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Die
Erfindung betrifft ein Nukleinsäure-gestütztes Spezies-unabhängiges Nachweisverfahren
für biologisches
Material, das sowohl beim Menschen, als auch bei Tieren, Pflanzen
und Mikroorganismen Anwendung findet und insbesondere zur genomischen
Fingerprint-Analyse und Aufklärung
von Verwandtschaftsgraden bzw. -verhältnissen von Individuen, Pflanzensorten,
Tierrassen und Stämmen
von Mikroorganismen geeignet ist. Die vorliegende Erfindung betrifft
darüber
hinaus Primer und Kits zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen Verfahren.
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Die
DNA- bzw. Genom-Analyse stellt die modernste Methode zur Bestimmung
der Identität
und der Verwandtschaft verschiedener Individuen dar. Unter den genetischen
Markern für
die Genom-Analyse nehmen DNA-Polymorphismen eine wichtige Position
ein. Insbesondere diejenigen genetischen Marker, für die gezeigt werden
konnte, dass sie genetisch mit einem Merkmal von Interesse gekoppelt
sind, können
beispielsweise für
das Klonieren von Genen, für
medizinische Diagnostik sowie für
die Introgression, d. h. die Einführung von Merkmalen bzw. Genen
einer Population in den Genbestand einer anderen durch wiederholte
Kreuzung und Rückkreuzungen,
verwendet werden. Die am häufigsten
verwendeten DNA-Marker sind Restriktionsfragmentlängen-Polymorphismen
(RFLP). Der Nachweis von RFLPs durch Southern Blot Hybridisierungen
ist allerdings arbeitsaufwändig
und mit dem für
viele Anwendungen erforderlichen hohen analytischen Durchsatz nicht vereinbar.
Andere Polymorphismen-Assays, die auf der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) basieren, setzen insbesondere für die Gestaltung der Amplifikationsprimer
bestimmte Informationen über
die Ziel-DNA-Sequenz voraus. Auch hier stehen die für die Gewinnung
der Sequenzinformationen aufzuwendende Zeit sowie die dabei anfallenden
Kosten einer Verwendung im Rahmen groß angelegter Hochdurchsatzstudien
entgegen.
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Unter
den Fingerprint-Analysen wurden seit 1985 so genannte VNTRs (variable
number of tandem repeats) zur Genomtypisierung menschlicher Individuen
untersucht. Diese auch Minisatelliten genannten Bereiche befinden
sich an den Telomeren der Chromosomen und bestehen aus längeren Wiederholungseinheiten als
die Mikrosatelliten. Sie treten bei jedem Individuum in einer unverwechselbaren
Länge am
untersuchten VNTR-Locus auf. Mit Hilfe der PCR-Technik werden VNTRs
enthaltende DNA-Abschnitte vervielfältigt, durch Gelelektrophorese
aufgetrennt und nach Anfärbung
mit Ethidiumbromid unter UV-Licht sichtbar gemacht. Da die Sequenzwiederholungen
in einer variablen Anzahl von Einheiten vorkommen, ergibt sich anhand
der unterschiedlichen Länge
der PCR-Amplifikate für
jeden Menschen ein spezifisches Bandenmuster (Jeffreys et al., Nature
314 (1985), 67–73
und Jeffreys et al., Nature 316 (1985), 76–90). Etwa ab 1998 wurden die
VNTRs fast vollständig
durch die STR-Technik (short tandem repeat) (Edwards et al., Am.
J. Hum. Genet. 49 (1991), 746–756)
verdrängt.
Als STR wird eine Abfolge von zwei bis sechs Basenpaaren bezeichnet,
die sich mehrere Male hintereinander wiederholt. Dabei ist die gesamte
Länge des
STR kleiner als 100 bp. Die Analyse von STR-Regionen bietet sich
vor allem in der Gerichtsmedizin an, da auch sehr niedrige DNA-Konzentrationen
zu einem erfolgreichen Resultat führen (Ruitberg et al., Nucleic
Acid Res. 29 (2001), 320–322).
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Zur
Aufklärung
von Verwandtschaftsverhältnissen
menschlicher Individuen wurde auch die Untersuchung von Punktmutationen
herangezogen. Mit Hilfe der SNP-Methode lassen sich einzelne Basenaustausche bekannter
Sequenzen genau analysieren. 90% aller genetischen Variationen im
menschlichen Genom sind SNPs. Sie sind ungleichmäßig stark über das Genom verteilt, hoch
variabel und lassen sich relativ schnell und einfach bestimmen.
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Ein
Verfahren, das die Untersuchung genetischer Variation erlaubt, ohne
dass es eine Kenntnis der Ziel-DNA-Sequenz erfordert, basiert auf
dem Prinzip der Randomly Amplified Polymorphic DNA-PCR (RAPD-PCR)
(Williams et al., Nucleic Acids Res. 18 (1990), 6531–6535).
Die RAPD-PCR basiert auf der Amplifikation von genomischer DNA mit
einzelnen Primern von willkürlicher
Nukleotidsequenz. Diese Primer detektieren Polymorphismen in der
Abwesenheit von spezifischer Nukleotidsequenzinformation, wobei
die Polymorphismen als genetische Marker wirken und zur Konstruktion
von genetischen Karten verwendet werden können. Die RAPD-PCR erlaubt
gegenüber
der vorstehend genannten RFLP und der zielgerichteten PCR automatisierte
genomische Analysen sowie die Verwendung eines standardisierten
Primersets für
die genomische Analyse einer Auswahl verschiedener Spezies, ohne
dass Vorarbeiten wie Sequenzierungen erforderlich sind. Dennoch
ist sie nicht universell anwendbar und erfordert zudem die Verwendung
eines Sets aus mehreren verschiedenen Primern. Für die Durchführung genomischer
Analysen durch RAPD-PCR kann grundsätzlich die Verwendung eines
Sets von bis zu mehreren hundert Primern erforderlich sein, wobei
die einzelnen Primer unterschiedliche Polymorphismen anzeigen und
sich die Auswertung entsprechend aufwändig gestaltet. Zudem treten
bei der RAPD-PCR neben unspezifischen PCR-Amplifikaten auch so genannte "Geisterbanden" auf, wodurch die
Ergebnisse schlecht reproduzierbar sind. Aus diesem Grund wird die
RAPD-PCR auch nicht für
Abstammungsgutachten vor Gericht anerkannt.
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Den
vorbekannten Verfahren ist gemeinsam, dass sie arbeitsaufwändig sind
und/oder keine zuverlässigen
Aussagen zu Verwandtschaftsgraden und Abstammungen von Individuen
mit geringer genetischer Distanz, beispielsweise von sehr ähnlichen
Pflanzensorten erlauben. Es liegt auf der Hand, dass die Bereitstellung
von Mitteln und Verfahren, die die Bestimmung der genetischen Distanz
zwischen einzelnen Individuen und deren Verwandtschaftsgrad erlauben,
in vielen Bereichen der modernen Biologie oder Medizin wesentliche
Vorteile mit sich bringen wird.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war daher, die vorstehend beschriebenen
Nachteile aus dem Stand der Technik zu überwinden.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten und nachfolgend
beschriebenen Ausführungsformen
erreicht.
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Demnach
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum spezifischen
Nachweis von Individuen zur Verfügung,
und insbesondere zur Bestimmung des Verwandtschaftsgrades einzelner
Individuen und zur Differenzierung von Individuen verschiedener
Herkunft. Im Einzelnen betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zum Nachweis von Nukleinsäurespezies
unter der Verwendung mindestens eines Primers, der eine Sequenz
enthält,
die von einer palindromischen, vorzugsweise GC-reichen Sequenz abgeleitet
ist. Im Allgemeinen werden solche Verfahren unter dem Begriff "DNA-Fingerprint-Analyse" zusammengefasst.
Dieser Begriff wird auch nachfolgend verwendet; jedoch schließt das erfindungsgemäße Verfahren
nicht nur den Nachweis von DNA-Spezies ein, sondern auch anderer
Nukleinsäuren,
wie RNA sowie genetischer Elemente und Viren.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass Primer, die eine Sequenz enthalten, welche
von einer einzelnen 8 bp langen palindromischen Sequenz abgeleitet
ist, für
Spezies-unabhängige
Fingerprint-Analysen von pro- und eukaryotischen Organismen eingesetzt
werden können
und wiederum überraschenderweise
ein hohes Auflösungsvermögen und
gute Reproduzierbarkeit vermitteln. Beispielsweise konnte die Identifizierung von
Bakterien und Hefen bis auf Stammniveau zuverlässig erzielt werden; siehe
die Beispiele 3–5
sowie die 2–6. Ferner
konnte das erfindungsgemäße Verfahren
erfolgreich zur Aufklärung
von Verwandtschaftsverhältnissen
verschiedener Rebsorten eingesetzt werden; siehe Beispiel 6 sowie 9 und 10. Darüber hinaus
konnte das erfindungsgemäße Verfahren
erfolgreich bei der Bestimmung des Verwandtschaftsgrades bzw. der
Unterscheidung von Tieren, hier Labormäusen, eingesetzt werden; siehe
Beispiel 7 und 11 und 12. Schließlich konnte
das erfindungsgemäße Verfahren
auch erfolgreich zur Genomtypisierung menschlicher Individuen verwendet
werden; siehe Beispiel 8 sowie 13, 14 und 15.
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Die
Beispiele zeigen, dass das erfindungsgemäße Verfahren zum Nachweis und
Identifizierung von Spezies anhand deren Nukleinsäure und
zur der Verwendung eines Primers, der eine 8 bp lange palindromische
Sequenz aufweist bzw. an eine solche im Genom der zu untersuchenden
Individuen bindet, in der Lage ist, die genetische Verwandtschaft
von beliebigen pro- und eukaryotischen Organismen zu bestimmen.
Aufgrund der überraschenden
Universalität
und des hohen Auflösungsvermögens kann
das erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhafterweise zur Identifizierung von biologischem Material
in Proben und zur Unterscheidung von Mikroorganismen, beispielsweise
Bakterien und Hefestämmen
oder auch von Pflanzensorten bzw. Tierrassen herangezogen werden.
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Der
vorliegende Befund ist umso überraschender,
als in der Regel im Stand der Technik davon ausgegangen wurde, dass
Primer lediglich in taxonomisch eng gesteckten Grenzen eingesetzt
werden können, wenn
aussagekräftige
Fingerprints erhalten werden sollen.
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Im
Allgemeinen betrifft die vorliegende Erfindung daher in einem ersten
Aspekt die Verwendung mindestens eines ersten Primers zur DNA-Fingerprint-Analyse,
welche dadurch gekennzeichnet ist, dass der mindestens erste Primer
eine Sequenz enthält,
die von einer 8 bp langen, palindromischen und/oder vorzugsweise GC-reichen
Sequenz abgeleitet ist.
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Der
Begriff "Primer" bzw. "Oligonukleotid" umfasst ein Oligomer
aus Ribonukleinsäure
(RNA) oder Desoxyribonukleinsäure
(DNA) oder Mimetika davon. Hierzu gehören Oligonukleotide, die aus
natürlich
vorkommenden Nukleobasen, Zuckern und kovalenten Internukleosid-Verknüpfungen
(Rückgrat)
bestehen, genauso wie Oligonukleotide mit Strukturen, die in der
Natur nicht vorkommen, deren Funktion aber den natürlich vorkommenden ähnlich ist.
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Grundsätzlich umfasst
der Begriff "Primer" im Sinne der vorliegenden
Erfindung jedes Molekül,
das eine Sequenz enthält,
die von einer, vorzugsweise 8 bp langen, palindromischen Sequenz
abgeleitet und in der Lage ist, eine Polymerase-Reaktion zu initiieren
oder zu unterstützen.
Dabei versteht sich, dass der erfindungsgemäße Primer vorzugsweise eine
8 bp lange palindromische Sequenz aufweist und/oder an eine solche,
die in einem Zielnukleinsäuremolekül enthalten
ist, unter Bedingungen hybridisiert, die die Initiierung einer Polymerase-Reaktion
erlauben. Beispielhafte Hybridisierungsbedingungen können einschlägigen Standardwerken
entnommen werden, wie Sambrook et al., "Molecular Cloning, A Laboratory Handbook", CSH Press, Cold
Spring Harbour, 1989 oder Ausubel, "Current Protocols in Molecular Biology", Green Publishing
Associates and Wiley Interscience, N.Y. (1989 und neuere Auflagen).
