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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung
von Bauteilparametern mittels Thermographie.
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Neben
anderen Methoden zur Bauteilcharakterisierung, wie beispielsweise
Ultraschall-, Magnetfeld- und Wirbelstrom-Verfahren, hat sich in letzter Zeit
die Thermographie etabliert, da sie im Gegensatz zu den anderen
Verfahren berührungslos
und bildgebend arbeitet und dadurch eine erhöhte Messgeschwindigkeit bzw.
erhöhte
Auflösung
erreichen kann und einfacher automatisierbar ist.
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Zur
Bestimmung quantitativer Parameter, wie beispielsweise der Geometrie
eines Bauteils oder dessen thermische Eigenschaften mittels Thermographie
sind verschiedene Ansätze
vorhanden. Thermographischen Messmethoden ist gemein, dass sie Infrarotstrahlung
verwenden, die von der Oberfläche
eines aufgeheizten Bauteils abgestrahlt wird, um eine zeitliche
Entwicklung der Oberflächentemperatur
aufzunehmen. Zur Erfassung der Infrarotstrahlung wird häufig eine
Wärmebildkamera
verwendet, um eine zeitliche Entwicklung eines flächigen Wärmebilds
aufzunehmen.
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Zur
Bestimmung von Materialparametern wird häufig nicht nur die Eigenwärme des
Bauteils verwendet, sondern zusätzlich
Wärme in
das Bauteil eingebracht, um gezielt einen Wärmefluss zu induzieren. Zur
Aufheizung des Bauteils sind bisher unter anderem ein Anlegen elektrischen
Stroms, ein Bestrahlen mit Mikrowellen, eine Verwendung chemischer
Prozesse und eine Verwendung von Strahlung (Laser, Halogenlampen,
Blitzlampen) bekannt. Von diesen Methoden ist insbesondere die Verwendung von
Blitzlampen verbreitet, bei der Lichtpulse von den Blitzlampen ausgesandt
werden, welche die Bauteiloberfläche
aufheizen. Der so erzeugte Wärmefluss ist
von der Oberfläche
in das Bauteil gerichtet. Durch Analysieren der Oberflächentemperatur
kann ein Parameter wie eine Wandstärke bzw. -dicke bestimmt werden:
die Oberflächentemperatur
verringert sich so lange, wie die Wärme ins Innere abfließen kann und
erreicht ein gleich bleibendes Niveau, nachdem die Wärmefront
die Rückseite
des Bauelements erreicht hat und die Wärme sich somit gleichmäßig im ganzen
Bauteil verteilt hat. Die zum Herstellen des Wärmegleichgewichts und damit
der Temperatur an der gemessenen Bauteiloberfläche benötigte Zeit ist ein Maß für die Bauteildicke
(Wandstärke).
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Zur
Bestimmung einer Wandstärke
mittels Blitz-Thermografie sind mehrere Verfahren bekannt. Bei einer
Methode wird das gemessene Temperatursignal mit einem Referenzsignal
verglichen, das entweder gemessen wird, wie in
EP 1173724 offenbart, oder das berechnet
wird, wie in
EP 1203224 oder
US 394646 offenbart. Alternativ
kann das zeitabhängige Temperatursignal
in die Frequenzdomäne
transformiert werden, wie beispielsweise aus
EP 1203199 oder
Maldaque X.
P., Marinetti S., "Pulse
Phase Infrared Thermography";
J. Appl. Phys., 79(5) (1996), Seiten 2694–2698, bekannt.
WO 2001/41421 offenbart eine
Methode zur Berechnung der Ableitung von mit einem Infrarotdetektor
aufgenommenen Daten, um mittels der Position eines Extremwerts in
der Ableitung des Zeit-Temperatur-Signals die Wandstärke zu bestimmen.
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Allerdings
beschränkt
eine Verwendung einer gepulster Anregung, wie sie bei Blitzlampen
auftritt, die maximal messbare Dicke: wenn der Temperaturunterschied
an der Oberfläche
unter den Rauschpegel des Detektors fällt, kann die transiente Oberflächentemperatur
nicht mehr ausgewertet werden. Falls das auszumessende Objekt höhere Oberflächentemperaturen
zulässt,
können
mehrfache Pulse die Wärmezufuhr
erhöhen,
oder die Anregungszeit kann erhöht
werden. Alternativ kann dazu eine kontinuierlich modulierte Wärmequelle
mit geeigneten Auswerteverfahren verwendet werden, welche zusammen
mit Lock-In-Erfassungsmethoden
das Rauschen abhängig
von der Messzeit verringern können,
wie z. B. in
US 4,878,116 und
DE 42 03 272 beschrieben.
