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BEREICH DER
ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
in vitro-Verfahren zur Prüfung
des Differenzierungsstatus von Pankreaszellen eines Säugers; zum
Beispiel durch Ermitteln des Anteils oder des Status von Pax6 mRNA
und/oder Protein in Pankreaszellen (oder Vorläufern von Pankreaszellen) und
Vergleichen des Anteils oder des Status mit dem entsprechenden Anteil
oder dem Status in normalen Pankreaszellen (oder Vorstufen pankreatischer Zellen).
Dieses Verfahren stellt ein Mittel zur Diagnose oder zum Nachweis
von Erkrankungen bereit, die aus bestimmten Pankreas- oder Hirn-Zellen
entstehen, insbesondere ein Mittel zur Diagnose oder zum Nachweis von
zum Beispiel Hypoglykämie
oder geistigen Störungen.
Das Verfahren kann in Verbindung mit der Ermittlung des Anteils
oder des Status von Pax4 mRNA und/oder Protein in Pankreaszellen
(oder Vorläufern
von Pankreaszellen) und durch Vergleichen des Anteils oder des Status
mit dem entsprechenden Anteil oder dem Status in normalen Pankreaszellen
(oder Vorläufern
von Pankreaszellen) durchgeführt
werden.
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Die im Folgenden dargelegten Ergebnisse
zeigen, dass der Verlust an Pax6-Expression auf einen Verlust oder
eine Fehlfunktion bei der α-Zell-Entwicklung
hinweist und damit der Glucagon-Produktion (und somit auf Hypoglykämie und
eine geistige Störung).
Die Erfindung ist deshalb nützlich
für die
Wiederherstellung der Pax6-Expression zur Behandlung, Vermeidung
oder Verzögerung
einer Pankreas- oder Hirn-Erkrankung,
wie Hypoglykämie,
oder einer geistigen Störung, die
auf einer nicht angemessenen Expression des Glucagon-Gens beruhen;
und damit für
transgene nicht menschliche Säuger,
die durch Modifikation eine wiederhergestellte Pax6-Expression zeigen,
indem sie zumindest ein erstes Nucleinsäure-Molekül umfassen, das eine Sequenz
besitzt, die ein funktionelles und exprimierbares Pax6-Protein codiert
und gegebenenfalls eine zweite Nucleinsäuresequenz, die ein funktionelles
und exprimierbares Pax4-Protein codiert. In einer anderen Ausführungsform
oder zusätzlich
betrifft die Erfindung die Verwendung von Pax6 alleine oder zusammen
mit Pax4 und/oder einem Mittel zur Stimulation der Expression von
Pax6 oder von Pax4 und Pax6 für
die Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung, Vermeidung oder
Verzögerung
einer Pankreas- oder Hirn-Erkrankung, wie Hypoglykämie, oder
einer geistigen Störung,
die auf einer nicht angemessenen Expression des Glucagon-Gens beruhen.
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Da die nachfolgend dargestellten
Ergebnisse zeigen, dass der Mangel an Pax6-Expression auf den Verlust
oder einer Fehlfunktion bei der α-Zell-Entwicklung
und damit also der Glucagon-Produktion (und damit auf Hypoglykämie) hinweist,
betrifft die vorliegende Erfindung auch transgene, nicht menschliche
Säuger,
die derart modifiziert sind, dass sie mindestens ein inaktiviertes
Pax6-Allel umfassen. Dieses Säugetier
hat zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten,
einschließlich
als ein Forschungsmodell für
Pankreas- und/oder Hirn-Erkrankungen, wie Hypoglykämie, und/oder
eine geistige Störung;
und deshalb stellt es ein neues und wertvolles Tier zur Entwicklung
von Therapien, zur Behandlung, etc. von Erkrankungen dar, die durch
den Ausfall oder die Fehlfunktion von Pankreaszellen verursacht
werden. Demgemäß ist in
diesem Fall der Säuger
nicht menschlich, z. B. ein Labortier, wie eine Maus oder eine Ratte.
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Darüber hinaus bestimmen Pax4 und
Pax6 anhand der hierin vorliegenden Ergebnisse das zelluläre Schicksal
der endokrinen Vorläufer
während
der Entwicklung. Im Einzelnen definiert in einem ersten Schritt
das Pdx1-Gen den Bereich des Endoderms, aus dem exokrine und endokrine
Pankreas-Vorläufer
entstehen, da dessen Expression vor der Expression der Pax-Gene
auftritt und Mäuse,
denen Pdx1 fehlt, keinen Pankreas ausbilden. Das Einschalten der
Pax-Expression im Pankreas unterteilt die endokrinen Vorläufer in
zwei Populationen: Zellen, die sowohl Pax4 als auch Pax6 exprimieren,
differenzieren in reife β-Zellen, während Zellen, die
ausschließlich
Pax6 exprimieren, in α-Zellen
differenzieren. Die Abwesenheit von Pax4 leitet alle Vorläufer in
die α-Zelllinie
um, da Pax6 in diesen Zellen weiterhin verbleibt. Der Ausfall von
Pax6 eliminiert die α-Zelllinie vollständig oder
kann Vorläufer
in die β-Zelllinie
umleiten. Wenn sowohl Pax4 als auch Pax6 fehlen, versagen die Vorläufer dabei,
sich in reife endokrine Zellen zu entwickeln. Somit sind beide Pax-Gene
für die
endokrine Zelldifferenzierung während
der Pankreas-Entwicklung erforderlich.
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Entsprechend betrifft die vorliegende
Erfindung weiterhin in vitro-Verfahren zur Prüfung des Differenzierungsstatus
von Pankreaszellen eines Säugers
durch Ermitteln des Anteils oder des Status von Pax4 und Pax6 mRNA
und/oder Protein in Pankreaszellen (oder Vorläufern von Pankreaszellen) und
Vergleichen des Anteils oder des Status mit dem entsprechenden Anteil
oder des Status in normalen Pankreaszellen (oder Vorstufen von Pankreaszellen).
Dieses Verfahren stellt ein Mittel zur Diagnose oder den Nachweis
von Erkrankungen, die von bestimmten Pankreaszellen ausgehen, insbesondere
ein Mittel zur Diagnose oder zum Nachweis von zum Beispiel Diabetes,
wie jugendlichen Diabetes und/oder Hypoglykämie, bereit.
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Zusätzlich ist die Erfindung nützlich zur
Wiederherstellung von Pax4 und Pax6-Expression zur Behandlung, Vermeidung
oder Verzögerung
einer Pankreas-Erkrankung, wie Diabetes, z. B. jugendlichen Diabetes
und/oder Hypoglykämie;
und somit für
transgene Tiere, die durch Modifikation die Pax4- und Pax6-Expression
wieder hergestellt haben, derart dass sie mindestens ein erstes
Nucleinsäure-Molekül umfassen,
das eine Sequenz besitzt, die ein funktionelles und exprimierbares
Pax4-Protein codiert und eine zweite Nucleinsäuresequenz, die ein funktionelles
und exprimierbares Pax6-Protein codiert. In einer anderen Ausführungsform oder
zusätzlich
betrifft die Erfindung die Verwendung von Pax4 zusammen mit Pax6
und/oder einem Mittel zur Stimulation der Expression von Pax4 und
Pax6 für
die Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung, Vermeidung oder
Verzögerung
einer Pankreas-Erkrankung wie Diabetes, z. B. jugendlichen Diabetes
und/oder Hypoglykämie.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Die Bauchspeicheldrüse ist ein
unverzichtbares Organ, das sowohl eine exokrine Funktion, die bei
der Bereitstellung von Enzymen in den Verdauungstrakt beteiligt
ist, sowie auch eine endokrine Funktion, bei der verschiedene Hormone
in den Blutstrom sekretiert werden, besitzt. Die exokrine Funktion
erfolgt durch acinöse und
zentroacinöse
Zellen, die verschiedene Verdauungsenzyme produzieren (Amylase,
Proteasen, Nuclease, etc.) und durch dazwischengeschaltete Ductuszellen,
die diese Enzyme in alkalischer Lösung in den Zwölffingerdarm
transportieren.
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Die funktionelle Einheit des endokrinen
Pankreas sind die Langerhans'schen
Inseln, die über
den ganzen exokrinen Bereich des Pankreas verstreut liegen und aus
vier Zelltypen zusammengesetzt sind: α-, β-, δ- und PP-Zellen, was von Slack, Development
121 (1995), 1569–1580
in Form einer Übersicht
dargestellt ist. β-Zellen
produzieren Insulin, repräsentieren
die Mehrheit der endokrinen Zellen und bilden den Kern der Inseln,
während α-Zellen Glucagon
sekretieren und in der Peripherie lokalisiert sind. δ-Zellen und
PP-Zellen sind weniger zahlreich und sekretieren Somatostatin bzw.
ein pankreatisches Polypeptid. Insulin und Glucagon sind Schlüsselregulatoren
der Blutglucose-Spiegel. Insulin erniedrigt den Blutglucosespiegel
indem es die zelluläre Aufnahme
von Glucose und deren Umwandlung in Glycogen erhöht. Glucagon erhöht die Blutglucosespiegel durch
Eingreifen in den Abbau des Glycogens der Leber. Weitläufige Pankreas-Erkrankungen, die
die endokrine Funktion beeinträchtigen,
beinhalten Diabetes mellitus und Hormon-sekretierende Tumoren.
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Man geht davon aus, dass alle vier
endokrinen Zelltypen aus einem gemeinsamen pluripotenten Vorläufer entstehen,
der aus dem Endoderm abstammt. Früh während der Pankreas-Entwicklung, co-exprimieren diese
Vorläufer
einige Hormone wie Insulin und Glucagon. In der Maus sind die α-Zellen die
ersten endokrinen Zellen, die an Tag 9,5 nach Empfängnis (post
conception; p.c.) ausdifferenzieren, gefolgt von den β- und δ-Zellen am Tag 14,5
p.c. und den PP-Zellen am Tag 1 nach der Geburt. Über die
molekularen und genetischen Faktoren, die bei der Bestimmung der
Verzweigung zu den unterschiedlichen endokrinen Zellen beteiligt
sind, ist sehr wenig bekannt. Eines der wenigen bisher beschriebenen
Gene ist das Homeobox-Gen
Pdx1, das während
den anfänglichen
Stadien der Pankreas-Entwicklung
exprimiert wird, und sich in den Inseln des Adulten auf die β-Zellen beschränkt (Guz
et al., Development 121 (1995), 11–18). Homozygote Maus-Pdx1-Mutanten sind
nicht in der Lage eine Bauchspeicheldrüse zu entwickeln und sterben
wenige Tage nach der Geburt (Jonsson et al., Nature 371 (1994),
606–609).