Bevorzugte Hybridisierungsbedingungen sind in den Beispielen beschrieben.
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Prinzipiell
umfasst sind die bekannten Polymerase-Reaktionen, die mit jedweder
Polymerase durchgeführt
werden können.
Vorzugsweise sind thermostabile Polymerasen zu verwenden, wie zum
Beispiel thermostabile DNA-Polymerasen für die PCR, die im Stand der
Technik hinreichend bekannt sind. Geeignet sind beispielsweise die
thermostabilen DNA-Polymerasen aus Thermus aquaticus, Thermus flavis
oder Thermococcus litoralis. Die Polymerasen müssen nicht von Enzymisolierungen
stammen, sondern können
auch klonierten Ursprungs sein. Diesbezüglich ist in bestimmten Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung bereits die Durchführung einer einzelnen Polymerase-Reaktion
ausreichend. Vorzugsweise werden hierbei markierte Primer eingesetzt.
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Der überraschende
Befund der vorliegenden Erfindung wurde anhand der Verwendung eines
Primers verifiziert, der von der 8 bp langen palindromischen Erkennungssequenz
der Restriktionsendonuklease NotI (5'-GCGGCCGC-3') abgeleitet ist; siehe Tabellen 1 und
2.
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Hierbei
wurde überraschenderweise
festgestellt, dass sich Primer, die von der NotI-Erkennungssequenz abgeleitet sind ("NotI-Primer"), besonders gut
zur direkten Stamm-Identifizierung
von Mikroorganismen-Stämmen
verschiedener Arten eignen, die aus Weinen isoliert wurden. Beispielsweise
wurden durch die erfindungsgemäße Verwendung
des vorstehenden NotI-Primers Bakterien-Stämme der Arten Oenococcus oeni
und Pediococcus parvulus analysiert; siehe Beispiel 3 bzw. Beispiel
4 sowie 2 und 3 bzw. 4 und 5.
Mit dem NotI-Primer konnte ebenfalls eine Verwandtschaftsanalyse
mit mehreren Stämmen
der Hefe Brettanomyces bruxellensis durchgeführt werden; siehe Beispiel
5 sowie 6–8. Daneben
konnte die Abstammung verschiedener Rebsorten der Weinrebe Vitis
vinifera vinifera aufgezeigt werden; siehe Beispiel 6 sowie 9 und 10.
Weiterhin gelang mit den NotI-Primern eine Verwandtschaftsanalyse
von Labormäusen
(Mus musculus); siehe Beispiel 7 sowie 11 und 12.
Schließlich
konnte das erfindungsgemäße Verfahren
auch erfolgreich zur Genomtypisierung menschlicher Individuen (Homo
sapiens sapiens) verwendet werden; siehe Beispiel 8 sowie 13, 14 und 15.
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Demgemäß ist eine
bevorzugte Ausführungsform
des Primers dadurch gekennzeichnet, dass die im Primer enthaltene,
von einer 8 bp langen palindromischen Sequenz abgeleitete Sequenz
die Erkennungssequenz einer Restriktionsendonuklease ist. Besonders
bevorzugt ist diese Erkennungssequenz einer Restriktionsendonuklease
die Erkennungssequenz der Restriktionsendonuklease NotI; siehe auch
die Beispiele. Die NotI-Erkennungssequenz (5'-GCGGCCGC-3') kommt im Genom
verschiedener Organismen im Vergleich zu den Erkennungssequenzen
anderer Restriktionsendonukleasen seltener vor. Die Sequenz eignet
sich daher zur Verwendung als Primer, da erfindungsgemäß davon
ausgegangen wird, dass dieser seltener mit der genomischen DNA hybridisieren
wird. Besonders gut eignet sich die Sequenz zur Verwendung als PCR-Primer, da
nicht zu viele Abschnitte auf der genomischen DNA-Matrize amplifiziert
werden, welche die Auswertung des Bandenmusters nach gelelektrophoretischer
Auftrennung der PCR-Produkte erschweren würden. Dieser besonders bevorzugten
Ausführungsform
entsprechend sind die erfindungsgemäßen Primer demnach vorzugsweise
ausgewählt
unter den in Tabelle 1 und 2 gezeigten Sequenzen. Wie zu erkennen,
besteht die NotI-Erkennungssequenz ausschließlich aus den Nukleotiden G
und C. Im Falle der Verwendung von Primern, die nicht die NotI-Erkennungssequenz
aufweisen, ist es daher bevorzugt, Primer zu verwenden, die ebenfalls
einen hohen GC-Gehalt von mindestens 50 von bis zu 100% aufweisen,
vorzugsweise im Bereich von 70–95%. In diesem
Zusammenhang wurde in Untersuchungen im Rahmen der vorliegenden
Erfindung überraschenderweise
festgestellt, dass in bestimmten Ausführungsformen, insbesondere
bei der DNA-Fingerprint-Analyse von biologischem Material mit geringerem
genetischem Informationsgehalt wie beispielsweise des Genoms von
Mikroorganismen, Organellen wie Mitochondrien oder Viren auch Primer
vorzugsweise eingesetzt werden können,
die eine GC-haltige
Kernsequenz von weniger als 8 Nukleotiden aufweisen, beispielsweise
7 oder lediglich 6 Nukleotide, die dann vorzugsweise ausschließlich oder
im Wesentlichen aus G und/oder C bestehen, gegebenenfalls aber wie
vorstehend erläutert
an ihrem 5'- und/oder
3'-Ende ein weiteres
Nukleotid tragen. Die Verwendung solcher Primer bietet sich insbesondere
bei der DNA-Fingerprint-Analyse von Bakterien wie den in den Beispielen
beschriebenen Oenokokken oder Pediokokken an. Daher umfasst die
vorliegende Erfindung auch DNA-Fingerprint-Analysen unter Verwendung
eines ersten und/oder zweiten Primers, der eine GC-reiche Kernsequenz
von 5 bis 7 Nukleotiden, vorzugsweise 6 Nukleotiden aufweist. Besonders
bevorzugt sind auch diese Primer bzw. deren Kernsequenzen von der
NotI-Erkennungssequenz abgeleitet. Dementsprechend wird auch ein
solcher vorstehend beschriebener Primer mit einer GC-reichen Kernsequenz
von beispielsweise nur 6 Nukleotiden als ein erster Primer im Sinne
der vorliegenden Erfindung angesehen, der von einer palindromischen
Sequenz abgeleitet ist, insbesondere vorzugsweise von der Erkennungssequenz
der Restriktionsendonuklease NotI. In einer Ausführungsform der Erfindung wird
für den
ersten und/oder zweiten Primer ein Gemisch der vorstehend beschriebenen
Primer eingesetzt, d. h. Primer, die 8 oder mehr Nukleotide aufweisen und
von einer 8 bp langen palindromischen Sequenz abgeleitet sind, und
Primer mit weniger als 8 Nukleotiden, deren Kernsequenz GC-reich
ist wie vorstehend beschrieben. Im Einzelnen können die erfindungsgemäßen Primer
einen GC-Gehalt aufweisen, wie er für die beispielhaft dargestellten
Primer in Tabelle 1 und 2 angegeben ist.
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Zusätzlich zu
der Sequenz, die von einer 8 bp langen palindromischen Sequenz abgeleitet
ist, können die
erfindungsgemäßen Sequenzen
am 5'-Ende und/oder
3'-Ende weitere
Verknüpfungen,
beispielsweise mit Markermolekülen
und/oder Nukleotiden aufweisen. Eine bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Primers
ist dadurch gekennzeichnet, dass 5' an der im Primer enthaltenen Sequenz
mindestens ein weiteres Nukleotid angefügt ist. Eine weitere bevorzugte
Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Verwendung ist
dadurch gekennzeichnet, dass gleichzeitig oder alternativ 3' an der im Primer
enthaltenen Sequenz mindestens eine weiteres Nukleotid angefügt ist.
Vorzugsweise ist das 5' an
der Sequenz angefügte
Nukleotid Adenosinmonophosphat (A). Das/die 3' an der Sequenz angefügte(n) Nukleotid(e)
ist/sind Adenosinmonophosphat (A), Cytidinmonophosphat (C), Guanosinmonophosphat
(G) und Thymidinmonophosphat (T); siehe auch die Beispiele.
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Die
erfindungsgemäßen Primer
besitzen üblicherweise
eine Länge
von bis zu 50 Nukleotiden, vorzugsweise von bis 25 Nukleotiden,
mehr bevorzugt von 9 bis 12 Nukleotiden und in einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
von 10 oder 11 Nukleotiden. Allerdings ist die Erfindung auch mit
kürzeren,
insbesondere 8 Nukleotide langen Primern durchführbar.
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Zur
Amplifikation einer Nukleinsäure-
bzw. Polynukleotidsequenz kann jedwede Technik verwendet werden,
bei der die Polynukleotidsequenz vervielfältigt bzw. reproduziert oder
kopiert wird. Prinzipiell brauchbar sind die bekannten Amplifikationsverfahren,
zu denen die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zählt, mitunter auch als nested
PCR, asymmetrische PCR oder Multiplex-PCR durchgeführt, oder
alternative Verfahren, wie die Ligase-Kettenreaktion (LCR), Nukleinsäuresequenz-basierende
Amplifikation (NASBA), Transkriptions-vermittelte Amplifikation
(TMA) bzw. das auf Transkription basierende Amplifikationssystem
(abgekürzt TAS,
siehe Kwo et al., Proceedings of the National Academy of Sciences
USA 86 (1989), 1173–1177),
das nach retroviralem Replikationsmuster ablaufende "Sequenz-Replikationssystem" (abgekürzt 3SR,
siehe Guatelli et al., Proceedings of the National Academy of Sciences
USA 87 (1990), 1874–1878)
und das Q-beta Replicase-System (siehe Kramer und Lizadi, Nature
339 (1989), 401–402).
Bestimmte Versionen dieser Techniken und/oder Kombinationen mit
anderen molekularbiologischen Methoden können zweckmäßig sein. Insbesondere geeignet
ist jedoch die PCR, wie sie vorstehend genannt und in den Ausführungsbeispielen
beschrieben ist.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Verwendung
ist daher dadurch gekennzeichnet, dass die zu analysierende DNA
mit dem mindestens ersten Primer durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
amplifiziert wird. Bevorzugt anzuwendende PCR-Bedingungen sind den Beispielen zu entnehmen.
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Es
können
jegliche Arten von Nukleinsäure-
bzw. Polynukleotidsequenzen gemäß der vorliegenden Erfindung
amplifiziert werden, wie doppelsträngige und einzelsträngige DNA und
RNA. Die zu amplifizierende Polynukleotidsequenz kann selbst Teil
einer längeren
Polynukleotidsequenz sein, beispielsweise Teil eines Gens, einer
regulatorischen Sequenz, einer viralen oder bakteriellen DNA- oder
RNA-Sequenz, einer Boten-RNA (m-RNA) oder eines Plasmids.
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In
einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung werden die Primer
vorzugsweise in einer neu entwickelten erfindungsgemäßen PCR-Methode,
der Specific Amplified Polymorphic DNA-PCR (SAPD-PCR), verwendet.
Die SAPD-PCR ist insbesondere zur Ermittlung der genetischen Verwandtschaft
von beliebigen Organismen geeignet, die derselben Art angehören. Die
Methode kann daher zur Identifikation bzw. zur Unterscheidung von
Stämmen
oder teilweise auch Arten (Brettanomyces bruxellensis) herangezogen
werden. Die SAPD-PCR ist eine erfindungsgemäße Weiterentwicklung des Prinzips
der vorstehend genannten RAPD-PCR. Bei der SAPD-PCR werden zwar
ebenfalls wie bei der RAPD-PCR unbekannte Bereiche auf der genomischen
DNA der Organismen-Stämme
amplifiziert, im Unterschied zur RAPD-PCR werden bei der SAPD-PCR
jedoch speziell ausgewählte
spezifische Primer verwendet, d. h. vorzugsweise die vorstehend
beschriebenen erfindungsgemäßen Primer.
Wie bei der RAPD-PCR wird auch bei der SAPD-PCR nur jeweils ein Primer
pro PCR-Reaktion verwendet. Die Primer binden an komplementäre Stellen
im Genom und bedingen die Amplifikation der Bereiche, die sie flankieren.
