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Der
im Übertagebereich
etablierte Bergbau hinterlässt
in der Landschaftsstruktur gravierende Veränderungen. Zur Renaturierung
dieses Gebietes bedarf es in der Regel vor allem wegen des tiefen Eingriffes
in die Oberflächenstrukturen
sowie in die Regime des Grundwassers und der Fließgewässer einer
komplexen, interdisziplinären
und nachhaltigen Herangehensweise. Nach den vorrangig im Sicherheitsbereich
erforderliche Arbeiten müssen
sich die Arbeiten zur Neugestaltung eines ehemaligen Bergbaugebietes
wie des Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlenbergbaus schwerpunktmäßig der
Verbesserung der Kippeneigenschaften sowie eingeschlossen der Verbesserung
der Wassergüte
der Grundwasserkörper
mit entsprechenden Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit der Wasserbeschaffenheit in
den entstehenden Restseen zuwenden.
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Das
Hauptproblem der Güteentwicklung
in den Kippengebirgen, den Grundwasserkörpern und in den entstehenden
Restseen ist die extreme Versauerung infolge der Pyrit- und Markasitverwitterung in
den belüfteten
Kippenbereichen. Aufgrund der riesigen Säuremengen in den belüfteten,
tertiärer
Abraummaterialien und unter Berücksichtigung
der bei der Eisenhydrolyse entstehenden Protonen muss ohne eine
Behandlung mit einem Jahrzehnte anhaltendem Säureeintrag in die entstehenden
Restseen bzw. Restseeketten gerechnet werden. Aus diesem Grund sind
begleitende und nachsorgende Maßnahmen
dringend erforderlich, um bereits in einem frühen Stadium des Grundwasserwiederanstieges
in den Kippenarealen Einfluss auf die künftige Grund- und Oberflächengewässerqualität zu nehmen.
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Aus
dem Stand der Technik ist bekannt, Pflüge (DD-PS 131 219, DD-PS 273
761, DD-PS 238 313,
DE-OS 31 28 362, US-PS 405 021), Bodenfräsen (DD PS 91 145, US-PS 1
512 480, US-PS 361 173, US-PS 375 238, US-PS 4 102 402 und DE-OS 204
475), Schneckenwalzen (DD-PS 273 958) oder Meliorationsgrubber (DD-PS
98 010) für
die Auflockerung des Bodens und ggf. für den simultanen Eintrag von
vorher oder gleichzeitig aufgetragenen alkalischen Einsatzstoffen
zu verwenden. Nachteilig bei allen diesen Ausführungsvarianten ist die geringe
erreichbare Eindringtiefe von ca. 1 m, die ungenügende Homogenität der Durchmischung,
der hohe Verschleiß und
enorme Instandhaltungsaufwand.
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Bekannt
ist weiterhin ein Verfahren, beschrieben in DE-OS 41 05 595, nach
dem das Meliorationsmittel für
schwefelsaure Tagebaukippen mengendosiert auf die Kippenoberfläche aufgebracht
und mittels Schaufelradbagger verstürzt wird. Gleichfalls wird
nach DE-OS 43 15 858 ein kontinuierliches Verfahren zur Kippenmelioration
unter Verwendung eines Schaufelradbaggers nach Auftrag von einzusetzenden
Substarten auf die Kippenoberfläche
beschrieben. Nachteilig bei diesen Verfahrensvorschlägen ist,
dass diese bei dem eigentlichen Bergbaubetrieb anwendbar sind, jedoch
für die
nachträgliche Behandlung
von versauerten Kippenböden
nur begrenzt, mit sehr hohem wirtschaftlichem Aufwand oder gar nicht
geeignet sind.
