-
TECHNISCHES GEBIET
-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduzierung der Keimzahl der
bei der Herstellung von lactosearmer oder lactosefreier Milch und
verwandten Substanzen eingesetzten immobilisierten Enzyme, bei dem
eine enzymatische Lactosehydrolyse durchgeführt wird, bei
dem das zur Hydrolyse benötigte Enzym an ein unlösliches
Trägermaterial gebunden ist und ein Immobilisat bildet,
wobei die Bindung insbesondere auf Kügelchen oder Membranen
oder innerhalb von grobporösen Systemen vorliegt, bei dem das
Immobilisat einer Charge des zu hydrolysierenden Substrats beigemischt,
nach erfolgter Reaktion auf einfache Weise, beispielsweise mittels
Filtration oder Sedimentation, aus dem Produkt (Spaltungsprodukte)
abgetrennt und einer Wiederverwendung in einer Abfolge weiterer
Chargen des zu hydrolysierenden Substrats im Rahmen eines Produktzyklus
jeweils zugeführt oder über einen längeren
Zeitraum in einem mit zu hydrolysierendem Substrat kontinuierlich
durchströmten Reaktor (Feed and Bleed) eingesetzt und,
wie vorstehend beschrieben, weiter behandelt wird.
-
STAND DER TECHNIK
-
Es
ist bekannt, dass zur Herstellung lactosereduzierter oder lactosefreier
Produkte Lactase zur enzymatischen Spaltung der Lactose eingesetzt
werden kann. Konsumiert werden diese Produkte vor allem von Menschen,
die an einem Mangel an β-Galactosidase im Verdauungstrakt
leiden. Dieser Mangel führt zur Lactosemalabsorption und
Laktoseintoleranz, wobei erstere in einer reduzierten Lactoseabsorption
auf Grund einer zu niedrigen β-Galactosidaseaktivität
besteht und letztere vorliegt, wenn klinische Symptome nach Verzehr
von Lactose auftreten. Eine weitere Einsatzmöglichkeit
für lactosereduzierte Milch und verwandte Substanzen ist
der Markt für kalorienreduzierte Produkte.
-
Bei
der Lactosespaltung entsteht je ein Molekül D-Glucose und β-D-Galactose
[TÖPEL, 2004, S. 99; [1] JEKLE;
Lebensmitteltechnologisches Seminar, Lactosefreie und -reduzierte
Milchprodukte, 2004]. Jedes dieser Moleküle hat
eine größere Süßkraft als Lactose,
so dass bei unverändertem Nährwert ein wesentlich
süßeres Produkt hergestellt werden kann. Um eine
nahezu vollständige Hydrolyse der Lactose zu gewährleisten,
kann z. B. das Enzym β-Galactosidase bei der Produktion
eingesetzt werden.
-
Der
Zusatz der am häufigsten verwendeten β-Galactosidase
erfolgt heute meist in Form von freien Lactasen entweder vor der
eigentlichen Herstellung des Produktes oder während der
Produktionsphase. Diese Verfahrensweise bringt die Nachteile hoher
Enzymkosten mit sich, da die Hydrolysezeit begrenzt ist und das
Enzym nicht abgetrennt und erneut verwendet werden kann. Um die
Prozesskosten der Hydrolyse reduzieren zu können, wurden
Verfahren entwickelt, bei denen das Enzym unmittelbar vor der Abfüllung
zugegeben wird [1]. Man hat hierbei den Vorteil, dass die Distributionsphase
als Hydrolysezeit genutzt werden kann und so geringere Enzymdosagen
realisierbar sind. Das Problem der Widerverwendbarkeit kann mit
diesem Verfahren jedoch nicht gelöst werden, und das Enzym
liegt nach der Verpackung in aktivierter Form als Additiv im Lebensmittel
(Produkt) vor.
