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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung
einer zur Behandlung und oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit
geeigneten Substanz, ein Verfahren zur Verbesserung der pharmakologischen
Eigenschaften einer derart identifizierten Substanz, eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur Behandlung und/oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit, ein Verfahren zur Diagnose einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit oder einer Veranlagung hierfür sowie ein Verfahren
zur Behandlung eines Lebewesens, das von einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit betroffen ist.
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Die
Behandlung von glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten, wie
beispielsweise der Hyperglykämie, Diabetes mellitus oder
Adipositas, stellt eine der größten Herausforderungen
an die moderne Medizin dar. Diabetes mellitus oder auch Zuckerkrankheit
steht in der Fachsprache als Sammelbegriff für verschiedene
heterogene Störungen des Stoffwechsels, deren Leitbefund
eine Überzuckerung des Blutes ist. Dieses Phänomen,
das allgemein durch einen über dem Normalwert liegenden
Blutzuckerwert charakterisiert ist, wird auch als Hyperglykämie
bezeichnet. Hyperglykämie kann deshalb ein Symptom der
Diabetes darstellen, wobei nicht-diabetische Hyperglykämien
bekannt sind, die beispielsweise im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild
der Bulimia nervosa auftreten. Ferner ist die Entstehung von Hyperglykämie
als Folge von bestimmten Medikationen beschrieben worden, wie beispielsweise
nach der Verabreichung von Betablockern, Thiazid-Diuretika, Corticosteroide,
Niacin, Pentamidin, Proteaseinhibitoren, L-Asparaginase und einigen
Psychopharmaka.
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Diabetes
mellitus Typ 1 sowie insulinabhängige Hyperglykämie
wird durch die Zufuhr von Antidiabetika in Form von Insulinpräparaten
behandelt.
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Insbesondere
bei nicht-insulinabhängigem Diabetes mellitus Typ 2 sowie
nicht-insulinabhängiger Hyperglykämie kommen weitere
Antidiabetika zum Einsatz, die nicht auf Insulin basieren. Ein Beispiel
für ein solches Antidiabetikum ist Metformin, das die Glucoseneubildung
in der Leber hemmt. Metformin hat jedoch den Nachteil, dass es nicht
bei Niereninsuffizienz, Leberversagen, Alkoholismus oder solchen
Begleitumständen eingesetzt werden darf, die eine Übersäuerung
durch Milchsäure begünstigen können.
Häufig treten als Nebenwirkung gastrointestinale Beschwerden
auf.
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Weitere
wichtige Antidiabetika sind die Sulfonylharnstoffe, die bei mittelgradigem
Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt werden. Sie stimulieren die Freisetzung
von Insulin durch die Blockade von Kaliumkanälen in den
B-Zellen des Pankreas. Sulfonylharnstoffe können jedoch
zu einer Unterzuckerung führen, eventuell auch zu gastrointestinalen
Beschwerden. Gelegentlich kommt es ferner zu Störungen
des Blutbildes oder zur hepatischen Cholestase.
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Weitere
wichtige Antidiabetika sind die sogenannten Glinide. Glinide bewirken
eine schnelle und kurzzeitige Insulinfreisetzung. Die Verabreichung
von Gliniden kann jedoch zur starken Gewichtszunahme der behandelten
Personen sowie zur Entwicklung einer Hypoglykämie führen.
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α-Glucosidaseinhibitoren
hemmen die α-Glucosidase, ein Enzym, welches im Darm die
Hydrolyse von Oligotri- und Disacchariden zu Glucose und anderen
Monosacchariden katalysiert. Dadurch wird ein Anstieg der Blutzuckerwerte
nach den Mahlzeiten vermindert. Die Verabreichung α-Glucosidaseinhibitoren
führt jedoch häufig zur Entstehung von Blähungen,
Darmgeräuschen, Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit.
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Thiazolidindione
sind sogenannte Insulin-Sensitizer. Diese Gruppe von Wirkstoffen
erhöhen die Empfindlichkeit verschiedener Gewebe, wie Muskel-,
Fett- und Lebergewebe gegenüber Insulin. In Fachkreisen
gibt es rege Diskussionen über Nutzen und Vorteile von
Insulin-Sensitizern gegenüber anderen antidiabetischen
Wirkstoffen, zumal der erste Wirkstoff dieser Gruppe, das Troglitazon,
aufgrund leberschädigender Wirkungen in einigen Ländern
bereits wieder vom Markt genommen bzw. in Deutschland nie zugelassen
wurde.
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Ein Überblick über
die momentanen Behandlungsstrategien von Hyperglykämie
und Diabetes findet sich beispielsweise in Nathan et al.: „Management
of Hyperglycemia in Type 2 Diabetes: A Consensus Algorithm for the
Initiation and Adjustment of Therapy", Diabetes Care 2006, 29: 1963–1972.
Die dortigen Autoren ziehen das Fazit, dass nach wie vor Strategien
fehlen, um von Diabetes betroffene Personen optimal zu behandeln.
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Ein
gestörter Glucosestoffwechsel kann häufig auch
zur sogenannten Adipositas bzw. Fettleibigkeit oder Fettsucht führen.
