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Die
Erfindung betrifft ein hochauflösendes Synthetik-Apertur-Seitensicht-Radarsystem
auf einem sich mit konstanter Geschwindigkeit über der Erdoberfläche bewegenden
Träger,
auf dem eine orthogonal zur Bewegungsrichtung schräg nach unten blickende
Sende- und Empfangsantenne und eine kohärent arbeitende Radarvorrichtung
angeordnet sind, die über
die Sendeantenne periodisch mit einer Pulswiederholfrequenz Hochfrequenzimpulse
aussendet und die über
die in Azimut- und/oder in Elevationsrichtung in mehrere Unterantennen
unterteilte Empfangsantenne in mehreren Empfangskanälen Echosignale
empfängt,
die zur Erlangung zusätzlicher
Richtungsinformationen mittels einer räumlichen Filterung nach Art
des sogenannten "Digital
Beamforming" digital
verrechnet werden.
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Ein
Synthetik-Apertur-Radarsystem, kurz SAR genannt, ist ein Instrument
zur Fernerkundung, das in immer stärkerem Maße Einsatz bei der Abbildung, Überwachung
und Untersuchung der Erdoberfläche
findet. Wie 1 zeigt, weist ein solches Radarsystem
einen sich mit konstanter Geschwindigkeit vs über der
Erdoberfläche
bewegenden Träger 1,
im dargestellten Fall ein Flugzeug, eine orthogonal zur Bewegungsrichtung
blickende Sende- und Empfangsantenne und eine kohärent arbeitende
Radarvorrichtung auf, welche periodisch mit einer abgekürzt mit
PRF bezeichneten Pulswiederholfrequenz elektromagnetische Hochfrequenzimpulse
aussendet.
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Die
Bewegungsrichtung des Trägers 1 wird als
Azimutrichtung und die dazu orthogonale, schräg nach unten weisende Richtung
als Entfernungsrichtung bezeichnet. Im normalen SAR-Betriebsmodus, der
als Streifenmodus bezeichnet wird, wird während des Überflugs über ein zu beobachtendes Gebiet
ein Bodenstreifen 2 mit der Länge der überflogenen Strecke abgebildet.
Die Breite LSwath des Streifens 2 hängt von
der Dauer des Zeitfensters ab, in dem die auf einen gesendeten Impuls
reflektierten Radarechos empfangen werden. Die Länge dieses Zeitfensters ist nach
oben durch den zeitlichen Abstand Δt zweier aufeinanderfolgender
Impulse, also dem Kehrwert der Pulswiederholfrequenz PRF, beschränkt. Im
dargestellten Beispiel werden die aufeinanderfolgenden Hochfrequenzimpulse
zu den Zeiten t0, t1,
t2, ... ausgesendet. Die empfangenen Echos
werden im Empfänger
der Radarvorrichtung heruntergemischt, quadraturdemoduliert, digitalisiert
und in einem zweidimensionalen Echospeicher abgelegt.
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Von
einem punktförmigen
Ziel ("Punktziel") am Boden reflektierte
Signale werden als Echos empfangen, solange sich das Ziel innerhalb
der Auftrefffläche 3 der
Antennenkeule 4 befindet. Die Länge der Strecke, während der
ein Ziel zum Empfangssignal beiträgt, wird als synthetische Apertur
bezeichnet. Als Folge der Variation des Abstandes zwischen Antenne
und Punktziel, während
die Antenne am Ziel vorbeifliegt, ergibt sich eine Zielentfernungsänderung über der
synthetischen Apertur, die zu einer Modulation des empfangenen Azimutsignals
führt.
Es ergibt sich in Näherung
eine lineare Frequenzmodulation, deren Bandbreite von der Geschwindigkeit
der Antenne und ihrer Größe abhängt, da
diese festlegt, wie lange sich das Ziel in der Antennenkeule befindet, und
somit die Zeit begrenzt, in der Echos vom Ziel empfangen werden.
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Dabei
gilt es zu beachten, dass die PRF, die die Abtastrate im Azimut
darstellt, größer als
die Bandbreite der Modulation gewählt wird, um das Azimutsignal
gemäß dem Nyquist-Kriterium
abzutasten. Die Impulskompression im Azimut wird durch ein Optimalfilter
erreicht und bedeutet ein kohärentes
Aufsummieren aller zu einer Azimutposition gehörenden Echos. Wurde das Nyquist-Kriterium
bei der Abtastung des Azimutsignals ver letzt, so führt dies
in der Impulskompression zu Mehrdeutigkeiten eines Zieles.
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Bei
herkömmlichen
SAR-Systemen erfordert eine gute Azimutauflösung eine hohe Dopplerbandbreite,
die sich aus der Modulation des Empfangssignals auf Grund der bewegten
Plattform ergibt. Zur Abtastung eines Azimutsignals mit großer Dopplerbandbreite
wird eine hohe PRF benötigt,
um das Nyquist-Kriterium zu erfüllen
und so Mehrdeutigkeiten im Azimut zu vermeiden.
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Im
Gegensatz dazu ist zur Erzielung eines breiten Abbildungsstreifens
ein langes Empfangsfenster notwendig. Dies erfordert einen ausreichenden
zeitlichen Abstand zwischen aufeinanderfolgenden Sendeimpulsen und
damit eine möglichst
geringe PRF.
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Hieraus
folgt, dass für
eine gute Azimutauflösung
eine hohe, für
einen breiten Streifen jedoch eine niedrige PRF erforderlich ist.
Damit stellen die gleichzeitige Optimierung von Streifenbreite und
Azimutauflösung
an die Auslegung von SAR-Systemen
gegensätzliche
Anforderungen, die nicht gleichzeitig erfüllt werden können.
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Um
die Einschränkungen
von schmaler Streifenbreite oder zu geringer Auflösung zu
umgehen, werden konventionelle SAR-Systeme in speziellen Moden betrieben,
die nachfolgend kurz vorgestellt werden. Es gelingt hiermit jedoch
nicht, gleichzeitig sowohl die Streifenbreite als auch die Auflösung zu
verbessern.
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Ein
spezieller Betriebsmodus bisheriger konventioneller SAR-Systeme, um eine
hohe geometrische Azimutauflösung
zu gewährleisten,
ist der so genannte Spotlight Modus, der z.B. in dem Buch von Carrara
W., Goodman R., Majewski R.: "Spotlight Synthetic
Aperture Radar: Signal Processing Algorithms", Boston: Artech House, 1995, beschrieben ist.
In dieser Betriebsart werden die Antennenkeulen der Sende- und Empfangsantenne
in Azimutrichtung so geschwenkt, dass ein bestimmtes Gebiet möglichst
lange beleuchtet wird.
