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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erhöhung der
Korrosionsbeständigkeit
nitrocarburierter oder nitrocarburierter und oxidierter Oberflächen von
aus Stahl bestehenden Bauteilen.
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Zur
Erhöhung
des Verschleißschutzes
stark beanspruchter Bauteile aus Stahl wird seit Jahrzehnten weltweit
das Nitrocarburieren im großtechnischen Maßstab angewendet.
Bei derartigen Verfahren, die beispielsweise in Liedtke, D. et al,
Wärmebehandlung
von Eisenwerkstoffen-Nitrierten und Nitrocarburieren, Expert-Verlag,
Renningen 2006 beschrieben sind, wird durch Behandlung der Bauteile
in stickstoffabgebenden Gasen, meistens Ammoniak-Atmosphäre, in einem
stickstoffhaltigen Plasma oder in stickstoffabgebenden geschmolzenen
Salzen, meist Schmelzen aus Kaliumcyanat, Natriumcyanat und Soda,
bei Temperaturen um 580°C
eine verschleißbeständige Eisennitridschicht
von circa 20 Mikrometern Dicke auf den Bauteilen erzeugt. Diese
sogenannte Verbindungsschicht besteht aus den Eisennitriden FexN x = 2 – 3 (epsilon-Nitrid) und Fe4N (gamma-Strich-Nitrid). Bei legierten Stählen enthält die Verbindungsschicht
auch submikroskopisch fein verteilt die Nitride der Legierungselemente,
wie zum Beispiel Chromnitrid, Vanadiumnitrid. Die Verbindungsschicht
ist außerordentlich
hart und verschleißbeständig, besonders
gegen adhäsiven
Verschleiß,
und hat weniger einen metallischen als vielmehr den Charakter einer
Nitridkeramik. Die äußere Randzone
dieser verschleißhemmenden
Schicht enthält
in einem Bereich von 10 bis 50% bezogen auf die gesamte Schichtdicke
immer einen Saum von Poren, die das Nitrid durchsetzen. Die Entstehung
dieses Porensaums ist beispielsweise erwähnt in Prenosil, Bl., Härterei Technische Mitteilungen
23 (1968) 216–226; Mittemeijer,
E., Somers, M., Verbindungsschichtbildung beim Nitrieren und Nitrocarburieren,
Härterei-Techn.
Mitt. 51 (1996) 3, S. 162–169;
Liedtke, D. et al, Wärmebehandlung
von Eisenwerkstoffen-Nitrieren und Nitrocarburieren, Expert-Verlag,
Renningen 2006, S. 21–26.
Ein schematisches Bild einer nitrocarburierten Schicht auf Stahl
ist in 1 dargestellt.
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Nitrocarburierte
Schichten auf unlegiertem Stahl sind etwas korrosionsbeständiger als
der Grundwerkstoff, jedoch ist die Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit
nicht signifikant. Bei einem Standard–Salzsprühtest mit verdünnter Kochsalzlösung nach
DIN 50 021 [DIN 50021, Beuth-Verlag, Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin
(1988)] kann man davon ausgehen, dass zum Beispiel Bauteile aus
dem Stahl 42CrMo4 schon nach kürzester
Zeit, im allgemeinen 1–4
Stunden, verrostet sind. Nitrocarburierter und nicht weiter behandelter
Stahl würde
nach etwa 12–24
Stunden zu rosten beginnen.
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Schon
vor längerer
Zeit wurde gefunden, dass bei einer zusätzlichen Behandlung nitrocarburierter
Bauteile in einer oxidierenden Salzschmelze, z. B. auf Basis von
Alkalinitrit, Alkalinitrat, Alkalihydroxid und -carbonat eine Oxidation
der nitrocarburierten Schicht im Bereich der porösen Zone stattfindet. In Gasatmosphären kann
man mit überhitztem Wasserdampf
oder mit Kohlendioxid oxidieren. Dabei bildet sich das schwarzes
Eisenoxid Fe
3O
4,
welches den Porensaum ausfüllt
und eine Passivierung der Oberfläche
bewirkt. Auf diese Weise wird neben der Verschleißbeständigkeit
zusätzlich
noch eine bedeutende Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
erreicht und die Bauteile erhalten eine recht dekorative schwarze
Oberfläche.
