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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur zumindest teilweisen Entfernung
eines Radiotoxikums oder spezifischer Radiotoxika aus einer noch
betriebsfähigen kerntechnischen Anlage vor ihrer endgültigen
Stilllegung.
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Stand der Technik
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Angesichts
knapper und teurer Endlagerkapazitäten ist es beim Rückbau
kerntechnischer Anlagen unumgänglich, eine möglichst
große Teilmenge des anfallenden Abfalls konventionell zu
entsorgen und die Restmenge an radioaktiv kontaminiertem Abfall
zu minimieren bzw. in niedrigere Abfallkategorien zu überführen.
Während nicht kontaminierte Anlagenteile nach dem Freimessen
unmittelbar konventionell entsorgt werden können, sollten
die mit einem Radiotoxikum bzw. verschiedenen Radiotoxika kontaminierten
Teile zuvor behandelt werden, um die Radiotoxika zumindest partiell
vom nicht strahlenden Grundwerkstoff zu trennen. Hierzu ist es nach
Stand der Technik meist erforderlich, die Anlagenteile zunächst
in handhabbare Portionen zu zerlegen und diese Portionen mit geeigneten
Dekontaminationsverfahren zu behandeln.
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Nachteilig
beim Zerlegen sind der hohe technische Aufwand sowie die damit verbundenen
Strahlenbelastungen und Kosten. Die hohe Ortsdosisleistung im Inneren
einer kerntechnischen Anlage und die Gefahr einer Inkorporation
insbesondere bei der mechanischen Bearbeitung von Anlagenteilen
machen es vielfach erforderlich, das Zerlegen fernbedient und/oder
unter Wasser bzw. hinter Abschirmungen durchzuführen. Besonders
problematische Kontaminationen z. B. beim Rückbau graphitmoderierter Kernreaktoren
(Hochtemperaturreaktoren, MAGNOX, UNGG, AGR, RBMK, diverser Testreaktoren etc.)
sind in diesem Zusammenhang z. B. 14C wegen seiner
Biokompatibilität und 36Cl wegen
seiner Löslichkeit. Diese Isotope haben zudem relativ lange Halbwertszeiten,
so dass ihre Gefährlichkeit auch durch einen Jahrzehnte
währenden „sicheren Einschluss” vor Beginn
des Rückbaus nur unwesentlich gemindert wird.
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Aus
der
US 2002/0064251
A1 ist ein Verfahren bekannt, mit dem der Graphit eines
endgültig stillgelegten gasgekühlten graphitmoderierten
Reaktors durch endotherme Dampfreformierung in Wasserstoff und Kohlenmonoxid
umgesetzt werden kann. Hierzu wird die Reaktionswärme in
Form von überhitztem Wasserdampf in den Kernbereich eingebracht.
Nachteilig werden die Graphitaufbauten bei diesem Verfahren in nicht
kontrollierbarer Weise strukturell geschwächt, so dass
sie beim weiteren Rückbau zerbrechen können oder
die Kernstrukturen des Reaktors gar einstürzen können.
Zudem können sich aus dem entstehenden Wasserstoff und
Kohlenmonoxid hochexplosive Gasgemische bilden, wenn unkontrolliert
Sauerstoff in die Arbeitszone eintritt. Weiterhin ist nachteilhaft,
dass dieses Verfahren keine selektive Wirkung auf die Entfernung
spezifischer Radiotoxika besitzt und erst nach Beendigung des Reaktorbetriebs
Verwendung finden kann.
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Aufgabe und Lösung
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Es
ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, mit dem ein Radiotoxikum bzw. spezifische Radiotoxika
sicherer und zugleich kostengünstiger zumindest zum Teil
aus einer kerntechnischen Anlage entfernt werden können als
nach dem Stand der Technik. Dabei soll zudem eine bessere Trennung
des Radiotoxikums vom nicht strahlenden Grundwerkstoff der Anlage
erfolgen als nach dem Stand der Technik.
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Diese
Aufgaben werden erfindungsgemäß gelöst
durch ein Verfahren gemäß Hauptanspruch. Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den darauf rückbezogenen
Unteransprüchen.
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Gegenstand der Erfindung
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Im
Rahmen der Erfindung wurde ein Verfahren zur zumindest teilweisen
Entfernung mindestens eines Radiotoxikums aus einer kerntechnischen
Anlage entwickelt. Der nukleare Teil dieser Anlage wird im Betrieb
von mindestens einem Betriebsmittel durchströmt, das durch
mindestens einen Vorlauf in die Anlage eingeführt und durch
mindestens einen Rücklauf aus der Anlage ausgeführt
wird. Dabei kann es im nuklearen Teil der Anlage vorteilhaft erhitzt
werden. Das Betriebsmittel kann insbesondere eine Kühlflüssigkeit
oder ein Kühlgas sein, das im Normalbetrieb verwendet wird,
um die thermische Reaktorleistung auf Wärmetauscher zu übertragen.
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Erfindungsgemäß wird
mindestens ein Korrosionsmedium einzeln oder in Kombination mit
dem Betriebsmittel, vorzugsweise dosiert, durch den Vorlauf in die
auf geeigneter Temperatur befindliche Anlage eingeführt.
