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Die
Erfindung betrifft ein Schneidwerkzeug zum spanhebenden Bearbeiten
von metallischen Werkstücken mit den im Oberbegriff des
Anspruchs 1 genannten Merkmalen und ein Verfahren zum spanhebenden
Bearbeiten von metallischen Werkstücken mit den im Oberbegriff
des Anspruchs 13 genannten Merkmalen.
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Es
ist bekannt, dass in der Metallbearbeitung zum Erhöhen
der Festigkeit der metallischen Werkstücke neben Schmieden
und Härten alternativ oder ergänzend auch Festwalzen,
Glattwalzen, Rollieren und Richtwalzen Anwendung finden. Beim Walzen wird
ein Tiefenbereich des Werkstücks von seiner Oberfläche
her durch eine aufzubringende Walzkraft plastisch verformt und verdichtet.
Die dazu verwendeten Werkzeuge können drehbare Rollen oder
feststehende Gleitwalzmittel aufweisen. Die Bearbeitung von Lagersitzen
der Kurbel- oder Nockenwellen von Brennkraftmaschinen kann beispielsweise über zwanzig
Bearbeitungsschritte aufweisen, wie in der
WO 2007/137762 A1 dargelegt,
und hierbei mehrere zwischen den spanhebenden Bearbeitungsschritten liegende
Walzvorgänge aufweisen. Jeder dieser Walzvorgänge
ist dafür ausgelegt, dass der Metallwerkstoff des Werkstücks
tiefer verdichtet wird, als der darauf folgende Materialabtrag durch
einen der spanhebenden Arbeitsschritte, so dass im Ergebnis an der
Oberfläche des Werkstücks eine festgewalzte verdichtete
Materialschicht entsteht, deren Endmaß und Form durch spanhebende
Bearbeitung oder durch Schleifen präzise gefertigt sind.
Durch das Festwalzen kann eine Festigkeitssteigerung des Werkstücks
von bis zu 200 bis 300% erreicht werden. Für die durch
das Drehfräsen abzutragende minimale Spandicke ist ein
Richtwert von ungefähr 0,1 mm bekannt, der von dem Grad
der Schärfe der Schnittkante abhängt und beispielsweise
auch bis zu 0,05 mm betragen kann.
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Das
in der
WO 2007/137762
A1 offenbarte Verfahren erfordert jedoch einen zeitaufwendigen Wechsel
und Neueinrichtung einer großen Anzahl von verschiedenen
Werkzeugen beziehungsweise die Bearbeitung des Werkstücks
an mehreren Werkzeugmaschinen mit den dazwischen liegenden Schritten
zum Entnehmen und Neueinrichten des Werkstücks und jeweiligen
Werkzeugs. Diese mehrfach anfallenden Rüstzeiten verteuern
insgesamt den Herstellungsprozess.
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Die
DE 102 43 415 A1 offenbart
ein Verfahren zur Erzeugung von Druckeigenspannungen in der Oberfläche
von Werkstücken. Hierbei wird nach einer spanhebenden Bearbeitung
mithilfe einer schwingenden Sonotrode die Oberfläche des
Werkstücks plastisch verformt.
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Speziell
beim spanhebenden Bearbeiten und plastisch verformenden Festwalz-Bearbeiten
der Haupt- und Pleuellager einer Kurbelwelle oder der Lager einer
Nockenwelle einer Brennkraftmaschine wird das zu bearbeitende Werkstück
beispielsweise von einer Drehfräsmaschine zu einer Walzrolliermaschine
zeitaufwendig umgesetzt. Auch wenn alternativ dazu an nur einer
Werkzeugmaschine lediglich ein Fräswerkzeug gegen ein Festwalzwerkzeug
ausgetauscht wird, muss dennoch zeitaufwendig das nachfolgende Werkzeug
auf das eingespannt gebliebene Werkstück einjustiert werden,
bevor die Bearbeitung weitergeführt werden kann. Das Aufaddieren
der hintereinander auszuführenden Bearbeitungsschritte verlängert
außerdem die Gesamtbearbeitungszeit.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Schneidwerkzeug
und ein Verfahren zum spanhebenden und plastisch verformenden Bearbeiten
metallischer Werkstücke derart anzugeben, um den Aufwand
und die Rüstzeit zwischen einem spanhebenden Arbeitsvorgang
und einem plastisch verformenden Festwalzvorgang zu reduzieren.
