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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Klassifizierung
eines Patienten als platinsensitiv oder platinresistent, die Verwendung
des Expressionsprofils einer Untergruppe von Genen zur Klassifizierung eines
Patienten als platinsensitiv oder platinresistent sowie ein Verfahren
zur Identifizierung von informativen Genen, um einen Patienten als
platinsensitiv oder platinresistent klassifizieren zu können.
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Die
zielgerichtete medikamentöse Behandlung von Tumorerkrankungen
stellt trotz intensiver Forschungsaktivitäten nach wie
vor eine der größten Herausforderungen an die
moderne Arzneimittelforschung dar. So stellen die wichtigste Gruppe
der therapeutisch genutzten antitumoralen Substanzen nach wie vor
die so genannten Cytostatika dar, die auf unterschiedliche Art und
Weise toxisch auf körpereigene Zellen wirken und so Zellwachstum
und -teilung hemmen. Wichtige Cytostatika basieren auf dem Inhaltsstoff
Platin, wie bspw. das Cisplatin®,
Eloxatin® (Oxaliplatin) oder Carboplat® (Carboplatin).
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Die
Hauptanwendungsgebiete für platinbasierende Cytostatika
sind das Ovarialkarzinom, das Hoden-, Bronchial-, Harnblasen- und
Cervixkarzinom und Plattenepitelkarzinome im Kopf-/Halsbereich.
Platinbasierende Cytostatika werden in der Regel als Infusion verabreicht
und häufig in Kombination mit anderen Chemotherapeutika
eingesetzt.
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Das
Ovarialkarzinom bzw. Eierstockkrebs zählt zu den häufigsten
Malignomerkrankungen der Frau. Die Inzidenz beträgt derzeit
23 pro Einhunderttausend. Im Jahr 2000 wurde in Deutschland bei
etwa 9.671 Frauen erstmals ein Ovarialkarzinom festgestellt; Quelle:
Robert-Koch-Institut Berlin. In den USA wurden im Jahre 2006 ca.
20.000 Neuerkrankungen, das heißt ca. 3% aller Tumorerkrankungen
bei Frauen, und ca. 15.300 Todesfälle erwartet; Quelle:
American Cancer Society: Cancer Facts and Figures 2006, Atlanta,
GA: American Cancer Society 2006.
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Ca.
65% der Ovarialkarzinome werden erst in den fortgeschrittenen Stadien
erkannt, was zu einer schlechten Prognose führt.
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Die
operative Standardbehandlung des Ovarialkarzinoms besteht in der
Hysterektomie mit Adnexektomie sowie Omentektomie und pelvine sowie
paraaortale Lymphonodektomie.
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Mit
wenigen Ausnahmen erhalten alle Patientinnen eine platinhaltige
Chemotherapie, z. B. mit Carboplatin und einem weiteren nicht platinbasierendem
Chemotherapeutikum, wie z. B. Paclitaxel (Taxol®).
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Trotz
dieser Behandlung kommt es bei 20 bis 30% der Patientinnen aufgrund
einer Platinresistenz zu keinerlei klinischer Remission und der
Großteil der behandelten Frauen erleidet einen Rückfall.
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Bis
dato gibt es keine histopathologischen Parameter, die eine Platinresistenz
anzeigen. Der einzige Test, mit dem eine solche Platinresistenz
vorhergesagt werden kann, ist der ATP-Chemosensitivitätsassay.
Für die Durchführung dieses Tests ist aber eine
Mindestanzahl von Tumorzellen nötig, die bei kleinen Tumoren
oft nicht gewonnen werden kann. Der ATP-Chemosensitivitätsassay
ist sehr aufwändig in der Durchführung und in
die Routinediagnostik nur schwer zu integrieren. Ferner ist dieser
Assay wenig spezifisch, die Spezifität liegt bei ca. 40%.
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Vor
diesem Hintergrund ist die Bereitstellung eines Verfahrens, mit
dem eine Platinresistenz nachgewiesen werden kann, von großem
Interesse. So führt nämlich die Verabreichung
von platinhaltigen Chemotherapeutika zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen,
die den Körper belasten. Zu erwähnen sind hier
eine dosislimitierende Nierenschädigung, die sich etwas
2 Wochen nach Therapiebeginn zeigt. Häufig kommt es zu
Hörschädigungen in Bezug auf höhere Frequenzen,
besonders bei Kindern. Ferner werden bei wiederholter Verabreichung
periphere Neuropathien mit Parästhesien, Krämpfen
und dem Verlust von motorischen Funktionen beobachtet. Vereinzelt
wird auch das Auftreten von anaphylaktoiden Reaktionen festgestellt.
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Bei
einer zuverlässigen Vorhersage einer Platinresistenz könnten
diese Belastungen des Organismus vermieden werden und frühzeitig
bspw. platinfreie Chemotherapeutika verabreicht werden.
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De
Smet et al. (2006), Predicting the clinical behavior of ovarian
cancer from gene expression profiles, Int. J. Gynecol. Cancer 16
(Suppl. 1), Seiten 147–151, beschreiben, dass
platinresistente und platinsensitive Patientinnen, die an einem
Ovarialkarzinom leiden, ein unterschiedliches Genexpressionsmuster
aufweisen. Konkret wurden von den Autoren 500 verschiedene Gene
identifiziert, die in platinresistenten Frauen anders exprimiert
werden als in platinsensitiven Frauen. Die Autoren etablierten zwei
Referenzgruppen, nämlich eine solche, die die Genexpression
in platinresistenten Frauen repräsentiert, und eine Referenzgruppe,
die die Genexpression in platinsensitiven Frauen repräsentiert.