Beispiele hierfür
sind in
DE 25 14 398
A1
DE 196
07 369 A1 ,
EP
667 401 A1 ,
EP
638 661 A1 und
EP
524 037 B1 genannt. Beispielsweise wird ein Bauteil aus
dem Stahl 42CrMo4, das nitrocarburiert und oixidiert wurde und dessen
Oberfläche geschlossen
ist und nicht durch Risse, Fehler oder Verwerfungen durchsetzt ist, über 500
Stunden, meist sogar mehr als 1000 Stunden im Salzsprühtest ohne
zu rosten bestehen.
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Die
Nitrocarburierung mit Nachoxidation zur Erhöhung der Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit
wird beispielsweise unter der Bezeichnung Q- beziehungsweise QPQ
Verfahren – ein
geschütztes Warenzeichen
der Fa. Durferrit GmbH – großtechnisch
zur Behandlung vieler verschleiß-
und korrosionsbelasteter Bauteile angewendet, zum Beispiel von Gasdruckfedern,
Hydraulikzylindern, Kugelbolzen, Scheibenwischerachsen, Ventilen,
Waffenteilen wie Verschlüssen,
Läufen
und vielen mehr. Dies ist in Wahl, G., Verbesserung der Bauteileigenschaften durch
Nitireren im Salzbad, Zwischenbearbeiten und Oxidieren, Techn. Mitteilungen,
Durferrit GmbH, Mannheim/Hanau 1982; Wahl, G., Korrosionsbeständige Oberflächen durch
Salzbadnitrieren, Fachberichte Hüttenpraxis-Metallweiterverarbeitung
Heft 12, 1981, näher
beschrieben.
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Die
Passivierung der Bauteiloberfläche durch
das schwarze Eisenoxid Fe3O4 ist
jedoch in der Praxis stets mit kleinen Fehlern behaftet. Beispielsweise
kann die Oxidation an einzelnen Stellen der Bauteiloberfläche nicht
perfekt sein, oder es bilden sich beim Abkühlen der Bauteile in Wasser
kleine Risse oder die Ausfüllung
des Porensaums mit Eisenoxid Fe3O4 ist nicht vollständig oder es hat sich neben
dem Fe3O4 auch das
unerwünschte
Fe2O3 gebildet,
das porös
ist und keinen Korrosionsschutz bietet. Auch die Oberflächenbeschaffenheit
des Grundwerkstoffs ist zu beachten. So weisen gestanzte, kaltverformte
oder nur grob geschliffene Bauteile eine große Zahl von Oberflächendefekten
auf, so dass derartige Bauteile durch Nitrocarburierung und anschließende Oxidation
alleine meistens nicht ausreichend korrosionsfest gemacht werden
können.
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Die
beschriebenen Fehler sind im allgemeinen statistisch über die
Oberfläche
der behandelten Bauteile verteilt und werden beispielsweise bei
der Prüfung des
Bauteils in einer korrosiven Umgebung, wie zum Beispiel dem sogenannten
Salzsprühtest nach
DIN 50 021, als Punkt-Korrosion sichtbar.
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Nun
wird in der Technik aber gefordert, dass jedes Bauteil im Salzsprühtest eine
gewisse Mindest-Test-Dauer übersteht,
die in der Praxis einer bestimmten Mindest-Lebensdauer des Bauteils
unter den Bedingungen des Einsatzes im täglichen Leben entspricht.
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Es
gab daher Versuche, die nicht ganz vermeidbaren Fehlstellen auf
den nitrocarburierten und nachoxidierten Bauteilen durch zusätzliche
Behandlung mit aushärtbaren
Polymeren, Wachsen, Ölen, Kunststoffen
und dergleichen zu kaschieren beziehungsweise auszuheilen, wie beispielsweise
in
EP 524 037 A1 ,
EP 497 663 A1 ,
EP 472 957 A1 beschrieben.
Alle diese Verfahren kann man unter dem Gesamtbegriff der nachträglichen
Versiegelung von Fehlstellen betrachten. Diese Verfahren gehen davon
aus, dass die korrosionsschützenden
Stoffe wie Polymere, Wachse oder Öle durch Tauchen, Spritzen oder
mittels Pinsel, Tuch oder dergleichen mechanisch aufgetragen werden.
