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Stand der Technik
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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Bestimmen der geometrischen
Lage der Drehachse und des Drehzentrums eines Fahrzeugrades in einem
Messplatz-Koordinatensystem mittels mindestens zweier in Position
und Lage einander zugeordneter Bildaufnahmeeinheiten während der
Fahrt des Fahrzeuges und einer diesen nachgeordneten, die aufgenommenen
Bildinformationen verarbeitenden Auswerteeinrichtung unter Einbeziehung
mehrerer am Rad vorhandener oder für die Messung angebrachter
Radmerkmale und mindestens eines an der Karosserie vorhandenen oder
für die
Messung angebrachten Karosseriemerkmals, wobei zeitsynchron 2D-Koordinaten
der Radmerkmale und des mindestens einen Karosseriemerkmals erfasst
und daraus deren 3D-Koordinaten in gewissen Zeitabständen errechnet
werden und in einen vorher festgelegten Referenzzeitpunkt oder entsprechende
Referenzposition des Fahrzeugrades unter Berücksichtigung des relativ zur
Referenzposition von dem mindestens einen Karosseriemerkmal zurückgelegten
Fahrwegs zurückgerechnet
werden.
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Ein
Verfahren dieser Art ist in der
DE 100 50 653 A1 angegeben. Bei diesem bekannten
Verfahren werden mit Hilfe von Kameras, einem Referenz-Koordinatensystem
am Prüfplatz
und optischen Merkmalen am Fahrzeugrad und an der Karosserie die Fahrachse
und weiterhin Rad- und Achsgeometriedaten ermittelt, wobei das Fahrzeug
an der optischen Messeinrichtung mit den Bildaufnahmeeinheiten vorbeifährt. Ähnliche
Verfahren zur optischen Messung von Rad- und Achsgeometriedaten
sind auch in der
DE
199 34 864 A1 und der
DE 197 57 760 A1 gezeigt, wobei die Messung
ebenfalls in Vorbeifahrt des Fahrzeugs erfolgt.
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Die
vorstehend genannten Verfahren stützen sich auf die Messung von
am Fahrzeug vorhandenen oder eigens für die Messung angebrachten
Merkmale, wobei neben Radmerkmalen auch mindestens ein Karosseriemerkmal
und eine Bezugsmerkmalsanordnung zur Referenzierung der Messeinrichtung vorgesehen
sind. Zur Bestimmung der Raddrehebene werden mit den Messeinrichtungen
fortlaufend zeitsynchrone Bilder bei (bezüglich des Drehwinkels) unterschiedlichen
Radstellungen und unterschiedlichen Fahrzeugpositionen aufgenommen.
Dabei wird mit den zeitlich aufeinander folgenden Koordinaten der
an der Karosserie vorhandenen Merkmale die Bewegungsbahn des Fahrzeugs
relativ zur Bezugsmerkmalsanordnung bestimmt. Aus den Positionen der
in den verschiedenen Drehstellungen des Rades erfassten Koordinaten
der Radmerkmale wird unter Berücksichtigung
der Fahrzeugbewegung die Raddrehebene bestimmt. Dabei ist es möglich, den
Betrag eines Formfehlers der Radfelge (Felgenschlag) zu ermitteln
und zu berücksichtigen.
Mit diesen Informationen können
nun das Fahrzeugkoordinatensystem und die Rad- und Achsgeometriedaten
rechnerisch ermittelt werden. Eine Beschreibung des Verfahrens zur
Bestimmung der Raddrehebene im Einzelnen ist nicht offenbart.
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Zur
Bestimmung des Felgenschlags als Korrekturgröße für die Achsvermessung werden
bisher auch Rollensätze
oder gegenläufige
Schiebeplatten zum Durchdrehen der Räder bei stillstehendem Fahrzeug
eingesetzt.