Der nukleare Teil der Anlage kann dabei insbesondere durch Kernspaltung
oder aber durch von außen eingebrachte Energie auf eine
Temperatur aufgeheizt werden, die die chemische Reaktion unterstützt
oder beschleunigt. Das Korrosionsmedium wird sodann in der Anlage,
vorteilhaft kontrolliert, mit dem Radiotoxikum in Kontakt gebracht und überführt
das Radiotoxikum durch eine chemische Reaktion zumindest zum Teil
in eine chemische Verbindung. Diese chemische Verbindung kann insbesondere
flüchtig, etwa ein Gas, sein.
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Dabei
findet die chemische Reaktion im Wesentlichen lediglich an äußeren
und inneren Oberflächen, mit denen das Korrosionsmedium
in Kontakt kommt, einschließlich innerer Oberflächen
von Poren, in die das Korrosionsmedium eindringt, statt. Die chemische
Verbindung wird zumindest zum Teil durch den Rücklauf aus
der Anlage ausgeführt. Sie kann vorteilhaft über
im Kreislauf für das Betriebsmittel, beispielsweise im
Kühlkreislauf, ohnehin schon vorhandene Reinigungseinrichtungen
während und nach Anwendung des Verfahrens aus diesem Kreislauf
entfernt werden. Der Korrosionsprozess kann durch die im nuklearen
Teil herrschende Temperatur, die durch Kernspaltung bereitgestellt
oder auch durch die Temperatur des Korrosionsmediums vorgegeben
sein kann, sowie durch die Dosierung des Korrosionsmediums so gesteuert
werden, dass weder die Sicherheit noch die Festigkeit der Strukturen
im nuklearen Teil (insbesondere Kernstrukturen) gefährdet
sind.
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Es
wurde erkannt, dass es durch diese Vorgehensweise nicht mehr erforderlich
ist, die Anlage im Zustand der höchstgradigen Kontamination
zu zerlegen. Stattdessen kann ein großer Teil der Kontamination
entfernt werden, während sich die Anlage in einem Zustand
befindet, der sich nur wenig vom sicheren Normalbetrieb unterscheidet.
Dies gilt insbesondere, wenn das Korrosionsmedium dem Betriebsmittel
in geringer Konzentration zudosiert wird. In diesem Zustand sind
alle Sicherheitseinrichtungen noch wirksam und alle Abschirmungen
noch intakt. Nach dem Stand der Technik musste gleich zu Beginn
des Rückbaus mit mechanischer Gewalt durch alle schützenden
Barrieren hindurch ein Weg ins Innere der Anlage gebahnt werden,
wo das Radiotoxikum in seiner gefährlichsten Form als offene,
inkorporierbare Kontamination vorlag. Erfindungsgemäß tritt
das Radiotoxikum nun nur noch an einem definierten Ort aus der Anlage
aus, nämlich durch den Rücklauf und insbesondere
durch die vielfach ohnehin in diesem Rücklauf vorhandenen
Reinigungsanlagen. Durch die Wahl des Korrosionsmediums kann darüber
hinaus bewirkt werden, dass bei der Reaktion mit den Radiotoxika
eine für die weitere Verarbeitung vergleichsweise risikoarme,
beispielsweise gasförmige, chemische Verbindung entsteht,
welche vorteilhaft in feste endlagerfähige Produkte überführt
werden können (z. B. Karbonate, Karbide oder Chloride).
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Das
erfindungsgemäße Verfahren bietet darüber
hinaus große Vorteile hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit.
Das Verfahren wird in der Regel nur durchgeführt, während
oder nachdem die kerntechnische Anlage bereits in einem genehmigten
Normalzustand betrieben wird oder betrieben worden ist. Es kann
insbesondere schon während des Reaktorbetriebs oder in
der Endphase der Betriebszeit angewendet werden. Dies hat nicht
nur den technischen Vorteil, dass die Betriebstemperaturen vorteilhaft
zur Unterstützung oder Beschleunigung der chemischen Reaktion
genutzt werden können. Weicht der Betriebszustand bei der
Durchführung des Verfahrens nur wenig von diesem Normalzustand
ab, so muss nur diese geringe Abweichung atomrechtlich genehmigt
werden. Beim Rückbau kerntechnischer Anlagen nach dem Stand
der Technik dagegen ist jedes Außerkraftsetzen eines Sicherheitssystems
mit zeitweiser oder endgültiger Stilllegung verbunden und
jeder Durchbruch durch eine Barriere auf Grund der dabei auftretenden
Gefährerhöhung separat zu genehmigen, was sich über
Jahre hinziehen kann und eine Wiederinbetriebnahme ausschließt.
