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Die
vorliegende Erfindung betrifft mit Schwefel vulkanisierbare, zumindest
einen Dienkautschuk aufweisende Kautschukmischungen. Die Erfindung betrifft
weiterhin ein Verfahren zu ihrer Herstellung, ihre Verwendung für Reifen
sowie Reifen enthaltend die erfindungsgemäßen Kautschukmischungen.
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Kautschukmischungen
für Fahrzeugreifen sind
im Hinblick auf optimales Fahrverhalten wie Brems- und Nassrutschverhalten,
Abriebverhalten und Rollwiederstand optimierte Zusammensetzungen.
Solche Mischung zeigen jedoch in der Regel eine schlechte Wärmeleitfähigkeit.
Durch Walk- und Fliehkräfte
und den damit verbundenen Verformungen wird im Reifeninneren eine
thermische Energie entwickelt, die nur sehr schlecht abgeführt werden kann.
Es kommt dadurch zu Wärmeschädigungen des
Reifens und im Extremfall sogar zu Ablösungserscheinungen.
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Die
DE-A-175 53 01 schlägt zur Lösung solcher
Probleme die Einarbeitung von Graphit in die Kautschukmischung vor,
um eine verbesserte Wärmeleitfähigkeit
zu erzielen. Nachteilig sind jedoch die damit verbundenen schlechteren
Zugeigenschaften sowie ein verschlechterter Griff des Reifens.
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Die
EP-A-10 31 441 beschreibt
Kautschukmischungen enthaltend Metalle als Füllstoffe, die ebenfalls eine
verbesserte Wärmeleitfähigkeit
aufweisen.
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Die
EP 412 021 lehrt Pellets
aus High Density Polyethylen, die mit Paraffinen getränkt werden. Trotz
eines verbesserten Tränkverfahrens
sind hiernach erzeugte Blätter
leicht klebrig, was von noch austretendem Wachs herrührt.
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Der
vorliegenden Erfindung liegen Kautschukmischungen als Aufgabe zugrunde,
die bei guten mechanischen und anwendungstechnischen Eigenschaften
alterungsstabil sind. Ferner bestand die Aufgabe darin, eine Kautschukmischung
zur Verfügung
zu stellen, in der es nicht zu Wärmeschädigungen
kommt.
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Dem
gemäß wurden
mit Schwefel vulkanisierbare, zumindest einen Dienkautschuk aufweisende
Kautschukmischungen gefunden, die Mikrokapseln mit einem Polymer
als Kapselwand und einem Kapselkern bestehend überwiegend aus Latentwärmespeichermaterialien
enthalten.
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Die
erfindungsgemäß eingesetzten
Mikrokapseln umfassen einen Kapselkern und eine Kapselwand aus Polymer.
Der Kapselkern besteht überwiegend,
zu mehr als 95 Gew.-%,
aus Latentwärmespeichermaterial.
Der Kapselkern ist dabei abhängig von
der Temperatur fest oder flüssig.
Abhängig
vom Herstellungsverfahren und dem dabei gewählten Schutzkolloid kann dieses
ebenfalls Bestandteil der Mikrokapseln sein. So können bis
zu 3 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Mikrokapseln Schutzkolloid
sein. Gemäß dieser
Ausführungsform weisen
die Mikrokapseln auf der Oberfläche
des Polymers das Schutzkolloid auf. Die mittlere Teilchengröße der Kapseln
(Z-Mittel mittels Lichtstreuung) beträgt 0,5 bis 50 μm, bevorzugt
0,5 bis 30 μm
insbesondere 0,5 bis 10 μm.
Das Gewichtsverhältnis
von Kapselkern zu Kapselwand beträgt im allgemeinen von 50:50
bis 95:5. Bevorzugt wird ein Kern/Wand-Verhältnis von 70:30 bis 93:7.
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Latentwärmespeichermaterialien
sind definitionsgemäß Substanzen,
die in dem Temperaturbereich, in welchem eine Wärmeübertragung vorgenommen werden
soll, einen Phasenübergang
aufweisen. Vorzugsweise weisen die Latentwärmespeichermaterialien einen
fest/flüssig
Phasenübergang im
Temperaturbereich von 40 bis 120°C,
bevorzugt von 60 bis 120°C
insbesondere von 70 bis 110°C
und ganz besonders bevorzugt von 80 bis 110°C auf, abhängig von der gewünschten
Anwendung. So können,
je nach Umgebungstemperatur, in kühleren Regionen oder Jahreszeiten
auch bereits Latentwärmespeichermaterialien
mit einem fest/flüssig
Phasenübergang
im Temperaturbereich ab 40°C
vorteilhaft sein. In der Regel handelt es sich bei dem Latentwärmespeichermaterial
um eine organische, bevorzugt lipophile Substanz.