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Der
Antennenstrahl wird erst maximal in Flugrichtung verschwenkt, um
das Ziel möglichst
früh zu
beleuchten, und dann während
des Vorbeiflugs des Sensors dem Zielgebiet nachgeführt, was
eine hohe Bandbreite des Azimutsignals und somit eine hohe Auflösung zur
Folge hat. Ein fundamentaler Nachteil dieses Betriebsmodus ist allerdings,
dass der abzubildende Streifen am Boden nur punktweise in dieser
Weise beleuchtet werden kann und somit eine kontinuierliche Beleuchtung
nicht möglich
ist. Der abgebildete Streifen hat somit zwar eine hohe Auflösung, jedoch
auf Kosten von Lücken
im Radarbild.
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Um
eine möglichst
große
Streifenbreite zu erreichen, wird der so genannte ScanSAR Modus verwendet,
der in dem Artikel von A. Currie and M.A. Brown: "Wide-Swath SAR", IEE Proceedings – Radar Sonar
and Navigation, 139 (2), Seiten 122–135, 1992, beschrieben ist.
Wie der Spotlight-Modus basiert auch der ScanSAR-Modus auf einer
Steuerung der Antennenkeulen von Sende- und Empfangsantenne, allerdings
in Elevationsrichtung. Hierzu wird der abzubildende Streifen in
seiner Breite in mehrere Teilstreifen unterteilt. Jeder dieser Teilstreifen
wird nun durch geeignete Steuerung des Antennendiagramms für eine bestimmte
Anzahl von Sendeimpulsen beleuchtet.
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Dies
entspricht einer Verkürzung
der synthetischen Apertur, was schlussendlich eine verringerte geometrische
Auflösung
in Azimutrichtung nach sich zieht. Durch sequentielle Ansteuerung
aller Teilstreifen erhält
man dann einen breiten Gesamt streifen, allerdings auf Kosten einer
verringerten Azimutauflösung.
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Um
die inhärente
Beschränkung
bezüglich Streifenbreite
und geometrischer Auflösung
von raumgestützten
SAR-Systemen zu überwinden,
sind bisher mehrere Verfahren vorgeschlagen worden, die allesamt
auf einer Aufspaltung der Empfangsantenne in mehrere Sub-Aperturen
mit getrennten Empfangskanälen
beruhen. Als Sendeantenne dient jeweils eine kleine Antenne, die
gleichzeitig eine große
Fläche
auf dem Boden ausleuchtet. Ein Beispiel für ein solches bekanntes System
mit getrennter Sende- und Empfangsantenne zeigt 2.
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Es
handelt sich bei dem in 2 dargestellten Beispiel um
ein Multi-Apertur-System zur Abbildung breiter Streifen mit hoher
geometrischer Auflösung.
Die Sendeantenne 5 und die Empfangsantenne 6 befinden
sich auf der gleichen Plattform und bewegen sich gemeinsam mit einer
Geschwindigkeit vs über der Erdoberfläche in Azimutrichtung.
Die Empfangsantenne 6 ist unterteilt und besteht sowohl
im Azimut als auch in der Elevation aus mehreren Antennenelementen.
Die Sendeantenne 5 hingegen besteht nur aus einem einzigen
Element, das in seinen Abmessungen den Einzelelementen der Empfangsantenne 6 entspricht.
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Die
Aufspaltung des Empfängers
in mehrere getrennte Empfangskanäle
ermöglicht
es, zusätzliche
Informationen über
die Richtung des reflektierten Signals zu erhalten. Dies geschieht
durch eine häufig auch
als "Digital Beamforming
on Receive" bezeichnete
digitale Verrechnung der einzelnen Sub-Apertursignale. Dabei sind unterschiedliche
Varianten möglich,
dieses sogenannte "Digital
Beamforming" zu
realisieren. Es kann entweder a posteriori durchgeführt werden,
nachdem das Signal jeder einzelnen Empfangsapertur heruntergemischt, digitalisiert
und gespeichert wurde, oder es erfolgt in Echtzeit und nur das Ergebnis
dieser digitalen Verrechnung wird aufgezeichnet.
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Eine
Unterteilung der Empfangsantenne im Azimut mit getrennter digitaler
Aufzeichnung der Signale der einzelnen Empfangselemente führt zu einem
System, das im Gegensatz zur Verwendung nur einer Empfangsantenne
zusätzliche
Abtastwerte empfängt,
da pro Sendeimpuls in jedem Empfangskanal ein Echo mit leicht unterschiedlicher
Antennenposition empfangen wird. Im optimalen Fall erlauben diese
zusätzlichen
Abtastwerte und eine geeignete a posteriori-Verarbeitung der Signale,
die PRF zu verringern ohne dass sich hierdurch stärkere Azimut-Mehrdeutigkeiten
ergeben, wie aus dem Artikel von G. Krieger, N. Gebert, A. Moreira: "Unambiguous SAR Signal
Reconstruction from Non-Uniform Displaced Phase Centre Sampling", IEEE Geoscience and
Remote Sensing Letters, Vol. 1, No. 4, Oct. 2004, hervorgeht. Das
wiederum ermöglicht
die Abbildung eines breiteren Streifens am Boden.
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Die
Verwendung von mehreren Empfangsaperturen in der Elevation kann
schließlich
dazu verwendet werden, Mehrdeutigkeiten in Entfernungsrichtung zu
unterdrücken
und/oder den Antennengewinn zu erhöhen. Letzteres wird dadurch
erreicht, dass eine schmale Antennenkeule erzeugt und diese in Echtzeit
so gesteuert wird, dass sie den rückgestreuten Radarimpulsen
am Boden folgt, wie aus der Patentschrift
EP 1 241 487 B1 hervorgeht.
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Ein
wesentliches Merkmal aller bisher vorgeschlagenen Konzepte zur Abbildung
eines breiten Streifens mit hoher geometrischer Auflösung ist
eine hohe Komplexität
auf der Empfangsseite in Verbindung mit einer einzigen, einfachen,
separaten Sendeapertur. Die Sendeantenne kann dabei entweder auf
der gleichen Plattform wie die Empfängerantenne oder auf einer
eigenen Plattform realisiert werden. Dabei besteht die Aufgabe der
Sendeantenne einzig und allein darin, die großflächige Beleuchtung des Zielgebiets
zu gewährleisten.
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Im
allgemeinen wird deshalb bei einem a posteriori-Beamforming die Größe der Sendeantenne so gewählt, dass
sie nicht größer als
die Größe einer
Sub-Apertur der Empfangsantenne ist, um eine Beleuchtung auf dem
Boden zu gewährleisten,
die mindestens der Antennenkeule der Empfangsaperturen entspricht.
Im Falle einer Echtzeit-Verarbeitung besteht diese Notwendigkeit
nicht zwingend, da hier die minimale Größe durch den abzubildenden
Bereich festgelegt wird. Jedoch ist auch in diesen Fällen eine
Sendeantenne nötig,
die deutlich kleiner ist als die Empfangsantenne, um den geforderten
breiten Streifen zu beleuchten.