Es wird die Möglichkeit in Erwägung gezogen, Patientinnen
aufgrund von Ähnlichkeiten zu der einen oder der anderen
Referenzgruppe vor Beginn einer Chemotherapie als platinresistent
bzw. platinsensitiv zu klassifizieren. Nachteilig bei dem von De
Smet et al. vorgeschlagenen Ansatz ist, dass die Vorhersagesicherheit
einer Platinresistenz sehr niedrig ist. Die Autoren sind nämlich bei
der Zusammenstellung der Referenzgruppen ungenau vorgegangen. So
wurden bspw. bei der Evaluierung der Referenzgruppen zwei Tumorproben
herangezogen, die aus Patientinnen gewonnen wurden, welche anstelle
einer Kombination aus einem platinhaltigen Cytostatikum und Paclitaxel
mit dem Alkylanz Cyclophosphamid und einem platinhaltigen Cytostatikum
behandelt wurden. Die Gruppe der Tumorproben, die zur Evaluierung
der Referenzgruppe der platinresistenten Frauen verwendet wurden,
enthielten zwei Proben, die noch während der Chemotherapie
entnommen wurden. Dadurch war jedoch nicht genau absehbar, ob diese
beiden Patientinnen nicht doch noch zumindest teilweise sensitiv
gegenüber einer platinhaltigen Chemotherapie waren. Hinzu
kommt, dass die Autoren lediglich 500 differenziell exprimierte
Gene bereitstellen, wobei diese nach eigenen Angaben falsch positive
Gene enthalten können und falsch negative Gene in dieser
Liste fehlen. Die Liste stellt somit kein echtes "Predictor-Set"
dar, d. h. eine kleinere Anzahl von Genen, die eine zuverlässige Vorhersage
ermöglicht. Diese Nachteile führen zu einer Klassifizierungsgenauigkeit
von lediglich 76,92%.
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Helleman
et al., (2006), Molecular profiling of platinum resistant ovarian
cancer, Int. J. Cancer 118, Seiten 193–1971, beschreiben
ein Verfahren zur Klassifizierung von Patientinnen, die an einem
Ovarialkarzinom leiden, in eine platinresistente und eine platinsensitive
Gruppe. Diese Klassifizierung soll anhand der unterschiedlichen
Expression eines "predictor sets" bestehend aus neun identifizierten
Genen erfolgen. Die Autoren haben unterschiedliche Referenzgruppen
etabliert, wobei eine Patientin aufgrund ihres Expressionsprofiles der
neun identifizierten Gene in die eine oder andere dieser Referenzgruppen
klassifiziert und damit als platinsensitiv oder platinre sistent
eingestuft wird. Die Autoren haben jedoch die Referenzgruppen ungenau
und entgegen anerkannter Leitlinien, bspw. der Deutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V., zusammengestellt.
Bei der Etablierung der Referenzgruppen wurde die Antwort der Tumoren
auf eine platinhaltige Chemotherapie anhand einer Methode klassifiziert,
die die so genannte klinische Antwort bestimmt. Je nach Größe
der Tumorherde nach der Therapie, bestimmt durch bildgebende Verfahren
wie Ultraschall, werden die Antwortraten in vollständige
Sensitivität ("complete response"), teilweise Sensitivität
("partial response"), stabile Krankheit ("stable disease") und Fortschreiten
der Krankheit ("progression") eingeteilt. In der Referenzgruppe
der platinresistenten Frauen ("non-responder") fassen die Autoren
schließlich 13 Patientinnen mit Krankheitsfortschritt ("progression")
und eine Patientin, die drei Monate nach der operativen Entfernung
einen Rückfall erlitt, zusammen. Die restlichen Patientinnen
sind platinsensitiv ("responder"; n = 82), obwohl sie unterschiedlich
auf die Platintherapie ansprechen. Die Autoren schreiben selbst,
dass unter den Tumoren, die aus Patientinnen mit einer teilweisen
Sensitivität ("partial response") gewonnen wurden, eine
resistente Subpopulation vorhanden sein könnte. Bei Patientinnen
ohne Krankheitsfortschritt ("no progression") werden unterschiedliche
Zeitintervalle gemessen. Mit anderen Worten, die Etablierung der
Referenzgruppen wurde von den Autoren nicht stringent vorgenommen
und allgemein anerkannte Leitlinien zur Klassifizierung von Platinresistenz
und Platinsensitivität wurden nicht beachtet. Die Sensitivität
des aus Helleman et al. bekannten Verfahrens beträgt
deshalb lediglich 89% und die Spezifität beträgt
lediglich 59%.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Verfahren zur Klassifizierung eines Patienten als platinsensitiv
oder platinresistent bereitzustellen, das die Nachteile aus dem
Stand der Technik weitgehend vermeidet. Insbesondere soll ein solches
Klassifizierungsverfahren bereitgestellt werden, das eine hohe Genauigkeit
aufweist.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, das folgende Schritte
aufweist:
- 1. Bereitstellung einer biologischen
Probe eines Patienten,
- 2. Ermittlung des Genexpressionsprofils einer Untergruppe von
Genen aus der biologischen Probe,
- 3. Vergleich des in Schritt (2) ermittelten Genexpressionsprofils
a)
mit einem ersten Referenzgenexpressionsprofil der Untergruppe von
Genen, wobei das erste Referenzgenexpressionsprofil aus platinsensitiven
Patienten gewonnen wurde, und
b) mit einem zweiten Referenzgenexpressionsprofil
der Untergruppe von Genen, wobei das zweite Referenzgenexpressionsprofil
aus platinsresistenten Patienten gewonnen wurde,
- 4. Klassifizierung des Patienten
a) als platinsensitiv,
wenn das Genexpressionsprofil des Patienten größere Ähnlichkeiten
mit dem ersten Referenzgenexpressionsprofil aufweist, oder
b)
als platinresistent, wenn das Genexpressionsprofil des Patienten
größere Ähnlichkeiten mit dem zweiten Referenzgenexpressionsprofil
aufweist,
wobei die Untergruppe von Genen aus zumindest
einem Gen besteht, das ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus: PPADPC1A (NM_001030059.1), EGFR (NM_005228.3), NKD2 (NM_033120.2),
GPM6B (NM_001001994.1), AMMECR1 (NM_001025580.1), LTB4R (NM_181657.1),
BX112399; TUSC1 (NM_001004125.1), MUC15 (NM_145650.2), HMFN0839
(NM_032717.3), SCAP1 (NM_003726.2), XM_498568, CARD4 (NM_006092.1),
FTCD (NM_206965.1), XM_371586, LOC400464 (NM_001013670.1), COMP
(NM_000095.2), LOC440686 (NM_001025303.1), COL5A1 (NM_000093.2),
HIST1H2BD (NM_138720.1), F2R (NM_001992.2), KIAA1875 (NM_032529.1),
HLA-DMB (NM_002118.3), FOXP1 (AK025793), APOC1 (NM_001645.3), WBSCR27
(NM_152559.2), CATSPER1 (NM_053054.2), JOSD2 (NM_138334.1), BCAR3
(BX106566), BGN (NM_001711.3), HOXB7 (NM_004502.2), FXYD3 (NM_005971.2),
NIPA1 (NM_144599.3), GSR (NM_000637.2), CST1 (NM_001898.2), LAT2
(NM_022040.2), HLA-DQB1 (NM_002123.2), LSAMP (NM_002338.2), LOC652670
(XM_942247.1), LOC642412 (XM_925931.1), NEK8 (NM_178170.2), CD40
(NM_001250.3), SAMD11 (NM_152486.2), MSC (NM_005098.2), CR607098,
PLCXD1 (NM_018390.1), RASL11A (NM_206827.1), COL3A1 (NM_000090.2), FLJ13391
(NM_032181.1), COL1A1 (NM_000088.2), ZNF539 (NM_203282.1), REM1
(NM_014012.4), EDG3 (NM_005226.2), CSPG2 (NM_004385.2), TYRP1 (NM_000550.1).
