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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umformung von Blechwerkstücken
aus Eisen-Mangan-Stahl.
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Eisen-Mangan-Stähle
können einen Mangan-Anteil von bis zu 40% aufweisen. Aufgrund
dieses hohen Mangan-Anteils, oftmals kombiniert mit einem ebenfalls
hohen Aluminium-Anteil, weist ein solcher Eisen-Mangan-Stahl einen
sehr hohen Bruchdehnungswert auf. Üblicherweise werden
derartige Eisen-Mangan-Stähle zum Zweck der Formgebung kalt
umgeformt. Dabei ist nachteilig, dass die umgeformten Bleche im
Bereich ihrer Umformung eine hohe Rückfederung aufweisen
beziehungsweise ein starkes Aufsprungverhalten zeigen. Zur Kompensation
des Aufsprungverhaitens werden die Rückfederungswerte in
Versuchswerkzeugen ermittelt und die in den Versuchswerkzeugen ermittelten
Werte werden bei der Konstruktion des Serienwerkzeuges beziehungsweise
bei dessen bauteilspezifischen Einstellungen in das jeweilige Serienwerkzeug
eingebracht. Dieser Ablauf ist zeit- und kostenintensiv, da jede
Bauteilgeometrie unterschiedliche Auswirkung auf das Aufsprungsverhalten
des umzuformenden Eisen-Mangan-Bleches hat. Kompliziert geformte Bauteile
sind daher mittels des Kaltumformverfahrens nicht oder nur im eingeschränkten
Maße herstellbar. Ein weiterer Nachteil des Kaltumformprozesses
liegt darin, dass hohe Presskräfte beim Kaltumformen benötigt
werden.
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Bei
der Kaltumformung von Eisen-Mangan-Stählen liegen die Temperaturen
im Werkzeug bei ca. 70 bis 80°C. Öfen werden zur
Realisierung dieser Temperaturen nicht verwendet. Die Verweilzeit des
Werkstücks im Werkzeug ist ohne wesentlichen Einfluss auf
die Werkstückeigenschaften. Bei der Kaltumformung werden
in Abhängigkeit von der Bauteilgeometrie lokal unterschiedliche
Festigkeiten erreicht, welche zwischen der Dehngrenze Rp0,2 = 560 MPa und der Zugfestigkeit Rm = 1140 MPa liegen. Je größer
der lokale Umformungsgrad ist, umso höher liegt der entsprechende
Festigkeitswert.
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Ein
Laminierungsprozess von Eisen-Mangan-Stählen ist in der
WO 2006/042931 A1 offenbart. Es
findet hier nach dem Formprozess ein Rekristallisationsglühen
statt.
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Generell
bietet das Warmumformen eine Alternative zum Kaltumformverfahren. Übliche
Warmumformprozesse werden bei ca. 1000°C ausgeführt.
Das Warmumformen bewirkt, dass beim Umformprozess die Rückfederung
nicht oder nur in einem sehr geringen Maße auftritt. Es
ist somit mittels dem Warmumformen möglich, in einem endgeometrienahen
Werkzeug in nur einem Umformschritt aus einem Werkstückrohling
das fertig umgeformte Werkstück herzustellen. Nachteilig
dabei ist allerdings, dass durch die hohe Umformtemperatur die Festigkeitswerte
des Werkstückes nach dessen Abkühlung stark abgesunken
sind. Ein derart festigkeitsgemindertes Werkstück kann
zum Beispiel nicht mehr als Crash-Schutz-Verstärkungsteil
eingesetzt werden.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, mit dem kostengünstig die Herstellung verformter
Blechteile mit hoher Festigkeit ermöglicht wird.
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Die
Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 genannte Verfahren zur Umformung
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Es
wird ein Verfahren zur Umformung von Blechwerkstücken aus
Eisen-Mangan-Stahl zur Verfügung gestellt, bei dem ein
Blechwerkstück mit einer Temperatur von 50°C bis
1000°C in ein Formwerkzeug eingelegt wird und von diesem
Formwerkzeug umgeformt wird, wobei die Verweildauer des Werkstücks
im Formwerkzeug 1 bis 20 s beträgt. Zur Realisierung einer
tatsächlichen Warmumformung im erfindungsgemäßen
Verfahren beträgt die Temperatur des Werkstückes
700°C bis 1000°C. Zufriedenstellende Versuche
wurden bis einschließlich 950°C gefahren. Die
Verweildauer des Werkstücks im Formwerkzeug beträgt
dabei vorzugsweise 1 bis 15 s. Eine Verweildauer von 2 bis 12 s
ergab sehr gute Ergebnisse hinsichtlich des gewünschten
Gefüges und des Aufsprungverhaltens.
