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Die
Erfindung betrifft ein Zahnimplantat mit einem Implantatkörper
und einem Aufbauteil.
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In
der Zahnmedizin werden Implantate als Zahnwurzelersatz routinemäßig
eingesetzt. Das Zahnimplantat besteht aus einem Implantatkörper,
der meist schraubenförmig ausgebildet ist und operativ
in den Knochen des Oberkiefers oder Unterkiefers eingedreht wird.
Auf den im Kiefer verankerten Implantatkörper wird ein
Aufbauteil, das so genannte Abutment, aufgesetzt und üblicherweise
mit dem Implantatkörper verschraubt. Der Implantatkörper
kann mit dem Aufbauteil auch einteilig hergestellt oder über eine
Clip-Verbindung zusammengesetzt sein. Der Implantatkörper
und Aufbauteil stellt den Träger des eigentlichen Zahnersatzes
dar. Der Implantatkörper wird meist bündig zur
Oberfläche des Kieferknochens eingebracht. Nach einer variablen
Einheilphase wird der Implantatkörper freigelegt und ein
entsprechender Aufbauteil befestigt. Je nach Verwendungszweck sind
verschiedene Arten von Aufbauteilen verfügbar. Üblicherweise
wird nach der Einheilphase des Implantatkörpers ein kleiner
Aufbauteil, der so genannte Gingivaformer, angeordnet. Nach etwa
zwei Wochen wird dieser Gingivaformer wieder entfernt und der definitive
Aufbauteil eingeschraubt. Auf den definitiven Aufbauteil wird schließlich
die entsprechende prothetische Überkonstruktion, wie z.
B. Krone, Brücke, Prothese, usw. als Zahnersatz aufgesetzt
und klebetechnisch, durch eine Schraubverbindung oder durch Haftreibung
(Kugelanker oder Teleskop) mit dem Aufbauteil verbunden.
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Ein
Problem in der Implantologie ist das oft mangelnde Knochenangebot
im Oberkiefer und Unterkiefer. Durch Zahnverlust resorbiert der
Kieferknochen. Im Oberkiefer bewirkt diese Resorption eine Vergrößerung
der Kieferhöhle (Sinus maxillaris). Dadurch reduziert sich
der Restknochen und eine Implantation wird, durch das mangelnde
Knochenangebot, erschwert oder unmöglich gemacht. Es hat
sich gezeigt, dass längere Implantate eine höhere
Lebensdauer als kürzere Implantate haben. Für
eine möglichst lange Lebensdauer ist eine Länge
der Implantate von 10 bis 15 mm anzustreben.
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Es
stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung
das Knochenangebot zu erhöhen und so eine Implantation
zu ermöglichen.
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Eine
ist die Sinusliftoperation im oberen Seitenzahnbereich bei der die
seitliche Kieferhöhlenwand des Sinus maxillaris geöffnet
wird. Danach wird die Kieferhöhlenschleimhaut, die sogenannte Schneider'sche
Membran vorsichtig von ihrer knöchernen Unterlage gelöst
und der so entstandene Hohlraum mit Knochenersatzmaterial gefüllt.
Bei einer genügend großen Restknochenhöhe
(ca. 5–6 mm) kann gleichzeitig mit der Kieferhöhlenoperation implantiert
werden. Falls nicht genügend Restknochenhöhe vorhanden
ist um eine Stabilität des Implantates zu erreichen wird
erst nach einer längeren Phase von etwa sechs Monaten implantiert,
nachdem das Knochentransplantat verheilt und verknöchert
ist.
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Eine
weitere Möglichkeit das Defizit an Knochenhöhe
im oberen Seitenzahnbereich zu verbessern ist eine Osteotomie (nach
Summer). Bei dieser Methode ist eine Restknochenhöhe von
mindestens 7 mm notwendig. Es wird bis zum Kieferhöhlenboden vorgebohrt
und danach das Osteotom in die Bohrung eingeführt und am
Kieferhöhlenboden angesetzt. Dann wird durch Schläge
mit einem chirurgischen Hammer der Kieferhöhlenboden perforiert
und die Schneidersche Membran angehoben. Danach wird ein Implantat
eingeschraubt, welches in die Kieferhöhle hinein ragt.
Dieses Implantat ragt in die Kieferhöhle und heilt knöchern
ein.
