-
Die
vorliegende Erfindung betrifft eine ein- und/oder mehrschichtige
Drainageeinrichtung, insbesondere zur Entwässerung horizontaler Gebäudeteile
oder dergleichen, aber auch zum Schutz gegen Fluide und ein Verfahren
zur Entwässerung.
-
Terrassen,
Balkone, Flachdächer
und andere vorwiegend horizontale Baulichkeiten sind grundsätzlich frostgefährdet. Das
wiederholte Gefrieren und Auftauen von stehendem Wasser führt, zusammen
mit dem schädigenden
Einfluss von UV-Strahlung, zur systematischen Zermürbung von
anorganischen und organischen Baustoffen und in Folge davon zum
Eindringen von Wasser in den Unterbau.
-
Um
das Ablaufen des Wassers zu ermöglichen
und damit solche Schäden
zu verhindern, liegen Baurichtlinien vor, wonach die "horizontalen" Anteile der genannten
Flachkonstruktionen eine Mindestneigung von 2 % aufweisen sollen.
Auch werden neuerdings zur Abdichtung flacher Baulichkeiten Bitumenbahnen
als UV-Schutz angeboten, deren dem Licht ausgesetzte Oberfläche mit
einer mineralischen Beschichtung, zum Beispiel feinem Schiefer-Bruch, versehen ist.
Da, beispielsweise unter Frostbedingungen, die Schneidwirkung von
Eiskristallen mit deren Größe zunimmt,
werden derartige Bitumenbahnen häufig
mit Kies beschichtet, wodurch eine Begrenzung des Eiskristallwachstums
erwartet wird.
-
Allerdings
werden die Bauvorschriften in der Praxis aus vielerlei Gründen nur
unzureichend eingehalten. Zudem erscheint die vermutete Wirkung
der Kiesbeschichtung zumindest zweifelhaft, sodass die Gefahr des
Eindringens von Wasser nach wie vor gegeben ist. Derartige Feuchtigkeit
dringt beispielsweise durch mikroskopische Fugen in den Unterbau
einer keramischen Außenfläche und
kann sich dort stauen. Durch kaum vermeidbare Hohlräume kann sich
beispielsweise in der Kälte
in den Hohlräumen gestautes
Wasser ausdehnen und zu einer Ablösung von Außenflächenteilen führen. Ebenso
kann durch Sonneneinstrahlung auf die horizontalen Außenflächen das
in den Hohlräumen
sich stauende Wasser hohe Wasserdampfdrücke erzeugen und ebenfalls zu
Abplatzungen führen.
Durch das planmäßige Abführen des
am Bauwerk anstehenden Wassers wird insbesondere aufstauendes Wasser
auf die Bauwerksabdichtung oder das Bauwerk selbst vermieden.
-
Eine
Drainage kann jedoch nur eine Hilfe zur Reduzierung der Wasserbeanspruchung
eines Bauwerkes sein. Eine zusätzliche
Abdichtungsmaßnahme
für das
zu schützende
Bauwerk ist auch bei Anordnung einer Drainage häufig vorzusehen. Dabei kommen
Bitumenanstriche zur Verwendung oder auch verschiedene Bitumenwerkstoffe,
beispielsweise Bitumendachbahnen, wie oben erwähnt, als Dachabdichtung. Als
grundsätzliches
Problem bei derartigen Schutzvorrichtungen erweist sich häufig, dass
die Abführung
des eingedrungenen Wassers nicht sofort und/oder nicht vollständig genug
folgt. So beschreibt beispielsweise die Druckschrift
DE 20 2006 017 054 U1 unter
Bezug auf die Verlegung keramischer Beläge im Dünnbettverfahren ein mehrschichtiges
Entkopplungs- und Drainagesystem, wobei durch den Schichtaufbau
insbesondere eine Rückförderung
von Flüssigkeiten
aus der Drainageschicht in den keramischen Belag verhindert wird.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es nunmehr, die oben genannten Nachteile
des Standes der Technik zu vermeiden bzw. zu überwinden und ein Drainagesystem
derart weiterzubilden, dass neben einer Verbesserung der Drainagefunktion
die Gefahr und das Ausmaß von
Wasserschäden
weiter verringert wird. Ausgangspunkt der Überlegungen ist es, das physikalische
Phänomen
der Kapillarität
derart in konstruktive Maßnahmen
umzusetzen, dass dadurch die Drainagefunktion durch kapillaren Aufstieg
und durch schnellere Verdampfung beschleunigt wird.