Adipositas erhöht auch das Risiko der Entwicklung von Diabetes
mellitus.
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Die
vorstehend beschriebenen Probleme, die bei der Verabreichung der
momentan zur Verfügung stehenden Antidiabetika auftreten,
führten zu Bemühungen, neue zelluläre
Zielstrukturen, die in die Pathologie von glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten
involviert sind, zu identifizieren und therapeutisch bzw. pharmakologisch
zu nutzen. Eine solche Zielstruktur ist bspw. der Na+/Glucose-Cotransporter
SGLT1 (SLC5A1). Dieser Na+/Glucose-Cotransporter
sitzt in der luminalen Membran der Dünndarmepitelzellen
und transportiert D-Glucose zusammen mit Natrium in die Zellen.
SGLT1 kommt auch im proximalen Tubulus der Niere vor, wo er für die
Rückresorption von D-Glucose aus dem Primärharn
verantwortlich ist. Eine erhöhte Aktivität bzw. Expression
von SGLT1 kann zur Hyperglykämie (Fujita et al. „Increased
Intestinal Glucose Absorption and Postprandial Hyperglycaemia at
the Early Step of Glucose Intolerance in Otsuka Long-Evans Tokushima
Fatty rats", Diabetologia 1998, 41(12), Seiten 1459–1466),
Diabetes (Wagman und Nuss: "Current Therapies and Emerging
Targets for the Treatment of Diabetes", Current Pharmaceutical Design,
2001, 7, Seiten 417–450) oder zur Adipositas führen
(Osswald et al. "Mice without the Regulator Gene Rsc1A1 Exhibit
Increased Na+-D-Glucose Cotransport in Small Intestine and Develop
Obesity", Molecular and Cellular Biology, Jan. 2005, Seiten 78–87).
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Bei
Phlorizin handelt es sich um einen Inhibitor von SGLT1. Weitere
Inhibitoren von SGLT1 sind 4-ASD, Diacetoxyscirpenol und 15-Acetoxyscirpendiol;
vgl. Yoo et al.: „4-Acetoxyscirpendiol of Paecilomyces
tenuipes Inhibits Na+/D-Glucose Cotransporter Expressed in Xenopus
laevis Oocytes", Journal of Biochemistry and Molecular Biology,
Vol. 38, Nr. 2, März 2005, Seiten 211–217.
Die genannten SGLT1-Inhibitoren werden bislang jedoch ausschließlich
zu Forschungszwecken verwendet und haben sich zur Behandlung von
glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten nicht bewährt.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein
Verfahren bereitzustellen, mit dem eine solche Substanz identifiziert
werden kann, die zur Behandlung und/oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit geeignet ist und vorzugsweise nicht die unerwünschten
Nebenwirkungen der im Stand der Technik bekannten Substanzen aufweist.
Insbesondere soll eine solche Substanz identifizierbar sein, die
zu einer Inhibition von SGLT1 führt.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, das folgende Schritte
aufweist: (a) Inkontaktbringen eines sich von FYVE finger-containing
phosphoinositide kinase (PIKfyve) ableitenden (Poly)peptids und/oder
eines hierfür codierenden (Poly)nucleotids mit zumindest
einer Testsubstanz unter Bedingungen, die die Bindung an das sich
von PIKfyve ableitende (Poly)peptid und/oder das hierfür
codierende (Poly)nucleotid erlauben, und (b) Bestimmung, ob die zumindest
eine Testsubstanz die Aktivität des (Poly)peptides und/oder
die Expression des hierfür codierende (Poly)nucleotid inhibiert.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird ferner durch die Verwendung
eines sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptids oder eines hierfür codierenden
(Poly)nucleotides zur Identifizierung einer zur Behandlung und/oder
Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit geeigneten Substanz
gelöst.
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Die
Erfinder haben überraschenderweise festgestellt, dass PIKfyve
den Na+/D-Glucose-Cotransporter SGLT1 aktiviert
und die Hemmung von PIKfyve eine wirksame Strategie zur Behandlung und/oder
Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit darstellt.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde das erfindungsgemäße
Verfahren entwickelt.
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Bei
der FYVE finger-containing phosphoinositide kinase (PIKfyve) handelt
es sich um eine zelluläre Kinase, deren humane Variante
eine Länge von 2098 Aminosäuren und ein Molekulargewicht
von 237 kDa aufweist. Die Aminosäuresequenz findet sich
in der NCBI-Datenbank unter der Zugriffsnummer Q9Y2I7, die Nucleotidsequenz
der codierenden mRNA unter der Zugriffsnummer NM_015040; die Sequenzen
sind durch Inbezugnahme Bestandteil der vorliegenden Erfindung.
Die Aminosäuresequenz von PIKfyve ist ferner im beiliegenden
Sequenzprotokoll unter SEQ ID-Nr. 1, die Nucleotidsequenz der codierenden
mRNA unter SEQ ID-Nr. 2 gelistet.