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Es
sind auch Verfahren bekannt, bei denen in drei verschiedenen Rollpositionen
des Rades auf der sehr ebenen Fläche
eines Achsmessplatzes die Winkelpositionen von am Rad montierten
Winkelsensoren oder von am Rad montierten optischen Targets, die
aus einer präzisen
Anordnung einzelner optisch erfassbarer Flächen besteht, von dem entsprechenden
Achsmess-System erfasst und daraus eine Felgenschlagkompensation
errechnet wird. Derartige Targets sind z.B. in der
US 6,252,973 im Detail beschrieben.
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Die
Bestimmung des Felgenschlags bei angehobenem Rad wird heute von
den meisten Fahrzeugherstellern nicht mehr zugelassen, weil Verspannungen
in der Radaufhängung
nach dem Absetzen der Räder
zu große
Fehler bei der nachfolgenden Achsvermessung verursachen.
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Bei
einem in der
DE 42
12 426 C1 beschriebenen Verfahren rotieren die Räder des
Fahrzeugs in Rollenprismen, wobei das Fahrzeug steht. Die Räder sind
außerhalb
der Drehachse mit einer optisch registrierbaren Markierung versehen,
die während
der Drehung des Rades mit zwei synchronisierten Kameras erfasst
wird. Aus den Raumlagen der Markierung auf dem Rad werden die Drehachse
sowie Spur und Sturz bestimmt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Bestimmen
der Drehachse und des Drehzentrums eines Fahrzeugrades bereit zu stellen,
mit dem während
einer Fahrt insbesondere auch auf einer realen Fahrbahn möglichst
zuverlässige
und genaue Messergebnisse erhalten werden.
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Offenbarung der Erfindung
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Vorteile der Erfindung
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Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Hierbei
ist vorgesehen, dass die Bahnkurven der Radmerkmale und des mindestens
einen Karosseriemerkmals bei der Auswertung einer Analyse bezüglich der
Auswirkungen mindestens einer der Einflussgrößen Lenkeinschlag, Lenkbewegung,
Fahrbahnunebenheit, Geschwindigkeitsänderung unterzogen werden und
dass aus der Analyse Korrekturwerte oder Ausgleichsfunktionen zum Korrigieren
der Auswirkungen gewonnen werden.
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Mit
diesen Maßnahmen
werden bei einer realen Fahrt auf einer realen, mit Unebenheiten
behafteten Fahrbahn gegebenenfalls auftretende Auswirkungen der
von den realen Gegebenheiten herrührenden Einflussgrößen auf
die Messergebnisse praktisch weitgehend eliminiert, wodurch eine
erhöhte Messgenauigkeit
und Zuverlässigkeit
der Messergebnisse erreicht wird.
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In
näheren
Untersuchungen der Erfinder wurde festgestellt, dass sich Unebenheiten
realer Fahrbahnen und reale Fahrzeugbewegungen bei der Bestimmung
der Drehachse und des Drehzentrums von Fahrzeugrädern wesentlich auf die Genauigkeit der
Messung auswirken können.
Insbesondere geht es um die Berücksichtigung
der Taumelbewegung des Rades bzw. der Radfelge bzw. eines Radadapters,
die in Folge von Formfehlern der Radfelge, des Reifens und gegebenenfalls
eines zusätzlichen Radadapters
bei der Raddrehung auftritt (Felgenschlag), der Federungsbewegung
des Rades und der Karosserie, die in Folge von Fahrbahnunebenheiten oder
Geschwindigkeitsänderungen
während
der Fahrt auftreten und der Lenkbewegung der Räder, die entweder durch Lenkrad
nicht in Geradeausfahrt oder durch Lenkradbewegung während der
Fahrt auftreten.
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Die
wesentlichen Vorteile der Erfindung bestehen in einer präzisen Bestimmung
der Drehachse und des Drehzentrums eines Rades während der Fahrt auf einer realen
Fahrbahn. Damit werden zusätzliche
mechanische Einrichtungen, wie z.B. Rollensätze oder Schiebeplatten zur
Drehung des Rades bei still stehendem Fahrzeug, für die Bestimmung der Felgenschlagkompensation
als Korrekturgröße für die Achsvermessung
vermieden.