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Beispielsweise
beschreibt die
WO 2006/096900
A1 ein dentalchirurgisches Instrument für den
Einsatz bei einer Sinuselevation mit einem langgestreckten, rohrförmigen
Grundkörper, dessen distale Öffnung mit einer
Hülle aus elastischem Material verschlossen ist, die durch
Zufuhr von Flüssigkeit ballonartig aufgebläht
werden kann, wodurch die Schneider'sche Membran abgehoben wird.
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Ebenso
mangelt es oft im Unterkiefer durch die erfolgte Knochenresorption
an ausreichend Knochen für eine Implantation. Eine Implantation
im Unterkiefer erfordert in diesem Fall eine vorausgehende Knochendistraktion,
eine Knochenauflagerungsoperation oder Nervenverlagerungsoperation,
welche ebenfalls für den Patienten sehr belastend und mit Risken
behaftet sind.
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Die
DE 197 41 395 A1 beschreibt
eine Stabilisierungseinrichtung für ein Zahnimplantat im
Falle eines geringen Knochenangebots im Kiefer. Dabei wird die Primärstabilität
dadurch erhöht, dass der Implantatkörper mit einer
Gegenmutter am vorhandenen Knochen des Kiefers fixiert wird. Die
Fixiermutter besteht aus einem biologisch abbaubaren Material und
wird daher langfristig resorbiert, so dass Platz von neugebildetem
Knochen eingenommen werden kann.
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Aus
dem Stand der Technik sind verschiedene Zahnimplantate, welche mit
Distraktoren kombiniert sind, bekannt.
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Beispielsweise
beschreiben die
US 2005/0084822
A1 , die
US
6 270 346 B1 , die
EP
1 119 311 B1 sowie die
DE 199 07 421 A1 Vorrichtungen zum Verschieben
von Knochenstücken, welche alle nach dem Prinzip der Distraktion
arbeiten. Dabei wird ein umfrästes und somit mobiles Knochenstück
von der fixen knöchernen Unterlage angehoben, worauf im
entstehenden Spalt durch Osteoneogenese neuer Knochen entsteht.
Nachteilig dabei ist, dass es durch die beim Schneiden des Knochens
erfolgte Periostablösung und Blutgefäßunterbrechung
zum Teil zu massiven Knochenresorptionen kommen kann. Dies hat zur
Folge, dass das Implantat, welches auch als Distraktor eingesetzt
wurde, nicht weiter verwendet werden kann und dadurch ein weiterer
für den Patienten belastender Eingriff notwendig wird.
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Die
WO 01/64118 A1 beschreibt
eine Vorrichtung zur Distraktion von Knochen oder Knochensegmenten,
welche zur Bildung von Knochengewebe im Kiefer verwendet werden
kann. Nachteilig dabei ist, dass nach dem Distraktionsvorgang die
Vorrichtung operativ entfernt werden muss, was wiederum eine Belastung
für den Patienten darstellt.
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Die
US 2006/0204929 A1 beschreibt
ein Zahnimplantat und Bohrersystem, mit dem die Schneider'sche Membran
angehoben werden kann. Dabei wird mit speziellen Werkzeugen der
Sinusboden angefräst und danach mit einem Elevationsinstrument,
welches Längenmarkierungen aufweist, die Schneider'sche
Membran abgelöst und danach das Implantat eingedreht. Hier
wird die Methode des percrestalen Sinuslifts verwendet, die als
Zugang zur Kieferhöhle von der Zahnseite nützt.
Auch bei dieser Methode ist die Gefahr einer Verletzung der Schneider'schen
Membran sehr groß. Diese gefürchtete Komplikation
bei der Sinusliftoperation kann zum Abbruch der Operation führen,
da bei einer eingerissenen Schneider'schen Membran das eingebrachte Knochenersatzmaterial
in die Kieferhöhle gelangen und Entzündungen hervorrufen
kann.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher in der Schaffung
eines Zahnimplantats, welches auch bei reduziertem Knochenangebot
im Oberkiefer eingesetzt werden kann bei gleichzeitig geringerer
Belastung und geringerer Risken für den Patienten. Das
Zahnimplantat soll möglichst einfach und kostengünstig
sowie robust aufgebaut sein.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Zahnimplantat der gegenständlichen
Art gelöst, dessen Implantatkörper an seiner in
der Gebrauchslage des Implantats in die Kieferhöhle weisenden
Seite eine gegenüber dem Implantatkörper verstellbare
Einrichtung zur Verdrängung von Gewebe aufweist. Erfindungsgemäß weist
das Zahnimplantat selbst eine Einrichtung auf, welche Gewebe, wie
z. B. die Schneider'sche Membran, verdrängen kann und so
die Bildung des notwendigen Knochenmaterials ermöglicht
bzw. unterstützt. Der Implantatkörper des Zahnimplantats
ist fix mit dem vorhandenen Knochen des Ober- oder Unterkiefers
verbunden, während die verstellbare Verdrängungseinrichtung
gegen das zu verdrängende Gewebe geführt wird.