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Die
Erkenntnisse der Erfinder waren insbesondere deshalb so überraschend,
da PIKfyve bislang nicht im Zusammenhang mit glucosestoffwechselassoziierten
Krank heiten beschrieben wurde. So beschreiben Rutherford
et al.: „The Mammalian Phosphatidylinositol 3-phosphate
5-kinase (PIKfyve) Regulates Endosome-to-TGN Retrograde Transport",
J. Cell. Sci. 2006, 119, Seiten 3944–3957, dass PIKfyve
den endosomalen Transport reguliert. Welsh et al. beschreiben,
dass PIKfyve eine kritische Rolle in der Regulation der GLUT4-Translokation
spielt: „Role of Protein Kinase B in Insulin-regulated
Glucose Uptake", Biochem. Soc. Trans. 2005; 33: Seiten 346–349.
Seebohm et al. beschreiben eine regulatorische Funktion von PIKfyve
in dem endozytischen Recyclen der KCNQ1-KCNE1-Kaliumkanäle: „Regulation
in Endocytic Recycling of KCNQ1/KCNE1 Potassium Channels", Circ.
Res. 2007, im Druck. Ferner wird beschrieben, dass PIKfyve
eine Rolle bei der Bildung von 3,5-PIP2 während
der Zellschrumpfung spielt: Sbrissa und Shisheva: „Acquisition
of Unprecedented Phosphatidylinositol 3,5-bisphophate Rise in Hyperosmotically
Stressed 3T3-L1 Adiopocytes, Mediated by ArPIKfyve-PIKfyve Pathway",
J. Biol. Chem. 2005; 280, Seiten 7883–7889.
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Unter
einem sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptid wird erfindungsgemäß ein
solches Protein oder Peptid verstanden, das die biologische Aktivität,
vorzugsweise Kinaseaktivität, von PIKfyve aufweist. Bei
dem sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptid kann es sich um PIKfyve
als solches handeln. Es kann sich jedoch auch um einen Abschnitt von
PIKfyve handeln, der lediglich das katalytische Zentrum aufweist,
das für die biologische Aktivität verantwortlich
ist. Denkbar ist auch, dass das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid
die gesamte Aminosäuresequenz von PIKfyve aufweist, N- und/oder
C-terminal jedoch weitere Aminosäuren angebracht sind,
ohne dass dadurch die biologische Aktivität von PIKfyve
aufgehoben wird.
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Unter
einem (Poly)nucleotid, das für das sich von PIKfyve ableitende
(Poly)peptid codiert, wird erfindungsgemäß ein
Nukleinsäuremolekül verstanden, das die Codierungssequenz
des (Poly)peptides aufweist. Bei dem (Poly)nucleotid kann es sich
um DNA, cDNA aber auch um mRNA handeln.
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Bei
der Testsubstanz kann es sich um ein Molekül beliebiger
Natur und Struktur handeln, beispielsweise um eine organische Verbindung,
eine anorganische Verbin dung, wobei bevorzugte Testsubstanzen niedermolekulare
Substanzen, Peptide, Gegensinn-Konstrukte, siRNA-Moleküle,
Aptamere, Antikörper oder Fragmente oder Derivate davon
sind.
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Erfindungsgemäß wird
das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid bzw. das hierfür
codierende (Poly)nucleotid mit der Testsubstanz in Kontakt gebracht.
Dies erfolgt unter solchen Bedingungen, die sicherstellen, dass
die Testsubstanz und das (Poly)peptid bzw. (Poly)nucleotid in unmittelbare
Nähe zueinander gelangen. Solche Bedingungen werden beispielsweise
durch ein übliches Puffersystem bereitgestellt, mit dem
die physiologische bzw. zelluläre Umgebung des (Poly)peptids
bzw. (Poly)nucleotids imitiert wird und Letztere aktiv sein bzw.
exprimiert werden können.
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Eine
Testsubstanz ist dann zur Behandlung oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit geeignet, wenn diese die Aktivität des (Poly)peptides
bzw. die Expression des hierfür codierenden (Poly)nucleotides
inhibiert. Mittels einer solchen Substanz lässt sich die
häufig bei glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten
beobachtete Überaktivität bzw. Überexpression
von PIKfyve hemmen und damit die Krankheit wirksam bekämpfen.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird hiermit vollkommen
gelöst.
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Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung wird das erfindungsgemäße
Verfahren derart realisiert, dass Schritt (a) folgende Schritte
umfasst: a1) Bereitstellung des sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptids
und/oder des hierfür codierenden (Poly)nucleotids in einem
geeigneten System; (a2) Bestimmung der Aktivität des sich
von PIKfyve ableitenden (Poly)peptids zum Erhalt eines Wertes A1,
und/oder des Expressionsniveaus des für das sich von PIKfyve
ableitende (Poly)peptid codierenden (Poly)nucleotids zum Erhalt
eines Wertes E1, (a3) Zugabe der zumindest einen Testsubstanz zu
dem System und (a4) Coinkubation des sich von PIKfyve ableitenden
(Poly)peptids und/oder des hierfür codierenden (Poly)nucleotids
mit der zumindest einen Testsubstanz.
