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Die
Erfindung betrifft ein Mautsystem zur Bemautung von Fahrzeugen,
wobei das Mautsystem modulare Systemkomponenten aufweist, welche
je eine in sich geschlossene Funktionseinheit darstellen.
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Gemäß dem Stand
der Technik werden in einem Mautsystem im Wesentlichen drei modulare Systemkomponenten
unterschieden, nämlich
Mautermittlung bzw. Erfassung, Enforcement und das nichtmautsystemspezifische
Zentralsystem (z.B. Billing, CRM).
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Es
ist grundsätzlich
ein Nachteil des Stands der Technik, dass es sehr aufwändig ist,
ein bestehendes Mautsystem zu erweitern oder zu verändern, da
bei Änderungen
einer Systemkomponente auch die anderen Systemkomponenten entsprechend
angepasst werden müssen,
damit eine reibungslose Kommunikation zwischen den einzelnen modularen Systemkomponenten
gewährleistet
ist.
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, auf möglichst einfache Weise eine
Anpassung eines Mautsystems an unterschiedliche Anforderungen zu ermöglichen.
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Diese
Aufgabe wird mit einem Mautsystem der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass ein zentrales Bussystem zur Kommunikation zwischen den Systemkomponenten
vorgesehen ist, wobei eine Kommunikation zwischen den Systemkomponenten
nur über
das Bussystem möglich
ist.
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Es
ist ein Vorteil der Erfindung, eine einfache Erweiterbarkeit des
Mautsystems zu gewährleisten, da
die Kommunikationsschnittstellen der unterschiedlichen Systemkomponenten
infolge des Bussystems nicht aneinander angepasst werden müssen. Das
erfindungsgemäße Mautsystem
erlaubt auch die Anbindung von unterschiedlichen Mautermittlungsverfahren,
d.h. System komponenten zur Mautermittlung, wie z.B. DSRC, GNSS/CN
und Manuelle Buchung sowie den parallelen Betrieb dieser Systemkomponenten.
Durch das Bussystem lässt sich
somit eine große
Unabhängigkeit
bei der Verwendung von Systemkomponenten erzielen, wodurch ein hohes
Maß an
Flexibilität
bei der Gestaltung eines Mautsystems erzielt wird. Mautspezifische Geschäftsprozesse
können
so schneller und kostengünstiger
an die sich ständig
wandelnden Markt- und Rahmenbedingungen angepasst werden. Ein weiterer
Vorteil der Erfindung besteht darin, dass eine Migration zwischen
Mautermittlungsverfahren möglich ist,
da mehrere alternative Mautermittlungsverfahren parallel zueinander
betrieben werden können,
ohne dass es zu Betriebsunterbrechungen und Diskontinuitäten kommt.
Weiters ist ein einfaches Upgrade des Mautsystems möglich, so
kann eine aktuellere Version einer Systemkomponente einfach an das
Bussystem hinzugehängt
und in Betrieb genommen werden.
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Gemäß einer
vorteilhaften Variante der Erfindung ist das Bussystem als logisches
Bussystem ausgebildet, sodass Nachrichten und/oder Daten nur an
Systemkomponenten weitergeleitet werden, welche diese Nachrichten
und/oder Daten für
ihren Betrieb benötigen.
Auf diese Weise wird die Kommunikation zwischen den einzelnen Systemkomponenten wesentlich
effizienter gestaltet, da eine Systemkomponente nicht alle Nachrichten
verarbeiten muss, die über
das Bussystem ausgetauscht werden. Um das Mautsystem weiter zu vereinfachen,
können
die einzelnen Systemkomponenten über
jeweils gleichartige Schnittstellen an das Bussystem angekoppelt werden.
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Die
Erfindung samt weiteren Vorteilen wird im Folgenden anhand einiger
nicht einschränkender Ausführungsbeispiele
näher erläutert, welche
in der Zeichnung dargestellt sind. Die einzige Figur zeigt ein erfindungsgemäßes Mautsystem.
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Gemäß der dargestellten
Ausführungsform weist
ein erfindungsgemäßes Mautsystem
SYS mehrere modulare Systemkomponenten SK1-SK8 auf. Jede der Systemkomponenten
SK1-SK8 stellt eine in sich geschlossene Funktionalität des Mautsystems SYS
dar, wobei jede der Systemkomponenten SK1-SK8 einen Dienst für den Betrieb
des Mautsystems zur Verfügung
stellt.
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So
ist beispielsweise mittels der Systemkomponente SK1 eine Mautermittlung
mittels manueller Eingabe über
ein Mauterfassungsgerät,
mit der Systemkomponente SK2 eine Mautermittlung mittels Dedicated
Short Range Communication (DSRC) sowie mit der Systemkomponente
SK3 eine erste Version und mit SK4 eine zweite Version einer satellitengestützten Mautermittlung,
beispielsweise GNSS/CN realisiert. GNSS/CN steht hierbei für Global
Navigation Satellite System mit dem Rückkanal Cellular Network. Das
bedeutet, die bemautungsrelevanten Daten werden per Satellitennavigation
ermittelt und zwecks Abrechnung per Mobilfunk an ein Zentralsystem
des Betreibers übermittelt.