Ferner ist es die Aufgabe der Erfindung, die obigen Ziele insbesondere
beim Drehfräsen, vorzugsweise beim Drehfräsen
von Lagersitzen einer Kurbel- oder Nockenwelle einer Brennkraftmaschine
zu erreichen.
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Nach
einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird von einem Schneidwerkzeug
zum spangebenden beziehungsweise spanhebenden Bearbeiten von metallischen
Werkstücken (vorzugsweise durch eine Fräsmaschine)
ausgegangen, aufweisend wenigstens einen Schneidzahn mit einer Schnittkante,
die in Bezug auf die (relative) Schneidrichtung oder die Tangente
zur Werkstück-Schnittfläche einen Spanwinkel und
einen Freiwinkel aufweist.
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Die
Aufgaben der vorliegenden Erfindung werden dadurch erreicht, dass
hinter der Schnittkante des Schneidzahnes in Bezug auf die Schneidrichtung
ein Walzmittel angeordnet ist. Dieses Walzmittel beaufschlagt die
kurz vorher spanhebend bearbeitete Werkstück-Schnittfläche
mit einer Walzkraft und verdichtet dadurch die oberen Schichtbereiche
des vorzugsweise metallischen Werkstücks.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung schließt
das erfindungsgemäße Walzmittel unmittelbar an
der Schnittkante des Schneidzahnes an.
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Das
Walzmittel ist in einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden
Erfindung von der Schnittkante des Schneidzahnes um einen ersten
Abstand beabstandet angeordnet. Dieser Abstand ermöglicht
es, direkt hinter der Schnittkante eine Freifläche zu haben,
die einen positiven Freiwinkel aufweist, wodurch die spanhebende
Bearbeitung leichter, genauer und sauberer ablaufen kann und die thermische
Belastung der Schnittkante von der thermischen Belastung durch das
Walzmittel räumlich beabstandet ist.
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Gemäß einer
bevorzugten weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist
das Walzmittel von der Schnittkante des Schneidzahnes um einen die
Längsabmessung des Schneidzahnes übertreffenden
zweiten Abstand beabstandet und als ein gesondert positionierter
Walzzahn angeordnet. Vorzugsweise kann das Walzmittel in einer weiteren Ausgestaltung
eine sphärische Form aufweisen, das heißt abgerundet
mit einer vorgegebenen Form und Krümmung.
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Das
Schneidwerkzeug ist gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung
der vorliegenden Erfindung als ein Träger ausgeführt,
in dem wenigstens ein Schneidzahn als ein austauschbarer Schneideinsatz befestigt
ist. Diese Ausgestaltungsform bringt auch in dem erfindungsgemäßen
Anwendungsfall die Vorteile, auf eine preiswerte Art und Weise das
Schneidwerkzeug nach seiner Abnutzung erneuern zu können.
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Ferner
ist der austauschbare Schneideinsatz als eine Wendeschneidplatte
ausgeführt, die in bekannter Weise zwei, drei oder vier
Schnittkanten aufweist und dadurch mehrfach verwendbar ist.
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Alternativ
ist das Schneidwerkzeug mit dem wenigstens einen Schneidzahn in
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung einteilig
aus einem Werkstück ausgeführt.
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Das
Schneidwerkzeug ist erfindungsgemäß bevorzugt
als ein Meißel oder eine Schaft- oder eine Scheibenfräse
ausgeführt. Prinzipiell kann das erfindungsgemäße
Schneidwerkzeug in allen Arten von spanhebenden Schnittwerkzeugen
und Werkzeugmaschinen, sowohl mit einer translatorischen als auch
einer rotatorischen Bearbeitungsbewegung zum Bearbeiten von flachen,
gekrümmten oder zylindrischen Oberflächen vorzugsweise
metallischer Werkstücke eingesetzt werden.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung weist
das Schneidwerkzeug eine Vielzahl von Schneidzähnen auf,
wobei einem mit einem Walzmittel ausgestatteten Schneidzahn wenigstens
ein herkömmlicher Schneidzahn vor- und/oder nachgeordnet
ist. Durch diese Ausführung kann die spanhebende Bearbeitung
durch mehr Spanvorgänge pro Walzvorgang stärker
betont oder auch genauer ausgeführt werden.
