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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine niedrigviskose, strahlungshärtende
biokompatible Formulierung zur generativen Herstellung von Medizinprodukten,
insbesondere Ohrpassstücken und dentalen Formteilen, mittels
Bildprojektionssystemen, auf Basis mindestens zweier Verbindungen,
die radikalisch polymerisierbare (Meth)acrylatfunktionen aufweisen
und mindestens eines für die radikalische Polymerisation
der o. g. Verbindungen im relevanten Strahlungsbereiches nutzbaren
Photoinitiators und in einer besonderen Ausführungsform
enthaltend oberflächenmodifizierte Nanopartikel.
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Bildprojektionssysteme
auf der Basis von Emissionsquellen im sichtbaren Strahlungsbereich
gewinnen aufgrund einer Vielzahl von Gründen zunehmend an
Bedeutung im Bereich der generativen Fertigungsverfahren zur Herstellung
dreidimensionaler Objekte. Dabei sind solche Systeme eine interessante
Alternative zu generativen Fertigungsverfahren auf Basis von UV-Laserstrahlungsquellen.
Der Einsatz von Bildprojektionssystemen mit sichtbarem Emissionsbereich
ist im Vergleich zu Systemen, die auf Laserstrahlungsquellen zur
Photopolymerisation zurückgreifen, mit einem erheblich
geringeren finanziellen Aufwand im Hinblick auf die Anschaffung
bei ebenfalls verringerten Wartungskosten verbunden. Dabei zielt
die vorliegende Erfindung insbesondere auf Bildprojektionssysteme
ab, die ein flexibles, strahlungsdurchlässiges Transportband
besitzen, mittels dessen die photopolymerisierbare Formulierung
in die Belichtungsstation transportiert wird. In der Belichtungsstation
projiziert ein Digital Light Processor, im Folgenden kurz DLP genannt,
bildweise das photopolymerisierbare Harz durch das strahlungsdurchlässige
Band, um Bild für Bild beziehungsweise Schicht für Schicht
die Harzformulierung auszuhärten. Die DLP-Einheit ist dabei
oberhalb des Transportbandes angebracht. Nach dem Belichten und
Aushärten einer jeden Schicht wird diese anschließend durch
Wegführen der Bauplattform vom Beschichtungsband gelöst.
Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis das dreidimensionale Objekt
generiert ist.
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An
die in solchen Systemen eingesetzten Harzformulierungen werden vielfältige
Anforderungen gestellt. Zum einen müssen solche Formulierungen
einen gleichmäßigen Materialfilm auf dem Transportband
bilden. Zum anderen soll sich dann jedoch die ausgehärtete
Schicht wieder leicht von diesem lösen und zusätzlich
eine ausreichende mechanische Festigkeit besitzen, um an der Bauplattform
und dem generierten Objekt stabil hängen zu bleiben und
somit dreidimensionale Objekte bilden zu können. Solche
Formulierungen, für Formkörper, die keine bzw.
nur eine geringe Inhibierungsschicht besitzen, werden in
EP 1717637 beschrieben.
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Diese
Formulierungen besitzen jedoch den Nachteil, dass sie für
medizintechnische Anwendungen nicht oder nur in sehr begrenztem
Maße einsetzbar sind. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass an die generierten Formkörper für die medizintechnischen
Anwendungen hinsichtlich der Biokompatibilität hohe Anforderungen
gestellt werden. In den beanspruchten Formulierungen werden jedoch
zur Verringerung der Abzugskräfte zwischen Transportband
und Bauplattform und zur besseren Benetzung des Bandes Verbindungen
aus z. B. der Gruppe der Silikonacrylate eingesetzt. Diese besitzen
eine sensibilisierende Wirkung und sind deshalb nur eingeschränkt
für die Herstellung von Medizinprodukten verwendbar.
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Der
Minimierung der Abzugskräfte kommt eine besondere Bedeutung
bei o. g. generativen Fertigungsverfahren zu. Dazu werden dem Stand
der Technik gemäß auch mehrere mechanische Lösungen
in
US 5,171,490 ,
DE 4125534 A1 und
DE 10 2004 022 600 171 beschrieben,
um die ausgehärtete Materialschicht von der Referenzebene
zu trennen. Dabei wird in den o. g. Schriften die Folie zum Zweck
der Trennung bewegt, abgezogen, abgerollt oder ein Schieber, Streifer
oder eine Platte über eine Seite der Folie bewegt. All diese
Verfahren mit dem Nachteil behaftet, dass zusätzlich mechanisch
angetriebene Komponenten eingesetzt werden, die fehleranfällig
sind. Dies ist im Hinblick auf die Robustheit eines generativen
Herstellprozesses für das Rapid Manufacturing nicht wünschenswert.
