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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen von Zementklinker
durch Vorzerkleinern, Mahlen, Mischen, Trocknen und stufenweise
thermische Behandlung des aus basischen und sauren Rohmaterialien
bestehenden Rohmehls mittels Vorwärm-, Kalzinier-, Sinter- und Kühlstufe.
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Üblicherweise,
um die Reaktionsfähigkeit
des Rohmehls zu erhöhen,
werden die gesamten Siebrückstände auf
dem 80 μm-
und 200 μm-Sieb
verringert, was aber zur Erhöhung
des Energiebedarfs und der Betriebskosten für das Rohmehlmahlen unerwünschterweise
fuhrt. Durch das
Europäische Patent
0 801 636 B1 Verfahren zum Herstellen von Zementklinker
sowie dessen Vorrichtung ist nach dem Anspruch 1 ein Verfahren zur
Herstellung von Zementklinker aus basischen und sauren Rohmehlbestandteilen,
bestehend aus Trocknen, Mahlen, Mischen und stufenweise thermische
Behandlung mittels Vorwärm-,
Kalzinier-, Sinter- und Kühlstufe
nach dem Nass- und Trockenverfahren, unter Schutz gestellt, bei
dem unter konventioneller Feinheit der sauren Rohmehlbestandteile
der basische Rohmehlbestandteil auf ein Kornklassenverhältnis der
0,01–80 μm-Kornklasse
zu der 80,01–2000 μm-Kornklasse
von 1,5:1 bis 1:9 aufgemahlen wird.
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Die
bekannten Verfahrensweisen sind dadurch nachteilig, dass der Energieaufwand
für das
Mahlen der Rohmischung noch zu groß ist und dadurch die Durchsatzleistung
der Mahlanlage noch zu niedrig ist. Die Reaktionsfähigkeit
der bekanntermaßen
fein gemahlenen Rohmischung bleibt trotzdem niedrig. Die hohe Feinheit
der Rohmischung hat einen erhöhten
Abrieb der Mahlkörper
und der Panzerung zur Folge. Weiterhin erfordert die Sinterung der
aufbereiteten Rohmischung eine zu hohe Temperatur. Dies ist auf
die Anwesenheit von grobkörnigen
Quarzkörnern
im Rohmehl zurückzuführen. All
dies ist der Grund dafür,
warm der Brennstoffaufwand noch zu hoch und der Durchsatz des Ofens
noch zu niedrig ist.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die vorstehend angegebenen
Nachteile beim Herstellen von Zementklinker zu überwinden. Von dem vorzerkleinerten
Rohmehl wird das Unterkorn mit einer Korngröße von unter 0,5 bis unter
15 mm abgetrennt. Das Unterkorn ist mit grobkörnigen Quarzkörnern einer
Größe von 60 bis
200 μm angereichert.
Durch ein nachfolgendes für
die Festkörperreaktion
ausreichend feines Nachmahlen des mit grobkörnigem Quarz angereicherten
Unterkorns unter 0,2 bis bis unter 0,08 mm ist es möglich, die
Reaktionsfähigkeit
des Rohmehls zu erhöhen.
Außerdem
wird die Durchsatzleistung der Mahlanlage und des Ofens bei gleichzeitiger
Senkung des spezifischen Energieaufwands und Brennstoffbedarfs erhöht und dennoch
die Zementqualität
verbessert.
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Durch
die Erfindung ist es unter anderem möglich, nach dem Verfahren zum
Herstellen von Zementklinker sowie dessen Vorrichtung (
EP 0 801 636 B1 ) den Klinker-Schmelzgehalt
in der Sinterstufe zu erhöhen und
die Schmelztemperatur zu senken. Dies ist der Grund für die Möglichkeit,
die Klinkerbildung zu beschleunigen und die Sintertemperatur bei
der Klinkerbildung zu senken. Die Zementeigenschaften werden verbessert.
Dies ergibt sich durch die bessere Mineralausbildung der Silikate,
insbesondere des Alits.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe gelingt durch das Verfahren gemäß Anspruch 1.
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Die
sich beim Einsatz des neuen Verfahrens vollziehenden Erscheinungen
werden wie folgt erklärt: Die
einzelne Minerale des Rohmehls sind zur Festkörperreaktionen fähig, wenn
die maximale Korngröße unter 80 μm liegt.
