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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum ein- oder mehrschichtigen Auftragen
von mindestens einem flüssigen bis pastösen Auftragsmedium
auf eine laufende Papier-, Karton- oder andere Faserstoffbahn mit
oberhalb von der Faserstoffbahn und von ihr beabstandet angeordneten
mindestens einem Auftragswerk für die Abgabe einer oder
mehrerer Lagen des Auftragsmediums in Form eines oder mehrerer Mediumsvorhänge
bzw. für das Aufbringen einer oder mehrerer Schichten des
Auftragsmediums auf die Faserstoffbahn.
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Aus
der Praxis und dem Patentschriftenfonds sind zahlreiche Verfahren
bekannt, die als Auftragswerke solche nutzen, die oberhalb des zu
beschichtenden Substrates und von diesem beabstandet angeordnet
sind und wo das Auftragsmedium in Richtung auf das Substrat bzw.
eine laufende Faserstoffbahn abläuft.
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Es
gibt zwei Arten solcher Auftragsverfahren:
Die eine Art ist
ein Auftrag, wobei die zum Auftrag verwendete Auftragsdüse
in Fachkreisen als "Slide die" bezeichnet wird und beispielsweise
aus der
EP-A1-1 255
615 bekannt ist. Verwendet wird dazu ein Gleitblock mit
mindestens einer integrierten Auftragsmediumskammer. Aus dieser
Kammer oder auch aus mehreren solcher Kammern, wird jeweils das
Medium zunächst von unten nach oben befördert und über
einen oder mehrere schlitzdüsenartige Auslässe
auf eine schräg nach unten angestellte Gleitfläche
des Gleitblockes gelenkt. Auf dieser Gleitfläche kann sich
das Auftragsmedium strecken und so eine relativ stabile Gleitschicht
bilden. Bei mehreren hintereinander angeordneten und beaufschlagten
Mediumskammern bilden sich auf der Gleitfläche mehrere Gleitschichten
aus, die sich zu mehreren Lagen übereinander legen und
gemeinsam, beispielsweise als mehrlagiger Vorhang, auf die laufende
Faserstoffbahn herabfallen.
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Die
andere Art ist das so genannte Vorhang- Streichen mit einem Vorhang-Auftragswerk
bzw. Curtain Coater mit einer Schlitzdüse, was beispielsweise aus
der
DE-A1 197 16 647 bekannt
ist.
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Bei
dieser Auftragsart wird aus einer Schlitzdüse das Auftragsmedium
als ein Vorhang bzw. Schleier an die darunter laufende Faserstoffbahn
abgegeben. Der Vorhang unterliegt beim Herabfallen im Wesentlichen
der Schwerkraft. Er fällt auch im Wesentlichen frei und
ungestützt herab und ist daher sehr empfindlich gegenüber äußeren
Einflüssen.
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Aus
der
WO-A1-2006/069851 ist
ein Verfahren bekannt, bei dem einzelne Auftragsmedien bzw. Flüssigkeitsströme
getrennt aus mehreren Schlitzdüsen abgegeben und während
der Abgabe in Richtung auf die Faserstoffbahn zu einem Mehrfach-
Vorhang bzw. mehrlagigem Vorhang mit insgesamt höherer Durchflussmenge
zusammengeführt werden, so dass sich auf der Faserstoffbahn
danach eine Mehrfachschicht bildet.
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Besondere
Probleme verursachen bei allen genannten Auftragsarten bestimmte
Auftragsmedientypen bzw. deren Fließverhalten. So sind
die Filmstabilität (beim Fallen des Vorhanges kommt es zum
kurzzeitigen Aufreißen des Vorhanges an dessen Rand und
in der Mitte und damit zu Farbdefekten in der Auftragsschicht) und
auch die Streckbarkeit des Auftragsmediums beispielsweise beim Auftrag von
Stärke oder beim Auftrag von Polyvinylalkohol unzureichend.