-
Diese
Aufgabe wird vorrichtungsseitig durch die Merkmale des Patentanspruches
1 und verfahrensseitig durch die Merkmale des Patentanspruches 15
gelöst.
-
Kerngedanke
der Erfindung ist es, dass bei einer ein- und/oder mehrschichtigen
Drainageeinrichtung, welche insbesondere zur Entwässerung
horizontaler Flächen
von Gebäudeteilen
oder dergleichen sowie dem Schutz gegen Fluide dient, und welche
einen wasserdichten, vorzugsweise mineralbeschichteten Belag umfassen
kann und dieser Belag zusätzlich
eine textile kapillarbildende Schicht aufweist.
-
Als
Belag kommen dabei vorzugsweise Bitumenanstriche bzw. -bahnen zur
Anwendung, auch verschiedene Bitumenwerkstoffe, z. B. Bitumendachbahnen
als Dachabdichtung oder als Polymer-Bitumenbahnen (Elastomer-(PYE)
und Plastomer-(PYP) Bitumenbahnen). Weiterhin kommen zur horizontalen
Abdichtung im Außenbereich
Systeme aus Bitumen- oder Kunststoffbahnen und Gussasphalt zum Einsatz.
Die beschleunigte Beseitigung stehenden Wassers von beispielsweise
unebenen flachen Oberflächen
erfolgt erfindungsgemäß mittels
einer textilen kapillarbildenden Schicht, welche auf dem Bitumenbelag
oder unter Umständen
direkt auf der Gebäudefläche angeordnet
ist. Durch die im Vergleich zu größeren Rohren stark in den Vordergrund
tretenden Oberflächeneffekte
tritt in der textilen kapillarbildenden Schicht die Kapillarität als wesentlicher
physikalischer Effekt auf. Flüssigkeiten
mit hoher Oberflächenspannung,
beispielsweise Wasser, steigen in Kapillaren auf. Die Hohlräume zwischen
den einzelnen Textilfasern bilden so Kapillaren, innerhalb derer eine
Flüssigkeit
aufsteigen kann. Dabei ist die Steighöhe der Flüssigkeitsäule neben der Oberflächenspannung
im Wesentlichen durch den Radius der Röhre bestimmt. In einer idealen
Kapillare mit einem Radius von 0,1 mm würde Wasser um ca. 14 cm steigen,
wobei die Steighöhe
h einer Flüssigkeitssäule gegeben
ist durch
Dabei sind T = Oberflächenspannung
(J/m
2 oder N/m), θ = Kontaktwinkel, ρ = Dichte
der Flüssigkeit (kg/m
3), g = Beschleunigung durch die Schwerkraft (m/s
2) und r = Radius der Röhre (m).
-
Eine
weiter bevorzugte Nutzbarmachung der Kapillarität besteht in der Minimierung
der Korngröße einer
ersten körnig-mineralischen
Schicht auf dem Bitumenbelag. Auf den üblicherweise mit Schieferbruch
beschichteten Bitumenbahnen kann man beobachten, dass beispielsweise
Pfützen
sich dadurch beschleunigt auflösen,
dass ihr Wasser durch Kapillarität
in die Hohlräume
zwischen den Bruchpartikeln eindringt und dabei die Oberfläche der
berührten
Partikel vollständig
benetzt, erkennbar an deren Dunkelfärbung. Auf diese Weise wird
Wasser aus den Pfützen
in deren weitere Nachbarschaft abgesogen und die der Luft ausgesetzte
ursprüngliche
Oberfläche des
Pfützenwassers
und proportional dazu auch seine Verdunstungsgeschwindigkeit erheblich
vergrößert. Diese
vorteilhafte Nebenwirkung der mineralbeschichteten Bitumenbahnen
ist bisher nicht hinreichend beachtet und darum auch nicht systematisch zur
Entwässerung
genutzt worden. Ein vorteilhafter Kapillareffekt, verbunden mit
einer schnellen Verdampfung des Wassers, wird demnach durch eine möglichst
starke Minimierung der Korngröße der körnig-mineralischen