Die im erfindungsgemäßen Primer
enthaltenen und von palindromischen Sequenzen angeleiteten Sequenzen
sind statistisch im Genom verteilt und kommen bei 50% GC-Gehalt
pro 4n Nukleotide etwa einmal vor, wobei
4 für die
Anzahl der Nukleotidbasen A, T, G und C in der DNA und n für die Anzahl
der Nukleotide in der Erkennungssequenz steht. Es kann erwartet
werden, dass mit zunehmender Länge
der Primer diese spezifische Nukleotidabfolge weniger häufig in
einer DNA vorkommt. Für
die erfindungsgemäße Verwendung
eigenen sich insbesondere Primer, die im Genom verschiedener Organismen
im Vergleich zu anderen Nukleotidabfolgen seltener vorkommen.
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Die
erfindungsgemäßen Primer,
welche Sequenzen enthalten, die von palindromischen Sequenzen abgeleitet
wurden (Tabelle 1), eignen sich daher besonders zur Verwendung bei
der SAPD-PCR, da nicht zu viele Abschnitte auf der genomischen DNA-Matrize
amplifiziert werden, die die Auswertung des Bandenmusters beispielsweise
nach gelelektrophoretischer Auftrennung der PCR-Produkte erschweren
würden.
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Als
vorteilhaft hat sich bei der Durchführung der SAPD-PCR die Einführung einer
so genannten "Rampe" erwiesen. Dadurch
kann insbesondere die Variabilität
der PCR-Produkte reduziert werden. Die Rampe beschreibt den schrittweisen
Temperaturanstieg zwischen Annealing (Hybridbildung) und Elongation
(Verlängerung)
des Primers. Die zeitliche Ausdehnung der Rampe gewährleistet
eine reproduzierbarere Bindung des Primers an die DNA-Matrize. Ein
erfindungsgemäßes Anwendungsbeispiel
einer Rampe kann dem Beispiel 2, Ziffer 2.2 entnommen werden. Die
Durchführung
der Rampe im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Verfahren
führt beispielsweise
nach elektrophoretischer Auftrennung der DNA in Agarosegelen und
anschließender
Visualisierung im UV-Licht nach Färbung mit Ethidiumbromid zu
besonders aussagekräftigen
und stabilen Fingerprint-Bandenmustern; siehe 1, 2, 4, 7, 9, 11, 13 und 14.
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Daher
umfasst die vorliegende Erfindung in einem weiteren Aspekt der DNA-Fingerprint-Analyse die Einführung einer
Rampe bei der Amplifikation, die bevorzugt als SAPD-PCR durchgeführt wird.
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Als
besonders vorteilhaft hat sich bei der SAPD-PCR die Durchführung einer
zweiten Amplifikation erwiesen. Dadurch kann die Produktspezifität erhöht werden.
Hierbei wird das Amplifikationsprodukt der ersten Amplifikation
eingesetzt. Dieses wird, vorzugsweise unter Verwendung von spezifischen
Primern, in der zweiten Amplifikation, der so genannten nested SAPD-PCR,
amplifiziert. Ein entsprechendes erfindungsgemäßes Anwendungsbeispiel einer
nested SAPD-PCR kann dem Beispiel 2, Ziffer 2.3 entnommen werden.
Auf diese Weise wird das Auftreten von unspezifischen PCR-Produkten
minimiert (Puig et al., Appl. Environ. Microbiol. 60 (1994), 2963–2970).
Der Vorteil der nested PCR liegt darin, dass lineare und proteinfreie
DNA-Fragmente für
die Amplifikation eingesetzt werden, da genomische DNA sich teilweise
nicht 100% denaturieren lässt
und selbst nach mehreren Reinigungsschritten noch mit Histonen assoziiert
sein kann. Ebenfalls werden geringe Mengen an DNA amplifiziert,
so dass sie im Agarosegel erkennbar werden. Da bei der (nested)
SAPD-PCR mehrere Bereiche gleichzeitig amplifiziert werden, zählt die
Methode zu den Multilocus-Verfahren.
Durch die gleichzeitige Amplifikation mehrerer Genorte entsteht
nach elektrophoretischer Auftrennung der PCR-Produkte in Agarosegelen
und anschließender Visualisierung
im UV-Licht nach Färbung
mit Ethidiumbromid ein aussagekräftiges
Fingerprint-Bandenmuster; siehe 1, 2, 4, 6, 7, 9, 11, 13 und 14.
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Daher
wird in einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung der erfindungsgemäße Primer
bevorzugt bei einer nested SAPD-PCR eingesetzt. Der zweite Primer
weist hierbei gegenüber
dem ersten Primer eine längere
Nukleotidsequenz auf. Vorzugsweise ist 3' an der Sequenz des zweiten Primers
gegenüber
dem ersten Primer ein zusätzliches
Nukleotid angefügt.
Dieses kann Adenosinmonophosphat (A), Cytidinmonophosphat (C), Guanosinmonophosphat
(G) oder Thymidinmonophosphat (T) sein (Tabelle 2).
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Wie
in den Beispielen gezeigt, hat es sich hierbei als besonders vorteilhaft
erwiesen, bei der zweiten Amplifikation, der nested SAPD-PCR, keine
Rampe durchzuführen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse
umfasst diese eine Amplifikation der zu analysierenden DNA durch
PCR, wobei eine erste Amplifikation mit einem ersten Primer und
eine zweite Amplifikation mit einem zweiten Primer durchgeführt wird.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse
wird die erste Amplifikation mit Rampe und die zweite Amplifikation
ohne Rampe durchgeführt.
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In
einem eigenständigen
Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die vorstehend beschriebene SAPD-PCR
und nested SAPD-PCR, die nicht auf die Verwendung der erfindungsgemäßen Primer
beschränkt ist,
wobei diese allerdings bevorzugt sind.
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Bei
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
hat sich weiterhin gezeigt, dass insbesondere Primerkonzentrationen
im Bereich von 0,1–10 μM, vorzugsweise
im Bereich von 0,5–5 μM und besonders
bevorzugt von 2 ± 1 μM geeignet
sind. Hinsichtlich der Template-DNA haben sich bei Durchführung der SAPD-PCR
Konzentrationen im Bereich von 50–500 ng als besonders vorteilhaft
erwiesen. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden für
die Amplifikationsreaktion 50–500 nM
Template-DNA und 1–2 μM Primer
eingesetzt; siehe Beispiel 2, Ziffern 2.2 und 2.3.
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Bei
der Durchführung
der erfindungsgemäßen nested
SAPD-PCR wurde überraschenderweise festgestellt,
dass diese ganz allgemein dazu geeignet ist, die schlechte Reproduzierbarkeit
der RAPD-PCR zu verbessern, bei der häufig das zufällige Auftreten
oder Verschwinden von PCR-Amplifikaten, bei Wiederholung der gleichen
Reaktion, beobachtet werden kann (Newton und Graham, PCR (Labor
im Fokus) 2. Aufl. (Ed. Newton und Graham), Spektrum Akad. Verl.,
Heidelberg (1994)). Die erste PCR-Runde (SAPD-PCR) im erfindungsgemäßen Verfahren
basiert auf der Methode der RAPD-PCR, daher können auch weniger spezifische Primer-Bindungen
entstehen. Diese Bindungen sind jedoch notwendig um auf Stamm-Ebene
differenzieren zu können.
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Um
Stamm-relevante schwächere
Banden an die Intensität
anderer Amplifikate anzugleichen, wird im erfindungsgemäßen Verfahren
in der nested PCR-Reaktion (zweite Amplifikation) vorzugsweise ein
PCR-Beschleuniger (Enhancer-Solution P, Peqlab; Q-Solution, Qiagen)
verwendet und die Reaktion ohne Rampe durchgeführt. Das Weglassen der Rampe
ist vorteilhaft, da Stamm-relevante Unterschiede besser zum Ausdruck
kommen. Durch die Anwendung eines nested Primers, also z. B. die
Verwendung des Primers A-Not (5' AGCGGCCGC-A
3') in der ersten
Reaktion und beispielsweise A-Not-A (5' AGCGGCCGC-AA 3') bei der nested PCR wird der Einfluss
nicht-reproduzierbarer Banden gemindert. Mit der Auswertung mehrerer
Gelbilder (i. d. R. 4), die durch nested SAPD-PCR mit verschiedenen
Primern zuvor produziert wurden, kann so der fehlerhafte Einfluss
durch Auftreten oder Verschwinden einzelner Gelbanden minimiert
werden. Gegenüber
anderen Fingerprint-Verfahren, wie z. B. RFLP-(Zavaleta et al.,
Appl. Environ. Microbiol. 63 (1997), 1261–1267) bzw. RAPD-(Lechiancole
et al., Syst. Appl. Microbiol. (2005), Elektronische Veröffentlichung
vor dem Druck) Analyse überzeugt
die nested SAPD-PCR
durch ein höheres
Auflösungsvermögen.
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Der
größte Vorteil
der nested SAPD-PCR gegenüber
bisher verwendeten molekular-biologischen
Methoden zur Verwandtschaftsanalyse ist, dass sie bei allen bisher
untersuchten Organismen-Gruppen, selbst bei Organismen mit sehr
konserviertem Genom (Oenococcus oeni), angewandt werden kann, ohne
eine Vielzahl von zufällig
gewählten
Primern auszuprobieren (vgl. handelsübliche RAPD-Primer Kits mit
bis zu über
500 Primern). Das Kit. für
die nested SAPD-PCR kommt vergleichsweise mit nur 5 bis 20 Primern
aus und konnte bisher bei Bakterien, Hefen, Pflanzen, Tieren und
Menschen, also bei pro- und eukaryotischen Organismen erfolgreich
eingesetzt werden. Für
die Analyse sind üblicherweise
6 Primer ausreichend.
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Ein
weiterer großer
Vorteil der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse,
insbesondere der nested SAPD-PCR ist, dass sie im Gegensatz zu bisher
verwendeten molekularbiologischen Verfahren sowohl zum Nachweis
und der Identifizierung von Nukleinsäurespezies in bzw. von jedwedem
biologischem Material geeignet ist, als auch zur Verwandtschaftsanalyse
bei beliebigen unterschiedlichen Organismen-Gruppen angewandt werden
kann. Das erfindungsgemäße Verfahren
wurde bisher an Bakterien, Hefen, Pflanzen, Tieren und Menschen,
also pro- und eukaryotischen Organismen, erfolgreich eingesetzt.
Daneben ist auch der Einsatz bei der Bestimmung verschiedener Tumorarten
möglich.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse
ist der zweite Primer ein nested Primer. Der zweite Primer weist
hierbei gegenüber
dem ersten Primer eine längere
Nukleotidsequenz auf. Vorzugsweise ist 3' an der Sequenz des zweiten Primers
gegenüber
dem ersten Primer ein zusätzliches
Nukleotid angefügt.
Dieses kann Adenosinmonophosphat (A), Cytidinmonophosphat (C), Guanosinmonophosphat
(G) oder Thymidinmonophosphat (T) sein.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
weist der erste Primer eine der in Tabelle 1 angegebenen Sequenzen
auf. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Verwendung
weist der erste oder zweite Primer eine der in Tabelle 2 angegebenen
Sequenzen auf.
-
Üblicherweise
wird in der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse
die DNA der Größe nach
auf einem Gel aufgetrennt. Fingerprints vergleichbarer Auflösung und
Sensitivität
können
hierbei mit DIG-markierten PCR-Produkten direkt im Gel ohne die
generell in bekannter Weise vorgenommene Übertragung der DNA-Fragmente
auf Membranen (Southern Blot) sichtbar gemacht werden. Damit ist
die Erstellung derartiger Fingerprints in einfachster Weise ohne
die Verwendung von Radioaktivität
möglich.
Vorzugsweise werden hierzu die Amplifikationsprodukte in Elektrophoresegelen,
wie Agarose- oder Polyacrylamidgelen, aufgetrennt. Diese werden
im Gel, beispielsweise durch Verwendung von interkalierenden Substanzen
sichtbar gemacht, und die Daten durch direktes Einscannen der Gele
unter Verwendung von Computer-unterstützter Datenanalyse ausgewertet.
Verfahren zur Computer-unterstützten
Datenanalyse sind dem Fachmann bekannt und dem Stand der Technik
zu entnehmen, beispielsweise in Doldi et al., Plant Breeding 116
(1997), 331–335;
Karp et al., Molecular tools for screening biodiversity (1998),
Chapman und Hall, London; Lebeda und Jendrulek, Theor. Appl. Genet.