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Darüber
hinaus müssen die ausgehärteten medizintechnischen
Objekte im Vergleich zu Prototypen eine erhöhte Farbstabilität über
längere Zeiträume aufweisen, da diese mit der
menschlichen Körperoberfläche in Kontakt kommen
und somit unterschiedlichsten Auslaugmedien ausgesetzt sind. Die
in
EP 1717637 beanspruchten
Formulierungen besitzen ein kombiniertes Initiatorsystem, welches
den o. g. Anforderungen nicht gerecht wird.
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Weiterhin
besteht ein Bedarf im Medizintechnikbereich, z. B. für
Ohrpassstücke oder Implantatbohrschablonen an klar transparenten
Materialien. Letztere lassen sich nicht mit den Formulierungen gemäß
EP 1717637 realisieren,
da in diesen sowohl durch die beanspruchten Initiatorkombinationen
und die gewählten Konzentrationsbereiche an Initiatoren
zwangsläufig gelbliche Verfärbungen der Materialien
resultieren. Aus all den skizzierten Gründen besteht Bedarf
an strahlungshärtenden, biokompatiblen Formulierungen,
die neben den verfahrenstechnischen Anforderungen auch im ausgehärteten
Zustand die Anforderungen an Medizinprodukte erfüllen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Harzformulierung
bereitzustellen, die zum einen im unpolymerisierten Zustand die
verfahrenstechnischen Anforderungen und die daraus generierten Formkörper
im endausgehärten Zustand die Anforderungen an Medizinprodukte
erfüllt.
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Kurzzusammenfassung der Erfindung:
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Die
o. g. Anforderungen an eine strahlungshärtende Formulierung
zur generativen Herstellung von Medizinprodukten mit einem Bildprojektionssystem,
das sichtbare Strahlung zur Aushärtung und ein Beschichtungsband
zum Materialeintrag nutzt, wird durch eine Formulierung gelöst,
die folgende Komponenten enthält:
- a)
mindestens ein oder mehrere Urethanpoly(meth)acrylate
- b) mindestens ein oder mehrere (Poly)(meth)acrylate, oder einer
Kombination dieser
- c) 0,1–4% mindestens eines für den relevanten
Strahlungsbereich nutzbaren Initiators
- d) mindestens eines oder mehrerer bzw. einer Kombination anaerober
und oder aerober Stabilisatoren
- e) und in einer besonderen Ausführungsform vorteilhafterweise
mindestens > 0,1 m%
oberflächenmodifizierte Nanopartikel
- f) 0–40 m% an Füllstoffen
- g) 0–5 m% an Farbpigmenten
- h) 0–5 m% an üblichen Additiven wie UV-Stabilisatoren
oder Verlaufsadditiven,
wobei der Anteil der Komponenten
a) bis h) zusammen 100 m% beträgt und die Gesamtformulierung
innerhalb des so genannten „wetting envelope" der sich
im Green-Flex- Modus befindlichen, vorgehärteten Schicht
dieser Formulierung und außerhalb des „wetting
envelope" des Beschichtungsbandes liegt und eine Viskosität < 10 Pas bei 23°C
besitzt.
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Darüber
hinaus sollen die aus o. g. Formulierung endausgehärteten
Formkörper neben den allgemeinen Anforderungen an Medizinprodukte
gemäß MPG auch die Anforderungen hinsichtlich
Cytotoxizität, Sensibilisierung und Irritation gemäß DIN
EN ISO 10993-1: 2003 erfüllen. Die vorliegende
Erfindung besitzt im Hinblick auf die o. g. Anforderungen diverse
Vorteile. Mittels Bildprojektionssystemen lassen sich mit der beanspruchten
Formulierung qualitativ hochwertige 3-dimensionale Formkörper
wie z. B. Ohrpassstücke generieren, die aufgrund der besonderen
Einstellung der Adhäsionseigenschaften der Harzformulierung
im Hinblick auf die „wetting envelopes" des Grünlings
und des Transportbandes sich zum einen leicht von diversen Transportbändern
lösen lassen und zum anderen eine stabile Anbindung an
die vorgehärtete/vorangehende Schicht des Bauteiles ermöglichen.
