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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der akustischen
Eigenschaften von Fichtenklangholz für Musikinstrumente, weiterhin
Fichtenklangholz, das nach diesem Verfahren behandelt wurde, sowie
Musikinstrumente, vorzugsweise Streichinstrumente, deren Decken-Resonanzplatte
aus derartigem Klangholz besteht.
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Klangholz
für Musikinstrumente
(sogenanntes Resonanzholz) soll möglichst leicht sein, gleichzeitig aber
einen hohen Elasitizitätsmodul
(E-Modul bzw. Young's
Modul) und eine hohe Schallgeschwindigkeit besitzen. Es soll ferner
astfrei sein und schmale, homogene Jahrringe sowie einen geringen
Spätholzanteil
(< 20%) aufweisen.
Nur wenige, sorgfältig
ausgewählte
Holzsortimente erfüllen
diese strengen Qualitätskriterien.
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Musikinstrumente,
die während
des späten
17. und frühen
18. Jahrhunderts gebaut wurden, besitzen im Vergleich zu zeitgenössischen
Instrumenten vielfach bessere Qualitätseigenschaften. Zur Erklärung dieses Qualitätsunterschiedes
wurden bereits viele Hypothesen aufgestellt; eine davon führt die
besondere Holzqualität
dieser Instrumente auf die als Maunder-Minimum bezeichnete Klimasituation
zurück,
die zwischen 1645 und 1715 herrschte und in der die längeren Winter
und kühleren
Sommer offenbar eine langsamere und gleichmäßigere Holzbildung und damit
einen geringen Spätholzanteil
bewirkten. Der berühmte
Geigenbauer Antonio Stradivari verwendete in den letzten Dekaden
seines Schaffens (der sogenannten „goldenen Ära") vorwiegend Fichtenholz von Bäumen, die
während
des Maunder-Minimums gewachsen waren. Diese Instrumente gelten seit
langem als ein nur ganz selten wieder erreichtes Klangideal.
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Die
(akustische) Materialqualität
Mq von Klangholz wird allgemein durch den Quotienten c/ρ definiert, wobei
c die Schallgeschwindigkeit und ρ die
Rohdichte des Klangholzes bedeuten. Die Schallgeschwindigkeit entspricht
der Quadratwurzel aus dem Verhältnis
von E-Modul (für
Biegung längs
zur Faser) zu Dichte. Der E-Modul ist ein von der Geometrie unabhängiger Materialwert;
das Produkt aus E-Modul und Flächenmoment ergibt
die Biegesteifigkeit des Werkstücks.
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Die
Schallgeschwindigkeit von Fichtenholz beträgt in Längsrichtung 4800 bis 6200 m/s,
die Rohdichte 320 bis 420 kg/m3.
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Von
besonderem Interesse bei allen Maßnahmen zur Verbesserung der
Materialqualität
Mq ist der Einfluss, den relative Änderungen von E-Modul und Rohdichte
auf die Schallgeschwindigkeit haben: Verändert sich bei einer bestimmten
Maßnahme
der E-Modul (in %) etwa proportional zur Veränderung der Rohdichte (in %),
so bleibt die Schallgeschwindigkeit annähernd gleich (die Materialqualität erhöht sich
dann etwa umgekehrt proportional zu einer Verringerung der Rohdichte);
ein solches Verhältnis
relativer Änderungen
von E-Modul und Rohdichte wird als „eng" bezeichnet. Verringert sich dagegen
bei einer bestimmten Maßnahme der
E-Modul (in %) wesentlich weniger als die Rohdichte (in %), so wird
die Schallgeschwindigkeit erhöht
(die Materialqualität
steigt dann mehr als umgekehrt proportional zu einer Verringerung
der Rohdichte); ein solches Verhältnis
relativer Änderungen
von E-Modul und Rohdichte wird als „weit" oder „groß" bezeichnet und ist zur Erzielung einer
hohen Materialqualität
Mq von Klangholz sehr erwünscht.
Klangholz mit einem weiten E-Modul-Rohdichte-Verhältnis ist
jedoch in der Natur selten und folglich teuer.