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Die
erfindungsgemäß eingesetzte chemische Reaktion
findet im Wesentlichen lediglich an äußeren und
inneren Oberflächen, mit denen das Korrosionsmedium in
Kontakt kommt, einschließlich innerer Oberflächen
von Poren, in die das Korrosionsmedium – je nach Temperaturprofil
im nuklearen Teil und hier insbesondere im Reaktorkern vorteilhaft
in vergleichsweise niedrigen Konzentrationen – eindringt,
statt. Dies hat einen doppelten Effekt:
- • Zum
einen ist dadurch sichergestellt, dass die strukturelle Integrität
der kerntechnischen Anlage während der Durchführung
des Verfahrens erhalten bleibt. Indem nur oberflächennahe
Bereiche angegriffen werden, wird zudem vorteilhaft die Entstehung
von Lecks in den behandelten Anlagenteilen vermieden. So besteht
etwa ein gasgekühlter graphitmoderierter Reaktor aus einer
Vielzahl von Graphitblöcken, die zum Teil im Nut-Feder-System
aneinandergefügt sind. Diese Blöcke sind insbesondere
mit dem Radiotoxikum 14C kontaminiert, das
durch das erfindungsgemäße Verfahren zumindest
teilweise entfernt wird. Jeder einzelne Block trägt jedoch
auch zur mechani schen Stabilität der Anlage bei. Eine massive
chemische Reaktion, die 14C angreift, greift
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 12C und
damit die Struktur des Reaktorkerns an. Die Durchführung
der Reaktion lediglich an äußeren und inneren
Oberflächen verhindert, dass die Blöcke strukturell
geschwächt werden und die Kernstrukturen einstürzen.
Ein solcher Einsturz würde den weiteren Rückbau
sehr erschweren.
- • Eine gewisse Menge von 14C
und anderen Radiotoxika ist in Form feiner Stäube im Reaktorkreislauf
gebunden. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird
ein großer Teil der Feinstäube in gasförmige
Korrosionsprodukte umgesetzt und lässt sich vorteilhaft
ebenfalls über die Reinigungsanlagen des Kühlmittelkreislaufs
entfernen. Dieser Prozess lässt sich durch plötzliche
Veränderungen der Kühlmittelgeschwindigkeit, wie
etwa durch wiederkehrendes Ein- und Abschalten der Umwälzeinrichtungen
(etwa Kühlgasgebläse), vorteilhaft beeinflussen,
da hierdurch die Stäube aufgewirbelt und zur Reaktion gebracht
werden können. Damit wird zumindest der am leichtesten mobilisierbare
Staub noch vor Öffnen des Primärkreislaufs zum
konventionellen Rückbau entfernt bzw. in seiner Radiotoxizität
reduziert.
- • Zum anderen ist es möglich, das Radiotoxikum konzentrationsmindernd
von einem Grundwerkstoff zu entfernen, der ihm chemisch sehr ähnlich ist.
Es wurde erkannt, dass sich beim Betrieb kerntechnischer Anlagen
Kontaminationen zum größten Teil an äußeren
und inneren Oberflächen, einschließlich äußerer
und innerer Oberflächen von Porensystemen, anlagern. Indem
das Korrosionsmedium selektiv diesen Bereich angreift, wird der
mengenmäßig größte Anteil der
Kontamination entfernt. Was danach noch an Kontamination verbleibt,
ist vergleichsweise stabil in den Anlagenteilen gebunden und beim
letztendlichen Rückbau der Anlage deutlich weniger gefährlich als
die zuvor vorliegende offene und somit inkorporierbare Kontamination.
Dies gilt insbesondere für graphitmoderierte Reaktoren.
Indem nur äußere und innere Oberflächen
angegriffen werden, werden nur Bereiche angegriffen, die tatsächlich in
hohem Maße mit dem Radiotoxikum 14C
belastet sind. Das Produkt der chemischen Reaktion, das am Rücklauf
anfällt, ist somit in einem hohen Maße mit 14C belastet. Der im Reaktor verbleibende
Graphit weist nur noch eine geringe Restkontamination auf, die zudem
stabil auf regulären Gitterplätzen gebunden ist.
Hierdurch wird das Verfahren ein Verfahren zur in-situ Dekontamination des
Reaktors. Es ist das grundsätzliche Ziel einer jeden Dekontamination,
kontaminiertes Material von nicht oder nur schwach kontaminiertem
Material zu trennen, damit der Hauptteil der gesamten Kontamination
in ei nem möglichst geringen Endlagervolumen untergebracht
werden kann. Ist die Restkontamination in den Anlagenteilen stabil
gebunden, kann dies zudem ausschlaggebend dafür sein, dass
die Anlagenteile statt als „Intermediate-Level Waste” als „Low-Level
Waste” eingestuft und somit deutlich einfacher und kostengünstiger entsorgt
oder gar nach weiterer Behandlung wiederverwertet werden können.
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Speziell
beim Rückbau gasgekühlter graphitmoderierter Reaktoren
ist die Dekontamination deutlich effektiver, weil die chemische
Reaktion lediglich an äußeren und inneren Oberflächen
abläuft. Diese Reaktoren haben eine viel geringere Leistungsdichte als
wassermoderierte Reaktoren; gleichzeitig enthalten sie eine viel
größere Menge an Moderatormaterial. Wird Wasser
als Moderator verwendet, treffen die schnellen Neutronen auf ruhende
Wasserstoffatome mit Massenzahl 1. Aus der Energie- und Impulserhaltung
ergibt sich, dass die Neutronen bei jedem solchen Stoß einen
erheblichen Anteil ihrer kinetischen Energie auf ein Wasserstoffatom übertragen.
Wird dagegen Graphit als Moderator verwendet, treffen die schnellen
Neutronen auf ruhende Kohlenstoffatome 12C
mit Massenzahl 12. Diese bleiben auf Grund der Impulserhaltung praktisch
in Ruhe, während die Neutronen mit fast unverminderter
Geschwindigkeit und damit kinetischer Energie reflektiert werden.