Die Verdrängungseinrichtung benützt den Implantatkörper
als Führungsteil und wird je nach Anwendung gegen das zu
verdrängende Gewebe geschoben. Durch dieses Prinzip ist es
möglich, das Gewebe langsam, schonend, kontrolliert und
günstig zu verdrängen, ohne dabei die Schneider'sche
Membran zu verletzen. Eine entsprechende Voroperation, beispielsweise
mit Transfer von Knochenmaterial, ist nicht erforderlich. Darüber hinaus
kann teures Knochenersatzmaterial eingespart werden. Die Verdrängungseinrichtung
ist Bestandteil des Zahnimplantats und verbleibt nach dem Einheilvorgang
im Implantat und muss nicht mit einer neuerlichen belastenden Operation
entfernt werden. Wesentlich beim gegenständlichen Zahnimplantat ist,
dass kein ausgeschnittenes, mobilisiertes und deperiostiertes Knochenstück
vom übrigen Knochen des Kiefers wegbewegt wird. Mit Hilfe
des Implantats kann die Schneider'sche Membran, welche eigentlich auch
eine Form von Periost ist, möglichst schonend von seiner
knöchernen Unterlage gelöst und angehoben werden,
um so Raum für das Implantat zu schaffen, wodurch ein längeres
Implantat auch bei geringem vorhandenen Knochenmaterial eingesetzt
werden kann, welches, wie oben erwähnt, eine höhere Lebensdauer
aufweist. Das gegenständliche Zahnimplantat führt
eine Elevation und keine Distraktion durch.
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Der
Implantatkörper weist vorzugsweise eine Bohrung auf, in
welcher die Verdrängungseinrichtung verstellbar angeordnet
ist.
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Gemäß einer
Ausführungsform der Erfindung ist in der Bohrung des Implantatkörpers
ein Innengewinde angeordnet, und die Verdrängungseinrichtung
im Wesentlichen durch ein zylinderförmiges Element mit
einem diesem Innengewinde entsprechenden Außengewinde ausgebildet,
so dass eine Verstellung der Verdrängungseinrichtung durch
Verdrehung gegenüber dem Implantatkörper durchführbar
ist. Bei dieser Ausführungsform wird die verstellbare Lagerung
der Verdrängungseinrichtung im Implantatkörper
des Zahnimplantats durch eine Schraubverbindung zwischen Verdrängungseinrichtung
und Implantatkörper realisiert. Durch eine Verdrehung der Verdrängungseinrichtung
gegenüber dem Implantatkörper erfolgt eine langsame
Bewegung gegen das Gewebe, insbesondere eine kontrollierte Elevation des
Kieferhöhlenbodens. Im Gegensatz zu bekannten Verfahren
erfolgt die Elevation des Kieferhöhlenbodens kontrollierter
als beispielsweise durch die Perforation mittels Hammerschlägen.
Mit Hilfe des gegenständlichen Zahnimplantats kann die
Elevation des Kieferhöhlenbodens über einen längeren
Zeitraum von beispielsweise 10 Tagen erfolgen, wobei die Verdrängungseinrichtung
täglich um eine gewisse Strecke von beispielsweise einem
halben Millimeter weitergeschraubt wird. Dadurch wird eine Traumatisierung
oder ein Riss der Schneiderschen Membran sicher vermieden. Weiters
wird durch dieses Vorgehen die Knochenneubildung induziert. Darüber hinaus
kann der Einsatz von Knochenersatzmaterial, welches oft bovinen
oder humanen Ursprungs ist, vermieden werden. Nach der Erreichung
der Endposition der Verdrängungseinrichtung hat das Zahnimplantat
seine volle Länge erreicht und die weitere Versorgung des
Implantats kann begonnen werden. Alternativ dazu kann noch bis zur
Verknöcherung der Verdrängungseinrichtung einige
Monate gewartet werden und danach die weitere Versorgung des Implantats
vorgenommen werden.