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Das
Verfahren ist einsetzbar zur Bestimmung der Felgenschlagkompensation
während
der Auffahrt eines Fahrzeugs auf einen Achsmessplatz, bei einer
Achs-Schnellvermessung z.B. im Rahmen der Fahrzeugannahme auf einer
Prüfstraße, wobei das
Fahrzeug auf dem Werkstattfußboden
rollt oder zur Achsvermessung während
der Fahrt bei unterschiedlichen Fahrzuständen.
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Heutige
Anforderungen an die Ebenheit eines Achsmessplatzes können damit
deutlich reduziert werden, so dass eine Messung auf einem normalen
Werkstattfußboden
oder einer guten Fahrbahnoberfläche
möglich
wird.
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Hierbei
brauchen keine speziellen Marken am Fahrzeugrad bzw. der Karosserie
angebracht zu werden, sondern es können auch vorhandene Merkmale
genutzt bzw. nach eine besonderen Verfahren, wie es in der
DE 10 2005 017 624 ausgeführt ist,
bestimmt werden.
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Das
Verfahren ist grundsätzlich
auch für
alternative optische Achsmess-Systeme anwendbar, wie z.B. Achsmess-Systeme
mit Streifenprojektion.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Verschiedene
Ausgestaltungen für
die Auswertung und eine genaue Bestimmung der Drehachse und des
Drehzentrums des Fahrzeugrades bestehen darin, dass die Analyse
der Bahnkurven vor der Rückrechnung
der 3D-Koordinaten oder während
einer gemeinsamen Ausgleichsrechnung bei der Rückrechnung durchgeführt wird.
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Eine
wesentliche Eliminierung fehlerhafter Auswirkungen von Einflussgrößen wird
dadurch erreicht, dass als Korrekturwerte oder Ausgleichsfunktionen
Wankwinkeldaten aus der Differenz der Bewegungsbahn der Karosseriemerkmale
der linken und der rechten Fahrzeugseite ermittelt werden.
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Weitere
vorteilhafte Maßnahmen,
mit denen weitere unerwünschte
Auswirkungen von Einflussgrößen eliminiert
werden können,
bestehen darin, dass als Korrekturwerte oder Ausgleichsfunktionen Federbewegungsdaten
aus der Differenz der Bewegungsbahn der Karosseriemerkmale und der
Bewegungsbahn des Raddrehzentrums jeweils in z-Richtung ermittelt
werden, sowie ferner darin, dass Lenkwin keldaten des Rades aus der
Bewegungsbahn und/oder der daraus abgeleiteten Relativgeschwindigkeit
und/oder Relativbeschleunigung der Radmerkmale gegenüber der
Bewegungsbahn der Karosseriemerkmale in der Projektion der 3D-Bewegungsbahnen
in die Fahrbahnebene ermittelt werden, wobei zur Ableitung von Korrekturwerten
oder einer Ausgleichsfunktion zumindest das linke Fahrzeugrad oder
zumindest das rechte Fahrzeugrad oder beide Fahrzeugräder gleichzeitig
analysiert werden.
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Ist
der Achsmessplatz als Hebebühne
ausgeführt,
so können
negative Auswirkungen von Massen- und Beschleunigungskräften auf
die Hebebühne dadurch
bei der Herleitung der Messergebnisse zumindest weitgehend ausgeschlossen
werden, dass dynamische und/oder quasistatische Bewegungsdaten der
Hebebühne
mit dem darauf befindlichen Fahrzeug aus einer Analyse der Bewegungsbahn mindestens
eines an der Hebebühne
vorhandenen bzw. angebrachten Messmerkmals ermittelt werden.
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Eine
begrenzte Komplexität
der Ausgleichsfunktionen wird dadurch erreicht, dass höher dynamische
Vorgänge
im Zeitverlauf der Bewegungsbahn der Radmerkmale und/oder Karosseriemerkmale
detektiert und für
die weitere Datenanalyse ausgeblendet werden.