So wird durch die o. g. Erfindung ein robuster Bauprozess sichergestellt,
wie er für das Rapid Manufacturing von Medizinprodukten
von Vorteil ist.
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Es
müssen ferner durch die Einstellung des „wetting
envelopes" über die o. aufgezeigte Monomer/Oligomerkombinationen
keine Verbindungen wie die in
EP 1717637 A2 aufgeführten Silikonacrylate
eingesetzt werden, um die Bauteile leicht vom Transportband zu lösen.
Da diese Silikonacrylate häufig mit einem sensibilisierenden
Potential behaftet sind, ist es sehr vorteilhaft, in Medizinprodukten
auf diese verzichten zu können. Ferner ist die genannte
Verbindungsklasse nicht immer mischbar mit den bevorzugten Harzsystemen
auf Methacrylatbasis und kann so zu Stabilitätsproblemen
der Formulierungen führen. Die Bauteile besitzen für den
Verwendungszweck ausreichende mechanische Eigenschaften und Farbstabilität,
auch im Hinblick auf eine Langzeitanwendung am/im menschlichen Körper.
Darüber hinaus wurde überraschenderweise gefunden, dass
durch Zusatz von oberflächenmodifizierten SiO
2-Nanopartikeln
die Reaktivitäten der Harzformulierungen signifikant gesteigert
werden können. Dementsprechend resultieren daraus höhere
Aushärtungsgeschwindigkeiten bzw. Härtungstiefen
und somit verkürzte Prozesszeiten. Letzteres ist wesentlich
von Vorteil für den Bereich des Rapid Manufacturing. Ferner
kann durch die erhöhte Reaktivität der Harze auf
geringere Initiatorkombinationen zurückgegriffen werden.
Dies ist aus dreierlei Gründen von Vorteil. Zum einen können
so Initiatoren wie z. B. das 2,4,6-Trimethylbenzoyldiphenyl-phosphinoxid
in relativ geringen Konzentrationen eingesetzt und so klar transparente
3-dimensionale Objekte erhalten werden. In vielen Bereichen der
Medizintechnik ist Transparenz der Formkörper wie z. B.
bei dentalen Implantatbohrschablonen, um das Operationsgebiet sehen zu
können, notwendig. Zum anderen ist dem Fachmann bekannt,
dass hohe Konzentrationen an Initiatoren bei Langzeitanwendungen
häufig zu Verfärbungen führen. Dies ist
z. B. bei der Herstellung von Ohrpassstücken unerwünscht.
Darüber hinaus führen geringere Konzentrationen
an Initiatoren folglich auch zu geringeren Anteilen an auslaugbaren
Initiatorrestkonzentrationen bzw. Initiatorbruchstücken.
Dies ist im Hinblick auf die Biokompatibilität als vorteilhaft
zu sehen, wie z. B. von
C. T. Ranks et. al. beschrieben
in J. Dent. Res., 70, S. 1450–1455 (1991) und
in
J. Oral Pathol., 17, 396–403 (1988) bzw.
von
J. L. Ferracene in J. Oral Pathol., 21, S. 441–452
(1994) aufgeführt.
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung:
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Unter „(Meth)acrylat"
werden im Folgenden immer Acrylate und Methacrylate verstanden.
Unter „(Poly)(meth)acrylat" werden im folgenden mono oder
polyfunktionelle Acrylate und Methacrylate verstanden. Beispielhaft
seien hier dazu Monoacrylate, Monomethacrylate, Diacrylate, Triacrylate,
Tetraacrylate, Pentaacrylate, Dimethacrylate, Trimethacrylate, Tetramethacrylate
und Pentamethacrylate genannt.