Deshalb konnten bisher auch keine so genannten Release-Papiere,
das sind Träger von Klebeetiketten, die mit Polyvinylalkohol
beschichtet werden und die Oberfläche des Papieres versiegeln sollen,
mit Hilfe des Vorhang- oder Gleitschichtverfahrens beschichtet werden.
Dasselbe gilt für so genannte Liner-Papiere, die mit den
genannten Auftragsarten nur unter unzureichender Qualität
Stärke auf die Faserstoffbahn aufbringen konnten.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben,
bei denen die genannten Nachteile nicht auftreten.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird mit einem Verfahren gemäß dem
Kennzeichen des Anspruches 1 sowie mit einem Auftragsmedium, welches
im Kennzeichen des Anspruches 5 angegeben ist, gelöst.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, dass dem vorgesehenen Auftragsmedium Carboxymethylcellulose
(CMC) zugemischt wird. Dadurch kann der vom Auftragswerk abgegebene
wenigstens eine Vorhang stabilisiert werden. Außerdem lässt
sich der Vorhang im Bereich des Auftreffpunktes bzw. seiner Auftrefflinie
oder besser gesagt, kurz vor seinem Auftreffen auf der Faserstoffbahn
optimal strecken, ohne dabei auf-, ab-, oder einzureißen.
Dadurch wird es auch möglich, dass sich ich der Vorhang
sehr gleichmäßig auf die Bahnoberfläche
auflegen kann. Die besagte Streckung bzw. die Streckphase ist deshalb
so kritisch, weil hier der fallende Vorhang eine bedeutend niedrigere
Geschwindigkeit (Fallgeschwindigkeit) als jene der Bahn (Laufgeschwindigkeit)
hat und in diesem Bereich der Vorhang umgelenkt und sich auf die mit
mehr als 800 m/min schnell laufende Bahn auflegen muss.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren ist daher bei hohen
Laufgeschwindigkeiten der Faserstoffbahn sehr erfolgreich einsetzbar
und es ist das Verdienst des Erfinders erkannt zu haben, dass CMC
und Tenside die auftretenden Streckprobleme beheben kann.
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Der
Erfinder hat außerdem herausgefunden, dass mit höhermolekularer,
bzw. langkettiger Carboxymethylcellulose die Stabilität
des Vorhanges und die Streckbarkeit des Auftragsmediums sich weiter verbessern
lässt. Es eignen sich vor allem solche CMC-Typen, deren
1%-ige wässrige Lösung eine Viskosität
von mindestens 100 m·Pas, vorzugsweise mindestens 500 m·Pas
(Brookfield 60 U/min, gemessen mit LVC-Viskosimeter) aufweisen.
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Im
Rahmen der Erfindung werden Mischungsverhältnisse CMC mit
Tensid wie folgt vorgeschlagen: Bei einem Auftragsmedium in Form
von Stärke oder Polyvinylalkohol: 0,1 bis 4, vorzugsweise 0,5
bis 2 Teile der höhermolekularen bzw. langkettigen Carboxymethylcellulose
und 0,1 bis 0,5 Teile Tensid.
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Dabei
sind die angegebenen Teile der Mischung auf 100 Teile Stärke
bzw. 100 Teile Polyvinylalkohol bezogen.
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Außerdem
hat sich Carboxymethylcellulose (CMC) der Handelsmarken Finnfix
10000, Finnfix 30000, Finnfix 50000 und Finnfix 100000 (Hersteller CP
Kelco Corp. USA) am effektivsten erwiesen. Für weniger
anspruchsvolle Anwendungsfälle sind auch die Sorten Finnfix
2000 und Finnfix 4000 geeignet.
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Das
erfindungsgemäße Zusatzmittel für das Auftragsmedium
soll vor allem beim so genannten 1:1-Auftrag, wie dem des Vorhangstreichens,
bei Abgabe eines einzelnen Vorhanges oder eines Mehrfach – oder
auch Mehrschicht- Vorhanges angewendet werden. Bei diesen Verfahren
wird das Auftragsmedium nämlich jeweils in der Menge aufgetragen,
in der es auf der Faserstoffbahnoberfläche auch verbleiben
soll. Das heißt, es wird ohne Überschuss an Medium
aufgetragen, ohne dass eine Abrakelung mit einem Rakelelement erfolgt.