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Ein
zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
verwendetes Formwerkzeug ist üblicherweise ein Gesenk.
Zur Erzeugung von einfachen Verformungen an Blechteilen aus Eisen-Mangan-Stahl kann
allerdings auch vorgesehen sein, dass das Formwerkzeug eine einfachere
Konstruktion aufweist, wie zum Beispiel im Wesentlichen eine Anlage und
ein Druckelement. In diesem Fall ist die Erfindung derart zu verstehen,
dass das Werkstück mit einer Temperatur von 50°C
bis 1000°C nicht in das Werkzeug eingelegt wird, sondern
an diesem zur Anlage kommt. In diesem Fall beträgt die
Anlage des Werkstücks am Formwerkzeug 1 bis 20 s. Diese
Verweildauer des Werkstücks im beziehungsweise am Formwerkzeug
kann dabei eine relativ kurze Zeit des Umformens und eine nachfolgende, längere
Zeit der Fixierung des Werkstücks im Formwerkzeug umfassen,
oder das Verfahren kann derart ausgestaltet sein, dass der Formgebungsprozess über
die gesamte Verweildauer des Werkstücks im Formwerkzeug
erfolgt. In der letzteren Ausgestaltung des Verfahrens erfolgt daher
der Umformprozess langsamer, aber dafür über die
gesamte Verweildauer. Vorteilhafterweise ist vorgesehen, dass die
Verformungskraft nur so lange auf das Werkstück aufgebracht
wird, bis der gewünschte Verformungsgrad erreicht ist.
Das heißt, auf Grund der geringen Rückfederung
beim Warmumformen muss das Werkstück im Wesentlichen nicht
bis über sein endgültiges Geometriemaß hinaus
verformt werden.
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Außerdem
hat sich herausgestellt, dass optimale Festigkeitswerte dann erzeugt
werden, wenn während der Verweildauer des Werkstücks
im Formwerkzeug dem Werkstück so viel Wärme entzogen wird,
dass es das Formwerkzeug mit einer Temperatur von 20°C
bis 600°C verlässt. Das heißt, dass die Temperatur
des Werkstücks vor dem Einlegen in das Formwerkzeug bevorzugt
700°C bis 1000°C beträgt und dass die
Temperatur des Werkstücks beim Herausnehmen aus dem Formwerkzeug
20°C bis 600°C beträgt.
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Ausreichend
gute Ergebnisse hinsichtlich des Aufsprungverhaltens ergeben sich
bei einer Temperatur des Werkstücks beim Herausnehmen aus
dem Werkzeug von 100°C bis 430°C. Besonders gute
Ergebnisse ergeben sich bei einer Temperatur des Werkstücks
von 100°C bis 390°C beim Herausnehmen aus dem
Formwerkzeug.
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Vorteilhafterweise
ist das Verfahren derart ausgestaltet, dass das Werkstück
vor dem Einlegen in das Formwerkzeug in einem Ofen aufgeheizt wird, wobei
der Ofen eine Temperatur von bis zu 1000°C hat und die
Verweildauer des Werkstücks im Ofen bis zu 10 min beträgt.
Optimale Aufheizergebnisse des Werkstücks ergeben sich
bei einer Verweildauer des Werkstücks im Ofen von 5 bis
10 min. Außerdem hat sich herausgestellt, dass sich die
besten Materialeigenschaften des Werkstückes bei einer
Ofentemperatur von 950°C und einem schnellen Transport
des Werkstücks vom Ofen in das Formwerkzeug unter minimalem
Wärmeverlust einstellen.
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In
einer besonderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geht dem Warmumformschritt mindestens ein Kaltumformschritt
voraus. Das heißt, bevor das umzuformende Werkstück
erwärmt wird, wird es mit einem oder mehreren Kaltumformschritten
vorverformt. Diese Kaltumformschritte können einen oder
auch unterschiedliche Bereiche des Werkstückes betreffen.