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Demnach
beruhen alle bisherigen Vorschläge
zur gleichzeitigen Erhöhung
von Streifenbreite und geometrischer Auflösung auf der Verwendung einer
relativ kleinen, separaten Sendeantenne, die eine großflächige Beleuchtung
am Boden gewährleistet.
Das erlaubt zwar die getrennte Optimierung von Sende- und Empfangszweig
des SAR-Systems, erfordert jedoch zwei unterschiedliche Antennen
und schränkt
die Flexibilität
dahingehend ein, das Radar in Moden wie ScanSAR und Spotlight sowie
in neuartigen hybriden Moden zu betreiben. Daneben ist es mit den
bekannten SAR-Systemen nicht möglich,
die Sendeleistung gezielt und flexibel am Boden zu verteilen, was
speziell bei den großen
Streifenbreiten in den betrachteten Systemen von Nachteil ist.
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Alle
bekannten SAR-Systeme zur Abbildung eines breiten Streifens bei
gleichzeitiger hoher geometrischer Auflösung besitzen eine große Empfangsantenne.
Diese wird jedoch nicht für Sendezwecke genutzt,
obwohl es für
die Unterdrückung
von Mehrdeutigkeiten und zur Erzielung eines höheren Gewinns hilfreich wäre, von
der großen
Antennenfläche auch
sendeseitig zu profitieren. Der Einsatz einer gemeinsamen Sende-
und Empfangsantenne würde darüber hinaus
die Verwendung bewährter
T/R-Technologie (Sende-Empfangs-Umschaltung) ermöglichen.
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Wie
bereits erwähnt,
können
bei bekannten SAR-Systemen Azimut-Mehrdeutigkeiten durch eine geeignete
Signalverarbeitung der einzelnen Empfangssignale unterdrückt werden.
Hierzu ist es allerdings erforderlich, die PRF an die Geschwindigkeit der
Trägerplattform
und an die Antennenlänge
anzupassen. Abweichungen von der optimalen PRF führen zu einer verminderten
Unterdrückung
der Mehrdeutigkeiten. Wenn nun aufgrund des Timings nur eine ungünstige PRF
gewählt
werden kann, führt
dies zu einer Verschlechterung der Leistungsfähigkeit des SAR-Systems.
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Zur
Abbildung eines breiten Streifens wird bei den bekannten SAR-Systemen
eine kleine Sendeantenne benötigt.
Zur Kompensation des entgangenen Antennengewinns wird empfangsseitig
eine große
Antennenfläche
mit vielen Empfangsaperturen in der Elevation benötigt. Hieraus
ergeben sich aber sehr große
Datenmengen, die gespeichert und zum Boden übertragen werden müssen. Einen
Ansatz dahingehend, diese Datenrate zu reduzieren, bietet das in
EP 1 241 487 B1 angegebene
Verfahren.
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Hierbei
wird in Echtzeit der Antennenstrahl so gesteuert, dass er dem erwarteten
Verlauf des Radarechos am Boden nachgeführt wird. Daher muss nur noch
das sich ergebende Ausgangssignal gespeichert werden, was die Datenmenge
erheblich reduziert. Jedoch weist dieses Verfahren eine große Empfindlichkeit
gegenüber
der Topographie des abzubildenden Geländes auf, so dass Höhenunterschiede
zu starken Verlusten der emp fangenen Signalenergie führen können, da
der Empfangsstrahl nicht mehr exakt in Richtung des Echos am Boden zeigt.
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Radarsysteme
mit mehreren Empfangskanälen
in Flugrichtung können
prinzipiell zur Bewegungsmessung genutzt werden. Beispiele in diesem Zusammenhang
sind die Messung von Meeresströmungen
und die großflächige Verkehrsüberwachung. Die
erzielbare Messgenauigkeit ist dabei direkt proportional zum maximalen
Abstand zwischen den Empfangsantennen. Zur Erzielung einer hohen
Empfindlichkeit gegenüber
langsamen Objektgeschwindigkeiten sind daher lange Antennenstrukturen
notwendig. Diese sind jedoch mit einem erheblichen technischen Aufwand
und daher mit hohen Kosten verbunden.
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Aufgrund
ihres Aufnahmeprinzips weisen die bekannten herkömmlichen SAR-Systeme, die an sich
in der Erdbeobachtung bei einer Vielzahl von Anwendungen flexibel
einsetzbare Fernerkundungsinstrumente sind, demnach eine grundlegende
Beschränkung
auf, die es unmöglich
macht, große
Gebiete abzubilden und dabei gleichzeitig eine hohe geometrische
Auflösung
zu erzielen.
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Aufgabe
der. vorliegenden Erfindung ist es, diese grundlegenden Grenzen
der herkömmlichen SAR-Systeme
zu überwinden
und die Leistungsfähigkeit
zukünftiger
abbildender SAR-Systeme so zu steigern, dass damit ein breiter Bodenstreifen,
also ein großes
Gebiet, abgebildet und gleichzeitig eine hohe geometrische Auflösung erzielt
werden kann.
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Gemäß der Erfindung,
die sich auf ein Synthetik-Apertur-Seitensicht-Radarsystem der eingangs
genannten Art bezieht, wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass
die Sendeantenne aus mehreren Sub-Aperturen besteht, die Sendeelemente
bilden und innerhalb jedes einzelnen Sendeimpulses so angesteuert
wer den, dass sich eine raumzeitlich nicht-separierbare mehrdimensionale
Hochfrequenz-Wellenform als Sendesignal-Impulsform ergibt, derart,
dass die Modulation eines jeden Sendeimpulses eine raumzeitliche
Diversität
aufweist, die sich nicht durch das Produkt voneinander unabhängiger Funktionen,
die von jeweils nur einer räumlichen
Dimension abhängen,
beschreiben lässt, und
dass die so erzeugte Sendesignal-Impulsform mit der empfangsseitigen
räumlichen
Filterung mittels einem auf diese Sendesignal-Impulsform abgestimmten "Digital Beamforming" kombiniert ist.
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Die
vorliegende Erfindung löst
die gestellte Aufgabe mithin durch den Einsatz von raumzeitlich nicht-separierbaren,
mehrdimensionalen Wellenformen als Sendesignal. Das bedeutet, dass
die Modulation innerhalb eines Sendepulses eine neuartige räumliche
Diversität
aufweist, die bisher in SAR-Systemen
nicht bekannt ist. Daraus ergibt sich die vorteilhafte Möglichkeit,
zusätzliche
Informationen über
die Richtung des reflektierten Signals zu erhalten. Diese Informationen
können
gemäß der vorliegenden
Erfindung in Kombination mit digitaler Strahlformung ("Digital Beamforming") im Empfangszweig
dazu genutzt werden, eine hohe geometrische Auflösung bei gleichzeitiger Abbildung
eines breiten Bodenstreifens zu realisieren.
