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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beurteilung der Qualität eines
selbsttätigen
Fahrzeugschließsystems,
insbesondere eines elektrischen Fensterhebers oder eines elektrischen
Schiebedachs, eine entsprechende Vorrichtung und ein entsprechendes
Computerprogrammprodukt.
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Kraftfahrzeuge
verfügen
zunehmend über eine
Vielzahl selbsttätig
schließbarer
Fahrzeugteile, wie beispielsweise Fensterheber, ein Schiebedach, ein
Cabrioverdeck, eine Heckklappe, etc. Die entsprechenden selbsttätigen Fahrzeugschließsysteme basieren
auf elektrischen, hydraulischen und/oder pneumatischen Prinzipien
und werden in der Regel durch den Fahrer ausgelöst oder aktiviert.
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Moderne
selbsttätige
Fahrzeugschließsysteme
sind derart mit einem Einklemmschutz oder Klemmschutz versehen,
dass das Fahrzeugschließsystem
automatisch wieder geöffnet
wird, wenn die zum weiteren Schließen des Fahrzeugschließsystems,
insbesondere eines beweglichen Aggregates des Fahrzeugschließsystems,
erforderliche Kraft einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet.
Solche Fahrzeugschließsysteme
sind beispielsweise aus der
WO 2005/086312 A1 bekannt.
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Der
Schließvorgang
eines solchen Fahrzeugschließsystems
wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. So können die
verschiedenen Komponenten des Fahrzeugschließsystems und die das Fahrzeugschließsystem
umgebenden Fahrzeugkomponenten bei fehlerhafter Ausführung oder
Anordnung den Schließvorgang
eines Fahrzeugschließsystems
stören.
Dies kann zu Schwergängigkeiten entlang
des Schließweges
führen.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine technische Lehre anzugeben,
mit welcher die Qualität
von selbsttätigen
Fahrzeugschließsystemen beurteilt
werden kann.
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Diese
Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind den abhängigen Ansprüchen zu
entnehmen. Im Rahmen der Erfindung liegen dabei auch Weiterbildungen
des unabhängigen
Vorrichtungsanspruchs und des Computerprogrammproduktanspruchs,
die den abhängigen
Verfahrensansprüchen
entsprechen.
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Die
Erfindung basiert demnach auf dem Gedanken, von insbesondere im
Rahmen einer Serienfertigung hergestellten oder eingebauten Fahrzeugschließsystemen
jeweils eine Schließzeit
und/oder Öffnungszeit
zu messen, welche benötigt
wird, um das Fahrzeugschließsystem
zu schließen
und/oder zu öffnen.
Auf der Basis dieser Schließzeit
und/oder Öffnungszeit
wird dann die Qualität
des Fahrzeugschließsystems
und/oder des Einklemmschutzes beurteilt. Denn es zeigte sich, dass
Qualitätsmängel eines
Fahrzeugschließsystems
mit Schwergängigkeiten
des Fahrzeugschließsystems
korrelieren und damit auch mit der Schließzeit und/oder Öffnungszeit des
Fahrzeugschließsystems
korrelieren.
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Der
Ausdruck "Schließzeit" steht im Folgenden
der Einfachheit halber stellvertretend alternativ oder ergänzend zur
Schließzeit
auch für
die Öffnungszeit
des Fahrzeugschließsystems,
die erforderlich ist, um das Fahrzeugschließsystem zu öffnen.
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Insbesondere
wird basierend auf einer auf den Schließzeiten verschiedener – im Rahmen
einer Serienfertigung hergestellter oder eingebauter – Fahrzeugschließsysteme
beruhenden Schließzeitengesamtheit
und einer Schließzeit,
welche sich auf ein bestimmtes Fahrzeugschließsystem bezieht, eine Aussage über die
Qualität
des bestimmten Fahrzeugschließsystems
getroffen.
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Vorzugsweise
wird dazu eine auf diesen Schließzeiten basierende Schließzeitengesamtheit oder
davon abgeleitete Daten, insbesondere Statistikgrößen oder
eine davon abgeleitete Größe (beispielsweise
eine mit einem Schwellwert beaufschlagte Statistikgröße), mit
einer Schließzeit
oder davon abgeleiteten Werten, welche sich auf ein bestimmtes Fahrzeugschließsystem
beziehen, verglichen.