Schicht erreicht. Dies kann vorzugsweise auch dadurch erreicht werden,
dass bereits vorhandene grobkörnig-mineralische
Schichten, wie beispielsweise die eingangs erwähnte Kieselbeschichtung, mit
feinen Partikeln höherer
spezifischer Oberfläche
beschichtet werden. Kieselsteine der handelsüblichen Art haben abgerundete
und glatte Oberflächen
und damit eine praktisch minimale benetzbare Oberfläche bezogen
auf ihr Volumen bzw. ihr Gewicht. Zur vorteilhaften Erhöhung der
Verdunstungsgeschwindigkeit von stehendem Wasser ist es aber erforderlich,
eine maximal benetzbare Oberfläche
pro Volumen bereitzustellen. Aus Gründen der lokalen Druckbelastung
der darunterliegenden Bitumenbahnen sollten gerundete Kiesel jedoch
nicht durch scharfkantigen Splitt oder ähnlich raues Material ersetzt
werden. Es lassen sich aber die mikroskopischen Oberflächen gerundeter
Kiesel erfindungsgemäß um ein
mehrfaches vergrößern, wenn
diese mit feinkörnigem
Material, beispielsweise sehr feinem Sand, beschichtet werden. Als
dauerhafte Haftvermittler hierfür
bieten sich zahlreiche anorganische Materialien, beispielsweise
auf Zement- oder Wasserglasbasis, an. Der Übergang des Wassers von einer
mineralisch beschichteten Bitumenbahn auf eine entsprechend behandelte
Kiesschicht erfolgt wiederum spontan durch Kapillarität. Die Verdunstungsgeschwindigkeit
wird so insgesamt weiter gesteigert.
-
Vorzugsweise
weisen dabei die erste bzw. zweite körnig-mineralische Schicht minimierter
Korngröße eine
massenbezogene spezifische äußere Oberfläche größer 0,36
m2/g, bevorzugt größer 3,6 m2/g,
besonders bevorzugt größer 36 m2/g auf. Die Korngröße kann dabei bis in den sub-μm-Bereich
gesenkt werden. Beispielsweise könnte
die körnig-mineralische
Schicht minimierter Korngröße aus einem Quarzsand
mit einer mittleren Korngröße zwischen 100 μm und 0,4
mm bestehen. Beim direkten Auftragen auf den Bitumenbelag wird eine
höhere
Korngröße bevorzugt.
Beim Beschichten einer schon vorhandenen grobkörnigen mineralischen Schicht
mit einer zusätzlichen,
zweiten körnig-mineralischen
Schicht sind Korngrößen kleiner
0,3 mm bevorzugt einsetzbar. Auch erweist es sich als vorteilhaft,
wenn die Korngrößen der
zweiten körnig-mineralischen Schicht,
welche die grobkörnige
mineralische Schicht bedeckt, beispielsweise gerundete Kiesel, eine
geringere minimierte Korngröße aufweist
als die erste körnig-mineralische
Schicht.
-
Vorzugsweise
weist die textile kapillarbildende Schicht eine zwei-dimensionale
anisotrope Struktur aus Multifilen auf und dient der beschleunigten Beseitigung
stehenden Wassers von flachen, aber unebenen Oberflächen mittels
kapillarer Drainage. Auch hier dringt Wasser in die engen Hohlräume des Materials,
bedingt durch die Adhäsionskräfte der Wassermoleküle, ein.
Im Falle der textilen Schicht als erfindungswesentliches Element
der Drainageeinrichtung ist die Wanderungsgeschwindigkeit des Wassers
jedoch stark anisotrop ausgebildet und in zumindest einer Richtung
besonders hoch. Dazu wird auf die zu entwässernde unebene Oberfläche ein
zwei-dimensional-anisotropes und witterungsbeständiges Textil aufgelegt, dessen
Strukturelemente, insbesondere Fäden
(Monofile) bzw. Fadenbündel (Mulifile)
gut benetzbar sind.