-
Durch
Einsatz von trägergebundenen, so genannten immobilisierten
Lactasen ist die Möglichkeit der Wiederverwendbarkeit der
aus dem Produkt leicht abtrennbaren immobilisierten Enzyme in darauf folgenden
Chargen oder über einen längeren Zeitraum in einem
mit zu hydrolysierendem Substrat kontinuierlich durchströmten
Reaktor (Feed and Bleed) gegeben. Bei diesen Verfahren, die in der
Druckschrift [1] in groben Zügen beschrieben sind, kann das
zur Hydrolyse benötigte Enzym auf Oberflächen von
Kügelchen oder Membranen, aber auch innerhalb grobporöser
Systeme (Kugeln oder Membranen) gebunden und damit immobilisiert
und in diesem Zustand in das zu hydrolysierende Substrat gegeben werden
[s. hierzu auch KESSLER, 1996, S. 511]. Zur Reaktion
muss das Substrat mit der Trägeroberfläche in
Kontakt gebracht werden. Nach erfolgter Reaktion kann das Immobilisat
auf einfache Weise mittels Filtration oder Sedimentation zurück
gewonnen werden und steht für den Einsatz in einer neuen Charge
oder für eine erneute kontinuierliche Reaktionsführung
bereit. Die Immobilisierung erfolgt durch Bindung an ein unlösliches
Trägermaterial, wobei die aktiven Zentren des Enzyms für
das Substrat, je nach Beladung entweder vollständig oder
etwas eingeschränkt, zur Verfügung stehen.
-
Infolge
der Immobilisierung der zur Lactosespaltung eingesetzten Enzyme
können diese, wie vorstehend angegeben, vollständig
vom Produkt abgetrennt werden. Im Lebensmittel (Produkt) sind somit
weder freie Enzyme noch die bei der Inaktivierungsreaktion der freien
Enzyme entstehenden Verbindungen vorhanden. Auf Grund der vollständigen Abtrennbarkeit
der Enzyme kann die Lactosespaltung zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
auch bei sehr hohen Enzymkonzentrationen in kurzer Zeit durchgeführt
werden. Es ergibt sich durch die Immobilisierung eine deutliche
Kostenreduzierung bei den infrage kommenden Verfahren.
-
Nachteilig
bei diesen bekannten Verfahren ist die mit der Prozessdauer zunehmende
Verkeimung des in der Herstellung teuren Immobilisates (Trägermaterial
+ Enzym), da es eine große Oberfläche für
die Anlagerung von Keimen bietet und im Übrigen bei den
in Frage kommenden Temperaturen der Prozessführung die
Mikroorganismen nahezu ideale Wachstumsbedingungen in der zuckerhaltigen
Enzymlösung vorfinden. Eine thermische Behandlung des Immobilisats
mit dem Ziel einer Keimreduzierung ist nicht möglich, da
bei den hierfür erforderlichen Temperaturen die Enzyme
zerstört werden. An dieser Tatsache scheiterte bisher der
wirtschaftliche Einsatz immobilisierter Enzyme.
-
Aus
der
DE 21 51 534 A1 ist
bereits bekannt, das Enzym β-Galactosidase auf oder in
Trägern, die in Form von Fasern ausgebildet sind, zu immobilisieren
und diese Fasern in einer Kolonne anzuordnen, in der das lactosehaltige
Substrat in kontinuierlicher Weise behandelt wird. Bereits bekannten
mikrobiologischen Schwierigkeiten, wie beispielsweise mikrobieller
Befall der Milch bzw. der Molke, begegnet das bekannte Verfahren
dadurch, dass die Enzymreaktion durch Waschbehandlung mit Waschmitteln
unterbrochen wird, wobei die Waschlösung mit einem Bakterizid
versetzt ist. Als Bakterizid kommt ein quaternäres Ammoniumsalz
zur Verwendung. Bei einem diesbezüglichen Verfahren ist
die Sterilisati on der zum Einsatz kommenden Anlagen äußerst
aufwendig, insbesondere im Hinblick darauf, dass bei Hitzebehandlung
auch das verwendete Enzym geschädigt wird.
-
Auch
bei zur enzymatischen Lactosespaltung zum Einsatz kommenden Membrandiffusionsreaktoren,
die häufig als Hohlfaserreaktoren ausgebildet sind, besteht
naturgemäß die Gefahr der mikrobiellen Infektion.
Um letztere zu vermeiden, wurden bereits dampfsterilisierbare Reaktoren
dieser Art vorgeschlagen. Allerdings sind diese Reaktoren so aufwendig
und teuer, dass sie für industrielle Verfahren derzeit
nicht in Frage kommen.