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Die
Statistikgröße ist beispielsweise
der Durchschnitt, die Streuung und/oder die Varianz der verschiedenen
Schließzeiten
oder eine darauf basierende Größe.
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Das
Fahrzeugschließsystem
kann einen selbsttätig
schließenden
Fensterheber, ein selbsttätig
schließendes
Verdeck, eine selbsttätig
schließende
Heckklappe und/oder ein selbsttätig
schließendes Schiebedach
umfassen, welche insbesondere auf einem elektrischen Motor basieren.
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Durch
die Erfindung wird erreicht, dass mit einfachen und wirtschaftlichen
Mitteln, insbesondere mit programmtechnisch entsprechend eingerichteten Mitteln,
die Qualität
eines Fahrzeugschließsystems oder
eines Einbaus eines Fahrzeugschließsystems ermittelt werden kann.
Basierend auf dieser Qualitätsaussage
können
eine Fehlerdiagnose und eine Fehlerbehebung bereits in die Serienfertigung
einfließen.
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Besonders
bevorzugt sieht eine Ausführungsform
der Erfindung vor, dass die Schließzeit im Rahmen eines Initialisierungsvorganges,
Parametrisierungsvorganges oder Lernvorganges des Fahrzeugschließsystems
ermittelt wird, der zur Initialisierung eines automatischen Einklemmschutzes
des Fahrzeugschließsystems
durchgeführt
wird. Diese Initialisierung des Fahrzeugschließsystems wird durchgeführt, um
die schließstreckenabhängige und fahrzeugschließsystemindividuelle
Auslöseschwelle des
automatischen Klemmschutzes festzulegen.
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Dadurch
wird erreicht, dass eine messtechnische Einrichtung doppelt genützt wird,
nämlich
zur Initialisierung des Klemmschutzes eines Fahrzeugschließsystems
und zur Qualitätsbeurteilung
des Fahrzeugschließsystems.
Dadurch ist die erfindungsgemäße Qualitätsbeurteilung
mit wenig zusätzlichem
Aufwand in die Praxis umzusetzen.
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Eine
besonders einfach in die Praxis umzusetzende Ausführungsvariante
der Erfindung sieht vor, die Schließzeit oder davon abgeleitete
Informationen durch ein Fahrzeugsteuergerät, das insbesondere zur Steuerung
des Fahrzeugschließsystems eingerichtet
ist, lokal im Fahrzeug zu ermitteln und lokal in einer Speichereinrichtung
im Fahrzeug abzuspeichern, insbesondere zwischenzuspeichern.
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Zur
Speicherung der Schließzeitengesamtheit
oder davon abgeleiteter Informationen wird die Schließzeit vorzugsweise
aus der Speichereinrichtung des Fahrzeuges ausgelesen und an eine
externe Speichereinrichtung übermittelt.
Die Erfindung umfasst aber selbstverständlich auch die unmittelbare
Speicherung der Schließzeit
oder davon abgeleiteter Informationen in einer externen Speichereinrichtung.
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Ein
Fahrzeugschließsystem
gilt beispielsweise dann als fehlerhaft oder überprüfungswürdig, wenn die Schließzeit, welche
sich auf das Fahrzeugschließsystem
bezieht, über
oder unter dem um einen vorgegebenen Schwellwert (positiv oder negativ) beaufschlagten
Durchschnittswert der Schließzeitengesamtheit
liegt.
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Alternativ
oder ergänzend
zu dieser Fehlerdefinition gilt ein Fahrzeugschließsystem
als fehlerhaft, wenn die Schließzeit,
welche sich auf das Fahrzeugschließsystem bezieht, größer oder
kleiner ist als ein vorgegebener Anteil der Schließzeiten
der Schließzeitengesamtheit.
Ein Fahrzeugschließsystem
gilt also beispielsweise dann als fehlerhaft, wenn ein Wert der
entsprechenden Schließzeit
außerhalb eines
Toleranzbandes liegt, das basierend auf der Schließzeitengesamtheit
definiert ist.