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"Platinsensitiv"
bedeutet erfindungsgemäß in Übereinstimmung
mit den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe e. V., dass ein Tumorpatient bzw. eine Tumorpatientin
derart mit einer platinhaltigen Substanz, bspw. einem Cytostatikum
wie Cisplatin oder Carboplatin, therapierbar ist, dass es innerhalb
von sechs Monaten nach Abschluss der Therapie zu keinem Rückfall
(Rezidiv) kommt. "Platinresistent" hingegen bedeutet erfindungsgemäß,
dass eine Patientin mit einer platinhaltigen Substanz nicht entsprechend
therapierbar ist und es innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss
der Chemotherapie zu einem Rezidiv kommt.
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Eine
biologische Probe eines Patienten enthält erfindungsgemäß repräsentatives
genetisches Material des zu klassifizierenden Patienten biologisches
Gewebe, bspw. in Form von DNA und/oder RNA, das die Ermittlung eines
Genexpressionsprofils erlaubt. Eine biologische Probe umfasst deshalb
eine biologische Zelle, ein Gewebe oder Gewebeteil, ein Organ oder
Organteil, wobei die Probe in flüssiger oder fester Form,
auch in kryokonservierter Form, bereitgestellt werden kann. Typisches
biologisches Material entstammt einem Tumor, wie einem Ovarialkarzinom,
das mittels eines chirurgischen Eingriffs in die zu klassifizierende
Patientin gewonnen werden kann.
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Unter
Genexpressionsprofil wird erfindungsgemäß die
Gesamtheit der Transkriptionsaktivität einer Vielzahl von
Genen eines Individuums, bspw. des zu klassifizierenden Patienten,
verstanden. Genexpressionsprofile lassen sich mittels dem Fachmann
bekannter Techniken ermitteln, bspw. unter Zuhilfenahme von DNA-Mikroarrays,
die mit einer repräsentativen Anzahl unterschiedlicher
cDNA-Moleküle bestückt sind, an die das genetisches
Material des Individuums, bspw. mit einem Marker versehene mRNA-Moleküle
bzw. daraus generierte cDNA-Moleküle, hybridisieren können.
Die Hybridisierungsaktivität zeigt an, welche Gene in dem Individuum
exprimiert werden. Ferner ist eine Aussage über die Stärke
der Expression möglich. Die Zusammenstellung der Hybridisierungsaktivitäten
sämtlicher untersuchter Moleküle bzw. Transkripte
ermöglicht die Erstellung eines Genexpressionsprofil des
Patienten.
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"Ähnlichkeit"
mit einem Referenzgenexpressionsprofil bedeutet erfindungsgemäß,
dass die Transkriptionsaktivität eines oder mehrerer Gene
aus der angegebenen Untergruppe stärker der Transkriptionsaktivität des
entsprechenden Gens oder der entsprechenden Gene aus der einen Referenzgruppe
entspricht als der Transkriptionsaktivität des entsprechenden
Gens oder der entsprechenden Gene aus der anderen Referenzgruppe.
Diese erfindungsgemäße Ähnlichkeit lässt
sich mittels Stand der Technik bekannter mathematischer Verfahren
bestimmen. Dies erfolgt bspw. über so genannte "support
vector machines" (SVM). Eine SVM passt in einen mathematischen Raum
eine mehrdimensionale Hyperebene ein, die als Trennebene zwischen
zwei verschiedenen Gruppen oder Klassen dient. Das für
einen Patienten ermittelte Genexpressionsprofil kann dabei durch
einen mathematischen Vektor repräsentiert werden, der in
dem mathematischen Raum eine bestimmte Position einnimmt. Je nach
der Lage des Vektors in dem mehrdimensionalen Raum bezogen auf die Hyperebene
der SVM, das heißt, je nach dem, ob der einem Patienten
zuzurechnende Vektor auf der einen oder anderen Seite der Hyperebene
liegt, ist das Genexpressionsprofil des Patienten entweder ähnlich
zu dem Referenzgenexpressionsprofil aus den platinsensitiven Patienten
(1. Klasse) oder zu dem Referenzgenexpressionsprofil aus den platinresistenten
Patienten (2. Klasse). Eine Übersicht über die
Verwendung von SVM findet sich bspw. in Burges C.J.C. (1998),
A tutorial an support vector machines for Pattern recognition, Data
Mining and Knowledge Discovery 2 (2): Seiten 121–167,
und in Perez-Diez et al. (2005), Microarrays for cancer Diagnosis
and Classification, Microarray Technology and Cancer Gene Profiling,
Seiten 1–12. Der Inhalt der vorstehend genannten
Publikationen ist durch Inbezugnahme Bestandteil der vorliegenden
Beschreibung.