Durch das Auftragen von Korrosionsschutzmitteln auf nitrocarburierte
und oxidierte Schichten wird auch eine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit
erzielt. Nachteilig ist jedoch, dass die Stoffe in beträchtlicher
Menge aufgetragen werden müssen,
um überhaupt
korrosionsschützend wirksam
zu sein. Aus diesem Grund kann es zu einer Reihe anderer Nachteile
kommen. So sind zum Beispiel wachsartige oder hochviskose Korrosionsschutzmittel
zwar wirksam, bilden auf den Bauteilen aber einen geschlossenen,
mehrere Mikrometer dicken Film, der bei den meisten Anwendungen
rasch wieder abgerieben wird oder sogar bei der Anwendung der Bauteile
unzulässig
ist, etwa weil sich der Stoff mit Dichtungswerkstoffen (zum Beispiel
bei Gasdruckfedern, Hydraulikzylindern etc.) nicht verträgt. Andere Öle, Wachse
und Polymere bewirken klebrige, hässliche Oberflächen, wenn
sie in der Menge aufgetragen werden, die für einen besseren Korrosionsschutz
notwendig ist. Wieder andere Mittel härten zwar relativ gut aus,
bilden aber nur dünne
Filme, lassen sich leicht abwischen oder laufen von der Bauteiloberfläche von
selbst ab und bewirken de facto keine oder zumindest keine nennenswerte
Verbesserung des Korrosionswiderstands des Bauteils.
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Die
JP 10204612 A betrifft
ein Verfahren zum Carburieren oder Nitrocarburieren von Maschinenteilen.
Nach dem Carburieren oder Nitrocarburieren wird durch eine Vakuumbehandlung
bei erhöhten Temperaturen
Wasserstroff aus den Maschinenteilen herausgelöst, um Rußbildung auf den Oberflächen der
Teile zu vermeiden.
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Die
DE 42 28 748 A1 betrifft
ein Verfahren zum Nitrieren beziehungsweise Nitrocarburieren von Stahlteilen
bei welchem während
des Abkühlens
von der eigentlichen Nitrier- beziehungsweise Nitrocarburiertemperatur
bei einer Temperatur im Bereich zwischen da. 150 und 250°C eine mindestens
einstündige
Haltepause eingelegt wird. Während
der mindestens einstündigen
Haltepause wird ein Vakuum um die Charge herum erzeugt und aufrecht
erhalten.
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Die
EP 472 957 A betrifft
ein Verfahren zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit
nitrocarburierter Bauteile, bei welchem nach Aufbringen von korrosionsbeständigen Schichten
auf nitrocarburierten Bauteilen durch Oxidationsbehandlungen ein weiterer
Schritt für
eine weitere Aufbringung einer Korrosionsschutzschicht durch Aufbringen
von Kunstharz generiert wird.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
bereitzustellen, durch welche die Korrosionsbeständigkeit von nitrocarburierten
oder nitrocarburierten und oxidierten Oberflächen von aus Stahl bestehenden
Bauteilen erhöht
werden kann.
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Zur
Lösung
dieser Aufgabe sind die Merkmale der Ansprüche 1 und 11 vorgesehen. Vorteilhafte Ausführungsformen
sind zweckmäßige Weiterbildungen
der Erfindung und in den Unteransprüchen beschrieben.
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Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird
eine Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
von nitrocarburierten oder nitrocarburierten und oxidierten Oberflächen aus
Stahl bestehenden Bauteilen erreicht. Hierzu werden zunächst den
Oberflächen
der Bauteile in einem Vakuum bei Temperaturen von größer oder
gleich 25°C
Wasser entzogen. Im nachfolgenden Schritt wird ein Korrosionsschutzmittel
auf die Oberflächen
der Bauteile zu deren Versiegelung aufgebracht.
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Die
Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens umfasst einen beheizbaren Vakuumbehälter, in
welchem die Bauteile bei vorgegebenen Temperaturen in einem Vakuum
zur Entgasung deren Oberflächen
angeordnet sind. Weiter umfasst die Vorrichtung einen ein Korrosionsschutzmittel
enthaltenden Tauchbehälter,
in welchem die Bauteile mit in Vakuum entgasten Oberflächen mit
dem Korrosionsschutzmittel kontaktierbar sind.
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Mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens beziehungsweise
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann überraschenderweise
die Korrosionsbeständigkeit
von Stahlbauteilen, welche entweder nitrocarburierte oder nitrocarburierte
und oxidierte Oberflächen
aufweisen, signifikant erhöht
werden.
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Bei
Bauteilen mit nitrocarburierten und oxidierten Oberflächen ist
deren Korrosionsbeständigkeit
durch die Oxidation der Oberflächen
bereits erhöht.
Diese bereits erhöhte
Korrosionsbeständigkeit kann
durch das erfindungsgemäße Verfahren
nochmals signifikant erhöht
werden.