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Als
geeignete Substanzen für
die erfindungsgemäße Verwendung
sind beispielhaft zu nennen:
- – aliphatische
Kohlenwasserstoffverbindungen wie gesättigte oder ungesättigte C20-C100-Kohlenwasserstoffe,
die verzweigt oder bevorzugt linear sind, z.B. wie n-Eicosan, n-Heneicosan,
n-Docosan, n-Tricosan, n-Tetracosan, n-Pentacosan, n-Hexacosan, n-Heptacosan,
n-Octacosan, n-Nonacosan, n-Tricontan,
n-Tetracontan, n-Pentacontan, n-Hexacontan, n-Heptacontan, n-Octacontan, n-Nonacontan,
n-Hectan sowie cyclische Kohlenwasserstoffe, z.B. Cyclohexan, Cyclooctan,
Cyclodecan;
- – aromatische
Kohlenwasserstoffverbindungen wie Naphthalin, Biphenyl, o- oder
m-Terphenyl, C1-C40-alkylsubstituierte
aromatische Kohlenwasserstoffe
- – gesättigte oder
ungesättigte
C12-C30-Fettsäuren wie
Laurin-, Palmitin-, Stearin- oder
Behensäure, bevorzugt
eutektische Gemische aus Decansäure mit
z.B. Myristin-, Palmitin- oder Laurinsäure;
- – Fettalkohole
wie Stearylalkohol, Myristylalkohol, Gemische wie Kokosfettalkohol
sowie die sogenannten Oxoalkohole, die man durch Hydroformylierung
von α-Olefinen und weiteren
Umsetzungen erhält;
- – C6-C30-Fettamine wie
Tetradecylamin, Hexadecylamin oder Eicosylamin;
- – Ester
wie C1-C10-Alkylester
von Fettsäuren
wie Stearylstearat, sowie bevorzugt ihre eutektischen Gemische;
- – natürliche und
synthetische Wachse wie Montansäurewachse,
Montanesterwachse, Carnaubawachs, Polyethylenwachs, oxidierte Wachse, Polyvinyletherwachs,
Ethylenvinylacetatwachs oder Hartwachse nach Fischer-Tropsch-Verfahren;
- – halogenierte
Kohlenwasserstoffe wie Chlorparaffin und Bromdocosan.
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Weiterhin
sind Mischungen dieser Substanzen geeignet, solange es nicht zu
einer Schmelzpunkterniedrigung außerhalb des gewünschten
Bereichs kommt, oder die Schmelzwärme der Mischung für eine sinnvolle
Anwendung zu gering wird.
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Vorteilhaft
ist beispielsweise die Verwendung von reinen n-Alkanen, n-Alkanen
mit einer Reinheit von größer als
80% oder von Alkangemischen, wie sie als technisches Destillat anfallen
und als solche handelsüblich
sind.
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Weiterhin
kann es vorteilhaft sein, den Kapselkern bildenden Substanzen in
ihnen lösliche
Verbindungen zuzugeben, um so die zum Teil bei den unpolaren Substanzen
auftretende Gefrierpunktserniedrigung zu verhindern. Vorteilhaft
verwendet man, wie in der
US-A
5 456 852 beschrieben, Verbindungen mit einem 20 bis 120
K höheren
Schmelzpunkt als die eigentliche Kernsubstanz. Geeignete Verbindungen
sind die oben als lipophile Substanzen erwähnten Fettsäuren, Fettalkohole, Fettamide
sowie aliphatischen Kohlenwasserstoffverbindungen. Sie werden in
Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-% bezogen auf den Kapselkern zugesetzt.
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Bevorzugtes
Latentwärmespeichermaterial sind
aliphatische Kohlenwasserstoffe besonders bevorzugt die oben beispielhaft
aufgezählten.
Insbesondere werden aliphatische Kohlenwasserstoffe mit 20 bis 100
Kohlenstoffatomen sowie deren Gemische bevorzugt.
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Die
Kapselwand ist bevorzugt aus einem duroplastischen Polymer. Unter
duroplastisch sind dabei Wandmaterialien zu verstehen, die aufgrund
des Vernetzungsgrades nicht erweichen, sondern sich bei hohen Temperaturen
zersetzen. Geeignete duroplastische Wandmaterialien sind beispielsweise
vernetzte Formaldehydharze, vernetzte Polyharnstoffe, vernetzte
Polyurethane sowie vernetzte Methacryl- und Acrylsäureesterpolymere.