Zwei Mitglieder der Pax-Gen-Familie, Pax6 und Pax4, werden ebenfalls
während
der Pankreas-Entwicklung in endokrinen Zellen exprimiert. Bis jetzt
war jedoch nicht bekannt, wie das Pax6- und das Pax4-Gen im Einzelnen
die Pankreas-Entwicklung beeinflussen.
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Ein Verfahren zum Prüfen einer
Vielzahl von Differenzierungsparametern im Pankreas war bisher nicht erhältlich,
ist jedoch höchst
wünschenswert.
Ergebnisse, die durch ein solches Verfahren erhältlich wären, würden, so die Erwartungen, z.
B. einen signifikanten Einfluss auf die Diagnose und Therapie Pankreas-bezogener
Erkrankungen besitzen.
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ZUSAMMENFASUNG DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein neues in vitro-Verfahren
zur Prüfung
des Differenzierungsstatus von Pankreaszellen in Säugern. Die
vorliegende Erfindung betrifft weiter Anwendungen im medizinischen
Bereich, die sich direkt anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben. Zusätzlich
betrifft die vorliegende Erfindung nicht menschliche, transgene
Säuger,
die mindestens ein inaktiviertes Pax6-Gen und gegebenenfalls mindestens
ein inaktiviertes Pax4-Gen umfassen.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Entsprechend war ein technisches
Problem, das der vorliegenden Erfindung zugrunde lag, ein solches Verfahren
zur Kontrolle des Differenzierungsstatus von Pankreaszellen in vitro
bereitzustellen. Die Lösung
dieses technischen Problems wird durch die Ausführungsformen erreicht, die
in den Ansprüchen
charakterisiert sind. Somit betrifft die vorliegende Erfindung ein
in vitro-Verfahren zur Prüfung
des Differenzierungsstatus von Pankreaszellen eines Säugers, umfassend
- (a) Bestimmen des Anteils oder Status von Pax6-mRNA
in Pankreaszellen des Säugers;
und/oder
- (b) Bestimmen des Anteils oder Status von Pax6-Protein in Pankreaszellen
des Säugers;
und
- (c) Vergleichen des Anteils oder Status von Pax6-mRNA und/oder
Pax6-Protein mit dem entsprechenden Anteil in normalen Pankreaszellen.
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In Verbindung mit der vorliegenden
Erfindung bezeichnet der Begriff "Anteil" die hergestellte Menge von mRNA oder
Protein. Der Begriff "Status" beinhaltet die Möglichkeiten,
dass das Gen, die mRNA, das Protein oder ein Transkriptionskontrollelement,
z. B. Promotor/Enhancer-Sequenz eine Mutation, Deletion oder irgendeine
andere Modifikation tragen können,
die die Gesamtaktivität
des Gens beeinflussen würde,
wenn sie mit dem normalen Genprodukt des Wildtyps verglichen wird.
Eingeschlossen in diesem Begriff sind post-translationale Modifikationen des Proteins.
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In Übereinstimmung mit der vorliegenden
Erfindung wurde überraschenderweise
gefunden, dass Pax6 im Pankreas exprimiert wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt erstmals
eine detaillierte Studie über
die Entwicklung unterschiedlicher Zelltypen, d. h. α-, β-, δ- und PP-Zellen
in pankreatischem Gewebe. Wie anhand der anhängenden Beispiele gezeigt ist,
ist das Pax6-Gen, gegebenenfalls in Verbindung mit dem Pax4-Gen,
an den frühen Schritten
der Entwicklung des Pankreas beteiligt. Dieses überraschende Ergebnis erlaubt
die Kontrolle der Bestimmung der Zelle sowie die Untersuchung der
Entwicklung von Krankheiten, die aus bestimmten Zelltypen entstehen,
die in dem Pankreas vorkommen. Die Ergebnisse, die in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung dargestellt sind, erlauben weiterhin
die Folgerung, dass Pax6 und/oder Pax4 Hauptregulatoren für spezifische
Pankreaszellen sind.
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Somit scheint Pax6 ein Hauptregulator
für α-Zellen zu
sein. Pax6 wird auch in Nicht-Pankreaszellen exprimiert. Pax6-Expression wird in
einem Teil der Zellen exprimiert, die man im sich entwickelnden
Rückenmark
findet. Im Besonderen wird die Expression des Pax6-Gens im angehenden
Vorderhirn und Rautenhirn beobachtet und bleibt während der
gesamten Entwicklung im Gehirn, dem Auge und dem Neuralrohr erhalten (Grindley
et al., Development 121 (1995), 1433–1442; Stoykova et al., Development
122 (1996), 3453–3465). Aus
diesem Grund kann Pax6 wahrscheinlich beim Differenzierungsstadium
dieser Zellen eine Rolle spielen. Das Fehlen der Pax6-Gen-Expression
kann unter Verwendung des Markers "Small eyes" (kleine Augen) beobachtet werden.
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Demgemäß stellt das erfindungsgemäße Verfahren
Mittel für
die in vitro-Diagnose oder den Nachweis von Erkrankungen bereit,
die von bestimmten Zellen abstammen, wie Pankreaszellen und Gehirnzellen,
insbesondere ein Mittel zur/zum frühen Diagnose oder Nachweis,
zum Beispiel Nachweis oder Diagnose von Hypoglykämie oder geistigen Störungen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das erfindungsgemäße Verfahren
darüber
hinaus
- (d) Bestimmen des Anteils oder Status
von Pax4-mRNA in Pankreaszellen des Säugers; und/oder
- (e) Bestimmen des Anteils oder Status von Pax4-Protein in Pankreaszellen
des Säugers;
und
- (f) Vergleichen des Anteils oder Status Pax4-mRNA und/oder Pax4-Protein
mit dem entsprechenden Anteil in normalen Pankreaszellen.
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Diese Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung erlaubt das Studium der synergistischen Auswirkungen der
Pax6- und Pax4-Genprodukte. Man geht davon aus, dass die Analyse
dieser synergistischen Auswirkungen einen tieferen Einblick in die
Regulation der zellspezifischen Entwicklung im Pankreas bereitstellt. Von
dieser tieferen Einsicht wird die Entwicklung von Diagnostika und
Arzneimitteln, die Pankreas-spezifische Erkrankungen
betreffen, außerordentlich
profitieren.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahren
ist der Säuger
in der
- (i) Embryonal-;
- (ii) Neugeborenen-; oder
- (iii) Erwachsenen-Phase.
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Wie in Übereinstimmung mit der vorliegenden
Erfindung gezeigt wurde, wird das Pax6-Gen, vorzugsweise in Verbindung
mit dem Pax4-Gen, in einem unterschiedlichen Anteil und in verschiedenen
Stadien der Entwicklung des Säuger-Pankreas
und -Gehirns exprimiert. Die spezifische Analyse des Entwicklungsstadiums
von Pankreaszellen im Embryonal-, Neugeborenen- oder Erwachsenen-Stadium
wird weitere Einsicht in z. B. spezifische Krankheitszustände bereitstellen,
die mit den jeweiligen Stadien assoziiert sind. Es wird zum Beispiel
erwartet, dass die Etiologie von z. B. Hypoglykämie durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wie auch durch Einsatz der erfindungsgemäßen transgenen Säuger (Nicht-Mensch)
(hierin diskutiert; siehe auch die Beispiele) aufgeklärt wird.
Zusätzlich
wird erwartet, dass durch das Fachwissen, das aus dem Studium der
Expression von Pax6 im Pankreas und durch den Einsatz der erfindungsgemäßen transgenen Säuger (Nicht-Mensch)
(hierin diskutiert; siehe auch die Beispiele), Einblick in die Etiologie
und die Behandlung von geistigen Störungen gewonnen wird. Das beruht
darauf, dass bekannt ist, dass das Pax6-Genprodukt und das Glukagon-Gen im Gehirn
exprimiert werden (Drucker and Asa, J. Biol Chem. 263 (1988), 13475–13478;
Lee et al., Endocrinology 127 (1990), 2217–2222; Lui et al., Endocrinology
126 (1990) 110–117; Han
et al., J. Neurosci. Res. 16 (1986), 97–107). Auf der Grundlage dieses
Fachwissens, werden neue pharmazeutisch aktive Arzneimittel, z.
B. gegen Hypoglykämie
und geistige Störungen
entwickelt und getestet werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann in Abhängigkeit
von dem Zweck der Untersuchung für
eine Vielzahl von Säugern
angewendet werden. So ist in einer bevorzugten Ausführungsform
der Säuger
eine Maus. Diese Ausführungsform
ist besonders nützlich
für Grundlagenforschung,
um die funktionellen Beziehungen verschiedener Proteine zueinander
zu verstehen, die die Entwicklung des Pankreas regulieren. In einer weiteren
Ausführungsform
ist der Säuger
ein Mensch. In dieser Ausführungsform
werden bevorzugt diagnostische und therapeutische Anwendungen ins
Auge gefasst.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die Schritte (a) und gegebenenfalls (d) und/oder (b) und
gegebenenfalls (e) in vitro durchgeführt.
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Es wird erwartet, dass die Vorteile
dieser Ausführungsform
hauptsächlich
bei diagnostischen Anwendungen und, wiederum in der Grundlagenforschung
liegen.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird diese Bestimmung in Schritt (a) und gegebenenfalls in Schritt
(d) durchgeführt,
wobei folgendes verwendet wird
- (i) eine Nucleinsäuresequenz,
die zumindest in einem Teil dem Pax6-Gen entspricht und, vorzugsweise,
zumindest einen Teil des Pax6-Proteins codiert und, gegebenenfalls,
einer zweiten Nucleinsäuresequenz,
die zumindest in einem Teil dem Pax4-Gen entspricht und, vorzugsweise,
zumindest einen Teil des Pax4-Proteins codiert;
- (ii) eine Nucleinsäuresequenz,
die komplementär
zu der/den Nucleinsäuresequenz(en)
aus (i) ist/sind; oder
- (iii) ein Primer oder ein Primerpaar, der/das mit der/den Nucleinsäuresequenz(en)
von (i) oder (ii) hybridisiert.