Weder wird ein Druck auf die Auftragsschicht ausgeübt,
noch erfolgt eine Druckpenetration des aufgetragenen Mediums in
das Substrat, d. h. die Faserstoffbahn. Deshalb ist ein stabiler
Vorhang sehr wichtig, der allerdings beim Verlassen der Auftragsdüse
sehr dünn und sehr anfällig für äußere
Störungen, wie durch Luftströmungen hervorgerufene
Auslenkungen und kurzzeitiges Aufreißen des Vorhanges ist
Das erfindungsgemäße Verfahren und das erfindungsgemäße
Auftragsmedium ist sowohl für das Aufbringen von mehreren
Lagen und verschiedener Auftragsmedien, als auch bei nur einer Lage
bzw. Strichschicht einsetzbar.
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Es
eignet sich darüber hinaus auch für die so genannten
klassischen Streichverfahren, wie dem Filmstreichen oder dem Streichen
mit einem Rakelauftragswerk oder mit einem Freistrahldüsenauftragswerk.
Hierbei wirkt die Carboxymethylcellulose als Verdicker und es kann
ein niedrigviskoser Typ mit einer Viskosität von unter
20 m·Pas, also mit kürzeren Molekülketten,
verwendet werden. Als einzusetzende Typen kommen Handelsnamen, wie
Finnfix 5, Finnfix 10, Finnfix 30 der Firma CP Kelco Company/USA
in Frage.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren und mit dem erfindungsgemäßen
Auftragsmedium lassen sich erstmals Release- Papiere, d. h. Träger
von Klebeetiketten, wo die Oberfläche mit Polyvinylalkohol bzw.
Formulierungen, die Polyvinylalkohol enthalten mit einem 1.1-Auftragsverfahren
behandeln bzw. deren Oberfläche sich sozusagen versiegeln.
Hierbei ist es ja gewünscht, dass die aufgetragene Substanz weitestgehend
an der Oberfläche bleibt und nicht in das innere der Bahn
penetriert. Dieses wird in optimaler Weise mit einem Vorhang-Auftragswerk
erreicht, weil es hier zu keinem Druckimpuls kommt und dadurch das
Auftragsmedium weitestgehend an der Oberfläche bleibt.
Gleiches gilt auch für die Herstellung von Produkten mit
Barriereeigenschaften, wie Fett- oder Flüssigkeitsdichtheit
von Papieren. Beim Auftrag von Stärke, Polyvinylalkoholen
und auch Barriereprodukten war bisher die Filmstabilität und
die Streckbarkeit des Auftragsmediums unzureichend, so dass auch
diese Produkte sich nicht im 1:1-Verfahren herstellen bzw. veredeln
ließen, was nun mit Hilfe der Erfindung möglich
ist.
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Nachfolgend
soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher
erläutert werden.
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Es
zeigt:
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1 ein
Vorhang-Auftragswerk in schematischer Seitenansicht für
einen einschichtigen Auftrag auf eine laufende Faserstoffbahn Im
Beispiel gemäß der 1 ist ein
Vorhang- Auftragswerk 1 zum einschichtigen Auftragen von
einem flüssigen bis pastösen Auftragsmedium M
auf eine in Laufrichtung L sich bewegende Papier-, Karton- oder
andere Faserstoffbahn 2 dargestellt. Das Vorhang- Auftragswerk ist
oberhalb der Faserstoffbahn 2 und von ihr beabstandet angeordnet.
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Das
Vorhang- Auftragswerk 4 weist einen oberhalb der Faserstoffbahn 2 angeordneten
und an die Breite der zu beschichtenden Faserstoffbahn angepassten
Auftragskopf 3 auf. Aus einer durchgängigen Auftragskammer 4,
die das Auftragsmedium M enthält und die in eine entsprechende
Abgabe-Schlitzdüse 5 übergeht, welche
in ihrer Spaltweite einstellbar ist, fällt das Auftragsmedium
M direkt nach unten in Form eines sich im Wesentlichen schwerkraftbedingt
bewegenden und eine Höhe h aufweisenden Vorhanges 6.