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Vorzugsweise
enthält das erfindungsgemäße Gemisch:
- a) 10–80 m% eines oder einer Kombination
von Urethanpoly(meth)acrylaten mit einer Funktionalität
von n < 6 und einer
Viskosität von < 30
Pas bei 23°C
- b) 4–89 m% mindestens eines oder einer Kombination
mehrerer Poly(meth)acrylate mit einer Funktionalität von
n < 5 und einer
Viskosität < 10
Pas bei 23°C, oder einer Kombination eines oder mehrerer
(Poly)(meth)acrylate und mindestens eines monomeren (Meth)acrylats
mit einer Viskosität von < 5
Pas bei 23°C
- c) 0,1–3,5 m% mindestens eines oder einer Kombination
für den relevanten Strahlungsbereich nutzbaren Initiatoren
- d) 0,0001–0,5 m% mindestens eines oder mehrerer bzw.
einer Kombination anaerober und oder aerober Stabilisatoren
- e) 0–40 m% oberflächenmodifizierte Nanopartikel
mit einer Partikelgröße von < 100 nm und in einer besonderen Ausführungsform
vorteilhafterweise mindestens > 10
m% oberflächenmodifizierte Nanopartikel mit einer Partikelgröße
von < 30 nm
- f) 0–40 m% an Füllstoffen
- g) 0–5 m% an Farbpigmenten
- h) 0–5 m% an üblichen Additiven wie UV-Stabilisatoren
oder Verlaufsadditiven,
wobei der Anteil der Komponenten
a) bis h) zusammen 100 m% beträgt und die Gesamtformulierung
innerhalb des so genannten „wetting envelope" der sich
im Green-Flex-Modus befindlichen, vorgehärteten Schicht
dieser Formulierung und außerhalb des „wetting
envelope" des Beschichtungsbandes liegt und eine < 10 Pas bei 23°C
besitzt.
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Als
Verbindung der Komponente a) eignen sich beispielsweise Urethan(meth)acrylate
mit einer Funktionalität von n < 4. Diese sind dem Fachmann bekannt
und können in bekannter Weise hergestellt werden, indem
man beispielsweise ein Polyurethan mit (Meth)acrylsäure
zum entsprechenden Urethan(meth)acrylat umsetzt, oder indem man
ein isocyanatterminiertes Präpolymer mit Hydroxymethacrylaten
umsetzt. Entsprechende Verfahren sind z. B. aus
EP 0579503 bekannt. Urethanmethacrylate
sind auch im Handel erhältlich und werden beispielsweise
unter der Bezeichnung PC-Cure
® von
der Fa. Piccadilly Chemicals, unter der Produktbezeichnung CN 1963
von der Firma Sartomer und unter der Bezeichnung Genomer
® von der Firma Rahn vertrieben.
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Bevorzugt
werden als Urethan(meth)acrylate solche eingesetzt, die mit einer
Funktionalität von n < 4 aus
aliphatischen Edukten hergestellt worden sind, insbesondere das
aus HE(M)A und TMDI erhaltene Isomerengemisch 7,7,9-(bzw. 7,9,9-)Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-5,12-diazahexadecan-1,16-diol-di(meth)acrylat.
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Die
in den erfindungsgemäßen Formulierungen als Komponenten
b) eingesetzten Poly(meth)acrylate mit einer Funktionalität
von n < 5 sind
beispielsweise Di(meth)acrylate des (n)-alkoxyliertem Bisphenol
A wie Bisphenol-A-ethoxylat(2)di(meth)acrylat, Bisphenol-A-ethoxylat(4)di(meth)acrylat,
Bisphenol-A-propoxylat(2)di(meth)acrylat, Bisphenol-A-propoxylat(4)di(meth)acrylat
sowie Di(meth)acrylate des (n)-alkoxylierten Bisphenol F wie Bisphenol-F- ethoxylat(2)di(meth)acrylat
und Bisphenol-F-ethoxylat(4)di(meth)acrylat, Bisphenol-F-propoxylat(2)di(meth)acrylat,
Bisphenol-F-propoxylat(4)di(meth)acrylat 1,3-Butandioldi(meth)acrylat, 1,6-Hexandioldi(meth)acrylat,
1,3-Butylenglykoldi(meth)acrylat, Diethylenglykoldi(meth)acrylat,
Ethylenglykoldi(meth)acrylat, Neopentyldi(meth)acrylat, Polyethylenglykoldi(meth)acrylat,
Triethylenglykoldi(meth)acrylat und Tetraethylenglykoldi(meth)acrylat
und 1,4-Butandioldi(meth)acrylat. Solche Produkte sind im Handel
erhältlich, beispielsweise von der Firma Sartomer. Ferner
können auch Allyl(meth)acrylat, Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-,
n-Butyl-, Isobutyl-, n-Hexyl-, 2-Ethylhexyl-, n-Octyl-, n-Decyl-,
n-Dodecyl-, Isobornyl-, Isodecyl-, Lauryl-, Stearyl(meth)acrylat,
2-Hydroxyethyl-, 2- und 3-Hydroxypropyl(meth)acrylat, Tetrahydrofurfuryl(meth)acrylat und
Cyclohexyl(meth)acrylat und Ethyl(meth)acrylat eingesetzt werden.