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Nach
dem Verfahren gemäß
DE 102 27 951.9 soll zur
Steuerung der Wasserqualität
an offenen Gewässern
mittels Aufspülen
einer Wasser-Wirkstoffsubstrat-Suspension im Ufer- und Böschungsbereich
im und am Tagebausee im Austrittsbereich von Grundwasserströmungen eine
Seekolmationswand oder im Eintrittsbereich von sauren Grundwasserströmen und/oder
sauren Zuflüssen eine
Seereaktionswand errichtet werden. Der Nachteil dieses Verfahren
besteht darin, dass die aufgespülten
Wirkstoffsuspensionen durch Erosion und Abrasion infolge Starkniederschläge und Wellenschlag
aus dem Böschungsbereich
entfernt werden können
und damit die angestrebte Wirkung verloren geht.
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In
DE-OS 100 44 261 wird ein Verfahren beschrieben nach dem vor zu
schützende
Gewässer
in Grundwasserfließrichtung
Einrichtungen wie Schluckbrunnen, Rütteldrucklanzen oder Injektionslanzen
zum Eintrag von alkalischen Flüssigkeiten
in den Grundwasserbereich angeordnet sind. Das Problem besteht bei
diesen Vorschlägen
darin, dass mit Einsatzstoffüberschuss
gearbeitet wird und es dabei nachweislich zu Kolmationserscheinungen
kommt. Bei einer Verdichtungsarbeiten wie mit Rüttellanzen werden die kf-Werte und die Durchströmbarkeit der Böden reduziert.
Die negativen Wirkungen wurden bei großtechnische Einsatzversuchen
bestätigt.
Die Grundwasserleiter mit derartigen Einrichtungen exakt zu treffen
ist auf Grund der Inhomogenität
der Kippenböden
eher unwahrscheinlich.
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Weiterhin
ist ein Verfahren nach DE-OS 10 2004 030 966 bekannt, wo nach durch
einen definierten Substratein- bzw. -auftrag, bestehend aus ungebrannten
und gebrannten Kalk- und/oder Dolomitprodukten in Abhängigkeit
von der Strömungsrichtung des
Grundwassers Kolmations- und/oder Reaktionswände in den Ufer- und Böschungsbereich
im Eintritts- und/oder im Austrittsbereich von Grundwasserströmungen errichtet
werden. Dieses Verfahren ist nur dort einsetzbar, wo eine Aufspülung von
alkalischen Einsatzstoffen oder eine flächenhafte Einarbeitung mit
Bodenfräsen
mit den bereits o.g. Nachteilen möglich ist.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein effizientes und wirksames
Verfahren zur Verbesserung der Grundwasserbeschaffenheit in Böden und Kippenbereichen
insbesondere zum Abbau des Säurepotentials
sowie des Schwermetallgehaltes zu finden, mit dem große Flächenbereiche
sowie ungünstig
zugänglichen
Stellen (Kippenbereiche, Böschungen,
Feuchtgebiete, Uferbereiche) behandelt werden können.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe dadurch gelöst,
in dem in die betreffenden Bodenbereiche horizontal eine oder mehrere Öffnungen
oder Rohrleitungen in einem Abstand von 1 m bis 50 m bis in eine Tiefe
von 10 m und bis zu einer annähernd
horizontalen Gesamtlänge
von 2.000 m eingebracht werden. In diese Öffnungen werden beim Herausziehen
einer Bohr-/Eintragsvorrichtung einmalig bzw. in verlegten stationären Rohrleitungen,
die in den Bodenbereich eingezogen und die mit einem Innendurchmesser von
10 bis 250 mm mit Öffnungen
in der Rohrwandung von 0,1 bis 10 mm ausgeführt sind, einmalig oder wiederholt
bis zu 25 mal pro Jahr eine Einsatzstoffsuspension aus alkalischen
Einsatzstoffen aus einer Lager-, Transport- und Dosiereinheit mit
einer Konzentration von 0,1 bis 30 Ma.% in den betreffenden Bodenbereich
mit einem Druck von 1 bis 250 bar injiziert.