Im Ergebnis wird für die Thermalisierung von Neutronen,
für die eine wenige Millimeter dicke Wasserschicht ausreicht,
eine etwa 40 cm lange Strecke in Graphit benötigt. Im Gegensatz
zum Wasser in wassermoderierten Reaktoren, das gleichzeitig als
Kühlmittel dient und daher ständig ausgetauscht
wird, verbleibt ein Graphitmoderator für die gesamte Betriebsdauer
im Reaktor. Somit reichert sich über die gesamte Betriebsdauer
Aktivität in ihm an. Daher ist kontaminierter Graphit der
Hauptbestandteil eines zurückzubauenden graphitmoderierten
Reaktors, während ein wassermoderierter Reaktor bis auf
einen überschaubaren Kernbereich konventionell zurückgebaut
werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren löst
den größten Teil der vorhandenen während
des Rückbaus oder im Endlager mobilisierbaren Aktivität
aus dem Graphit und vereinfacht zugleich die Handhabung der Restkontamination
in der sehr großen Graphitmenge.
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Neben
kontaminiertem Graphit fällt in einem gasgekühlten
graphitmoderierten Reaktor zusätzlich noch eine große
Menge an Fasermaterial an, mit dem die Heißgasleitungen
isoliert werden. Auch dieses Material lässt sich mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren vorteilhaft in-situ
dekontaminieren.
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Die
Durchführung der chemischen Reaktion lediglich an äußeren
und inneren Oberflächen lässt sich über
die Prozessparameter, speziell über die Zusammensetzung
des Korrosionsmediums, über die Menge und/oder Konzentration
des Korrosionsmediums sowie über Temperatur der kerntechnischen
Anlage und/oder des Korrosionsmediums, steuern. Bereits innerhalb
der üblichen Betriebstemperaturen gasgekühlter
graphitmoderierter Reaktoren (MAGNOX/UNGG: 150–400°C;
AGR: 250–650°C; HTR: 250–950°C)
besteht ein erheblicher Spielraum für die Steuerung der
Reaktion. Insbesondere bei den relativ geringen Temperaturen im
MAGNOX/UNGG sowie AGR wird eine stärkere Einbindung von
Radiotoxika, z. B. durch Diffundieren von oberflächennahen Kontaminationen
in das Kristallgitter oder in die übrigen Kernstrukturen
hinein verhindert. Damit kann auch ein Großteil der Oberflächenkontaminationen von
dem erfindungsgemäßen Verfahren erfasst werden.
Die Betriebstemperaturprofile lassen sich bei Bedarf auch durch
Modifikation des Gasdurchsatzes, Reduzierung der Anlagenleistung
und Optimierung der Leistungsverteilung (Veränderung der
Abschaltstabstellungen) anpassen, um einen ausreichenden Umsatz
an 14C und anderen Radiotoxika in allen
Teilen des Reaktorkerns zu erzielen.
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Die
Umsetzung von 14C in flüchtige
Kohlenstoffverbindungen geschieht bereits bei Temperaturen von unter
etwa 500°C. Bei diesen Temperaturen kann der Sauerstoff
weit in ein vorhandenes Porensystem eindringen, um die Kristalle
an der inneren Oberfläche partiell zu oxidieren. Bei höheren
Temperaturen setzt hingegen eine starke Oxidation an der Außenseite
der Graphitblöcke ein, da die Porendiffusion weniger stark
durch Temperaturerhöhung beschleunigt wird als die chemische
Reaktion und es damit zu einer Verarmung am Korrosionssauerstoff im
Inneren des Porensystems der zu korrodierenden Graphitblöcke
kommt. Die optimale Temperatur für die dosierte Korrosion
hängt damit von der chemischen Reaktivität des
Korrosionsmediums, der Diffusionsrate im Porensystem, welche zum
Beispiel durch Druckverminderung oder durch Zugabe leichter Inertgase
vergrößert oder kontrolliert werden kann, und
den Dimensionen des zu korrodierenden Materials ab. Es ist auch
möglich, die Kühlmittelzusammensetzung während
der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dahingehend zu verändern, dass die Korrosionsprodukte
(z. B. mit Radiokarbon angereichertes Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid)
leichter aus dem Kühlmittelkreislauf entfernt werden können.
Dies könnte z. B. durch zeitweisen Austausch des CO2 bei MAGNOX, UNGG und AGR gegen Edelgase
mit zudosierten Korrosionsmedien geschehen.
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Welches
Korrosionsmedium und welche Prozessparameter zu wählen
sind, hängt von der konkreten zu dekontaminierenden Anlage
sowie von den konkreten Radiotoxika ab, deren Entfernung aus der konkreten
Anlage dem Fachmann als Aufgabe gestellt wird. Ein Fachmann mit
chemischen Kenntnissen ist spätestens nach einer zumutbaren
Anzahl von Versuchen im Labormaßstab in der Lage, ein geeignetes
Korrosionsmedium und geeignete Prozessparameter zu finden. Somit
versetzt ihn die hier gegebene allgemeine technische Lehre in die
Lage, unter Zuhilfenahme seines allgemeinen Fachwissens die Erfindung
auszuführen. Der entscheidende Punkt der erfinderischen
Lehre ist, dass im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung in der
Fachwelt eine Dekontamination bereits stattfindet, während
die Anlage noch intakt ist.