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Als
Komponente (c) können als Photoinitiatoren alle Typen eingesetzt
werden, die bei der entsprechenden Bestrahlung freie Radikale bilden.
Dabei sind bekannte Photoinitiatoren Verbindungen der Benzoine, Benzoinether,
wie Benzoin, Benzoinmethylether, Benzoinethylether und Benzoinisopropylether,
Benzoinphenylether und Benzoinacetat, Acetophenone, wie Acetophenon,
2,2-Dimethoxyacetophenon, und 1,1-Dichloracetophenon, Benzil, Benzilketale,
wie Benzildimethylketal und Benzildiethylketal, Anthrachinone, wie
2-Methylanthrachinon, 2-Ethylanthrachinon, 2-tert.-Butylanthrachinon,
1-Chloranthrachinon und 2-Amylanthrachinon, Triphenylphosphin, Benzoylphosphinoxide,
wie beispielsweise 2,4,6-Trimethylbenzoyldiphenyl-phosphinoxid (Luzirin
TPO) und Bis(2,4,6-trimethyl-benzoylphenyl)-phosphinoxid, Benzophenone,
wie Benzophenon und 4,4'-Bis-(N,N'-dimethylamino)-benzophenon, Thioxanthone
und Xanthone, Acridinderivate, Phenazinderivate, Quinoxalinderivate
oder 1-Phenyl-1,2-propandion-2-O-benzoyloxim, 1-Aminophenylketone
oder 1-Hydroxyphenylketone, wie 1-Hydroxycyclohexylphenylketon,
Phenyl-(1-hydroxyisopropyl)-keton und 4-Isopropylphenyl-(1-hydroxyisopropyl)-keton.
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In
den erfindungsgemäßen Gemischen wird als Komponente
(d) als anaerober Inhibitor bzw. Stabilisator 2,2,6,6-Tetramethylpiperidin-1-yloxy
(freies Radikal) und als aerobe Stabilisatoren die dem Fachmann bekannten
Verbindungen wie z. B. Hydrochinon-monomethylether zugesetzt werden.
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Als
Komponente (e) können SiO2-Nanopartikel
wie sie bspw. von der Fa. Clariant unter der Marke Highlink vertrieben
werden, zum Einsatz kommen. Dabei werden Partikel mit Partikelgrößen < 50 nm und bevorzugt
mit Partikelgrößen < 25 nm und ganz bevorzugt mit Partikelgrößen < 15 nm verwendet.
Diese Partikel werden mit dem Fachmann bekannten Silanisierungsreagenzien
wie z. B. 3-Trimethoxysilylpropylmethacrylat mittels saurer Hydrolyse
oberflächenmodifiziert. Hierzu werden die in alkoholischer
Lösung stabilisierten Nanopartikel in einen Rundkolben
gegeben und mit einer Säure auf einen pH-Wert von 2,5 eingestellt.
Unter Rühren wird das (meth)acryliertes Silan hinzugeben.
Die so präparierte Lösung wird > 6 h gerührt.
Anschließend wird ein entsprechendes Monomer zugegeben
und unter Vakuum das Lösungsmittel in einem Rotationsverdampfer
abgezogen. Als Komponente (f) können die dem Fachmann bekannten
Füllstoffe wie sie z. B. von der Fa. Degussa unter dem
Namen Aerosil® verkauft werden,
in den erfindungsgemäßen Formulierungen enthalten
sein.
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Den
erfindungsgemäßen Gemischen können weiterhin,
falls erforderlich, als Komponenten (g) und (h) die dem Fachmann
bekannten Farbpigmente, Verlaufsmittel, UV-Stabilisatoren, Benetzungsmittel
und Farbstoffe zugesetzt werden. Im Sinne der Erfindung besonders
geeignete Farbstoffe sind Anthrachinon-Farbstoff-Zubereitungen,
wie sie z. B. von der Fa. Bayer unter dem Namen Macrolex verkauft
werden.