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Die
Gene, die Bestandteil der Untergruppe sind, werden erfindungsgemäß durch
das internationale Gensymbol des HUGO Gene Nomenclatur Committee
(HGNC), sofern bekannt, und der Zugriffsnummer ("accession number")
der GenBank identifiziert. Der Zugriff auf die GenBank ist bspw. über
den Internetauftritt des "National Center for Biotechnology Information
(NCBI)" unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ möglich.
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Die
der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird hiermit vollkommen gelöst.
Die Erfinder haben jeweils zwölf platinsensitive und platinresistente
Ovarialkarzinomproben analysiert und konnten dabei 102 verschiedene
Gene bzw. Transkripte ermitteln, die in platinsensitiven Patienten
ein anderes Expressionsprofil zeigen als in platinresistenten Patientinnen.
Aus diesen Genen wiederum konnten die Erfinder 55 verschiedene Gene
ermitteln, die sich für eine Klassifizierung eines zu untersuchenden
Patienten, bspw. einer Patientin, die an einem Ovarialkarzinom erkrankt
ist, als platinsensitiv oder platinresistent besonders eignen. Diese
Gruppe von Genen wird auch als "gene predictor set" bezeichnet.
Die Erfinder haben das erfindungsgemäße Verfahren an
18 verschiedenen kryokonservierten Tumorproben aus Patientinnen überprüft,
für die im Vorfeld bereits über klassische klinischen
Parameter eine Klassifizierung in platinsensitiv und platinresistent
vorgenommen wurde, so dass bereits bekannt war, ob eine Platinresistenz
oder eine Platinsensitivität vorliegt. Dabei ergab sich
eine 100% richtige Vorhersage der Platinresistenz der Proben. Das
erfindungsgemäße Verfahren ist deshalb besonders
zuverlässig.
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Vor
diesem Hintergrund ist ein weiterer Gegenstand der vorliegenden
Erfindung die Verwendung des Genexpressionsprofils einer Untergruppe
von Genen zur Klassifizierung eines Patienten als platinsensitiv
oder platinresistent, wobei die Untergruppe von Genen aus zumindest
einem Gen besteht, das aus der oben beschriebenen Gruppe von Genen
ausgewählt ist.
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Dabei
ist es bei dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
und der erfindungsgemäßen Verwendung bevorzugt,
wenn die Untergruppe von Genen aus zumindest 5, vorzugsweise aus
zumindest 10, weiter bevorzugt aus zumindest 20, mehr bevorzugt
aus zumindest 30, mehr bevorzugt aus zumindest 40, mehr bevorzugt
aus zumindest 50 und höchst bevorzugt aus allen 55 Genen
besteht, die aus der vorstehend identifizierten Gruppe ausgewählt
sind.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass die Genauigkeit der Klassifizierung
eines Patienten in platinsensitiv oder platinresistent nochmals
erhöht wird. So wird bereits eine höchst zuverlässige
Klassifizierung ermöglicht, wenn das Genexpressionsprofil
von zumindest 5 Genen analysiert und mit den Referenzexpressionsprofilen
verglichen wird, wobei jedoch die Zuverlässigkeit weiter
erhöht wird, je mehr Gene aus der Untergruppe untersucht
werden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
ist es bevorzugt, wenn das erste Referenzgenexpressionsprofil aus
solchen Patienten gewonnen wurde, die sechs Monate nach Abschluss
einer platinbasierenden Chemotherapie kein Rezidiv erleiden (platinsensitive
Patienten), bzw. wenn das zweite Referenzexpressionsprofil aus solchen
Patienten gewonnen wurde, die innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss
einer platinbasierenden Chemotherapie ein Rezidiv erleiden (platinresistente
Patienten).
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass Referenzgenexpressionsprofile
etabliert werden, die sich an allgemein anerkannten Leitlinien orientieren,
wie diese bspw. von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe e. V. zur Beurteilung, ob eine Patientin platinsensitiv
oder platinresistent ist, herausgegeben werden. Durch diese Maßnahme
wird zusätzlich sichergestellt, dass eine korrekte Klassifizierung
des zu untersuchenden Patienten erfolgt.
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Dabei
ist es bei dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
bevorzugt, wenn die Anzahl der platinsensitiven Patienten im Wesentlichen
der Anzahl der platinresistenten Patienten entspricht.
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Durch
diese Maßnahme wird sichergestellt, dass aussagekräftige
und vor allem vergleichbare Referenzgenexpressionsprofile etabliert
werden können. Die Klassifizierung des zu untersuchenden
Patienten wird in ihrer Genauigkeit damit nochmals erhöht.
Im Gegensatz hierzu ist bspw. das von Helleman et al. (a.a.O.) verwendete
Referenzexpressionsprofil nicht ausgewogen und die damit verbundene
Klassifizierungsmethode ungenau. Die dortigen Autoren haben 19 platinsensitive
Patientinnen untersucht, jedoch lediglich 5 platinresistente Patientinnen.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es bevorzugt,
wenn die biologische Probe Tumorgewebe, vorzugsweise aus einem Ovarialkarzinom
stammend, aufweist.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass das erfindungsgemäße
Klassifizierungsverfahren die Voraussetzungen für eine
zielgerichtete Therapie eines Krebspatienten, vorzugsweise einer
an einem Ovarialkarzinom erkrankten Patientin ermöglicht.
Bei frühzeitiger Ermittlung einer Platinresistenz kann
somit die Verabreichung von toxischem Platin und die damit verbundene
Belastung der Patientin vermieden und eine Entscheidung für
einer alternative Therapie getroffen werden.
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Dabei
ist es bei dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
bevorzugt, wenn die biologische Probe zumindest 50% Tumorgewebe
aufweist.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass eine besonders gute und
zuverlässige Klassifizierung des zu untersuchenden Patienten
sichergestellt wird. So wird gerade im Tumorgewebe eine Genexpressionsaktivität festgestellt,
die eine Unterscheidung von platinsensitiven Patienten und platinresistenten
Patienten ermöglicht.
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Dabei
ist es bei dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
bevorzugt, wenn das Tumorgewebe in kryokonservierter Form bereitgestellt
wird.