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Unter
Formaldehydharzen versteht man Reaktionsprodukte aus Formaldehyd
mit
- – Triazinen
wie Melamin
- – Carbamiden
wie Harnstoff
- – Phenolen
wie Phenol, m-Kresol und Resorcin
- – Amino-
und Amidoverbindungen wie Anilin, p-Toluolsulfonamid, Ethylenharnstoff
und Guanidin,
oder ihren Mischungen.
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Als
Kapselwandmaterial bevorzugte Formaldehydharze sind Harnstoff-Formaldehydharze,
Harnstoff-Resorcin-Formaldehydharze, Harnstoff-Melamin-Harze und
Melamin-Formaldehydharze. Ebenso bevorzugt sind die C1-C4-Alkyl- insbesondere
Methylether dieser Formaldehydharze sowie die Mischungen mit diesen
Formaldehydharzen. Insbesondere werden Melamin-Formaldehyd-Harze
und/oder deren Methylether bevorzugt.
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In
den von den Durchschreibepapieren her bekannten Verfahren werden
die Harze als Prepolymere eingesetzt. Das Prepolymer ist noch in
der wässrigen
Phase löslich
und wandert im Verlauf der Polykondensation an die Grenzfläche und
umschließt
die Öltröpfchen.
Verfahren zu Mikroverkapselung mit Formaldehydharzen sind allgemein
bekannt und beispielsweise in der
EP-A-562 344 und
EP-A-974 394 beschrieben.
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Kapselwände aus
Polyharnstoffen und Polyurethanen sind ebenfalls von den Durchschreibepapieren
her bekannt. Die Kapselwände
entstehen durch Umsetzung von NH
2-Gruppen
bzw. OH-Gruppen tragenden Reaktanden mit Di- und/oder Polyisocyanaten.
Geeignete Isocyanate sind beispielsweise Ethylendiisocyanat, 1,4-Tetramethylendiisocyanat, 1,6-Hexamethylendiisocyanat
und 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat.
Ferner seien Polyisocyanate wie Derivate mit Biuretstruktur, Polyuretonimine
und Isocyanurate erwähnt.
Als Reaktanden kommen in Frage: Hydrazin, Guanidin und dessen Salze,
Hydroxylamin, Di- und Polyamine und Aminoalkohole. Solche Grenzflächenpolyadditionsverfahren
sind beispielsweise aus der
US
4,021,595 ,
EP-A
0 392 876 und
EP-A
0 535 384 bekannt.
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Die
Kapselwand ist bevorzugt ein Polymer, das aus 30 bis 100 Gew.-%,
vorzugsweise 30 bis 95 Gew.-% eines oder mehrerer C1-C24-Alkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure als
Monomere I aufgebaut ist. Außerdem
können
die Polymere bis zu 80 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 60 Gew.-%, insbesondere
10 bis 50 Gew.-%, eines bi- oder polyfunktionellen Monomers als
Monomere II, welches in Wasser nicht löslich oder schwer löslich ist,
einpolymerisiert enthalten. Daneben können die Polymere bis zu 40 Gew.-%,
vorzugsweise bis zu 30 Gew.-%, sonstige Monomere III einpolymerisiert
enthalten.
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Besonders
bevorzugt werden Mikrokapseln, deren Kapselwand ein hochvernetztes
Methacrylsäureesterpolymer
ist. Der Vernetzungsgrad wird dabei mit einem Vernetzeranteil ≥ 10 Gew.-%
bezogen auf das Gesamtpolymer erzielt.
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Als
Monomere I eignen sich C1-C24-Alkylester
der Acryl- und/oder Methacrylsäure.
Besonders bevorzugte Monomere I sind Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-
und n-Butylacrylat und/oder die entsprechenden Methacrylate. Bevorzugt
sind iso-Propyl-, iso-Butyl-, sec.-Butyl- und tert.-Butylacrylat
und die entsprechenden Methacrylate. Ferner ist Methacrylnitril
zu nennen. Generell werden die Methacrylate bevorzugt.
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Geeignete
Monomere II sind bi- oder polyfunktionelle Monomere, welche in Wasser
nicht löslich
oder schwer löslich
sind, aber eine gute bis begrenzte Löslichkeit in der lipophilen
Substanz haben. Unter Schwerlöslichkeit
ist eine Löslichkeit
kleiner 60 g/l bei 20°C
zu verstehen. Unter bi- oder polyfunktionellen Monomeren versteht
man Verbindungen, die wenigstens 2 nichtkonjugierte ethylenische
Doppelbindungen haben. Vornehmlich kommen Divinyl- und Polyvinylmonomere
in Betracht, die eine Vernetzung der Kapselwand während der
Polymerisation bewirken.