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Traditionell
werden im Geigenbau verschiedene Methoden eingesetzt, um die Materialqualität von Resonanzplatten
aus Holz (insbesondere von Fichtenholz, das für die Decke des Korpus meist
verwendet wird) zu verbessern. Studien zeigen allerdings, dass diese
konventionellen Behandlungsmethoden (unter Verwendung von Grundierungen,
Lacken und Mineralstoffen) zwar durchaus den E-Modul erhöhen, jedoch
durch den mit der Behandlung verbundenen Zellverschluss häufig auch
zu einer Vergrößerung der
Dichte bzw. Schwingungsmasse des Holzes führen.
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Eine
spürbare
und zuverlässige
Verbesserung der Materialqualität
des Klangholzes lässt
sich mit diesen Methoden im allgemeinen nicht erreichen.
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Sofern
die Resonanzplatte des Musikinstrumentes nicht aus Vollholz bestehen,
sondern als Faserverbund-Sandwichplatte ausgebildet werden soll,
beschreibt die
EP 1
119 531 A1 einen aussichtsreichen Vorschlag zur Verbesserung
der akustischen Qualität
des Instruments. Hierbei findet eine Faserverbund-Sandwichplatte
mit einem hohen Quotienten von Schallgeschwindigkeit zu Dichte Verwendung,
wobei der vom Umriss der Resonanzplatte umgrenzte Flächeninhalt
der Resonanzplatte so groß gewählt ist,
dass die Frequenz der Hauptkorpusresonanz in einem klangidealen
Bereich liegt.
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Eine
wesentliche Verbesserung der akustischen Eigenschaften von Klangholz
für Musikinstrumente wird
durch das ältere
Verfahren gemäß
EP 1 734 504 A1 erreicht.
Bei diesem Verfahren wird das Klangholz während einer begrenzten Behandlungsdauer
der Einwirkung einer holzzersetzenden Pilzart ausgesetzt wird, wobei
die Pilzart und die Behandlungsdauer derart gewählt werden, dass durch die
Behandlung einerseits eine Vergrößerung des
Verhältnisses
von Schallgeschwindigkeit des Holzes zu Rohdichte des Holzes erreicht
wird und andererseits vorgegebene Mindestfestigkeitswerte des Klangholzes
nicht unterschritten werden.
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Durch
die holzzersetzende Wirkung der Pilze wird die Rohdichte des Holzes
deutlich vermindert, der E-Modul dagegen nicht nennenswert herabgesetzt.
Es ergibt sich damit eine Erhöhung
der Schallgeschwindigkeit bei gleichzeitiger Verringerung der Dichte.
Hieraus resultiert nach den eingangs genannten Beziehungen eine
deutliche Verbesserung der Materialqualität des Klangholzes. Das mit
einem solchen Holzabbauprozess erzielte grössere E-Modul-Rohdichte-Verhältnis führt zu einer ähnlichen
Materialqualität
des Klangholzes wie sie Holz von Bäumen besitzt, die während des
Maunder-Minimums gewachsen sind.
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1 veranschaulicht
schematisch die unterschiedliche Holzstruktur von normalem Nadelholz (
1A), von besonders hochwertigem, überaus seltenen
Klangholz (
1B) und von Klangholz,
das nach dem Verfahren gemäß
EP 1 734 504 A1 behandelt
wurde (
1C):
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In 1A ist eine Zellreihe von normalem Nadelholz
schematisch dargestellt. Man erkennt breite Jahrringe mit gleichmässigem Anteil
von dickwandigen Spätholztracheiden
und dünnwandigen
Frühholztracheiden.
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1B zeigt besonders hochwertiges, altes
Fichten-Klangholz, das während
des Maunder-Minimums gewachsen ist. Die Jahrringe sind schmal und
bestehen vorwiegend aus Frühholztracheiden
mit nur einer Zellreihe Spätholztracheiden.
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1C veranschaulicht schließlich modernes
Klangholz, das nach dem Verfahren gemäß
EP 1 734 504 A1 mit holzzersetzenden
Pilzen behandelt wurde. Es sind nebeneinander zwei Stadien der Holzzersetzung
dargestellt:
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1C zeigt links ein frühes Stadium der Holzzersetzung
mit wenigen Kavernen. Der Jahrring ist schmal. Erste Strukturveränderungen
durch holzzersetzende Pilze sind erkennbar. In diesem Stadium ist
bereits eine gewisse Minderung der Rohdichte festzustellen. In 1C rechts ist ein spätes Stadium der Holzzersetzung
(mit vielen Kavernen) dargestellt. Die Zellwände des Spät- und Frühholzes sind merklich dünner geworden.