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In
einer alternativen bevorzugten Ausgestaltung nach vorliegender Erfindung
ist der wenigstens eine mit einem Walzmittel ausgestattete Schneidzahn
mit einer ausgesparten Schnittkante als lediglich ein Walzmittel
ausgeführt. Dadurch werden die Aufgaben der spanhebenden
Bearbeitung und der festwalzenden Bearbeitung auf verschiedene Werkzeugelemente
aufgeteilt. Eine solche Aufgabenteilung hat zum Vorteil, dass ein
als ein reines Walzmittel ausgeführter quasi Schneidzahn
einfacher herzustellen und auf einem Träger flexibler in
Bezug auf seine Tiefenwirkung positionierbar ist.
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Der
Freiwinkel und der Spannwinkel des Schneidzahnes können
jeweils einen positiven und/oder negativen Wert aufweisen.
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Nach
einem verfahrenstechnischen Aspekt der vorliegenden Erfindung wird
von einem Verfahren zum spanhebenden Bearbeiten von metallischen Werkstücken
ausgegangen, das wenigstens einen Schritt zum spanhebenden Bearbeiten
und wenigstens einen Schritt zum Festwalzen der Werkstückoberfläche
aufweist.
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Die
Aufgaben der vorliegenden Erfindung werden verfahrenstechnisch dadurch
gelöst, dass die spanhebende Bearbeitung und das Festwalzen
in nur einem Schritt durch ein Werkzeug unmittelbar aufeinander
folgend ausgeführt werden. Die Zwischenrüstzeit
ist nicht nur reduziert, sondern gänzlich eliminiert.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens nach vorliegender Erfindung
wird die spanhebende Bearbeitung und das Festwalzen mit einem Schneidwerkzeug
ausgeführt, das wenigstens einen Schneidzahn mit einer
Schnittkante aufweist, wobei hinter der Schnittkante des Schneidzahnes
in Bezug auf die Schneidrichtung wenigstens ein Walzmittel angeordnet
ist, mit dem die Oberfläche des metallischen Werkstücks
mit einer vorgegebenen Walztiefe festgewalzt wird.
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Der
Vorschub des Schneidwerkzeugs wird in einer alternativen Ausführung
des Verfahrens nach vorliegender Erfindung derart vorgegeben, dass
dadurch eine Spanndicke, eine Walzdicke und eine Walzkraft vorgegeben
werden.
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Die
Bewegungsgeschwindigkeit oder der Vorschub des Schneidwerkzeugs
und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit des Werkstücks in
Bezug zueinander werden gemäß einer bevorzugten
weiteren Ausgestaltung des Verfahrens nach vorliegender Erfindung
derart vorgegeben, dass eine Spandicke und eine Walzdicke und dadurch
eine Walzkraft vorgegeben werden. Vorzugsweise kann die Walzdicke im
Wesentlichen gleich der halben Spandicke gewählt werden.
Noch bevorzugter kann in Abhängigkeit von dem Material
des Werkstücks ein Bereich zwischen 0,1 und 1,5 der Spandicke
für die Walzdicke vorgesehen werden.
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Ferner
kann gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung
der vorliegenden Erfindung eine Vielzahl von Walzmitteln, beispielsweise
zwei oder drei, hintereinander an der Freifläche eines
erfindungsgemäßen Schneidzahnes vorgesehen werden.
Hierbei weist jedes nachfolgende Walzmittel eine gegenüber
dem vorherigen tiefer ins Werkstück greifende Walzdicke
auf, so dass der Walzvorgang in mehrere Walzvorgänge aufgeteilt
wird.
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Nach
einer vorteilhaften Ausgestaltung kann das Walzmittel als ein rotierbares
Walzmittel, beispielsweise in Form von Rollen oder Kugeln, ausgeführt
werden.
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Die
erfindungsgemäßen Schneidzähne können
sowohl in einem Trägerfräswerkzeug als auch in einem
Vollfräswerkzeug vorgesehen werden.
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Der
Durchmesser der Scheibenfräse und des zylindrischen Werkstücks
können ferner aufeinander derart abgestimmt sein, dass
eine erfindungsgemäße Kombination aus spanhebender
und festwalzender Bearbeitung mit gewünschten Parametern erreicht
wird.