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Um
eine Anpassung des Zahnimplantats an die jeweiligen Gegebenheiten
zu ermöglichen, ist vorzugsweise ein Set aus Verdrängungseinrichtungen
mit verschiedenen Längen und Implantatkörpern mit
verschiedenen Längen vorgesehen, aus welchen die Einrichtung
und der Implantatkörper mit der gewünschten Länge
auswählbar ist. Somit kann zuerst der Implantatkörper
je nach vorhandener Restknochenhöhe ausgewählt
werden und danach auch die Länge der geeigneten Verdrängungseinrichtung
gewählt werden.
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Gemäß einer
alternativen Ausführungsform ist die Bohrung des Implantatkörpers
im Wesentlichen zylinderförmig ausgebildet, und die Verdrängungseinrichtung
durch ein im Wesentlichen zylinderförmiges Element gebildet,
welches in der Bohrung verschiebbar angeordnet ist, wobei eine Einrichtung
zur Verstellung und Fixierung des zylinderförmigen Elements
gegenüber dem Implantatkörper vorgesehen ist.
Im Falle dieser Ausführungsvariante wird die Verdrängungseinrichtung
nicht aus dem Implantatkörper hinausgeschraubt sondern
in die Kieferhöhle hinausgeschoben.
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Die
Einrichtung zur Verstellung und Fixierung des zylinderförmigen
Elements kann dabei verschiedenartig ausgebildet sein, beispielsweise
durch eine am Implantatkörper drehbar angeordnete Gewindestange,
welche in eine Bohrung im zylinderförmigen Element mit
einem dem Außengewinde der Gewindestange entsprechenden
Innengewinde ragt. Durch Verdrehung der Gewindestange wird eine
Verschiebung des zylinderförmigen Elements gegenüber
dem Implantatkörper erreicht. Dadurch ist es möglich,
ohne Änderung der Schraubenlänge die Verdrängungseinrichtung
aus dem Implantatkörper hinauszuschieben. Beispielsweise
kann der Patient selbst die Gewindestange betätigen und
somit die Verdrängungseinrichtung, beispielsweise täglich
um ein kleines Stück, aus dem Implantatkörper
hinausschieben. Dadurch können einige Arztbesuche, welche
für den Patienten einen hohen Zeitaufwand bedeuten können,
entfallen. Nach Erreichen der Endposition der Verdrängungseinrichtung
können Teile der Verstell- und Fixiereinrichtung, wie z.
B. ein Element, mit dem die Gewindestange betätigt werden
kann, entfernt werden und der Aufbauteil am Implantatkörper
befestigt werden.
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Vorteilhafterweise
ist das in der Gebrauchslage des Implantats in die Kieferhöhle
weisende Ende der Verdrängungseinrichtung drehbar ausgebildet.
Durch die drehbare Ausbildung des Endes der Verdrängungseinrichtung,
welches mit dem zu verdrängenden Gewebe in Kontakt steht,
wird eine Verletzung, beispielsweise der Schneider'schen Membran,
vermieden. Beim Verstellen der Verdrängungseinrichtung
erfolgt somit keine Drehbewegung relativ zum Gewebe, wodurch eine
Verletzung des Gewebes vermieden wird.
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Im
Falle der drehbaren Ausbildung des Endes der Verdrängungseinrichtung
ist es von Vorteil, wenn dieses zumindest teilweise eine raue Oberfläche
aufweist. Somit wird das Ende der Verdrängungseinrichtung
in Bezug auf das zu verdrängende Gewebe fixiert und es
findet keine Relativbewegung zum Gewebe statt.
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Weiters
kann es von Vorteil sein, wenn das Ende der Verdrängungseinrichtung
konkav ausgebildet ist. Durch eine derartige Wölbung nach
innen können die seitlichen Kanten des Endes der Verdrängungseinrichtung
eine Schneidfunktion übernehmen, was beispielsweise die
Abhebung des Kieferhöhlenbodens erleichtert.
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Alternativ
dazu kann das Ende der Verdrängungseinrichtung auch konvex
ausgebildet sein, um so eine Verletzung des zu verdrängenden
Gewebes zu vermeiden.
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Theoretisch
ist es möglich, dass ein Antrieb zur Verstellung der Verdrängungseinrichtung
vorgesehen ist, der die Verdrängungseinrichtung automatisch
um eine vorgegebene Distanz innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne
gegenüber dem Implantatkörper verschiebt. Allerdings
wird dadurch der Aufwand und somit die Herstellungskosten des Zahnimplantats
erhöht.