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Erfindungsgemäß werden
die im Bodenbereich eingebrachten Rohrleitungen nach dem Eintrag der
Einsatzstoffsuspension in den Bodenbereich mit Flüssigkeiten
wie mit Wasser mit oder ohne gelöste Zusatzstoffe
wie CO2 und/oder Gasen wie Luft oder CO2 nach der Einsatzstoffinjektion mindestens
einmal gespült.
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Auf
diese Weise kann eine Auflösung
von sich gebildeten Kolmationsprodukten, ein Aufbrechen vorhandenen
festen Strukturen und eine Schaltung von neuen Reaktionsflächen bewirkt
werden wodurch die Ausnutzung der Reaktivität der eingebrachten Einsatzstoffe
und die Nachhaltigkeit des Verfahrens weiter verbessert wird.
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Die
horizontalen Öffnungen
im Bodenbereich unterhalb der Oberfläche und/oder Rohrleitungen
für den
Eintrag von alkalischen Einsatzstoffsuspensionen werden bei der
Durchführung
des Verfahrens mittels Horizontalbohrung, Grabenfräsen oder Pflug
eingebracht.
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Als
Einsatzstoffe bei der Durchführung
des Verfahrens kommen für
die Herstellung von Einsatzstoffsuspensionen vorzugsweise carbonathaltige
ungebrannte Kalk- oder Dolomitprodukte oder gebrannte Kalk- oder
Dolomitprodukte oder Mischungen dieser Einsatzstoffe zum Einsatz.
Dabei weisen carbonathaltige Einsatzstoffe eine geringe und gebrannte Einsatzstoffe
eine hohe Reaktivität
auf. In Vorabuntersuchungen wird die erforderliche Produktqualität und -menge
ermittelt.
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Die
Lager-, Transport- und Dosiereinheit für die Einsatzstoffsuspension
sowie die Bohr-/Eintragseinrichtung
oder die eingebrachte Rohrleitung sind über bewegliche flexible Einrichtungen
miteinander verbunden und mobil ausgeführt.
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In
einer Variante der Verfahrensdurchführung kann das in den im Bodenbereich
eingebrachten Rohrleitungen anfallende Wasser, welches über Öffnungen
in der Rohrleitung aus dem umgebenen Bodenbereich einsickert vor
oder nach dem Eintrag einer Einsatzstoffsuspension aus dieser abgepumpt und
gesondert abgeleitet oder aufbereitet werden.
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Der
vorgeschlagene Eintrag der Einsatzstoffsuspension wirkt multifunktional
im Uferbereich von Seen und sonstigen Oberflächengewässern. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
können
wirksame Barrieren gegen den Abstrom von Wasser aus Tagebausseen
und gegen den Zustrom von größeren sauren
Grundwassermengen aufgebaut werden, wodurch die Wiederversauerung
von Tagebauseen eingeschränkt
und der Bedarf an Neutralisationspotential und Flutungswasser vermindert
wird.
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Der
vorgeschlagene Eintrag der Einsatzstoffsuspension in den Untergrund
führt bei
einer Grundwasserneubildung zu einer verbesserten Grundwasserqualität.
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Die
Auslegung kann dabei derartig erfolgen, dass eine Nachhaltigkeit
für Jahrzehnte
gegeben ist.
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Mit
Hilfe des vorgeschlagenen Verfahrens gelingt es, auf einfache, wirksame
und ökologisch
unbedenkliche Weise, saure unfruchtbare Kippenböden in rekultivierbare Böden für Wald-
Acker- und Grünlandflächen sowie
saure schwermetallhaltige Grundwasserströme in biologisch unbedenkliche
Wasserreservoire mit allgemein nutzbarer Wasserbeschaffenheit zu überführen, die
beim Einströmen
in Oberflächengewässer wie
Seen und Flüsse
keine negativen Auswirkungen verursachen. Das mobile universell
einsetzbare System zur Pufferung von Kippenbereichen sichert einen
ortsunabhängigen
Einsatz mit extrem kurzer Zugriffszeit.