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Weitere
bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen,
in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
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Die
Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand
der zugehörigen Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung der in der Zerspanungstechnik verwendeten
herkömmlichen Schneidwerkzeuge mit den wichtigsten Winkelparametern;
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2 eine
schematische Querschnittansicht durch eine erste erfindungsgemäße
Ausgestaltung eines Schneidwerkzeugs;
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3 eine
schematische Querschnittansicht durch eine zweite erfindungsgemäße
Ausgestaltung des Schneidwerkzeugs;
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4 eine
schematische Querschnittansicht durch eine dritte erfindungsgemäße
Ausgestaltung des Schneidwerkzeugs;
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5A eine
schematische Teil-Draufsicht auf eine Scheibenfräse mit
erfindungsgemäßen Wendeschneidplatten;
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5B eine
schematische Teil-Seitensicht auf eine Scheibenfräse mit
erfindungsgemäßen Wendeschneidplatten und
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6 eine
schematische Querschnittansicht durch eine weitere erfindungsgemäße
Ausgestaltung des Schneidwerkzeugs mit zusätzlich seitlich
wirkenden Schnittkanten.
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1 zeigt
eine schematische Darstellung der in der Zerspanungstechnik verwendeten
herkömmlichen Schneidwerkzeuge mit den wichtigsten Winkelparametern.
Diese Darstellung dient lediglich einer Einführung in die
Zerspanungstechnik.
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Das
Schneidwerkzeug 10 ist hiebei in der Schubrichtung A in
einer der Spandicke a entsprechenden Tiefe über der Werkstückschnittfläche
oder Schnittebene 205 des Werkstücks 20 krafthaltig
geführt und hebt mit seiner Schnittkante 102 einen Span 204 von
dem Werkstück 20 ab.
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Die
Schnittleistung hängt hierbei von den Winkelparametern
und dem Schärfegrad der Schnittkante 102 ab. Die
Schnittkante oder auch der Schneidkeil 102 kann hierzu
eine unterschiedlich gewählte Rundung aufweisen, wodurch
eine Anpassung an die Materialhärte, die gewünschte
minimale Spandicke a und Lebensdauer der Schnittkante 102 bis
zu einer erneuten Schärfung vorgebbar sind.
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Der
Spanwinkel γ an einer Schneide beeinflusst das Stauchen
und Abfließen des Spans 204 sowie die Wärmeverteilung
bei der Zerspanung. Er wird durch die orthogonale Bezugsebene 203 und
die Spanfläche 101 definiert. Positive Spanwinkel γ mit einem
Winkel unter 90° lassen den Span 204 leichter über
den Schneidkeil 102 gleiten. Die meiste Wärme wird
mit dem Span 204 abtransportiert. Damit wird die Haftung
des Spans 204 am Schneidkeil 102 erschwert. Nachteil
eines positiven Spanwinkels γ ist die Erzeugung eines langen
Spans 204, der durch erneutes Umlenken durch Spanleitstufen
jedoch gebrochen werden kann. Um die Stabilität der Schneide
bei der Zerspanung harter Werkstoffe zu erhöhen, wird ein
kleiner oder sogar negativer Spanwinkel gewählt.
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Der
Freiwinkel α an einer Werkzeugschneide beschreibt bei der
spanabhebenden Bearbeitung den Winkel des Freiraumes zwischen Werkzeug
und bearbeiteter Fläche. Er ist bei typischen Arbeitsgängen wie
Drehen und Fräsen von Bedeutung und beeinflusst die Reibung
zwischen beiden Teilen.
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Der
Freiwinkel wird immer gerade so groß gewählt,
dass das Werkzeug, je nach Material, genügend frei schneidet.
Einen kleinen Winkel wählt man bei harten, kurz spanenden
Werkstoffen, wie beispielsweise hoch legierten Stählen,
einen großen Freiwinkel hingegen bei weichen, plastisch
verformbaren Werkstoffen, etwa bei Kunststoffen.
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Der
Freiwinkel wird durch die Schnittebene 205 und Freifläche 103 gebildet
und senkrecht zur Hauptschneide gemessen. Er bildet zusammen mit dem
Keilwinkel den Schnittwinkel β. Freiwinkel α, Keilwinkel β–α und
Spanwinkel γ ergeben in der Summe immer 90°, wenn γ nicht
einen negativen Wert aufweist.
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2 zeigt
eine schematische Querschnittansicht durch eine erste erfindungsgemäße
Ausgestaltung eines Schneidwerkzeugs.
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Ein
erfindungsgemäßer Schneidzahn 10 ist in
einem Träger 11 festgehalten und weist in dieser bevorzugten
Ausgestaltung nur beispielsweise einen negativen Spanwinkel γ auf.