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Im
Falle eines Antriebs ist es von Vorteil, wenn dieser mit einem Empfänger
verbunden ist, um eine Beeinflussung des Antriebs drahtlos von außen zu
ermöglichen.
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Gemäß einem
weiteren Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, dass in der Verdrängungseinrichtung
und/oder im Implantatkörper und allenfalls im Aufbauteil
zumindest ein Kanal mit einer Öffnung vorgesehen ist, welche
in der Gebrauchslage des Implantats in die Kieferhöhle
weist. Über diesen zumindest einen Kanal können
einerseits Materialien, wie z. B. Knochenersatzmaterial, oder auch
Medikamente aber auch kleine Instrumente in die Kieferhöhle eingebracht
werden. Knochenersatzmaterial ist neuerdings auch in flüssiger
Form erhältlich, wodurch sich dieses auch durch relativ
dünne Kanäle in die Kieferhöhle einbringen
lässt.
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Schließlich
kann im Zahnimplantat eine Einrichtung zur Abgabe einer Substanz
vorgesehen sein. Durch diese Abgabeeinrichtung kann eine lokale
Abgabe einer Substanz, beispielsweise eines Wachstumsfaktors, Hormons,
Antibiotikums od. dgl., direkt an der Stelle der Implantation erfolgen
und dadurch der Implantationserfolg verbessert werden. Unter dem
Begriff „Substanz" können verschiedenste flüssige
Stoffe aber auch feste Stoffe, welche in einer Trägerflüssigkeit
gelöst sind bishin zu gasförmigen Stoffen, fallen.
Die Abgabeeinrichtung kann so gestaltet werden, dass die Substanzen
auf dem Wege der Perfusion oder Diffusion (aktiv oder passiv) vom Zahnimplantat
in das periimplantäre Gewebe oder den Knochen gelangen
können. Die Abgabeeinrichtung dient als Übermittler,
Speicher und Applikator der entsprechenden Substanzen in das periimplantäre
Gewebe bzw. in den Knochen, der den Implantatkörper umgibt.
Es können jedoch auch Substanzen über das Zahnimplantat
abgegeben werden, die nicht mit dem Implantationserfolg in Verbindung
stehen. So wäre es z. B. möglich, auch Insulin über
das Implantat abzugeben. Im Zahnimplantat kann sich demnach ein
Insulindepot befinden, aus welchem entsprechend der gemessenen Blut-
oder Gewebeglukosekonzentration Insulin aus einem Speicher über das
Implantat abgegeben wird. Diese Verabreichungsform wäre
für alle Medikamente und Substanzen, welche längerfristig
eingenommen werden, denkbar.
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Dabei
enthält die Abgabeeinrichtung vorzugsweise ein Reservoir,
welches zumindest mit einem Kanal verbindbar ist, so dass eine Abgabe
der Substanz über die Öffnungen in die Kieferhöhle
ermöglicht wird. Im Reservoir wird die abzugebende Substanz
gespeichert und sukzessive über die Kanäle und
die Öffnungen in die Kieferhöhle abgegeben.
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Vorteilhafterweise
ist das Reservoir wiederbefüllbar ausgebildet.
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Gemäß einem
weiteren Merkmal der Erfindung ist zumindest ein Sensor zur Erfassung
physiologischer Parameter im Zahnimplantat vorgesehen. Ein derartiger
miniaturisierter Sensor kann beispielsweise im Implantatkörper
oder Aufbauteil des Zahnimplantats angeordnet sein und für
den Implantationserfolg wichtige physiologische Parameter erfassen.
Aber auch andere Parameter, welche nicht unmittelbar mit dem Implantationserfolg
in Zusammenhang stehen, können über einen im Implantat
angeordneten Sensor gemessen werden. Beispielsweise können
die Temperatur, der pH-Wert, die Sauerstoffsättigung, Kohlenstoff
und andere Blutwerte, wie z. B. die Blut- oder Gewebsglukosekonzentration,
erfasst werden. Die Sensoren werden mit einer entsprechenden miniaturisierten
Spannungsversorgung mit elektrischer Energie versorgt. Die Spannungsversorgung
kann aufladbar ausgeführt sein.
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Weiters
kann im Zahnimplantat ein Speicher vorgesehen sein, in dem relevante
Daten, wie z. B. implantatbezogene oder patientenbezogene Daten, abgelegt
werden können. Der Speicher kann auch in Form eines RFID(Radio
Frequenzy Identification)-Chips realisiert sein, so dass in einfacher
Art und Weise die enthaltenen Daten berührungslos ausgelesen
werden können.