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Darüber hinaus
ist es hierdurch möglich,
die Leistungsfähigkeit
zukünftiger
abbildender Radarsysteme im Vergleich zu konventionellen SAR-Systemen
deutlich zu erhöhen.
Beispiele hierfür
sind die verbesserte Ausleuchtung des Zielgebiets, erweiterte Möglichkeiten
zur Detektion bewegter Objekte, eine deutliche Reduktion der Datenrate
ohne Informationsverlust oder die adaptive Verteilung der Sendeleistung.
Die vorliegende Erfindung bietet auch den Schlüssel für die Implementierung hybrider
Radarabbildungsmoden, bei denen die verfüg baren Ressourcen ungleichmäßig auf
die abzubildende Szene verteilt werden. Hierdurch ist es möglich, bestimmte Szenenausschnitte
mit erhöhter
geometrischer und/oder radiometrischer Auflösung zu beobachten, ohne eine
weite Überdeckung,
wie sie beispielsweise von einer Hintergrundmission mit mäßiger Anforderung
an die Auflösung
gefordert wird, zu verlieren.
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In
vorteilhafter Weise ist die aus mehreren Sub-Aperturen bestehende
Sendeantenne mit der mehrere Unterantennen aufweisenden Empfangsantenne,
die "Digital Beamforming" ermöglicht,
baulich kombiniert.
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Die
einzelnen Sendeelemente und damit Sub-Aperturen im Azimut und/oder
in der Elevation der Sendeantenne innerhalb eines Sendeimpulses können entweder
unter Variation der jeweiligen Phasenkoeffizienten oder aber auch
durch separate Funktionsgeneratoren so angesteuert werden, dass sich
Radarsendeimpulse mit einer raumzeitlich nicht-separierbaren Wellenform
ergeben.
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Es
lassen sich aber auch einzelne oder zugleich mehrere Sendeelemente
und damit Sub-Aperturen im Azimut und/oder in der Elevation der
Sendeantenne innerhalb eines Sendeimpulses sequentiell so ansteuern,
dass sich Radarsendeimpulse mit einer raumzeitlich nicht-separierbaren
Wellenform ergeben.
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Vorteilhafte
und zweckmäßige Weiterbildungen
des Verfahrens nach der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben,
die sich unmittelbar oder mittelbar auf den Patentanspruch 1 beziehen.
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Die
vorliegende Erfindung und Ausführungsbeispiele
davon wer- den nachfolgend anhand von Zeichnungen erläutert, Es
zeigen:
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1 in
schematischer Ansicht ein bereits eingangs beschriebenes konventionelles
SAR System, bei dem sich ein Sensor mit konstanter Geschwindigkeit
vs entlang der Azimutrichtung bewegt und
dabei mit einer Pulswiederholfrequenz PRF Impulse aussendet, die
am Boden einen Streifen der Breite LSwath abdecken,
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2 ein
ebenfalls bereits vorher erläutertes Multi-Apertur-System
zur Abbildung breiter Streifen mit hoher geometrischer Auflösung gemäß dem Stand
der Technik, wobei sich die Sende- und Empfangsantenne auf der gleichen
Trägerplattform
befinden und die Empfangsantenne unterteilt ist und sowohl im Azimut
als auch in der Elevation aus mehreren Antennenelementen besteht,
wogegen die Sendeantenne nur aus einem Element besteht, das in seinen
Abmessungen den Einzelelementen der Empfangsantenne entspricht,
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3 ein
Beispiel für
den Fall eines Sendeimpulses eines herkömmlichen SAR-Systems, wobei
die Modulation dieses Impulses keine raumzeitliche Diversität aufweist,
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4 ein
Beispiel für
den allgemeinen Fall eines Sendeimpulses, der gemäß der vorliegenden Erfindung
eine raumzeitlich nicht-separierbare Wellenform aufweist und aus
drei Sub-Impulsen besteht, die sich einerseits zeitlich überlappen
und andererseits je nach Azimut- und/oder Elevationsrichtung (charakterisiert
durch die Winkel θAz und θEl) eine unterschiedliche Modulation aufweisen,
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5 die
mögliche
Ausführungsform
einer gemäß der vorliegenden
Erfindung ausgebildeten Multi-Apertur-Sendean tenne für mehrdimensionale raumzeitliche
Pulscodierung, wobei diese Ausführungsform
als beispielhaft für
nachfolgende Ausführungsbeispiele
betrachtet werden kann und vier Unterelemente im Azimut zeigt, die
jeweils durch einen eigenen Funktionsgenerator gespeist werden,
und die Ansteuerung der Sub-Aperturen in der Elevation zudem über separate
regelbare Phasenschieber erfolgt, um die Strahlformung und – steuerung
in Elevationsrichtung zu ermöglichen,
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6 eine
schematische (links) und eine räumliche
(rechts) Darstellung einer räumlich nicht-separierbaren
Wellenform, die aus drei Unter-Impulsen in Entfernungsrichtung ("t") besteht, deren Amplituden-Maximum
jeweils in unterschiedliche Azimutrichtungen ("ΘAz")
gesteuert wird, wobei sich der Sendeimpuls somit aus drei schmalen
Azimutstrahlen zusammensetzt, die sequentiell angesteuert werden,
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7 die
Verteilung und Unterdrückung
der Energie der Azimut-Mehrdeutigkeiten in Entfernungsrichtung durch
die erfindungsgemäße Verwendung
nicht-separierbarer, mehrdimensionaler Wellenformen, wobei das linke
Bild die Punktzielantwort eines konventionellen "Digital Beamforming"-Systems mit vier Empfangsaperturen
und nur einer Sendeapertur zeigt, die Graphik in der Mitte die Verteilung
der Energie in Entfernungsrichtung durch die Verwendung von vier
Sendeaperturen und der speziellen Sendeimpulsform, wie sie in 6 schematisch dargestellt
wurde, zeigt und das Bild rechts die resultierende Punktzielantwort
zeigt, nachdem die in Entfernungsrichtung verteilte Energie durch "Beamforming on Receive" in der Elevation
unterdrückt
wurde, woraus hervorgeht, dass die verbleibende Energie der Azimut-Mehrdeutigkeiten
im Gegensatz zu Systemen, die nur "Digital Beamforming on Receive" verwenden, deutlich
reduziert ist,
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8 die
zeitabhängige
elevationsmäßige Variation
des Abstrahlwinkels des Sendeimpulses, die einen gleichzeitigen
Empfang der jeweiligen Echos zur Folge hat, wobei im gezeigten Beispiel
der abzubildende Bereich am Boden durch drei Teilstrahlen abgedeckt
wird, die sequentiell innerhalb eines Sendeimpulses in Richtung
des jeweilig zugehörigen Elevationswinkels
gesteuert werden,
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9 die
Wellenform eines Sendeimpulses mit räumlich sequentieller "Codierung", wobei der dargestellte
Fall die sequentielle Ansteuerung dreier Sendemodule und die drei
zugehörigen,
ausgesendeten Teilimpulse zeigt,
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10 die
effektiven Phasenzentren und somit Abtastwerte im Azimut für eine konventionelle Kombination
von einfacher Sendeantenne (Tx) und Multi-Apertur-Empfangsantenne
(Rx) mit N Empfangselementen, so dass sich pro Sendeimpuls N Abtastwerte
ergeben,
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11 die
effektiven Phasenzentren und somit Abtastwerte in Azimutdimension
für N Tx/Rx-Module,
die jeweils mit sequentiellem "Code" senden, so dass
sich in diesem Fall pro Sendeimpuls 2N-1 Abtastwerte ergeben, und
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12 die
effektiven Phasenzentren und die sich daraus ergebende maximale
Basislinie für
den konventionellen Fall (links) und unter Verwendung sequentieller
Impulsformen innerhalb eines Sendeimpulses (rechts), so dass sich
im Vergleich zum konventionellen Fall eine Verdoppelung der Länge der
Basislinie durch die Verwendung von raumzeitlich nicht-separierbaren
Sendeimpulsen ergibt.