Die Tonmineralien sind von Natur aus kleiner als 5 μm und haben
deshalb eine sehr hohe Reaktionsfähigkeit. Das Quarz-Mineral
ist dreimal härter
als das Hauptmineral des Rohmehls Calcit (CaCO3),
und seine Korngröße erreicht
sehr oft, besonders in Tonen, mehrere mm. Nach bekannten Vorstellungen
prallen die Mahlkugeln in der Kugelmühle oft aneinander, ohne ein
Mahlgutkorn zu treffen. Rebinder zum Beispiel behauptet, dass nur
jeder tausendste Kugelschlag in der Mühle Zerkleinerungsarbeit leiste,
die übrigen
Kugelschläge
seien Leerarbeit. Da die Zerkleinerung der Quarzkörner wegen
ihrer sehr hohen Härte überwiegend durch
die Kugelschläge
effektiv vollzieht, ist diese Erscheinung besonders für die Leistung
der ersten Kammer wichtig. Durch die Reibung in der zweiten Kammer
kann die Quarzzerkleinerung nicht effektiv genug ablaufen.
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Beim
Zusammenmahlen aller Rohmehlbestandteile in einer Kugelmühle ist
deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass ein Quarzkorn zwischen aufeinanderprallende
Kugeln gerät,
sehr gering. Dadurch ist die Quarzkörnerzerkleinerung in einer
Mischung deutlich niedriger, als wenn die selektiv abgetrennten
Quarzkörner
separat gemahlen werden. Dies führt
dazu, dass der überwiegende
Anteil des Quarzes nicht zerkleinert wird und sich in groben Fraktionen
des Rohmehls anreichert. Dies hat eine Steigerung des Freikalkgehalts
im Klinker und damit Qualitätsverluste
des Zements zur Folge. Bei den Mahlanlagen, in denen das Mahlen
nach dem Druckzerkleinerungsprinzip erfolgt, wie Gutbett-Walzenmühlen oder
Rollenmühlen,
können
ebenfalls die als alle andere Minerale deutlich härteren Quarzkörner nicht
auf die notwendige Feinheit vermahlen werden.
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Der
Wirkungsgrad der Zerkleinerung des Quarzes im Rohmehl in den Kugelmühlen und
Mahlanlagen mit dem Druckzerkleinerungsprinzip nach bekannten Mahlverfahren
des Rohmehls ist vergleichsweise sehr niedrig. Deshalb ist es sinnvoll,
die Quarzkörner
und/oder die mit Quarz angereicherten Fraktionen separat vom Rohmehlrest
zu mahlen. Dabei werden vor allem die sauren Rohstoffe, insbesondere
Tone, die den grobkörnigen
Quarz mit einer Größe von über 60 μm bis über 200 μm enthalten,
mit dem Unterkorn abgetrennt und so fein nachgemahlen, dass sie
zur Festkörperreaktion
fähig sind.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind nach dem Anspruch 1 unten dargestellt und werden
im Folgenden näher
beschrieben.
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Um
das Verfahren zu prüfen,
wurden ein hochprozentiger Kalkstein, ein Kalkstein mit Toneinschlüssen, die
grobkörniges
Quarz enthalten, und Pyritabbrände
verwendet, deren chemische Zusammensetzung in Tabelle 1 dargestellt
ist.
Chemische
Bestandteile | Kalkstein | Kalkstein
mit Toneinschlüssen | Pyritabbrände |
Glühverlust | 42,77 | 30,85 | 8,70 |
SiO2 | 0,82 | 20,17 | 12,20 |
Al2O3 | 0,32 | 3,69 | 2,58 |
Fel2O3 | 0,28 | 2,21 | 68,70 |
CaO | 55,10 | 39,74 | 2,25 |
MgO | 0,43 | 1,82 | 0,98 |
SO3 | 0,14 | 0,20 | 3,45 |
Na2O | 0,04 | 0,52 | 0,64 |
K2O | 0,06 | 0,75 | 0,31 |
Cl | 0,04 | 0,05 | 0,19 |
Summe | 100,00 | 100,00 | 100,00 |
Tabelle
1: Chemische Zusammensetzung der Rohstoffe.