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Während der
holzzersetzenden Pilzbehandlung nimmt also die Rohdichte des Holzes
mit zunehmendem Zersetzungsgrad ab. Bei gleichzeitigem Erhalt oder
nur geringer Verringerung des E-Moduls erhöht sich daher die Schallgeschwindigkeit
im Holz und infolgedessen auch die Materialqualität Mq.
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In
der
EP 1 734 504 A1 sind
als geeignete holzzersetzende Pilze zur Verbesserung der akustischen Eigenschaften
von Fichtenklangholz bereits Asco- und Basidiomyceten (Klasse) aus
der Familie der Leotiaceae, Polyporaceae, Schizophyllaceae und Tricholomataceae
genannt.
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Der
Erfindung liegt nun die Aufgabe zu Grunde, in Weiterentwicklung
dieses älteren
Verfahrens über die
dort genannten Pilzarten hinaus weitere Pilzarten zu finden, die
ein viel versprechendes Abbauverhalten an Fichtenholz zeigen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass Asco, Basidiomyceten und Deuteromyceten (Klasse) aus der Familie
der Chaetomiaceae, Dematiaceae, Melanosporaceae und/oder Herpotrichiellaceae
Verwendung finden.
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Als
besonders zweckmäßig haben
sich die Pilzarten Chaetomium globosum (aus der Familie Chaetomiaceae),
Humicola grisea (aus der Familie Dematiaceae), Petriella setifera
(aus der Familie Melanosporaceae), Phialophora mutabilis (aus der
Familie Herpotrichiellaceae) und/oder Trichurus spiralis (aus der
Familie Dematiaceae) erwiesen.
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Wie
bereits in der
EP 1
734 504 A1 erläutert,
muss bei der holzzersetzenden Pilzbehandlung gleichzeitig darauf
geachtet werden, dass das Holz nach der Behandlung noch die für den Geigenbau
erforderlichen vorgegebenen Mindestfestigkeitswerte besitzt. Hierzu
gehört
insbesondere ein bestimmter Mindestwert des E-Moduls (für Biegung
längs zur
Faser) sowie gewisse Mindestwerte der Druckfestigkeit (längs und
quer zur Faser). Zweckmäßig sollten
insoweit folgende Mindestfestigkeitswerte des Fichtenklangholzes
nicht unterschritten werden:
E-Modul für Biegung längs zur Faser (in GPa) 7, vorzugsweise
10,
Druckfestigkeit längs
zur Faser (in N/mm
2 bzw. MPa) 24, vorzugsweise
34,
Druckfestigkeit quer zur Faser (in N/mm
2 bzw.
MPa) 3, vorzugsweise 4.2.
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Die
vorstehend genannten unteren Mindestfestigkeitswerte entsprechen
etwa 50% und die bevorzugten angehobenen Mindestfestigkeitswerte
etwa 70% der Festigkeitswerte des unbehandelten Klangholzes.
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Die
Zeitdauer der holzzersetzenden Pilzbehandlung wird zweckmäßig so lang
gewählt,
bis einerseits das Verhältnis
von Schallgeschwindigkeit zu Rohdichte einen Höchstwert erreicht (was etwa
dann der Fall ist, wenn das Volumen der Kavernen ein Maximum aufweist),
andererseits jedoch die vorgegebenen Mindestfestigkeitswerte des
Holzes nicht unterschritten werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
verbessert nicht nur die akustischen Eigenschaften des Klangholzes,
sondern führt
noch zu einem weiteren wesentlichen Vorteil, der gerade bei einer
Verwendung dieses Klangholzes für
Musikinstrumente von erheblicher praktischer Bedeutung ist. Durch
die holzzersetzende Wirkung der Pilze werden nämlich auch die hygroskopischen
Eigenschaften des Holzes deutlich verbessert. Holz ist bekanntlich
hygroskopisch, wobei die Aufnahme oder Abgabe von Feuchtigkeit (in
Anpassung an das Umgebungsklima) zum Quellen bzw. Schwinden des
Holzes und damit auch zu mehr oder weniger großen Formveränderungen führt. Unter extremen Umweltbedingungen,
z. B. in klimatisierten Räumen,
in Flugzeugen oder Konzertsälen,
können
so starke und abrupte Änderungen
der relativen Luftfeuchtigkeit auftreten, dass es zu starken Spannungen
in den Resonanzplatten von Musikinstrumenten sowie zu Rissen und
gravierenden Beeinträchtigungen
der akustischen Eigenschaften kommt.