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Weitere
vorteilhafte Maßnahmen,
die Auswirkungen unerwünschter
Einflussgrößen auf
die Messergebnisse zu beseitigen, bestehen darin, dass zusätzliche
Korrekturdaten oder Korrekturfunktionen eingebracht werden, die
die Abhängigkeit
der Spur- und Sturzwinkel vom Einfederungszustand und vom Lenkwinkel
berücksichtigen.
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Dabei
besteht eine vorteilhafte Vorgehensweise darin, dass die Korrekturdaten über eine
in einem Achsmess-System ohnehin vorhandene Fahrzeugdatenbank für den betreffenden
Fahrzeugtyp bereitgestellt werden.
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Eine
weitere vorteilhafte Vorgehensweise besteht darin, dass bei Fehlen
spezifischer Fahrzeugdaten das betreffende Fahrzeug automatisch
einer vordefinierten Fahrzeugklasse zugeordnet wird und von der
Datenbank die anzuwendenden Korrekturdaten bereitgestellt werden,
wobei eine Klassifizierung der Fahrzeuge nach fahrwerksrelevanten
Parameter vorgesehen ist.
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Bei
verschiedenen weiteren vorteilhaften Ausgestaltungen ist vorgesehen,
dass sich die auf der Basis der Ausgleichsfunktionen durchgeführte Ausgleichsrechnung
auf das gesamte Fahrzeug, jeweils auf die Vorderachse und die Hinterachse
oder auf jedes einzelne Rad bezieht.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher
erläutert.
Es zeigen:
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1 die
Bewegungsbahn eines Radmerkmals bei einem rotierenden Rad und einem
rollenden Rad,
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2 die
Koordinaten von vier Radmerkmalen in acht Abrollpositionen des Rades,
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3 Koordinaten
von vier Radmerkmalen in acht Abrollpositionen des Rades nach 2 nach einer
Rückrechnung
in eine Referenzposition,
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4 die
Projektion von Bahnkurven von Karosseriemerkmalen und des Schwerpunktes
von Radmerkmalen in die Fahrbahnebene x, y,
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5 eine
geschwindigkeitsproportionale Größe der Radmerkmale
und Karosseriemerkmal, dargestellt in Abhängigkeit der Bildnummer und
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6 eine
Darstellung zum Verlauf eines Abstandes zwischen zwei Karosseriemerkmalen
und dem Schwerpunkt der Radmerkmale über der Bildnummer beim Aus-
und Einfedern.
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Ausführungsformen der Erfindung
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1 zeigt
in der linken Bildhälfte
die Bewegungsbahn zweier Radmerkmale 10, nämlich eines näher an einem
Drehzentrum gelegenen inneren Radmerkmals 10.1 und eines
am Außenumfang
gelegenen äußeren Radmerkmals 10.2,
die in einer Höhe
h über
dem Rollweg s angeordnet sind. Bei einer Drehbewegung des Rades
bei stillstehendem Fahrzeug (z.B. Fahrzeug ausgehoben) sind hierbei die
Bewegungsbahnen 11 Kreisbahnen. Daneben ist in 1 auch
die Bewegungsbahn 12 des inneren Radmerkmals 10.1 bei
bewegtem Fahrzeug und dadurch rollendem Rad dargestellt, wobei sich
als Bewegungsbahn 12, unter der Annahme einer geradlinigen
Fahrzeugbewegung auf einer idealen Ebene, eine Zykloide ergibt.
Zur Aufnahme der Bewegungsbahnen 11 bzw. 12 können die
in den eingangs genannten Druckschriften näher angegebenen Messeinrichtungen
mit den Bildaufnahmeeinheiten verwendet werden, wobei aus unterschiedlichen
Perspektiven zeitsynchron Bilder aufgenommen werden. 2 zeigt
die Koordinaten von vier Radmerkmalen 10.1 in acht Abrollpositionen
des Fahrzeugrades über
dem Rollweg s, während
in 3 die Koordinaten der vier Radmerkmale nach 2 in
den acht Abrollpositionen des Fahrzeugrades nach der Rückrechnung
in eine Referenzposition dargestellt ist.