Der Schneidkeil 102 schließt unter einem positiven
Freiwinkel α mit einer Freifläche 103 auf.
Beabstandet um einen vorgegebenen Abstand d von dem Schneidkeil 102 und
ihm in Bezug auf die Schneidrichtung A nachfolgend angeordnet ist
an der Freifläche 103 des Schneidzahnes 10 ein
Vorsprung vorgesehen, der ein Walzmittel 105 ausbildet.
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Das
Walzmittel 105 weist eine sphärisch ausgebildete
Gleitnocke 104 auf, die in dieser bevorzugten Ausgestaltung
in Bezug auf die Schnittebene 205 des Werkstücks 20 um
einen Betrag der Walzdicke b tiefer als der Schneidkeil 102 in
das Werkstück 20 eingreift.
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Der
Betrag der Walzdicke b ist derart vorzugeben, dass eine gewünschte
beziehungsweise technologisch realisierbare plastische Verdichtung der
Oberschichten des Werkstücks 20 ausgeführt werden
kann. In einer bevorzugten Ausgestaltung wird die Walzdicke b ungefähr
im Bereich einer halben Spandicke a gewählt. Sie kann jedoch
auch in einem breiteren Bereich gewählt werden.
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Im
vorliegenden Beispiel ist der Schneidzahn 10 symmetrisch
wendbar und austauschbar in dem Träger 11 ausgeführt,
was seine Anwendung als eine Wendeschneidplatte ermöglicht.
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Die
Walztiefe c muss mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Steuerung des Vorschubs B und der Schneidgeometrie des Schneidzahnes 10 derart
tief in das Innere des Werkstücks 20 erreichbar sein,
dass sie stets größer als der (nachfolgende) Abtrag
durch Spandicke a ist. Hierdurch wird gewährleistet, dass
der nachfolgende spanabhebende Vorgang durch einen nachfolgenden
Schneidzahn 12 oder 10 nicht die gesamte verdichtete
Schicht 202 abhebt.
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Was
den Vorschub B betrifft, so kann dieser entweder einmalig durch
einen Einstechvorgang vorgegeben sein und die weitere Bearbeitung
lediglich in Schneidrichtung A erfolgen, oder alternativ, ein stetiger
kleiner Vorschub B beispielsweise beim Drehen oder Drehfräsen
ausgeführt werden.
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Im
letzten Fall kann sogar erreicht werden, dass das Walzmittel 105 mit
einem negativen Betrag der Walzdicke b weniger tief in Bezug auf
das Werkstück 20 als der Schneidkeil 102 positioniert
ist. In diesem Fall bedarf es zum Erzielen eines gleichzeitigen
Walzeffektes einer bestimmten technologischen Zusammensetzung aus
beispielsweise den Drehzahlen der Drehfräse und des Werkstücks 20 und
des Vorschubs B.
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3 zeigt
eine schematische Querschnittansicht durch eine zweite erfindungsgemäße
Ausgestaltung des Schneidwerkzeugs.
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In
dieser bevorzugten Ausgestaltung ist die Spanfläche 101 nur
beispielhaft unter einem positiven Spanwinkel γ angeordnet.
Der Schneidkeil 102 schließt unter einem negativen
Freiwinkel α' mit einem als eine schräg angeordnete
Fläche ausgebildeten aufschließenden Walzmittel 106 auf.
Der negative Freiwinkel α und die Länge des aufschließenden Walzmittels 106 werden
derart vorgegeben, dass sich eine gewünschte Walzdicke
b ergibt. Die unmittelbar dem aufschließenden Walzmittel 106 bezüglich
der Schneidrichtung A nachfolgend angeordnete Freifläche 103 weist
beispielsweise einen positiven Freiwinkel α auf.
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Auch
in diesem Fall gilt das zuvor in Bezug auf die Walz- oder Verdichtungstiefe
c und den Vorschub B Gesagte, so dass auf deren wiederholende Beschreibung
verzichtet werden kann.
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Die
verschiedenen Ausgestaltungen des Schneidzahnes 10 in 2 und 3 können
je nach Anwendung untereinander größere Vorteile
aufweisen und dadurch den Einsatzbereich ausweiten helfen.
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4 zeigt
eine schematische Querschnittansicht durch eine dritte erfindungsgemäße
Ausgestaltung eines Schneidwerkzeugs.