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Die
gemeinsame Vorzerkleinerung des Kalksteins, des Kalksteins mit Toneinschlüssen und
der Pyritabbrände
wurde in einer zur autogenenen Mahlung eingesetzten Aerofall-Mühle durchgeführt:
Da
der grobkörnige
Quarz vor allem im Kalkstein mit Toneinschlüssen vorhanden ist, sind zu
einer präziseren Definition
der Trenngrenze der Aufteilung des vorzerkleinerten Mahlgutes in einen
Oberkornanteil und einen Unterkornanteil die Korngrößenverteilung
des in der Aerofall-Mühle zerkleinerten
Kalksteins mit Toneinschlüssen
(Tonmergels) und die chemische Zusammensetzung der einzelnen Fraktionen
in der Tabelle 2 dargestellt. Daraus ist zu entnehmen, dass der
Quarz in einer Kornbreite zwischen 0 und 15 mm sehr angereichert
ist.
Nr. | Fraktionen
[mm] | Fraktionsanteil [%] | SiO2 | Al2O3 | Fe2O3 | CaO | Summe |
1 | > 40 | 3,8 | 1,43 | 0,72 | 0,53 | 54,45 | 57,13 |
2 | 20–40 | 34,4 | 1,45 | 0,71 | 0,49 | 54,49 | 57,14 |
3 | 15–20 | 16,3 | 2,44 | 0,76 | 0,71 | 53,79 | 57,7 |
4 | 10–15 | 14,1 | 7,83 | 0,06 | 0,63 | 49,66 | 58,18 |
| 5–10 | 11,3 | 41,24 | 8,37 | 7,45 | 18,1 | 75,16 |
| 3–5 | 5,5 | 84,59 | 5,28 | 3,36 | 6,35 | 99,58 |
| < 3 | 14,6 | 60,27 | 14,07 | 5,42 | 5,21 | 84,97 |
| Gesamtanalyse | | 20,17 | 3,69 | 2,21 | 39,74 | 65,81 |
Tabelle
2: Die Korngrößenverteilung
des in der Aerofall-Mühle
zerkleinerten Kalksteins mit Toneinschlüssen und die chemische Zusammensetzung
der einzelnen Fraktionen.
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Der
vorzerkleinerte Kalkstein, Kalkstein mit Toneinschlüssen und
die Pyritabbrände
wurden deshalb für
das neue Verfahren zuerst in einen Oberkornanteil und einen Unterkornanteil
auf dem 15 mm-Sieb aufgeteilt. Der Unterkornanteil mit einer Maximalkorngröße von 15
mm wurde in einer Laborkugelmühle
auf eine Feinheit mit Siebrückständen auf
dem 80 μm-Sieb
von 10% und auf dem 200 μm-Sieb
von 0,5% in einem Korngrößenbereich
von 0,01–220 μm gemahlen.
Der Oberkornanteil mit einer Mindestkorngröße von 15 mm wurde in einer
Laborkugelmühle
extrem grob auf einen Siebrückstand
auf dem 80 μm-Sieb
von 70% und auf dem 200 μm-Sieb
von 5% in einem Korngrößenbereich
von 0,01–400 μm gemahlen.
Anschließend
wurde nach dem Mahlen der Oberkornanteil mit dem Unterkornanteil
vermischt.
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Damit
die Ergebnisse des neuen Verfahrens mit den bekannten Verfahren
verglichen werden können, wurde
darüber
hinaus noch ein Referenzrohmehl vorbereitet. Für das bekannte Verfahren wurde
der hochprozentige Kalkstein, der Kalkstein mit Toneinschlüssen und
Pyritabbrände
nach dem Vorzerkleinern in der Aerofall-Mühle ohne Trennung in die Ober-
und Unterkornanteile auf Siebrückstände auf
dem 80 μm-Sieb
von 50% und auf dem 200 μm-Sieb
von 5% in einem Korngrößenbereich
von 0,01–400 μm gemahlen.
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Nach
durchgeführten
Berechnungen anhand der chemischen Analyse der Ausgangsrohstoffe
wurden Rohmehle vorbereitet.