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Es
wurde überraschenderweise gefunden, dass durch Zusatz der
o. g. oberflächenmodifizierten Nanopartikeln die Reaktivität
der beanspruchten Harzmischungen bei Bestrahlung mittels Bildprojektionssystemen
auf der Basis von sichtbarer Strahlung signifikant gesteigert werden
können. Als Maß für die Harzreaktivität
wurde für die folgende Untersuchung die Durchhärtungstiefe
in Abhängigkeit vom Logarithmus der Bestrahlungsdauer gewählt.
Dazu wurden ca. 100 ml der Harzmischung der Beispielformulierung
1 mit einer Bildprojektionseinheit der Fa. Optoma unterschiedlich
lang bestrahlt. Beispielformulierung
1:
90,7-x | m% | 7,7,9-Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-5,12-diazahexadecan-1,16-diol-dimethacrylat |
x | m% | oberflächenmodifiziertes
SiO2 (Partikelgröße 13
nm) |
8,9 | m% | Triethylenglykoldimethacrylat |
0,4 | m% | 2,4,6-Trimethylbenzoyldiphenyl-phosphinoxid |
0,3 | m% | 2-(2H-benzotriazol-2-yl)-p-cresol |
0,002 | m% | 2,2,6,6-Tetramethylpiperidin-1-yloxy
(freies Radikal) |
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Dabei
befand sich die Harzoberfläche genau in der Brennebene
der Bestrahlungseinheit, hier 40 cm von der Linse entfernt. Beispielhaft
sei die Steigerung der Durchhärtungstiefe in Abhängigkeit
von der Bestrahlungsdauer an einem klar transparenten Harz, welches
mit oberflächenmodifizierten Nanopartikeln im Konzentrationsbereich
von 0–15 m% versehen wurde, in 1 dargestellt.
Man kann der 1 entnehmen, dass durch Zufügen
der Nanopartikel, insbesondere bei Konzentrationen > 10 m%, die Durchhärtungstiefe
signifikant zunimmt.
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Daraus
folgt, dass durch den Zusatz der oberflächenmodifizierten
Nanopartikel sich die Reaktivität steigern und dementsprechend
die Geschwindigkeit des Bauprozesses erhöhen lässt.
Dies ist insbesondere bei Rapid Manufacturing Prozessen, die wesentlich
kritischer als Rapid Prototyping Prozesse hinsichtlich der Bauzeit
zu bewerten sind, von großer Bedeutung. Beispielsweise
bei der generativen Herstellung von Ohrpassstücken, einem
Prozess bei dem viele medizintechnisch nutzbare Teile in kurzer
Zeit produziert werden müssen, ist dies als sehr vorteilhaft
einzuschätzen.
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Nachfolgend
sind Verwendungsbeispiele für erfindungsgemäße
Harzmischungen in klar transparent und beige opak (mit unterschiedlichen
Werten für die Bruchdehnung), wie sie zur Herstellung von
Ohrpassstücken eingesetzt werden können, aufgeführt. Beispielformulierung
2 eines klar transparenten Harzes:
77,3 | m% | 7,7,9-Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-5,12-diazahexadecan-1,16-diol-dimethacrylat |
13,4 | m% | oberflächenmodifiziertes
SiO2 (Partikelgröße 13
nm) |
8,9 | m% | Triethylenglykoldimethacrylat |
0,4 | m% | 2,4,6-Trimethylbenzoyldiphenyl-phosphinoxid |
0,3 | m% | 2-(2H-benzotriazol-2-yl)-p-cresol |
0,002 | m% | 2,2,6,6-Tetramethylpiperidin-1-yloxy
(freies Radikal) |
Beispielformulierung
3 eines beige opaken Harzes mit geringer Dehnung:
83,62 | m% | 4fach-ethoxyliertes
Bisphenol-A-dimethacrylat |
11,43 | m% | 7,7,9-Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-5,12-diazahexadecan-1,16-diol-dimethacrylat |
4,25 | m% | 1,4-Butandioldimethacrylat |
0,7 | m% | Bis(2,4,6-Trimethylbenzoyl)-phenylphosphinoxid |
0,43 | m% | Eisenoxidpigment |
0,03 | m% | 2-(2H-benzotriazol-2-yl)-p-cresol |
Beispielformulierung
4 eines beige opaken Harzes mit höherer Dehnung:
64,06 | m% | 4fach-ethoxyliertes