WO 2000/11450 offenbart
eine Verwendung mehrfacher Frequenzen zu einem Zeitpunkt.
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DE 43 43 076 C2 offenbart
eine Vorrichtung zum thermischen Prüfen einer Oberfläche eines
insbesondere bewegten Gegenstands mittels Thermographie mit optischer
Anregung.
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WO 2006/037359 A1 offenbart
ein Verfahren zum Bestimmen von Materialparametern eines Objekts
aus Daten einer Temperaturgegen-Zeit-Auftragung.
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Es
ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine zuverlässige und
genaue Möglichkeit zur
Bestimmung von Parametern auch größerer Abmessungen mittels Thermographie
bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 und eine Vorrichtung
nach Anspruch 10 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind insbesondere der Unteransprüchen einzeln
oder in Kombination entnehmbar.
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Das
Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Bauteil
mittels eines Heißgases erhitzt
wird. Durch die Verwendung von Heißgas ist eine hohe Wärmeentwicklung
am Bauteil möglich. Zudem
ist bei Verwendung von Heißgas
die Wärmeerzeugung
besonders gut steuerbar, da sowohl die Zufuhrmenge, die Gasführung als
auch die Temperatur des Heißgases
unabhängig
eingestellt werden.
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Insbesondere
vorteilhaft ist es, wenn mindestens ein Bauteil durch allgemein
moduliertes Heißgas,
insbesondere durch ein oder mehrere Pulse von Heißgas erhitzt
wird. Dadurch können
auf die modulierte bzw. gepulste Wärmeanregung abgestimmte Auswerteverfahren,
z. B. zur Blitzlampen- oder Laseranregung verwendet werden. Die
Pulse können
im Laufe der Messung verändert
werden, z. B. in ihrer Pulsdauer oder der Intervalldauer zwischen
den Pulsen. Auch können
die Pulse einer kontinuierlichen Gaszufuhr überlagert sein. Zudem können verschie dene
Pulsfolgen, auch unterschiedlicher Frequenz und Amplitude, überlagert
werden.
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Die
gepulste Gaszufuhr weist insbesondere den Vorteil auf, dass für ein oder
mehrere Frequenzen, die in der Pulsfolge vorhanden sind, ein Phasenwinkel
einer zwischen den Pulsen des Heißgases und der Modulation einer
an der Oberfläche
des Bauteils gemessenen Temperatur bestimmt werden kann, wodurch
günstigerweise
eine Wandstärke
des Bauteils oder thermische Materialparameter bestimmt werden.
Dies kann insbesondere vorteilhaft geschehen, wenn eine monofrequente
Anregung verwendet wird, da so aus dem Phasenwinkel des Bauteils
bzw. Objekts die Wandstärke
bei Kenntnis der Wärmeleitfähigkeit
oder die Wärmeleitfähigkeit bei
Kenntnis der Wandstärke
vergleichsweise einfach bestimmt werden kann. Dabei wird ausgenutzt, dass
der Phasenwinkel mit der Laufzeit von Wärmepulsen im Bauteil korreliert.
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Zur
Signalwerterfassung wird vorzugsweise ein Lock-In-Verfahren verwendet,
da dies eine verlässliche
Phasenbestimmung erlaubt. Jedoch sind Lock-In-Verfahren anfällig gegenüber langsamen Drift,
im Fall der Thermographie wenn also dann, wenn eine langsame Temperaturverschiebung
dem gewünschten
periodischen Signal überlagert
wird. Diese Drift verursacht ein zusätzliches Signal, das dem Nutzsignal überlagert
wird und zu einem Phasenfehler führt,
der umso größer ausfällt, je
schwächer
das Nutzsignal gegenüber
dem zusätzlichen
Signal ist. Zur Verringerung oder sogar Beseitigung des durch die
Temperaturdrift erzeugten Auswertefehlers sind zwei Verfahren besonders
geeignet, die auf die Rohdaten vor einer Berechnung der Wandstärke angewandt
werden:
- (a) Es wird ein seitliches laufendes
Mittel der Messdaten berechnet und verwendet. Verwendet man eine
Mittelungslänge
die einem ganzzahligen Vielfachen der Periodenlänge entspricht, enthalten die
gemittelten Daten keinerlei Nutzsignal, sondern bestehen ausschließlich aus
Temperaturdrift. Subtrahiert man die gemittelten Daten von dem ursprünglichen
Signal vor der Lock-In-Berechnung, wird das Driftsignal weitgehend
unterdrückt.