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Die
vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen
näher erläutert.
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Darin
zeigen 1 den prinzipiellen Aufbau eines Zahnimplantats
gemäß dem Stand der Technik; 2A bis 2C eine
erste Ausführungsform der Erfindung bei drei Positionen
der Verdrängungseinrichtung; 3A bis 3C eine
weitere Ausführungsform der Erfindung mit drei verschieden
langen Verdrängungseinrichtungen und Implantatkörper; 4A und 4B eine
weitere Ausführungsform der Erfindung bei zwei Positionen
der Verdrängungseinrichtung; 5 bis 7 verschiedene
Ausführungsformen des in die Kieferhöhle ragenden
Endes der Verdrängungseinrichtung des Implantats; und 8 eine
geschnittene Darstellung einer weiteren Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Zahnimplantats.
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1 zeigt
ein Zahnimplantat 1 gemäß dem Stand der
Technik. Dieses besteht aus einem Implantatkörper 2,
der üblicherweise an seiner Außenseite mit einem
Gewinde 4 versehen ist, über welches der Implantatkörper 2 im
Knochen des Ober- oder Unterkiefers verankert werden kann. Der Implantatkörper 2 wird üblicherweise
bündig zur Oberfläche des Kieferknochens angeordnet.
Auf den Implantatkörper 2 wird ein Aufbauteil 3 bzw.
Abutment angebracht, üblicherweise über ein entsprechendes
Gewinde 5 mit dem Implantatkörper 2 verschraubt.
Wie bereits oben erwähnt, existieren verschiedene Aufbauteile 3.
In der ersten Phase nach der Implantation des Implantatkörpers 2 wird üblicherweise
ein als Zahnfleischformer (Gingivaformer) ausgeführter
Aufbauteil 3 mit dem Implantatkörper 2 verschraubt,
welcher die Aufgabe hat, das Zahnfleisch entsprechend zu formen. In
dieser Phase ist das Zahnfleisch noch nicht gut verwachsen und für
Entzündungen anfällig. Nach der Einheilphase wird
schließlich der endgültige Aufbauteil 3 mit
dem Implantatkörper 2 verbunden und schließlich
eine entsprechende Implantatkrone 6 aufgesetzt und mit
dem Aufbauteil 3 verbunden, beispielsweise verklebt.
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Die 2A bis 2C zeigen
eine erste Ausführungsform der Erfindung bei drei verschiedenen
Positionen der erfindungsgemäßen Verdrängungseinrichtung 7,
welche gegenüber dem Implantatkörper 2 verstellbar
ist. Die Fig. zeigen einen Schnitt durch einen Teil des Knochens 8 des
Oberkiefers, wobei die Kieferhöhlenschleimhaut, die sogen. „Schneider'sche
Membran" 9, eingezeichnet ist. In diesem Fall weist der
Implantatkörper 2 eine Bohrung 10 mit
einem Innengewinde 11 auf, in welchem die durch ein zylinderförmiges
Element 12 gebildete Verdrängungseinrichtung 7 verstellbar
angeordnet ist. Zu diesem Zwecke weist das zylinderförmige
Element 12 ein dem Innengewinde 11 in der Bohrung 10 des
Implantatkörpers 2 entsprechendes Außengewinde 13 auf.
Durch Verdrehen des zylinderförmigen Elements 12 mit
Hilfe eines entsprechenden Werkzeugs 14, welches strichliert
dargestellt ist, kann das zylinderförmige Element 12 gegenüber
dem Implantatkörper 2 zur Verdrängung
des Gewebes in der Kieferhöhle und zur Verschiebung der
Schneider'schen Membran 9 herangezogen werden. Das zylinderförmige
Element 12 wird nun durch Verdrehung des Werkzeugs 14 sukzessive
weiter in die Kieferhöhle hineingedreht, wodurch die Schneider'sche
Membran 9 vom Kieferhöhlenboden abgehoben wird.
Dadurch entsteht ein Hohlraum 15, in dem sich Knochenmaterial
bilden kann bzw. über einen Kanal (s. 8)
Kno chenersatzmaterial eingebracht werden kann, wie dies in 2B dargestellt
ist. Gemäß 2C hat
das zylinderförmige Element seine Endstellung erzielt,
was beispielsweise über einen Zeitraum von 10 Tagen geschehen
kann. Durch die langsame Verstellung des zylinderförmigen
Elements wird eine Traumatisierung oder ein Riss der Schneider'schen
Membran sicher vermieden. Weiters wird durch dieses Vorgehen die
Knochenneubildung induziert, weshalb der Einsatz von Knochenersatzmaterial
nicht unbedingt erforderlich ist. Nach Erreichen der Endposition
gemäß 2C kann
die weitere Versorgung des Implantats 1 begonnen werden
und der Aufbauteil 3 und eine entsprechende Implantatkrone 6 mit
dem Implantatkörper 2 verbunden werden (nicht dargestellt).