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Mit
dieser Maßnahme wird das erfindungsgemäße
Verfahren derart modifiziert, dass dessen Durchführung
nicht unmittelbar nach der Entnahme der biologischen Probe zu erfolgen
hat. Vielmehr kann die entnommene biologische Probe tiefgefroren
und damit konserviert werden und die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in einem hierfür ausgestatteten Speziallabor
erfolgen, zu dem die konservierte Probe überführt
wird. Die Erfinder konnten feststellen, dass kryokonserviertes Gewebe
für eine Klassifizierung genauso geeignet ist, wie unmittelbar
vor der Durchführung entnommenes „frisches" biologisches
Gewebe.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Klassifizierungsverfahren
ist es bevorzugt, wenn Schritt (3) und (4) unter Verwendung einer
"support vector machine" (SVM) erfolgt.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass der Vergleich des ermittelten
Genexpressionsprofils der biologischen Probe mit den Referenzgenexpressionsprofilen
und die Klassifizierung des Patienten mittels eines etablierten
und genauen mathematischen Verfahrens erfolgt. Dabei stellt eine „support
vector machine" (SVM) ein Klassifikator dar. Eine SVM unterteilt
eine Menge von Objekten, bspw. zu untersuchende Gene oder Patienten,
so in zwei Klassen, dass um die Klassengrenze herum ein möglichst
breiter Bereich frei von Objekten bleibt. Bei den SVM handelt es
sich um ein mathematisches Verfahren der Mustererkennung, das in
Computerprogrammen umgesetzt wird. Ausgangsbasis für den
Bau einer SVM ist eine Menge von Trainingsobjekten, für
die jeweils bekannt ist, welcher Klasse sie zugehören,
bspw. eine Menge von Patientinnen, die an einem Ovarialkarzinom
leiden, und für die bekannt ist, ob diese platinresistent
oder platinsensitiv sind. Jedes Objekt wird durch einen Vektor in
einem Vektorraum repräsentiert. Aufgabe der SVM ist es,
in diesen Raum eine mehrdimensionale Hyperebene einzupassen, die
als Trennfläche fungiert und die Trainingsobjekte in zwei Klassen
teilt. Der Abstand derjenigen Vektoren, die der Hyperebene am nächsten
liegen, zur Hyperebene wird dabei maximiert. Dieser breite, leere
Raum soll später dafür sorgen, dass auch Objekte,
die nicht genau den Trainingsobjekten entsprechen, möglichst
zuverlässig klassifiziert werden. Mittels der SVM lässt
sich dann anhand des Expressionsprofils von zumindest einem der
von den Erfindern identifizierten 55 Genen eine Klassenvorhersage
("class prediction") vornehmen, durch die ein Vektor, der das Genexpressionsprofil
eines untersuchten Patienten darstellt, auf der einen oder anderen
Seite der Hyperebene angeordnet wird, je nach dem, zu welchem Referenzgenexpressionsprofil
größere Ähnlichkeiten vorhanden sind.
Dadurch wird die Klassifizierung eines Patienten in platinsensitiv
oder platinresistent ermöglicht. Das mathematische Verfahren der
SVM wird bspw. beschrieben in Burges C.J.C. (a.a.O.) und Perez-Diaz
et al. (a.a.O.). Der Inhalt dieser Publikationen ist durch
Inbezugnahme Bestandteil der Beschreibung.
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Dabei
ist es bevorzugt, wenn Schritt (2) des erfindungsgemäßen
Klassifizierungsverfahrens folgende Schritte umfasst:
- 2.1 Isolierung der Gesamt-RNA,
- 2.2 Umschreibung der RNA in komplementäre DNA (cDNA),
- 2.3 In-vitro-Transkription der cDNA zum Erhalt von RNA-Transkripten,
- 2.4 Hybridisierung der RNA-Transkripte an einen Biochip, der
zumindest solche Nucleinsäuremoleküle aufweist,
die mit RNA-Transkripten der Gene der Untergruppe hybridisierbar
sind, und
- 2.5 Ermittlung des Expressionsprofils anhand der Hybridisierungsaktivität
der RNA-Transkripte der Gene der Untergruppe an den Biochip.
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Diese
Vorgehensweise hat den Vorteil, dass Maßnahmen, die für
sich genommen zur Routine eines Molekularbiologen gehören,
ergriffen werden, in molekularbiologischen Laboratorien ohne großen
Aufwand durchgeführt werden können und eine zuverlässige
Ermittlung des Genexpressionsprofils der biologischen Probe gewährleisten.
Eine korrekte Klassifizierung des Patienten wird damit sichergestellt.
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Ein
bevorzugter Biochip ist dabei erfindungsgemäß der
"Human-6 v2 Expression BeadChip" der Firma Illumina.
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Damit
findet ein Biochip Verwendung, mit dem die Expression von mehr als
48.000 Transkripten bzw. Genen des Menschen untersucht werden kann.
Der Chip zeichnet sich durch seine hohe Sensitivität, Selektivität
und Messpräzision aus. Ferner sind lediglich geringe Mengen
von biologischem Material bzw. daraus isolierter Gesamt- RNA erforderlich,
um eine Genexpressionsanalyse vorzunehmen. Es versteht sich, dass
auch andere Biochips geeignet sind, die solche Nucleinsäuremoleküle
aufweisen, mit denen die Transkripte von zumindest einem Gen, vorzugsweise
von allen 55 identifizierten Genen der Untergruppe, hybridisierbar
sind.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Identifizierung von informativen Genen, um einen Patienten als
platinsensitiv oder platinresistent klassifizieren zu können,
das folgende Schritte aufweist:
- 1. Bereitstellung
von biologischen Proben
a) aus platinsensitiven Patienten und
b)
aus platinresistenten Patienten,
- 2. Ermittlung der Genexpressionsprofile
a) aus der biologischen
Probe aus den platinsensitiven Patienten und
b) aus der biologischen
Probe aus den platinresistenten Patienten,
- 3. Identifizierung von Genen, die in den platinsensitiven Patienten
unterschiedlich exprimiert werden als in den platinresistenten Patienten,
zum Erhalt von informativen Genen („gene predictor set"),
wobei
– die
biologische Probe aus solchen platinsensitiven Patienten gewonnen
wurde, die 6 Monate nach Abschluss einer platinbasierenden Chemotherapie
kein Rezidiv erlitten, und
– die biologische Probe
aus solchen platinresistenten Patienten gewonnen wurde, die innerhalb
von 6 Monaten nach Abschluss einer platinbasierenden Chemotherapie
ein Rezidiv erlitten.