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Grundlage
der vorliegenden Erfindung ist ein SAR-System, das mit nicht-separierbaren,
mehrdimensionalen Wellenformen als Sendesignal betrieben wird. Das
bedeutet, dass die Modulation eines Hochfrequenz-Sendeimpulses eine
raumzeitliche Diversität
aufweist, die sich nicht durch das Produkt voneinander unabhängiger Funktionen,
die von jeweils nur einer räumlichen
Dimension abhängen,
beschreiben lässt.
Dabei ist von großer
Bedeutung, dass diese Modulation innerhalb eines einzigen Sendeimpulses
erfolgt.
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In
diesem Zusammenhang wird zur Verdeutlichung auf 4 hingewiesen,
in der ein Beispiel für den
allgemeinen Fall eines Sendeimpulses dargestellt ist, der von mehreren
Sub-Aperturen 7, 8, 9 einer Sendeantenne 10 ausgeht
und eine raumzeitlich nicht-separierbare Wellenform aufweist und
aus drei Sub-Impulsen
P1, P2, P3 besteht, die sich einerseits zeitlich überlappen
und andererseits je nach Azimut- und/oder Elevationsrichtung (charakterisiert
durch die Winkel θAz und θEl) eine unterschiedliche Modulation aufweisen.
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Mathematisch
lässt sich
der Unterschied gegenüber
der in 3 dargestellten herkömmlichen Art der Modulation
ohne raumzeitliche Diversität
folgendermaßen
verdeutlichen. Bisher war es möglich, den
von einer Sendeantenne 11 mit einer einzigen Sendeapertur
ausgehenden Sendeimpuls P0 in Abhängigkeit
des Azimutwinkels θAz, des Elevationswinkels θEl und der Zeit t wie folgt zu beschreiben:
w(θAz, θEl, t) = w1(θAz)·wl(θEl)·w3(t). Bei der durch die Erfindung vorgeschlagenen
Form der Modulation ist diese Aufspaltung bzw. Separierung in einzelne
Faktoren, welche die Modulation in jeder der Raumzeitrichtungen
(θAz, θEl, t) beschreiben, nicht mehr möglich, woraus
die Bezeichnung der raumzeitlich nicht-separierbaren Wellenform
herrührt.
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Das
durch die vorliegende Erfindung vorgeschlagene SAR-System basiert
auf einer Sendeantenne, die aus mehreren Sub-Aperturen besteht und mit
einer Empfangsantenne kombiniert wird, die "Digital Beamforming" ermöglicht.
Die einzelnen Sendeelemente werden nun innerhalb eines Sendeimpulses
entweder unter Variation der jeweiligen Phasenkoeffizienten oder
durch separate Funktionsgeneratoren so angesteuert, dass sich Radarimpulse
mit einer raumzeitlich nicht-separierbaren Wellenform ergeben. Eine
weitere Möglichkeit
ist die sequentielle Ansteuerung von Teilaperturen während eines
Impulses. Bei all diesen Verfahren ist es von Vorteil, eine baulich
kombinierte Sende- und Empfangsantenne zu verwenden, um von der
vollen Größe und Komplexität der ohnehin
vorhandenen Empfangsantenne zu profitieren.
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Von
großer
Bedeutung ist die erfindungsgemäße Kombination
dieser neuartigen Sendeimpulsform mit einer empfangsseitigen räumlichen
Filterung mittels digitaler Strahlformung durch die Empfangsantenne
("Digital Beamforming
on Receive"). Denn erst
die Verbindung einer räumlich
nicht-separierbaren Wellenform als Sendeimpuls mit einer auf diesen Impuls
abgestimmten empfangseitigen "Verarbeitung" durch eine geeignete
Strahlformung ermöglicht es,
vollen Nutzen aus der Sendeimpulsform zu ziehen und die Leistungsfähigkeit
bisheriger Systeme entscheidend zu verbessern.
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Bekannte
SAR-Systeme nutzen lediglich auf der Empfängerseite Multi-Apertur-Antennen,
aber sehen keine solche Komplexität der Sendeantenne und der
sich daraus ergebenden Möglichkeiten
zur gezielten raumzeitlichen Beeinflussung des Sendeimpulses vor,
wie dies bei der vorliegenden Erfindung der Fall ist. Es gibt folglich
bislang noch kein Verfahren, das mehrdimensionale, raumzeitlich nicht-separierbare
Wellenformen in einem Multi-Rpertur-SAR-System zur Untererdrückung von Mehrdeutigkeiten
und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit einsetzt.
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4 zeigt
das grundsätzliche
Prinzip der Erfindung im Vergleich zum Stand der Technik, der in 3 dargestellt
ist. 3 zeigt schematisch die bestehende Sendeantennenform
für SAR-Systeme
mit Monoapertur und deren emittierte Wellenformen. Im Vergleich
dazu zeigt 4 schematisch das neue Konzept
gemäß der Erfindung
anhand einer beispielhaften mehrdimensionalen Wellenform. Die zu
den jeweiligen Systemen gehörenden
Empfangsantennen sind nicht dargestellt, da beide Fälle auf
Multi-Apertur-Empfängern
basieren, welche die Möglichkeit
einer empfangsseitigen Strahlformung (Beamforming) bieten.