Das heißt, dass die anschließende Warmumformung
indirekt durchgeführt wird. Die Duktilität wird
durch die Kaltumformung in den kaltumgeformten Bereichen gemindert.
Mittels der anschließend ausgeführten erfindungsgemäßen Warmumformung
können die bereits kalt umgeformten Bereiche oder auch
bisher nicht umgeformten Bereiche des Werkstückes verformt
werden und die durch Kaltumformung erzeugten Kaltverfestigungen im
Werkstück beseitigt werden. Damit steigt auch die Duktilität
in den zuvor kalt umgeformten Bereichen des Werkstückes
wieder an.
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Vorteilhafterweise
besteht der im erfindungsgemäßen Verfahren angewendete
Eisen-Mangan-Stahl neben Eisen aus den folgenden Legierungselementen:
bis zu 40% Mangan, bis zu 15% Aluminium, bis zu 2% Kohlenstoff,
bis zu 6% Silicium, wobei der Eisen-Mangan-Stahl des Weiteren Titan, Wolfram,
Niob, Chrom, Nickel, Vanadium und Bor in ihrer Summe von weniger
als 3% und Einzelanteilen von weniger als 0,5% aufweist.
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Vorteilhafterweise
ist der im Verfahren eingesetzte Eisen-Mangan-Stahl ein TWIP-Stahl.
Daneben sind aber auch TRIP-, TRIP/TWIP- und TRIPLEX-Stähle
im erfindungsgemäßen Verfahren verwendbar.
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TRIP-Stahl
(Transformation Induced Plasticity) umfasst im Wesentlichen mehrere
Phasen von Eisen-Kohlenstoff-Legierungen; nämlich Ferrit,
karbidfreien Bainit und metastabilem kohlenstoffreichen Restaustenit,
der bei Verformung in Martensit umwandelbar ist. Außerdem
können typische Legierungszusätze für
austenitische Stähle wie Nickel, Chrom, Kobalt, Kohlenstoff,
Mangan und Stickstoff und außerdem noch höhere
Legierungszusätze von Silizium und Aluminium vorhanden
sein. Unter Einwirkung von ausreichend hohen Kräften bei
einer Kaltumformung auf den Stahl kippen die Kristallgitter aus
der kubisch flächenzentrierten Austenit-Form in die kubisch
raumzentrierte und erzeugen damit ein martensitisches Gefüge.
Das heißt, der TRIP-Effekt besteht in der besonderen Martensitbildung
bei Kaltverformung.
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TWIP-Stahl
(Twinning Induced Plasticity) bezeichnet eine weitere Austenit-Stahlsorte,
bei welcher bei plastischer Kaltverformung eine intensive Zwillingsbildung
stattfindet. Dieser Vorgang verfestigt den Stahl, wobei die Verfestigung
schon bei geringer Belastung (ab 300 MPa) stattfindet und die Bruchdehnung über
60% liegt. TWIP-Stahl besitzt einen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,6%.
Als Legierungselemente kommen Mangan (25 bis 30%), Aluminium und
Silizium (bis 2%) zum Einsatz
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Der
TRIP/TWIP-Stahl ist eine Kombination aus TRIP-Stahl und TWIP-Stahl.
Diese Kombination weist einen doppelten TRIP-Effekt auf, das heißt,
dieser Stahl besitzt eine doppelte Dehnungsreserve. Dies basiert
darauf, dass die Legierungselemente zwei martensitische Umwandlungen
ermöglichen, nämlich zunächst einen Wechsel
vom Austenit zum hexagonalen Martensit und im zweiten Schritt von der
hexagonalen Struktur zum kubisch raumzentrierten Martensit.
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Der
TRIPLEX-Stahl ist aus einem mehrphasigen Gefüge aus a-Ferrit-
und y-Austenit-Mischkristallen gebildet, mit einer martensitischen
s-Phase und/oder K-Phase, wie in der
WO 2003/029504 beschrieben. Dieser
Stahl bewirkt bei Verwendung eine Gewichtsersparnis und ist gut
umformbar.
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TRIP-,
TRIP/TWIP- und TRIPLEX-Stähle weisen hohe Festigkeitswerte
und gegenüber den meisten anderen Stählen einen
sehr geringen E-Modul auf.
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Besonders
gute Rückfederungs- und Festigkeitswerte nach der Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt der Einsatz
eines X60Mn22.