-
In
der
EP 1 158 860 B1 ist
ein Verfahren zur enzymatischen Lactosespaltung in Membrandiffusionsreaktoren
beschrieben, bei welchem als lactosespaltendes Enzym ein thermophiles
Enzym oder ein Gemisch thermophiler Enzyme im Permeatraum verwendet
wird und das Verfahren bei einer Temperatur zwischen 50°C
und 85°C durchgeführt wird oder bei welchem als
lactosespaltendes Enzym ein mesophiles Enzym oder ein Gemisch mesophiler
Enzyme im Permeatraum verwendet wird und das Verfahren bei einer
Temperatur von maximal 50°C durchgeführt wird,
wobei das Permeat mindestens teilweise sterilfiltriert und/oder
UV-Licht bestrahlt wird.
-
Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, bei einem Verfahren der
gattungsgemäßen Art eine Reduzierung der Keimzahl
auf dem Immobilisat zu erreichen, wobei eine mehrfache und wirtschaftliche Wiederverwendbarkeit
des Immobilisats sichergestellt ist.
-
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
-
Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens gemäß der
Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
-
Der
grundlegende erfinderische Lösungsgedanke besteht im Wesentlichen
darin, dass, sobald eine zu hohe Keimzahl im Produkt festgestellt
wird, das Immobilisat zur Entkeimung aus dem Produktzyklus abgetrennt
und das Restprodukt aus dem abgetrennten Immobilisat mit Wasser
oder Gas verdrängt wird. Sodann werden die Keime auf dem
Immobilisat mit einem Ethanol-Wasser-Gemisch inaktiviert. Danach
wird aus dem entkeimten Immobilisat das Ethanol-Wasser-Gemisch mittels
Wasser, Gas oder Produkt verdrängt, und das derart behandelte
Immobilisat wird zu seiner Wiederverwendung in den Produktzyklus
der enzymatischen Lactosehydrolyse eingeschleust. Immobilisat, das
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglichst
keimfrei aufbereitet wurde, kann nach der Entkeimung bis zur nächsten
erforderlichen Entkeimung in der Regel für mehr als 40
Chargen im zugeordneten Produktzyklus oder über einen längeren
Zeitraum in einem mit zu hydrolysierendem Substrat kontinuierlich
durchströmten Reaktor (Feed and Bleed) eingesetzt werden.
Die Möglichkeit zur Entkeimung des Immobilisates nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren erlaubt im Vergleich
zu bekannten Verfahren eine wirtschaftlichere Produktion, zumal
aufgrund der Möglichkeit zur vollständigen Abtrennung
der Immobilisate auch wesentlich höhere Enzymkonzentrationen
möglich sind als beim Einsatz freier Enzyme. Durch das
neue Verfahren zur Reduzierung der Keimzahl auf dem Immobilisat
und den nachfolgend noch dargestellten vorteilhaften Ausgestaltungen
dieses Verfahrens kann das im Vergleich zu freier Lactase teure
Immobilisat (Enzym + Trägermaterial) so oft wieder verwendet
werden, dass eine wirtschaftliche Produktion möglich ist.
-
Eine
vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass die vorstehend
beschriebenen Verfahrensschritte [a) bis e), Anspruch 1] so oft durchlaufen
werden, bis die Aktivität des Immobilisats im Produktzyklus
nicht mehr ausreicht. Die Aktivität der immobilisierten
Enzyme kann bekanntlich bei der Keimreduzierung etwas abnehmen.
-
Um
eine durch die Keimreduzierung ggf. bedingte Abnahme der Aktivität
der Enzyme zu kompensieren oder graduell zu steuern, wird weiterhin vorgeschlagen,
dass vor der Inaktivierung der Keime des keimbeladenen Immobilisats
gemäß Verfahrensschritt c) ein Anteil aus dem
keimbeladenen Immobilisat ausgeschleust und dieser Anteil durch
einen entsprechenden Anteil frisches Immobilisat ersetzt wird.