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Bevorzugte
bifunktionelle Monomere sind die Diester von Diolen mit Acrylsäure oder
Methacrylsäure,
ferner die Diallyl- und Divinylether dieser Diole. Beispielhaft
seien Ethandioldiacrylat, Divinylbenzol, Ethylenglykoldimethacrylat,
1,3-Butylenglykoldimethacrylat,
Methallylmethacrylamid und Allylmethacrylat genannt. Besonders bevorzugt
sind Propandiol-, Butandiol-, Pentandiol- und Hexandioldiacrylat
oder die entsprechenden Methacrylate.
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Bevorzugte
Polyvinylmonomere sind Trimethylolpropantriacrylat und -methacrylat,
Pentaerythrittriallylether und Pentaerythrittetraacrylat.
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Als
Monomere III kommen sonstige Monomere in Betracht, bevorzugt sind
Monomere IIIa wie Vinylacetat, Vinylpropionat und Vinylpyridin.
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Besonders
bevorzugt sind die wasserlöslichen
Monomere IIIb, z.B. Acrylnitril, Methacrylamid, Acrylsäure, Methacrylsäure, Itaconsäure, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid,
N-Vinylpyrrolidon, 2-Hydroxyethylacrylat und -methacrylat und Acrylamido-2-methylpropansulfonsäure. Daneben
sind insbesondere N-Methylolacrylamid, N-Methylolmethacrylamid, Dimethylaminoethylmethacrylat
und Diethylaminoethylmethacrylat zu nennen.
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Die
erfindungsgemäß geeigneten
Mikrokapseln lassen sich durch eine sogenannte in-situ-Polymerisation
herstellen.
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Die
Mikrokapseln sowie ihre Herstellung sind aus der
EP-A-457 154 ,
DE-A-10 139 171 ,
DE-A-102 30 581 und
EP-A-1 321 182 bekannt,
auf die ausdrücklich
verwiesen wird. So stellt man die Mikrokapseln in der Weise her,
dass man aus den Monomeren, einem Radikalstarter, einem Schutzkolloid
und der einzukapselnden lipophilen Substanz eine stabile Öl-in-Wasser-Emulsion
herstellt. Anschließend
löst man
die Polymerisation der Monomeren durch Erwärmung aus und steuert sie durch
weitere Temperaturerhöhung,
wobei die entstehenden Polymere die Kapselwand bilden, welche die
lipophile Substanz umschließt.
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In
der Regel führt
man die Polymerisation bei 40 bis 150°C, vorzugsweise bei 60 bis 120°C durch. Natürlich sollte
die Dispersions- und Polymerisationstemperatur oberhalb der Schmelztemperatur
der lipophilen Substanzen liegen.
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Nach
Erreichen der Endtemperatur setzt man die Polymerisation zweckmäßigerweise
noch etwa für
eine Zeit von bis zu 2 Stunden fort, um Restmonomergehalte abzusenken.
Im Anschluss an die eigentliche Polymerisationsreaktion bei einem
Umsatz von 90 bis 99 Gew.-% ist es in der Regel vorteilhaft, die
wässrigen
Mikrokapseldispersionen weitgehend frei von Geruchsträgern, wie
Restmonomere und anderen organischen flüchtigen Bestandteilen zu gestalten.
Dies kann in an sich bekannter Weise physikalisch durch destillative
Entfernung (insbesondere über
Wasserdampfdestillation) oder durch Abstreifen mit einem inerten
Gas erreicht werden. Ferner kann es chemisch geschehen, wie in der
WO 9924525 beschrieben,
vorteilhaft durch redoxinitiierte Polymerisation, wie in der
DE-A-4 435 423 ,
DE-A-4419518 und
DE-A-4435422 beschrieben.
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Man
kann auf diese Weise Mikrokapseln mit einer mittleren Teilchengröße im Bereich
von 0,5 bis 100 μm
herstellen, wobei die Teilchengröße in an
sich bekannter Weise über
die Scherkraft, die Rührgeschwindigkeit,
das Schutzkolloid und seine Konzentration eingestellt werden kann.
Bevorzugt werden für die
Einarbeitung in die erfindungsgemäße Kautschukmischung Mikrokapseln
mit einer mittleren Teilchengröße im Bereich
von 0,5 bis 50 μm,
bevorzugt 0,5 bis 30 μm,
insbesondere 0,5 bis 10 μm
(Z-Mittel mittels
Lichtstreuung).
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In
der Regel werden die Mikrokapseln in Gegenwart wenigstens eines
organischen oder anorganischen Schutzkolloids hergestellt. Sowohl
organische wie auch anorganische Schutzkolloide können ionisch
oder neutral sein kann. Schutzkolloide können dabei sowohl einzeln wie
auch in Mischungen mehrerer gleich oder unterschiedlich geladener Schutzkolloide
eingesetzt werden.