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Bei
der erfindungsgemäßen holzzersetzenden
Pilzbehandlung werden nun die für
das Quellen und Schwinden des Holzes verantwortlichen Hydroxylgruppen
des Holzes durch enzymatische Prozesse abgespalten, wodurch die
Hygroskopizität
des Klangholzes merklich verringert wird. Musikinstrumente, deren Klangholz
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
behandelt wurde, sind daher gegenüber starken Schwankungen der
relativen Luftfeuchtigkeit der Umgebung weitaus weniger anfällig als
Musikinstrumente, deren Resonanzplatte aus herkömmlichem Klangholz besteht.
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Die
Erfindung wird im folgenden an Hand einiger Ausführungsbeispiele und Versuchsergebnisse
näher erläutert.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
sind besonders diejenigen Pilzarten interessant, die Moderfäulen verursachen.
Ihre fadenähnlichen
Hyphen wachsen bevorzugt innerhalb der sogenannten Sekundärwand der
Zellen. Die Holzzersetzung führt
in der Sekundärwand
zur Bildung von Kavernen, wodurch die Dichte des Holzes abnimmt.
Die Zellwände
werden gewissermaßen
von innen zersetzt, während
die Mittelschicht, bestehend aus Mittellamelle und Primärwand, erhalten
bleibt. Sie enthält
Lignin und Pektin, eine kleberartige Substanz, die die Zellen zusammenhält. Eine
intakte Mittelschicht ist wichtig für einen hohen E-Modul des Klangholzes.
Ein Pilz, der selektiv die Sekundärwand abbaut, führt somit
zu leichterem Holz, das jedoch trotzdem über einen relativ hohen E-Modul
verfügt.
Auf diese Weise lassen sich gezielt gerade die Eigenschaften erreichen,
die besonders gutes Klangholz auszeichnen.
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Bei
den der Erfindung zu Grunde liegenden, umfangreichen Versuchen wurden
zur Verbesserung der akustischen Eigenschaften von Fichtenklangholz
insbesondere Asco-, Basidio- und Deuteromyceten (Klasse) aus der
Familie der Chaetomiaceae, Dematiaceae, Herpotrichiellaceae, Melanosporaceae,
Leotiaceae, Polyporaceae, Schizophyllaceae, Tricholomataceae zur
Inkubation der Holzproben verwendet. Nähere Angaben zu verwendeten
Pilzarten finden sich in nachfolgender Tabelle 1. Sie enthält die Pilzarten,
die Familie, die Stammkulturnummern und die bevorzugte Holzart (Wirt),
die zum Zweck der Vergütung
von Klangholz eingesetzt werden.
Pilzart | Familie | Quelle | Wirt |
Armillaria
cepistipes | Trichlomataceae | Empa
Stammkultur 655 | Ahorn,
Fichte |
Climacocystis
borealis | Polyporaceae | Empa
Stammkultur 656 | Fichte |
Climacocystis
borealis | Polyporaceae | Empa
Stammkultur 657 | Fichte |
Phialocephala
fortinii | Leotiaceae | Empa
Stammkultur 658 | Fichte |
Phialocephala
fortinii | Leotiaceae | Empa
Stammkultur 659 | Fichte |
Schizophyllum
commune | Schizophyllaceae | Empa
Stammkultur 595 | Ahorn,
Fichte |
Chaetomium
globosum | Chaetomiaceae | Empa
Stammkultur 650 | Fichte |
Humicola
grisea | Dematiaceae | Empa
Stammkultur 650 | Fichte |
Petriella
setifera | Melanosporaceae | Empa
Stammkultur 650 | Fichte |
Phialophora
mutabilis | Herpotrichiellaceae | Empa
Stammkultur 650 | Fichte |
Trichurus
spiralis | Dematiaceae | Empa
Stammkultur 650 | Fichte |
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Die
ausgewählten
Pilzarten treten natürlich
an Fichte (Picea abies) auf, d. h. an Holz, das im Geigenbau traditionell
als Decken-Resonanzplatte verwendet wird. Eigene Studien zeigen,
dass im Vergleich zu vielen anderen Fäuleerregern das Holzzersetzungsmuster
der ausgewählten
Pilzarten die Ausbreitung der Schallwellen im zersetzten Holz nicht
nennenswert verändert.