75 (1987), 194–199;
Nei und Li, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 76 (1979), 5269–5273; Ruckenbauer,
Cluster-Analysen und ihre Möglichkeiten
zur Erfassung von Komplexeigenschaften in der Getreidezüchtung,
Arbeitstagung, Arbeitsgemeinschaft Saatzuchtleiter Gumpenstein (1976),
157–168,
Stachel et al., Theor. Appl. Genet. 100 (2000), 242–248 und
Veronesi und Falcinelli, Euphytica 38 (1988), 211–220.
-
Verfahren
zur Herstellung von Agarose- oder Polyacrylamidgelen zur Elektrophorese
bzw. zur Auftrennung von Nukleinsäuren, beispielsweise von PCR-Produkten
auf einem Elektrophoresegel sind im Stand der Technik bekannt und
beispielsweise beschrieben in Beispiel 1, Ziffer 1.13 sowie in Sambrook
et al., "Molecular Cloning,
A Laboratory Handbook",
CSH Press, Cold Spring Harbour, 1989. Exemplarische Anwendungen
für die
Computer-unterstützte
Datenanalyse sind im Beispiel 1 unter Ziffern 1.14, 1.15 beschrieben
sowie in den 1, 3, 5, 8, 10, 12 und 15 dargestellt.
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Im
Zuge der Experimente zum Nachweis der durch die erfindungsgemäße PCR erhaltenen
Amplifikationsprodukte nach elektrophoretischer Auftrennung in Agarosegelen
wurde überraschend
festgestellt, dass die Auflösung
der Gele durch Zugabe von wässriger
Natriumsilicatlösung
(Natronwasserglas) wesentlich verbessert werden kann; siehe auch
Ziffer 1.13 in den Beispielen. In einem eigenständigen Aspekt betrifft die
vorliegende Erfindung daher auch Gelelektrophoresemittel und -verfahren,
in denen Sauerstoffsäuren
des Siliziums, d. h. Kieselsäure
bzw. Salze davon wie Natriumsilicat oder wässrige Lösungen davon der Gelzusammensetzung
zugesetzt werden. Bei der Verwendung des Begriffs "Kieselsäure" wird vorzugsweise
darunter auch das Salz der Kieselsäure bzw. besonders bevorzugt
eine wässrige
Lösung
davon, wie Natronwasserglas verstanden sowie Silikagel, das auch
unter dem Namen "Kieselgel" bekannt ist. Besonders
bevorzugt sind Alkalisalze der Kieselsäure, insbesondere Natriumsilicat.
Grundsätzlich
ist die Verwendung von wässriger
Natriumsilicatlösung
bevorzugt, jedoch sind auch andere Silicate wie Kalziumsilicat bekannt,
die gegebenenfalls erfindungsgemäß verwendet
werden können.
Weitere Salze der Kieselsäure
sind bekannt, wie Olivin, Zirkon, Granate, Thortveitit, Kieselgalmei
und andere die vorzugsweise in wässriger
Lösung
verwendet werden. Grundsätzlich
kommt auch die Verwendung der Monokieselsäure und deren Kondensationsprodukten
in Betracht. Dementsprechend betrifft die vorliegende Erfindung
die Verwendung jedweder Kieselsäure
bzw. Salze und wässrige
Lösungen
davon in der Gelelektrophorese, insbesondere in Agarosegelen zur
Auftrennung von Nukleinsäuren.
-
Die
Kieselsäuren
bzw. Silicate oder wässrige
Lösungen
davon werden vorteilhafterweise vor dem Aufkochen und erfindungsgemäß in einer
Konzentration von 0,005% bis 0,1% dem Gel zugegeben, vorzugsweise in
einer Konzentration von 0,01% bis 0,05% und besonders bevorzugt
in einer Konzentration, die 0,035% Natronwasserglas in einer 1,5%igen
Agarosegellösung
entspricht; siehe auch die Beispiele in Ziffer 1.13. Aus den vorstehenden
Ausführungen
und den Beispielen ergibt sich demnach, dass die vorliegende Erfindung
auch Verfahren zum Nachweis von Nukleinsäuremolekülen in Gelen, insbesondere
Agarosegelen unter Verwendung von Kieselsäure betrifft. Besonders bevorzugt
sind natürlich
Verwendungen, bei denen ein hohes Auflösungsvermögen der Gele von besonderem
Interesse ist, wie Sequenziergele und insbesondere DNA oder RNA
Fingerprintgele. Dabei ist dieser Aspekt der vorliegenden Erfindung
nicht auf die Verwendung der vorstehend gekennzeichneten Primer
beschränkt,
sondern findet ganz allgemein in der Nukleinsäure-Fingerprint-Analyse Anwendung. Demzufolge
betreffen die in der vorliegenden Beschreibung erläuterten
Ausführungsformen
für die
erfindungsgemäße DNA-Fingerprint-Analyse auch die
erfindungsgemäße Verwendung von
Kieselsäure
in Gelen bzw. zur gelelektrophoretischen Auftrennung von Nukleinsäuren, ohne
jedoch auf die Verwendung der im vorstehenden Aspekt der Erfindung
beschriebenen Primer beschränkt
zu sein, wobei diese natürlich
bevorzugt sind. Daher betrifft die vorliegende Erfindung ganz allgemein
Gelzusammensetzungen, vorzugsweise umfassend Agarose, die Kieselsäure in der
vorstehend beschriebenen Form und vorzugsweise in der angegebenen
Konzentration enthalten. Besonderns bevorzugt sind dabei 0,5%ige
bis 2,5%ige Agarosegelzusammensetzungen, vorteilhafterweise 1,5%ige
Agarosegelzusammensetzungen, die Alkalisilicate, vorzugsweise Natriumsilicat
als wässrige
Lösung
wie Wasserglas in einer Konzentration von 0,01% bis 0,05%, vorzugsweise
0,035% enthalten. Solche erfindungsgemäßen Gelzusammensetzungen sind
auch unter dem Begriff Kit, wie er in der vorliegenden Anmeldung
gebraucht wird, umfasst.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse wird die
DNA durch interkalierende Substanzen sichtbar gemacht. Vorzugsweise
wird die DNA hierbei mit Ethidiumbromid angefärbt und unter UV-Licht sichtbar
gemacht. Diese Färbemethode
ist Stand der Technik und beispielsweise in Sambrook et al., a.a.O.
beschrieben. Erfindungsgemäße Anwendungsbeispiele
der Visualisierung eines DNA-Fingerprint-Bandenmusters
im UV-Licht nach Färbung
mit Ethidiumbromid sind dem Beispiel 1, Ziffer 1.13 sowie den 1, 2, 4, 6, 7, 9, 11, 13 und 14 zu
entnehmen. Für
die Anfärbung
von den Amplifikationsprodukten in Polyacrylamidgelen bietet sich
beispielsweise die Silberfärbung
an; siehe beispielsweise Schumacher et al., EMBO J. 2 (1983), 1549–1555.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird als weiterer oder alternativer Schritt das Amplifikationsprodukt
auf eine Membran übertragen
und durch Hybridisierung mit einer Sonde sichtbar gemacht. Hierzu
kann beispielsweise ein Dot Blot oder Southern Blot durchgeführt und
die auf die Membran übertragene
DNA durch Hybridisierung mit einer Sonde sichtbar gemacht werden.
Da die Primer Bestandteil der amplifizierten DNA sind, ist durch
sie in einfacher Weise auch ein Nachweis der Banden auf der für den Southern
Blot verwendeten Membran möglich.
Somit umfasst die Sonde vorzugsweise den erfindungsgemäßen Primer.
Die Durchführung
von Southern Blots sowie die Hybridisierungen mit einer geeigneten
Sonde sind ebenfalls Stand der Technik und beispielsweise in Sambrook
et al., a.a.O. beschrieben.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
trägt der
Primer eine Markierung. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
ist die Markierung eine nicht-radioaktive Markierung, insbesondere
Digoxigenin, Biotin, ein Fluoreszenzfarbstoff, ein Farbstoff oder
eine radioaktive Markierung, insbesondere 32P
oder 35S. Dem Fachmann ist eine Vielzahl
geeigneter Markierungen samt dazugehöriger Detektionssysteme bekannt.
Fluoreszierende und chemi- oder biolumineszierende Markierungen
werden aus Gründen
der Sensitivität
und praktischen Handhabung bevorzugt.
-
Die
erfindungsgemäße Fingerprint-Analyse
kann vorteilhafterweise für
Biodiversitätsstudien,
Studien zur genetischen Verwandtschaft, taxonomische Studien, oder
insbesondere in der Rechtsmedizin, der Züchtung, im Sortenschutz, im
Genbank-Management, in der Diagnostik (z. Bsp. Tumore, Mutationen,
Mikroorganismen), in der Populationsgenetik oder für Evolutionsstudien
eingesetzt werden. Das Fingerprint-Muster ist für jeden Stamm einer Art spezifisch.
Die Fingerprints können
daher zur Verwandtschaftsanalyse nahe verwandter Organismen/Stämme herangezogen
werden und hierbei insbesondere für die Durchführung von
Vaterschaftstests. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit der erfindungsgemäßen Verwendung
betrifft das Gebiet der Partnerschaftsanalysen, und findet beispielsweise
bei der Partnerschaftsvermittlung Anwendung. Vorzugsweise werden
hierbei Polymorphismen analysiert, die mit bestimmten Merkmalen
eines Subjekts korrelieren und ähnlich
wie bei morphologischen Merkmalen betreffend die Gesichtsphysiognomie
etc. Aussagen über die
Kompatibilität
von Partnern bzw. Eltern erlauben (Ähnlichkeits-Attraktivitäts-Hypothese).
Die hierbei generierten Bandenmuster werden anschließend mit
Phylogenie-Programmen ausgewertet. Erfindungsgemäße Anwendungsbeispiele der
Auswertung sind in Beispiel 1 unter Ziffer 1.14, 1.15 beschrieben
sowie in den 1, 3, 5, 8, 10, 12 und 15 dargestellt.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung einen der
vorstehend definierten Primer, der vorzugsweise zur erfindungsgemäßen Verwendung
geeignet ist. Hierbei weist der erfindungsgemäße Primer besonders bevorzugt
eine der in Tabelle 1 oder Tabelle 2 angegebenen Sequenzen auf;
siehe auch SEQ ID NOs: 1–20.
Diese Primer sind bevorzugte Beispiele der in den bisherigen DNA-Fingerprint-Analysen
angewandten Primer. In bestimmten Ausführungformen können ein
oder mehrere erfindungsgemäße Primer
auch auf feste Träger
oder Membranen aufgebracht sein, beispielsweise auf einen Chip oder
Microarray. Typische Trägermaterialien
sind dabei Glas, Nylonmembranen und Plastikfilme. Solche Produkte
werden gewöhnlich unter
den Begriffen "Chips" und "Arrays" bzw. "Microarrays" zusammengefasst.
Verfahren zur Herstellung solcher Chips und (Micro)arrays sind dem
Fachmann bekannt; siehe beispielsweise die Übersicht in Dufva, Biomol.
Eng. 22 (2005), 173–184
oder Soper et al., Methods 37 (2005), 103–113. Ferner bieten kommerzielle
Anbieter die Anfertigung von "Chips
nach Maß", d. h. so genannte "Custom-made DNA Arrays" und "Oligo-Sets", siehe beispielsweise
Affymetrix, USA, BioCat, Deutschland, GeneScan Europe, Deutschland,
Sigma-Aldrich Chemie, Deutschland. Daher umfasst der Begriff "Primer" auch Mittel wie
Chips und (Micro)arrays, an denen ein oder mehrere erfindungsgemäße Primer
immobilisiert sind.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ein Kit zur DNA-Fingerprint-Analyse.
Dieses umfasst vorzugsweise die erfindungsgemäßen Primer und/oder eine erfindungsgemäße Gelzusammensetzung
und gegebenenfalls weitere Mittel zur Durchführung einer erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse,
beispielsweise die erforderlichen Puffer und andere Reagenzien zur
Durchführung
der Amplifikationsreaktion. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Kits
ist dieses zur Durchführung
der erfindungsgemäßen SAPD-PCR
und vorzugsweise zur Durchführung
der erfindungsgemäßen nested
SAPD-PCR, wie vorstehend beschrieben und in Beispiel 2 erläutert, geeignet.