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Die
Prozessparameter sind nicht auf den Bereich beschränkt,
der für den Normalbetrieb vorgesehen ist. So kann in der
Stilllegungsphase durchaus etwa die Temperatur in einen Bereich
jenseits der Auslegungsgrenze für den Normalbetrieb gesteigert werden,
und es kann dabei in Kauf genommen werden, dass die Dauerhaltbarkeit
von Anlagenteilen eventuell irreversibel geschwächt wird.
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Tritt
am Rücklauf die aus dem Radiotoxikum und dem Korrosionsmedium
gebildete chemische Verbindung zusammen mit dem Betriebsmittel aus, so
können vorteilhaft bereits vorhandene Reinigungseinrichtungen
der Anlage verwendet werden, um die kontaminierte Verbindung von
dem nicht kontaminierten Betriebsmittel zu trennen. Beispielsweise weisen
gasgekühlte graphitmoderierte Reaktoren in der Regel eine
Gasreinigungsanlage auf, die gegebenenfalls in ihrer Leistung und
Selektivität angepasst werden kann. Wird nun durch das
erfindungsgemäße Verfahren etwa 14C
im Reaktor oxidiert, können die dabei entstehenden Reaktionsprodukte
CO und CO2 unter Nutzung der Gasreinigungsanlage aus
dem Kühlgas, wie beispielsweise Helium bei HTR, entfernt
werden. Verwendet der Reaktor CO2 als Kühlgas,
kann die Gasreinigungsanlage zu diesem Zweck um eine Vorrichtung
zur Isotopentrennung (Druckwechselverfahren, Gaszentrifugen etc.) erweitert
werden, wenn nicht von dem oben beschriebenen Austausch des Kühlmediums
Gebrauch gemacht wird.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden
die Prozessparameter so gewählt, dass das Korrosionsmedium
weit in ein vorhandenes Porensystem eindringen kann, so dass es zumindest
einen Teil des dort befindlichen Radiotoxikums durch eine chemische
Reaktion in eine chemische Verbindung überführt.
Dies ist insbesondere vorteilhaft, wenn ein gasgekühlter
graphitmoderierter Reaktor zu dekontaminieren ist. Reaktorgraphit
und Kohlestein sind extrem porös, haben also eine sehr große
innere Oberfläche. Insbesondere eine Kontamination mit
Radiokarbon (14C) liegt in diesen Medien im
Wesentlichen in zwei Formen vor: zum einen als nur lose an die innere
Oberfläche gebundene Kontamination, zum anderen stabil
gebunden auf regulären Plätzen im Kristallgitter.
Die erstgenannte Form der Kontamination, die für die weitere
Handhabung deutlich gefährlicher ist als die letztgenannte,
wird in dieser besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
zu einem großen Teil entfernt. Nach Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens an mit Radiokarbon
kontaminiertem Graphit wird erwartet, dass sich der Restgehalt an
Radiokarbon auf den in den Graphitkristalliten durch Aktivierung
von 13C entstandenen und auf regulären
Gitterplätzen stabil gebundenen Anteil beschränkt.
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Neben 14C können insbesondere auch 36Cl, 129H, 3H, 60Co oder 99Tc und andere oberflächennahe Kontaminationen
als Radiotoxika mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
aus der Anlage entfernt werden.
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Für
das Eindringen in ein Porensystem ist es insbesondere vorteilhaft,
ein gasförmiges Korrosionsmedium zu verwenden. Dieses kann
beispielsweise Sauerstoff, Luft, Wasserdampf, Wasserstoff, ein Halogen
oder einen halogenierten Kohlenwasserstoff enthalten. Ein gasförmiges
Korrosionsmedium ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn die Anlage
im Betrieb von einem gasförmigen Kühlmittel als
Betriebsmittel durchströmt wird. Dann kann das Korrosionsmedium
diesem Kühlmittel zudosiert werden, und gasförmige
Reaktionsprodukte treten mit dem Kühlmittel aus dem Rücklauf
aus.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird das
Radiotoxikum durch das Korrosionsmedium zumindest zum Teil in eine
gasförmige chemische Verbindung überführt.
Beispielsweise können CO, CO2,
ein Kohlenwasserstoff (insbesondere CH4),
ein halogenierter Kohlenwasserstoff, HTO oder eine Säure
(insbesondere HCl) gebildet werden. Eine gasförmige Verbindung
lässt sich am besten aus der Anlage abziehen, beispielsweise durch übliche
oder nachgerüstete Gasreinigungsanlagen im Kühlkreislauf,
aber auch durch Spülen der Anlage mit einem inerten Medium,
etwa durch Austausch des Kühlmediums, oder durch Evakuieren
der Anlage. Sie lässt sich insbesondere besonders einfach
von einem in der flüssigen Phase vorliegenden Betriebsmittel,
Korrosionsmedium oder Gemisch aus Betriebsmittel und Korrosionsmedium
trennen. Zu diesem Zweck kann das Radiotoxikum durch das Korrosionsmedium
alternativ oder auch in Kombination hierzu aber auch zumindest zum
Teil in eine feste chemische Verbindung überführt
werden, die beispielsweise aus der genannten flüssigen
Phase ausfällt.