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In Übereinstimmung mit dieser Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann das in vitro-Verfahren zur Prüfung des
Differenzierungsstatus durchgeführt
werden, indem ein Nucleinsäure-Molekül, das das Pax6-Gen
und/oder das Pax4-Gen oder einen Teil davon codiert, z. B. in Form
einer Southern- oder
Northern-Blot oder in situ-Analyse verwendet wird. Diese Nucleinsäuresequenz
kann mit einer codierenden Region eines der beiden Gene oder mit
einer nicht-codierenden Region hybridisieren. Im Falle, dass eine
komplementäre
Sequenz in Übereinstimmung
mit (ii) in dem erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt wird, kann dieses Nucleinsäure-Molekül ebenfalls in Northern Blots
verwendet werden. Zusätzlich
kann dieser Test in Verbindung mit einer tatsächlichen Blockierung, z. B.
der Transkription des Gens, durchgeführt werden und kann somit therapeutische
Relevanz haben. Darüber
hinaus kann auch ein Primer oder Oligonucleotid für die Hybridisierung
mit einem der vorstehend erwähnten
Pax-Gene oder mit entsprechenden mRNAs verwendet werden. Die für die Hybridisierung
verwendeten Nucleinsäuren
können
natürlich
auf herkömmliche
Art und Weise durch den Einbau oder das Anheften von z. B. einem
radioaktiven oder anderen Marker markiert werden. Solche Marker
sind im Stand der Technik gut bekannt. Das Markieren dieser Nucleinsäure-Moleküle kann
mit herkömmlichen
Verfahren durchgeführt
werden.
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Zusätzlich kann die Anwesenheit
oder Expression von Pax6 und, gegebenenfalls, Pax4 durch Verwendung
eines Primerpaars kontrolliert werden, das spezifisch mit einer
der beiden entsprechenden Nucleinsäuresequenzen hybridisiert und
durch das Durchführen
einer PCR-Reaktion in Anlehnung an Standardverfahren.
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Die spezifische Hybridisierung der
vorstehend erwähnten
Sonden oder Primer erfolgt vorzugsweise unter stringenten Hybridisierungsbedingungen.
Der Begriff "stringente
Hybridisierungsbedingungen" ist
im Stand der Technik gut bekannt; siehe zum Beispiel Sambrook et
al., "Molecular
Cloning, A Laboratory Manual" 2.
Ausg., CSH Press, Cold Spring Harbor, 1989; "Nucleic Acid Hybridisation, A Practical
Approach", Hames and
Higgins Hrsg., IRL Press, Oxford, 1985.
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Weitere Modifikationen der vorstehend
erwähnten
Ausführungsformen
der Erfindung können
durch den Fachmann leicht entwickelt werden.
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Eine zusätzliche Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren, worin die Bestimmung
in Schritt (b) und, gegebenenfalls, in Schritt (e) durch den Einsatz
eines Antikörpers
oder eines Fragmentes davon durchgeführt wird, der/das spezifisch
an das Pax6-Protein bindet und, gegebenenfalls, durch Verwendung
eines zweiten Antikörpers
oder Fragmentes davon, der/das spezifisch an das Pax4-Protein bindet.
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Antikörper oder Fragmente davon gegen
die zuvor erwähnten
Proteine können
durch Verwenden herkömmlicher
Verfahren erhalten werden, die zum Beispiel in Harlow and Lane "Antibodies, A Laboratory
Manual", CSH Press,
Cold Spring Harbor, 1988, beschrieben sind. Diese Antikörper können monoclonale
Antikörper sein
oder können
in polyclonalen Antiseren umfasst sein oder Fragmente davon sein.
Der in dem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Antikörper
kann mit nachweisbaren Markierungen, wie ein Histidin, Flag oder ein
Biotin-Molekül
markiert sein.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind die Pankreaszellen α-Zellen
oder β-Zellen.
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In Übereinstimmung mit der vorliegenden
Erfindung wurde gefunden, dass Pax6 in α-Zellen und β-Zellen exprimiert ist. Darüber hinaus
konnte der Erfinder zeigen, dass Pax6 in Somatostatin-produzierenden δ-Zellen und
in PP-Zellen exprimiert wird. Die Zerstörung der Pax6-Gen-Funktion
erlaubt deshalb eine engmaschige Kontrolle der Entwicklung dieser
Zellen im Pankreas. Da Pax4 auch in β-Zellen exprimiert wird, kann die
Pax6-Expression erforderlich sein, um einen kompetenten Hintergrund
für die
Wirkung von Pax4 festzulegen.
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Da sowohl Pax6 als auch Pax4 regulatorische
Proteine sind, die für
eine angemessene Entwicklung endokriner Zellen erforderlich sind,
kann diese Ausführungsform
eine Vielzahl von Folgerungen hinsichtlich der Ausbildung von Erkrankungen
wie Pankreastumoren erlauben.
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Demgemäß betrifft eine weitere bevorzugte
Ausführungsform
ein Verfahren, worin dieser Differenzierungsstatus Indikativ für einen
bösartigen
Tumor oder ein bösartiges
Potenzial dieser Pankreaszellen ist. Die Überexpression oder das Fehlen
eines funktionellen Pax6- und gegebenenfalls Pax4-Produktes kann
normale endokrine Zellen dazu veranlassen krebsartig zu werden.
In Übereinstimmung
mit dieser Aussage werden auf dem Chromosom 7q in der Nachbarschaft
des Pax4-Gens in vielen pankreatischen Karzinomen allelische Deletionen
beobachtet (Alberto et al., Cancer Res. 56 (1996), 2808–2818).
Pax6 und, gegebenenfalls, Pax4 können
auch mit anderen onkogenen Faktoren wechselwirken.
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Bösartige
Tumoren oder bösartiges
Potenzial wird in Übereinstimmung
mit dieser Erfindung bevorzugt, aber nicht ausschließlich, in
Verbindung mit pankreatischen Tumoren, wie Insulinomen, Glucagonomen, Somatostatinomen
und Ductalzell-Adenokarzinomen
verwendet.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform die Durchführung der
nachfolgenden Schritte
- (a') vor diesem Test das Entfernen eines
soliden Pankreas-Tumors
aus diesem Säuger;
und
- (b') nach diesem
Test zumindest den teilweisen Verlust der Expression des Pax6- und,
gegebenenfalls, des Pax4-Gens in Zellen dieses Tumors, falls dieses)
Gen e) überexprimiert
ist/sind oder die Stimulation der Expression des Pax6-Gens und,
gegebenenfalls, des Pax4-Gens oder das Einbringen eines funktionellen oder
exprimierbaren Pax6-Gens und, gegebenenfalls, eines funktionellen
und exprimierbaren Pax4-Gens in
diese Zellen, falls dieses) Gen e) verringert exprimiert oder nicht
exprimiert ist/sind; und
- (b'') Wiedereinbringen
der Zellen, die als ein Produkt aus Schritt (b') erhalten werden, in diesen Säuger.
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In diesem Zusammenhang und wie in
dieser gesamten Spezifizierung verwendet bedeutet ein "funktionelles" Pax6 (Pax4) ein
Protein, das Teile oder alle primären strukturellen Konformationen
des Pax6 (Pax4)-Proteins beinhaltet, die die biologische Eigenschaft
besitzen zu der Entwicklung von endokrinen Zellen in α-Zellen und
Langerhans-Zellen (β-Zellen)
beizutragen, wobei dieses Protein das Produkt der prokaryontischen
oder eukaryontischen Expression einer Pax6 (Pax4)-codierenden DNA-Sequenz
ist und eine Aminosäuresequenz
beinhaltet, die die Aminosäuresequenz
von SEQ ID Nr. 2 (SEQ ID Nr. 4) umfasst oder ein beliebiges Fragment
oder Derivat davon, das mit Hilfe von Aminosäure-Deletion, Substitution,
Insertion, Addition und/oder Ersatz der Aminosäuresequenz, die in SEQ ID Nr.
2 (SEQ ID Nr. 4) bereitgestellt ist. Ebenfalls von dem Begriff "funktionelles" Pax6 (Pax4)-Protein,
ist die Fähigkeit
dieses Proteins oder eines Teiles davon, eine spezifische Immunantwort
zu erzeugen, wie eine Antikörper-Antwort umfasst.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist die Prüfung
des Differenzierungsstatus von Pankreaszellen eine Prüfung des
Entwicklungsstatus von α-Zellen, was, wie
anhand der Beispiele gezeigt, indikativ ist für Hypoglykämie. Hypoglykämie ist
häufig
das Ergebnis einer Unzulänglichkeit
oder eines Ausfalls bei der α-Zell-Entwicklung. Die
Beispiele zeigen, dass das Fehlen der Pax6-Expression indikativ ist für den Ausfall
oder einen Defekt in der α-Zell-Entwicklung
und somit der Glucagon-Produktion (und somit für Hypoglykämie).
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Die frühe Diagnose von Hypoglykämie ist
besonders wünschenswert
und von bemerkenswerter medizinischer Bedeutung. Somit ist es eine
bevorzugte Ausführungsform
die erfindungsgemäßen Verfahren
zur Diagnose oder den Nachweis von Hypoglykämie einzusetzen. Diese bevorzugte
Ausführungsform
kann dazu verwendet werden, Hypoglykämie in den Chorionzotten, d.
h. vor der Implantation des Embryos, zu diagnostizieren. Darüber hinaus
kann Hypoglykämie
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
anhand von Amniocentese diagnostiziert werden. Die frühe Diagnose
von Hypoglykämie
in Übereinstimmung
mit allen Verwendungen der erfindungsgemäßen Verfahren erlaubt die Behandlung
direkt nach der Geburt bevor klinische Symptome entstanden sind.
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In einer besonders bevorzugten in
vitro-Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die Prüfung
des Differenzierungsstatus in diesen α-Zellen mit einem Säuger-Embryo oder einem
Neugeborenensäuger
durchgeführt.
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Wie hierin vorstehend angegeben,
wird es besonders bevorzugt, mindestens einen weiteren Schritt in das
erfindungsgemäße Verfahren
einzuschließen,
der für
verschiedene pharmazeutische und genetisch-therapeutische Ansätze spezifisch
ist. Wie vorstehend erwähnt,
könnten
verschiedene kleine pharmazeutisch aktive Moleküle verwendet werden, um Pax6
zu aktivieren und somit die Differenzierung und Produktion von Glucagon-produzierenden α-Zellen und
die Entwicklung von Langerhans-Inseln zu induzieren. Gleichermaßen würde das
intrazelluläre
Targetieren von aktivem Pax6 ähnliche
Konsequenzen fördern.
In Übereinstimmung mit
dieser Anmerkung wurde vorgeschlagen, dass Epithelzellen des Pankreasgangs
potenzielle Stammzellen für
endokrine Zelltypen enthalten würden.