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4 zeigt
die Projektion der Bahnkurven eines Karosseriemerkmals (strichpunktierte
Linie) mit Ausgleichskurve (durchgezogene Linie) und des Schwerpunktes
von Radmerkmalen (gestrichelte Linie) ebenfalls mit Ausgleichskurve
(durchgezogene Linie) in der Fahrbahnebene x, y. In 5 ist
die Geschwindigkeit eines Karosseriemerkmals und des Schwerpunkts
der Radmerkmale ausgedrückt
durch eine geschwindigkeitsproportionale Größe über der Bildnummer anstelle
der Zeit wiedergegeben, wobei ebenfalls eine jeweilige Augleichskurve
eingetragen ist. Aus dem unterschiedlichen Geschwindigkeitsverlauf
lässt sich
die Lenkbewegung ermitteln.
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In 6 ist
bezüglich
der Rad-Vorderachse ein Abstand Δh
zwischen Karosseriemerkmalen und dem Schwerpunkt der Radmerkmale über der
Bildnummer dargestellt. Dabei bedeutet ein positiver Federweg „+" ein Ausfedern bei
Beschleunigung und ein negativer Federweg „–" ein Einfedern bei Verzögerung,
wie neben den Doppelpfeilen angegeben.
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Bei
einem auf einer ebenen Fahrbahn geradlinig rollenden Rad bewegen
sich die Radmerkmale wie gezeigt außerhalb des Drehzentrums auf
Bahnkurven 12 in Form von Zykloiden und die Karosseriemerkmale
auf geradlinigen Bahnkurven entlang des Fahrweges. Dabei setzt sich
die jeweilige Zykloide aus der Rotationsbewegung des Radmerkmals
um das Drehzentrum und den zurückgelegten
Fahrweg bzw. Rollweg s zusammen, wie aus 1 ersichtlich. Zur
Durchführung
des Verfahrens werden wie in den eingangs genannten Patentschriften
dargelegt, im Messbereich des Achsmess-Systems zeitsynchron zweidimensionale
Koordinaten (2D-Koordinaten) der Rad- und Karosseriemerkmale erfasst
und damit deren entsprechende dreidimensionale Koordinaten (3D-Koordinaten)
berechnet. Bei der Fahrt des Fahrzeugs werden in dieser Weise 3D-Koordinaten
der Rad- und Karosseriemerkmale in gewissen Zeitabständen, die
der Messfrequenz entsprechen, entlang der Zykloiden 12 der
Radmerkmale 10 und Bahnkurven der Karosseriemerkmale gemessen.
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Nach
der Messwerterfassung werden in einem ersten Schritt alle Koordinaten
der zeitlich nacheinander gemessenen Radmerkmale in einen vorher festgelegten
Referenzzeitpunkt bzw. entsprechende Referenzposition des Fahrzeugrades
unter Berücksichtigung
des relativ zur Referenzposition von den Karosseriemerkmalen zurückgelegten
Fahrweges zurückgerechnet.
Die Radmerkmale 10 sind danach auf Kreisbahnen 11 um
die räumliche
Drehachse des Fahrzeugrads angeordnet. Damit erhält man ein Ergebnis, das der
Rotation jedes Radmerkmals bei stehendem Fahrzeug entspricht, wie
die Rückrechnung nach 3 aus
der Darstellung nach 2 zeigt. Aufgrund der Formfehler
des Fahrzeugrades bzw. der räumlichen
Lage der Radmerkmale am Fahrzeugrad bewegen sich die Radmerkmale 10 auf
parallelen Drehebenen zur Drehebene des Fahrzeugrades. Aus den zurückgerechneten
3D-Koordinaten der Radmerkmale 10 wird nun unter Beachtung
der Parallelität
der Drehebenen der einzelnen Radmerkmale 10 der Drehvektor
des Fahrzeugrades und Berücksichtigung
der Abstände
der parallelen Drehebenen das Drehzentrum bestimmt.