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Weiterhin
kann generell das erfindungsgemäße Verfahren
auch bei Stahlbauteilen angewendet werden, die allein nitrocarburierte,
also nicht oxidierte Oberflächen
aufweisen. Hier stellt das erfindungsgemäße Verfahren eine Alternative
zur Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
durch Oxidation der Oberflächen
dar. Eine derartige Oxidation der Bauteile kann beispielsweise dann
unerwünscht
sein, wenn die durch die Oxidation bedingte schwarze Einfärbung der
Oberflächen
vermieden werden soll.
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Wesentlich
für die
Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
der Bauteile durch das erfindungsgemäße Verfahren ist, dass die
Bauteile einem Vakuum bei erhöhter
Temperatur ausgesetzt werden, bevor das jeweilige Korrosionsschutzmittel
auf die Bauteiloberflächen
aufgebracht wird. Dabei werden als Korrosionsschutzmittel bevorzugt Öle, Wachse
oder insbesondere flüssige
Polymere eingesetzt.
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Dabei
werden vorteilhaft die Bauteile in einem Vakuum bei Drucken von
0,01 bis 800 mbar, vorzugsweise bei 0,1 bis 5 mbar und bei Temperaturen von
15 bis 300°C,
vorzugsweise bei 50°C
bis 110°C und
während
einer Zeitspanne von 5 bis 120 Minuten, vorzugsweise 20 bis 30 Minuten
behandelt. Erst danach werden die Öle, Wachse oder dünnflüssigen Polymere
als Korrosionsschutzmittel durch Tauchen, Spritzen oder mechanisches
Auftragen aufgebracht.
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Die
Ursache für
die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erzielte Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
der nitrocarburierte oder nitrocarburierte und oxidierte Oberflächen aufweisenden
Stahlbauteile besteht in einem Verdrängungsmechanismus.
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Bei
Stahlbauteilen mit nitrocarburierten Oberflächen enthalten die Randzonen
dieser Oberflächen
generell einen Porensaum, wobei das in den Poren der Nitridschicht
gebildete Eisenoxid (Fe3O4) selbst
noch eine Restporosität
besitzt. Diese und andere Poren, die nicht durch Eisenoxid gefüllt wurden, enthalten
stets Gase oder Flüssigkeiten
aus dem ursprünglichen
Nitrocarburierprozess, in erster Linie Reste von Feuchtigkeit.
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Entsprechende
Verhältnisse
liegen auch bei Stahlbauteilen mit nitrocarburierten und oxidierten Oberflächen vor.
Beim Oxidieren nitrocarburierter Bauteile in der Gasatmosphäre wird
die Oxidation im Porensaum durch Anwendung von Wasserdampf und CO2 bewerkstelligt. Die anschließende Abkühlung erfolgt
unter Schutzgas, an Luft oder im Einzelfall in speziellen Abschreckölen, wässrigen
polymeren Abschreckmedien oder in Wasser. Bei der Salzbadnitrocarburierung
mit nachfolgender Oxidation in einer Nitratschmelze werden die Bauteile
zum Schluss in Wasser abgeschreckt und gewaschen. Bei allen diesen
Vorgängen
dringt unvermeidlich immer Wasser in die feinen Poren sowohl des
Eisenoxids wie auch in Risse, Fehlstellen oder in freie Poren der
Nitridschicht ein.
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Werden
nun auf die Oberflächen
dieser genannten Bauteile zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit
Korrosionsschutzmittel in Form von Ölen, Polymeren oder Wachsen
durch Tauchen oder Besprühen
dieser Oberflächen
oder durch einfachen mechanischen Stoffauftrag aufgebracht, kann
so gut wie kein Stoffaustausch erfolgen, da das in den Poren enthaltende
Gas oder Wasser durch sehr hohe Kapillarkräfte festgehalten wird. Selbst
hochkriechfähige Öle können das
in den feinsten Poren enthaltene Wasser nicht verdrängen, so
dass zwangsläufig mit
dem Korrosionsschutzmittel eine nur unzureichende Versiegelung erhalten
wird.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird jedoch durch das Einbringen der Bauteile in ein Vakuum erreicht,
dass das Wasser aus den Poren der Oberflächenschichten der Bauteile
entweicht.
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Durch
diese Behandlung werden also die Poren der nitrocarburierten beziehungsweise
nitrocarburierten und oxidierten Oberflächenschichten der Bauteile
ebenso wie feinste Risse und die im Eisenoxid enthaltenen Defektstellen
geöffnet,
das Wasser und/oder adsorbierte Gase werden entzogen. Damit kann
das Korrosionsschutzmittel anschließend eindringen und eine perfekte
Versiegelung der Oberfläche
bewirken.