-
Besonders
bevorzugt weist die textile kapillarbildende Schicht Monofile einer
hohen massenbezogenen spezifischen Oberfläche auf, wobei die Monofilen
als profilierte Mulitfilen angeordnet und chemisch-biologisch resistent
sind. Dabei sind die Monofilen bzw. Multifilen aus polymerem Material,
insbesondere aus Polyester und/oder Glas gefertigt. Besonders bevorzugt
weist die Geometrie der Hohlräume
zwischen den Monofilen bzw. Mulitfilen eine starke Anisotropie und
eine bevorzugte Strömungsrichtung
für Fluide
auf. Damit sind auch die Eindringgeschwindigkeiten des Wassers in
diese Hohlräume und
seine Wanderungsgeschwindigkeiten innerhalb und entlang der Hohlräume stark
richtungsabhängig. Die
Anistoropie der Hohlraumdichte der erfindungsgemäßen textilen, kapillarbildenden
Schicht lässt sich
dabei soweit steigern, dass die Bewegung des darin aufgesogenen
Wassers in zwei Richtungen, in der Vertikalen und einer der beiden
Horizontalen, mit nur geringer Diffusionsgeschwindigkeit erfolgt,
in der dritten Richtung hingegen, in der zweiten Horizontalen also,
mit sehr hoher Fließgeschwindigkeit.
Dabei werden die Durchmesser der Hohlräume zwischen den Monofilen
bzw. Multifilen besonders bevorzugt derart gewählt, dass die Hohlräume spontan
unter Abnahme ihrer Oberflächenenergie
vom Fluid gefüllt werden.
-
Gleichzeitig
werden die Durchmesser der Hohlräume
zwischen den Monofilen bzw. Multifilen vorzugsweise derart ausgewählt, dass
die Hohlräume
in einer bevorzugten Strömungsrichtung
unter geringem Reibungs- und/oder durch Flusswiderstand von Fluiden
durchdringbar sind. Triebkraft der kontinuierlichen Strömung ist
dabei der Höhenunterschied zwischen
dem oberen Wasserspiegel des abzuführenden Wassers und einem zweiten,
tiefer gelegenen Pegel in einem Ablaufsystem bzw. dem in das Ablaufsystem
hineinreichende Ende der textilen kapillarbildenden Schicht.
-
Diese
beiden Bedingungen müssen
einander nicht widersprechen. So kann beispielsweise vorteilhaft
ein textiles Material mit einem einzigen Hohlraumtyp mittlerer Größe ausgewählt sein,
welches beide Aufgaben gleichzeitig zu übernehmen in der Lage ist.
Denkbar sind aber auch textile Materialien, bei denen sich zwei
oder mehr Hohlraumtypen an zwar verschiedenen Stellen des Textils,
aber in enger Nachbarschaft zueinander befinden, so dass Wasser spontan
von einem Hohlraumtyp in den anderen einwandern kann. Zum ersten
Materialtyp zählen
dabei beispielsweise dünne
Abstandsgestricke, zum zweiten Typ lassen sich eine Reihe von konventionellen Textilien
aus polymeren Materialen angeben.
-
Die
Abhängigkeit
der Strömungsgeschwindigkeit
von Hohlraumdurchmessern und der hydrostatischen Druckdifferenz
zwischen einem oberen und einem unteren Wasserniveau ähnelt formal
dem klassischen Hagen-Poiseuille'schen
Gesetz. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die in diesem Gesetz geforderte
ideale zylinderförmige
kapillare Struktur im realen Textil kaum gegeben ist. Der kreisförmige kapillare
Querschnitt ist dort durch einen "wirksamen Hohlraumquerschnitt" zu ersetzen. Bei
geeigneter Größe und geometrischer
Anordnung der wirksamen Hohlraumquerschnitte ist die kapillare Wasserströmung in
der Lage, auch größere Hindernisse
zu überklettern.
In durchgeführten
Versuchen betrugen die überwundenen
Hindernishöhen
zwischen 1 und 3 cm, welches in der Baupraxis die Stufenhöhen schlecht überlappender
Bitumenbahnen übersteigt. Müssen aus
besonderen Gründen,
beispielsweise in der Nähe
des Ausgangs von Abflussrohren, größere Höhendifferenzen überwunden
werden, sind textile Materialien größerer Fadendichte, d. h. kleineren Hohlraumquerschnittes,
einzusetzen. Diese können dann
gegebenenfalls auch schlauchförmig
verlegt werden.