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Das
Prinzip der Erfindung soll im folgenden Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
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Aus
einem oberstromg mit einem Wasserspiegel bei 120 mNN gelegenen Tagebausee
fließt
in einen unterstromig gelegenen Tagebausee über eine Entfernung von 1.600
m durch ein rolliges Kippenmaterial ein saurer Grundwasserstrom
mit einer potentiellen Säurekapazität von 5
mmol/l und einem Gehalt an gelöstem
Eisen von 60 mg/l. Das rollige Kippenmaterial wirkt wie eine Drainage
und sammelt in Summe einen Grundwasserstrom von 1 Mio.m3/a. Dieser
führt zu
einer nachhaltigen Versauerung des unterstromig gelegenen Tagebausees.
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Zur
Vermeidung dieser Auswirkungen soll eine Grundwasserbehandlung entsprechend
der vorgeschlagenen erfinderischen Lösung realisiert werden. Im
Ergebnis der Voruntersuchungen zum Grundwasserzustrom und zur Grundwasserbeschaffenheit
wurde eine Aufwandsmenge an alkalischen Einsatzstoffen von CaCO3 in einer Menge von 250 t/a bzw. von Weißkalkhydrat
von 110 t/a ermittelt. Da aus Sicherheitsgründen mit einem Wirkungsgrad
von 50 % gerechnet eine Nachhaltigkeit für 5 Jahre konzipiert wird und
eine schnell wirkende Komponente mit einer nachhaltig wirkenden
Komponente kombiniert werden soll, erfolgt im betreffenden Bereich
der Grundwasserströmung
ein Einsatz aus einer Mischung aus 50 % Kalksteinmehl mit 1250 t
und 50 % Weißkalkhydrat
mit 550 t bei einer Körnung
von jeweils < 0,09
mm.
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Für den Eintrag
werden in einem Abstand von 15 m 3 perforierte Rohrleitungen mit
einem Innendurchmesser von 90 mm in den Bodenbereich in eine Tiefe
von 2 m jeweils über
eine Länge
von 1.400 mittels eines Vibrationspfluges eingebracht.
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Für die Durchführung des
Verfahrens wird eine Kalkmilch mit den Kalkprodukten mit einer Konzentration
von 5 Ma. % erzeugt und über
mobile Transportbehälter,
die mit Rührwerk
ausgerüstet
sind und ein Fassungsvermögen
von 30 m3 aufweisen, am Einsatzort bereitgestellt.
Die Zuführung
der Suspension von den Transport- und Lagerbehältern zu den perforierten Rohrleitungen
erfolgt mittels Kolbenpumpe mit 60 bar über eine flexible Rohrleitung.
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In
diese Rohrleitungen werden in einem Abstand von 2 Monaten insgesamt
5mal jeweils über
10 Tage und jeweils über
10 h 25 m3/h Kalkmilch verpresst. Auf diese
Weise werden insgesamt 36.000 m3 in den
Untergrund eingebracht. Nach jedem Einsatz wird jede Rohrleitung
mit insgesamt 100 m3 Wasser gespült. Auf
diese Weise werden Versetzungen des Systems vermieden, bzw. beseitigt
und das Eindringen der Einsatzstoffsuspension in die betreffenden Bodenbereiche
verbessert.
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Zur
Auflockerung der Bodenstruktur, zur Beseitigung von möglichen
Kolmationserscheinungen durch Abtransport von Reaktionsprodukten
und Schaffung von neuen Reaktionsflächen werden nach Behandlung
des Geländes
vierteljährlich
weitere Spülungen
mit jeweils 100 m3 Wasser vorgenommen. Der
Behandlungserfolg wird über
eingebrachte Grundwasserpegel kontrolliert. Im Bedarfsfall kann über die
installierten Rohrleitungen weitere Kalkmilch gezielt in den Untergrund
eingebracht werden.