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Dieses
Verfahren unterscheidet sich von den im Stand der Technik bekannten
Identifizierungsverfahren dadurch, dass zum Erhalt von informativen
Genen ausschließlich solche Patienten herangezogen wurden, die
gemäß allgemein anerkannter Leitlinien als platinsensitiv
oder platinresistent zu klassifizieren sind. Eine entsprechende
Klassifizierung wird bspw. auch von der Deutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. in Form
einer "Handlungsempfehlung zur Diagnostik und Therapie maligner
Ovarialtumoren", Stand September 2006, vorgenommen; vgl.
den Internetauftritt unter http://www.dggg.de/leitlinien2006/pdf-2006/2-onko-gyn/2/2-5a-ovarialkarzinom-kurz-pdf.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Identifizierungsverfahren
ist es bevorzugt, wenn die Anzahl der platinsensitiven Patienten
im Wesentlichen der Anzahl der platinresistenten Patienten entspricht.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass die Genexpressionsprofile
aus den platinsensitiven Patienten und aus den platinresistenten
Patienten ausgewogen und repräsentativ sind und die zuverlässige
Identifizierung von „echten" informativen Genen ermöglicht
wird. Hierzu im Gegensatz wurden bei dem von Helleman et al.
(a.a.O.) beschriebenen Verfahren eine nicht ausgewogene
Auswahl von platinresistenten bzw. platinsensitiven Patienten vorgenommen.
Dort wurden vielmehr 5 platinresistente und 19 platinsensitive Patienten
ausgewählt und die Genexpressionsprofile ermittelt. Die
dabei identifizierten 9 informativen Gene sind möglicherweise
für eine zuverlässige Klassifizierung von Patienten
nicht geeignet.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Identifizierungsverfahren
ist es bevorzugt, wenn die biologischen Proben Tumorgewebe, vorzugsweise
aus einem Ovarialkarzinom stammend aufweisen.
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Die
Erfinder haben festgestellt, dass das erfindungsgemäße
Identifizierungsverfahren besonders gut solche informativen Gene
identifizieren kann, die eine Unterscheidung von platinsensitiven
Ovarialkarzinompatientinnen und platinresistenten Ovarialkarzinompatientinnen
ermöglicht. Das erfindungsgemäße Identifizierungsverfahren
ist deshalb für eine Klassifizierung von Tumorpatienten
besonders geeignet.
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Dabei
ist es bevorzugt, wenn die biologischen Proben mindestens 50% Tumorgewebe
aufweisen, das vorzugsweise auch in kryokonservierter Form bereitgestellt
werden kann.
-
Mit
dieser Maßnahme wird sichergestellt, dass zuverlässige
informative Gene identifizierbar sind. So eignen sich gerade solche
Gene als "gene predictors", die in Tumoren platinsensitiver und
platinresistenter Patienten unterschiedlich exprimiert werden. Eine
Heranziehung lediglich solcher biologischer Proben, die zumindest
50% Tumorgewebe aufweisen, führt deshalb zuverlässig
zur Identifizierung von informativen Genen.
-
Die
Erfinder haben festgestellt, dass nicht nur "frisches" Tumorgewebe
für die Identifizierung von informativen Genen mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet sind,
sondern gleichermaßen kryokonserviertes Gewebe. Das Verfahren
kann deshalb in jedem molekularbiologischen Labor durchgeführt
werden, das nicht zwingend in räumlicher Nähe
zu einer Klinik liegt, in der dem zu untersuchenden Patienten die
Gewebeprobe entnommen wird. Diese kann vielmehr tiefgefroren und
konserviert werden und dem Untersuchungslabor zugesandt werden.
-
Dabei
ist es bevorzugt, wenn Schritt (3) unter Verwendung einer "support
vector machine (SVM)" erfolgt.
-
Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass eine etablierte und zuverlässige
mathematische Methode Verwendung findet, mittels derer informative
Gene erhalten werden können. Auf die obigen Ausführungen
zu SVM im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen
Klassifizierungsverfahren wird verwiesen, die hier gleichermaßen
gelten.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Identifizierungsverfahren
ist es bevorzugt, wenn Schritt (2) folgende Schritte umfasst:
- 2.1 Isolierung der Gesamt-RNA
– aus
der biologischen Probe aus den platinsensitiven Patienten und
– aus
der biologischen Probe aus den platinresistenten Patienten,
- 2.2 Umschreibung der isolierten RNA in komplementäre
DNA (cDNA),
- 2.3 In-vitro-Transkription der cDNA zum Erhalt von RNA-Transkripten,
- 2.4 Hybridisierung der RNA-Transkripte an einen Biochip, der
das humane Genom repräsentierende hybridisierbare Nucleinsäuremoleküle
aufweist, und
- 2.5 Ermittlung der Expressionsprofile der biologischen Proben
anhand der Hybridisierungsaktivität der RNA-Transkripte
an den Biochip.
-
Diese
Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Maßnahmen durchgeführt
werden, die zuverlässig und unter Anwendung von etablierten
molekularbiologischen Methoden eine Ermittlung der Genexpressionsprofile
aus den biologischen Proben ermöglichen. Auf die obigen
Ausführungen im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen
Klassifizierungsverfahren wird verwiesen, die hier gleichermaßen
gelten.
-
Dabei
ist es bevorzugt, wenn als Biochip der "Human-6 v2 Expression BeadChip"
der Firma Illumina verwendet wird.