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Organische
Schutzkolloide sind bevorzugt wasserlösliche Polymere, da sie die
Oberflächenspannung
des Wassers von 73 mN/m maximal auf 45 bis 70 mN/m senken und somit
die Ausbildung geschlossener Kapselwände gewährleisten sowie Mikrokapseln
mit bevorzugten Teilchengrößen im Bereich
von 0,5 bis 50 μm,
vorzugsweise 0,5 bis 30 μm insbesondere
0,5 bis 10 μm,
ausbilden.
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Organische
neutrale Schutzkolloide sind beispielsweise Cellulosederivate wie
Hydroxyethylcellulose, Methylhydroxyethylcellulose, Methylcellulose und
Carboxymethylcellulose, Polyvinylpyrrolidon, Copolymere des Vinylpyrrolidons,
Gelatine, Gummiarabicum, Xanthan, Natriumalginat, Kasein, Polyethylenglykole,
Polyvinylalkohol und partiell hydrolysierte Polyvinylacetate sowie
Methylhydroxypropylcellulose. Bevorzugte organische neutrale Schutzkolloide
sind Polyvinylalkohol und partiell hydrolysierte Polyvinylacetate
sowie Methylhydroxypropylcellulose.
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Organische
anionische Schutzkolloide sind Polymethacrylsäure, die Copolymerisate des
Sulfoethylacrylats und -methacrylats, Sulfopropylacrylats und -methacrylats,
des N-(Sulfoethyl)-maleinimids, der 2-Acrylamido-2-alkylsulfonsäuren, Styrolsulfonsäure sowie
der Vinylsulfonsäure.
Bevorzugte organisch anionische Schutzkolloide sind Naphthalinsulfonsäure und
Naphthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensate
sowie vor allem Polyacrylsäuren und
Phenolsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensate.
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Als
anorganische Schutzkolloide, sind sogenannte Pickering-Systeme zu
nennen, die eine Stabilisierung durch sehr feine feste Partikel
ermöglichen und
in Wasser unlöslich,
aber dispergierbar sind oder unlöslich
und nicht dispergierbar in Wasser, aber benetzbar von der lipophilen
Substanz sind. Die Wirkweise und ihr Einsatz ist in der
EP-A-1 029 018 sowie der
EP-A-1 321 182 beschrieben,
auf deren Inhalte ausdrücklich
Bezug genommen wird.
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Ein
Pickering-System kann dabei aus den festen Teilchen allein oder
zusätzlich
aus Hilfsstoffen bestehen, die die Dispergierbarkeit der Partikel
in Wasser oder die Benetzbarkeit der Partikel durch die lipophile
Phase verbessern.
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Die
anorganischen festen Partikel können Metallsalze
sein, wie Salze, Oxide und Hydroxide von Calcium, Magnesium, Eisen,
Zink, Nickel, Titan, Aluminium, Silicium, Barium und Mangan. Zu
nennen sind Magnesiumhydroxid, Magnesiumcarbonat, Magnesiumoxid,
Calciumoxalat, Calciumcarbonat, Bariumcarbonat, Bariumsulfat, Titandioxid,
Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid und Zinksulfid. Silikate, Bentonit,
Hydroxyapatit und Hydrotalcite seien ebenfalls genannt. Besonders
bevorzugt sind hochdisperse Kieselsäuren, Magnesiumpyrophosphat
und Tricalciumphosphat.
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Die
Pickering-Systeme können
sowohl zuerst in die Wasserphase gegeben werden, als auch zu der
gerührten
Emulsion von Öl-in-Wasser
zugegeben werden. Manche feinen, festen Partikel werden durch eine
Fällung
hergestellt, wie in der
EP-A-1
029 018 , sowie der
EP-A-1
321 182 beschrieben.
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Die
hochdispersen Kieselsäuren
können
als feine, feste Teilchen in Wasser dispergiert werden. Es ist aber
auch möglich,
sogenannte kolloidale Dispersionen von Kieselsäure in Wasser zu verwenden. Solch
kolloidale Dispersionen sind alkalische, wässrige Mischungen von Kieselsäure. Im
alkalischen pH-Bereich sind die Partikel gequollen und in Wasser stabil.
Für eine
Verwendung dieser Dispersionen als Pickering-System ist es vorteilhaft,
wenn der pH-Wert der Öl-in-Wasser
Emulsion mit einer Säure
auf pH 2 bis 7 eingestellt wird.