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Diese
Ausgestaltung hat den Vorteil, dass Parameter A1 und A2 bzw. E1
und E2 herangezogen werden, anhand derer die Eignung einer Substanz zur
Behandlung oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit unproblematisch und zielgerichtet bestimmt werden kann.
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Nach
einer bevorzugten Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird die Aktivität des sich von PIKfyve ableitenden
Polypeptids über dessen Fähigkeit zur Stimulierung
des Na+/Glucose-Cotransporters SGLT1 bestimmt.
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Wie
die Erfinder überraschenderweise herausgefunden haben,
handelt es sich bei PIKfyve um einen Aktivator von SGLT1. Die Aktivität
von SGLT1 ist damit ein indirektes Maß für die
inhibitorischen Eigenschaften der Testsubstanz auf die Aktivität
des sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptids. Die Aktivität
von SGLT1 wiederum lässt sich mittels im Stand der Technik
bekannter Methoden einfach und zuverlässig messen. Je weniger
das sich von PIKfyve ableitenden (Poly)peptid zur Stimulierung von
SGLT1 fähig ist, desto besser ist die Testsubstanz als
eine solche Substanz geeignet, mit der glucosestoffwechselassoziierte
Krankheiten behandelt werden können.
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Bei
dem geeigneten System handelt es sich vorzugsweise um ein System,
bei dem PIKfyve in mammalischen Zellen oder Xenopus-Oocyten exprimiert
wird.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass ein solches in-vitro-System
bereitgestellt wird, mit dem das erfindungsgemäße
Verfahren zuverlässig realisiert werden kann. In Xenopus-Oocyten
lassen sich die Codierungssequenzen für SGLT1 und für
das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid codierende (Poly)nucleotid
injizieren. In den Xenopus-Oocyten kommt es zur Expression und Synthese
der codierten Peptide, wobei ein voll funktionsfähiger SGLT1-Transporter
in die die Oocyten umgebende Membran inkorporiert wird. Mittels
elektrophysiologischer Messungen lässt sich dann der Na+/Glucose-Cotransport und damit die Stimulierung
von SGLT1 durch das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid in
Abhängigkeit der Testsubstanz bestimmen.
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Nach
einer bevorzugten Weiterbildung handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren um ein Hochdurchsatzverfahren.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass das erfindungsgemäße
Verfahren derart angepasst wird, dass auf industrieller Ebene eine
Vielzahl von Testsubstanzen innerhalb kürzester Zeit auf
deren Fähigkeit hin untersucht werden können,
ob diese zur Behandlung oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit geeignet sind.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise
eine solche Substanz identifiziert, die für die Behandlung
oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit
geeignet ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus: Diabetes mellitus, Hyperglykämie, Adipositas aber
auch Tumoren, die ihren gesteigerten Energiebedarf durch gesteigerte
SGLT1 Aktivität decken.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass das erfindungsgemäße
Verfahren zur Identifizierung solcher Substanzen führt,
die zur Behandlung der wichtigsten glucosestoffwechselassoziierten
Krankheiten geeignet sind.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Verbesserung der pharmakologischen Eigenschaften der nach dem vorstehend
beschriebenen Verfahren identifizierten Substanz, das folgende Schritte
aufweist: (a) Identifizieren der Bindungsstelle der Substanz an
das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid und/oder an das hierfür
codierende (Poly)nucleotid; (b) Modifizieren der Bindungsstelle
durch molekulares Modellieren derart, dass die Bindungsspezifität
und/oder Bindungsaffinität und/oder Bindungsavidität
der Substanz an das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid und/oder
an das hierfür codierende (Poly)nucleotid erhöht
wird.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass die pharmakologischen Eigenschaften
der identifizierten Substanz verbessert werden. Die Identifizierung
der Bindungsstelle der Substanz an das sich von PIKfyve ableitende
(Poly)peptid oder an das hierfür codierende (Poly)nucleotid
sowie das Modifizieren der Bindungsstelle durch molekulares Modellieren
erfolgt mittels im Stand der Technik in Zusammenhang mit molekularem
Arzneimitteldesign bekannter Methoden. Ein Überblick über
diese Methoden wird auf der von Synergix Ltd. betriebenen Website „Drug
Design Resources" gegeben; http://www.drugdesign.org. Der
Inhalt der vorstehend genannten Website ist durch Inbezugnahme Bestandteil
der vorliegenden Anmeldung.
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Dabei
ist es erfindungsgemäß bevorzugt, wenn die Bindungsstelle
in Schritt (a) durch stellenspezifische Mutagenese ermittelt wird.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass eine solche molekularbiologische
Methode zum Einsatz kommt, mittels derer die Bindungsstelle der
Substanz an das sich von PIKfyve ableitende (Poly)peptid oder das
hierfür codierende (Poly)nucleotid zielgerichtet identifiziert
werden kann; vgl. Sambrook und Russell, „Molecular
Cloning – A Laboratory Manual", 3. Auflage, Cold Spring
Harbor Laboratory Press, New York, 2001, der Inhalt dieser
Publikation ist durch Inbezugnahme Bestandteil der vorliegenden
Anmeldung.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur Behandlung und/oder Prophylaxe einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit, die einen Inhibitor von PIKfyve, vorzugsweise einen Kinaseinhibitor,
weiter vorzugsweise die nach dem zuvor beschriebenen Verfahren identifizierte
Substanz sowie einen pharmazeutisch akzeptablen Träger
aufweist.