Alternativ dazu kann auch noch gewartet werden, bis der Hohlraum 15 mit
Knochenmaterial ausgefüllt ist, so dass das zylinderförmige
Element entsprechenden Halt besitzt und erst dann die weitere Versorgung
des Implantats vorgenommen werden.
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Die 3A bis 3C zeigen
eine weitere Ausführungsform der Erfindung, gemäß der, ähnlich wie
bei der Ausführungsform gemäß den 2A bis 2C,
die Verdrängungseinrichtung 7 durch ein zylinderförmiges
Element 12 mit einem Außengewinde 13 gebildet
ist, welches in einer entsprechenden Bohrung 10 mit einem
Innengewinde 11 im Implantatkörper 2 verdrehbar
angeordnet ist. Das Zahnimplantat 1 besteht aus einem Set
aus Implantatkörpern 2 mit verschiedenen Längen
und zylinderförmigen Elementen 12 mit verschiedenen
Längen L1, L2 und
L3, so dass je nach Anwendungsfall der Implantatkörper 2 mit
der gewünschten Länge sowie das zylinderförmige
Element 12 mit der gewünschten Länge
LX verwendet werden kann, um eine ausreichende
Verdrängung des Gewebes in der Kieferhöhle zu
erreichen. Je nach Dimension der Knochenhöhle, welche noch
bis zum Sinusboden vorhanden ist, wird der Implantatkörper 2 mit
einer geeigneten Länge gewählt und derart in den
Knochen eingebracht, dass sein distales Ende unmittelbar unter dem
Kieferhöhlenboden zu liegen kommt. Bei zu geringer Primärstabilität, beispielsweise
unter 30 Ncm, wird über einen Zeitraum bis zu sechs Monaten
mit dem Elevationsvorgang gewartet. Dadurch kann eine sichere Osseointegration
des Implantatkörpers 2 erreicht werden. Bei der
Elevation des Kieferhöhlenbodens durch das entsprechend
gewählte Element 12 muss der Implantatkörper 2 als
stabiles Gegenlager dienen und somit selbst stabil im Knochen gelagert
sein. Dies ist umso wichtiger, je geringer die Knochenhöhe
und desto kürzer der verwendete Implantatkörper 2 ist.
Danach wird das zylinderförmige Element 12 in
den Implantatkörper 2 eingebracht und der Kieferhöhlenboden und
die Schneider'sche Membran langsam und kontrolliert eleviert. Alternativ
dazu kann vor dem Einbringen der Verdrängungseinrichtung 7 der
Kieferhöhlenboden manipuliert (gelockert, frakturiert oder
angebohrt) werden, wobei der Implantatkörper 2 als
Führungseinrichtung dient. Dies kann mittels herkömmlicher
Bohrer oder Osteotome aber auch unter Verwendung von Ultraschall
oder Laserinstrumenten bzw. Geräten der Elektro-Chirurgie
und Hochfrequenz-Chirurgie und anderen Manupulationswerkzeugen erfolgen.
Nach Anbohren oder Frakturieren kann die Schneider'sche Membran
beispielsweise mit einem oben erwähnten Ballonkatheter
angehoben werden und die Verdrängüngseinrichtung 7 schneller
eingebracht werden.
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Die 4A und 4B zeigen
eine weitere Ausführungsform der Erfindung, wobei die Bohrung 10 im
Implantatkörper 2 im Wesentlichen zylinderförmig
ausgebildet ist, und die Verdrängungseinrichtung 7 durch
ein im Wesentlichen zylinderförmiges Element 16 gebildet
ist, welches in der Bohrung 10 verschiebbar angeordnet
ist. Zu diesem Zweck ist eine Einrichtung 17 zur Verstellung
und Fixierung des zylinderförmigen Elements 16 vorgesehen.
Diese Einrichtung 17 zur Verstellung und Fixierung des
zylinderförmigen Elements 16 kann beispielsweise
durch eine am Implantatkörper 2 drehbar angeordnete
Gewindestange 18 gebildet sein, welche in eine Bohrung 19 im
zylinderförmigen Element 16 mit einem dem Außengewinde 20 der
Gewindestange 18 entsprechenden Innengewinde 21 ragt.