Vorteilhafterweise umfasst das erfindungsgemäße Kit daher mindestens einen
ersten Primer bzw. ein erstes Primer-Set zur Durchführung einer
ersten Amplifikation und einen zweiten, so genannten nested Primer
bzw. ein Set solcher nested Primer zur Durchführung der zweiten Amplifikation
wie vorstehend erläutert.
Ferner umfasst das erfindungsgemäße Kit vorzugsweise
ein Manual zur Durchführung
der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse
bzw. der erfindungsgemäßen SAPD-
bzw. nested SAPD-PCR. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Kit weiterhin eine Polymerase für die Amplifikation der zu
analysierenden DNA sowie vorteilhafterweise eine Enhancer-Lösung für die nested PCR. In einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
umfasst das erfindungsgemäße Kit weiterhin
einen bekannten Standard. Dieser Standard kann beispielsweise als
Referenz für
den Nachweis und/oder die Diagnostik unbekannter Spezies verwendet
werden. Das erfindungsgemäße Kit ist
in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform dadurch gekennzeichnet,
dass es zusätzlich
eine Vorrichtung zur Durchführung
der Amplifikation umfasst, beispielsweise eine PCR-Maschine. Dafür geeignete
Vorrichtungen sind im Stand der Technik hinreichend bekannt. Vorzugsweise
umfasst das erfindungsgemäße Kit weiterhin
Mittel zur Auswertung einer DNA-Fingerprint-Analyse, vorzugsweise ein Computer-unterstütztes Auswertungssystem.
Beispiele Computer-unterstützter Auswertungssysteme
sind in Beispiel 1 unter Ziffer 1.14, 1.15 beschrieben sowie in
den 1, 3, 5, 8, 10, 12 und 15 dargestellt.
-
Ferner
betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren zur DNA-Fingerprint-Analyse
von biologischem Material, beispielsweise von Menschen, Tieren,
Pflanzen, Mikroorganismen oder Viren, wobei das Verfahren die Verwendung
des erfindungsgemäßen Primers
bzw. des erfindungsgemäßen Kits
umfasst und/oder gemäß der erfindungsgemäßen SAPD-PCR
bzw. nested SAPD-PCR durchgeführt
wird. Vorzugsweise umfasst das Verfahren die Amplifikation der zu
analysierenden DNA durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Das erfindungsgemäße Verfahren
kann grundsätzlich
zur Identifizierung und zum Nachweis von biologischem Material verwendet
werden. "Biologisches
Material" ist jedes
Material, das genetische Informationen enthält und/oder sich selbst reproduzieren
oder in einem biologischen System reproduziert werden kann. Anwendungsmöglichkeiten der
erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse,
Primer und Kits ergeben sich im Grunde von selbst. Neben den bereits
vorstehend beschriebenen Anwendungsmöglichkeiten kommt beispielsweise
auch deren Einsatz in der Lebens- und Futtermittelindustrie in Betracht.
Beispielsweise ist es bekannt, dass viele Lebensmittel Spuren von
Nukleinsäuren
enthalten, die auf die Ursprungspflanze oder das Ursprungstier zur
Herstellung des Lebensmittels schließen lassen. Mittels der vorliegenden
Erfindung können
nun gesicherte Aussagen über
den tatsächlichen
Ursprung der Lebensmittel bzw. der Zutaten getroffen werden. Ferner
können
gegebenenfalls Verunreinigungen festgestellt werden wie Kontamination
durch Bakterien und Viren. Wie insbesondere durch die Beispiele
nahegelegt, ist der Einsatz der erfindungsgemäßen DNA-Fingerprint-Analyse,
Primer und Kits natürlich
insbesondere in den Bereichen vorteilhaft, in denen Fragen zur Ermittlung
der genetischen Distanz bzw. Ähnlichkeit
von Nukleinsäurespezies
eine Rolle spielen, wie Biodiversitätsstudien, Studien zur genetischen
Verwandtschaft, taxonomische Studien oder Studien aus dem Bereich
Rechtsmedizin, Züchtung,
Sortenschutz, Genbank-Management, Diagnostik, Populationsgenetik
oder Evolution.
-
Weitere
Ausführungsformen
und Anwendungen der vorliegenden Erfindung sind den Beispielen und den
Figuren zu entnehmen, die zu einem besseren Verständnis der
vorliegenden Erfindung und ihrer vielen Vorteile beitragen, jedoch
nicht als Einschränkung
verstanden werden sollen.
-
Die
Figuren zeigen:
-
1:
Gelbild-Auswertung und Cluster-Analyse bei der nested SAPD-PCR.
Das
Verfahren wurde mit 5 Stämmen
von B. bruxellensis durchgeführt.
M1 = λ-DNA/EcoRI+HindIII
Marker, 3. M2 = GeneRulerTM 100 bp DNA Ladder.
- (1) Ergebnis der SAPD-PCR (Primer: A-Not).
- (2) Ergebnis der nested SAPD-PCR (Primer: A-Not-G).
- (3) Erstellen von Helligkeitsprofilen aus den einzelnen Gelspuren.
Entfernen der Hintergrundsignale.
- (4) Übereinanderlegen
der einzelnen Datenreihen.
- (5) Erstellen eines 3-stelligen, dualen Zahlencodes, der das
Vorhandensein oder die Abwesenheit einer Gelbande und die Intensität des Signals
beschreibt.
- (6) Erstellen eines Stammbaums anhand der Datenmatrix.
-
2:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit den verwendeten O. oeni-Stämmen mit
C-Not PCR-Produkt
nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer: C-Not-C. 1Marker: λ-DNA/EcoRI+HindIII, 2Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder.
-
3:
Cluster-Analyse der Oenokokken-Stämme anhand der nested SAPD-PCR
mit den Primern C-Not-A, C-Not-C und C-Not-T.
-
4:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit Stämmen von P. parvulus mit C-Not
PCR-Produkt nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer:
C-Not-C. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder Plus.
-
5:
Cluster-Analyse der P. parvulus-Stämme anhand der nested SAPD-PCR
mit den Primern C-Not-A und C-Not-G.
-
6:
Ergebnis der SAPD-PCR zur Artunterscheidung von Brettanomyces sp.
nach gelelektrophoretischer Auftrennung der PCR-Produkte.
Es
sind 3 verschiedene Stämme
der Art Brettanomyces bruxellensis verwendet worden sowie Typstämme der anderen
Brettanomyces-Arten. Primer: A-Not. M1 = Marker: λ-DNA/EcoRI+HindIII.
-
7:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit den B. bruxellensis-Stämmen mit
C-Not PCR-Produkt nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer:
C-Not-C. 1Marker: λ-DNA/EcoRI+HindIII. 2Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder.
-
8:
Cluster-Analyse der Brettanomyces bruxellensis-Stämme anhand
der nested SAPD-PCR mit den Primern A-Not-A, A-Not-C, A-Not-G, A-Not-T,
C-Not-C, C-Not-G und C-Not-T.
-
9:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit Vitis vinifera mit C-Not PCR-Produkt
nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer: C-Not-G. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder Plus.
-
10:
Cluster-Analyse mit Weinreben (Vitis vinifera) anhand der nested
SAPD-PCR mit den Primern G-Not-A, G-Not-G und G-Not-T.
-
11:
Beispiel zur Unterscheidung verschiedener Labormäuse mittels nested SAPD-PCR.
- A: Ergebnis der nested SAPD-PCR.
Primer: C-Not-A. 1Marker: λ-DNA/EcoRI+HindIII
Marker, 3.
- B: Ergebnis der nested SAPD-PCR.
Primer: C-Not-C. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder.
- C: Ergebnis der nested SAPD-PCR.
Primer: C-Not-G. 1Marker: λ-DNA/EcoRI+HindIII
Marker, 3.
- D: Ergebnis der nested SAPD-PCR.
Primer: C-Not-T. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder.
-
12:
Cluster-Analyse mit Labormäusen
(Mus musculus) anhand der nested SAPD-PCR mit den Primern C-Not-A, C-Not-C,
C-Not-G, C-Not-T.
-
13:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit DNA aus menschlichen Blutzellen
mit A-Not PCR-Produkt
nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer: A-Not-C. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder Plus. K = Kind, A = Außengruppe, E = Elter, Z = Zwilling,
Familien = I, II
-
14:
Ergebnis der nested SAPD-PCR mit DNA aus menschlichen Blutzellen
mit A-Not PCR-Produkt
nach gelelektrophoretischer Auftrennung.
Primer: A-Not-G. 1Marker: GeneRulerTM 100
bp DNA-Ladder Plus. K = Kind, A = Außengruppe, E = Elter, Z = Zwilling,
Familien = I, II
-
15:
Cluster-Analyse mit DNA aus menschlichen Blutzellen anhand der nested
SAPD-PCR mit den Primern A-Not-A, A-Not-G, C-Not-A und C-Not-G.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Material und
Methoden
-
1.1 Kultivierung bzw.
Herkunft der Oenococcus oeni-Stämme
-
Alle
15 untersuchten Oenokokken-Stämme
kamen aus der Kulturensammlung des Institutes für Mikrobiologie und Weinforschung
der Universität
Mainz. Die Stämme
wurden einerseits aus verschiedenen Weinen aus unterschiedlichen
Regionen Deutschlands (Stämme:
B70, B241, B325, B358, B359, B367, B377, B378) und andererseits
aus kommerziell erhältlichen
Starterkulturen (SK1, SK2, SK3 (Lallemand, Erbslöh), B350 („Viniflora oenos", Hansen), B352 („Leuconostoc
oenos", Lallemand),
B353 („Siha
Viniflora oenos",
Begerow), B354 („Ana-Start", Deutsche Weinanalytiker)
isoliert. Die Oenokokken-Stämme
B358, B359, B367, B377, B378 waren alle von demselben Weingut. Die
Oenokokken-Stämme
wurden in 250 ml Tomatensaft-Medium (2% Trypton, 0,5% Hefeextrakt,
0,5% Pepton, 0,5% Glucose, 0,005% Tween 80 in 1:4 verdünntem Tomatensaft
lösen,
auf pH 5,2–5,5
einstellen und 15 min autoklavieren) bei RT inkubiert und die Zellen
für die
Isolation der genomischen DNA in der späten log-Phase geerntet.
-
1.2 Kultivierung bzw.
Herkunft der Pediococcus parvulus-Stämme
-
Alle
8 verwendeten Pediococcus parvulus-Stämme (9, 30, 34, 35, 115, 128,
21_6, 36_6) stammten aus der Kulturensammlung des Institutes für Mikrobiologie
und Weinforschung der Universität
Mainz. Die Stämme wurden
ursprünglich
aus rheinhessischen Weinen isoliert. Die Pediokokken-Stämme wurden
in 10 ml MRS-Medium (1% Pepton, tryptisch verdaut, 1% Fleischextrakt,
0,5% Hefeextrakt, 2% Glucose, 0,1% Tween 80, 0,2% K2HPO4, 0,5% Natriumacetat, 0,2% (NH4)2-Citrat, 0,02% MgSO4·7H2O, 0,005% MnSO4·7H2O in demineralisiertem (d) H2O
lösen,
auf pH 5,2 einstellen und 15 min autoklavieren) bei RT kultiviert
und die Zellen in der späten
log-Phase geerntet.
-
1.3 Kultivierung bzw.
Herkunft der Brettanomyces-Stämme
-
Die
Brettanomyces-Stämme
stammten alle aus der Kulturensammlung des Institutes für Mikrobiologie und
Weinforschung der Universität
Mainz. Von den verwendeten Brettanomyces bruxellensis-Stämmen (9,
30, 34A, 34B, 35, 75A, 75B, 76A, 76B, 374, 566, 567, 568, 573, 575,
579) wurden die Stämme
9, 30, 34A, 34B, 35, 75A, 75B, 76A, 76B alle aus dem gleichen Weinanbaugebiet
isoliert. Die restlichen Stämme
stammten aus weiter entfernten Regionen. Außerdem wurden die Typstämme der
Brettanomyces-Arten B. anomalus (574), B. custersianus (576), B.
nanus (577) und B. naardenensis (578) mit in die Verwandtschaftsanalyse
einbezogen. Die Hefestämme
wurden in 250 ml YPG-Medium (1% Hefeextrakt, 2% Pepton, 1% Glucose
in dH2O lösen, auf pH 6,5 einstellen
und für
15 min autoklavieren. Nach dem Abkühlen 0,002% Cycloheximid und
0,01% Ampicillin zugeben) bei 30°C
mit 130 UpM auf einem Schüttler
inkubiert. Die Zellen wurden in der späten log-Phase geerntet.