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Es
ist vorgesehen, dass das zu verformende Blechwerkstück
eine Materialdicke von 0,7 mm bis 20 mm aufweist. Dabei ist zu beachten,
dass bei einer relativ langen Zeitdauer zwischen Herausnahme des Werkstücks
aus dem Ofen und Einlegen in das Werkzeug ein Werkstück
mit nur geringer Wandstärke schneller auskühlt,
als wenn es eine größere Massenkonzentration zur
Wärmespeicherung aufweist.
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Auf
der anderen Seite ist zu beachten, dass ein zu großer Wärmeeintrag
in das Werkstück, zum Beispiel durch zu lange Zeitdauer
des Erwärmens oder auch zu geringe Abkühlrate
im Werkzeug, insbesondere bei großen Werkstückdicken,
vermieden werden sollte, da ansonsten eine Gefügeveränderung,
nämlich eine Grobkornbildung, auftreten könnte.
Derartige Gefügeveränderungen wirken sich auf die
Festigkeitseigenschaften aus, was durch das erfindungsgemäße
Verfahren verhindert werden soll.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird die durch
das Formwerkzeug auf das Blechwerkstück aufgebrachte Verformungskraft
0,15 s bis maximal 15 s aufrecht erhalten.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es somit möglich,
Umformungen an Eisen-Mangan-Stählen vorzunehmen, die nach
dem Warm-Umformprozess weiterhin annähernd die gleichen
hohen Festigkeitswerte aufweisen wie vor der Verformung. So weist
zum Beispiel ein dem Verfahren unterzogener X60Mn22 im Anlieferungszustand
eine Dehngrenze Rp0,2 von 560 MPa auf und
im abgekühlten Zustand nach der Warmumformung eine Dehngrenze
Rp0,2 von 531 MPa. Die Zugfestigkeit Rm des X60Mn22 beträgt im Anlieferungszustand
1140 MPa und im abgekühlten Zustand nach der Warmumformung
1060 MPa. Des Weiteren beträgt die Bruchdehnung A50 des X60Mn22 im Anlieferungszustand 59%
und im abgekühlten Zustand nach dem Warmumformungsprozess
61%.
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Das
heißt, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
keine Werkstückeigenschaften erzielt beziehungsweise verändert
werden sollen. Sinn der erfindungsgemäßen Warmumformung
ist es, die Eigenschaften des Werkstoffes, insbesondere die mechanischen
Eigenschaften, nicht oder nur so gering wie möglich zu
verändern. Das heißt, dass auch in den umgeformten
Bereichen des Werkstücks im Wesentlichen die Eigenschaften
wie in der ursprünglichen Platine vorliegen sollen.
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Durch
die Warmumformung wird das Aufsprungverhalten des Werkstückes
im Formgebungsprozess vermindert. Somit sind Bauteile mit einer deutlich
höheren Komplexität und Formgenauigkeit gegenüber
dem herkömmlichen Kaltumformverfahren herstellbar. Dies
bedeutet, dass man komplizierte Formen am Werkstück bereits
in einem Umformschritt herstellen kann. Somit lassen sich Umform-Stufen
und Kalibrierstufen verringern. Des Weiteren sind insgesamt weniger
Werkzeuge zur Erzeugung der Bauteilendformen erforderlich. Langwierige Einsteil-
und Nachjustierarbeiten an den Werkzeugen werden ebenfalls vermieden.
Außerdem unterliegen die Werkzeuge aufgrund der geringeren
zur Verformung benötigten Kräfte im Warmumformverfahren einem
geringeren Werkzeugverschleiß. Damit werden die Werkzeugstandzeiten
erheblich vergrößert. Außerdem wird durch
das Warmumformen eine homogene Festigkeitsverteilung in den komplex
geformten Bauteilen ermöglicht.
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Auf
Grund der Warmumformung werden die durch den Umformvorgang in das
Werkstück eingebrachten Eigenspannungen sehr gering gehalten, was
sich positiv auf die Schweißbarkeit auswirkt.
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Durch
die hohe Duktilität der warmumgeformten Werkstücke
lassen sich diese vorteilhaft als speziell ausgeformte Karosserieteile,
insbesondere als Crash-Schutz-Verstärkungsteile einsetzen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2006/042931
A1 [0004]
- - WO 2003/029504 [0019]