Bisphenol-A-dimethacrylat |
11,9 | m% | aliphatisches
Urethantriacrylat |
10,0 | m% | Tetrahydrofurfurylmethacrylat |
6,4 | m% | Hydroxypropylmethacrylat |
4,95 | m% | Dodecylmethacrylat |
2,65 | m% | 7,7,9-Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-5,12-diazahexadecan-1,16-diol-dimethacrylat |
1,5 | m% | Bis(2,4,6-Trimethylbenzoyl)-phenylphosphinoxid |
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Die
physikalisch-chemischen Parameter für die drei o. g. Verwendungsbeispiele
sind in Tab. 1 wiedergegeben. Sämtliche Viskositätsmessungen
wurden bei 23°C mit einem CVO 120-Rheometer der Fa. Bohlin Instruments
durchgeführt. Die Bestimmung der Biegefestigkeiten, E-Module
und Dehnungen wurde in Anlehnung an die
EN ISO 178 (1996) mit
einer Zwick 1-Testmaschine der Fa. Zwick durchgeführt. Tab. 1: Mechanische Werte der erfindungsgemäßen
Formulierungen
Material | E-Modul,
Nmm–2 | Biegefestigkeit
Nmm–2 | Bruchdehnung
% | Viskosität
Pas |
Verwendungsbeispiel
2 | 3044 | 155 | 7 | 3,16 |
Verwendungsbeispiel
3 | 2083 | 112 | 7 | 0,68 |
Verwendungsbeispiel
4 | 1906 | 108 | 13 | 0,44 |
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Im
Vergleich zu den Werten für Materialien zur traditionellen
Herstellung von Ohrpassstücken (Tab. 2) mittels des PNP
Verfahrens zeigt sich, dass die o. g. Formulierungen vorteilhafterweise
signifikant höhere Werte für das E-Modul und die
Biegefestigkeiten liefern. Die Bruchdehnungen sind für
die Bsp. 2 und Bsp. 3 etwas niedriger, für Bsp. 4 als vergleichbar
zu bewerten. Tab. 2: Mechanische Werte kommerziell
erhältlicher Produkte für die Herstellung von
Ohrstücken
Material | E-Modul,
Nmm–2 | Biegefestigkeit,
Nmm–2 | Bruchdehnung
% |
Fotoplast
S/IO, blau transparent, Lot. 201504 | 1513 | 81 | 10 |
Fotoplast
S/IO, rötlich transparent, Lot. 301531 | 1527 | 84 | 13 |
Fotoplast
S/IO, farblos transparent, Lot. 203523 | 1602 | 88 | 11 |
Fotoplast
S/IO, braun, Lot. 209540 | 1374 | 74 | 14 |
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Zur
generativen Herstellung solcher Medizinprodukte mit Bildprojektionssystemen,
die ein flexibles, strahlungsdurchlässiges Transportband
besitzen, mittels dessen die photopolymerisierbare Formulierung
in die Belichtungsstation transportiert wird, wurde weiterhin überraschend
gefunden, dass die erfindungsgemäßen Formulierungen
nicht im so genannten „Wetting Envelope" des Transportbandes,
aber im „Wetting Envelope" des Grünlings bzw.
der vorgehärteten Schicht sich befinden. Im Rahmen des
Prozesses ergibt sich daraus in sehr vorteilhafter Weise, dass nicht
ausgehärtetes Harz beim Trennen der Bauplattform von der
Transportfolie das vorgehärtete Bauteil benetzt und sich
leicht vom Transportband löst. Dementsprechend verringern
sich die Abzugskräfte zwischen Bauteil und Transportband
mit der Folge eines stabileren Bauprozesses. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass so auch fragile Strukturen des Bauteils bei diesem „Trennprozess"
sich in geringerem Maße von der Bauplattform lösen.
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Es
wurde dazu das Benetzungsverhalten der verschiedenen Harzvarianten
auf unterschiedlichen Substraten geprüft. Hierzu wurde
der Wetting Envelope verwendet. Mit Hilfe des Wetting Envelopes
(Benetzbarkeitsbereich) lässt sich voraussagen, ob eine
bestimmte Flüssigkeit, deren Oberflächenspannungs-Komponenten
bekannt sind, den untersuchten Festkörper vollständig
benetzen. Für die Darstellung des Wetting Envelope wurde
die Bestimmung des polaren und dispersen Anteils der Oberflächenenergie
umgekehrt.