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Bedingt
durch das Eindringen des Korrosionsschutzmittels in die Poren des
Porensaums der Oberflächenschichten
der Bauteile wird nicht nur die Güte der Versiegelung dieser
Schichten verbessert, es ergeben sich daraus auch weitere vorteilhafte
Effekte.
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Ein
wesentlicher vorteilhafter Effekt besteht darin, dass ein breites
Spektrum von Korrosionsschutzmitteln zur Versiegelung der Oberflächenschichten
eingesetzt werden kann.
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Insbesondere
ist es nun möglich,
Korrosionsschutzmittel anzuwenden, die auch andere erwünschte Eigenschaften
haben, also zum Beispiel solche, die nur einen dünnen, abwischbaren Film bilden
oder solche, die aushärten.
Es ist sogar möglich, das
Korrosionsschutzmittel (Öl,
Wachs oder dünnflüssiges Polymer)
nach der Behandlung von der Oberfläche wieder abzuwischen oder
mittels Pressluft abzublasen, ohne dass der zusätzliche Korrosionsschutz dadurch
zunichte gemacht würde.
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Bei
der Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es wesentlich, dass die Bauteile nach Einbringen in das Vakuum
mit dem Korrosionsschutzmittel versiegelt werden, ohne dass die
Bauteile zuvor einer feuchten, wasserhaltigen Umgebung ausgesetzt
werden.
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Dabei
ist es möglich,
aber nicht notwendig, den Auftrag des Korrosionsschutzmittels im
Vakuum vorzunehmen, zum Beispiel durch Absenken der Charge in einen
Tauchbehälter,
der im Inneren eines Vakuumbehälters
untergebracht ist und der das entsprechende Korrosionsschutzmittel
enthält.
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Es
ist aber ebenso möglich,
und in der Praxis einfacher, das Vakuum durch Einlassen von sauberer,
trockener Luft oder von Stickstoff oder Argon in den Vakuumbehälter aufzuheben
und die Bauteile sofort danach in einen externen Tauchbehälter mit dem
geeigneten Korrosionsschutzmittel umzusetzen.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Zeichnungen und Ausführungsbeispielen
erläutert. Es
zeigen:
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1:
Schematischer Aufbau einer nitrocarburierten Schicht auf Stahl.
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2:
Erstes Ausführungsbeispiel
einer Vorrichtung zur Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit von
Bauteilen
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3:
Zweites Ausführungsbeispiel
einer Vorrichtung zur Erhöhung
der Korrosionsbeständigkeit
von Bauteilen
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4:
Standzeit von Scheibenwischerachsen im Salzsprühtest nach DIN 50021
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Die 2 und 3 zeigen
zwei Ausführungsbeispiele
einer Vorrichtung 1 zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit
nitrocarburierter oder nitrocarburierter und oxidierter Oberflächen von
aus Stahl bestehenden Bauteilen 2.
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Die
Vorrichtung 1 gemäß 2 umfasst
einen Vakuumbehälter 3 in
Form einer Vakuumretorte. Diese Vakuumretorte ist mit einem Deckel 4 abschließbar, wobei
die Nahtstellen zwischen der Vakuumretorte und dem Deckel 4 durch
O-Ringe 5 abgedichtet werden. Die so ausgebildete Dichtung
kann bei Bedarf gekühlt
werden. Zur Generierung eines Vakuums im Innenraum des Vakuumbehälters 3 ist eine
Vakuumpumpe 6 vorgesehen, die über ein erstes Absperrventil 7 mit
dem Vakuumbehälter 3 gekoppelt
ist. Mit einem Vakuum-Manometer 8 ist
der Druck innerhalb des Vakuumbehälters 3 messbar. Als
Sicherheitselement bei Druckanomalitäten im Vakuumbehälter 3 ist
ein Sicherheitsventil 9 vorgesehen.
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Zur
Beheizung des Vakuumbehälters 3 ist ein
Retorten-Ofen 10 mit Heizwendeln vorgesehen.
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Die
Beheizung des Vakuumbehälters 3 kann generell
von außen
elektrisch durch Strahlungswärme,
Dampf, Wärmeträgeröl oder dergleichen
erfolgen, auch eine innenliegende Beheizung durch Heizwendeln, Graphitfolien
oder Metallfolien ist denkbar.
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Die
zu behandelnden Bauteile 2 sind auf einem Gestell 11 innerhalb
des Vakuumbehälters 3 gelagert.