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In
der Praxis hat sich gezeigt, dass mit diesem einfachen Modell bei
der Fahrt eines realen Fahrzeuges auf einer unebenen (realen) Fahrbahn nicht
die erforderliche Genauigkeit erreicht wird.
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Daher
werden bei der Rückrechnung
der gemessenen 3D-Koordinaten der Rad- und Karosseriemerkmale zusätzlich folgende
Wirkungsmechanismen berücksichtigt:
- – Falls
die Lenkung nicht in Geradeausfahrt eingestellt ist, bewirkt dies,
dass sich die im Raum bewegenden Rad- und Karosseriemerkmale in der
Projektion auf die Fahrbahnebene nicht auf einer Geraden, sondern
auf einer Kurve bewegen.
- – Eine
Lenkradbewegung bewirkt, dass sich Rad- und Karosseriemerkmale,
insbesondere in der Projektion der Raumkurve der bewegten Merkmale
auf die Fahrbahnebene, nicht auf einer Geraden, sondern auf einer
Kurve mit Wendepunkten bewegen.
- – Fahrbahnunebenheiten
bewirken eine Veränderung
der Bewegung der Rad- und Karosseriemerkmale insbesondere in senkrechter
Richtung zur Fahrbahn (z-Richtung). Unterschiedliche Unebenheiten
an den Radaufstandspunkten führen
zu Wank- und/oder Nickbewegungen des Fahrzeuges, Veränderung
der Radlastverteilung bzw. Einfederungszustand des einzelnen Rades.
Stärkere Änderungen
im Fahrbahnprofil verursachen dynamische Massenkräfte, die
insbesondere eine Federbewegung der Karosserie (Federelemente in der
Radaufhängung)
und des Reifens zur Folge haben.
- – Geschwindigkeitsänderungen
bewirken Beschleunigungs- bzw. Verzögerungskräfte, die insbesondere eine
Federbewegung der Karosserie (Federelemente in der Radaufhängung) und
des Reifens zur Folge haben.
- – Wenn
der Achsmessplatz als Hebebühne
ausgeführt
ist, können
die genannten dynamischen Masse- und Beschleunigungskräfte sogar
eine Bewegung der Hebebühne
bewirken.
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In
einer ersten Ausführungsform
ist daher vorgesehen, dass vor der oben beschriebenen Rückrechnung
der 3D-Koordinaten der Radmerkmale eine Analyse der Bahnkurven der
Rad- und Karosseriemerkmale durchgeführt wird, um die Auswirkungen der
genannten Wirkungsmechanismen in der aktuellen Messung zu erfassen.
Das Ergebnis der Analyse sind Korrekturwerte oder Ausgleichsfunktionen,
mit denen anschließend
die Auswirkungen von z.B. Fahrbahnunebenheiten, Lenkbewegungen oder
Geschwindigkeitsänderungen
in den gemessenen 3D-Koordinaten vor der Rückrechnung korrigiert werden.
Dabei werden z.B. folgende Korrekturwerte oder Ausgleichsfunktionen
ermittelt und anschließend
für die
Messwertkorrektur eingesetzt:
- – Wankwinkel
aus der Differenz der Bewegungsbahn der Karosseriemerkmale der linken
und rechten Fahrzeugseite,
- – Federbewegung
aus der Differenz der Bewegungsbahn in z-Richtung der Karosseriemerkmale
und der Bewegungsbahn des Schwerpunktes der Radmerkmale, der näherungsweise
dem Raddrehzentrum entspricht,
- – Lenkwinkel
des Rades aus der Bewegungsbahn und/oder der daraus abgeleiteten
Relativgeschwindigkeit und/oder Relativbeschleunigung des Schwerpunktes
der Radmerkmale gegenüber der
Bewegungsbahn der Karosseriemerkmale in der Projektion der 3D-Bewegungsbahnen
in die Fahrbahnebene, wobei zur Ableitung von Korrekturwerten bzw.
einer Ausgleichsfunktion das linke und rechte Fahrzeugrad gleichzeitig
analysiert werden,
- – dynamische
Bewegung der Hebebühne
mit dem darauf befindlichen Fahrzeug aus der Analyse der Bewegungsbahn
eines an der Hebebühne
vorhandenen bzw. angebrachten Messmerkmals.