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5 zeigt
in schematischer Schrägansicht eine
mögliche
Ausführungsform
für eine
Sendeantenne eines SAR-Systems nach der vorliegenden Erfindung.
Eine solche Sendeantenne kann in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen
in vorteilhafter und beispielhafter Weise Anwendung finden.
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Es
handelt sich hierbei um eine Multi-Apertur-Sendeantenne für mehrdimensionale
raumzeitliche Pulscodierung. Die Ausführungsform enthält vier Unterelemente 12 im
Azimut, die jeweils durch einen eigenen Funktionsgenerator gespeist
werden. Die Ansteuerung der Sub-Aperturen 13 in der Elevation erfolgt
zudem über
separate regelbare Phasenschieber 14, um die Strahlformung
und -steuerung in Elevationsrichtung zu ermöglichen.
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Infolge
der Verwendung von raumzeitlich nicht-separierbaren, mehrdimensionalen
Wellenformen im Azimut kann eine deutlich verbesserte Unterdrückung von
Azimut-Mehrdeutigkeiten erreicht werden. Hierzu werden die ausgesandten
Wellenformen derart gestaltet, dass die Radarechos aus unterschiedlichen
Raumwinkeln bei ansonsten gleichen Streueigenschaften zu unterschiedlichen
Empfangssignalen führen
und daher im Empfänger
voneinander getrennt werden können.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei eine raumzeitliche Codierung
der ausgesandten Wellenform, bei der die Radarechos von Streuern
mit gleicher Entfernung, aber unterschiedlichen Raumwinkeln am Empfänger zeitlich
versetzt eintreffen.
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Hierdurch
ergibt sich auch ein zeitlicher Versatz zwischen dem gewünschten
Signal und den hierzu korrespondierenden Azimut-Mehrdeutigkeiten.
Ein solcher zeitlicher Versatz ist jedoch gleichbedeutend damit,
dass zu einem gegebenen Zeitpunkt bei einem schräg nach unten blickenden Radar
die Mehrdeutigkeiten aus einem anderen Elevationswinkel als das
gewünschte
Signal eintreffen. Damit kann durch die empfangsseitige räumliche
Filterung mittels "Digital
Beamforming on Receive" in
der Elevation die Energie der Mehrdeutigkeiten deutlich reduziert
oder sogar vollständig
unterdrückt
werden.
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Im
folgenden wird die Anwendung einer solchen Wellenform zur Unterdrückung von
Mehrdeutigkeiten an einem Beispiel detailliert dargestellt. Hierzu zeigt 6 eine
nicht-separierbare Wellenform im Azimut. Man erkennt links in der
schematischen Darstellung und rechts in der räumlichen Darstellung einen
Sendeimpuls der aus drei Teilimpulsen in Entfernungsrichtung ("t") besteht. Dieser Impuls wird durch die
kohärente Überlagerung
der Signale aller Sendemodule erzeugt, die alle gleichzeitig senden.
Jeder Teilimpuls weist dabei eine andere Amplitudenverteilung in
Azimutrichtung ("θAz")
auf.
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Es
werden also innerhalb eines Impulses mehrere schmale Azimut-Strahlen
gesendet, die jeweils nur einen Teil des Azimut-Spektrums beleuchten und somit die Azimut-Bandbreite
in jedem der Teilimpulse beschränken.
Dieses Vorgehen kann als eine Art Bandpasszerlegung im Azimut interpretiert werden.
Im Empfangszweig des Radarsystems äußert sich das in einer relativen
Zeitverschiebung des Echos eines Zieles, je nachdem von welchem
der Azimut-Strahlen das Echo hervorgerufen wird.
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Diese
Zeitverschiebung äußert sich
in den aufgenommenen Daten als Unterschied in der Entfernungsrichtung
und führt
im Gegensatz zu 7, links, in der die Punktzielantwort
eines konventionellen "Digital
Beamforming"-SAR-Systems
mit vier Empfangsaperturen und nur einer Sendeapertur dargestellt
ist, zu einer Verteilung der Energie der Azimut-Mehrdeutigkeiten
in Entfernungsrichtung, vgl. dazu 7, Mitte.
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Durch "Beamforming on Receive" lassen sich nun
die Echos von unterschiedlichen Azimut-Strahlen aufgrund der Zeitverschiebung
deutlich trennen und die in Entfernungsrichtung bisher nur verteilte
Energie kann unterdrückt
werden, vgl. 7, rechts. Nun können die
Echos der unterschiedlichen Azimut-Strahlen kombiniert werden, um die komplette
Azimut-Bandbreite wiederherzustellen und somit die volle geometrische
Auflösung
in Azimutrichtung zu ermöglichen.
Diese Art der Signalverarbeitung kann als Signal-Rekonstruktion
einer Mehrkanal-Bandpass-Zerlegung interpretiert werden.
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Die
Graphik in 7, Mitte verdeutlicht somit die
Verteilung der Energie in Entfernungsrichtung durch die Verwendung
von vier Sendeaperturen und der speziellen Sendeimpulsform, wie sie
in 6 schematisch dargestellt ist. 7,
rechts zeigt die resultierende Punktzielantwort, nachdem die in
Entfernungsrichtung verteilte Energie durch "Beamforming on Receive" in der Elevation
unterdrückt
wurde. Die verbleibende Energie der Azimut-Mehrdeutigkeiten ist
deutlich reduziert im Gegensatz zu Systemen die nur "Digital Beamforming
on Receive" verwenden.
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Eine
weitere vorteilhafte Möglichkeit,
nämlich
die Herbeiführung
einer Reduktion der aufzuzeichnenden Datenmenge, eröffnet die
Steuerung des Sendestrahls innerhalb eines Sendeimpulses in Elevationsrichtung.
Anschaulich bedeutet dies, dass mittels der Antennenelemente in
der Elevation ein schmaler Sendestrahl gebildet wird, der während der Sendeimpulsdauer über das
Zielgebiet "wandert" und somit insgesamt
einen breiten Bodenstreifen beleuchten kann.
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Das
ermöglicht
eine zeitverzögerte
Beleuchtung unterschiedlicher Entfernungsbereiche mit schmalen Sendestrahlen.
Dies kann beispielsweise dazu genutzt werden, dass die empfangenen
Echos aus unterschiedlichen Entfernungen zeitlich zusammenfallen.
Dabei verharrt der Sendestrahl jedoch lange genug auf jedem Zielgebiet,
um es mit der gesamten Bandbreite des Sendesignals zu beleuchten. Die
gleichzeitig eintreffenden Signale aus unterschiedlichen Richtungen
können
nun wiederum mit Hilfe von "Digital
Beamforming on Receive" in
der Elevation voneinander getrennt werden.
