DE102007002885A1 - Intraokular implantierbares Mehrlinsensystem - Google Patents
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Abstract
Description
- Die Erfindung bezieht sich auf ein Linsendesign zur Implantation Zweier bzw. mehrer Intraokularlinsen in ein Auge sowie eine Lösung in der Anordnung von mehreren Intraokularlinsen im Auge.
- Im Rahmen der Operation des grauen Stars (Katarakt) oder anderer Anforderungen wird die natürliche menschliche Linse aus dem Auge entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt. Dieser Vorgang wird nach dem Stand der Technik unter Schonung und Verbleib okulärer Strukturen wie Kapselsack und Zonulapparat vorgenommen. Die menschliche Linse wird aus Gründen der Eintrübung oder auch aufgrund refraktiver Erfordernisse, bei unausgeglichenem Brechungszustand, des Auges entfernt (Refractive Lens Exchange) und durch eine Kunstlinse ersetzt, die in der Regel in den Kapselsack implantiert wird. Bekannt sind auch sogenannte Piggyback Verfahren nachdem 2 Linsen in den Kapselsack implantiert werden.
- Ein Problem der Implantationsverfahren mit einer einzigen Intraokularlinse ist die häufig nicht erreichte Zielrefraktion. Im Fall einer nicht ausgeglichenen Refraktion wird entweder eine Brille oder eine weitere Operation erforderlich. Ein weiteres Problem ist die Kombination mehrerer optischer Eigenschaften in einer einzigen Linse, wie z. B. zusätzliche multifokale Eigenschaften mittels kombinierter refraktiver oder diffraktiver Optiken. Bei Unverträglichkeiten der Intraokularlinse mit einem solchen multifunktionellen Ein-Linsensystem muss ggf. die Linse wieder komplett explantiert werden. Des weitern finden sich Erkrankungen, die mit einer Änderung des optischen Systems des Auge einhergehen und somit folglich das optische System mehrfach neu „justiert" werden muß. Dies kann den schwierigen Tausch einer nun bereits eingewachsenen Intraokularlinse erfordern.
- Bei sogenannten Piggyback Mehrlinsensystemen kam es durch Kontakt der Linsenoberflächen zu Trübungen zwischen den Oberflächen und damit zu einem schlechten Sehen. Zudem wurden in einigen Fällen komplikationsreiche Iriseinklemmungen beschrieben. Ein stabiler koordinatenorientierter Sitz der Linsen in Achslage war nicht gewährleistet. Die Piggyback Linsen waren ausschließlich für einen refraktiven Ausgleich verwendbar.
- Erfindungsgemäß wird eine in den Sulcus zu implantierende Linse beschrieben, die die o. g. Problem löst bzw. vermeidet und das Anwendungsspektrum bezüglich Funktionalität maßgeblich erweitert. Typische Funktionen der Sehfähigkeit sowie Komfortmerkmale werden auf Kapselsacklinse und Add On Linse abgestimmt dimensioniert. Der Erfindung liegt in 2 Varianten ein System bestehend aus einer beliebigen Kapselsacklinse und einer erfindungsgemäßen sulcusgestützten Add ON Linse (im folgenden „Add On Linse" genannt), als auch ein Linsen System bestehend aus jeweils einer Kapselsacklinse in Ergänzung einer Add On Linse zugrunde.
- Die Add On Linse kann zum Ausgleich von refraktiven oder zusätzlichen optischen Eigenschaften, die über die Eigenschaften der Kapselsacklinse hinausgehen implantiert werden. Die Add On Linse ist hier im Sinne einer „Feinjustierung" für Refraktion und Komfortmerkmalen tauglich. Dabei kann die Add On Linse z. B. refraktive oder diffraktive optische Anteile tragen um einen zweiten Focuspunkt zur Nahsehfähigkeit des Auges herzustellen. Zudem kann Sie Farbfilter zum Maculaschutz für Blaulicht oder Violettlicht beinhalten. Zudem sind torische oder kundenspezifische optische Eigenschaften zum Beispiel nach Maßgabe von Wellenfrontmessungen möglich. Die Add On Linse ist mittels Konvex – Konkaven Linsenkörperdesign und 0 Grad bzw. nach einer von der Kapselsacklinse entgegengesetzter Haptikanwinkelung so designed, dass zwischen beiden Linsen immer ein Abstand besteht. Die Add On Linse ist während eines einzeitigen Implantationsvorganges zusammen mit der Kapselsacklinse als auch zu einem zwei- oder mehrzeitigen Zeitpunkt implantierbar. Die Add On Linse kann zusätzlich zu einer beliebigen, bereits in den Kapselsack implantierten Linse, hinter die Iris (
13 ) in den Sulcus implantiert werden. Des weiteren ist zudem ein System aus der beschriebenen Add On Linse und einer speziellen Kapselsacklinse erfindungsgemäß implantierbar. In diesem Fall können beide Linsen einen Referenzpunkt beinhalten, zur optimalen Messung und Anpassung der (ortsaufgelösten) Brechkräfte entlang einer optischen Achse (14 ) mittels einer kundenspezifischen Add On IOL. Der Referenzpunkt kann lichtoptisch im Linsenkörper, in Form einer augenscheinlichen Oberflächenmodifikation oder als Perforation eingelassen sein. Ebenso ist es möglich eine refraktive Oberflächenmodifikation im Referenzpunkt vorzunehmen, die dann bei etwaigen Messungen mit Wellenfrontmeßgeräten ortsaufgelöst auffindbar ist. Zudem ist es auch möglich einen augenscheinlichen formgebenden Referenzpunkt im Bereich der Haptik (1 ) oder des Haptikübergangs (4 ) anzubringen bzw. auszugestalten. -