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Um
die Komplexität
der Ausgleichsfunktionen zu begrenzen, ist vorgesehen, höher dynamische
Anteile im Zeitverlauf oder im Verlauf eines Parameters, z.B. Lenkwinkel
oder Federweg, als Funktion eines anderen Parameter, z.B. der Fahrstrecke, zu
detektieren und außerhalb
eines zulässigen
Maßes
aus dem gemessenen Messwertverlauf für die weitere Analyse auszublenden.
Als Beispiel sei hier die Analyse der Beschleunigung bzw. Bremsverzögerung des
Fahrzeugs (Karosserie und/oder Rad) genannt, die sich mit den bekannten
physikalischen Zusammenhängen
aus dem Weg/Zeit-Verlauf bzw. dem Geschwindigkeits/Zeit-Verlauf
ableiten lässt. Dabei
erfolgt die Zeitmessung über
die Triggerzeit der Bildmesseinheiten, (d.h. die Zeit, die zwischen zwei
aufeinander folgenden Bildern liegt). Diese Triggerzeit ist eine
dem Mess-System vorgegebene und definierte Zeitspanne. Damit ist
eine Darstellung über
der Reihenfolge der Bilder einer Zeitdarstellung äquivalent
(vgl. 5).
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Bei
Bedarf werden zur weiteren Verbesserung der Genauigkeit zusätzliche
Korrekturfaktoren bzw. Korrekturfunktionen eingesetzt, die die Abhängigkeit
der Spur- und Sturzwinkel vom Einfederungszu stand und vom Lenkwinkel
berücksichtigen.
Diese Korrekturfunktionen sind fahrzeugspezifisch. Deshalb ist vorgesehen,
die Korrekturdaten vor der Korrekturrechnung über die in einem Achsmess-System ohnehin vorhandene
Fahrzeugdatenbank für
den konkreten Fahrzeugtyp bereit zu stellen. Eine Fahrzeugidentifikation
wird bereits vor dem Start einer Achsvermessung standardmäßig durchgeführt.
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Wenn
keine fahrzeugspezifischen Daten verfügbar sind, wird das konkrete
Fahrzeug automatisch einer vordefinierten Fahrzeugklasse zugeordnet
und von der Fahrzeugbank werden die darauf anzuwendenden Korrekturdaten
bereitgestellt. Dabei ist eine Klassifizierung der Fahrzeuge nach
fahrwerksrelevanten Parameter, wie z.B. Antriebsart (beispielsweise
Frontantrieb, Heckantrieb), Fahrzeugklasse (beispielsweise Sportwagen,
Limousine, SUV) oder Fahrzeuggröße (beispielsweise
Kleinwagen, Mittelklasse, Oberklasse) vorgesehen.
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Erst
nach der Durchführung
der beschriebenen Korrektur der 3D-Koordinaten der Radmerkmale erfolgt
deren Rückrechnung
in einen vordefinierten Referenzzeitpunkt bzw. eine entsprechende
Referenzposition und die anschließende Bestimmung des Drehvektors
und des Drehzentrums für
jedes Rad.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
ist vorgesehen, dass die Analyse der Bahnkurven der Rad- und Karosseriemerkmale
nicht, wie oben beschrieben, in einzelnen Schritten sondern in einer
gemeinsamen Ausgleichsrechnung durchgeführt wird, wie sie aus dem Bereich
der 3D-Bildmesstechnik bekannt ist. In Varianten kann sich diese
Ausgleichsrechnung auf das gesamte Fahrzeug, jeweils auf die Vorderachse
und die Hinterachse oder auf jedes einzelne Rad beziehen. Hierbei
ist die Anwendung der vorstehend beschriebenen Korrekturfunktionen
für Spur
und Sturz in Abhängigkeit
vom Einfederungszustand und vom Lenkwinkel bei Bedarf ebenso vorgesehen.