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Die
Erfinder stellen damit auf vorteilhafte Art und Weise erstmals eine
pharmazeutische Zusammensetzung bereit, mit der über die
Inhibition von PIKfyve zielgerichtet eine glucosestoffwechselassoziierte
Krankheit behandelt bzw. dieser vorgebeugt werden kann. Pharmazeutisch
akzeptable Träger sind im Stand der Technik umfas send beschrieben; vgl. Bauer
et al.: „Lehrbuch der pharmazeutischen Technologie", 6.
Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 1999; Rowe
et al., Handbook of Pharmaceutical Excipients, 5. Auflage, Pharmaceutical
Press and American Pharmacists Assoc. 2006. Der Inhalt
der vorstehend genannten Publikationen ist durch Inbezugnahme Bestandteil
der vorliegenden Anmeldung.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Diagnose einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit oder
einer Veranlagung hierfür bei einem zu untersuchenden Lebewesen,
das folgende Schritte aufweist: (a) Bereitstellung einer ersten
biologischen Probe des zu untersuchenden Lebewesens, (b) Isolierung
von PIKfyve oder eines hierfür codierenden (Poly)nucleotids aus
der ersten biologischen Probe, (c) Bestimmung der Aktivität
des aus der ersten Probe stammenden PIKfyve zum Erhalt eines Wertes
A1 und/oder des Expressionsniveaus des für das PIKfyve
codierenden (Poly)nucleotids zum Erhalt eines Wertes E1, (d) Bereitstellung
einer zweiten biologischen Probe eines gesunden Referenzlebewesens,
(e) Isolierung von PIKfyve oder eines hierfür codierenden
(Poly)nucleotids aus der zweiten biologischen Probe, (f) Bestimmung
der Aktivität des aus der zweiten Probe stammenden PIKfyve
zum Erhalt eines Wertes A2 und/oder des Expressionsniveaus des für
das PIKfyve codierenden (Poly)nucleotids zum Erhalt eines Wertes
E2, (g) Erstellung einer positiven Diagnose, wenn A1 > A2 und/oder E1 > E2.
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Die
Erfinder stellen hiermit ein Verfahren bereit, mit dem zuverlässig
und zielgerichtet auf molekularer Ebene eine glucosestoffwechselassoziierte Krankheit
bzw. eine Veranlagung hierfür diagnostiziert werden kann.
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Die
biologische Probe enthält erfindungsgemäß aus
dem zu untersuchenden Lebewesen stammendes Material, das PIKfyve
bzw. hierfür codierende Nukleinsäuremoleküle
enthält, wie beispielsweise biologische Zellen oder biologisches
Gewebe, vorzugsweise Epitelgewebe, weiter bevorzugt Dünndarmepitelgewebe.
Es kann sich deshalb um eine Blut-, Speichel, Haarprobe, einen Abstrich
etc. handeln.
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PIKfyve
bzw. das hierfür codierende (Poly)nucleotid lässt
sich mittels im Stand der Technik bekannter Methoden einfach aus
der biologischen Probe isolieren; vgl. Sambrook und Russell,
a.a.O. Der Inhalt der vorstehenden Publikation ist durch
Inbezugnahme Bestandteil der vorliegenden Anmeldung.
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Die
Aktivität von PIKfyve wird vorzugsweise über dessen
Fähigkeit zur Stimulierung des Na+/Glucose-Cotransporters
SGLT1 bestimmt, weiter bevorzugt unter Verwendung eines Xenopus-Oocyten-Expressionssystems.
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Über
die Vorteile und Merkmale dieser besonderen Ausführungsformen
wird auf die vorherigen Ausführungen im Zusammenhang mit
dem Verfahren zur Identifizierung einer zur Behandlung und/oder Prophylaxe
einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit geeigneten Substanz
verwiesen, die hier entsprechend gelten.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt vorzugsweise
die Diagnose einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit, die
ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus: Diabetes mellitus, Hyperglykämie,
Adipositas, Tumore.
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Diese
Maßnahme hat den Vorteil, dass das erfindungsgemäße
Verfahren nun zur Diagnose der wichtigsten glucosestoffwechselassoziierten
Krankheiten angepasst ist.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Behandlung eines Lebewesens, das von einer glucosestoffwechselassoziierten
Krankheit betroffen ist, das folgende Schritte aufweist: (a) Inhibition
von PIKfyve oder eines hierfür codierenden (Poly)nucleotids
in dem Lebewesen, und ggf. (b) Wiederholung von Schritt (a), wobei
Schritt (a) vorzugsweise durch Applikation der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung erfolgt.