-
Zur
verbesserten Entwässerung
einer realen, unebenen horizontalen Fläche ist mit Vorteil zu beachten,
dass die oben genannten Aspekte synergistisch aufeinander abgestimmt
sind und sich nicht gegenseitig behindern. Eine solche Behinderung kann
beispielsweise während
einer Dachsanierung auftreten, wo das Drainagetextil auf die Bitumenbahnen
aufgelegt wird und dadurch an jeder Auflagestelle die Verdunstung
aus der Bahnoberfläche
heraus verlangsamt ist. Dies ist besonders ausgeprägt, wenn
die textile kapillarbildende Schicht sich bereits mit Wasser vollgesogen
hat. Es ist dann zu beobachten, dass sich, beispielsweise nach einem
Regen, das Wasser zwischen Bitumenbahn und dem aufliegendem Textil
besonders lange hält,
während
seitlich des Textils die Bahn schon zu trocknen beginnt.
-
Daher
wird die textile kapillarbildende Schicht besonders bevorzugt streifen-
und/oder bandförmig
auf dem mineral-beschichteten Belag bzw. auf der ersten bzw. zweiten
körnigmineralischen Schicht
minimierter Korngröße angeordnet.
-
Dabei
weist die streifen- und/oder bandförmige textile Schicht vorzugsweise
Streifen und/oder Bänder
in einer Breite von 2–20
cm, bevorzugt 5–10 cm
auf und/oder sind die Streifen und/oder Bänder in einem Abstand von 10–70 cm,
bevorzugt 30–50
cm, netzartig auf dem mineral-beschichteten Belag bzw. auf der ersten
bzw. zweiten körnig-mineralischen Schicht
minimierter Korngröße angeordnet.
Eine solche Anordnung lässt
der Oberfläche
des mineral-beschichteten Belages bzw. den körnig-mineralischen Schichten
minimierter Korngröße hinreichend
Luftkontakt für
zusätzliche
Verdunstung. Auch muss das Verlegen der textilen Streifen nicht
nach einem regelmäßigen Muster
erfolgen, sondern kann sich mit Vorteil an den Gegebenheiten der
zu entwässernden Oberfläche orientieren.
-
Das
Aufbringen einer grobkörnigen
mineralischen Schicht, beispielsweise Kies, als oberste Lage des
gesamten Schichtaufbaus bedingt eine Verdunstungshemmung, welche
durch Auswahl nicht zu kleiner Kiesel, aber auch durch eine nicht
zu große Schichtdicke
vermindert werden kann. Besitzt Kies eine vergrößerte Oberfläche, wie
sie durch die erfindungsgemäße zweite
körnig-mineralischen
Schicht minimierter Korngröße erzielt
wird, kann die Verdunstungshemmung weitgehend kompensiert, gegebenenfalls überkompensiert
werden.
-
Gravierender
als die Behinderung der Verdunstung kann sich die Dicke der Kiesschicht
auf die textile kapillarbildende Schicht auswirken, weil die offenporige
Struktur des Textils durch die lokale Druckbelastung komprimiert
und dadurch sein Strömungswiderstand
erhöht
werden kann. Vorteilhaft wird die Kieselgröße deshalb nicht zu klein gewählt, um
die Druckpunkte nicht zu eng zu setzen.
-
Besonders
bevorzugt weist die textile Schicht mindestens eine Druckstabilisierungsvorrichtung
auf. Dadurch lässt
sich die Kompression des Textils beispielsweise so verringern, dass
es eine hohe Dichte steifer Strukturelemente, beispielsweise senkrecht
stehender Stege, enthält.
Weiterhin können
vorteilhaft in Abständen
von wenigen Millimetern inkompressible Fadenbündel in die Struktur des Textils
eingearbeitet sein. Der Wassertransport verläuft dann vorwiegend über die
parallel zu diesen Bündeln verlaufenden
Zwischenräume.
Der Abstand zwischen den Fadenbündeln
sollte hierbei klein sein gegenüber
dem mittleren Krümmungsradius
der aufliegenden Kiesel.