-
Um
die durch die Keimreduzierung ggf. bedingte Abnahme der Aktivität
der Enzyme in annähernd gleicher Weise zu kompensieren
oder graduell zu steuern, ist alternativ zur vorstehend vorgeschlagenen
Verfahrensweise vorgesehen, dass nach der ein- oder mehrstufigen
Inaktivierung der Keime des keimbeladenen Immobilisats gemäß Verfahrensschritt
c) ein Anteil aus dem entkeimten Immobilisat ausgeschleust und dieser
Anteil durch einen entsprechenden Anteil steriles, frisches Immobilisat
ersetzt wird.
-
Zur
Sicherstellung einer durchgängig keimfreien Aufbereitung
der immobilisierten Enzyme ist weiterhin vorgesehen, dass zur Verdrängung
des Ethanol-Wasser-Gemischs aus dem entkeimten Immobilisat steriles
Wasser, steriles Gas oder steriles Produkt, bevorzugt pasteurisiertes,
hochpasteurisiertes, ultrahocherhitztes, UV entkeimtes, steril filtriertes,
hochdruckbehandeltes oder anderweitig sterilisiertes Produkt, eingesetzt
wird.
-
Um
die Entkeimung des Immobilisats zu intensivieren und zu optimieren,
sieht ein weiterer Vorschlag vor, dass die Inaktivierung der Keime
mittels des Ethanol-Wasser-Gemischs mehrfach, in einer vorgegebenen
Anzahl n Stufen, durchgeführt wird. Es hat sich weiterhin
als besonders wirkungsvoll gezeigt, wenn zur Entkeimung des Immobilisats
ein Ethanol-Wasser-Gemisch mit mehr als 15% Ethanol verwendet wird.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren sieht weiterhin vor,
dass zur enzymatischen Lactosehydrolyse als Enzym z. B. β-Galactosidase
eingesetzt wird. Hierbei wird, wie dies ein weiterer Vorschlag vorsieht, die
trägergebundene enzymatische Lactosehydrolyse bei im Vergleich
zu freien Enzymen sehr hohen Enzymkonzentrationen durchgeführt,
wodurch höhere Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt werden Hinsichtlich
der Temperaturführung der enzymatische Lactosehydrolyse
mit immobilisierten Enzymen sieht eine Ausgestaltung des Verfahrens
vor, dass die Hydrolyse im Temperaturbereich zwischen 10°C
und 45°C durchgeführt wird.
-
Eine
weitere Ausgestaltung des Verfahrens schlägt vor, die enzymatische
Lactosehydrolyse mit immobilisierten Enzymen bei für die
Enzyme sehr niedrigen Temperaturen unter 10°C durchzuführen.
-
Alternativ
hierzu ist vorgesehen, dass die enzymatische Lactosehydrolyse mit
immobilisierten, thermostabilen Enzymen bei sehr hohen Temperaturen,
bevorzugt weit oberhalb 45°C, durchgeführt wird.
Durch die beiden vorstehend alternativ angegebenen Temperaturführungen
wird die Verkeimung des Immobilisats so stark reduziert, dass das
Immobilisat bis zur erforderlichen Keimreduzierung weit mehr als
40 mal eingesetzt werden kann.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren findet vorteilhaft
Verwendung für Substrate wie
- • Vollmilch
oder ähnliche Substanzen mit reduziertem Fettgehalt bis
hin zu Magermilch oder fettfreien Substanzen;
- • Milch- und/oder Molkepermeate oder andere lactosehaltige
Stoffe;
- • Milch- und/oder Molkeretentate oder andere lactosehaltige
Stoffe.
-
KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
-
Während
das erfindungsgemäße Verfahren in den verschiedensten
Ausgestaltungen realisierbar ist, wird in der einzigen 1 der
Zeichnung das besonders bevorzugte Ausführungsbeispiel
gezeigt und nachfolgend beschrieben unter der Voraussetzung, dass
dieses nur ein Beispiel für die Erfindung darstellt, nicht
aber die Erfindung auf dieses speziell dargestellte Beispiel beschränkt
ist. Es zeigt
-
1 in
Form einer schematischen Darstellung (Blockschaltbild) zum Einen
im Stand der Technik bekannte gattungsgemäße Verfahren
(strichpunktierter Bereich I) und zum Anderen in einem Bereich II
das Verfahren gemäß der Erfindung mit vorteilhaften
Ausgestaltungen (gestrichelt und/oder gepunktet dargestellte Verfahrensschritte).