Der Vorhang 6 trifft in einer Auftrefflinie b (in Querrichtung
der Bahn 2) auf der Oberfläche der laufenden Faserstoffbahn 2 auf
und legt sich dabei als Konturschicht 7 ab.
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Das
Vorhang-Auftragswerk 1 weist folgende Daten auf:
Fließrate
an der Abgabedüse 5: 6 bis 251/min
Spaltbreite
der Abgabedüse: 0,2 bis 0,6 mm
Anfangsgeschwindigkeit
des Auftragsmediums am Abgabepunkt a: 10 bis 100 m/min
Vorhanghöhe
h: 50 bis 300 mm
Dehnrate des Vorhanges 6: 102 bis 103 s–1
Dehnung des Vorhanges: auf
das 1,5 bis 10-fache
Fallzeit: 0,1 bis 0,2 s
Geschwindigkeit
des Vorhanges 6: 50 bis 150 m/min
Dehnung des Vorhanges
am Auftreffpunkt bzw. Auftrefflinie b: 5 bis 20
Dehnungszeit:
10 bis 100 μs
Dehnungsrate: 105 bis
106 s–1
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Eine
besonders kritische Stelle hinsichtlich der Abgabequalität
des Vorhanges 6 ist der Bereich um den Auftreffpunkt bzw.
die Auftrefflinie b anzusehen. Damit es an dieser Stelle b bzw.
unmittelbar davor, nicht zum Abreißen des Vorhanges und
damit zu Strichdefekten auf der Bahn 2 kommt, hat man deshalb
bisher dem Auftragsmedium spezielle synthetische Verdicker mit hohem
Molekulargewicht, wie Sterocoll DF-Typen zugesetzt. Diese wirken
bei einem Auftragsmedium in Form von Stärke oder Poyvinylalkohol
mit niedrigem Feststoffgehalt nur ungenügend oder gar nicht.
Deshalb müsste die Konzentration bzw. die Menge stark erhöht
werden, was das Verfahren unwirtschaftlich macht bzw. das Auftragsmedium
verteuert.
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Um
den Vorhang 6 stabilisieren und im Bereich an der besagten
Auftrefflinie b für eine genügende Streckung sorgen
zu können wurden folgende Maßnahmen ergriffen:
- a) bei Auftrag von Stärke:
Eine
niedrigviskose Stärke (C*Film 07311 von Cerestar) wurde
bei 12% Feststoffgehalt und einem Auftragsgewicht von 1,5 g/m2 und Bahnseite auf eine Papierbahn mit o.
g. Vorhang-Auftragswerk 1 aufgetragen. Da der alleinige
Tensidzusatz (Lumiten DF) nicht ausreichend war, um den Vorhang zu
stabilisieren, riss der Vorhang immer wieder auf und es konnte kein
geschlossener Film erzielt werden. Durch den Zusatz von 2 Teilen
Finnfix 10000 konnte in Kombination mit 0,3 Teilen Tensid (Lumiten
DF) der Vorhang stabilisiert und das Medium auf das Papier aufgetragen
werden. Es konnten auch 1,5 g/m2 Stärke
bei 20% Feststoffgehalt und der Zugabe von 0,75 Teilen Finnfix 10000
in Kombination mit 0,3 Teilen Lumiten DF aufgetragen werden.
- b) bei einem Auftrag von Polyvinylalkohol:
Hier erfolgte
ein Auftrag von 1,5 g/m2 Polyvinylalkohol
(z. B. Mowiol 10–98 von Kuraray) mit 20% Feststoffgehalt
unter Zusatz von 1,5 Teilen Finnfix 10000 und 0,2 Teilen Tensid
(Lumiten DF) wodurch ohne Ein- oder Abreißen des Vorhanges eine
gleichmäßige Strichschicht erzielt werden konnte.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 1255615
A1 [0003]
- - DE 19716647 A1 [0004]
- - WO 2006/069851 A1 [0006]