-
1.4 Herkunft von Vitis
vinifera vinifera
-
Für die Cluster-Analyse
der Weinreben wurden die Rebsorten Riesling, Silvaner, Madeleine
Royale, Müller-Thurgau,
Rieslaner, Spätburgunder,
Frühburgunder,
Grauer Burgunder, Weißburgunder,
Trollinger und Kerner verwendet.
-
1.5 Zellernte der Mikroorganismen
-
250
ml Zellkultur wurden nach der jeweiligen Inkubationszeit für 25 min
bei 12.000 g abzentrifugiert und der Überstand verworfen. Das Zellpellet
wurde in 125 ml Waschpuffer resuspendiert und die Zell-Suspension
zentrifugiert (12.000 g, 20 min). Dieser Waschschritt wurde einmal
wiederholt. Anschließend
wurde der Überstand
dekantiert und evtl. verbleibender Überstand abpipettiert. Die
Zellen wurden dann in 10 ml Zell-Suspensions-Puffer aufgenommen.
-
1.6 Zellaufschluss und
DNA-Isolierung der Mikroorganismen
-
Der
Zellaufschluss von Oenococcus oeni und Pediococcus parvulus erfolgte
durch Inkubation mit Lysozym. Nach Zugabe von 25 mg (2,5 mg/ml)
Lysozym zu der Zell-Suspension wurde die Mischung für 2–3 h bei
RT inkubiert. Anschließend
wurden 15 ml des warmen Lyse-Puffers
zugegeben und die Zellen 2 h bei 55°C aufgeschlossen. Nach der Inkubation
mit Lysozym wurde die Zell-Suspension mit Proteinase K (100 μg/ml), RNase
A (12,5 μg/ml)
und RNase T1 (25 U/ml) versetzt und für 2 h bei 55°C inkubiert.
-
Die
Brettanomyces bruxellensis-Stämme
wurden mit Zymolyase aufgeschlossen (Kitamura und Yamamoto, Arch.
Biochem. Biophys. 1 (1972), 403–406).
10 ml Zell-Suspension wurden mit 15 ml warmem Lyse-Puffer versetzt
und nach Zugabe von 1 ml Zymolyase-Lösung (15 mg/ml) 2 h bei 37°C inkubiert.
Nach der Inkubation der Zellen mit Zymolyase wurden Proteinase K
(100 μg/ml),
RNase A (12,5 μg/ml)
und RNase T1 (25 U/ml) zu der Zell-Suspension gegeben und für 2 h bei
55°C inkubiert.
-
1.7 Isolation genomischer
DNA aus Mikroorganismen
-
Zur
Isolation der genomischen DNA wurde die Technik von Marmur (1961)
angewandt (Marmur, J. Mol. Biol. 3 (1961), 208). Alternativ kann
die DNA-Isolierung aus Gram-positiven
Bakterien und Hefen auch mit einem Kit DNeasy® Tissue
Kit (Qiagen, Hilden) durchgeführt
werden.
-
1.8 DNA-Isolierung aus
Vitis vinifera
-
Die
DNA-Isolierung erfolgte nach der Methode von Lodhi et al. (1994)
(Lodhi et al., Plant Mol. Biol. Rep. 12 (1994), 6–13).
-
1.9 DNA-Isolierung aus
Mus musculus
-
Ca.
2 cm der Mausschwänze
wurden dekapitiert. Die DNA wurde mit dem DNeasy® Tissue
Kit (Qiagen, Hilden) nach dem Protokoll „Purification of Total DNA
from Rodent Tails" isoliert.
-
1.10 DNA-Isolierung aus
menschlichen Blutzellen
-
Das
Blut der Probanden wurde intravenös entnommen. Die DNA-Isolierung
aus Blutzellen erfolgte nach dem Protokoll "Isolation of Genomic DNA from Whole
Nucleated or Non-Nucleated
Animal Blood" mit
Hilfe des DNeasy® Tissue Kit (Qiagen, Hilden).
-
1.11 Lagerung der DNA
-
Die
Lagerung der isolierten DNA mit 0,1 × SSC-Puffer ist nur für kurze
Zeiträume
geeignet und bereitet bei längerer
Aufbewahrung (> 0,5
a) Schwierigkeiten (Hintergrund, Mangel an Reproduzierbarkeit) bei
der nested SAPD-PCR. Die Aufbewahrung in einer Suspension bestehend
aus 70%igem Ethanol und 0,1 × SSC-Puffer
verlängert
die Lagerfristen um Jahre.
-
1.12 Bestimmung der DNA-Konzentration
und -Reinheit
-
Konzentration
und Reinheit der isolierten DNA wurden photometrisch bei 260 nm
bestimmt. Die Konzentration der DNA-Probe berechnete sich unter
Berücksichtigung
des Verdünnungsfaktors
(V) sowie des Multiplikationsfaktors (F), der für doppelsträngige DNA (dsDNA) 50 beträgt, wie
folgt: c [ng/μl]
= (OD bei 260 nm)·V·F.
-
1.13 Durchführung der
Agarose-Gelelektrophorese
-
Die
Analyse der PCR-Fragmente erfolgte in einem 1,5%igen Agarose-Gel
in einer Horizontalelektrophorese-Kammer. Zur Verbesserung der Auflösung der
Gele wurden (0,035%) Natronwasserglas vor dem Aufkochen zugegeben.
Vor dem Giessen des Gels wurde Ethidiumbromid-Lösung (Endkonzentration 500
ng/ml) zugegeben. Je 5 μl
PCR-Produkt wurden
mit 1 μl
Ladepuffer (6×)
vermischt und auf das Gel aufgetragen. Die Trennung der Fragmente
erfolgte zunächst
für 20
min bei einer Spannung von 60 V und anschließend für 130 min bei 75 V. Nach der
Elektrophorese wurde das Bandenmuster auf einem Transilluminator
durch UV-Licht sichtbar gemacht.
-
1.14 Computergestützte Fingerprint-Analyse
Gelbildauswertung
-
Die
Gele wurden im Anschluss an die Elektrophorese mithilfe einer Geldokumentationseinheit
(Polaroid, Offenbach) fotografiert und im TIF-Datenformat gespeichert.
Im Programm TINA (Raytest Isotopenmessgeräte, Straubenhardt) wurden aus
den einzelnen Spuren der Gelbilder Helligkeitsprofile generiert.
Anschließend
wurden die einzelnen Profile aligniert.
-
1.15 Cluster-Analyse (alternativ
mit GelComparII®,
Applied Maths)
-
Die
alignierten Helligkeitsprofile werden entsprechend dem Vorhandensein
einer Bande in eine duale Datenmatrix umgewandelt. Die Intensität der Banden
wurde durch Auswahl von 3 Intensitätskategorien berücksichtigt.
Für die
duale Darstellung werden daher pro Signal 3 Matrizenpositionen belegt.
Mehrere Datenmatrices, die durch die Auswertung der Gelbilder gleicher
Stämme
mit verschiedenen SAPD-Primern erstellt wurden, werden hintereinander gereiht.
Diese Datenmatrix wurde mit dem Programm ClustalX 1.83 (Thompson
et al., Nucleic Acids Res. 25 (1997), 4876–4882) in ein Dendrogramm umgewandelt.
Die prinzipielle Durchführung
der Gelbild-Auswertung und Cluster-Analyse ist in 1 dargestellt.
-
Beispiel 2: Erfindungsgemäße SAPD-PCR
-
Wenn
nicht anders angegeben, können
Techniken zur Ausführung
der Erfindung der einschlägigen
Literatur entnommen werden, siehe beispielsweise Sambrook et al., "Molecular Cloning,
A Laboratory Handbook",
CSH Press, Cold Spring Harbour, 1989; DNA Cloning, Bd. I and II
(D.N. Glover Hrsg., 1985) und Oligonucleotide Synthesis (M.J. Gait
Hrsg., 1984).
-
2.1 Oligonukleotide
-
Zur
SAPD-PCR wurden die vier Decamere A-, C-, G- und T-Not verwendet.
Diese bestanden aus dem Nukleotid (Base) Adeninmonophosphat, an
der die Erkennungssequenz der NotI-Restriktionsendonuklease und jeweils
ein weiteres Nukleotid (A, C, G oder T) angefügt wurden; siehe Tabelle 1.
Für die
nested SAPD-PCR wurden Undecamere konstruiert, indem an die Sequenz
der SAPD-Primer jeweils eine weitere Base angefügt wurde; siehe Tabelle 2.
-
2.2 Durchführung der
SAPD-PCR
-
Zur
SAPD-PCR wurden Reaktionsansätze
mit einem Gesamtvolumen von 25 μl
hergestellt. Die PCR wurde in 200 μl-Reaktionsgefäßen durchgeführt. Die
Gehaltsangaben der einzelnen Reagenzien eines 25 μl Reaktionsansatzes
lauten wie folgt:
- (Die
Gesamtkonzentration an MgCl2 im Reaktionsansatz
betrug 4 mM).
-
Nachfolgend
ist das Thermocycler Programm zur SAPD-PCR mit den Primern A-, C-,
G-, T- Not dargestellt.
Die Annealing-Temperatur betrug 35°C. Im Anschluss an den Annealing-Schritt folgte eine
sog. "Rampe". Die Temperaturerhöhung bis
zur Elongation dauerte 8 min pro PCR-Zyklus. Das gesamte PCR-Programm mit
35 Zyklen dauerte ca. 15,5 h.
-
-
2.3 Durchführung der
nested SAPD-PCR
-
Als
Template-DNA diente bei der nested PCR ein Mikroliter PCR-Produkt
der ersten PCR-Reaktion. Durch
die Zugabe von Enhancer Solution P (Peqlab) kam es zu einer verstärkten Amplifikation
spezifischer PCR-Produkte (Tab. 4). Die Annealing-Temperatur betrug
bei der nested PCR mit den A- und T-Not Primern 39°C und mit
den C- und G-Not Primern 41°C.
Es wurde keine Rampe verwendet. Die gesamte PCR-Reaktion dauerte
ca. 5 h. Nachfolgend ist die Zusammensetzung eines Reaktionsansatzes
zur nested SAPD-PCR dargestellt.
- (Die
Gesamtkonzentration an MgCl2 im Reaktionsansatz
betrug 4 mM).
-
Nachfolgend
ist das Thermocycler-Programm einer nested SAPD-PCR dargestellt.
- (Pro
Reaktionsansatz wurde nur 1 Primer verwendet).
-
Tabelle
1: Beispiele verwendeter Oligonukleotide (Primer) für die SAPD-PCR
-
Tabelle
2: Beispiele verwendeter Oligonukleotide (Primer) für die nested
SAPD-PCR
-
Beispiel 3: Anwendung
der nested SAPD-PCR bei Oenococcus oeni
-
Oenokokken
eignen sich für
den biologischen Säureabbau
im Wein und werden in Form von Starterkulturen eingesetzt (Davis
et al., Appl. Environ. Microbiol. 51 (1986), 539–545). Oenokokken sind heterofermentative
Milchsäurebakterien.
Die Spezies Oenococcus oeni ist genotypisch sehr homogen. Die bisher
untersuchten Stämme
zeigten bei der DNA-DNA-Hybridisierung
stets eine Homologie über
70% (Garvie, J. Syst. Bacteriol. 26 (1976), 116–122 und Dicks et al., Int.
J. Syst. Bacteriol. 40 (1990), 83–91) und weisen bei der für die Bakterienidentifizierung üblichen
Analyse der 16S-rDNA nahezu keine Sequenzunterschiede auf 1500 bp auf.
Somit besteht die Gattung Oenococcus weltweit aus nur einer Art.
Die Sequenzanalyse der Region zwischen den 16S- und 23SrRNA-Genen
(Le Jeune und Lonvaud-Funel et al., Res. Microbiol. 148 (1997),
79–86) erwies
sich ebenfalls als ungeeignet für
eine direkte Stammidentifizierung. Die Pulsfeldgelelektrophorese
(PFGE) genomischer Makrorestriktionsfragmente (Kelly et al., Appl.