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Es
versteht sich, dass die Menge, Konzentration und Häufigkeit
der Applikation von dem zu behandelnden Lebewesen abhängt,
insbesondere von der Schwere der Krankheit, jedoch auch von dem
Alter, Geschlecht und weiteren Parametern des Lebewesens, die von
einem Kliniker im Einzelfall jeweils bestimmt und entsprechend berücksichtigt
werden.
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Erfindungsgemäß ist
es bevorzugt, wenn die Inhibition von PIKfyve durch Erzeugung einer
Mutation, vorzugsweise in PIKfyve oder des hierfür codierenden
(Poly)nucleotids, erfolgt, die zum Verlust oder einer Reduzierung
der Aktivität von PIKfyve in dem Lebewesen führt.
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Die
Erfinder haben herausgefunden, dass die Aktivität von PIKfyve
durch zielgerichtete Mutation reduziert werden kann. Vorzugsweise
handelt es sich bei der Mutation um eine solche, die in PIKfyve an
der Aminosäureposition 318 zu einem Austausch von Serin
gegen Alanin (S318A) führt. Bei dieser Stelle handelt es
sich um eine Konsensussequenz, die von der serum- und glucocorticoid-induzierbaren Kinase
(SGK), vorzugsweise SGK1, phosphoryliert wird. Die Aufhebung dieser
Phosphorylierungsstelle durch den Austausch des Serinmoleküls
gegen ein Alaninmolekül führt zur Aufhebung der
Konsensussequenz und dazu, dass SGK1 nicht mehr in der Lage ist
PIKfyve durch Phosphorylierung zu aktivieren. PIKfyve wiederum ist
dann nicht in der Lage SGLT1 zu aktivieren, wodurch wirksam eine
glucosestoffwechselassoziierte Krankheit behandelt werden kann.
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Alternativ
oder zusätzlich ist es möglich, die Mutation in
SGK1 oder des hierfür codierenden (Poly)nucleotids vorzunehmen,
wobei es sich vorzugsweise um die Mutation K127NSGK1
handelt.
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Die
vorstehend genannte Mutation führt zur Aufhebung der Aktivität
von SGK1, das dann nicht mehr in der Lage ist, PIKfyve zu aktivieren,
welches wiederum nicht mehr in der Lage ist, SGLT1 zu stimulieren.
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Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend
noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder
in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
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Die
Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen näher
erläutert, die die Erfindung nicht einschränken,
aus denen sich jedoch weitere Merkmale und Vorteile ergeben. Dabei
wird Bezug genommen auf die beigefügten Figuren, in denen Folgendes
dargestellt ist:
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1:
Die Co-Expression von PIKfyve stimuliert den elektrogenen Glucosetransport
in SGLT1-exprimierenden Xenopus-Oocyten. Arithmetische Mittel ± SEM
von Glucose (5 mM) induzierten Strömen (Iglc)
in Xenopus-Oocyten, injiziert mit Wasser (grauer Balken, n = 7),
die SGLT1 ohne (weißer Balken, n = 15) oder mit (schwarzer
Balken, n = 14) zusätzlicher Co-Expression von PIKfyve,
oder PIKfyve alleine (schraffierter Balken, n = 15) exprimieren.
* zeigt einen statistisch signifikanten Unterschied gegenüber
Xenopus-Oocyten an, die SGLT1 allein exprimieren.
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2:
Der Effekt von PIKfyve wird durch SGK1 vergrößert.
Arithmetische Mittel ± SEM von Iglc in
Xenopus-Oocyten, injiziert mit Wasser allein (grauer Balken, n =
3) oder welche SGLT1 ohne (unausgefüllte Balken) und mit
(ausgefüllte Balken) PIKfyve exprimieren. Die Ströme
wurden ohne (linke Balken, n = 13 bzw. 21) oder mit zusätzlicher
Expression von konstitutiv aktivem S422DSGK1
(rechte Balken, n = 3 bzw. 5) bestimmt. * zeigt einen statistisch
signifikanten Unterschied gegenüber Xenopus-Oocyten an, die
SGLT1 allein exprimieren, # zeigt einen signifikanten Unterschied
gegenüber den jeweiligen Werten ohne zusätzliche
Expression von S422DSGK1 an.
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3:
Der Effekt von PIKfyve wird durch inaktives K127NSGK1
aufgehoben. Arithmetische Mittel ± SEM von Iglc in
Xenopus-Oocyten, die SGLT1 ohne (unausgefüllte Balken)
und mit (ausgefüllte Balken) PIKfyve exprimieren. Die Ströme
wurden ohne (linke Balken, n = 11 bzw. 13) oder mit (rechte Balken, jeweils
n = 4) zusätzlicher Expression von inaktivem mutiertem K127NSGK1 bestimmt. * zeigt einen statistisch
signifikanten Unterschied gegenüber Xenopus-Oocyten an,
die SGLT1 allein exprimieren, # zeigt einen signifikanten Unterschied
gegenüber den jeweiligen Werten ohne zusätzliche
Expression von K127NSGK1 an.