-
Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass ein solcher Biochip Verwendung
findet, mit dem die Expression von mehr als 48.000 Transkripten
untersucht werden kann. Der Chip zeichnet sich durch seine hohe
Sensitivität, Selektivität und Messpräzision
aus. Ferner sind lediglich geringe Mengen von biologischem Material
bzw. daraus isolierter Gesamt-RNA erforderlich, um eine Genexpressionsanalyse
vorzunehmen. Es versteht sich, dass auch andere vergleichbare Biochips
geeignet sind.
-
Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend
noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder
in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
-
Die
vorliegende Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert, die rein illustrativ sind und
die Reichweite der vorliegenden Erfindung nicht begrenzen. Dabei
wird Bezug genommen auf die beigefügten Abbildungen, auf
denen Folgendes zu sehen ist:
-
1 zeigt
die RNA-Expressionsprofile von Cisplatin-resistenten und -sensitiven
Ovarialkarzinomen in einer Microarray-Analyse auf dem "Human-6 v2
Expression BeadChip" (Illumina);
-
2 zeigt
das Ergebnis einer "principle component"-Analyse (PCA) der Genespressionsdaten
mit dem Gesamtdatensatz (A) und den Daten des "gene predictor sets"
bestehend aus 55 Genen (B). Jeder Punkt entspricht einem Datensatz
(Array). Resistente Proben sind weiß, sensitive schwarz
dargestellt.
-
Ausführungsbeispiele
-
1. Identifizierung von 55 informativen
Genen
-
12
Ovarialkarzinompatientinnen, die 6 Monate nach Beendigung einer
platinbasierenden Chemotherapie kein Rezidiv erlitten (platinsensitive
Patienten) und 12 Ovarialkarzinompatientinnen, die innerhalb von
6 Monaten nach Beendigung einer platinbasierenden Chemotherapie
ein Rezidiv erlitten (platinresistente Patientinnen) wurde von einem
erfahrenen Chirurgen Gewebeproben des Ovarialkarzinoms entnommen.
Die Gewebeproben wurden mit einer Ischämiezeit von unter
10 Minuten kryokonserviert.
-
Von
den kryokonservierten Geweben wurden Schnitte von je 10 μm
angefertigt. Diese wurden histopathologisch derart charakterisiert,
dass lediglich solche Proben ausgewählt wurden, die einen
Tumorflächenanteil von > 50%
enthielten.
-
Aus
den Gewebeschnitten wurde die Gesamt-RNA isoliert, in komplementäre
DNA (cDNA) umgeschrieben. Die cDNA wurde in vitro transkribiert,
dabei wurden die RNA-Transkripte mit einem detektierbaren Fluoreszenzmarker
markiert.
-
Die
RNA-Transkripte wurden mit einem "Human-6 v2 Expression BeadChip"
der Firma Illumina hybridisiert. Das Ergebnis der anschließenden
Mikroarrayanalyse ist in 1 dargestellt.
-
Durch
Signifikanzanalysen konnten 102 Transkripte identifiziert werden,
die in Cisplatin-resistenten und Cisplatin-sensitiven Ovarialkarzinomen
differenziell exprimiert sind. Die dargestellte hierarchische Clusteranalyse
erlaubt bereits eine sehr gute Trennung der Cisplatin-resistenten
(weiß) von den Cisplatin-sensitiven Proben (schwarz). Jede
Reihe entspricht einem Gen bzw. Transkript, jede Spalte einem Array.
Der Grauton gibt den Expressionswert wieder. Im nächsten
Schritt erfolgt eine "class prediction"-Analyse (CPA) über
"support vector-machines" (SVM). Aus den 102 differenziell exprimierten
Transkripten konnte durch Kreuzvalidierung ("leave-one-out") ein
"gene predictor set" aus 55 Genen bestimmt werden. Diese 55 informativen
Gene sind in der nachfolgenden Tabelle 1 dargestellt.
Nr. | Identifikator | Vorhersagekraft | Gensymbol (HGNC) | Zugriffsnummer (GenBank) |
1 | ILMN_19499 | 0,965 | PPAPDC1A | NM_001030059.1 |
2 | ILMN_15615 | 0,904 | EGFR | NM_005228.3 |
3 | ILMN_23021 | 0,887 | NKD2 | NM_033120.2 |
4 | ILMN_550 | 0,809 | GPM6B | NM_001001994.1 |
5 | ILMN_17238 | 0,807 | AMMECR1 | NM_001025580.1 |
6 | ILMN_4224 | 0,796 | LTB4R | NM_181657.1 |
7 | ILMN_72772 | 0,784 | | BX112399 |
8 | ILMN_18540 | 0,774 | TUSC1 | NM_001004125.1 |
9 | ILMN_3252 | 0,748 | MUC15 | NM_145650.2 |
10 | ILMN_14413 | 0,713 | HMFN0839 | NM_032717.3 |
11 | ILMN_23763 | 0,697 | SCAP1 | NM_003726.2 |
12 | ILMN_86232 | 0,691 | | XM_498568 |
13 | ILMN_10741 | 0,684 | CARD4 | NM_006092.1 |
14 | ILMN_8918 | 0,675 | FTCD | NM_206965.1 |
15 | ILMN_99087 | 0,651 | | XM_371586 |
16 | ILMN_15604 | 0,64 | LOC400464 | NM_001013670.1 |
17 | ILMN_15049 | 0,638 | COMP | NM_000095.2 |
18 | ILMN_23073 | 0,637 | LOC440686 | NM_001025303.1 |
19 | ILMN_139036 | 0,633 | COL5A1 | NM_000093.2 |
20 | ILMN_17622 | 0,63 | HIST1H2BD | NM_138720.1 |
21 | ILMN_25961 | 0,616 | F2R | NM_001992.2 |
22 | ILMN_5826 | 0,615 | KIAA1875 | NM_032529.1 |