Dabei kann vor der Lock-In-Berechnung die erste und letzte halbe
Periode jeweils abgeschnitten werden. Statt eines laufenden Mittelwerts,
der einer Faltung mit einem Rechteckfaltungskern entspricht, kann
jeder andere symmetrische Faltungskern mit der Länge eines ganzzahligen Vielfachen
der Periodenlänge
verwendet werden. Dadurch ist es zusätzlich noch möglich im
gleichen Rechenschritt weitere unerwünschte Frequenzen vor der Lock-In-Berechnung
zu unterdrücken.
- (b) Die Rohdaten werden durch einen Polynomfit niedriger Ordnung
(z.B. linear oder quadratisch) angenähert, wodurch ebenfalls das
Nutzsignal in der resultierenden Kurve unterdrückt wird. Das ermittelte Polynom
wird von den Rohdaten vor der Lock-In-Berechnung abgezogen, um die
Drift zu entfernen. Vorzugsweise wird die Berechnung für jeden
Bildpunkt durchgeführt.
Gegenüber
dem Verfahren (a) ist die Driftunterdrückung geringer, der Berechnungsaufwand
jedoch reduziert. Zur Verbesserung der Genauigkeit bei nur wenigen Messzyklen
können
künstliche
Daten eingeführt und
der Lock-In-Berechnung zugeführt
werden, z. B. eine sinusförmige
Funktion
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Zur
Verbesserung der Genauigkeit der aus der Lock-In-Berechnung erhaltenen
Phasen- und Amplitudenwerte ist es möglich über das Bild eine laterale
Mittelung zu legen. Im Gegensatz zu den üblicherweise eingesetzten Mittelungsverfahren
der Bildverarbeitung stehen hier sowohl ein Phasenbild als auch
ein Amplitudenbild zur Verfügung.
Bei Verwendung der einzelnen Pixelwerte als komplexe Zahlen ist
eine effektive Mittelung der Phasenbilder unter Berücksichtigung
der Amplitude möglich.
Dazu wird das Phasen- und Amplitudenbild zu einem neuem Bild bestehend
aus komplexwertigen Pixeln zusammengefasst, die danach geeigneten
Mittelungsverfahren unterzogen werden, wie z.B. einem zweidimensionalen
laufenden Mittelwert. Danach werden das neu erhaltene komplexwertige
Bild wieder zurück
in ein Phasen- und Amplitudenbild verwandelt.
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Die
beiden Verfahren unter (a) und (b) sind nicht auf eine Heißgas-Thermographie
beschränkt, sondern
stellen eine eigenständige
Erfindung für
jegliche Lock-In-Berechnung dar, bei der eine langsame Signaländerung
einem periodischen Signal überlagert
ist.
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Die
Bestimmung der Wandstärke
aus dem Phasenwinkel mittels einer – berechneten oder gemessenen – Kalibrierungskurve
ist insbesondere vorteilhaft bei komplexen Bauteilen.
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Es
ist zur Erweiterung des Bestimmungsbereichs insbesondere vorteilhaft,
wenn die Modulation der Temperatur des Bauteils für verschiedene Schwingungsmoden
ausgemessen wird, insbesondere für
eine Grundschwingung, die dem Pulsmuster der Heißgaswärmeanregung entspricht, und
eine zweite Oberschwingung.
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Zur
Erhöhung
der Messgenauigkeit ist es vorteilhaft, wenn das mindestens eine
Bauteil in Zeiträumen
zwischen Pulsen des zugeführten
Heißgases
abgekühlt
wird, insbesondere durch Pulse von Kühlgas. Das Bauteil wird somit
zwischen den Pulsen von Heißgas
durch Pulse von Kühlgas
abgekühlt. Eine
solche Kühlung
weist auch den Vorteil auf, das eine Temperaturänderung durch Heißgas (bei
Aufheizung) und Kühlgas
(bei Abkühlung) ähnlich ist,
da das Bauteil beide Male durch Gas behandelt wird. Die Pulse von
Heißgas
müssen
weder die gleiche Dauer oder Form aufweisen, noch müssen sie
direkt aneinander anschließen.