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Die
Homogenisierung der Rohmehle wurde innerhalb von jeweils zwei Stunden
in einem Mischer mit Gummistopfen als Mischkörper durchgeführt. Für die nachfolgenden
Brennversuche wurden aus den Rohmehlen Tabletten mit konstantem
Gewicht von 4 g, konstantem Durchmesser von 20 mm bei konstantem
Pressdruck von 200 bar hergestellt. Die gepressten Tabletten wurden
in einem Laborelektroofen bei 1450°C auf folgende Weise gebrannt:
Für jedes
Brennen wurden von jedem Rohmehl 2 Tabletten in den auf 700°C vorläufig aufgeheizten
Laborofen eingestellt. Anschließend
wurden die Tabletten von 700°C
bis zu 1450°C
mit einer gleichmäßigen Aufheizgeschwindigkeit
von 30°C/min
aufgeheizt und abschließend
jeweils 35 min isotherm gehalten. Danach wurden die gebrannten Tabletten
aus dem Ofen geholt und rasch auf Raumtemperatur mit Pressluft abgekühlt.
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Die
Qualität
des Brennens wurde nasschemisch nach dem freien CaO-Gehalt beurteilt.
Jeweils eine Tablette eines Rohmehls wurde auf notwendige Feinheit
zerkleinert und der Gehalt an Freikalk nach Nasschemie bestimmt.
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Die
Massenverhältnisse
der Rohstoffe in den vorbereiteten Rohmehlen, die chemischen Charakteristika
der Rohmischungen, der in Abhängigkeit
von eingesetzten Mahlverfahren entstehende Gehalt an Quarzkörner gröber 80 μm im Unterkorn
der Rohmehle, der Energieaufwand für das Rohstoffmahlen und der
Freikalkgehalt im Brenngut sind in Tabellen 3 angegeben. Daraus
folgt, dass die Rohstoffverhältnisse
in beiden Rohmehlen identisch sind. Die Rohmehle unterscheiden sich
hinsichtlich des Quarzgehaltes im Oberkornbereich des Rohmehls oberhalb
von 80 μm
nach den verwendeten Mahlverfahren.
Roh mehl -Nr. | Zusammensetzung
des Rohmehls [%] | KSt II | SM | Verhältnis
der < 80 μm zur > 80 μm Fraktion
der
Kreide (Rückstand
auf dem 80 μm-Sieb
des Rohmehls [%] | Freikalkgehalt [%] | Quarzgehalt im über 80 μm Oberkor n [%] | Sp. Energieaufw and für das Rohmehlmahlen [kWh/t] |
Kalkstein | Ton | Pyritabb rände |
Referenzrohmehle
nach dem bekannten Verfahren |
1 | 29,35 | 69,15 | 1,50 | 97 | 2,7 | 1:1
(50) | 1,94 | 3,25 | 4,0 |
Rohmischungen
nach dem neuen Verfahren |
2 | 29,35 | 69,15 | 1,50 | 97 | 2,7 | 1:1
(50) | 0,52 | 0,95 | 4,1 |
Tabelle 3: Brennverhalten der Rohmehle
in Abhängigkeit
von dem Quarzgehalt im über
80 μm Oberkorn.
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Die
in der Tabelle 3 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass nach dem
neuen Verfahren durch die nach dem Vorzerkleinern der Rohstoffe
durchgeführte
Abtrennung und nachfolgende Vermahlung des an Quarz angereicherten
Unterkornanteils und dadurch erreichte Verringerung des Quarzgehaltes
im Oberkornbereich des Rohmehls oberhalb von 80 μm der Freikalkgehalt im Brenngut
sinkt. Es lässt
sich daraus folgern, dass die Reaktionsfähigkeit des Rohmehls dabei
erhöht
wird.
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Das
neue Verfahren kann besonders effektiv sein, falls die Vorzerkleinerung
des Kalksteins mit den in Toneinschlüssen und im beigemischten Ton
anwesenden groben Quarzkörnern
in einer autogenenen Mahlanlage wie Hydrofall oder Aerofall durchgeführt wird.
Effiziente Ergebnisse können
beim Einsatz der Mahlanlagen erreicht werden, die nach dem Druckprinzip
funktionieren.