Dies erklärt
sich damit, dass während
des Holzabbaus die Rohdichte stärker
vermindert wird als der E-Modul. Ausserdem weist die Mittelschicht
der Holzzellen eine sehr hohe Konzentration von Guaiacyl-Lignin
auf, das besonders dauerhaft gegenüber den ausgewählten Pilzarten
ist. Aus diesem Grund bleibt selbst im Spätstadium der Holzzersetzung
ein stark lignifiziertes Gerüst
erhalten, das aus den Zellwänden
der Gefäße, der
Mittelschicht der Fasern, aus Holzstrahlen und Parenchymzellen besteht.
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2 veranschaulicht
diese Zusammenhänge
in schematischer Form etwas näher:
Wie 2A zeigt, dringen bei der Holzbehandlung
einzelne Hyphen H in die Zellwand ein und wachsen innerhalb der
Zellwand entlang der Ausrichtung der (auf der lichtmikroskopischen
Ebene nicht sichtbaren) Zellulosemikrofibrillen.
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Die 2B und 2C veranschaulichen
den enzymatischen Abbau der Zellwand um die Hyphen H herum: Er führt zur
Entstehung von Kavernen K mit kegelförmig ausgebildeten Enden.
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Im
Spätstadium
der Holzzersetzung (2D) ist die Sekundärwand Sw
nahezu völlig
abgebaut, die Mittelschicht ist dagegen erhalten geblieben. Das
verbleibende Gerüst
und die Tatsache, dass keine Bohrlöcher von Hyphen H verursacht
werden, verleihen dem Holz auch im späten Abbaustadium noch einen
sehr hohen E-Modul.
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3 zeigt
schematisch eine einfache Einrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Inkubation von Holzproben P erfolgt in einem geschlossenen Kunststoffbehälter B über zuvor
infizierten Futterbrettchen F aus Fichte, die sich über Vermiculit
V befinden. Von den infizierten Futterbrettchen aus erfolgt die
Besiedlung der Holzproben durch den kausalen Fäuleerreger. Das Mineralgestein
Vermiculit dient als Feuchtigkeitsquelle für die Hyphen des Pilzes.
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Die
Futterbrettchen werden zunächst
mit Ethylenoxid sterilisiert (1h; 0.65 bar; 55° C; ca. 1200 mg C2H4O/l). Kolleschalen
mit 75 ml 2.5% MEA (Malzextraktagar) werden mit Reinkulturen der
verwendeten Pilzarten beimpft. Nachdem die Kolleschalen vom Pilzmyzel
nach 4 Wochen bewachsen sind, werden die sterilisierten Fichten-Futterbrettchen
F (50 × 25 × 15 mm)
für 6 Wochen
bei 70% RH und 22°C
inkubiert.
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Als
Feuchtigkeitssubstrat wird Vermiculit verwendet (VTT Vermisol Typ
M, Korngrösse
1–3 mm;
Teilchen unter 1 mm werden ausgesiebt). Der Wassergehalt von Vermiculit
wird mit Pufferlösung
(950 ml 0,1 M KCl + 50 ml 0,1 M HCl) auf eine Feuchte eingestellt,
die 100% vom mittleren Wasserrückhaltevermögen (whc1) entspricht.
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Pro
Versuchsgefäss
wird 60 g Vermiculit (ca. 500 ml) eingefüllt und leicht zusammengepresst.
Die Proben werden bei 22 ± 1°C und 70 ± 5% rel.
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Luftfeuchtigkeit
und während
4, 8 und 12 Wochen exponiert. Nach der Behandlung und dem Entfernen der
anhaftenden Pilzmyzelreste wird der Gewichtsverlust durch Pilzangriff
anhand von Anfangs- und Enddarrgewicht ermittelt. Die Verbesserung
der Materialqualität
Mq wird mittels Eigenfrequenzmessungen bestimmt.