Dabei werden in einem ersten Verfahrensschritt die Bauteile 2 im
Vakuumbehälter 3 einem
Vakuum ausgesetzt, wobei der Druck im Vakuumbehälter 3 im Bereich
zwischen 0,01 mbar und 800 mbar liegt. Mit dem Retorten-Ofen 10 wird
dabei der Innenraum des Vakuumbehälters 3 auf Temperaturen
im Bereich zwischen 25°C
und 300°C,
bevorzugt zwischen 50°C
und 110°C
aufgeheizt. Die Bauteile 2 werden dem Vakuum für eine Zeitdauer
zwischen 5 min. und 120 min., bevorzugt zwischen 20 min. und 30
min., ausgesetzt. Dadurch wird erreicht, dass Wasser aus den Poren
der Porenzonen der Oberflächen
der Bauteile 2 (wie beispielsweise in 1 dargestellt)
entweichen kann.
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Danach
wird durch Öffnen
eines weiteren Absperrventils 12 Gas, insbesondere trockene
Luft, Argon oder Stickstoff in den Vakuumbehälter 3 eingeleitet
und damit das Vakuum aufgehoben. Dieses Gas verhindert ein erneutes
Eindringen von Wasser in die Poren der Porenzonen der Bauteile 2.
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Unmittelbar
anschließend
wird der Vakuumbehälter 3 durch
Abnehmen des Deckels 4 geöffnet und das Gestell 11 mit
den Bauteilen 2 wird mittels eines nicht dargestellten
Transportmittels wie einem Kran in einen Tauchbehälter 13 eingeführt, in
welchem sich ein Korrosionsschutzmittel 14 befindet. Als Korrosionsschutzmittel 14 können Öle, Wachse
oder insbesondere flüssige
Polymere verwendet werden.
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Durch
die Kontaktierung mit dem Korrosionsschutzmittel 14 werden
die Oberflächen
der Bauteile 2 versiegelt.
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3 zeigt
eine weitere Ausführungsform
einer Vorrichtung 1 zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit
von Bauteilen 2 aus Stahl mit nitrocarburierten oder nitrocarburierten
und oxidierten Oberflächen.
Die Vorrichtung 1 gemäß 3 entspricht
hinsichtlich der Ausführung
des Vakuumbehälters 3 sowie
dessen Beheizung weitgehend der Ausführungsform gemäß 2.
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Die
Vorrichtung 1 gemäß 3 unterscheidet
sich von der Ausführungsform
dadurch, dass der Tauchbehälter 13 im
Vakuumbehälter 3 selbst
integriert ist. Wie aus 3 ersichtlich, bildet der untere Teil
des Vakuumbehälters 3 den
Tauchbehälter 13. Dieser
ist durch eine Trennwand 15 vom oberen Teil des Vakuumbehälters 3 abgetrennt,
der eine Vakuumkammer bildet. 3 zeigt
den Vakuumbehälter 3 bei
geschlossener Trennwand 15. Das Gestell 11 mit den
Bauteilen 2 steht dabei auf der Trennwand 15 auf.
Unterhalb der Trennwand 15, im Tauchbehälter 13, befindet
sich des Korrosionsschutzmittel 14.
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Die
geschlossene Trennwand 15 bildet eine gasdichte Trennung
zwischen der Vakuumkammer und deren Tauchbehälter 13.
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Analog
zur Ausführungsform
gemäß 2 wird
in einem ersten Verfahrensschritt in der Vakuumkammer des Vakuumbehälters 3 ein
Vakuum erzeugt. Die hierfür
vorgesehenen Einrichtungen, nämlich
die Vakuumpumpe 6, das Vakuum-Manometer 8 und
das Sicherheitsventil 9, sind analog zur Ausführungsform
gemäß 2 ausgebildet.
Ebenso entspricht die Dauer der Erzeugung des Vakuums, der Druck
innerhalb der Vakuumkammer sowie die Aufheizung der Vakuumkammer
der Ausführungsform gemäß 2.
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Nachdem
durch die Vakuum-Behandlung der Bauteile 2 das Wasser aus
den Poren der Porenschichten in den nitrocarburierten oder nitrocarburierten
und oxidierten Oberflächenschichten
entfernt wurde, erfolgt die Kontaktierung der Bauteile 2 mit dem
Korrosionsschutzmittel 14 zur Versiegelung der Bauteiloberflächen. Hierzu
wird die Trennwand 15 mittels eines Stellglieds geöffnet und
das Gestell 11 mit den Bauteilen 2 in das Korrosionsschutzmittel 14 eingetaucht.