Environ. Microbiol. 59 (1993), 3969–3972 und Sato et al., FEMS
Microbiol. Lett. 202 (2001) 109–114)
und die RAPD-PCR (Zavaleta, et al., Appl. Environ. Microbiol. 63
(1997), 1261–1267
und Zapparoli et al., FEMS Microbiol. Lett. 166 (1998), 325–332) sind
molekularbiologische Methoden, die zur Stamm-Identifizierung bei Oenococcus oeni
bereits erfolgreich eingesetzt werden konnten. Durch PFGE konnte
das Stamm-Niveau jedoch nicht immer erreicht werden (Zavaleta et
al., Appl. Environ. Microbiol. 63 (1997) 1261–1267). Die Unregelmäßigkeit
der spontan auftretenden malolaktischen Gärung im Wein hat zum Einsatz
von Oenococcus oeni in Form von Starterkulturen geführt. Für eine kommerzielle
Nutzung von geeigneten Oenococcus oeni-Stämmen
ist es wichtig, ein Verfahren zur Stamm-Identifizierung zur Hand
zu haben, das die Identität
ausgewählter
Kulturen gewährleistet.
Für Winzer, die
auf den Einsatz von kommerziellen Starterkulturen verzichten und
natürlich
vorkommende Oenokokken-Stämme
aus dem eigenen Wein verwenden, ist es außerdem wichtig, diese von unerwünschten
Milchsäurebakterien
zu unterscheiden, um gezielt die Stämme anzureichern, die einen
positiven Einfluss auf das Aroma ausüben.
-
Eine
aussagekräftige
und reproduzierbare Stamm-Identifizierung gelang allerdings erst
durch die Verwendung der erfindungsgemäßen nested SAPD-PCR gemäß Beispiel
2. Am Beispiel von 15 untersuchten Oenokokken-Stämmen konnte dabei deren Auflösung auf
Stamm-Niveau gezeigt werden; siehe 2 und 3.
-
Beispiel 4: Anwendung
der nested SAPD-PCR bei Pediococcus parvulus
-
Pediokokken
sind fakultativ anaerobe, homofermentative, coccoide Milchsäurebakterien.
Die Gattung Pediococcus (P.) setzt sich aus etwa zehn Spezies zusammen.
Bekannte Vertreter der Gattung sind P. damnosus, P. parvulus, P.
inopinatus, P. dextrinicus, P. pentosaceus, P. acidilactici, P.
urinaeequi, P. claussenii, P. cellicola und P. soyae. Pediokokken
kommen überwiegend
auf Pflanzen und fermentierten Nahrungsmitteln (Getreideprodukte,
Fleisch, Fisch, Gemüse,
Bier und Wein) vor.
-
P.
acidilactici und P. pentosaceus gehören zu den meist verwendeten
Arten, die bei der Fermentierung von Wurstprodukten eingesetzt werden.
Einige Arten wurden aus dem Gastrointestinaltrakt und dem Urogenitaltrakt
von Tieren und Menschen isoliert. Manche Pediokokken-Stämme können wie
Oenokokken ebenfalls den biologischen Säureabbau im Wein durchführen, bilden
aber im Unterschied zu den Oenokokken störende Nebenprodukte wie Diacetyl
und Acetoin (Wibowo et al., Am. J. Enol. Vitic. 36 (1985), 302–313). Ihr
Wachstum ist daher im Wein unerwünscht.
Bei der Weinbereitung gelangen die Pediokokken über die Weintrauben oder über unsterile
Kellergeräte
in den Wein (Costello et al., Food Techno. Aust. 35 (1983), 14–18). Am
häufigsten wurden
die Arten P. damnosus, P. pentosaceus und P. parvulus aus Weinen
isoliert. Diese Arten können
durch die Bildung von Exopolysacchariden zum "Zäh-" oder "Lindwerden" von Weinen führen. Vor
allem Stämme
von P. dammosus sind bei pH-Werten über 3,5 fähig ein Exopolysaccharid zu
synthetisieren, das bei einem Zelltiter von 105 Zellen/ml
bereits für
eine starke Zunahme der Viskosität
sorgt (Sponholz, In: Wine Microbiology and Biotechnology (Fleet,
G.H., Ed.). Hardwood Academic Publisher, Chur. (1993), 395–420).
-
Ein
weiterer negativer Einfluss auf die Weinqualität ist die Fähigkeit einiger Pediokokken-Stämme zur Bildung
von Biogenen Aminen, wie z. B. Histamin, die gesundheitsschädlich für den Mensch
sein können
(Landete et al., J Appl. Microbiol. 99 (2005), 580–586). Es
wurden bereits mehrere molekularbiologische Verfahren zur Identifizierung
von Stämmen
der Gattung Pediococcus beschrieben. Die am häufigsten verwendeten Methoden
sind Fingerprint-Verfahren wie die RAPD-PCR und die PFGE. Eine RAPD-PCR
Methode mit einem 9-mer Primer wurde von Nigatu et al. (Lett. Appl.
Microbiol. 26 (1998), 412–416)
zur Art-Unterscheidung verschiedener Isolate der Gattung Pediococcus
aus fermentiertem Getreide eingesetzt. In dieser Studie konnte mittels
RAPD-PCR mehr als 40% der Isolate nicht zu der richtigen Art zugeordnet
werden. Durch eine vergleichende 16S-rDNA-Sequenzierung wurde festgestellt, dass
die Isolate neben einigen Arten der Gattung Pediococcus zu fünf weiteren
Gattungen gehören.
Zur Unterscheidung verschiedener Stämme der Spezies P. acidilactici
wurde von Mora et al. (2000a, b) neben einer RFLP-Analyse und der
Analyse einzelner Haushaltsgene, ein 18-mer Primer zur RAPD-PCR
verwendet (Mora et al., Microbiology 146 (2000a), 2027–2038 und
Mora et al., Syst. Appl. Microbiol. 23 (2000b), 400–408). Mit
dem generierten 18-mer Primer konnten nur Stämme der Art P. acidilactici
unterschieden werden. Mit Hilfe der PFGE wurden die Verwandtschaftsverhältnisse
von Stämmen
der Spezies P. acidilactici und P. pentosaceus analysiert (Barros
et al., J. Clin. Microbiol. 39 (2001), 1241–1246). Die PFGE wurde von
Luchansky et al. (1992) verwendet, um Pediocin-produzierende von
Pediocin-negativen Stämmen
der Spezies P. acidilactici zu unterscheiden (Luchansky et al.,
Appl. Environ. Microbiol. 58 (1992), 3053–3059). Simpson et al. (2002)
untersuchten die Verwandtschaft von 33 Stämmen unterschiedlicher Herkunft,
die sechs verschiedenen Spezies der Gattung Pediococcus angehörten mittels RAPD-PCR
und PFGE. (Simpson et al., Appl. Environ. Microbiol. 68 (2002),
765–771).
Es konnten fast alle Stämme
mit der einen oder anderen Methode unterschieden werden. Bei der
RAPD-PCR wurde durch die Kombination der Ergebnisse zweier Primer
eine bessere Möglichkeit
der Stammdifferenzierung erreicht, als mit jeweils nur einem Primer.
Mit Hilfe der PFGE konnten aber insgesamt mehr Stämme unterschieden
werden.
-
Eine
gegenüber
den vorstehend genannten Fingerprint-Methoden verbesserte Reproduzierbarkeit und
ein höheres
Auflösungsvermögen konnte
durch die erfindungsgemäße nested
SAPD-PCR gemäß Beispiel
2 erzielt werden. Ähnlich
der Analyse mit den Oenokokken (siehe Beispiel 3) konnte auch bei
der Untersuchung der Pediokokken anhand von 8 untersuchten Pediococcus
parvulus-Stämmen
eine gute Reproduzierbarkeit sowie ein hohes Auflösungsvermögen bestätigt werden;
siehe 4 und 5.
-
Beispiel 5: Anwendung
der nested SAPD-PCR bei Brettanomyces bruxellensis
-
Hefen
der Gattung Brettanomyces können
für Fehltöne in Wein
verantwortlich sein (Chatonnet et al., J. Sci. Food Agric. 60 (1992),
165–178)
und werden auch bei der Herstellung spezieller Biersorten verwendet (Gilliland
J. Inst. Brew. 67 (1961), 257–261).
Sie treten im Wein meist nach der alkoholischen und der malolaktischen
Gärung,
während
der Lagerung des Weins im Fass oder in der Flasche auf (Chatonnet
et al., Am. J. Enol. Vitic. 46 (1995), 463–468). Trotz der überwiegend
negativen Bezeichnung des "Brett"-Charakters wurde beobachtet,
dass die Hefen in niedrigen Zellzahlen in einigen Fällen Rotweinen
einen positiven Charakter und mehr Komplexität geben (Fugelsang, Wine Microbiology
(Ed. KC Fugelsang), Chapman and Hall, New York (1997), 72–80). Oft
werden diese Aromen aber als Fehltöne beurteilt. Das Auftreten
von Brettanomyces-Hefen wurde in nahezu allen Weinanbaugebieten
der Welt beobachtet. Die sortentypischen und regionalen Aromamerkmale
eines Weines können
vollkommen von Fehltönen überdeckt
werden und der Wein kann unangenehm bitter schmecken (Fugelsang,
Wine Microbiology (Ed. KC Fugelsang), Chapman and Hall, New York (1997),
72–80).
Brettanomyces-Hefen können
die charakteristischen "Brett"-Aromen schon in
niedrigen Zelldichten von 100 bis 1000 Zellen/ml erzeugen. Die Tatsache,
dass diese Hefen oft in niedrigen Zellzahlen vorhanden sind und
dass sie langsam wachsen, erschwert ihre Identifizierung. Um dem
Verderben des Weines vorzubeugen brauchen die Weinhersteller eine
zuverlässige
Methode zur Identifikation von Brettanomyces-Stämmen, damit Gegenmaßnahmen
eingeleitet werden können
bevor die Weinqualität
sich verschlechtert. Ibeas et al. (1996) benutzten eine nested PCR-Methode,
um Brettanomyces-Stämme
in Sherrywein nachzuweisen (Ibeas et al., Appl. Environ. Microbiol.
62 (1996), 998–1003).
Mitrakul et al. (1999) verwendeten die RAPD-PCR um Hefe-Stämme innerhalb
der Spezies B. bruxellensis zu unterscheiden (Mitrakul et al., Food Microbiology
16 (1999), 3–14).
Obwohl die Stammdifferenzierung gut durch die RAPD-PCR in dieser
Studie funktionierte, waren die Ergebnisse dieser Methode nur schwer
reproduzierbar. Auch hier war die nested SAPD-PCR überlegen.
Die klassischen Methoden für
die Identifizierung und Zellzahlbestimmung der Brettanomyces-Hefen
dauern 1 bis 2 Wochen und beruhen auf Kultivierung auf semiselektivem
Medium mit anschließender
Charakterisierung durch biochemische und physiologische Analyse
sowie durch mikroskopische Prüfung
(Fugelsang, Wine Microbiology (Ed. KC Fugelsang), Chapman and Hall,
New York (1997), 72–80).
Um die hohe Diversität
verschiedener Brettanomyces bruxellensis-Stämme nachweisen zu können, fehlt
es aber immer noch an geeigneten Methoden zur Stamm-Unterscheidung.
-
Aussagekräftige und
reproduzierbare Ergebnisse zur Stamm-Unterscheidung konnten erst
durch die erfindungsgemäße SAPD-PCR
erzielt werden. Hierbei gelang die Unterscheidung auf Art-Niveau
bereits nach der ersten PCR, wie am Beispiel von 6 verschiedenen
Arten der Gattung Brettanomyces gezeigt werden konnte; siehe 6.
Mittels der nested SAPD-PCR und anschließender Cluster-Analyse konnte
darüber
hinaus eine starke Regionsbezogenheit der aus der Region Wonnegau
isolierten Brettanomyces bruxellensis-Stämme gezeigt werden. Die topographische
Herkunft der Stämme
ließ sich
mit hoher Kongruenz auf den dargestellten Stammbaum abbilden. Dieser
Befund unterstützt
die Annahme, dass auch Mikroorganismen einen Beitrag zum Terroir
einer Weinregion leisten und die Qualität des Weines nicht nur allein
durch Klima, Rebe und Boden geprägt
wird. Als "Außengruppe" bei der Analyse
wurden Stämme
(374, 566–568)
aus der Institutsstammsammlung verwendet; siehe hierzu Beispiel
1 sowie 7 und 8.