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Es
ist auch günstig,
wenn ferner eine Amplitude einer Temperaturmodulation der Frequenzen, für die der
Phasenwinkel erfasst wird, am Bauteil bestimmt wird, da so beispielsweise
eine Messgenauigkeit der ausgemessenen Parameter des Bauteils aus der
bestimmten Phase und Amplitude und aus einem Rauschen in einem aufgenommenen
Wärmebild
bestimmt werden kann.
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Das
Verfahren ist besonders günstig
anwendbar, wenn das Heißgas
in einen Innenraum eines hohlen Bauteils eingeführt wird, insbesondere in eine
Turbinenschaufel.
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Die
Aufgabe wird auch durch eine Vorrichtung zur Bestimmung von Bauteilparametern
mittels Thermographie gelöst,
die ein Aufheizmittel zum Aufheizen mindestens eines Bauteils und
einen Temperatursensor zur Aufnahme mindestens eines Temperaturwerts
des Bauteils aufweist, wobei das Aufheizmittel zum Aufheizen des
Bauteils eine Heißgasausstoßvorrichtung
zum Ausstoß von
moduliertem, insbesondere gepulstem Heißgas ist.
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Zur
Erfassung eines Phasenwinkels zwischen Pulsen einer Wärmeanregung
und einer Temperatur der Oberfläche
des Bauteils weist die Vorrichtung günstigerweise eine Lock-in-Schaltung
auf.
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Zur
schnellen und genauen Messwerterfassung ist der Temperatursensor
vorzugsweise eine Wärmebild-
bzw. Infrarotkamera. Dann kann es günstig sein, wenn die Auswertung
bildpunktweise erfolgt. Es kann auch günstig sein, wenn eine Anzeigeeinheit
eine Darstellung auf der Grundlage einer Überlagerung mehrerer Wärmebilder,
die aus verschiedenen Winkeln aufgenommen worden sind, anzeigt,
insbesondere ein Wandstärkenbild
des Bauteils.
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Es
kann ferner günstig
sein, wenn die Vorrichtung ferner ein Kühlgaszufuhrmittel zur Zuführung von
Kühlgas
auf einen durch das Heißgas
aufgeheizten Bereich aufweist.
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Im
Folgenden wird die Erfindung rein schematisch anhand eines ausgewählten, nicht
zur Beschränkung
der Erfindung gedachten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
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1 zeigt
eine Skizze eines Ausführungsbeispiels
zur thermographischen Ausmessung eines Werkstücks.
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1 zeigt
eine Vorrichtung 1 zur Bestimmung von Bauteilparametern
mittels Thermographie. Die Vorrichtung 1 weist ein Aufheizmittel
in Form einer Heißgasausstoßvorrichtung 2 zum
Ausstoß von gepulstem
Heißgas
auf, die mit einer Heißgaszu fuhrleitung 3 verbunden
ist. Heißgasausstoßvorrichtung 2 ist
weiterhin mit einer Steuervorrichtung 4 verbunden, die
Steuersignale an die Heißgasausstoßvorrichtung 2 ausgibt,
um die Pulse zu steuern, z. B. eine Pulsfrequenz, eine Pulshöhe und/oder
eine Pulsdauer.
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Die
Vorrichtung 1 weist ferner einen Temperatursensor in Form
einer Wärmebildkamera 5 auf. Die
Wärmebildkamera 5 und
die Steuervorrichtung 4 sind mit einer Lock-in-Schaltung 6 zur
Erfassung eines Phasenwinkels zwischen Pulsen einer Wärmeanregung,
hier abgeleitet aus den Steuerpulsen der Steuervorrichtung 4,
und einer durch die Wärmebildkamera 5 gemessenen
Temperatur verbunden. Die Ergebnisse der Lock-in-Schaltung 6 werden
einer Auswerte- und Anzeigeeinheit 7 ausgeführt, um
dort in ein für
einen Nutzer auswertbares Bild umgewandelt zu werden, das die zu
bestimmenden Bauteilparameter zeigt.
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Zur
Erhöhung
der Messgenauigkeit ist die Heißgasausstoßvorrichtung 2 weiterhin
mit einer Kühlgasleitung 8 verbunden.