Man geht davon aus, dass die Induktion von Pax6-Aktivität in diesen Zellen, jedoch
nicht ausschließlich
in diesen Zellen, die Differenzierung in Glucagon-produzierende
Zellen vorantreibt.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist der Differenzierungsstatus pankreatischer Zellen das Ergebnis
der Aktivität
eines Medikaments oder eines gentherapeutischen Ansatzes. Dieser
Differenzierungsstatus kann zum Beispiel durch gentherapeutische
Ansätze
beeinflusst werden, wobei ein funktionelles Pax6- und gegebenenfalls
Pax4-Gen unter Verwendung eines retroviralen Vektors (Naldini et
al., Science 272 (1996), 263–267;
Mulligan, Science 260 (1993), 926–932) oder anderer geeigneter
Vektoren in vivo in Zellen eingebracht wird/werden. Gleichermaßen können in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung Zellen von einem Patienten isoliert
werden, in vitro so modifiziert werden, dass sie in α-Zellen und
Langerhans-Inseln von β-Zellen
differenzieren, wobei Standard-Gewebekulturverfahren verwendet werden,
und diese werden dann wiederum in den Patienten zurückgebracht.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
beeinflusst dieses Medikament oder dieser gentherapeutische Ansatz
den Expressionsspiegel des Pax6-Gens und, gegebenenfalls, des Pax4-Gens
auf Ebene von mRNA oder Protein.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist die Prüfung des
Differenzierungsstatus von Pankreaszellen ein Prüfen des Entwicklungsstatus
in Pax6-knockout-Mäusen, die
gegebenenfalls gleichzeitig Pax4-knock -out-Mäuse sind.
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In einer zusätzlichen bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung soll ein funktionelles und exprimierbares
Pax6-Gen und, gegebenenfalls, ein funktionelles und exprimierbares
Pax4-Gen in duktale Epithelzellen eingebracht werden, die, verglichen
mit α- und β-Zellen,
einen ähnlichen,
aber doch unterschiedlichen Differenzierungsweg besitzen. Mit dieser
erfindungsgemäßen Ausführungsform
ist der Fachmann in der Lage die Bestimmung von duktalen Epithelzellen
in α- und β-Zellen umzulenken.
Somit geht man davon aus, dass diese Zellen nach Transfektion mit
dem Pax6-Gen in α-Zellen
differenzieren und die β-Zellen
Langerhans'sche
Inseln ausbilden. Eine entsprechende pharmazeutische Verwendung
wird ins Auge gefasst, falls ein Patient an einer α-Zell-Defizienz
und somit einer Glucagon-Defizienz leidet. Es ist beabsichtigt,
dass dieses Verfahren in vitro durchgeführt wird, oder dass es in vivo
durchgeführt
werden soll.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
weiter einen transgenen, nicht-menschlichen Säuger, der mindestens ein inaktiviertes
Pax6-Allel umfasst.
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Das erfindungsgemäße, nicht-menschliche, transgene
Tier kann vorteilhafterweise zur Kontrolle der Entwicklung unterschiedlicher
Zellen verwendet werden, zum Beispiel im Pankreas. Die Verwendung
des nicht-menschlichen, transgenen Säugers ist jedoch nicht eingeschränkt auf
das Studium der Entwicklung des Pankreas. Da man jetzt davon ausgeht,
dass Pax6 in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung ein Hauptregulator für α-Zellen ist,
kann dessen Einfluss auch in anderen Zelltypen des Körpers untersucht
werden.
-
Da das erfindungsgemäße nicht-menschliche,
transgene Tier, das vorzugsweise eine transgene Maus im homozygoten
Status ist, schwere Pankreas- und neuronale Schäden hat, die im Falle von transgenen
Mäusen
zum Tod innerhalb von wenigen Minuten nach der Geburt führen, kann
dieses transgene Tier weiter für
die Untersuchung von Erkrankungen verwendet werden, die mit Funktionsstörungen bei
der Entwicklung assoziiert sind, insbesondere im Pankreas und im
Gehirn. Da den transgenen Mäusen
Glucagon-produzierende Zellen fehlen und sie klinische Symptome
zeigen, die ähnlich
denjenigen von menschlichen Patienten sind, die an Hypoglykämie leiden,
können
diese Mäuse
als ein Tiermodell für
therapeutische und pharmazeutische Forschung gegen Hypoglykämie dienen.
Aus den gleichen Gründen
wie hierin vorstehend dargelegt, können diese transgenen, nicht-menschlichen
Säuger,
vorzugsweise diese transgenen Mäuse,
als ein Modellsystem zum Studium geistiger Störungen verwendet werden.
-
Vorzugsweise umfasst der erfindungsgemäße transgene,
nicht-menschliche Säuger
weiterhin mindestens ein inaktiviertes Pax4-Allel.
-
Diese Ausführungsform erlaubt das Studium
der Interaktion von Pax6 und Pax4 bezüglich der Entwicklung des Säugers oder
bestimmter Gewebe von diesem, insbesondere des Pankreas. All die
Anwendungen, die hierin vorstehend hinsichtlich des Pax6-transgenen Säugers diskutiert
wurden, gelten auch für
den Säuger,
der zwei Transgene trägt.
Es könnte
auch wünschenswert
sein, Pax6-Genexpression und gegebenenfalls Pax4-Genexpression in
einem bestimmten Entwicklungsstadium und/oder Leben des transgenen
Tieres zu inaktivieren. Das kann erreicht werden, indem zum Beispiel
gewebespezifische, Entwicklungs- und/oder Zell-regulierte und/oder
induzierbare Promotoren verwendet werden, die die Expression von
z. B, einem Antisense-Konstrukt oder Ribozym steuern, das gegen
das RNA-Transkript gerichtet ist, das das Pax6-Protein codiert und
gegebenenfalls gegen die Pax4-codierende RNA. Ein geeignetes induzierbares
System ist zum Beispiel die Tetrazyklin-regulierte Genexpression
wie z. B. von Gossen and Bujard (Proc. Natl. Acad. Sci. 89 USA (1992),
5547–5551)
und Gossen et al. (Trends Biotech. 12 (1994), 58–62) beschrieben.
-
Demgemäß ist in dieser Ausführungsform
der transgene, nicht-menschliche Säuger z. B. ein Labortier wie
eine Maus oder eine Ratte.
-
In Übereinstimmung mit der vorliegenden
Erfindung kann das transgene Tier entweder homozygot oder heterozygot
für entweder
inaktiviertes Pax4 oder inaktiviertes Pax6 oder für beide
inaktivierten Gene sein.
-
Darüber hinaus betrifft die vorliegende
Erfindung die Verwendung von mindestens einer ersten Nucleinsäuresequenz,
die ein funktionales und exprimierbares Pax6-Protein codiert und,
gegebenenfalls, einer zweiten Nucleinsäuresequenz, die ein funktionales
und exprimierbares Pax4-Protein codiert, für die Herstellung eines Arzneimittels
zur Behandlung, Vermeidung und/oder Verzögerung von Hypoglykämie und/oder
eines neuronalen Leidens in einem Säuger. Gemäß der Erfindung können Vektoren,
die diese Nucleinsäuresequenzen
enthalten, funktionell mit regulatorischen Elementen verknüpft sein,
die die Expression dieser Nucleinsäuresequenzen erlauben und/oder
Targetierung dieser Nucleinsäuresequenzen
in Pankreaszellen erlauben.
-
Die Erfindung betrifft weiter die
Verwendung eines funktionalen Pax6-Proteins und gegebenenfalls eines
funktionalen Pax4-Proteins zur Herstellung eines Arzneimittels zur
Behandlung, Verhinderung und/oder Verzögerung von Hypoglykämie und/oder
eines neuronalen Leidens in einem Säuger. Der Begriff "funktional" besitzt die gleiche
Bedeutung wie hierin vorstehend umrissen.
-
Vorzugsweise ist der Säuger, auf
den sich in den vorstehenden Ausführungsformen bezogen wird,
ein Mensch, eine Ratte oder eine Maus und somit beinhaltet die Erfindung
weiterhin einen nicht-menschlichen, transgenen Säuger, der so modifiziert wurde,
dass er mindestens ein erstes Nucleinsäure-Molekül umfasst, das eine Sequenz
enthält,
die ein funktionales und exprimierbares Pax6-Protein codiert und
gegebenenfalls ein zweites Nucleinsäure-Molekül, das eine Sequenz beinhaltet,
die ein funktionales und exprimierbares Pax4-Protein codiert (wobei
der Säuger
das/die Nucleinsäure-Molekül(e) exprimiert).
Der Säuger
kann pränatal
oder postnatal modifiziert werden, z. B. nachdem ein erfindungsgemäßes in vitro-Verfahren
geringe Mengen, veränderte
s) oder kein Pax6-Protein oder mRNA zeigt, zur Behandlung, Verhinderung
oder Verzögerung von
Hypoglykämie
oder einer geistigen Störung;
und die Modifikation kann durchgeführt werden mit Verfahren, die
hierin diskutiert wurden oder mit Hilfe von Verfahren, die innerhalb
des Bereichs eines Fachmanns liegen, ohne dass dabei ausgehend von
dieser Offenbarung ein übermäßiger Aufwand
betrieben werden muss.
-
Es wird durch die vorliegende Erfindung
ins Auge gefasst, dass die Nucleinsäuren und Proteine entweder
alleine oder in einer beliebigen Kombination und gegebenenfalls
zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger oder einem Arzneimittelträger verabreicht
werden. Die Nucleinsäuresequenzen
können stabil
in das Genom des Säugers
integriert werden. Andererseits können virale Vektoren verwendet
werden, die spezifisch sind für
bestimmte Zellen oder Gewebe, vorzugsweise für Pankreas und/oder Gehirn
und die in diesen Zellen fortbestehen, wobei sie die Expression
der Pax-Gene in diese Zellen übertragen.
Geeignete pharmazeutische Träger
und Arzneimittelträger
sind im Stand der Technik gut bekannt. Elemente, die in der Lage
sind, ein Nucleinsäure-Molekül und/oder
ein Protein in spezifische Zellen zu targetieren, sind im Stand der
Technik beschrieben, zum Beispiel in Somia et al., Proc. Natl. Acad.
Sci., USA 92 (1995), 7570–7574.