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Die
chemische Verbindung wird vorteilhaft aufgefangen und einer gesonderten
Behandlung zugeführt. Es kann dann beispielsweise das aus
der Anlage entfernte Radiotoxikum angereichert werden, so dass ein
Großteil der zunächst in der Anlage vorhandenen
Kontamination unter Inanspruchnahme eines minimalen Endlagervolumens
entsorgt werden kann. Das angereicherte Radiotoxikum und hier insbesondere 14C kann darüber hinaus als Wertstoff
weiterverwendet werden, da dieses, wie auch andere Radioisotope,
Anwendungen in der Medizin oder in der Technik findet.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere an
gasgekühlten graphitmoderierten Reaktoren so ausgeführt
werden, dass das aus dem Reaktor entfernte Radiokarbon (14C) angereichert wird. Anschließend
kann der restliche Graphit ebenfalls einer Wiederverwertung in der
Kerntechnik oder der Endlagerung zugeführt werden. Aus
dem extrahierten Radiokarbon wird vorteilhaft wieder ein Festkörper,
z. B. in Form von Graphit, Kohlenwasserstoffen (z. B. Bitumen),
Karbiden oder Karbonaten erzeugt, um ihn für die Endlagerung
zu konditionieren. Falls das Radiokarbon in hoher Konzentration
verwendet werden soll, kann insbesondere bei Verwendung von Wasserstoff
oder Wasserdampf als Sauerstofflieferant ein Kreisprozess für
das Korrosionsmedium vorteilhaft sein. Der Kreisprozess könnte
wie folgt aussehen: Beim Korrosionsprozess entstehen bei entsprechenden
Prozessbedingungen mit der endothermen Reaktion von Graphit mit
beispielsweise Wasserstoff oder Wasserdampf als Reaktionspro dukte Methan
oder Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Im extrahierten und aufgefangenen
Methan oder Kohlenmonoxid ist nun ein gegenüber der ursprünglichen Keramik
deutlich erhöhter Anteil an Radiokarbon enthalten. Dieser
Anteil kann nun durch Anreicherungsprozesse weiter erhöht
werden. In einem weiteren Schritt kann aus dem Methan oder Kohlenmonoxid durch
Pyrolyse oder Reduktion wieder fester Kohlenstoff erzeugt werden.
Die Reaktionsprodukte lassen sich im Kreislauf wieder weiterverwenden.
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Dabei
kann es vorteilhaft sein, das erfindungsgemäße
Verfahren so auszuführen, dass als Reaktionsgas bevorzugt
Kohlenmonoxid oder CH4 erzeugt wird. Kohlenmonoxid
und CH4 haben ein geringeres Gewicht als
Kohlendioxid. Mit diesen Reaktionsgasen kann daher der gegebene
Gewichtsunterschied zwischen Radiokarbon und den stabilen Isotopen
des Kohlenstoffs besser für eine Anreicherung des Radiokarbons
ausgenutzt werden.
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Falls
das extrahierte, Radiokarbon enthaltende Material für lange
Zeit sicher gelagert werden soll, ist die Herstellung auslaugbeständiger,
nicht brennbarer Lagergebinde sinnvoll. Dies kann z. B. durch Reaktion
des radiokarbonreichen Materials zu Karbiden, z. B. SiC, oder gesteinsähnlichen
Karbonaten, bzw. Bitumen geschehen. Das Korrosionsmedium sollte
so gewählt werden, dass die Reaktionsgase möglichst
direkt für die weiteren Behandlungsschritte geeignet sind.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung greift
das Korrosionsmedium auf dem Weg durch die Anlage mindestens eine
Komponente derselben an. Dies begünstigt die Ablösung
des Radiotoxikums von äußeren und inneren Oberflächen und
hinterlässt die Anlagenteile mit nur noch einer geringen
Restkontamination, so dass diese entweder als „Low-Level
Waste” oberflächennah entsorgt oder sogar unmittelbar
oder nach weiterer Dekontamination freigemessen werden können.
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Diese
Ausgestaltung ist am weitesten von der in der Fachwelt bislang vorherrschenden
Lehre entfernt. Mit Hinblick auf die langen Betriebszeiten kerntechnischer
Anlagen und der Unzugänglichkeit kontaminierter Bereiche
für Reparaturen wurde gerade der Zutritt von Medien, die
die Substanz der Anlage angreifen, auf ein Minimum reduziert. Es
ist das Verdienst der Erfinder, erkannt zu haben, dass gerade solche
Medien den sicheren Rückbau unterstützen. Dies
gilt im Besonderen, wenn das Korrosionsmedium in der Anlage mit
Graphit, insbesonde re Reaktorgraphit oder Kohlestein bzw. Isoliermaterialien, in
Kontakt gebracht wird, der mit einem oder mehreren Radiotoxika kontaminiert
ist. Insbesondere Radiokarbon (14C) verhält
sich chemisch genauso wie der Kohlenstoff im Graphit, so dass es
kaum Mittel gibt, die das Radiokarbon umwandeln und den Grundwerkstoff
Graphit unverändert lassen.