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Die
Oberflächenenergie mit ihren polaren und dispersiven Anteilen
wurde mit der Methode nach Owens, Wendt, Rabel, Kaelble (OWRK),
die dem Fachmann bekannt ist und in der Literatur beschrieben wird, ermittelt.
Als Messgerät wurde der Drop Shape Analyser (DSA100) der
Fa. Krüss genutzt. Dabei wurden Diiodmethan, Pentandiol
und Wasser als Testflüssigkeiten verwendet.
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Zur
Bestimmung des Wetting Envelope wurde berechnet, beim welchem polaren
und dispersiven Anteil der Flüssigkeit sich für
den untersuchten Festkörper ein Wert von cosϕ =
1 ergibt. Der Winkel ϕ stellt den Kontaktwinkel der Tropfenkontur
dar, die sich auf der zu untersuchenden Oberfläche bildet.
Aus der Auftragung des polaren Anteils gegen des dispersen Anteil
resultiert für cosϕ = 1 eine Kurve, die vom Ursprung
(0/0) ausgeht, eine Maximum durchläuft und schließlich
wieder auf die x-Achse trifft. Die von dieser Kurve eingeschlossene
Fläche ist der Wetting Envelope. Alle Flüssigkeiten,
deren Daten innerhalb dieses Bereiches liegen, benetzen den entsprechenden
Festkörper.
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Zum
Bestimmen der Anteile der Grenzflächenspannung (IFT) der
Harze wurden zwei Methoden verwendet. Zum einen wurde die Pendant
Drop Methode herangezogen, mit der die Grenzflächenspannung
der Flüssigkeiten ermittelt wurde. Zum anderen wurde ein
Tropfen des Harzes auf PTFE gegeben und der Kontaktwinkel der Tropfenkontur
bestimmt. Mit dem bestimmten Kontaktwinkel, der Grenzflächenspannung
des Harzes und den bekannten Oberflächeneigenschaften von
PTFE konnten mit der Gleichung nach OWRK die polaren und dispersiven
Anteile der Grenzflächenspannung des Harzes berechnet werden.
Als Harzvarianten wurden die Verwendungsbeispiele 2 und die ungefüllten
Varianten Verwendungsbeispiel 3 und 4 gewählt. Die Bestimmungen
des so genannten „wetting envelopes" der Transportfolie,
wie sie in der kommerziell erhältlichen Einheit V-Flash
der Fa. 3DSystems verwandt wird, und die Lage der Grenzflächenspannung
der flüssigen Verwendungsbeispiele 2 bis 4 ist in
2 dargestellt.
Es wurde ferner die freie Oberflächenenergie an Bauteilen
im Green-Flex-Modus der jeweiligen Harzvariante bestimmt. Dazu wurden
die Grünlinge, in einer klar transparenten Silikonform
bei 50 Blitzen im Sonolux PR (Fa. Dreve) angefertigt. Die Oberfläche
des Bauteils, die nicht von der Silikonform begrenzt wurde, wurde
mit der Transportfolie des V-Flashs abgedeckt. Die Ergebnisse sind
in Tab. 3 aufgeführt. Tab. 3: Grenzflächenspannung
(IFT) der Verwendungsbeispiele 2 bis 4
Harze | Dichte,
g/cm3 | IFT,
mN/m | Polarer
Anteil,
mN/m | Disperser
Anteil,
mN/m |
Verwendungsbeispiel
2 | 1,16 | 36,83 | 4,5 | 32,3 |
Verwendungsbeispiel
3 | 1,12 | 39,57 | 5,4 | 34,2 |
Verwendungsbeispiel
4 | 1,09 | 35,8 | 5,3 | 30,5 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 1717637 [0003, 0006, 0007]
- - US 5171490 [0005]
- - DE 4125534 A1 [0005]
- - DE 102004022600171 [0005]
- - EP 1717637 A2 [0010]
- - EP 0579503 [0013]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - DIN EN ISO
10993-1: 2003 [0009]
- - C. T. Ranks et. al. beschrieben in J. Dent. Res., 70, S. 1450–1455
(1991) [0010]
- - J. Oral Pathol., 17, 396–403 (1988) [0010]
- - J. L. Ferracene in J. Oral Pathol., 21, S. 441–452
(1994) [0010]
- - EN ISO 178 (1996) [0024]