Die Arzneimittel können
dem Säuger
in einer geeigneten Dosierung verabreicht werden, die anhand dieser
Offenbarung und der Erkenntnis im Stand der Technik bestimmt werden
kann, ohne dass dabei von einem Fachmann ein übermäßiger Aufwand betrieben werden
muss, wobei typische Faktoren zu bedenken sind, wie die Art, das
Alter, das Geschlecht, das Gewicht und die Verfassung des Säugers, die
Art der Verabreichung, ob ein Pax6-Protein oder Pax4- und Pax6-Proteine
verabreicht werden, ob ein Mittel zur Hemmung oder Stimulierung
von Pax6 oder Pax4 und Pax6 verabreicht wird, ob eine Nucleinsäure oder
Säuren
verabreicht werden und ob die Nucleinsäure oder Säuren für die Expression von Pax6 oder
Pax4 und Pax6 oder für
die Hemmung der Expression von Pax6 oder Pax4 und Pax6 gedacht sind,
unter anderem. Eine typische Dosierung kann zum Beispiel in dem
Bereich von 0,001-1000 μg liegen
(oder von Nucleinsäure
zur Expression oder zur Hemmung der Expression in diesem Bereich);
es werden jedoch auch Dosierungen unterhalb oder oberhalb dieses exemplarischen
Bereichs ins Auge gefasst, insbesondere unter Inbetrachtziehung
der vorstehend erwähnten Faktoren.
-
Die Verabreichung der geeigneten
Zusammensetzungen kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden,
z. B. durch intravenöse,
intraperitoneale, subkutane, intramuskuläre, topikale oder intradermale Verabreichung.
Die erfindungsgemäß hergestellten
Arzneimittel können
zur Verhinderung oder Behandlung oder Verzögerung von unterschiedlichen
Arten von Erkrankungen verwendet werden, zum Beispiel Pankreas-bezogene
Erkrankungen, namentlich Hypoglykämie oder unterschiedliche Arten
von erworbenen oder angeborenen neuralen Leiden, neuraler Degeneriertheit
und verwandter Leiden, wie geistige Erkrankungen. Solche Erkrankungen
und Leiden stammen vorzugsweise von endokrinen oder neuralen Geweben
ab, z. B. Pankreas und Gehirn.
-
Darüber hinaus ist es möglich, ein
Arzneimittel, das eine Nucleinsäuresequenz
umfasst, die ein Pax6-Protein codiert und gegebenenfalls eine Nucleinsäuresequenz,
die ein Pax4-Protein codiert, für
Gentherapie zu verwenden. Es können
selbstverständlich
auch beide Sequenzen in dem gleichen Vektor enthalten sein. Wie
vorstehend beschrieben, entstehen die Krankheiten häufig, wenn
die Zellen beide funktionalen Kopien der Pax-Gene verlieren. In
einem solchen Fall kann das Einbringen funktionaler Kopien der entsprechenden
Gene dabei helfen, die Situation zu verbessern. Forschung, die Gentransfer
in Zellen der Keimbahn betrifft, ist, zum Beispiel, eines der am
schnellsten wachsenden Gebiete der Reproduktionsbiologie. Gentherapie, die
auf das Einbringen therapeutischer Gene in Zellen mit Hilfe von
ex vivo- oder in vivo-Verfahren begründet ist, ist eine der wichtigsten
Anwendungen von Gentransfer. Geeignete Vektoren und Verfahren für die in
vitro- oder in vivo-Gentherapie sind in der Literatur beschrieben
und sind dem Fachmann bekannt; siehe z. B. Giordano, Nature Medicine
2 (1996), 534–539;
Schaper, Circ. Res. 79 (1996), 911–919; Anderson, Science 245 (1992),
808-813; Isner,
Lancet 348 (1996), 370–374;
Muhlhauser, Circ. Res. 77 (1955), 1077–1086; Wang, Nature Medicine
2 (1996), 714–716;
WO 94/29469 oder WO 97/00957, und Referenzen, die darin zitiert
sind. Das (die) Pax6- und, gegebenenfalls, Pax4-codierende(n) Gen
e) kann/können
für das
direkte Einbringen konstruiert sein oder für das Einbringen unter Verwendung
von Liposomen, oder viraler Vektoren (z. B. adenoviral, retroviral)
in die Zelle. Die Sequenzen, die das menschliche Pax6- und, gegebenenfalls,
das Pax4-Gen codieren, können
funktionell mit regulatorischen Sequenzen gekoppelt sein, die die
Expression dieses (dieser) Gens (Gene) in den Ziel-Zellen und -Geweben
exprimieren. In genetischen Erkrankungen repräsentiert das Einbringen eines
normalen, eines funktional-hinreichenden Allels, oder eines mutierten
nucleären
Gens eine Gen-Ersatz-Therapie (siehe z. B. Mouellic, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 87 (1990), 4712–4716;
Joyner, Gene Targeting, A Practical Approach, Oxford University
Press), die hauptsächlich
für monogene,
rezessive Funktionsstörungen
einsetzbar ist, wie zum Beispiel Diabetes und Hypoglykämie.
-
Somit betrifft die Erfindung in einer
weiteren Ausführungsform
die Verwendung des Pax6-Gens/(und gegebenenfalls des Pax4-Gens)
zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung von Hypoglykämie, wobei
diese Behandlung Folgendes umfasst:
- (a) Entfernen
einer Zelle aus einem Säuger;
(b) Einbringen eines funktionalen und exprimierbaren Pax6-Gens und,
gegebenenfalls, eines funktionalen und exprimierbaren Pax4-Gens
in diese Zelle; und (c) Wiedereinführen der Zelle, die als ein
Produkt aus Schritt (b) erhalten wurde, in diesen Säuger oder
in einen Säuger
der gleichen Art.
-
In noch einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung die Verwendung des Pax6-Gens/(und gegebenenfalls
des Pax4-Gens) zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung
in einem Verfahren zur Behandlung eines neuronalen Schadens, wobei
dieses Verfahren Folgendes umfasst:
- (a) Entfernen
einer Zelle aus einem Säuger;
- (b) Einbringen eines funktionalen und exprimierbaren Pax6-Gens
und, gegebenenfalls, eines funktionalen und exprimierbaren Pax4-Gens
in diese Zelle; und
- (c) Wiedereinführen
der Zelle, die als ein Produkt aus Schritt (b) erhalten wurde, in
diesen Säuger
oder in einen Säuger
der gleichen Art. Dieses soll so verstanden werden, dass die eingebrachten
Gene nach Einbringen in diese Zelle funktional und exprimierbar
sind und vorzugsweise während
der Lebenszeit dieser Zelle in diesem Stadium verbleiben.
-
Vorzugsweise ist dieser Säuger ein
Mensch, eine Ratte oder eine Maus.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform
der Verwendung der Erfindung ist diese Zelle eine Keimzelle oder
eine nicht-menschliche
embryonale Zelle, oder eine davon abstammende Zelle. Eine embryonale
Zelle kann zum Beispiel eine embryonale Stammzelle sein, wie z.
B. in Nagy, Proc. Natl. Acad. Sci. 90 (1993), 8424–8428 beschrieben.
In einer am meisten bevorzugten Ausführungsform ist diese Zelle
eine Eizelle oder stammt davon ab.
-
Geeignete Vektoren und Verfahren
für die
in vitro oder in vivo-Gentherapie sind in der Literatur beschrieben
und sind dem Fachmann bekannt. Die erfindungsgemäßen Arzneimittel können für die Behandlung von
Arten von Erkrankungen verwendet werden, die bisher unbekannt sind,
soweit sie einen Bezug zu der Expression und/oder nicht-Expression
des Pax6-Gens und/oder des Pax4-Gens haben.
-
Diese und andere Ausführungsformen
sind anhand der Beschreibung und der Beispiele der vorliegenden
Erfindung offenbart und umfasst. Weiterführende Literatur zum Beispiel,
die irgendeines) der Verfahren, Verwendungen und Zusammensetzungen
betrifft, die in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden, kann aus öffentlichen
Bibliotheken abgefragt werden, zum Beispiel unter Verwendung von elektronischen
Hilfsmitteln. Die öffentliche
Datenbank "Medline" kann zum Beispiel
verwendet werden, die zum Beispiel unter folgender Adresse erhältlich ist
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/PubMed/medline.html. Darüber hinaus
sind dem Fachmann Datenbanken und Adressen wie http://www.ncbi.nlm.nih.gov/,
http://www.infobiogen.fr/, http://www.fmi.ch/biology/research_tools.html,
http://www.tigr.org/ bekannt und können ebenfalls verwendet werden,
z. B. http://www.lycos.com. Ein Überblick über Patent-Information in der
Biotechnologie und eine Prüfung
relevanter Quellen von Patent-Information, die für eine zurückblickende Suche und für die gegenwärtige Erkenntnis
zweckmäßig ist,
ist in Berks, TIBTECH 12 (1994), 352–364 bereitgestellt.
-
KURZE BESCHREIBUNG DER
ZEICHNUNGEN
-
Diese Offenbarung kann am besten
in Verbindung mit den sie begleitenden Zeichnungen verstanden werden,
die hierin durch Bezugnahme enthalten sind, die Folgendes zeigen:
-
1 (1a, 1b, 1c).
Gezielter Ersatz von Pax6 durch das β-Galactosidase-Gen und Erzeugung
heterozygoter Mäuse.
-
Struktur des Wildtyp- und des targetierten
Pax6-Locus. Die Deletion des Pax6-Initiationscodons und der gesamten
Paired-Domäne wurde
durch Insertion der β-Galactosidase-Neomycin-Kassette pGNA erzeugt, die
von Philippe Brulet (Le Mouellic, H., et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. U.S.A. 87 (1990), 4712-4716)
entwickelt wurde.
-
Abkürzungen: A, ATG; B, Bam HI;
K, Kpn I; RV, Eco RV; S, Spe I.
-
2 (2a, 2b, 2c, 2d, 2e, 2f, 2g, 2h). β-Galactosidase-Aktivität in heterozygoten
Pax6-LacZ-Embryonen in verschiedenen Entwicklungsstadien.
-
Pax6/β-Galactosidase-Färbung wurde
in Tag 8,0-Embryonen in der offenen Neuralplatte und der geschlossenen
Neuralfalte (Pfeilspitzen) zum ersten Mal nachgewiesen. Am Tag 8,5
wurde in der Vorderhirnanlage (f) und dem Hinterhirn (h) β-Galactosidase-Färbung beobachtet,
die mit fortschreitendem Verschluss der Neuralröhre(n) kaudal progredierte.
In der Anlage der Mittelhirn (m)-Region wurde keine Expression nachgewiesen.
Am Tag 9,5 teilt sich das Vorderhirn in Telencephalon (t), Diencephalon
(d) und es bildet sich das optische Vesikel aus. Eine starke β-Galactosidase-Aktivität wurde
auch im Hinterhirn, in der Neuralröhre und in dem sich entwickelnden
Pankreas nachgewiesen (Pfeilspitze). Im Gehirn, im Auge, in der
Neuralröhre
und im Pankreas wurde die Expression während der gesamten Entwicklung
aufrechterhalten und persistierte in einigen Zellen des adulten
Tieres.