-
Soll
die erfindungsgemäße textile
kapillarbildende Schicht nicht nur zur Sanierung, beispielsweise
Dachsanierung, sondern bereits zur Prophylaxe verwendet werden,
so kann das Textil schon werksseitig entweder vollflächig oder
in Streifen- und/oder Bänderform
auf die Bitumenbahnen aufgebracht werden. Dabei ist vorzugsweise
eine zusätzliche
Folie oder dergleichen als obere Abdeckung vorgesehen, welche mit
Vorteil trittfest ist. Als solche zusätzliche Folie kann beispielsweise
eine Noppenfolie verwendet werden. Diese bietet gegenüber herkömmlichen nur
planaren Folienabdeckungen den Vorteil einer bevorzugten Luftverdrängung und
damit ein beschleunigtes Eindringen von Fluid.
-
Ein
weiterer wesentlicher Punkt der Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Entwässerung,
insbesondere horizontaler Flächen
von Gebäudeteilen oder
dergleichen mittels der ein- und/oder
mehrschichtigen Drainageeinrichtung, umfassend das Aufbringen einer
körnigmineralischen
Schicht minimierter Korngrößen auf
eine Fläche
oder Belag oder grobkörnige
mineralische Schichten und/oder das Anordnen der kapillarbildenden
textilen, bevorzugt netzartigen Schicht auf einer horizontalen zu
entwässernden
Oberfläche,
wobei die Enden der textilen Schicht bevorzugt unterhalb der zu
entwässernden Oberfläche liegen
und wobei ein kontinuierliches Ableiten des anfallenden Wassers
in ein Ablaufsystem stattfindet.
-
Weitere
Vorteile und Zweckmäßigkeiten
sind der nachfolgenden Beschreibung in Verbindung mit den Zeichnungen
zu entnehmen. Hierbei zeigen:
-
1 eine
netzartige Anordnung der erfindungsgemäßen textilen kapillarbildenden
Schicht in Aufsicht;
-
2 eine
weitere Anordnung der bandförmigen
textilen Schicht zur optimierten Drainage in Aufsicht;
-
3 eine
Anordnung der textilen kapillarbildenden Schicht zur Entwässerung
eines Wasserreservoirs (links) in Seitenansicht; und
-
4 variable
Anordnungen der ein- und/oder mehrschichtigen Drainageeinrichtung
(a) bis d)), ausgehend von einem mineralbeschichteten Belag (a)
in Seitenansicht.
-
1 zeigt
die streifen- und/oder bandförmige
Anordnung der erfindungsgemäßen textilen
kapillarbildenden Schicht (2) auf dem mineral-beschichteteten
Belag bzw. auf der ersten bzw. zweiten körnig-mineralischen Schicht
minimierter Korngröße. Gegebenenfalls
kann die textile Schicht (2) auch unmittelbar auf die zu
entwässernde
Fläche
(4) aufgebracht werden. Die netzartige Anordnung der Bahnen
bzw. Streifen gewährleistet
zum einen eine wirkungsvolle kapillare Drainage, zum anderen ausreichend
Raum für
eine beschleunigte Verdunstung.
-
Wie
in 2 gezeigt, muss die Verlegung der Streifen (2)
jedoch keineswegs nach einem regelmäßigen Muster erfolgen, sondern
kann in Position und Dichte der zu verlegenden Streifen jeweils
den Gegebenheiten der zu entwässernden
Oberfläche (4)
individuell angepasst werden.
-
3 zeigt
das Schema einer Anordnung der textilen kapillarbildenden Schicht
(2) zur Entwässerung
eines Wasserreservoirs (4), beispielsweise einer Wasserpfütze auf
einer Fliesenfläche.
Die textile kapillarbildende Schicht (2) besteht aus Monofilen, welche
als profilierte Mulitfilen organisiert sind und aus polymerem Material,
insbesondere aus Polyester, Polyamid und/oder Glas gefertigt sind.