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Während
die vorangegangenen Ausgestaltungen in den 2 und 3 eine
universelle Anwendung in Rotations- und Translations-Werkzeugen und
Bearbeitungsmaschinen zulassen, beschreibt 4 eine spezielle
bevorzugte Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung im Falle einer
Drehfräse.
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Die
Drehfräse weist einen in Drehrichtung A' rotierbar um ihre
Drehachse D10 gelagerten Träger 11 auf,
in welchem wenigstens ein erfindungsgemäßer Schneidzahn 10 festgehalten
ist.
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Der
Schneidzahn 10 weist in dieser bevorzugten Ausgestaltung
der vorliegenden Erfindung nur beispielsweise einen leicht negativen
Spanwinkel γ auf. Der Schneidkeil 102 schließt
im Wesentlichen tangential auf das als eine sphärische
Freifläche ausgebildete Walzmittel 107 auf, die
mit dem Radius R10 der Drehbewegung des
Schneidkeils 102 nachgebildet ist.
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Das
sphärische Walzmittel 107 wird während der
Bearbeitung des Werkstücks 20, nachdem der Schneidkeil 102 seine
spanabhebende Arbeit ausgeführt hat, in Kontakt mit der
Schneidfläche 205 des zylinderförmigen
und in Drehrichtung A'' in Drehung versetzten Werkstücks 20 gebracht
und mit einer Walzkraft beaufschlagt, die derart bemessen ist, dass
eine plastisch verformende Materialverdichtung durch eine vorgegebene
Walzdicke b bis in eine gewünschte Walztiefe c in das Innere
des Werkstücks 20 erfolgen kann.
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Die
Tatsache, dass im vorliegenden Beispiel die Drehrichtung A der Drehfräse
und die Drehrichtung A'' des zylindrischen Werkstücks 20 einander entgegengerichtet
sind (das heißt eigentlich im gleichen Drehsinn), bedeutet
nicht, dass auch eine in gleicher Drehrichtung ausgeführte
erfindungsgemäße Bearbeitung in einer weiteren
bevorzugten Ausgestaltung Vorteile haben kann. Im letzteren Fall muss
jedoch die Drehfräse vorzugsweise eine besonders deutlich
höhere Drehzahl als das Werkstück 20 oder
umgekehrt aufweisen, wenn eine möglichst gleichmäßige
Oberflächengüte erreicht werden soll.
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5A zeigt
eine schematische Teil-Draufsicht auf eine Scheibenfräse
mit Wendeschneidplatten 10n und 12n .
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Die
als Wendeschneidplatten ausgebildeten Schneidzähne 10n und 12n sind
hierbei in herkömmlicher Weise in zwei Reihen abwechselnd
angeordnet und mithilfe jeweils einer Schraube 13n an
dem Träger 11 festgeschraubt.
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In
vorliegender Ausgestaltung wird ein erfindungsgemäßer
Schneidzahn 10n in jeder der beiden Reihen 10n nur beispielsweise von zwei nach und vorher
an dem Träger 11 angeordneten herkömmlichen
Schneidzähnen 12n und 12n-1 abgelöst. Es könnte
jede beliebige Abwechslungsfolge gewählt werden, beispielsweise
1 zu 1 oder 3 zu 1. Ferner ist es in einer besonders bevorzugten
Ausgestaltung der Erfindung möglich, den Träger 11 ausschließlich mit
den erfindungsgemäßen Schneidzähnen 10n zu besetzen.
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5B zeigt
eine schematische Teil-Seitensicht auf einen äußeren
Teilbereich einer Scheibenfräse mit Wendeschneidplatten
aus 5A. Die Drehrichtung A' zeigt die Drehbewegung
des als eine Scheibenfräse ausgeführten Werkzeugs,
das einen Träger 11 aufweist, auf welchem radial
hintereinander eine Vielzahl von herkömmlichen Schneidzähnen 12n und 12n-1 und
erfindungsgemäßen Schneidzähnen 10n angeordnet ist.
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In
noch einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung
wird anstelle eines erfindungsgemäßen Schneidzahnes 10 ein
reines Walzmittel eingesetzt. Beispielsweise kann man ein solches
Walzmittel durch Fortlassen oder Aussparung der Schnittkante 102 in 2 oder
durch Abrunden der Schnittkante 102 in 3 entstehen lassen.