Durch entsprechende Schaltung der Heißgasausstoßvorrichtung 2 kann mittels
der Steuervorrichtung 4 wahlweise Heißgas (durch die Heißgaszufuhrleitung 3 zugeführt, wie durch
den weißen
Pfeil angedeutet) oder Kühlgas (durch
die Kühlgaszufuhrleitung 3 zugeführt, wie durch
den schwarzen Pfeil angedeutet) aus der Heißgasausstoßvorrichtung 2 ausgestoßen werden
(wie durch die abwechselnde Folge weißer und schwarzer Pfeile angedeutet).
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In
dieser 1 wird nun die Anwendung der Vorrichtung 1 zur
Ausmessung einer Wandstärke
w einer Gasturbinenschaufel 9 als Bauteil genauer beschrieben.
Die Gasturbinenschaufel 9 weist bauartbedingt mindestens
einen Kühlkanal 10 auf,
durch den die Gasturbinenschaufel 9 während des Betriebs gekühlt wird.
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Bisher
wird zur Qualitätskontrolle
die Wandstärke
w zwischen dem Kühlkanal 10 und
der äußeren Oberfläche der
Gasturbinenschaufel 9 beispielsweise mittels Ultraschallverfahren
oder durch Blitzlampenthermographie überprüft. Ungünstigerweise ist die Blitzlampenthermographie
für Gasturbinenschaufeln 9 dicker
als 4-5 Millimeter aus den vorher genannten Gründen nicht mehr verlässlich anwendbar,
da die verbleibende zu messende Temperaturdifferenz vergleichbar
dem Rauschen der Wärmebildkamera 5 wird.
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In
der hier gezeigten Anwendung wird hingegen Heißgas in den bereits vorhandenen
Kühlkanal 10 der
Gasturbinenschaufel 9 eingeleitet. Dadurch wird die Gasturbinenschaufel 9 von
innen aufgewärmt,
und ein Teil der Wärme
fließt
zur Oberfläche der
Gasturbinenschaufel 9, wo sie in einem bestimmten Flächenabschnitt
durch die Wärmebildkamera 5 aufgenommen
wird. Dies ist insbesondere vorteilhaft, wenn noch keine weiteren
Kühlkanäle durch
die Oberfläche
gebohrt worden sind.
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In
der gezeigten Ausführungsform:
- – wird
die Schaufel 9 in einer luftdichten Fassung (nicht dargestellt)
befestigt;
- – erfasst
eine Wärmebildkamera
die Oberflächentemperatur
der Schaufel 9 an einem Bereich;
- – wird
zur gleichen Zeit Druckluft durch den Kühlkanal 10 der Schaufel 9 geleitet,
und zwar abwechselnd zwischen Heißluft, die auf ca. 80°C aufgeheizt
worden ist, und Druckluft auf Umgebungstemperatur in 10 bis 20 Zyklen
von 0,5 Hz bis 2 Hz. Der Lastzyklus von heißer zu kalter Luft schwankt
typischerweise zwischen 10% und 50%;
- – wird
für jeden
Bildpunkt des sich ergebenden Infrarotvideos eine Lock-in-Berechnung
durchgeführt,
die einen Phasen- und Amplitudenwert ergibt, der in einen Wandstärkenwert
umgewandelt und dargestellt wird; und
- – wird
die Messung von 4 bis 5 verschiedenen Winkeln aus durchgeführt, um
die gesamte Oberfläche
des Flügels
der Gasturbinenschaufel 9 abzudecken.
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Ein
Thermographie-Verfahren, bei dem Heißgas in einen Innenraum eines
hohlen Bauteils eingeführt
wird, insbesondere in eine Turbinenschaufel, weist gegenüber anderen
Thermographieverfahren, insbesondere gegenüber der Blitzlicht- und der Laser-Thermographie,
eine Reihe von Vorteilen und Verbesserungen auf:
- – Turbinenschaufeln,
die dazu ausgelegt sind, durch Luft gekühlt zu werden, sind ideal auf
eine Anregung mittels heißer
Luft, da alle zu untersuchenden kritischen Stellen automatisch auf
durch die Heißluft
erreicht werden.
- – Da
das Aufheizen durch Wärmekonvektion
erreicht wird, hängt
die Menge der auf das Bauteil übertragenen
Wärme nicht
von optischen Eigenschaften des Bauteils ab, wie beispielsweise
bei der Blitzlicht- oder Laser-Anregung.