Die Triebkraft einer kontinuierlichen Entwässerung ist dabei der Höhenunterschied
(6) zwischen dem oberen Wasserspiegel des abzuführenden
Wassers und einem zweiten, tiefer gelegenen Pegel in einem Ablaufsystem
bzw. dem in das Ablaufsystem hineinreichende Ende der textilen kapillarbildenden
Schicht. In einem Anwendungsbeispiel zur Messung der Drainagegeschwindigkeit
mittels obiger Anordnung beträgt der
Niveau-Unterschied (6) zwischen oberem (4) und unterem
Becken konstant 60 mm. Die Schwellenhöhe (8), welche das
Wasser mittels der erfindungsgemäßen kapillarbildenden
Textilschicht übersteigen muss,
beträgt
20 mm. Die Textilschicht in Form eines fließartigen Polyestermaterials
weist Abmessungen von 300 × 200 × etwa 1
mm auf, d.h. die Querschnittsfläche
in Flussrichtung beträgt
200 × etwa
1 mm. Eine derartige Anordnung erreicht Drainage-Geschwindigkeiten
von bis zu 15 I/h.
-
Wie
für die
flexible Anordnung, beispielsweise in Streifenform, gilt eine fallspezifische
Flexibilität auch
für die
Schichtabfolge einer erfindungsgemäßen Drainageeinrichtung. 4 zeigt
variable Anordnungen der ein- und/oder mehrschichtigen Drainageeinrichtung
(1), in 4a ausgehend von einem mineralbeschichteten
Belag, insbesondere einer grobkörnigen
mineralischen Schicht (10). Bei einem derartigen Belag
handelt es sich um bekannte Systeme aus Bitumen- oder Kunststoffbahnen,
welche mit Schieferbruch oder anderem grobkörnigen Material (10)
beschichtet sind.
-
Zur
Verbesserung der Entwässerungsfunktion
wird in einer bevorzugten Ausführungsform,
dargestellt in 4b, dieses grobkörnige Material
(10) zusätzlich
mit einer körnigmineralischen
Schicht minimierter Korngröße (12)
bedeckt. Die massenbezogene spezifische äußere Oberfläche ist dabei größer 0,36
m2/g, bevorzugt größer 3,6 m2/g,
besonders bevorzugt größer 36 m2/g auf. Die körnig-mineralische Schicht minimierter
Korngröße (12)
besteht beispielsweise aus einem Quarzsand mit einer mittleren Korngröße zwischen
100 μm und
0,4 mm. Beim Beschichten einer schon vorhandenen grobkörnigen mineralischen
Schicht (10) mit einer zusätzlichen, zweiten körnig-mineralischen
Schicht (12) sind Korngrößen kleiner 0,3 mm bevorzugt
einsetzbar.
-
4c zeigt eine zusätzliche Anordnung einer textilen
kapillarbildenden Schicht (2) zur verbesserten Drainage
auf dem mineralbeschichteten Bitumenbelag. Diese mehrschichtige
Anordnung bietet erfindungsgemäß den größtmöglichen
Drainageeffekt durch gezielte Nutzbarmachung der Kapillarität im Textil
(2) und der feinkörnigen
Mineralschicht (12) sowie einer verbesserten Verdunstung.
-
Wie
in 4d gezeigt, kann wahlweise auf die
in 4c beschriebene mehrschichtige
Anordnung zusätzlich
grobkörniger,
gerundeter Kies (14) aufgebracht werden um insbesondere
eine ausgedehnte Eisbildung unter Frostbedingungen zu verhindern.
Dabei ist darauf zu achten, dass die Kiesdichte auf der textilen
kapillarbildenden Schicht (2) eine ausreichende Verdunstung
erlaubt. Gegebenenfalls können
die gerundeten Kiesel ihrerseits mit einer zusätzlichen körnig-mineralischen Schicht
minimierter Korngröße (12)
bedeckt werden, um ein rasches Abführen vorhandenen Wassers zu
gewährleisten. Gleichwohl
kann die Schichtreihenfolge je nach Anforderung selbstverständlich variiert
und den baulichen Gegebenheiten angepasst werden Sämtliche
in den Anmeldungsunterlagen offenbarten Merkmale werden als erfindungswesentlich
beansprucht, sofern sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand
der Technik neu sind.
-
- 1
- Drainageeinrichtung,
einschichtig
- 2
- textile
kapillarbildende Schicht
- 4
- zu
entwässernde
horizontale Oberfläche
- 6
- Niveau-Unterschied
zwischen oberen und unterem Becken
- 8
- Schwellenhöhe
- 10
- grobkörnige mineralische
Schicht
- 12
- körnig mineralische
Schicht minimierter Korngröße
- 14
- Kiesbedeckung