1 stellt ein typisches Beispiel einer Add On Linse in der Draufsicht dar. Die Haptiken (1 ) sind derart ausgeformt, dass diese (1 ) dem Sulcus (5 ) in ca. 45 Grad (1a ) bzw. mindestens jedoch über 3 Uhrzeiten anliegen. Der Gesamtdurchmesser (1b ) der Add On Linse beträgt zwischen 12 und 15 mm. In der Optik bzw. am Optikrand ist mindesten 1 Referenzpunkt (2 ) etabliert. Mittels weiterer Referenzpunkte lässt sich die genaue räumliche Lage der Add On Linse determinieren. Im Übergang von Haptik (1 /4 ) zum Linsenkörper (2 /3 ) ist zur Vorderseite keine Stufe sondern ein glatter Übergang vorzufinden, um ggf. ein Gleiten der Iris zu ermöglichen bzw. eine Einklemmung zu vermeiden. Der Haptik-/Linsenkörperübergang weist zudem keine oder eine bezüglich der Kapselsacklinse entgegengerichtete Anwinkelung auf. Dies stellt einen ausreichenden Spaltraum (8 ) zwischen den beiden Linsen sicher. - Der Durchmesser des Linsenkörpers (
2 /3 ) kann zwischen 5 und 9 mm betragen. Der Linsenkörper weist eine optische Zone (17 ) auf, die sich ggf. auch über den ganzen Linsenkörper erstrecken kann. Im Fall eines sehr großen Linsenkörpers besitzt der Linsenkörper im Randbereich eine zu den optisch- refraktiv inaktive Randzone. Die Randzone kann dennoch Farbfilter beinhalten, ist jedoch in der Dicke schmal. -
2 zeigt die Anordnung eines 2 – teiligen Linsensystems im Auge in seitlicher bzw. Saggittalschnittrichtung. Hinter der Hornhaut (15 ) des Auges findet sich die Iris (13 ) und dahinter die Add On Linse mit den Haptiken (1 ). Die Kapselsacklinse (12 ) mit ihren Haptiken (10 ) ist schematisch im Kapselsack (9 ) dargestellt. Die Vorderfläche der Add On Linse (7 ) ist konvex, die Linsenrückseite (6 ) ist konkav bzw. plan. Zwischen beiden Linsen findet sich der Spaltzwischenraum (8 ). Beide Linsen sind entlang einer optischen Achse, angeordnet. Die Kapselsacklinse kann ebenso wie die Add On Linse im Bereich des Linsenkörpers, der Haptik oder des Übergangs von Linsenkörper zur Haptik mindestens eine Referenzmarkierung nach dem o. g. Prinzip der Add On Linse tragen..
Claims (10)
- Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse rückflächig konkav und vorderflächig Konvex aufgebaut ist.
- Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse rückflächig plan (
6 ) und vorderflächig Konvex (7 ) oder konkav aufgebaut ist. - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–2 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse eine Haptik (
1 ) aus PMMA, Silikon, hydrophilen oder hydrophoben faltbaren Material (Acrylat) beinhaltet und/oder in der Ausgestaltung der Haptik (1 ) zur Anlage im Sulcus (5 ) über 40 Grad (1a ) führt. - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–3 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse im Linsenkörper (
17 /3 ) aus PMMA, Silikon, hydrophilen oder hydrophoben faltbarem Material (Acrylat) besteht - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–4 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse im Linsenkörper (
17 /3 ) aus einer optischen Zone (17 ) und einer Randzone besteht. - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–5 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse im Linsenkörper (
2 ) oder der Haptik ein optisches oder formgebendes Merkmal als Referenzpunkt beinhaltet - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–6 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse im Linsenkörper refraktive und/oder diffraktive optische Anteile und/oder nach Maßgabe von optischen Meßsystemen eine kunden- bzw., augenspezifische ggf. irreguläre Optik beinhaltet.
- Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–7 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse im Linsenkörper asphärische und/oder torische und/oder farbfilternde Ausprägungen beinhaltet und/oder die optische Zone (
17 ) im Durchmesser über 4–7 mm ausgeprägt ist. - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–8 dadurch gekennzeichnet, dass die Add On Linse eine Haptikanwinkelung im Übergang (
4 ) zwischen Linsenkörper und Haptik von 0 Grad aufweist und/oder ein stufenfreier Haptikübergang (4 ) zwischen Linsenkörper und Haptik vorhanden ist. - Linse oder Linsensystem zur Implantation in ein Auge nach mindestens einem der Ansprüche 1–9 dadurch gekennzeichnet, dass die Kapselsacklinse eine Referenzmarkierung (
16 ) entsprechend Anspruch 6 beinhaltet.
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