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Die
speziellen Vorteile bei der Behandlung gasgekühlter graphitmoderierter
Reaktoren beruhen auf der Erkenntnis, dass ein signifikanter Teil
des Radiokarbons auf den Oberflächen der Graphitkristalle oder
im Binder sitzt und bei den üblichen Betriebstemperaturen
gegebenenfalls auch nur in oberflächennahe Kristallbereiche
oder Korngrenzen hinein diffundiert. Zuvor ging die Fachwelt davon
aus, dass Radiokarbon nahezu vollständig auf regulären
Gitterplätzen der Graphitblöcke eingebaut ist
und sich damit einer selektiven Entfernung weitgehend entzieht. Es
wird zudem inzwischen angenommen, dass der bei der Herstellung technischer
Graphit verwendete organisch-chemische Binder bei der Herstellung nicht
vollständig graphitiert, weshalb das dort entstandene Radiokarbon
unter bestimmten Bedingungen ebenfalls leichter korrodiert werden
kann, als dies bei regulären Graphitkristallen der Fall
ist.
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Ähnliches
gilt für das radioaktive Chlorisotop 36, welches als aktivierter
Rückstand aus der Herstellung des Graphits durch Neutronenbestrahlung entsteht.
Injektionen z. B. von Wasserdampf und/oder Wasserstoff lassen das
gebundene Chlor in flüchtigere gasförmige Verbindungen übergehen
und ähnlich wie Radiokarbon aus der Graphitstruktur ablösen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann generell beispielsweise
auch in mehreren Stufen durchgeführt werden, wobei von
Stufe zu Stufe die Aggressivität des Korrosionsmediums
gesteigert oder auch das Korrosionsmedium gewechselt wird. So können beispielsweise
verschiedene Fraktionen von Radiotoxika getrennt voneinander aus
der Anlage entfernt werden.
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Es
ist auch möglich, während des regulären Betriebs
unter reduzierter Zugabe des Korrosionsmediums oder unter weniger
aggressiven Prozessbedingungen kontinuierlich oder intermittierend
in vorgegebenen Intervallen Radiotoxika aus der Anlage oder aus
Teilbereichen der Anlage zu entfernen, ohne deren Integrität
zu schädigen. Hierfür kann beispielsweise das
Korrosionsmedium auch lokal in bestimmte Bereiche der Anlage injiziert
werden.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird das
Korrosionsmedium in der Anlage von äußeren und
inneren Oberflächen, einschließlich innerer Oberflächen
von Poren, z. B. während des Anlagenstillstands adsorbiert
und anschließend die Prozesstemperatur hergestellt. Dadurch wird
die Menge an Korrosionsmedium, mit dem die Oberflächen
beladen werden, besser kontrollierbar. Dadurch kann wiederum erreicht
werden, dass neben dem Radiotoxikum möglichst wenig nicht
radioaktives Material angegriffen und aus der Anlage entfernt wird.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vor
dem Adsorbieren des Korrosionsmediums eine dosierte Korrosion mittels
kontrollierter Zugabe des Korrosionsmediums derart bei Prozesstemperatur
durchgeführt werden, dass zumindest ein Teil geschlossener
Poren geöffnet wird. Dadurch wird sichergestellt, dass
bei der Adsorption das Korrosionsmedium einen möglichst
großen Flächenanteil der inneren Oberflächen
des Porensystems erreicht. Die Dekontamination dieser inneren Oberflächen
wird dadurch vollständiger.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren lässt sich auch
bei bereits stillgelegten Anlagen anwenden. Eventuell nötige
Prozesswärme lässt sich auch in Abwesenheit von
Kernbrennelementen bereitstellen, indem beispielsweise die Kernstrukturen
gasgekühlter Reaktoren durch den Betrieb der Kühlgasgebläse aufgeheizt
werden oder die noch vorhandenen Wärmetauscher beispielsweise
mit Sekundärdampf versorgt werden.
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Die
Kühlgasgebläse können vorteilhaft so betrieben
werden, dass im Reaktor vorhandene kontaminierte Stäube
und hier insbesondere Feinstäube gezielt mobilisiert werden.
Dann werden diese Stäube vorrangig durch die chemische
Reaktion umgesetzt und aus der Anlage entfernt. Gerade Feinstäube
sind die für das Personal gefährlichste Art der Kontamination
und machen daher nach dem Stand der Technik besondere Schutzmaßnahmen
erforderlich. Sind diese Stäube durch das erfindungsgemäße Verfahren
beseitigt oder reduziert, wird die weitere Handhabung wesentlich
vereinfacht.
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Es
wird erwartet, dass speziell in gasgekühlten graphitmoderierten
Reaktoren das erfindungsgemäße Verfahren den Graphit
soweit vorreinigt, dass eine vereinfachte Entfernung der Graphitblöcke
aus dem Reaktorkern und eine sicherere Endlagerung ermöglicht
werden. Es kann damit gerechnet werden, dass das erfindungsgemäße
Verfahren einen wesentlichen Teil der insgesamt vorhandenen Oberflächenkontamination
entfernen kann. Speziell die Durchführung der chemischen
Reaktion mit dem Korrosionsmedium lediglich in oberflächennahen
Bereichen hat hier die Wirkung, dass die Graphitblöcke nicht
strukturell geschwächt werden und bei der Handhabung durch
Manipulatoren nicht zerbrechen. Sofern die Handhabung der Graphitblöcke
zur Abschirmung der Strahlung und Bindung von Feinstäuben
unter Wasser erfolgt, ergibt sich der Vorteil eines geringeren Übertritts
von Radiotoxika in die eingebrachte Flüssigkeit. Das erfindungsgemäße
Verfahren leistet jedoch einen Beitrag dazu, dass ggf. eine Handhabung
unter Wasser entfallen kann. Dies ist insbesondere in solchen Anlagen,
in denen aus statischen Gründen eine Flutung mit Wasser
nicht möglich ist, ein entscheidender Vorteil.