-
BESCHREIBUNG
-
Ein
lactosehaltiges Substrat S (1) wird einem
Produktzyklus Z (strichpunktierter Bereich I; Stand der Technik)
entweder chargenweise oder kontinuierlich zugeführt. Bei
dem Substrat S kann es sich beispielsweise um Vollmilch oder ähnliche
Substanzen mit reduziertem Fettgehalt bis hin zu Magermilch oder
fettfreien Substanzen, um Milch- und/oder Molkepermeate oder andere
lactosehaltige Stoffe dieser Art oder um Milch- und/oder Molkeretentate oder
andere lactosehaltige Stoffe dieser Art handeln. Die enzymatische
Hydrolyse (Spaltung) der im Substrat S enthaltenen Lactose erfolgt
unter Einwirkung eines Enzyms C, das an ein unlösliches
Trägermaterial T gebunden ist. Trägermaterial
T und Enzym C bilden ein sog. Immobilisat (T + C). Die Bindung liegt insbesondere
auf Kügelchen oder Membranen oder innerhalb grobporöser
Systeme vor.
-
Zur
Reaktion muss das Substrat S an die Trägeroberfläche
des Immobilisats (T + C) herangeführt und mit dieser in
Kontakt gebracht werden, und die Reaktionspartner bilden ein Gemenge
S + (T + C) (Block [S + (T + C)]). Wird zum Beispiel als Enzym C das
Enzym β-Galactosidase eingesetzt, dann entstehen aus der
Lactose ein Spaltungsprodukt A (D-Glucose) und ein Spaltungsprodukt
B (β-D-Galactose), die ein Produkt P = A + B bilden, wobei
das Immobilisat (T + C) unverändert Bestandteil des Produkts
P bleibt (Block [A + B + (T + C)]). Das Immobilisat (T + C) wird
aus dem Produkt P bzw. den Spaltungsprodukten A, B beispielsweise
mittels Filtration oder Sedimentation F abgetrennt und es wird,
zusammen mit einem an ihm anhaftenden Restprodukt p, im Rahmen des
Produktzyklus Z wiederverwendet und einem in einer nächsten
Charge oder im Zuge einer kontinuierlichen Reaktionsführung
(z. B. kontinuierlich durchströmter Reaktor (Feed and Bleed))
zu spaltenden Substrat S zugeführt ((T + C) + p). Somit ist
bezüglich des mit Restprodukt p behafteten Immobilisats
(T + C) + p der Kreislauf geschlossen und damit die Wiederverwendung
des Immobilisats gezeigt. Das Produkt P wird aus dem Produktzyklus
Z als Endprodukt oder zur Weiterverarbeitung abgeführt. Die
vorstehend beschriebene Verfahrensweise erfolgt so lange, wie eine
im Produkt P zu ermittelnde Keimzahl K eine vorgegebene Grenzkeimzahl
K* nicht erreicht oder überschreitet (Bedingung: K < K*; verkeimte Substanzen
sind nachfolgend stets mit (*) gekennzeichnet).
-
Ein
Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist durch die in 1 dargestellten
Verfahrensschritte a) bis e) gekennzeichnet (Bereich II).
- • Sobald eine zu hohe Keimzahl K in
einem keimbeladenen Produkt P* festgestellt wird, wobei dieser Sachverhalt
bei Erreichen oder Überschreiten der vorgegebenen Grenzkeimzahl
K* vorliegt (Bedingung: K ≥ K*), wird ein keimbeladenes,
mit Restprodukt p behaftetes Immobilisat ((T + C) + p)* zur Entkeimung
aus dem Produktzyklus Z abgetrennt (Verfahrensschritt a)).
- • Danach wird aus dem gemäß Verfahrensschritt a)
abgetrennten Immobilisat ((T + C) + p)* das Restprodukt p mit Wasser
W oder Gas G verdrängt (Verfahrensschritt b); Block b)).
- • Die Keime K auf dem gemäß Verfahrensschritt b)
verbleibenden keimbeladenen Immobilisat (T + C)* werden mit einem
Ethanol-Wasser-Gemisch (E-W) inaktiviert (Verfahrensschritt c);
Block c)).