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Bevorzugt
verwendet man anorganische Schutzkolloide gegebenenfalls in Mischung
mit organischen Schutzkolloiden Schutzkolloide.
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Im
allgemeinen werden die Schutzkolloide in Mengen von 0,1 bis 15 Gew.-%,
vorzugsweise von 0,5 bis 10 Gew.-% eingesetzt, bezogen auf die Wasserphase.
Für anorganische
Schutzkolloide werden dabei bevorzugt Mengen von 0,5 bis 15 Gew.-%,
bezogen auf die Wasserphase, gewählt.
Organische Schutzkolloide werden bevorzugt in Mengen von 0,1 bis
10 Gew.-% eingesetzt, bezogen auf die Wasserphase der Emulsion.
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Gemäß einer
Ausführungsform
werden anorganische Schutzkolloide sowie ihre Mischungen mit organischen
Schutzkolloiden bevorzugt.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform werden
organisch neutrale Schutzkolloide bevorzugt.
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Besonders
bevorzugt werden OH-Gruppen tragende Schutzkolloide wie Polyvinylalkohole
und partiell hydrolysierte Polyvinylacetate.
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Vorzugsweise
wählt man
die Dispergierbedingungen zur Herstellung der stabilen Öl-in-Wasser Emulsion
in an sich bekannter Weise so, dass die Öltröpfchen die Größe der gewünschten
Mikrokapseln haben.
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Die
mittels Polymerisation erhaltenen Mikrokapseldispersionen ergeben
bei Sprühtrocknung
ein gut rieselfähiges
Kapselpulver. Die Sprühtrocknung der
Mikrokapseldispersion kann in üblicher
Weise erfolgen. Im allgemeinen wird so vorgegangen, dass die Eingangstemperatur
des Warmluftstroms im Bereich von 100 bis 200°C, vorzugsweise 120 bis 160°C, und die
Ausgangstemperatur des Warmluftstroms im Bereich von 30 bis 90°C, vorzugsweise
60 bis 80°C
liegt. Das Versprühen
der wässrigen
Polymerisatdispersion im Warmluftstrom kann beispielsweise mittels
Ein- oder Mehrstoffdüsen
oder über eine
rotierende Scheibe erfolgen. Die Abscheidung des Polymerisatpulvers
erfolgt normalerweise unter Verwendung von Zyklonen oder Filterabscheidern. Die
versprühte
wässrige
Polymerisatdispersion und der Warmluftstrom werden vorzugsweise
parallel geführt.
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Gegebenenfalls
setzt man zur Sprühtrocknung
Sprühhilfsmittel
zu, um die Sprühtrocknung
zu erleichtern, oder bestimmte Pulvereigenschaften einzustellen,
z.B. Staubarmut, Rieselfähigkeit
oder verbesserte Redispergierbarkeit. Dem Fachmann sind eine Vielzahl
von Sprühhilfsmitteln
geläufig.
Beispiele hierfür
finden sich in
DE-A 19629525 ,
DE-A 19629526 ,
DE-A 2214410 ,
DE-A 2445813 ,
EP-A 407889 oder
EP-A 784449 . Vorteilhafte Sprühhilfsmittel
sind beispielsweise wasserlösliche
Polymere vom Typ Polyvinylalkohol oder teilhydrolysierte Polyvinylacetate,
Cellulosederivate wie Hydroxyethylcellulose, Carboxymethylcellulose,
Methylcellulose, Methylhydroxyethylcellulose und Methylhydroxypropylcellulose,
Polyvinylpyrrolidon, Copolymere des Vinylpyrrolidons, Gelatine,
bevorzugt Polyvinylalkohol und partiell hydrolysierte Polyvinylacetate
sowie Methylhydroxypropylcellulose.
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Für die erfindungsgemäßen Mischungen
geeignete Mikrokapseln werden in der
EP-A
1 421 243 ,
DE 101 63
162 ,
WO 2005/116559 und
der
deutschen Anmeldung
10 2005 017 6356 insbesondere im Rahmen der Beispiele näher beschrieben.
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Es
können
5-80 phr mikroverkapseltes Latentwärmespeichermaterial eingearbeitet
werden. Die in dieser Schrift verwendete Angabe phr (Parts per hundred
Parts of rubber by weight) ist dabei die in der Kautschukindustrie übliche Mengenangabe
für Mischungsrezepturen.
Die Dosierung der Gewichtsteile der einzelnen Substanzen wird dabei
stets auf 100 Gewichtsteile der gesamten Masse aller in der Mischung
vorhandenen Kautschuke bezogen. In der Kautschukmischung addieren
sich die phr-Anteile der
verschiedenen Kautschuke zu 100.