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Besonders
bevorzugt ist vorgesehen, basierend auf einer Schließzeit, welche
sich auf ein zu beurteilendes Fahrzeugschließsystem bezieht, und zumindest
einem vorgegebenen Schwellwert die Qualität des Fahrzeugschließsystems
zu beurteilen. Dazu können
die Schließzeiten
jeweils mit zumindest einem Schwellwert verglichen werden, und bei Überschreiten
oder Unterschreiten des Schwellwertes die Qualität des Fahrzeugschließsystems
als überprüfenswert
eingestuft werden.
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Die
genannte Aufgabe wird auch gelöst durch
eine Vorrichtung zur Beurteilung der Qualität eines selbsttätigen Fahrzeugschließsystems
mit einer Erfassungseinrichtung zur Erfassung einer Schließzeit, welche
den Schließvorgang
eines Fahrzeugschließsystems
beschreibt, das insbesondere im Rahmen einer Serienfertigung einer
Vielzahl von gleichartigen Fahrzeugschließsystemen hergestellt oder
in ein Fahrzeug eingebaut wird, und mit einer Steuereinrichtung
die derart eingerichtet ist, dass basierend auf einer Schließzeit, welche
sich auf ein zu beurteilendes Fahrzeugschließsystem bezieht, die Qualität des Fahrzeugschließsystems
beurteilt wird.
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Die
Erfassungseinrichtung kann dabei ein geeignetes Zeit-Messgerät sein,
das durch die Auslösung
des Schließvorganges
gestartet wird und durch die Beendigung des Schließvorganges
gestoppt wird. Die Beendigung des Schließvorganges kann durch an sich
bekannte Verfahren erkannt werden, beispielsweise durch das Ansprechen
entsprechender Sensoren, den Vergleich der zum Schließen des Fahrzeugschließsystems
erforderlichen Kraft mit einem Schwellwert oder die Analyse des
zeitlichen Verlaufs dieser Kraft.
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Die
Steuereinrichtung kann als programmgesteuerte Prozessoreinrichtung
ausgeführt
sein, die programmtechnisch zur zumindest teilweisen Ausführung der
genannten Verfahren entsprechend eingerichtet ist.
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Die
genannte Aufgabe wird auch gelöst durch
ein Computerprogrammprodukt, das ein computerlesbares Speichermedium
umfasst, auf dem ein Programm gespeichert ist, welches es einer
Datenverarbeitungsanlage ermöglicht,
nachdem es in einen Speicher einer Datenverarbeitungsanlage geladen
worden ist, basierend auf einer Schließzeit, welche sich auf ein
zu beurteilendes Fahrzeugschließsystem
bezieht, die Qualität
des Fahrzeugschließsystems
zu beurteilen. Die Schließzeit
beschreibt den Schließvorgang
des Fahrzeugschließsystems, das
insbesondere im Rahmen einer Serienfertigung einer Vielzahl von
gleichartigen Fahrzeugschließsystemen
hergestellt oder in ein Fahrzeug eingebaut wird.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen unter Bezugnahme
auf die folgenden Figuren näher
erläutert:
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1 zeigt
ein vereinfachtes Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Beurteilung
der Qualität eines
selbsttätigen
Fahrzeugschließsystems;
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2 zeigt
die grafische Darstellung einer Schließzeitengesamtheit.
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1 zeigt
den Ablauf eines Verfahrens zur Qualitätsbeurteilung exemplarisch
anhand von elektrischen Schiebedachschließsystemen.
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In
ersten Schritt 1 des Verfahrens wird nach dem Einbau des
elektrischen Schiebedachschließsystems
im Rahmen der Serienfertigung in ein Kraftfahrzeug das Schiebedachschließsystem
zum Initialisieren des automatischen Einklemmschutzes geschlossen.
Beispielsweise wird das elektrische Schiebedach elektromotorisch
geschlossen. Dabei wird unter Einbeziehung eines Zeit-Messgerätes eine Schließzeit generiert.