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4:
Der Austausch von Serin 318 durch Alanin hebt den stimulierenden
Effekt von PIKfyve bzw. SGK1 auf SGLT1 auf. Arithmetische Mittel ± SEM
von Iglc in Xenopus-Oocyten, die SGLT1 exprimieren,
ohne (weiße Balken) oder mit zusätzlicher Expression
von Wildtyp PIKfyve (schwarze Balken) oder mutiertem S318APIKfyve
(graue Balken). Die Ströme wurden ohne (linke Balken, n
= 7,4 bzw. 7) oder mit (graue Balken, jeweils 7) zusätzlicher
Expression von Wildtyp SGK1 bestimmt. * zeigt einen statistisch signifikanten
Unterschied gegenüber Xenopus-Oocyten an, die SGLT1 allein
exprimieren, # zeigt einen signifikanten Unterschied gegenüber
dem jeweiligen Wert in Xenopus-Oocyten an, die Wildtyp-PIKfyve exprimieren.
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Ausführungsbeispiele
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1. Material und Methoden
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1.1 Konstrukte
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Zur
Herstellung von cRNA wurden Konstrukte verwendet, die für
folgende Proteine codieren: humanes Wildtyp-SGLT1 (SLC5A1) (Dieter
et al. „Regulation of Glucose Transporter SGLT1 by Ubiquitin Ligase
Nedd4-2 and Kinases SGK1, SGK3, and PKB", Obes. Res. 2005; 12, Seiten
862–870), Wildtyp-PIKfyve (Seebohm et
al. „Regulation of KCNQ4 Potassium Channel Prepulse Dependence
and Current Amplitude by SGK1 in Xenopus Oocytes", Cell. Physiol.
Biochem. 2005; 15, Seiten 255–262), mutiertes S318APIKfyve, welchem die SGK-Phosphorylierungskonsensussequenz
fehlt (Seebohm et al. a.a.O.), humanes Wildtyp-SGK1
(Waldegger et al., „Cloning and Characterization
of a Putative Human Serine/Threonine Protein Kinase Transcriptionally Modified
During Anisotonic and Isotonic Alterations of Cell Volume", Proc.
Natl. Acad. Sci. U.S.A. 1997; 94, Seiten 4440–4445),
humanes Wildtyp-S422DSGK1 (Kobayashi
et al.: „Characterization of the Structure and Regulation
of Two Novel Isoforms of Serum- and Glucocorticoid-induced Protein
Kinase", Biochem. J. 1999; 344: Seiten 189–197),
inaktives humanes K127NSGK1(Kobayashi et
al.), und zwar wie zuvor beschrieben in Böhmer
et al.: „Regulation of the Excitatory Amino Acid Transporter
EAAT5 by the Serum and Glucocorticoid Dependent Kinases SGK1 and SGK3",
Biochem. Biophys. Res. Commun. 2005; 329, Seiten 738–742 und Wagner
et al. „The Use of Xenopus laevis Oocytes for the Functional
Characterization of Heterologously Expressed Membrane Proteins",
Cell. Physiol. Biochem. 2000; 10, Seiten 1–12).
-
1.2 Elektrophysiologie
-
Xenopus-Oocyten
wurden hergestellt, wie zuvor beschrieben in Wagner et al.,
a.a.O. 5 ng von cRNA, die für Wildtyp oder mutiertes
PIKfyve codierte, wurden am ersten Tag nach der Präparation
der Xenopus-Oocyten und 15 ng cRNA, die für SGLT1 (SLC5A1)
codierte, am zweiten Tag nach der Präparation der Xenopus-Oocyten
in letztere injiziert. Sofern angegeben, wurden 7,5 ng cRNA, die
für SGK1, S422DSGK1 oder K127NSGK1 codierte, separat oder zusammen
mit PIKfyve injiziert. Sämtliche Experimente wurden 5 bis
6 Tage nach der zweiten Injektion bei Raumtemperatur durchgeführt.
Es wurden 2-Elektroden-Voltage-Clamp-Recordings bei einem Haltepotential
von –60 mV durchgeführt. Die Daten wurden bei
10 Hz gefiltert und mit einem Digidata A/D-D/A-Konverter und Chart
V.4.2.-Software zur Datenerhebung und Analyse (Axon Instruments)
aufgezeichnet. Die Kontrolllösung (Superfusat/ND96) enthielt
96 mM NaCl, 2 mM KCl, 1,8 mM CaCl2, 1 mM MgCl2 und 5 mM HEPES, pH 7,4. Glucose wurde in den
angegebenen Konzentrationen den Lösungen zugegeben. Die
Endlösungen wurden unter Verwendung von NaOH auf pH 7,4
titriert. Die Durchflussrate der Superfusion betrug 20 ml/min und
ein vollständiger Austausch der Badlösung wurde
innerhalb etwa 10 sek. erreicht.
-
1.3 Statistische Analyse
-
Die
Daten werden als Mittelwerte ± SEM dargestellt, n stellt
die Anzahl der untersuchten Oocyten dar. Sämtliche Experimente
wurden mit zumindest drei Präparationen von Oocyten wiederholt;
in sämtlichen Wiederholungen wurden sich qualitativ entsprechende
Daten gewonnen. Die Daten wurden unter Verwendung von ANOVA auf
Signifikanz getestet, und Ergebnisse mit P < 0,05 wurden als statistisch signifikant
angesehen.