-
3 (3a, 3b). β-Galactosidase-Aktivität in homozygoten
Pax6-LacZ-Tieren am Tag 13,5 p.c.
-
–/– -Tiere
hatten keine Augen und keinen Riechkolben (Pfeilspitze)
-
4 (4a, 4b, 4c). β-Galactosidase-Aktivität im Pankreas
des Embryo und des Neugeborenen bei heterozygoten Pax6-LacZ-Mäusen.
- a, β-Galactosidase-Aktivität im Tag
9,0 p.c.- +/– -Embryo.
Eine starke Färbung
wird im Prosencephalon, Diencephalon, im optischen Vesikel, in der
Neuralröhre
und im Pankreas nachgewiesen (Pfeilspitze).
- b, Sagittalschnitt vom Tag 10,0 p.c.- +/– -Embryo. Nur eine Teilmenge
der Zellen der Pankreasknospe färbten
sich blau, entsprechend einer positiven β-Galactosidase-Expression. Vergrößerung,
400 ×.
Abkürzungen:
f, Darmrohr; p, Pankreasknospe.
- c, Pankreas eines Neugeborenen, gefärbt zum Nachweis von β-Galactosidase-Aktivität und gegengefärbt mit
Hämatoxylin-Eosin. Blaue β-Galactosidase-positive
Zellen wurden ausschließlich
in den Langerhans'schen
Inseln gefunden, was bedeutet, dass Pax6 ausschließlich in
endokrinen Zellen exprimiert wird.
-
5 (5a, 5b, 5c, 5d, 5e, 5f).
-
Analyse von β-Galactosidase-, Insulin- und
Glucagon-Expression im Pankreas von Neugeborenen +/– und –/– -Pax6-defizienten
Mäusen.
-
β-Galactosidase-Färbung ist
eingeschränkt
auf Langerhans'sche
Inseln von +/– -Mäusen (a,
b, c). Blaugefärbte
Zellen exprimieren entweder Insulin (a) oder Glucagon (b, c). Insulin-produzierende
Zellen bilden den Kern der Inseln, während Glucagon-produzierende
Zellen in der Peripherie lokalisiert sind (mit Pfeilspitzen markiert).
In –/– -Mäusen (d,
e, f) exprimierten ausschließlich β-Galactosidase-positive
Zellen Insulin und waren nicht in der Lage sich in inselartige Strukturen
zu organisieren. Die Spuren a, b und d, e sind benachbarte Bereiche.
Die Vergrößerung ist
200 ×.
-
6 (6a, 6b). Analyse der Insulin- und Glucagon-Expression
im Pankreas von neugeborenen homozygoten Small eye-Maus-Mutanten.
-
Die Bauchspeicheldrüse eines
homozygoten Small eye-Tieres poduziert ausschließlich Insulin (Pfeilspitze).
Insulin-produzierende
Zellen wurden nicht in Langerhans'sche Inseln organisiert, verblieben
jedoch über
das gesamte exokrine Gewebe verteilt. Glucagon-Synthese wurde niemals
nachgewiesen, was bedeutet, dass die α-Zell-Population fehlte. Vergrößerung ist
200 ×.
-
7 (7a, 7b). Analyse der Amylase-Expression in
exokrinen Geweben des Pankreas von Neugeborenen +/– und –/– -Pax6-defizienten
Mäusen.
-
Die Amylase-Expression in –/– -Mäusen in
dem exokrinen Gewebe blieb unbeeinflusst.
-
8 (8a, 8b, 8c, 8d). Analyse von β-Galactosidase-, Insulin-,
Glucagon- und Pdx1-Expression im Pankreas neugeborener Mäuse, die
sowohl für
Pax6 als auch Pax4 homozygot sind. In Mäusen, denen sowohl Pax4 als
auch Pax6 fehlte, wurden nur wenige β-Galactosidase-positive Zellen beobachtet
(a, b). Diese Zellen exprimierten weder Insulin (a) noch Glucagon
(b). Pdx1-positive Zellen konnten jedoch in dem Pankreas nachgewiesen
werden. Vergrößerung in
den Spuren a, b ist 200 ×;
c, d ist 400 ×.
-
9.
Vorgeschlagenes Modell für
die Rolle von Pax4 und Pax6 bei der Differenzierung von α- und β-Zellen während der
Entwicklung des Pankreas.
-
Am Tag 8,5 p.c. bestimmt die Pdx1-Expression
den Bereich des Endoderms, aus dem die exokrinen und endokrinen
Vorläuferzellen
entstehen. Der Beginn der Pax-Gen-Expression in den endokrinen Vorläufern am
Tag 9,0 p.c. legt diese Zellen auf 2 Typen von Vorläufern fest.
Die Vorläufer,
die sowohl Pax4 als auch Pax6 exprimieren, werden sich in reife
Insulin-produzierende β-Zellen entwickeln,
während
die Vorläufer,
die ausschließlich
Pax6 exprimieren, in Glucagon-produzierende α-Zellen differenzieren. Die Deletion
von Pax4 leitet die β-Zelllinie in die α-Zelllinie
um. Die Abwesenheit von Pax6 eliminiert die Linie für α-Zellen.
-
10.
Analyse von β-Galactosidase-,
Somatostatin- und PP-Expression im Pankreas von neugeborenen heterozygoten
(+/–)
und homozygoten (–/–) Pax6-mutierten
Mäusen.
Blau gefärbte
Zellen exprimieren entweder Somatostatin oder PP. Beide Zelltypen
werden in +/– -Mäusen an
der Peripherie der Langerhans'schen
Inseln lokalisiert (markiert durch Pfeilspitze). In –/– -Mäusen waren
noch Somatostatin- und PP-Zellen
anwesend, diese konnten sich aber nicht mehr in inselähnliche
Strukturen organisieren. Vergrößerung,
200 ×.
-
11.
Hormonelle Konzentrationen im Pankreas von Wildtyp, heterozygoten
und homozygoten Pax6-mutierten neugeborenen Mäusen.
-
Zwischen Wildtyp- und heterozygoten
Tieren wurden geringe oder keine Unterschiede in der Insulin- oder
Glucagon-Konzentration
beobachtet. Homozygote Tiere zeigten eine Reduktion der Insulin-Konzentration um
70% und eine Reduktion von Glucagon um 100%.
-
12.
Northern Blot-Analyse von Pankreas-Tumorzelllinien.
-
Eine hohe Expression von Pax6 korrelierte
mit einer hohen Expression von Insulin und manchmal Glucagon.
-
Ein besseres Verständnis der
vorliegenden Erfindung und ihrer zahlreichen Vorteile wird man anhand der
nachfolgenden Beispiele erhalten, die zum Zwecke der Veranschaulichung
bereitgestellt werden.
-
BEISPIELE
-
Antikörper, die gegen Insulin, Glucagon
und Amylase verwendet werden, sind von verschiedenen Firmen kommerziell
erhältlich.
Die Antikörper,
die in den Experimenten des Anmelders verwendet werden, wurden von
Boehringer Mannheim gekauft. Der Pdx1-Antikörper war ein großzügiges Geschenk
von Prof. Thomas Edlund (Department of Microbiology, University
of Umea, 5–901
87 Umea, Schweden). Antikörper
mit der gleichen Spezifität,
d. h. die das Pdx1-Protein spezifisch erkennen, können unter
Verwendung des Pdx1-Protein als ein Antigen in Anlehnung an herkömmliche
Verfahren hergestellt werden.
-
Beispiel 1: Herstellung
eines Konstrukts zur homologen Rekombination und Erzeugung von Pax6-defizienten Mäusen
-
Pax6-defiziente Mäuse wurden durch homologe Rekombination
in embryonalen Stamm (ES)-Zellen erzeugt, wobei gut etablierte Verfahren
verwendet wurden; zum Beispiel, A. L. Joyner, Herausgeber, "Gene targeting: a
practical approach",
Oxford University Press, Oxford, 1993. Kurz, ein 11,5 kb genomisches DNA-Fragment
wurde aus einer 129Sv-Maus-genomischen Bibliothek durch Durchmustern
nach Homologen isoliert, wobei als Sonde ein Fragment der Pax6-cDNA
verwendet wurde, das von Walter and Gruss, Development 113 (1993),
1435–1449,
beschrieben wurde. Die Herstellung der genomischen Bibliothek, das
Durchmustern nach Homologen und alle Clonierungsschritte wurden
unter Verwendung von Techniken durchgeführt, die im Stand der Technik
gut bekannt sind; siehe zum Beispiel Sambrook et al., "Molecular Cloning,
A Laboratory Manual" 2.
Ausgabe, CSH Press, Cold Spring Harbor, 1989; "Nucleic Acid Hybridisation, A Practical
Approach", Hames
and Higgins Hrsg., IRL Press, Oxford, 1985. Das Pax6-Initiationscodon
und die gesamte Paired-Domäne
wurde durch Inserierung einer β-Galactosidase-Neomycin-Kassette
in die Bam HI-Kpn I-Restriktionsschnittstelle
der genomischen DNA ersetzt, wobei eine Mutation erzeugt wurde,
die jedes funktionelle Pax6-Protein
eliminiert (1). Das
Targetierungs-Konstrukt wurde dann in die embryonale Stammzelllinie
R1 (Nagy, A., et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 90 (1993), 8424–8428) eingebracht.
Ungefähr
107 ES-Zellen wurden in einer Tris-Phosphat-Pufferlösung, die
30 μg linearisiertes
Targetierungs-Konstrukt
enthielt, durch Elektroporation unter Verwendung eines einzelnen
Pulses von 500 μF/250
Volt bei Raumtemperatur behandelt. Die Zellen wurden dann ausplattiert
und 2 Wochen lang gegen das Antibiotikum G418 selektioniert. Resistente Clone
wurden vereinzelt isoliert und deren DNA wurde mit den Restriktionsenzymen
Spe I-Eco RV gespalten und durch Southern Blot analysiert, wobei
eine Sonde verwendet wurde, die spezifisch für den Pax6-Locus war. Das mutierte
Pax6-Allel generierte ein 8,2 kb-Fragment im Vergleich mit einem
11 kb-Fragment der
Wildtyp-Allele. Von 200 analysierten Kolonien wurden 3 herausgefunden,
die ein mutiertes Pax6-Allel enthielten. Durch Vereinigung von ES-Zellen
eines mutanten Clons mit 8-Zell-Morula-Embryonen von der NMRI-Mauslinie, wurden
chimäre
Tiere erzeugt. Die chimären
Tiere wurden dann für
die Keimbahn-Transmission gekreuzt.