Die Schließzeit
wird in einer Speichereinrichtung des Fahrzeuges abgespeichert.
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In
einem Schritt 2 des Verfahrens wird die Schließzeit aus
der Speichereinrichtung gelesen und an eine zentrale Speichereinrichtung übermittelt.
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In
einem Schritt 3 wird die übermittelte Schließzeit mit
weiteren entsprechenden Schließzeiten,
welche sich auf zuvor eingebaute Schiebedachschließsysteme
beziehen, zu einer Schließzeitengesamtheit
zusammengefasst.
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In
einem Schritt 4 wird aus der Schließzeitengesamtheit ein Mittelwert
gebildet, also ein Mittelwert von Schließzeiten bereits eingebauter
Schiebedachschließsysteme.
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In
Schritt 5 wird dem Mittelwert ein Schwellwert hinzugefügt, und
der entsprechend geänderte Mittelwert
als obere Toleranzschwelle in der zentralen Speichereinrichtung
abgespeichert.
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In
Schritt 6 wird eine Schließzeit, welche sich auf ein
bestimmtes, beispielsweise ein aktuell eingebautes oder ein zu überprüfendes,
Schiebedachschließsystem
bezieht, in einer externen Steuereinrichtung mit der oberen Toleranzschwelle
verglichen.
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In
Schritt 7 wird eine aktuell ermittelte Schließzeit, die über der
oberen Toleranzschwelle liegt, abgespeichert und ausgegeben. Beispielsweise wird an
einem – mit
der zentralen Speichereinrichtung oder mit einer externen Steuereinrichtung
verbundenen – Display
die Nachricht ausgegeben: "Die Schließzeit des
Schiebedachschließsystems
liegt um x Einheiten über
der oberen Toleranzschwelle."
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Je
nach Ausführungsvariante
kann die Schließzeitengesamtheit
beispielsweise die zu prüfende
Schließzeit
umfassen oder nicht, kann die Schließzeitengesamtheit eine Referenz-Schließzeitengesamtheit
bilden, die auf bestimmten vorgegebenen Schiebedachschließsystemen
basiert, kann die Schließzeitengesamtheit
eine vorgegebene Anzahl von Schließzeiten umfassen, die sich
auf eine vorgegebene Anzahl zuletzt eingebauter oder hergestellter Schiebedachschließsysteme
bezieht, oder kann die Schließzeitengesamtheit
bestimmte Schließzeiten umfassen,
die sich auf erwiesenermaßen
besonders gut funktionierende Schiebedachschließsysteme beziehen.
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Alternativ
zur Ermittlung der oberen Toleranzschwelle basierend auf der Schließzeitengesamtheit,
kann die obere Toleranzschwelle, beispielsweise als Erfahrungswert
oder Zielwert, auch einfach vorgegeben werden.
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In 2 ist
eine vereinfachte Schließzeitengesamtheit
T1, T2 grafisch dargestellt, die sich auf eine Vielzahl von Schiebedachschließsystemen SD1,
SD2 bezieht oder darauf beruht.
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Die
y-Achse des Diagrams gibt die Schließzeit t an, die x-Achse verschiedene
Schiebedachschließsysteme
SD.
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Basierend
auf der Schließzeitengesamtheit T1,
T2 ist eine Durchschnittsschließzeit
AV angegeben. Durch die Addition eines vorgegeben Toleranzwertes
TW zu der Durchschnittsschließzeit
AV wird eine obere Toleranzschwelle SCH bestimmt.
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Es
ist zudem die ermittelte Schließzeit
TZB eines zu beurteilenden Schiebedachschließsystems SDZB dargestellt,
die über
der Toleranzschwelle SCH liegt, und daher beispielsweise auf eine
zu hohe Dichtungskraft einer Schiebedachabdichtung hinweist.
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Ergänzend oder
alternativ dazu könnte
ein Unterschreiten einer nicht dargestellten unteren Toleranzschwelle,
die beispielsweise unabhängig
von der Schließzeitengesamtheit
vorgegeben wird, auf eine zu niedrige Dichtungskraft einer Schiebedachabdichtung
hinweisen.