In diesem Fall erfolgt also der Auftrag des Korrosionsschutzmittels 14 noch
im Vakuum. Damit kann bei der Vorrichtung 1 gemäß 3 das
bei der Vorrichtung 1 gemäß 2 notwendige
Absperrventil 12 entfallen, da kein Gas zur Aufhebung des Vakuums
in die Vakuumkammer eingeleitet werden muss.
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Die
folgenden Beispiele erläutern
die Erfindung durch spezifische Ausführungsformen:
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Beispiel 1
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33
Stück Schlauchschellen
(Schlauchfedern) aus dem Werkstoff Cf 76 wurden 90 Minuten in einem TF1®-Nitrocarburier-Salzbad
mit einem Gehalt von 36% Cyanat, 27% Carbonat und 3% Cyanid sowie
einem Verhältnis
der Kationen K+ zu Na+ von 80:20 bei 580°C nitrocarburiert, anschließend 20
Minuten in einem oxidierenden AB1 Salzbad, bestehend aus 35% Natriumnitrat,
2% Natriumnitrit, Rest Natriumcarbonat und Kaliumhydroxid bei 390°C oxidiert,
danach poliert mittels Glasperlenstrahlen und nochmals 15 Minuten
im gleichen Salzbad oxidiert, danach in Wasser abgeschreckt und
mit Leitungswasser und zuletzt mit entsalztem Wasser gesäubert. Diese
Verfahrensweise ist als QPQ-Verfahren bekannt, welches in Wahl,
G., Verbesserung der Bauteileigenschaften durch Nitrieren im Salzbad,
Zwischenbearbeiten und Oxidieren, Techn. Mitteilungen, Durferrit GmbH,
Mannheim/Hanau, 1982 und Wahl, G., Korrosionsbeständige Oberflächen durch
Salzbadnitrieren, Fachberichte Hüttenpraxis-Metallweiterverarbeitung
Heft 12, 1981, beschrieben ist.
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11
Stück der
so nitrocarburierten Werkstücke wurden
ohne Versiegelung im Salzsprühtest
nach DIN 50 021 überprüft. Alle
11 Schlauchschellen zeigten bereits nach 24 Stunden Testdauer starke
Korrosionspunkte.
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11
Stück der
so nitrocarburierten Schlauchschellen wurden nach dem Waschen mit
Heißluft
getrocknet und in ein wasserverdrängendes Korrosionsschutzöl Type Kaltol
4214 HFAF der Firma Houghton getaucht, 24 Stunden abtropfen lassen und
anschließend
im Salzsprühtestest
untersucht. Etwa die Hälfte
der so behandelten Bauteile zeigte nach ca. 48 Stunden erste Korrosionspunkte,
die mittlere Test-Standzeit (erreichte Teststandzeit aller 11 Bauteile
dividiert durch Anzahl, hier 11) betrug 72 Stunden.
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11
Stück der
so nitrocarburierten Schlauchschellen wurden nach dem Waschen getrocknet
und zunächst
im Vakuum in einer Metallretorte bei einem absoluten Druck von 0,2
mbar 20 Minuten bei 80°C behandelt.
Danach wurde das Vakuum mit trockener Luft aufgehoben, die Bauteile
entnommen und unmittelbar danach in das gleiche Korrosionsschutzmedium
(Kaltol 4214 HFAF) getaucht und abtropfen lassen. Danach wurde die
Oberfläche
mit sauberen Lappen von Ölresten
freigewischt und anschließend
wurden die so behandelten Bauteile im Salzsprühtest untersucht.
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Die
dabei erreichte mittlere Test-Standzeit (erreichte Teststandzeit
aller 11 Bauteile dividiert durch Anzahl, hier 11) betrug in diesem
Fall 185 Stunden.
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Ergebnis:
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Die
erreichte Verbesserung der Standzeit von Schlauchschellen im Salzsprühtest betrug
156% verglichen mit der Behandlung ohne Vakuum.
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Beispiel 2
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25
Stangen aus Ck 15 mit den Abmessungen 10 mm Durchmesser, 120 mm
Länge und
einer Oberflächenrauhigkeit
von Rz = 0,5 bis 1,15 μm
wurden 90 Minuten in einem TF1®-Salzbad bei 580°C nitrocarburiert,
danach in einem oxidierenden AB1 Salzbad bei 390°C 20 Min. oxidiert und in Wasser
abgeschreckt.