Durch Verdrehung der Gewindestange 18 kann somit eine Verschiebung
des zylinderförmigen Elements 16 ohne Drehung
des zylinderförmigen Elements 16 selbst erzielt
werden. Durch vergrößerte Ausbildung des Kopfes 22 der
Gewindestange 18 wird eine Handhabung erleichtert, so dass
diese auch vom Patienten selbst vorgenommen werden kann. Nach Erreichen
der Endposition des zylinderförmigen Elements 16 kann beispielsweise
ein Teil der Gewindestange 18, wie z. B. der Kopf 22,
entfernt werden und mit der weiteren Versorgung des Implantats begonnen
werden.
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Die 5 bis 7 zeigen
verschiedene Ausführungsformen des in die Kieferhöhle
weisenden Endes 23 der Verdrängungseinrichtung 7.
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Gemäß 5 ist
das Ende 23 der Verdrängungseinrichtung 7 durch
einen Drehteller 24 gebildet, welcher gegenüber
der Verdrängungseinrichtung 7 verdrehbar angeordnet
ist. Dadurch wird erreicht, dass bei Verstellung der Verdrängungseinrichtung 7 das
an das Gewebe anstoßende Ende 23 der Verdrängungseinrichtung 7 nicht
mitbewegt wird und somit eine Verletzung des Gewebes, wie z. B.
der Schneider'schen Membran, hervorrufen kann. Zusätzlich
kann ein Teil des Drehtellers 24 eine raue Oberfläche
aufweisen, so dass eine Fixierung des Drehtellers 24 am
Gewebe resultiert.
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6 zeigt
eine Verdrängungseinrichtung 7, bei der das Ende 23 konvex
ausgebildet ist. Auch dadurch wird eine Verletzung des Gewebes verhindert.
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Bei
der Ausführungsform gemäß 7 ist das
Ende 23 der Verdrängungseinrichtung 7 konkav ausgebildet,
wodurch eine Art Schneide 25 entsteht, welche beispielsweise
zum Abheben des Kieferhöhlenbodens gezielt eingesetzt werden
kann.
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8 zeigt
eine weitere Ausführungsform eines Zahnimplantats 1,
bei dem Kanäle 26 im Implantatkörper 2 mit
einer Öffnung 27, welche in der Gebrauchslage
des Implantats 1 in die Kieferhöhle weist, angeordnet
sind. Über diese Kanäle 26 können Materialien,
wie beispielsweise flüssiges Knochenersatzmaterial oder
kleine Instrumente, wie z. B. ein in der Beschreibungseinleitung
erwähntes Instrument mit einer ballonartigen Ausweitung
am Ende zum Abheben der Schneider'schen Membran, in die Kieferhöhle
eingebracht werden. Das zuletzt erwähnte Instrument wird
nach der Sinuselevation wieder aus dem Kanal 26 gezogen
und entfernt. Dabei kann eine Einrichtung 28 zur Abgabe
einer Substanz 30 vorgesehen sein, wobei beispielsweise
im Aufbauteil 3 ein Reservoir 29 für
die Substanz 30 vorgesehen sein kann, welches Reservoir 29 über
die Kanäle 26 im Implantatkörper 2 mit
der Kieferhöhle in Verbindung steht. Dadurch kann die Substanz 30 in
die Kieferhöhle eingebracht werden und beispielsweise die Einheilphase
des Implantats 1 beschleunigt werden. Weiters kann im Aufbauteil 3 ein
Reservoir 29 für eine bestimmte Substanz 30 vorgesehen
sein, welche über die Kanäle 26 im Implantatkörper 2 an
die Kieferhöhle abgegeben werden kann, um beispielsweise die
Einheilphase zu beschleunigen. Auch in der Verdrängungseinrichtung 7 kann
ein Kanal 26 (strichliert eingezeichnet) angeordnet sein, über
den osseoinduktive Substanzen, Knochenersatzmaterial usw. in die
Kieferhöhle eingebracht werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2006/096900
A1 [0007]
- - DE 19741395 A1 [0009]
- - US 2005/0084822 A1 [0011]
- - US 6270346 B1 [0011]
- - EP 1119311 B1 [0011]
- - DE 19907421 A1 [0011]
- - WO 01/64118 A1 [0012]
- - US 2006/0204929 A1 [0013]