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Da
bei diesem Verfahren die Signale aus unterschiedlichen Richtungen
zeitlich zusammenfallen, kann eine deutliche Verkürzung des
Empfangsfensters erreicht werden. Dies erleichtert einerseits das Timing
des SAR-Systems und sorgt andererseits für eine deutliche Reduktion
der aufzuzeichnenden Datenmenge. Im Vergleich zu dem früher vorgeschlagenen
Ver fahren einer empfangseitigen Strahlformung in Echtzeit bietet
die Durchführung
der hier vorgestellten sendeseitigen Strahlformung eine größere Robustheit
gegenüber
der Topographie des abgebildeten Geländes.
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Während im
Fall der zeitabhängigen
Strahlformung im Empfangszweig eine falsche Zuordnung von Strahlwinkel
und Zeit zu massiven Verlusten der Signalenergie führen kann,
wird im Fall der sendeseitigen Realisierung eines zeitabhängigen Abstrahlwinkels
die gesamte gesendete Energie immer auch empfangen. Einschränkungen
ergeben sich bei starken Schwankungen in der Topographie höchstens durch
eine Verlängerung
des Zeitintervalls, in welchem alle Radarechos empfangen werden.
Einer solchen Schwankung lässt
sich durch eine leichte Verlängerung
des Empfangsfensters wirksam begegnen, was gleichbedeutend mit einer
geringen Erhöhung
der allerdings bereits stark reduzierten Datenmenge ist.
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Diese
Erhöhung
ist im Vergleich zur konventionellen Verarbeitung jedoch unerheblich.
Gegenüber
der in
EP 1 241 487
B1 vorgeschlagenen Nachführung des Empfangsstrahls in
Echtzeit ergeben sich zwei Vorteile, nämlich zum einen, dass es keine Signaldämpfung bzw.
vollständige
Signalauslöschung
durch Topographie gibt, und zum anderen, dass der hohe technische
Aufwand für
eine Echtzeitsignalverarbeitung im Empfänger vermieden wird.
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Darüber hinaus
reduziert die Verwendung eines sehr langen Sendeimpulses und eines
vergleichsweise kurzen Empfangsfensters die notwendige Spitzenleistung
der Radarimpulse erheblich. Dies hat grundlegende Bedeutung für das technische
Design des Senders und ermöglicht
den Einsatz kostengünstigerer
elektronischer Bauelemente. Ein weiterer Vorteil eines derart ausgelegten
SAR-Systems besteht darin, dass eine große Sendeantenne zur Ausleuchtung
eines breiten Streifens genutzt werden kann.
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8 zeigt
ein Beispiel für
das vorher erläuterte
System mit drei unterschiedlichen Ausprägungen A, B, C des Sendestrahls
während
ein einziger Impuls über
die Sendeimpulsdauer ΔτTx gesendet wird.
Dabei ist die zeitliche Abhängigkeit
dergestalt gewählt,
dass die in 8 rechts oben dargestellte zeitliche Überlappung
der während
der Dauer ΔτRx des
Empfangsfensters empfangenen Echos gewährleistet ist. Es handelt sich
also um eine zeitabhängige Variation
des Abstrahlwinkels in der Elevation. Eine solche zeitabhängige Variation
hat einen gleichzeitigen Empfang der jeweiligen Echos zur Folge
hat. Im gezeigten Beispiel wird der abzubildende Bereich am Boden
durch drei Teilstrahlen S1, S2,
S3 abgedeckt, die sequentiell innerhalb
eines Sendeimpulses in Richtung des jeweilig zugehörigen Elevationswinkels gesteuert
werden.
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Ein
entsprechend der Erfindung ausgebildetes SAR-System ermöglicht auch
eine Erhöhung
der Abtastrate. Dazu wird der Sendeimpuls durch das sequentielle
Ansteuern der einzelnen Sendeelemente erzeugt, d.h. es senden innerhalb
eines Gesamtimpulses alle Sendeelemente, aber in jedem Teilimpuls immer
nur eines gleichzeitig. Im Gegensatz zu der vorher beschriebenen
Ausführungsform
des erfindungsgemäßen SAR-Systems
wird der Sendeimpuls somit nicht als die kohärente Überlagerung der Einzelimpulse
aller Sendeelemente interpretiert, die zusammen ein gewünschtes
Antennendiagramm ergeben, sondern es kann – nach einer geeigneten räumlichen
Filterung des Empfangssignals mittels "Digital Beamforming on Receive" – jedes Sendeelement als quasi-selbständiger Sender
interpretiert werden.
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Im
folgenden wird ein einfaches und anschauliches Ausführungsbeispiel
für eine
Antenne mit drei unabhängigen
Sendemodulen gegeben, die drei Sendeelementen entsprechen. Die sich
ergebende Wellenform ist schematisch in 9 verdeutlicht. 9 zeigt
die Wellenform eines Sendeimpulses mit räumlich sequentieller "Codierung". Der dargestellte
Fall zeigt die sequentielle Ansteuerung der Sendemodule M1, M2 und M3 und die zugehörigen, ausgesendeten Teilimpulse
T1, T2 und T3.
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SAR-Systeme
mit räumlich
getrenntem Sender und Empfänger
können
als ein virtuelles System interpretiert werden, bei dem die Positionen
von Sender und Empfänger
zusammenfallen und in der Mitte zwischen den tatsächlichen
Orten von Sende- und Empfangsapertur liegen. Dieser Ort wird als
effektives Phasenzentrum einer Sende-Empfangskombination bezeichnet.
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Dadurch,
dass zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur eine der Sendeaperturen
aktiv ist, werden die sich aus dem Teilimpuls der jeweiligen Sendeapertur
ergebenden reflektierten Echos eines bestimmten Zieles zu unterschiedlichen
Zeitpunkten empfangen. Diese unterschiedlichen Echos können dann
durch eine geeignete empfangsseitige Verarbeitung getrennt werden.
So lässt
sich schließlich das
Sendeantennen-Array als in mehrere eigenständige Sender unterteilt interpretieren,
wie es in 11 dargestellt ist. Durch die
verschiedenen Möglichkeiten
der Kombination von Sende- und Empfangsapertur ergeben sich daraus
die durch "x" gekennzeichneten
Abtastwerte pro Sendeimpuls, die den effektiven Phasenzentren aller
möglichen
Kombinationen von Sender und Empfänger entsprechen.
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10 zeigt
die effektiven Phasenzentren und somit Abtastwerte im Azimut für eine konventionelle
Kombination von einfacher Sendeantenne (Tx) und Multi-Apertur Empfangsantenne
(Rx) mit N Empfangselementen. Es ergeben sich hier pro Sende impuls
N Abtastwerte.