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Wie
in
4 der
EP
1 734 504 A1 gezeigt, wird bei Verwendung der Pilzarten
Climacocystis borealis 656, Phialocephala fortinii 659 bzw. Schizophyllum
commune 595 durch eine achtwöchige
Behandlung eine Verbesserung der Materialqualität des Fichtenklangholzes um
2.4, 0.9 bzw. 3.1% erreicht.
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Bei
der erfindungsgemäßen Verwendung
der Pilzarten Chaetomium glohosum (aus der Familie Chaetomiaceae),
Humicola grisea (aus der Familie Dematiaceae), Petriella setifera
(aus der Familie Melanosporaceae), Phialophora mutabilis (aus der
Familie Herpotrichiellaceae) bzw. Trichurus spiralis (aus der Familie Dematiaceae)
ergeben sich noch höhere
Verbesserungen der Materialqualität. Sie liegen – je nach
Pilzart und Expositionsdauer – in
der Größenordnung
von 10 bis 20%, durchschnittlich bei etwa 12 bis 15%.
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4 zeigt
die mikroskopische Abbildung eines Querschnitts von Fichtenholz,
das mit einer Sporensuspension von Moderfäuleerregern der Pilzart Chaetomium
globosum behandelt und auf Vermiculit inkubiert wurde (die Abbildung
veranschaulicht den Zustand nach 12-wöchiger Exposition). In den
Spätholztracheiden sind
runde bis ovale Kavernen deutlich erkennbar (vgl. dazu auch die
Darstellung in 1C).
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Die
Untersuchungen zeigen, dass aufgrund der unterschiedlichen Verringerung
von Rohdichte, E-Modul und Schallgeschwindigkeit die Materialqualität Mq mit
zunehmender Inkubationszeit (Pilzexposition) zunächst steigt und dann wieder
abfällt.
Mit fortschreitender Dauer ist daher die Verringerung der Rohdichte
unzureichend, um die Verkleinerung der Schallgeschwindigkeit zu
kompensieren.
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Die
Festigkeitswerte des Klangholzes (E-Modul und Druckfestigkeit) bleiben
mit zunehmender Inkubationszeit zunächst etwa gleich und fallen
dann ab.
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Die
genaue Wahl der Behandlungsdauer für die jeweils eingesetzte Pilzart
ist somit von großer
Bedeutung. Die Pilzart und die Behandlungsdauer werden derart aufeinander
abgestimmt, dass durch die Behandlung einerseits – im Vergleich
zum unbehandelten Ausgangszustand – eine Vergrößerung des
Verhältnisses von
Schallgeschwindigkeit des Holzes zu Rohdichte des Holzes (d. h.
eine Vergrößerung der
akustischen Materialqualität
Mq) erreicht wird, andererseits jedoch vorgegebene Mindestfestigkeitswerte
des Klangholzes nicht unterschritten werden.
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Die
Bestimmung der Schallgeschwindigkeit c und des E-Moduls E wird an
Hand folgender Formeln vorgenommen:
wobei bedeuten:
- c
- die Schallgeschwindigkeit
der Longitudinalwellen in m/s,
- L
- die Länge eines
Probestreifens in m (zum Beispiel 0.2 m)
- f
- die Eigenfrequenz
der ersten Biegemode in Hertz (zum Beispiel 459 Hz)
- d
- die Dicke des Probestreifens
in m (zum Beispiel 0.003 m)
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Bei
dem genannten Beispiel ergibt sich:
E-Modul
E = c2·δwobei
bedeuten:
- E
- den Elastizitätsmodul
für Biegung
(„E-Modul” bzw. „Young's Modulus")
- c
- die Schallgeschwindigkeit
der Longitudinalwellen in m/s
- δ
- die Dichte in kg/m3 (zum Beispiel 400 kg/m3)
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Bei
dem genannten Beispiel ergibt sich:
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Eine
Holzzersetzung über
die gewünschte
Behandlungsdauer hinaus wird vorzugsweise durch eine Sterilisation
der Holzproben mit Ethylenoxid (1h; 0.65 bar; 55°C; ca. 1200 mg C2H4O/l) unterbunden. Nach einer solchen Sterilisation
stellen die Pilze ihre Aktivität
ein. Das Klangholz behält
dann dauerhaft die erreichte akustische Materialqualität Mq und
seine Festigkeitswerte.