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Die
mit Schwefel vulkanisierbare Kautschukmischung kann unterschiedlichste
dem Fachmann für
die Anwendung in Reifen bekannte Kautschuke enthalten, von denen
jedoch zumindest einer aus der Gruppe der Dienkautschuke ausgewählt sein
muss. Zu den Dienkautschuken zählen
alle Kautschuke mit einer ungesättigten
Kohlenstoffkette, die sich zumindest teilweise von konjugierten
Dienen ableiten. Besonders bevorzugt ist, wenn der Dienkautschuk
oder die Dienkautschuke ausgewählt
ist bzw. sind aus der Gruppe, bestehend aus Naturkautschuk (NR),
synthetischem Polyisopren (IR), Polybutadien (BR) und Styrol-Butadien-Copolymer
(SBR, E-SBR, S-SBR). Diese Dienelastomere lassen sich gut zu der
erfindungsgemässen
Kautschukmischung verarbeiten und zeigen gute Reifeneigenschaften.
Bevorzugt werden Kautschukmischungen, deren Dienkautschukanteil ≥ 95 phr beträgt.
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Des
Weiteren kann die erfindungsgemäße Kautschukmischung übliche Zusatzstoffe
in üblichen Gewichtsteilen
enthalten. Zu diesen Zusatzstoffen zählen z. B. Weichmacher, Alterungsschutzmittel
wie z. B. N-(1,3-dimethylbutyl)-N'-phenyl-p-phenylendiamin (6PPD), N-Isopropyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin
(IPPD), 2,2,4-Trimethyl-1,2-dihydrochinolin (TMQ)
und andere Substanzen, wie sie beispielsweise aus J. Schnetger,
Lexikon der Kautschuktechnik, 2. Auflage, Hüthig Buch Verlag, Heidelberg,
1991, S. 42-48 bekannt sind, Kupplungsagenzien, Verarbeitungshilfsmittel
wie Zinkoxid und Fettsäuren
wie Stearinsäure,
Wachse, Mastikationshilfsmittel wie 2,2'-Dibenzamidodiphenyldisulfid
(DBD), Vulkanisationshilfsmittel und Füllstoffe.
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Die
Vulkanisation wird in Anwesenheit von Schwefel oder Schwefelspendern
durchgeführt,
wobei einige Schwefelspender zugleich als Vulkanisationsbeschleuniger
wirken können.
Als Schwefelspender können
beispielsweise Thiuramderivate wie Tetramethylthiuramdisulfid und
Dipentamethylenthiuramtetrasulfid, Morpholinderivate wie Dimorpholyldisulfid,
Dimorpholyltetrasulfid und 2-Morpholinodithiobenzothiazol sowie
Caprolactamdisulfid verwendet werden. Schwefel oder Schwefelspender werden
im letzten Mischungschritt in den vom Fachmann gebräuchlichen
Mengen (0,4 bis 4 phr, Schwefel bevorzugt in Mengen von 1,5 bis
2,5 phr) der Kautschukmischung zugesetzt.
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Des
Weiteren kann die Kautschukmischung vulkanisationsbeeinflussende
Substanzen, wie Vulkanisationsbeschleuniger, Vulkanisationsverzögerer und
Vulkanisationsaktivatoren, in üblichen
Mengen enthalten, um die erforderliche Zeit und/oder die erforderliche
Temperatur der Vulkanisation zu kontrollieren und die Vulkanisateigenschaften
zu verbessern. Die Vulkanisationsbeschleuniger können dabei zum Beispiel ausgewählt sein
aus folgenden Beschleunigergruppen: Thiazolbeschleuniger wie 2-Mercaptobenzothiazol,
Sulfenamidbeschleuniger wie Benzothiazyl-2-cyclohexylsulfenamid,
Guanidinbeschleuniger wie Diphenylguanidin, Thiurambeschleuniger
wie Tetrabenzylthiuramdisulfid, Dithiocarbamatbeschleuniger wie
Zinkdibenzyldithiocarbamat, Aminbeschleuniger wie Cyclohexylethylamin, Thioharnstoffe
wie Ethylenthioharnstoff, Xanthogenatbeschleuniger, Disulfide. Die
Beschleuniger können
auch in Kombination miteinander eingesetzt werden, wobei sich synergistische
Effekte ergeben können.