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Anschließend wurden
die Stangen mit Glasperlen gestrahlt und nochmals 25 Minuten im
AB1 Bad nachoxidiert und in Wasser abgekühlt. Diese Verfahrensweise
ist als QPQ-Verfahren bekannt.
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5
der so behandelten Stangen wurden im Salzsprühtest nach DIN 50021 geprüft. Die
mittlere Standzeit betrug 432 Stunden.
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10
der so behandelten Stangen wurden in das Rostschutzmittel Kaltol
4214 HFAF der Fa. Houghton getaucht, das Öl abgewischt, und im Salzsprühtest geprüft. Die
mittlere Standzeit der Stangen betrug 487 Stunden.
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Die
restlichen 10 der nitrocarburierten und oxidierten Stangen wurden
30 Minuten in einer Metallretorte bei 0,2 mbar und 100°C entgast
und erst danach in das Rostschutzmittel Kaltol getaucht. Das überschüssige Öl wurde
abgestreift und die Bauteile im Salzspühtest nach DIN 50021 geprüft. Die
Standzeit aller 10 Stangen lag über
696 Stunden, bei dieser Zeit wurde der Test abgebrochen.
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Ergebnis:
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Die
mittlere Korrosionsbeständigkeit
wurde durch die erfindungsgemäße Behandlung
von 487 Stunden auf über
696 Stunden erhöht.
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Beispiel 3
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60
Stück Antriebsachsen
für Scheibenwischer
wurden in einem TF1®-Salzbad mit einem Cyanatgehalt
von 36,9%, einem Cyanidgehalt von 4,9% und 100 ppm Eisen 90 Minuten
bei 580°C
behandelt. Die Teile wurden anschließend in einem AB1 Bad mit 14,6%
Natriumnitrat, 1,2% Natriumnitrit und 32,7% Natriumcarbonat bei
400°C 20
Minuten lang oxidiert. Die Abschreckung erfolgte in Wasser. Diese
Verfahrensweise ist als Q-Verfahren bekannt.
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20
Stück der
Q-behandelten Antriebsachsen wurden getrocknet und danach direkt
und ohne weitere Nachbehandlung dem Salzsprühtest nach DIN 50021 unterzogen.
Alle 20 Stangen zeigten bereits nach 24 Stunden erste Rostpunkte.
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20
Stück der
Q-behandelten Antriebsachsen wurden getrocknet und in einer ca.
16%igen Emulsion des Rostschutzmittels Corolac® der
Firma Castrol bei 40°C
20 Minuten lang versiegelt. Nach Entnahme wurden die Bauteile 24 Stunden
an der Luft getrocknet und anschließend dem Salzsprühtest unterzogen.
Die mittlere Standzeit der so behandelten Scheibenwischerantriebsachsen
betrug 362 Stunden.
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Die
restlichen 20 Stück
der Q-behandelten Antriebsachsen wurden vor der Behandlung mit der Rostschutzemulsion
Corolac® in
einer Stahlretorte bei 12 mbar und 155°C 1 Stunde lang entgast. Anschließend erfolgte
die Versiegelung mit Corolac® wie oben beschrieben.
Die mittlere Standzeit der so behandelten Scheibenwischerantriebsachsen
betrug 533 Stunden.
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Die
Standzeiten der einzelnen Scheibenwischerachsen sind in 3 dargestellt.
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Ergebnis:
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Bei
der Q-Behandlung von Scheibenwischerantriebsachsen wird durch die
erfindungsgemäße Vakuumentgasung
vor der Versiegelung mit einem Rostschutzmittel eine Verbesserung
der Korrosionsbeständigkeit
von 47% erreicht.
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Beispiel 4:
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Bei
einer Modifikation des Beispiels 3 dahingehend, dass die Antriebsachsen
für Scheibenwischer
nur nitrocarburiert und in Wasser abgeschreckt wurden, nicht jedoch
nachoxidiert wurden, wird durch die erfindungsgemäße Vakuumentgasung
eine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit von 10% erhalten.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vorrichtung
- 2
- Bauteil
- 3
- Vakuumbehälter
- 4
- Deckel
- 5
- O-Ringe
- 6
- Vakuumpumpe
- 7
- Absperrventil
- 8
- Vakuum-Manometer
- 9
- Sicherheitsventil
- 10
- Retoren-Ofen
- 11
- Gestell
- 12
- Absperrventil
- 13
- Tauchbehälter
- 14
- Korrosionsschutzmittel
- 15
- Trennwand