-
Beispiel 2: Expression
von Pax6 in sich entwickelnden und neugeborenen Tieren
-
β-Galactosidase-Aktivität wurde
in heterozygoten Embryonen während
der Entwicklung analysiert. In unterschiedlichen Entwicklungsstadien
wurden Embryonen isoliert und 30 Minuten in 3% Formaldehyd/0,02% Glutaraldehyd
in Phosphat-gepufferter
physiologischer Kochsalzlösung
(phosphate buffered saline; PBS) fixiert und über Nacht bei 30°C in einer
PBS-Lösung, enthaltend
0,1% Xgal, 2 mM MgCl2, 5 mM K3Fe(CN)6, 5 mM K4Fe(CN)6, 0,2% Nonidet P-40 und 2,5 mM Deoxycholinsäure gefärbt. Pax6/β-Galactosidase-Färbung wurde
zuerst in der offenen Neuralplatte und der geschlossenen neuralen
Falte von Tag 8,0-Embryonen nachgewiesen (2). Einige wenige Stunden später, am
Tag 8,5, wurde eine starke β-Galactosidase-Färbung in den Anlagen des Vorderhirns
und des Hinterhirns beobachtet und diese progredierte in kaudaler
Richtung, sobald die Neuralröhre
geschlossen wurde. Es wurde keine Expression in der Anlage der Mittelhirn-Region
nachgewiesen. Am Tag 9,5 teilt sich das Vorderhirn in das Telencephalon,
das Diencephalon und es bildet sich das optische Vesikel. Eine starke β-Galactosidase-Aktivität wurde
auch im Hinterhirn, in der Neuralröhre und in dem sich entwickelnden
Pankreas nachgewiesen. Die Expression wurde während der gesamten Entwicklung im
Gehirn, im Auge, in der Neuralröhre
und dem Pankreas aufrecht erhalten und persistierte in einigen Zellen des
adulten Tieres. Die β-Galactosidase-Expression
korrespondierte mit dem Pax6-Expressionsmuster, das zuvor anhand
von in situ-Analysen beschrieben wurde (Walter and Gruss, Development
113 (1991), 1435–1449).
Die Anmelder fanden keinerlei ektopische β-Galactosidase-Expression in
mutierten Tieren.
-
Homozygoten Tieren fehlten Auge und
Riechkolben, was in Missbildungen in Schädel und Gesicht resultierte.
Sie hatten auch Defekte im Diencephalon und Telencephalon und starben
einige Minuten nach der Geburt. Die Phänotypen, die in homozygoten
Pax6-LacZ-Mäusen
beobachtet wurden, waren ähnlich
denjenigen, die in homozygoten Small eye-Mutanten beschrieben wurden
(Stoykova, A., et al., Development 122 (1996), 34533465; Grindley,
J. C., et al., Development 121 (1995), 1433–1442).
-
Beispiel 3: Expression
von Pax6 in endokrinen Zellen des Pankreas
-
Die Pax6-Expression wurde im sich
entwickelnden Pankreas durch Studium von β-Galactosidase-Aktivität in heterozygoten
Pax6-LacZ-Embryonen studiert. β-Galactosidase-positive
Zellen wurden zuerst in einzelnen Zellen der Pankreas-Aufwölbung am
Tag 9,0 p.c. nachgewiesen. Die Pax6-Expression wurde in einer Untergruppe
von Zellen während
der Pankreasentwicklung aufrecht erhalten und war in neugeborenen
und adulten Tieren auf die Langerhans'schen Inseln beschränkt (4). In dem exokrinen Gewebe wurde keine Pax6-Expression
nachgewiesen.
-
Die hormonale Produktion im embryonalen
und Neugeborenen-Pankreas
wurde durch indirekte Immunchemie überprüft, wobei ein monoclonaler
Antikörper
verwendet wurde, der spezifisch für Insulin oder Glucagon ist
(5a, b, c). Die Zellen, die Pax6 exprimieren, synthetisierten
entweder Glucagon oder Insulin, was bedeutet, dass Pax6 sowohl in α- als auch
in β-Zellen exprimiert
wird. Die Bauchspeicheldrüsen
wurden isoliert und wie vorstehend beschrieben auf β-Galactosidase-Aktivität gefärbt. Nach
der Färbung
wurden die Gewebe in Paraffin eingebettet und 10 μm-Schnitte
wurden angefertigt. Alle immunhistochemischen Analysen mit Paraffinschnitten
wurden nach der β-Galactosidase-Färbung entsprechend
nach einem Standardverfahren durchgeführt. Kurz, die Schnitte wurden
in einer Serie von Alkohol-Verdünnungen
rehydriert und in einer Blockierungs-Lösung, die 1 mg/ml Blocking-Reagenz
(Boehringer-Mannheim
cat. # 1096176), 20% fötales
Kälberserum,
100 mM Maleinsäure,
150 mM NaCl enthielt, 30 Minuten bei Raumtemperatur in einer Feuchtekammer prähybridisiert.
Die Blocking-Lösung
wurde entfernt und die Schnitte wurden dann über Nacht in einer Feuchtekammer
bei Raumtemperatur mit einem primären Antikörper gegen Glucagon oder Insulin
getestet. Beide primären
Antikörper
wurden von Sigma erhalten (Cat # G-2654; I-2018) und 1 : 500 in Blocking-Puffer
verdünnt.
Die Schnitte wurden dann 3 × 10
Minuten in einem TBST-Puffer gewaschen, der 10 mM Tris-Cl pH 8,0, 150
mM NaCl, 0,05% Tween-20 enthielt und über Nacht mit einem zweiten
Anti-Maus-IgG-Antikörper, gekoppelt
an Meerrettich-Peroxidase (Cappel Teknika Corp. Antikörper cat.
# 55559) getestet. Die Schnitte wurden wiederum 3 × in TBST-Puffer
gewaschen und in einer TBST-Lösung
gefärbt,
die 0,5 mg/ml Diaminobenzidin, 0,066% H2O2 enthielt.
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Beispiel 4: Analyse von
Insulin und Glucagon in Mäusen,
denen das Pax6-Gen fehlt
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β-Galactosidase-positive
Zellen wurden in dem Pankreas von neugeborenen Tieren mit homozygoten Pax6-Mutanten
noch nachgewiesen. Sie waren jedoch nicht in der Lage, Inseln auszubilden
und blieben über das
gesamte exokrine Gewebe verstreut (5d, e, f). Darüber hinaus
produzierten β-Galactosidase-positive Zellen
ausschließlich
Insulin. Glucagon-produzierende Zellen wurden nie nachgewiesen,
was bedeutet, dass die α-Zellen-Population
im Pankreas von homozygoten Mutanten fehlte. Ähnliche Ergebnisse wurden mit
der natürlichen
Maus-Mutante Small eye erhalten (6),
die ebenfalls ein mutiertes Pax6-Allel enthält (Van de Meer-Jong, R., et
al., Genomics 7 (1990), 270–275).
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Darüber hinaus bildete die β-Zell-Population
von Mäusen
mit homozygot mutiertem Pax6 keine Langerhans'schen Inseln aus, obwohl sie noch Insulin
produzierte. Im normalen Pankreas ist die Bildung von Inseln in
Bezug auf ihren Ursprung nicht clonal (Deltour, L., et al., Development
112 (1991), 1115-1121),
man geht aber davon aus, dass sie das Ergebnis von Zellmigration
und -aggregation darstellt, die spät in der Entwicklung auftritt
(Herrera, P. L., et al., Development 113 (1991), 1257–1265).
Es ist möglich,
dass Pax6 bei der Organisation der endokrinen Zellen in Inseln beteiligt
ist. Kürzliche
Studien schlagen vor, dass Zell-Adhäsionsmoleküle bei der Ausbildung der Inseln
eine wichtige Rolle spielen (Dahl, U., et al., Development 122 (1996), 2895–2902; Moller,
C. J., et al., Mol. Endocrinol. 6 (1992), 1332–1342; Rouiller, D. G., et
al., Dev. Biol. 148 (1991), 233–242)
und es ist gezeigt worden, dass Pax6 an den Promotor von mindestens
einem Zell-Adhäsionsmolekül binden
kann (Chalepakis, G., et al., DNA Cell Biol. 13 (1994), 891–900). Schließlich wurde
das exokrine Gewebe des Pankreas von Homozygoten mit dem Pankreas
von Heterozygoten hinsichtlich der Amylase-Produktion verglichen
(Sigma-Antikörper
Cat. # A-8273). Es wurde kein Unterschied zwischen Homozygoten und
Heterozygoten beobachtet, was bedeutet, dass das exokrine Gewebe
in Abwesenheit von Pax6 nicht beeinflusst wurde (7).
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Beispiel 5: Sowohl Pax4
als auch Pax6 sind für
die Differenzierung der Endokrinen erforderlich
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Das Pax4-Gen ist für die Differenzierung
der β-Zellen
erforderlich, weil mutante Mäuse
keine Insulin-sekretierenden Zellen entwickeln. Das Schicksal von
endokrinen Zellen im Pankreas von neugeborenen Tieren, denen sowohl
Pax6 als auch Pax4 fehlte, wurde analysiert. In dem exokrinen Gewebe
wurde noch eine kleine Population von β-Galactosidase-positiven Zellen
beobachtet. Während
die Zellen keinerlei Insulin oder Glucagon produzierten, konnte
die Expression des Homeobox-Gens Pdx1 nachgewiesen werden (8). Da Pdx1 ausschließlich in
Vorläufer-Zellen
und reifen β-Zellen
exprimiert wird (Guz, Y., et al., Development 121 (1995), 11–18) und
homozygote Pax4-Mäuse, denen β-Zellen fehlen,
Pdx1 nicht exprimieren, bedeuten die Ergebnisse der Anmelder, dass
die endokrinen Vorläufer-Zellen im Pankreas
von Pax4/Pax6-homozygoten neugeborenen Mäusen weiterhin vorhanden waren,
jedoch nicht in der Lage waren in reife endokrine Zellen zu differenzieren.
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Basierend auf ihren Beobachtungen
schlagen die Anmelder vor, dass Pax4 und Pax6 das zelluläre Schicksal
der endokrinen Vorläufer
während
der Entwicklung bestimmen (9).
In einem ersten Schritt definiert das Pdx1-Gen den Bereich des Endoderms,
aus welchem pankreatische exokrine und endokrine Vorläufer entstehen,
da dessen Expression vor der Expression von Pax-Genen auftritt (Serup,
P.- et al., Biochem. J. 310 (1995), 997–1003; Guz, Y., et al., Development
121 (1995), 11-18)
und Mäuse,
denen Pdx1 fehlt, bilden keinen Pankreas aus (Jonsson, J., et al.,
Nature 371 (1994), 606–609).