11 dagegen zeigt die effektiven
Phasenzentren und somit Abtastwerte in Azimutdimension für N Tx/Rx-Module,
die jeweils mit sequentiellem "Code" senden. In diesem
Fall ergeben sich pro Sendepuls 2N-1 Abtastwerte, Man erkennt, dass
sich im Vergleich zu einem herkömmlichen SAR-System,
das in
10 dargestellt ist und N (= Anzahl
der Empfangsaperturen) Abtastwerte aufweist, nun 2·N-1 Abtastwerte
ergeben, wobei N die Anzahl der unabhängig betriebenen T/R-Module
angibt. Dies entspricht einer Erhöhung der Abtastrate um den
Faktor
(≈ 2 für große N)
-
Diese
erhöhte
Abtastrate kann nun in mehrfacher Hinsicht genutzt werden. Sie kann
z.B. verwendet werden, um die Auflösung zu erhöhen, ohne die Azimut-Mehrdeutigkeiten
zu verstärken,
oder umgekehrt, um bei konstanter Auflösung eine verbesserte Unterdrückung der
Azimut-Mehrdeutigkeiten zu ermöglichen.
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Ein
weiterer Aspekt ist in 12 dargestellt. Er ergibt sich
aus dem maximalen Abstand zwischen zwei Abtastwerten, die sich für den Empfang
eines ausgesandten Impulses mit mehreren Aperturen ergeben. Diese
so genannte Basislinie beschreibt die Empfindlichkeit des Systems
bezüglich
der Detektion bzw. Bestimmung von bewegten Objekten. Wie in 12 zu
erkennen ist, verdoppelt sich die Länge dieser Basislinie durch
die Verwendung der speziellen Sendeimpulsform.
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Da
insbesondere bei herkömmlichen
Systemen, die sich auf einer Trägerplattform
befinden, diese Basislinie häufig
zu kurz ist, um wirksam bewegte Objekte zu detektieren und Geschwindigkeiten
zu bestimmen, ergibt sich aus der Längenverdoppelung der Basislinie
eine deutlich verbesserte Möglichkeit der Bewegtzielerkennung.
Umgekehrt kann ein dediziertes Radarsystem zur Bewegungsmessung
mit dem durch die vorliegende Erfindung hier vorgestellten System
deutlich kompakter gebaut werden.
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12 zeigt
im Einzelnen die effektiven Phasenzentren, die mit "x" gekennzeichnet sind, und die sich daraus
ergebende maximale Basislinie für den
konventionellen Fall (links) und unter Verwendung sequentieller
Pulsformen innerhalb eines Sendeimpulses (rechts). Im Vergleich
zum konventionellen Fall ergibt sich die bereits erwähnte Verdoppelung
der Länge
der Basislinie durch die Verwendung von raumzeitlich nicht-separierbaren
Sendeimpulsen. Es wird in beiden Fällen die Geschwindigkeit v
eines bewegten Objekts bestimmt.
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Die
Verwendung von raumzeitlich nicht-separierbaren Wellenformen gemäß der vorliegenden Erfindung
ermöglicht
eine gezielte Ausleuchtung des Zielgebiets, wobei durch unterschiedliche
Verweildauern des Sendestrahls in bestimmten Teilgebieten eine bessere
räumliche
Auflösung
und/oder eine höhere
radiometrische Empfindlichkeit erzielt werden kann. Hierdurch wird
es möglich,
Teilgebieten von größerer Bedeutung
mehr Systemressourcen zuzuweisen, ohne andere Gebiete wie im konventionellen Spotlight-Modus
völlig
aus dem Blickfeld zu verlieren.
-
Diese
Flexibilität
gestattet den Betrieb von Synthetik-Apertur-Radarsystemen in hybriden Moden
bei denen beispielsweise einerseits kontinuierlich große Flächen abgebildet
und andererseits auf spezifischen Kundenwunsch hin Detailaufnahmen von
begrenzten Teilgebieten angefertigt werden sollen. Die Gebiete,
denen mehr Ressourcen zugewiesen werden, können sogar adaptiv ausgewählt werden.
Ein einfaches Beispiel ist die Optimierung des Signal/Rausch-Verhältnisses
SNR durch eine dynamische Anpassung der raumzeitlichen Wellenform
an die Auswertung der empfangenen Signalleistung für einzelne
Teilgebiete.
-
Ganz
unabhängig
hiervon ermöglicht
die weitgehende Entkopplung von Antennengröße und Ausdehnung des beleuchteten
Gebiets am Boden die Verwendung einer großen Sendeantenne mit hohem
Gewinn. Zusammen mit der zuvor dargestellten Verlängerung
der Sendeimpulsdauer ergibt sich hieraus die Möglichkeit, mit einer insgesamt
höheren Sendeleistung
bzw. einer geringeren Spitzenleistung pro Fläche/Sendemodul zu operieren.
All dies trägt zu
einer deutlichen Leistungsverbesserung zukünftiger SAR-Radarsysteme bei.
-
Bei
einem entsprechend der vorliegenden Erfindung ausgebildeten SAR-System
werden also in vorteilhafter Weise durch die raumzeitlich nicht-separierbaren
Wellenformen eine flexible "Verteilung" der Signalenergie
am Boden und – in
Kombination mit "Digital
Beamforming on Receive" – eine verbesserte Unterdrückung von
Mehrdeutigkeiten, eine effektive Datenreduktion, eine Erhöhung der
räumlichen
Abtastrate, eine erhöhte
Empfindlichkeit für
Bewegungsmessungen, kompaktere Satellitenstrukturen und eine Vereinfachung
der Systemauslegung erreicht. Dadurch wird es möglich gemacht, SAR-Systeme
mit höherer
geometrischer Auflösung
und großer
Bodenstreifenbreite auf effektivste Weise zu verwirklichen.
-
- 1
- Träger
- 2
- Bodenstreifen
- 3
- Auftrefffläche
- 4
- Antennenkeule
- 5
- Sendeantenne
- 6
- Empfangsantenne
- 7,
8, 9
- Sub-Aperturen
- 10
- Sendeantenne
- 11
- Sendeantenne
mit einziger Apertur
- 12
- Unterelemente
im Azimut
- 13
- Sub-Aperturen
in der Elevation
- 14
- Regelbare
Phasenschieber
- A,
B, C
- Ausprägungen des
Sendestrahls
- LSwath
- Streifenbreite
- M1, M2, M3
- Sendemodule
- P0
- Sendeimpuls
- P1, P2, P3
- Sub-Impulse
- PRF
- Pulswiederholfrequenz
- Rx
- Empfänger
- S1, S2, S3
- Teilstrahlen
- t0,t1, t2
- Impulsaussendezeiten
- T1, T2, T3
- Teilimpulse
- Tx
- Sender
- v
- Geschwindigkeit
- vs
- Geschwindigkeit
des Trägers
- Δt
- Zeitlicher
Abstand zwischen Impulsen
- θτRx
- Dauer
des Empfangsfensters
- θτTx
- Sendeimpulsdauer