 immer dann ein, wenn der Benutzer nicht die zum Ziel führende Richtung einschlägt. Steht er beispielsweise an einer Weggabelung und muss nach links abbiegen, um das Ziel zu erreichen, werden die Hinterräder2 durch die Bremse9 dann blockiert, wenn der Benutzer den Weg nach rechts einschlägt und die Lenkräder1 entsprechend verschwenken, wodurch er sofort eine Rückkopplung erhält. Die Räder2 werden erst dann freigegeben, wenn die richtige Richtung eingeschlagen wird. Damit erfolgt eine sichere Rückkopplung an den Benutzer auch dann, wenn mehr als zwei Alternativen für einen einzuschlagenden Weg vorhanden sind. - Beispielsweise in dem Fall, dass der Benutzer stark sehbehindert ist und Funktionen auf einem Bildschirm nicht ablesen kann, ist vorstellbar, dass neben der Anzeige ein sprachgesteuerter Dialog zur Auswahl der geeigneten Funktion von dem Navigationssystem ausgeht. Das bedeutet, dass der Benutzer beispielsweise gefragt wird „wollen sie die Heimführfunktion aktivieren” und, wenn dies von ihm gewünscht ist, er die Gehhilfe beispielsweise nach vorn bewegen muss, um dies zu quittieren. Für den Fall, dass dies von ihm nicht gewünscht ist, die Gehhilfe dann entsprechend zurückbewegen muss, um dann eine weitere auswählbare Funktion genannt zu bekommen. Auch die Zieleingabe in das Navigationssystem, also die Auswahl einer Buchstabenfolge, kann entsprechend ausgeführt werden, indem die Sprachausgabe einzelne Buchstaben vorspricht, die dann quittiert oder abgelehnt werden.
- Bezugszeichenliste
-
- 1
- Rad/Lenkrad
- 2
- Rad/Lenkrad
- 3
- Handgriff
- 4
- Display/Bildschirm/Anzeigevorrichtung
- 5
- Rahmen
- 6
- Taster/Tastschalter
- 7
- Rahmen
- 8
- Inkrementalgeber
- 9
- Bremse
- 10
- Zapfen
- 11
- Zahnkranz
- V
- vertikale Achse
- Ψ
- Lenkwinkel
Claims (11)
- Fahrbare Gehhilfe mit zwei gelenkten Rädern (
1 ) und zwei ungelenkten Rädern (2 ), Handgriffen (3 ) zum Abstützen eines Benutzers beim Gehen und einer Anzeigevorrichtung (4 ) auf dem ein Auswahlmenü für verschiedene Funktionen und/oder einzelne Befehle anzeigbar ist und über Steuersignale einer Auswähleinrichtung eine der angezeigten Funktionen auswählbar oder ein Befehl ausführbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil der Steuersignale der Auswahleinrichtung (4 ) in Abhängigkeit von der Drehung mindestens eines der Räder (1 ,2 ) erzeugbar ist. - Gehhilfe nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Einrichtung (
8 ,11 ) zur Erfassung der Drehrichtung des mindestens einen Rades (2 ,3 ), - Gehhilfe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Rad eines der ungelenkten Räder (
2 ) ist. - Gehhilfe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Steuersignale in Abhängigkeit des Lenkwinkels (Ψ) eines gelenkten Rades (
1 ) erzeugbar ist. - Gehhilfe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Steuersignale von einer manuell betätigbaren Einrichtung (
6 ) erzeugbar ist. - Gehhilfe nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (
6 ) ein Tastschalter ist. - Gehhilfe nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigevorrichtung (
4 ) und die Auswähleinrichtung Bestandteil eines Navigationssystemes sind. - Gehhilfe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die beiden unlenkbaren Räder (
2 ) selbstätig abbremsbar sind. - Gehhilfe nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (
6 ) an einem Handgriff (3 ) angeordnet ist. - Gehhilfe nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigevorrichtung (
4 ) zwischen den Handgriffen (3 ) angeordnet ist. - Gehhilfe nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigevorrichtung (
4 ) ein Bildschirm ist.
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Legal Events
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