In diesem Fall wird die spanhebende Arbeit allein durch die herkömmlichen
Schneidzähne 12n ausgeführt
und die dann als reine Walzmittel ausgeführten quasi Walzzähne 10n leisten keinen eigenen Anteil zur
spanhebenden Bearbeitung. Durch eine solche Aufgabenaufteilung wird
vorteilhaft erreicht, dass die Geometrie des Walzmittels einfacher
und daher weniger aufwendig in der Produktion wird. Ferner wird
auch die Einhaltung der Fertigungstoleranzen einer Drehfräse
mit einer Vielzahl radial angeordneter Schneidzähne 10 hierdurch
einfacher und flexibler gestaltbar, da die herkömmlichen
Schneidzähne und die reinen Walzmittel-Zähne relativ
zueinander in radialer Richtung in Bezug auf die Walzdicke b frei
positioniert werden können.
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6 zeigt
eine schematische Querschnittansicht durch eine weitere erfindungsgemäße
Ausgestaltung eines Schneidwerkzeugs mit seitlich wirkenden Schnittkanten 108.
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Mit
einem so ausgestalteten Schneidwerkzeug ist es möglich,
beispielsweise beim Drehfräsen von Lagersitzen einer Kurbelwelle
ohne Werkzeugtausch auch die beidseitigen Stirngleitlager spanhebend
und gleichzeitig festwalzend zu bearbeiten. Hierzu weist auch der
Schneidkeil 102 im seitlichen Bereich 108 eine
erfindungsgemäße Schneidgeometrie auf, die dazu
führt, dass eine vorgegebene Walzdicke b ein oben beschriebenes
erfindungsgemäßes Festwalzen ermöglicht.
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Ferner
ist der Eckenbereich 109 der Schneidzähne 10 derart
abgerundet und ebenso mit einem Walzmittel ausgestattet, dass durch
diese Rundung der Übergang zwischen dem zylindrischen Lager,
beispielsweise einer Kurbelwelle und den seitlichen Begrenzungslagern
geformt wird.
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Die
vorangehenden Ausführungen der vorliegenden Erfindung sind
lediglich beispielhaft und nicht als die vorliegende Erfindung einschränkend auszulegen.
Die vorliegende Erfindungslehre kann leicht auf andere Anwendungen übertragen
werden. Die Beschreibung der Ausführungsbeispiele ist zur Veranschaulichung
vorgesehen und nicht, um den Schutzbereich der Patentansprüche
einzuschränken. Viele Alternativen, Modifikationen und
Varianten sind für einen durchschnittlichen Fachmann offensichtlich, ohne
dass er hierfür den Schutzumfang der vorliegenden Erfindung
verlassen müsste, der in den nachfolgenden Ansprüchen
definiert ist.
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- 10
- Schneidzahn,
Walzzahn
- 101
- Spanfläche
- 102
- Schneidkeil,
Schnittkante
- 103
- Freifläche
- 104
- Gleitnocke
des Walzmittels
- 105
- Walzmittel
- 106
- aufschließendes
Walzmittel
- 107
- sphärisches
Walzmittel
- 108
- seitlich
wirkende Schnittkanten
- 109
- Eckenbereich
- 11
- Träger
- 12
- herkömmlicher
Schneidzahn
- 12n
- n-ter
herkömmlicher Schneidzahn
- 13n
- n-te
Schraube
- 20
- Werkstück
- 201
- abzutragende
Schicht
- 202
- verdichtete
Metallschicht des Werkstücks
- 203
- orthogonale
Bezugsebene
- 204
- Span
- 205
- Werkstückschnittfläche,
Schnittebene
- α
- Freiwinkel
- α'
- negativer
Freiwinkel
- β
- Schnittwinkel
Spanwinkel
- γ
- Spanwinkel
- a
- Spandicke
- b
- Walzdicke
- c
- Walztiefe,
Verdichtungstiefe
- d
- erster
Abstand
- e
- zweiter
Abstand
- A
- Schneidrichtung
- A'
- Drehrichtung
einer Drehfräse
- A''
- Drehrichtung
des Werkstücks
- B
- Vorschubrichtung
- D10
- Drehachse
der Drehfräse
- D20
- Drehachse
des Werkstücks
- R10
- Radius
der Drehfräse
- R20
- Radius
des Werkstücks
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2007/137762
A1 [0002, 0003]
- - DE 10243415 A1 [0004]