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Spezieller Beschreibungsteil
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Nachfolgend
wird der Gegenstand der Erfindung anhand einer Figur näher
erläutert, ohne dass der Gegenstand der Erfindung dadurch
beschränkt wird. Es ist gezeigt:
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1:
Freisetzung von 14C und 12C
bei der simulierten Durchführung einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In
den Arbeiten zur Abtrennung von Tritium (3H), 14C und anderen radiotoxischen Nukliden aus bestrahltem
Graphit (i-Graphit) hat sich gezeigt, dass die meisten radiotoxischen
Nuklide und vor allem 14C an der Oberfläche
des i-Graphits gebunden ist. Dies kann zu einer Abtrennung der Kontamination
durch gezielt an äußeren und inneren Oberflächen,
einschließlich der inneren Oberflächen von Poren,
stattfindende chemische Reaktionen genutzt werden. Ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung sieht vor, dass in einem ersten Prozessschritt oberflächenselektive Oxidationsprozesse
mit Sauerstoff, Wasserdampf oder Halogenen oder aber oberflächenselektive
Reduktionsprozesse mit Wasserstoff, Kohlenwasserstoffen oder halogenierten
Kohlenwasserstoffen durchgeführt werden. Diese Korrosionsmedien
können beispielsweise als Beimischung zu einer Inertgasatmosphäre
bei Temperaturen im Bereich der Reaktorbetriebstemperatur eingebracht
werden.
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In 1 ist
an einem Beispiel gezeigt, wie eine Abtrennung von 14C
auf diese Weise durchgeführt werden kann. Aufgetragen sind
die Freisetzung ΔC-14 von 14C und ΔC-12
von 12C über der Zeit t bei einer Prozesstemperatur von
900°C. Insbesondere in der Anfangsphase steigt die Freisetzung
von 14C viel schneller an als die Freisetzung
von 12C, da der am schnellsten mobilisierbare
Anteil des insgesamt vorhandenen Kohlenstoffs einen hohen Anteil 14C enthält. Zu Beginn wird daher über
100mal mehr 14C als 12C
freigesetzt. Mit fortschreitender Zeit werden auch schwerer mobilisierbare
Kohlenstoffanteile freigesetzt, die einen höheren Anteil 12C enthalten. Daher nimmt der Faktor, um
den die Freisetzung von 14C über
der von 12C liegt, mit der Zeit ab. Sind
etwa 70% des 14C freigesetzt, sind auch
etwa 2% des 12C freigesetzt. Der Faktor
ist also von über 100 auf etwa 35 gefallen. Für
geringere Prozesstemperaturen werden bei gleichzeitiger Verlängerung
der Prozessdauer ähnliche Ergebnisse erwartet.
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In
einem zweiten Prozessschritt dieses Ausführungsbeispiels
werden mit höheren Konzentrationen an Halogenen und gegebenenfalls
auch höheren Temperaturen metallische Radionuklide in flüchtigere Methallhalogenide überführt,
so dass diese ebenfalls in die Gasphase übergehen. Da bei
diesem Verfahren in der Regel deutlich niedrigere Temperaturen angewendet
werden als bei Verfahren nach dem Stand der Technik, bei denen der
Graphit ex-situ nach dem Ausbau aus dem Reaktorkern in einem separaten Ofensystem
behandelt wird, ist die erwartete Reaktionsrate deutlich geringer
als bei der ex-situ-Behandlung. Daher ist eine zyklische Gasführung
vorteilhaft. Der hierfür erforderliche Mehraufwand wird
durch eine deutliche Reduktion des Gesamtaufwands für den
Rückbau überkompensiert.
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Eine
Temperatur, die die chemische Reaktion unterstützt oder
beschleunigt, kann durch einen Weiterbetrieb der Kernspaltung, durch
Nutzung der Nachwärme aus dem Zerfall der Spaltprodukte
nach Abschaltung der Kernspaltung oder durch zusätzliche
interne oder externe Heizelemente hergestellt werden. Die Nutzung
der Nachwärme kann vorteilhaft durch eine Reduzierung der
Umwälzrate, eine Verringerung des Kühlmitteldrucks
oder eine Verringerung der Wärmeabfuhr über die
Wärmetauscher unterstützt werden. Eine externe
Heizung hat den Vorteil, dass in der Nähe der Einspeisung
des Korrosionsmediums keine kälteren Zonen entstehen. Für die
zyklische Gasführung können die im Reaktor ohnehin
vorhandenen Kühlgassysteme weiter genutzt werden. Zur Abtrennung
der Radionuklide genügt es dann, die Gasreinigungsanlage
zu modifizieren. Falls dies nicht möglich ist, kann über
einen Gasbypass eine neue, den Temperaturen und der Gaszusammensetzung
angepasste Gasreinigungsanlage installiert werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 2002/0064251
A1 [0004]