Das Einschalten von Pax-Expression in dem Pankreas unterteilt die
endokrinen Vorläufer
in zwei Populationen: Zellen, die sowohl Pax4 als auch Pax6 exprimieren,
differenzieren in reife β-Zellen, während Zellen,
die ausschließlich
Pax6 exprimieren, in α-Zellen
differenzieren. Die Abwesenheit von Pax4 leitet alle Vorläufer in
die α-Zelllinie
um, da Pax6 in diesen Zellen weiterhin vorliegt. Dies wird durch
die Beobachtung unterstützt,
dass homozygote Pax4-mutante Mäuse eine
größer als
normale α-Zell-Population
besitzen, während
ihnen β-Zellen
fehlen. Die Deletion von Pax6 eliminiert die Linie der α-Zellen in ihrer Gesamtheit
oder kann die Vorläufer
in die Linie der β-Zellen
umleiten. Wenn sowohl Pax4 als auch Pax6 fehlen, sind die Vorläufer nicht
in der Lage sich in reife endokrine Zellen zu entwickeln. Somit
sind beide Pax-Gene für
die endokrine Zelldifferenzierung während der Pankreasentwicklung
erforderlich.
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Beispiel 6: Expression
von Pax6 in pankreatischen δ-
und PP-Zellen
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Die Pax6-Expression in Somatostatin-produzierenden δ-Zellen und
in PP-Zellen wurde durch Studium der β-Galactosidase-Aktivität in heterozygoten
und homozygoten Pax6-LacZ-neugeborenen Mäusen analysiert (10). Die hormonelle Produktion
im Pankreas von Neugeborenen wurde durch indirekte Immunchemie überprüft, wobei
ein monoclonaler Antikörper
verwendet wurde, der spezifisch für Somatostatin oder pankreatisches
Polypeptid (PP) ist. Zellen, die sowohl Somatostatin als auch PP
produzierten, exprimierten Pax6, was bedeutet, dass Pax6 auch in δ-Zellen und
PP-Zellen exprimiert wird. Beide Zelltypen wurden in der Peripherie
der Langerhans'schen
Inseln gefunden. Diese Zellen lagen auch noch in homozygoten Tieren
vor, waren aber nicht in Inseln organisiert. Die Bauchspeicheldrüsen von
Neugeborenen wurden isoliert und wie in Beispiel 2 beschrieben auf β-Galactosidase-Aktivität gefärbt, während die
indirekte Immunchemie wie in Beispiel 3 beschrieben durchgeführt wurde.
Die monoclonalen Antikörper
gegen Somatostatin und PP wurden von Dacko (Cat # AO566, AO619)
erhalten.
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Beispiel 7: Insulin- und
Glucagon-Konzentrationen in Bauchspeicheldrüsen von heterozygoten und homozygoten
Pax6-mutanten neugeborenen
Mäusen
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Insulin- und Glucagon-Produktion
in vollständigen
Bauchspeicheldrüsen
von heterozygoten oder homozygoten neugeborenen Pax6-LacZ-Mäusen wurde
durch einen Radioimmuntest (radioimmunoassay; RIA) quantifiziert.
Zwischen Wildtyp- und heterozygoten Tieren wurden keine signifikanten
Unterschiede in den Insulin- oder Glucagon-Konzentrationen beobachtet
(11). In homozygoten
Tieren wurde jedoch eine dreifache Abnahme der Insulin-Konzentration
und ein vollständiges
Fehlen der Glucagon-Produktion beobachtet. Diese Ergebnisse sind
in Übereinstimmung
mit denjenigen, die anhand der Immunhistochemie erhalten wurden
(Beispiel 4) und schlagen vor, dass Pax6 für die Ausbildung von α-Zellen während der
Pankreas-Entwicklung erforderlich ist und an der Regulation des
Insulin-Gens in β-Zellen
beteiligt ist. Kürzlich
wurde auch gezeigt, dass das Pax6-Protein den Insulin-Promotor binden
und aktivieren kann (Sander et al., Genes Dev. 11 (1997), 1662-1673).
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RIAS für Insulin wurden unter Verwendung
eines kommerziell erhältlichen
Kits von Lonco Research (Cat#: RI-13K) durchgeführt und dies erfolgte gemäß den Anleitungen
der Hersteller. Die Bauchspeicheldrüsen von Wildtyp- und mutanten
Mäusen
wurden unmittelbar vor der Geburt an e19 der Schwangerschaft durch
Kaiserschnitt isoliert. Einzelne Bauchspeicheldrüsen wurden in 40 μl Säure-Extraktionspuffer
(80 ml Ethanol, 17,9 ml destilliertes Wasser, 2,1 ml konzentrierte
HCl) gegeben und auf Eis einer Ultraschall-Behandlung unterzogen, um ihren Protein-Inhalt
zu extrahieren. Nach einer Inkubation über Nacht bei 4°C wurden
die Proben 15 Minuten bei 13.000 UpM zentrifugiert. Die Überstände wurden dann
in ein neues Gefäß übertragen
und der RIA wurde mit einer 1 : 1.000 bis 1 : 10.000-Verdünnung mit
jeder Protein-Extraktion durchgeführt. Kurz, 100 μl jedes verdünnten Extraktes
wurden 18 Stunden bei 4°C
mit 100 μl
Ratten-Insulin-Antikörper
und 100 μl 125I-Insulin-Markierung inkubiert. Die Proben
wurden dann in 1 ml Präzipitations-Reagenz
20 Minuten bei 4°C gefällt und
15 Minuten bei 2.000 UpM zentrifugiert. Die Überstände wurden dekantiert und die
Rückstände in einem
Scintillationszähler
gezählt.
Der RIA für
Glucagon wurde unter Verwendung eines kommerziell erhältlichen
Kits von Linco Research (Cat#: GL-32K) entsprechend den Anleitungen
des Herstellers durchgeführt. Proteine
von neugeborenen Wildtyp- und
Mutanten-Bauchspeicheldrüsen
wurden wie vorstehend beschrieben isoliert und 100 μl von jeder
verdünnten
Probe wurden 18 Stunden bei 4°C
mit 100 μl
Ratten-Glucagon-Antikörper inkubiert,
gefolgt von einer 24-Stunden Inkubation bei 4°C mit 100 μl 125I-Glucagon-Markierung.
Die Proben wurden dann in 1 ml Präzipitations-Reagenz 20 Minuten
bei 4°C
ausgefällt
und 15 Minuten bei 2.000 UpM zentrifugiert. Die Überstände wurden dekantiert und die
Rückstände in einem
Scintillaitonszähler
gezählt.
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Beispiel 8: Expression
von Pax6 in pankreatischen Tumorzelllinien
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Die Pax6-Expressionsspiegel wurden
in verschiedenen Insulinom-(RIN
5F, βTC1),
Glucagonom- (αTC1-9),
Somatostatinom-(RIN 14β),
Insel-Tumor-(HC 13, HC 13T, RINm) und duktalen Adenokarzinom-(mPAC)-Zelllinien
analysiert (12). In βTC1 und HC
13-Zelllinien wurde
eine sehr hohe Pax6-Expression nachgewiesen, während in den Linien RINm, RIN
5F und RIN 14β mäßige Spiegel
beobachtet wurden. Wenig oder gar keine Expression wurde in mPAC, αTC1-9 und
HC 13T-Zelllinien nachgewiesen. Pankreatische endokrine Tumoren
sind häufig
mit einer hohen hormonellen Sekretion assoziiert. In Tumor-Zelllinien,
die hohe Spiegel an Pax6 exprimieren, wurden hohe Spiegel an Insulin-
und Glucagon-Expression beobachtet, was bedeutet, dass eine Beziehung
bestehen kann zwischen abnormaler Pax6-Expression und aberranter hormoneller
Produktion in endokrinen Tumoren. Darüber hinaus wurde die Insulin-
und Glucagon-Expression verhindert, nachdem die Insel-Tumorzelllinie
HC 13 in die Fibroblasten-Zelllinie HC 13T entdifferenziert wurde. Die
Expressionsspiegel in den unterschiedlichen Zelllinien wurden mit
Hilfe herkömmlicher
Northern Blot-Analysen ausgewertet, wie beschrieben, z. B. bei Sambrook
et al., "Molecular
Cloning: A Laboratory Manual",
CSH Press, Cold Spring Harbor, 1989. Kurz, die Zellen wurden trypsiniert
und in ein Gefäß übertragen,
das 1 ml Homogenisierungspuffer enthielt (3 M LiCl, 6 M Harnstoff,
0,1% SDS) und 3–4 × 20 Sekunden
auf Eis einer Ultraschall-Behandlung unterzogen. Nach Inkubation über Nacht
bei 4°C
wurden die Lysate 30 Minuten bei 18.600 UpM zentrifugiert. Die RNA-Rückstände wurden
2 × in
1 ml 3 M LiCl gewaschen, in 500 μl
Lösungspuffer
aufgelöst
(10 mM Tirs-Cl pH 7,5, 0,5% SDS) und durch Phenol-Chloroform-Extraktion
gereinigt, gefolgt von einer Ethanol-Fällung. 20 μg RNA wurden in einem Agarosegel
aufgetrennt und auf eine Nylon-Membran übertragen, wobei standardisierte
Northern Blot-Protokolle verwendet wurden. Die Membranen wurden
dann entweder mit einer Maus-Pax6-cDNA-Sonde (EMBL Registriernummer
# X63963), einer Maus-Glucagon-cDNA-Sonde (EMBL Registriernr. #
Z46845) oder einer Ratten-Insulin-cDNA-Sonde (EMBL Registriernr.
# J04807) hybridisiert. Die Zelllinien RINm (cat # CRL-2057), RIM
5F (cat # CRL-2058) und RIN 14β (cat
# CRL-2059) wurden von der American Tissue Culture Collection erhalten.
Die Zelllinien βTC1, αTC1-9, HC
13, HC 13T und mPac können
von Rip1Tag2-trangenen
Mäusen
isoliert werden (Hanahan, D., Nature 315 (1985), 115–122), wobei
herkömmliche
Gewebekultur-Verfahren verwendet werden.
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Während
wir hiermit bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung beschrieben haben, ist dies so zu verstehen,
dass die Erfindung, die durch die anhängigen Ansprüche definiert
ist, durch die besonderen Einzelheiten, die in der vorstehenden
Beschreibung dargestellt sind, nicht eingeschränkt ist, da zahlreiche offensichtliche
Variationsmöglichkeiten
davon möglich
sind, ohne sich von ihrem Schutzumfang zu entfernen.
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