-
2. Ergebnisse
-
2.1 PIKfyve stimuliert den durch SGLT1
(SLC5A1) vermittelten elektrogenen Glucosetransport
-
Der
elektrogene Glucosetransport war in nicht-injizierten oder wasser-injizierten
Xenopus-Oocyten minimal; 1. In Xenopus-Oocyten, die SGLT1
(SLC5A1) exprimierten, induzierte Glucose (5 mM) jedoch einen Einwärtsstrom
(Iglc), was einem elektrogenen Eintritt
von Na+ und Glucose entspricht. Iglc wurde durch zusätzliche Expression
von PIKfyve signifikant verstärkt; 1. Daraus
ergibt sich, dass PIKfyve die Aktivität von SGLT1 (SLC5A1)
stimuliert.
-
2.2 Der Effekt von PIKfyve wird durch
Wildtyp- und aktives SGK1 verstärkt
-
Iglc wurde in Xenopus-Oocyten, die SGLT1 (SLC5A1)
exprimierten, durch die Co-Expression von konstitutiv aktiver mutierter S422DSGK1 weiter stimuliert; 2.
Die Co-Expression von S422DSGK1 zusätzlich
zu SGLT1 (SLC5A1) und PIKfyve führt zu einem weiteren signifikanten
Anstieg von Iglc.
-
2.3 Der Effekt von PIKfyve wird durch
inaktive K127NSGK1 aufgehoben
-
Im
Gegensatz zu Wildtyp- und konstitutiv aktiver SGK1 führt
die inaktive K127NSGK1-Mutante nicht zu
einer signifikanten Stimulierung von Iglc in
Xenopus-Oocyten, die SGLT1 (SLC5A1) exprimieren. Ferner hebt die
Co-Expression von K127NSGK1 den stimulierenden
Effekt von PIKfyve auf Iglc in SGLT1 (SLC5A1)
exprimierenden Xenopus-Oocyten auf; 3.
-
2.4 Der Effekt von PIKfyve erfordert eine
intakte SGK1-Phosphorylierungskonsensussequenz
-
Der
Austausch von Serin 318 in der einzigen SGK1-Phophorylierungskonsensussequenz
in dem PIKfyve-Protein gegen Alanin (S318APIKfyve)
hebt den stimulierenden Effekt auf den elektrogenen Glucosetransport
auf. Iglc war nicht signifikant unterschiedlich zwischen
Xenopus-Oocyten, die SGLT1 (SLC5A1) allein exprimierten und Xenopus-Oocyten,
die SGLT1 (SLC5A1) zusammen mit S318APIKfyve
exprimierten; 4. Ferner schwächt
die Co-Expression von S318APIKfyve den stimulierenden
Effekt von SGK1 auf Iglc signifikant ab; 4.
-
3. Screeningverfahren
-
Es
werden cRNA-Moleküle hergestellt, die für ein
sich von PYKfyve-ableitendes Polypetid und für SGLT1 (SLC5A1)
codieren. Diese cRNA-Moleküle werden in Xenopus-Oocyten
injiziert, und es werden Reaktionsbedingungen etabliert, wie diese
oben unter 1.2 beschrieben sind.
-
In
Abhängigkeit der Gegenwart verschiedener Testsubstanzen
in dem Reaktionsansatz, die in Form einer Substanzbibliothek bereitgestellt
werden, wird die stimulierende Aktivität von PYKfyve auf SGLT1
(SLC5A1) durch Messung des Einwärtsstroms (Iglc)
in die Xenopus-Oocyten bestimmt, was einem elektrogenen Eintritt
von Na+ und Glucose entspricht.
-
Substanzen,
die eine stark inhibierende Wirkung auf PIKfyve ausüben
und zu einem reduzierten Iglc führen,
werden als zur Behandlung von glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten
geeignet ausgewählt.
-
4. Diagnoseverfahren
-
Einem
zu untersuchenden Patienten wird eine biologische Probe entnommen,
bspw. in Form von Epithelgewebe. Aus der Probe wird PIKfyve (Protein,
DNA oder RNA) isoliert und in einem hierfür geeigneten
System wird dessen Aktivität im Vergleich zu einem gesunden
Referenzpatienten bestimmt.
-
Bei
Feststellung einer erhöhten Aktivität von aus
dem zu untersuchenden Patienten stammenden PIKfyve erfolgt eine
positive Diagnose einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit.
-
5. Zusammenschau
-
Die
Erfinder haben erkannt, dass es sich bei PIKfyve um ein Molekül
handelt, das eine Schlüsselrolle in der Pathologie von
glucosestoffwechselassoziierten Krankheiten spielt. Basierend auf
dieser Erkenntnis konnten die Erfinder ein Verfahren zur Identifizierung
einer Substanz, mit der glucosestoffwechselassoziierte Krankheiten
behandelt werden können und ein Verfahren zur Diagnose
einer glucosestoffwechselassoziierten Krankheit oder Veranlagung hierfür
bereitstellen.
-
Es folgt ein
Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
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-
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