- • Anschließend wird das Ethanol-Wasser-Gemisch
E-W aus dem gemäß Verfahrensschritt c) entkeimten
Immobilisat (T + C)/E-W mit Wasser W, Gas G oder Produkt P bis unter
die Nachweisgrenze für Ethanol E verdrängt (Verfahrensschritt d);
Block d)).
- • Alsdann wird das gemäß Verfahrensschritt
d) entkeimte Immobilisat (T + C) in den Produktzyklus Z der enzymatischen
Lactosehydrolyse eingeschleust (Verfahrensschritt e)).
-
Vorteilhafte
Ausgestaltungen des Verfahrens gemäß der Erfindung
bestehen, wie folgt, darin, dass
- • die
Verfahrensschritte a) bis e) so oft durchlaufen werden, bis die
Aktivität des Immobilisats (T + C) im Produktzyklus Z nicht
mehr ausreicht;
- • im Verfahrensschritt d) steriles Wasser W', steriles
Gas G' oder ein steriles Produkt P', bevorzugt pasteurisiertes,
hochpasteurisiertes, ultrahocherhitz tes, UV entkeimtes, steril filtriertes,
hochdruckbehandeltes oder anderweitig sterilisiertes Produkt P',
eingesetzt wird;
- • die Inaktivierung der Keime K auf dem keimbeladenen
Immobilisat (T + C)* mehrfach, in einer Anzahl n Stufen (c); oder
alternativ c1, c2,
..., ci, ..., cn),
durchgeführt wird (ggf. zusätzliche Verfahrensschritte
c2) bis cn));
- • vor der Inaktivierung der Keime K des keimbeladenen
Immobilisats (T + C)* gemäß Verfahrensschritt
c), d. h. nach dem Verfahrensschritt b), ein Anteil a aus dem keimbeladenen
Immobilisat (T + C)* ausgeschleust und dieser Anteil a(T + C)* durch
einen entsprechenden Anteil frisches Immobilisat a(T + C) ersetzt
wird. Im Prozess befindet sich danach eine Gesamtmenge Immobilisat (1 – a)(T
+ C)* + a(T + C), die aus dem verbleibenden Anteil (1 – a)
des keimbeladenen Immobilisats (T + C)* und einem Anteil a des eingeschleusten,
frischen Immobilisats (T + C) besteht oder alternativ
- • nach der Inaktivierung der Keime K des keimbeladenen
Immobilisats ((T + C)*) gemäß Verfahrensschritt
c), bei mehrstufiger Inaktivierung in jedem Falle vor Verfahrensschritt
d), ein Anteil a aus dem entkeimten Immobilisat (T + C) ausgeschleust
und dieser Anteil a(T + C) durch einen entsprechenden Anteil steriles,
frisches Immobilisat a(T + C)' ersetzt wird. Im Prozess befindet
sich danach eine Gesamtmenge Immobilisat (1 – a)(T + C)
+ a(T + C)', die aus dem verbleibenden Anteil (1 – a) des
entkeimten Immobilisats (T + C) und einem Anteil a des eingeschleusten,
sterilen, frischen Immobilisats (T + C)' besteht.
- • ein Ethanol-Wasser-Gemisch E-W mit mehr als 15% Ethanol
E verwendet wird;
- • dass als Enzym C β-Galactosidase eingesetzt wird;
- • dass die trägergebundene enzymatische Lactosehydrolyse
bei im Vergleich zu freien Enzymen C sehr hohen Enzymkonzentrationen
durchgeführt wird;
- • dass die enzymatische Lactosehydrolyse mit immobilisierten
Enzymen C im Temperaturbereich zwischen 10°C und 45°C
durchgeführt wird;
- • dass die enzymatische Lactosehydrolyse mit immobilisierten
Enzymen C bei für die Enzyme sehr niedrigen Temperaturen
unter 10°C durchgeführt wird;
- • dass die enzymatische Lactosehydrolyse mit immobilisierten,
thermostabilen Enzymen C bei sehr hohen Temperaturen, bevorzugt
weit oberhalb 45°C, durchgeführt wird.