- – Die
Lock-In-Erfassung unterdrückt
effektiv von der IR-Kamera
stammendes Rauschen, so dass die Signalqualität einfach durch Messen zusätzlicher
Zyklen verbessert werden kann, so dass eine benötigte Genauigkeit durch die
Messzeit eingestellt werden kann.
- – Die
Messung ist auf eine Transmissionskonfiguration ausgelegt. Daher
braucht eine Wärmewelle das
Bauteil nur einmal zu durchqueren, was zu einem besseren Signal
im Vergleich zu einem einseitigen Aufbau, wie beispielsweise bei
der Blitzlicht- oder Laser-Anregung, führt.
- – Bisher
erhöhte
sich bei bekannten gepulsten Thermographieverfahren die Bauteiltemperatur mit
jedem Schuss, wodurch die Signalstärke abnahm. Durch Zufuhr von
Kühlluft
zwischen den Heißgaspulsen
kann bei dem gezeigten Verfahren die Bauteiltemperatur begrenzt
werden, so dass die Signalstärke
auf einem bestimmten Niveau gehalten werden kann. Zudem kann zwischen dem
Umbau der Messvorrichtung, um das Bauteil unter einem neuen Winkel
aufzunehmen, Kühlluft zugeführt werden,
um das Bauteil für
jeden aufgenommenen Winkel auf die gleiche anfängliche Temperatur abzukühlen. Dadurch
lassen sich mehrere Winkel schnell und ohne zusätzliche Ausrüstung ausmessen.
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Da
nicht nur die Phase, sondern auch die Amplitude erfasst wird, kann
die Genauigkeit der Wandstärkenberechnung
bestimmt werden. Durch die Genauigkeitsbestimmung kann das Verfahren weiter
verbessert werden, da nun nur noch Bereiche des Bauteils zur Wandstärkenbestimmung
verwendet werden, die ein vorbestimmtes Genauigkeitsniveau erreichen.
Beispielsweise können – bei bildpunktweiser
Berechnung – diejenigen
Bildpunkte bzw. Pixel aus einem aufgenommenen Bild ausgeblendet
werden, welche das vorbestimmte Genauigkeitsniveau nicht erreichen.
Ein Benutzer kann sich so auf das vorbestimmte Genauigkeitsniveau
verlassen.
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Zur
Berechnung der Wandstärke
w aus der jeweils ausgemessenen Phase und Amplitude wird in dieser
Ausführungsform
eine Kalibrierungskurve verwendet, die anhand eines Referenzbauteils,
z. B. einem Rohr mit sich ändernder,
bekannter Wandstärke angefertigt
wird. Alternativ kann die Kalibrierungskurve durch ein analytisches
Modell, z. B. durch ein Finite-Elemente-Verfahren
aufgestellt werden. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn die
Kalibrierungskurve für
verschiedene Schwingungsmoden, z. B. die Grundschwingung und die
zweite Oberschwingung, bestimmt wird. Die Nutzung höherer Schwingungsmoden
ergibt den Vorteil, dass der verlässlich messbare Wandstärkenbereich
zu kleineren Werten hin ausgedehnt wird und auch, dass Details des
aufgenommenen Bildes dort feiner dargestellt werden können, wo
eine Aufnahme mit niedrigeren Moden, z. B. der Grundschwingung,
aufgrund der seitlichen Wärmeausdehnung
verschwommener wäre.
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Bei
Verwendung verschiedenen Schwingungsmoden kann die Wandstärkenberechnung
in drei grundsätzlichen
Schritten erfolgen:
- (1) Bestimmung der Phase
und Amplitude der Anregungsfrequenz und von Oberschwingungen für jeden
Bildpunkt.
- (2) Berechnung der Dicke und des Genauigkeitswerts für jeden
Bildpunkt unter Verwendung der analytischen Kalibrationskurve. Genauigkeitswerts
unterhalb eines vorbestimmten Genauigkeitswertsschwellwerts werden
ausgeblendet.
- (3) Die Wandstärkenwerte
der unterschiedlichen Schwindungsmoden werden in eine einzige Wandstärkenbildkarte
eingetragen und dem Benutzer dargestellt.
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Selbstverständlich ist
die vorliegende Ausführungsform
nicht auf das oben beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So
können
auch andere hohle Bauteile verwendet werden. Auch können nicht-hohle
Bauteile verwendet werden, bei denen Heißgas von außen auf die Oberfläche gestrahlt
wird.