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Die
Systemkomponenten SK1-SK4 „Mautermittlung" umfassen hierbei
bei automatischen Verfahren in Fahrzeugen angeordnete Mauterfassungsgeräte sowie
die dazugehörigen
fahrzeugexternen Erfassungsvorrichtungen und Übertragungs- und Erfassungsverfahren.
Die von den Systemkomponenten SK1–SK4 ermittelten Daten werden
im Zentralsystem weiter verarbeitet. Das Zentralsystem besteht aus
den anderen Systemkomponenten SK5–SK8, die im Folgenden etwas
näher erläutert werden
sollen.
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Eine
Verrechnungsfunktionalität,
das so genannte „Billing" wird mit der als
SK5 bezeichneten Systemkomponente realisiert. Das Billing umfasst
die Arbeitsschritte von der Entgegennahme der Nutzungsdaten (z.B.
befahrene mautpflichtige Strassenabschnitte oder gefahrene mautpflichtige
Distanzen) bis zur Erstellung der Rechnung. Der Prozess besteht
im Wesentlichen aus folgenden Teilprozessen (wobei zu berücksichtigen
ist, dass die Begriffe zwar einem gewissen Common Sense unterliegen,
aber bei einzelnen Mautbetreibern variieren können):
Mediation: Sammeln
der Nutzungsdaten im Mautsystem
Rating: Bewertung eines einzelnen
Ereignisses (z.B. Berechnen des Preises für eine gebührenpflichtige Straßenbenutzung)
Bill
Generation: Zusammenfassen der bepreisten Ereignisse und Erstellung
einer Gesamtrechnung
Tariff Management(Tarifverwaltung): Verwaltung
der Regeln, nach denen der Preis für ein einzelnes Ereignis berechnet
oder die Gesamtrechnung gebildet wird.
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Mit
SK6 ist eine Systemkomponente, welche die Funktionalität eines
Customer Relationship Managements realisiert. Unter „Customer
Relationship Management" kurz
CRM wird das Speichern sämtlicher
Daten von Kunden und aller Transaktionen mit diesen Kunden in Datenbanken
verstanden. Diese Daten werden integriert und aufbereitet, so dass
diese Daten anderen Systemkomponenten in der passenden Zusammenstellung
zur Verfügung
stehen.
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Eine
weitere mit SK7 bezeichnete Systemkomponente realisiert eine Enforcementfunktionalität. Unter
Enforcement wird hierbei ganz allgemein der Vorgang der Durchsetzung
von dem Mautbetreiber vorgeschriebener Verhaltensweisen, wie beispielsweise
der korrekten Entrichtung der Mautgebühren, und der dazu eingesetzten
technischen und organisatorischen Maßnahmen, verstanden.
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Natürlich ist
die Erfindung nicht auf die oben beschriebenen Systemkomponenten
SK1–SK7
beschränkt.
So können
beliebige weitere Systemkomponenten Verwendung finden, die je nach
Anforderungen weitere bzw. andere Funktionalitäten zur Verfügung stellen.
Eine derartige Systemkomponente ist beispielsweise mit SK8 bezeichnet.
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Eine
Kommunikation zwischen den einzelnen Systemkomponenten SK1–SK8 erfolgt
erfindungsgemäß ausschließlich über ein
zentrales Bussystem BUS. Da die Erfindung in erster Linie im Back Office
Bereich zum Einsatz kommt ist das Bussystem BUS Be standteil des
zentralen Verwaltungssystems des Mautsystems SYS.
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Bevorzugterweise
ist das Bussystem BUS ein logisches Bussystem. Somit werden Nachrichten und/oder
Daten nur an die Systemkomponenten SK1–SK8 weitergeleitet, welche
diese Nachrichten und/oder Daten für ihren Betrieb benötigen. Das
Bussystem BUS kann als beispielsweise als so genannter „Enterprise
Service Bus" kurz
ESB oder aber auch als einfaches Leitungssystem mit zugehörigen Steuerungskomponenten
realisiert sein.
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Zur
weiteren Vereinfachung des Mautsystems SYS können die einzelnen Systemkomponenten
SK1–SK8
alle über
gleichartige Schnittstellen verfügen,
mit welchen sie je an das Bussystem BUS angekoppelt sind.
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Der
technische Betreiber des erfindungsgemäßen Mautsystems SYS kann dieses
als Dienstleistung den logischen bzw. organisatorischen Betreibern
zur Verfügung
stellen. Durch die einfache Erweiterbarkeit des Mautsystems SYS
kann dieses mit geringem Aufwand an die Bedürfnisse und Vorgaben organisatorischer
Betreiber angepasst werden. So kann ein Mautsystem Service Provider
seine Infrastruktur auf einfache Weise als Dienstleistung für landesweite
Mautsysteme für
höherrangige
Strassen und mehrere Städtemautsysteme
anbieten. Dieses Betreibermodell stellt somit ein ASP-Modell (Application
Service Provider-Modell) für
Mautsysteme dar.