-
Aus
dem oben Genannten wird verständlich, dass verschiedene
Modifikationen und Ausgestaltungen des Verfahrens realisiert werden
können, ohne vom Geist und dem neuen Konzept der vorliegenden Erfindung
abzuweichen. Dies ist so zu verstehen, dass keine Beschränkung
auf die speziellen Ausgestaltungen beabsichtigt ist, welche hier
illustriert worden sind. Die Offenbarung soll alle solchen Abwandlungen
umfassen, die sich innerhalb des von den Ansprüchen beanspruchten
Schutzbereichs befinden.
-
- A
- D-Glucose
- B
- β-D-Galactose
- C
- Enzym
(z. B. β-Galactosidase)
- (T
+ C)
- Immobilisat
(Trägermaterial T und Enzym C, z. B β-D-Galactosidase)
- (T
+ C)'
- steriles,
frisches Immobilisat
- (T
+ C)*
- keimbeladenes
Immobilisat
- E
- Ethanol
- E-W
- Ethanol-Wasser-Gemisch
- F
- Filtration;
Sedimentation
- G
- Gas
(z. B. Sterilluft, Stickstoff)
- G'
- steriles
Gas
- K
- Keimzahl
- K*
- Grenzkeimzahl
- P
- Produkt
- P*
- keimbeladenes
Produkt
- P'
- steriles
Produkt (pasteurisiert; hochpasteurisiert; ultrahocherhitzt; hochdruckbehandelt)
- S
- Substrat
(lactosehaltige Substanzen, Stoffe)
- T
- Trägermaterial
(Kügelchen, Membranen, poröse Substanzen)
- W
- Wasser
- W'
- steriles
Wasser
- Z
- Produktzyklus
- a
- Anteil
des ausgeschleusten, keimbeladenen Immobilisats
- n
- Anzahl
der Stufen i = 1 bis n im Rahmen des Verfahrensschrittes c) (c);
oder alternativ c1, c2, ...,
ci, ..., cn)
- p
- Restprodukt
- I
- Verfahren
nach dem Stand der Technik
- II
- erfindungsgemäßes
Verfahren
- S
+ (T + C)
- Gemenge
aus Substrat S und Immobilisat (T + C)
- A
+ B + (T + C)
- Spaltungsprodukte
A, B und Immobilisat (T + C)
- (T
+ C) + p
- Immobilisat
(T + C) und anhaftendes Restprodukt p
- ((T
+ C) + p)*
- keimbeladenes
Immobilisat (T + C) und keimbeladenes anhaftendes Restprodukt p
- a(T
+ C)
- Anteil
a des eingeschleusten, frischen Immobilisats (T + C) oder Anteil
des ausgeschleusten, entkeimten Immobilisats (T + C)
- a(T
+ C)'
- Anteil
a des eingeschleusten, sterilen, frischen Immobilisats (T + C)'
- a(T
+ C)*
- Anteil
a des ausgeschleusten, keimbeladenen Immobilisats (T + C)*
- (1 – a)(T
+ C)*
- verbleibender
Anteil (1 – a) des keimbeladenen Immobilisats (T + C)*
- (1 – a)(T
+ C)* + a(T + C)
- Gesamtmenge
Immobilisat, bestehend aus einem verbleibenden Anteil (1 – a)
des keimbeladenen Immobilisats (T + C)* und einem Anteil a des eingeschleusten,
frischen Immobilisats (T + C)
- (1 – a)(T
+ C) + a(T + C)'
- Gesamtmenge
Immobilisat, bestehend aus einem verbleibenden Anteil (1 – a)
des entkeimten Immobilisats (T + C) und einem Anteil a des eingeschleusten,
sterilen, frischen Immobilisats (T + C)'
- (T
+ C)/E-W
- mit
einem Ethanol-Wasser-Gemisch befrachtetes, entkeimtes Immobilisat
(T + C)
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 2151534
A1 [0008]
- - EP 1158860 B1 [0010]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - TÖPEL,
2004, S. 99 [0003]
- - JEKLE; Lebensmitteltechnologisches Seminar, Lactosefreie und
-reduzierte Milchprodukte, 2004 [0003]
- - KESSLER, 1996, S. 511 [0005]