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Es
kann ferner vorteilhaft sein zur Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit der Kautschukmischung
als Füllstoffe
neben Russ vor allem auch Metalle wie Aluminium, Magnesium, Kupfer,
Zink und Nickel oder Metall enthaltende Substanzen wie Zinkoxid,
Aluminiumhydroxid, Aluminiumoxid, Silicium-Aluminium-Oxide, Magnesiumoxid,
Chromoxid, Titanoxid, Bornitrid, Aluminiumnitrid, Borcarbid, Titancarbid oder
Siliziumcarbid oder Gemische aus den genannten Substanzen mit großem Effekt
einzusetzen. Diese Füllstoffe
können
dabei in Form von sphärischen Partikeln,
Plättchen
oder Nadeln verwendet werden. Bei Verwendung von Plättchen oder
Nadeln besteht zusätzlich
die Möglichkeit,
diese in bestimmten, bevorzugten Richtungen auszurichten.
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Zur
Verbesserung der Verarbeitbarkeit und zur Anbindung der Mikrokapseln
an den Dienkautschuk können
Silan-Kupplungsagenzien der Kautschukmischung zugesetzt werden.
Die Silan-Kupplungsagenzien reagieren mit oberflächlichen polaren Gruppen wie
Hydroxylgruppen, während
des Mischens des Kautschuks bzw. der Kautschukmischung (in-situ)
oder bereits vor der Zugabe der Mikrokapseln zum Kautschuk im Sinne
einer Vorbehandlung (Vormodifizierung). Als Silan-Kupplungsreagenzien
können
dabei alle dem Fachmann für
die Verwendung in Kautschukmischungen bekannten Silan-Kupplungsreagenzien
verwendet werden. Geeignete Kupplungsreagenzien sind beispielsweise
bifunktionelle Organosilane, die am Siliciumatom mindestens eine
Alkoxy-, Cycloalkoxy- oder Phenoxygruppe als Abgangsgruppe besitzen
und die als andere Funktionalität
eine Gruppe aufweisen, die ggf. nach Spaltung eine chemische Reaktion
mit den Doppelbindungen des Polymers eingehen kann. Bei der letztgenannten
Gruppe kann es sich um die folgenden chemischen Gruppen handeln:
-SCN, SH, NH
2, oder -S
x-
(mit x = 2-8). So können
als Silan-Kupplungsagenzien beispielsweise 3-Chlorpropyltriethoxysilan,
3-Thiocyanatopropyl-triethoxysilan,
3-Methacryloxypropyltrimethoxysilan, und Vinyltriethoxysilan, 3-Mercaptopropyltrimethoxysilan, 3-Mercaptopropyltriethoxysilan,
3-Thiocyanato-propyltrimethoxysilan
oder 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)polysulfide
mit 2 bis 8 Schwefelatomen, wie Bis(triethoxysilylpropyl)disulfid
und 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)tetrasulfid
(TESPT), oder auch Gemische aus den Sulfiden mit 1 bis 8 Schwefelatomen
mit unterschiedlichen gehalten an den verschiedenen Sulfiden verwendet
werden. Auch geblockte Mercaptosilane, wie sie aus der
WO 99/09036 bekannt sind, können als
Silan-Kupplungsagens eingesetzt werden.
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Die
Silan-Kupplungsagenzien werden in Mengen von 0,2 bis 30 Gew.-%,
vorzugsweise 0,5 bis 15 Gew.-%, bezogen auf 100 Gew.-% Mikrokapseln eingesetzt.
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Die
Herstellung der erfindungsgemäßen Kautschukmischung
erfolgt auf herkömmliche
Art und Weise in einer oder mehreren Mischstufen. Hierzu werden
Kautschuk, Mikrokapseln sowie gegebenenfalls übliche Zusatzstoffe in einem
Kneter oder auf einem Walzwerk gemischt. Anschließend wird
die Mischung weiterverarbeitet, z. B. durch einen Extrusionsvorgang,
und in die entsprechende Form gebracht. Ein so erzeugter Rohling
wird bei der Herstellung des Reifenrohlings, insbesondere Fahrzeugluftreifenrohlings,
wie bekannt angeordnet. Nach der Vulkanisation des Fahrzeugreifens
weist der Reifen eine hohe Haltbarkeit der Gürtelkanten auf, da die erfindungsgemäße Mischung
das Auftreten von Wärmespitzen
verhindert. Bevorzugt werden die erfindungsgemäßen Mischungen im Schulterbereich und/oder
besonders bevorzugt im Wulstbereich eines Fahrzeugsreifens insbesondere
Nutzfahrzeugreifens eingesetzt. Im Wulstbereich des Reifens kann
die erfindungsgemäße Mischung
z. B. als Kernprofil verwendet werden.
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Die
erfindungsgemäßen Kautschukmischungen
sind in der Lage Temperaturspitzen abzupuffern, was zu einer verbesserten
Alterungsstabilität
der die erfindungsgemäßen Mischungen
in vulkanisierter Form enthaltenden Reifen führt.