-
Beispiel 6: Anwendung
der nested SAPD-PCR bei Vitis vinifera subsp. vinifera
-
Zur
Weinherstellung wird die Weinrebe Vitis vinifera subsp. vinifera
kultiviert. Wegen der langen Geschichte der Kultivierung von Weinreben
und dem nahezu weltweiten Anbau in den unterschiedlichsten Klimaten
und Standorten entstand eine Vielzahl an verschiedenen Sorten. Diese
wurden oft falsch identifiziert oder die gleiche Sorte wurde an
verschiedenen Orten unterschiedlich bezeichnet. Dies führte dazu,
dass die Abstammung vieler Kreuzungen bis heute unklar ist. Es ist
bisher nur wenig über
Unterschiede im Genom der verschiedenen Rebsorten bekannt. Außerdem wurden
bisher nur wenige Gensequenzen in Datenbanken hinterlegt. Zur Verwandtschaftsanalyse
von Weinreben wurden bereits einige Fingerprint-Methoden angewandt. RFLP-Analysen wurden
von Bowers et al. (1993) an einigen in Kalifornien kultivierten
Weinreben durchgeführt (Bowers
et al., Am. J. Enol. Vitic. 44 (1993), 266–270). Die Ergebnisse zeigten,
dass bei zwei unterschiedlich bezeichneten Rebsorten "Zinfandel" und "Primitivo" das gleiche Bandenmuster
auftrat. Daraufhin wurde angenommen, dass es sich bei den beiden
Rebsorten um ein und dieselbe Sorte handelte. Andererseits war in
dieser Studie aber auch das Fingerprintmuster des Spätburgunders
mit dem des Grauen Burgunders identisch. Die Unterschiede zwischen
den zwei genetisch nahe verwandten, aber morphologisch unterschiedlichen
Rebsorten konnten mit dieser Methode also nicht aufgelöst werden.
Die Analyse von kurzen, nicht kodierenden DNA-Sequenzwiederholungen (SSR-Analyse)
führte
ebenfalls zu keiner Differenzierung zwischen den Burgundersorten
(Bowers et al., Genome 39 (1996), 628–633). Ye et al. (1998) führten eine
RAPD-PCR zur Aufklärung
der Verwandtschaftsverhältnisse
verschiedener Reben durch und konnten mit dieser Methode auch keine
Unterschiede zwischen Spätburgunder
und dem Grauen Burgunder auflösen.
Darüber
hinaus lieferte der Vergleich anderer unterschiedlicher Rebsorten
ein gleiches Bandenmuster (Ye et al., Vitis 37 (1998), 33–38). Im
Jahr 2000 konnte durch SSR-Analyse bewiesen werden, dass Müller-Thurgau
eine Kreuzung von Riesling mit Madeleine Royale ist und nicht wie
lange Zeit angenommen wurde aus der Kreuzung zwischen Riesling und
Silvaner entstand (Dettweiler et al., Vitis 39 (2000), 63–65).
-
Zur
näheren
Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse verschiedener Reben
mittels nested SAPD-PCR gemäß Beispiel
2 wurden Weinreben der Rebsorten Riesling, Silvaner, Madeleine Royale,
Müller-Thurgau,
Rieslaner, Spätburgunder,
Frühburgunder,
Grauer Burgunder, Weißburgunder,
Trollinger und Kerner verwendet. Hierbei konnte mit hoher Auflösung die
Herkunft des Müller-Thurgau
als Kreuzung zwischen Madeleine Royale und Riesling bestätigt werden.
Außerdem
konnte die Verwandtschaft der Rebsorte Rieslaner zu der Gruppe der
Burgunder-Sorten aufgeklärt
werden. Dieses Ergebnis überrascht,
da eine nahe Beziehung zur Riesling-Sorte besteht. Der Umstand erklärt sich
durch die Tatsache, dass sowohl die Burgunder-, als auch die Silvanersorten
aus Kreuzungen mit der Rebe Traminer hervorgegangen sind; siehe 9 und 10.
-
Beispiel 7: Anwendung
der nested SAPD-PCR bei Labormäusen
(Mus musculus)
-
Die
meisten Labormaus-Stämme
sind ursprünglich
aus Kreuzungen von Mus musculus domesticus mit Mus musculus musculus
entstanden. Fast alle Labormaus-Stämme gehen aus Inzuchtlinien
hervor und sind daher genetisch nahezu identisch. Mäuse sind
für die
Aufklärung
von Genfunktionen ideale Modellorganismen und das nicht nur, weil
sie sich rasch vermehren, sondern auch, weil über ihre Gene vieles bekannt
ist. Das Mausgenom mit seinen ca. 25.000 Genen ist vollständig sequenziert,
zudem gleicht sich das Erbgut von Mensch und Maus zu etwa 95 Prozent
(Mouse genome sequencing consortium: Initial sequencing and comparative
analysis of the mouse genome. Nature 420 (2002), 520–562). Für menschliche
Krankheiten wie Diabetes, Parkinson, Bluthochdruck und Krebs sind
fehlerhafte Gene zumindest mitverantwortlich. Viele Gene entsprechen
einander bei Maus und Mensch und können dieselben Krankheiten
auslösen.
Gelingt es, die entsprechenden Gene zu identifizieren und ihre Funktion
zu entschlüsseln,
können
Krankheitsursachen besser erkannt und neue Therapien entwickelt
werden. Zur Unterscheidung von Labormäusen wird am häufigsten
die SSR-Analyse angewandt. Die als SSR (simple sequence repeat)
oder Mikrosatelliten bezeichneten Sequenzwiederholungen von Dinukleotiden
(TG- oder CA-repeats)
sind über
das komplette Genom von Säugern
verteilt. Die Mikrosatelliten unterscheiden sich nur in der Anzahl
ihrer Wiederholungseinheiten. Das Mausgenom enthält etwa doppelt so viele Mikrosatelliten
wie das menschliche Genom. Hinzu kommt, dass die Differenz zwischen
den Allelen verschiedener Inzuchtstämme beträchtlich ist (Newton und Graham,
PCR (Labor im Fokus) 2. Aufl. (Ed. Newton und Graham), Spektrum
Akad. Verl., Heidelberg (1994), 145.). Zur Untersuchung von Unterschieden
im Genom von Labormäusen wurde
auch die SNP-Analyse (single nucleotide polymorphism) verwendet
(Wade et al., Nature 420 (2002), 574–578). Bei dieser Methode werden
Punktmutationen, also Variationen von einzelnen Basenpaaren in einem
DNA-Strang, untersucht, die bei mindestens 1% der jeweiligen Population
vorkommen (Li et al., Electrophoresis 20 (1999), 1258–1265).
Die SNP-Methode setzt voraus, dass die Wildtyp DNA-Sequenz und die
Art der mutierten Form sehr genau bekannt ist. Durch das Aufspüren von Punktmutationen
können
die Angehörigen
einer Population unterschieden und Verwandtschaftsverhältnisse aufgeklärt werden.
-
Die
erfindungsgemäße nested
SAPD-PCR erlaubt hingegen die Unterscheidung verschiedener Labormäuse auf
einfache und gut reproduzierbare Weise, ohne Kenntnis bestimmter
Ziel-DNA-Sequenzen.
Hierzu wurden die Schwanzspitzen von 7 Labormäusen (A, B, 2, 3, 5, 6, 8)
zur DNA-Isolierung verwendet. Davon waren die Mäuse A und B Wurfgeschwister.
Von den restlichen Mäusen
war nur Maus 2 näher
mit den Mäusen A
und B verwandt. Mittels der nested SAPD-PCR gemäß Beispiel 2 konnte die Maus
2 als nächster
Verwandter zu dem Mäusepaar
A und B bestätigt
werden; 11 und 12.
-
Beispiel 8: Genomtypisierung
menschlicher Individuen (Homo sapiens sapiens)
-
Die
DNA-Analyse stellt die modernste Methode zur Bestimmung der Identität und der
Verwandtschaft menschlicher Individuen dar. Die Genomtypisierung
menschlicher Individuen findet vor allem beim Abstammungsgutachten,
in der Gerichtsmedizin und in der klinischen Medizin/Diagnostik
Verwendung. Ein unanfechtbares Ergebnis ist eine Voraussetzung für die Beweiskraft
der Ergebnisse. Da bei der Methode der RAPD-PCR immer wieder so
genannte "Geisterbanden" auftreten oder verschwinden
können,
und die Ergebnisse dadurch schlecht reproduzierbar sind, wird die
RAPD-PCR nicht für
Abstammungsgutachten vor Gericht anerkannt. Unter den Fingerprint-Analysen
wurden seit 1985 so genannte VNTRs (variable number of tandem repeats)
zur Genomtypisierung menschlicher Individuen untersucht. Diese auch
Minisatelliten genannten Bereiche befinden sich an den Telomeren
der Chromosomen und bestehen aus längeren Widerholungseinheiten
als die Mikrosatelliten. Sie treten bei jedem Individuum in einer
unverwechselbaren Länge
am untersuchten VNTR-Locus auf. Mit Hilfe der PCR-Technik werden
VNTRs enthaltende DNA-Abschnitte vervielfältigt, durch Gelelektrophorese
aufgetrennt und nach Anfärbung
mit Ethidiumbromid unter UV-Licht sichtbar gemacht. Da die Sequenzwiederholungen
in einer variablen Anzahl von Einheiten vorkommen, ergibt sich anhand
der unterschiedlichen Länge der
PCR-Amplifikate für
jeden Menschen ein spezifisches Bandenmuster (Jeffreys et al., Nature
314 (1985), 67–73
und Jeffreys et al., Nature 316 (1985), 76–90). Etwa ab 1998 wurden die
VNTRs fast vollständig
durch die STR-Technik (short tandem repeat) (Edwards et al., Am.
J. Hum. Genet. 49 (1991), 746–756)
verdrängt.
Als STR wird eine Abfolge von zwei bis sechs Basenpaaren, die sich
mehrere Male hintereinander wiederholt, bezeichnet. Dabei ist die
gesamte Länge
des STR kleiner als 100 bp. Die Analyse von STR-Regionen bietet
sich vor allem in der Gerichtsmedizin an, da auch sehr niedrige
DNA-Konzentrationen zu einem erfolgreichen Resultat führen (Ruitberg
et al., Nucleic Acid Res. 29 (2001), 320–322).
-
Zur
Aufklärung
von Verwandtschaftsverhältnissen
menschlicher Individuen wurde auch die Untersuchung von Punktmutationen
herangezogen. Mit Hilfe der SNP-Methode (siehe oben) lassen sich
einzelne Basenaustausche bekannter Sequenzen genau analysieren.
90% aller genetischen Variationen im menschlichen Genom sind SNPs.
Sie sind ungleichmäßig stark über das
Genom verteilt, hoch variabel und lassen sich relativ schnell und
einfach bestimmen. Die vorstehend genannten Analyseverfahren, wie
die SNP-Methode sind allerdings ohne Kenntnis bestimmter Ziel-DNA-Sequenzen
nicht durchführbar.
-
Hingegen
eröffnet
die erfindungsgemäße nested
SAPD-PCR die Unterscheidung verschiedener und verwandter Menschen,
ohne dass es im Vorfeld der Beschaffung von Sequenzinformationen
bedarf. Beispielsweise wurde mithilfe der erfindungsgemäßen nested
SAPD-PCR und anschließender
Cluster-Analyse mit DNA aus menschlichen Blutzellen die Verwandtschaft
von 13 Personen zueinander ermittelt. Hierbei konnten die Verwandtschaftsverhältnisse
der beiden untersuchten Familien (I, II) bestätigt werden; siehe 13, 14 und 15.
Dabei war die Person E I (♂)
der Vater (Elter ♂)
von Kind K1 I (♂)
und K2 I (♀)
und der Bruder von Person E II (♀) (Elter ♀). Person E I (♀) war
die Mutter von K1 I (♂)
und K2 I (♀).
Person E II (♂) war
der Vater von den Personen K1 II (♀) und K2 II (♀). Person
E II (♀)
die Mutter von K1 II (♀)
und K2 II (♀) und
die Schwester von Person E I (♂).
Daneben wurden die im Folgenden genannten außenstehenden Personen mit in
die Verwandtschaftsanalyse einbezogen. Die Zwillinge Z1 (♀) und
Z2 (♀)
und die Personen der Außengruppe
A1 (♂),
A2 (♂)
und A3 (♀).
-
Es
folgt ein Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
Dieses kann
von der amtlichen Veröffentlichungsplattform
des DPMA heruntergeladen werden.