23 | ILMN_2252 | 0,615 | HLA-DMB | NM_002118.3 |
24 | ILMN_110121 | 0,612 | FOXP1 | AK025793 |
25 | ILMN_14337 | 0,61 | APOC1 | NM_001645.3 |
26 | ILMN_2170 | 0,61 | WBSCR27 | NM_152559.2 |
27 | ILMN_5805 | 0,61 | CATSPER1 | NM_053054.2 |
28 | ILMN_10267 | 0,607 | JOSD2 | NM_138334.1 |
29 | ILMN_78403 | 0,604 | BCAR3 | BX106566 |
30 | ILMN_6146 | 0,601 | BGN | NM_001711.3 |
31 | ILMN_137246 | 0,6 | HOXB7 | NM_004502.2 |
32 | ILMN_25095 | 0,6 | FXYD3 | NM_005971.2 |
33 | ILMN_8853 | 0,599 | NIPA1 | NM_144599.3 |
34 | ILMN_14467 | 0,596 | GSR | NM_000637.2 |
35 | ILMN_14080 | 0,585 | CST1 | NM_001898.2 |
36 | ILMN_137018 | 0,581 | LAT2 | NM_022040.2 |
37 | ILMN_29988 | 0,579 | HLA-DQB1 | NM_002123.2 |
38 | ILMN_861 | 0,576 | LSAMP | NM_002338.2 |
39 | ILMN_31291 | 0,576 | LOC652670 | XM_942247.1 |
40 | ILMN_41694 | 0,573 | LOC642412 | XM_925931.1 |
41 | ILMN_26729 | 0,572 | NEK8 | NM_178170.2 |
42 | ILMN_22820 | 0,572 | CD40 | NM_001250.3 |
43 | ILMN_17141 | 0,57 | SAMD11 | NM_152486.2 |
44 | ILMN_14655 | 0,57 | MSC | NM_005098.2 |
45 | ILMN_72111 | 0,567 | | CR607098 |
46 | ILMN_8273 | 0,567 | PLCXD1 | NM_018390.1 |
47 | ILMN_17784 | 0,56 | RASL11A | NM_206827.1 |
48 | ILMN_26128 | 0,558 | COL3A1 | NM_000090.2 |
49 | ILMN_20864 | 0,555 | FLJ13391 | NM_032181.1 |
50 | ILMN_11548 | 0,553 | COL1A1 | NM_000088.2 |
51 | ILMN_14608 | 0,55 | ZNF539 | NM_203282.1 |
52 | ILMN_5270 | 0,55 | REM1 | NM_014012.4 |
53 | ILMN_18256 | 0,54 | EDG3 | NM_005226.2 |
54 | ILMN_25778 | 0,533 | CSPG2 | NM_004385.2 |
55 | ILMN_21174 | 0,529 | TYRP1 | NM_000550.1 |
-
2. Verifizierung des die 55 Gene enthaltenden
"gene predictor sets"
-
Die
Vorhersagekraft des "gene predictor sets" wurde anhand von 18 Proben
verifiziert, die aus cisplatinresistenten Ovarialkarzinompatientinnen
stammten. Das Ergebnis ist in Tabelle 2 dargestellt.
Probe | Richtiger
Wert | Vorhersage | sensitiv
Margin | resistent
Margin |
1674120081_A | 1 | 1 | 0,344 | –0,344 |
1674120081_B | 1 | 1 | 0,879 | –0,879 |
1674120081_C | 1 | 1 | 1,024 | –1,024 |
1674120081_D | 0 | 0 | –0,444 | 0,444 |
1674120081_E | 0 | 0 | –0,446 | 0,446 |
1674120081_F | 0 | 0 | –1,227 | 1,227 |
1674120096_A | 1 | 1 | 0,039 | –0,039 |
1674120096_B | 1 | 1 | 0,662 | –0,662 |
1674120096_C | 1 | 1 | 0,74 | –0,74 |
1674120096_D | 0 | 0 | –1,098 | 1,098 |
1674120096_E | 0 | 0 | –0,238 | 0,238 |
1674120096_F | 0 | 0 | –0,807 | 0,807 |
1674120164_A | 1 | 1 | 1,157 | –1,157 |
1674120164_B | 1 | 1 | 0,775 | –0,775 |
1674120164_C | 1 | 1 | 1,247 | –1,247 |
1674120164_D | 0 | 0 | –0,47 | 0,47 |
1674120164_E | 0 | 0 | –1,279 | 1,279 |
1674120164_F | 0 | 0 | –0,159 | 0,159 |
Tabelle
2: Vorhersagekraft des "gene predictor sets"; Klassifizierungsgenauigkeit;
1: Cisplatin sensitive, 0: Cisplatin resistent
-
Aus
der Tabelle 2 ergibt sich, dass das "gene predictor set" aus den
55 Genen eine hundertprozentig richtige Vorhersage einer Cisplatinresistenz
bzw. Cisplatinsensitivität ermöglicht.
-
In 2 ist
das Ergebnis einer Hauptkomponentenanalyse ("Principle-Component-Analyse",
PCA) der Genexpressionsdaten mit dem Gesamtdaten satz (A) und den
Daten des "gene predictor sets" aus den 55 identifizierten Genen
dargestellt (B). Jeder Punkt entspricht einem Datensatz (Array).
Resistente Proben sind weiß, sensitive schwarz dargestellt.
Die PCA mit dem ungefilterten Datensatz lässt keine klare
Unterscheidung von cisplatinsensitiven und -resistenten Patienten
zu, wohingegen mit den 55 Genen des "gene predictor sets" eine klare
Trennung der beiden Patentengruppen möglich ist; vgl. Teilabbildung
(B).
-
3. Schlussfolgerung
-
Die
Erfinder stellen erstmals ein Verfahren bereit, mit dem zuverlässig
eine Klassifizierung von Patienten in platinsensitiv und platinresistent
vorgenommen werden kann. Kernstück dieses Verfahrens ist
die Bereitstellung eines "gene predictor sets", bestehend aus 55
differenziell exprimierten Genen. Mit Hilfe dieses Verfahrens können
bspw. Ovarialkarzinompatientinnen identifiziert werden, die von
einer platinhaltigen Therapie profitieren. Andererseits können
platinresistente Patientinnen ausgeschlossen und sofort eine alternative Chemotherapie
gewählt werden, um unnötige Toxizitäten
zu vermeiden. Die Erfinder stellen auch erstmals ein zuverlässiges
Verfahren bereit, um informative Gene zu identifizieren, mittels
denen eine Klassifizierung von Patienten in platinsensitiv und platinresistent
ermöglicht wird.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
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