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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterstützung des Fahrers eines Fahrzeugs
bei einem Spurwechsel gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Fahrerassistenzsystem
zur Durchführung
des Verfahrens gemäß dem Patentanspruch
14.
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Ein
gattungsgemäßes Verfahren
ist beispielsweise aus der
DE
199 21 449 C1 bekannt. Bei dem bekannten Verfahren wird
die rückseitige
Umgebung des Fahrzeugs mit einer Sensoranordnung überwacht,
die einen über
die Breite des Fahrzeugs hinausragenden Erfassungsbereich aufweist,
um sowohl Objekte auf der momentanen Fahrspur als auch Objekte auf
der Zielspur zu detektieren, und es wird die Ausgabe eines Warnsignals
als Unterstützungsmaßnahme ausgelöst, wenn
ein sich dem Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit näherndes
Objekt im seitlichen Rückraumbereich
des Fahrzeugs detektiert worden ist und wenn der Fahrer durch Betätigung eines
Blinkgebers angezeigt hat, dass er beabsichtigt, die Spur zu wechseln.
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Nachteilig
ist hierbei, dass gefährliche
Verkehrsituationen entstehen können,
weil der Fahrer in der Erwartung, vor einem gefährlichen Spurwechsel rechtzeitig
gewarnt zu werden, einen Spurwechsel auch in Verkehrssituationen
einleiten könnte,
in denen eine zuverlässige
Objekterkennung und damit eine zuverlässige Unterstützung nicht
gewährleistet ist.
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Aus
der
DE 195 07 957
C1 ist ein Fahrzeug mit einer optischen Abtasteinrichtung
zum Erkennen von Fahrspurmarkierungen bekannt, bei dem der Fahrer
durch ein Warnsignal vor einem drohenden Verlassen der Fahrspur
gewarnt wird. Das Warnsignal wird jedoch unabhängig davon ausgegeben, ob der
nachfolgende Verkehr durch das Verlassen der momentanen Fahrspur
gefährdet
wird.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 anzugeben, das zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit
beiträgt.
Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, ein Fahrerassistenzsystem
zur Durchführung
des Verfahrens anzugeben.
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Die
Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
zur Unterstützung
des Fahrers eines Fahrzeugs bei einem Spurwechsel von einer momentanen
Fahrspur zu einer benachbarten Zielspur, wird die rückseitige
Umgebung des Fahrzeugs mit einer Sensoranordnung überwacht,
wobei die Sensoranordnung einen über die
Breite des Fahrzeugs hinausragenden Erfassungsbereich aufweist,
um sowohl Objekte auf der momentanen Fahrspur als auch Objekte auf
der Zielspur zu detektieren, und es werden Unterstützungsmaßnahmen
zur Unterstützung
des Fahrers eingeleitet, wenn erkannt wird, dass ein Spurwechsel,
der unmittelbar bevorsteht oder bereits durchgeführt wird, zu einer Verkehrsgefährdung führen würde. Die
Unterstützungsmaßnahmen
werden aber immer dann unterdrückt,
wenn erkannt wird, dass ein wesentlicher Anteil des Erfassungsbereichs
der Sensoranordnung durch ein Objekt auf der momentanen Fahrspur
abgeschattet wird. In einem solchen Fall wird der Fahrer über die
Nichtverfügbarkeit
der Unterstützungsmaßnahmen
informiert.
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Die
Unterstützung
wird dem Fahrer somit nur in solchen Verkehrssituationen angeboten,
in denen eine rechtzeitige Detektion von relevanten Objekten gewährleistet
werden kann. Da der Fahrer eine Rückmeldung über die Nichtverfügbarkeit
der Unterstützungsmaßnahmen
erhält,
wird er sich in solchen Fällen
nur noch auf die eigene Einschätzung
der Verkehrssituation verlassen und dem nachfolgenden Verkehr eine
erhöhte
Aufmerksamkeit widmen. Gefahrensituationen, die aus der Erwartung
einer allzeit verfügbaren
rechtzeitigen Unterstützung
resultieren, werden somit vermieden.
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Vorzugsweise
basiert die Erkennung, ob der Spurwechsel zu einer Verkehrsgefährdung führen würde, auf
der Berechnung einer Verzögerung,
mit der ein sich dem Fahrzeug auf der Zielspur näherndes Objekt abgebremst werden
muss, wenn es nach dem Spurwechsel des Fahrzeugs zu diesem einen vorgegebenen
Sicherheitsabstand einhalten soll. Anhand der berechneten Verzögerung kann
die Fähigkeit
eines nachfolgenden Fahrzeugs beurteilt werden, eine Kollision durch
Bremsen zu vermeiden. Die berechnete Verzögerung ist daher ein besonders
gutes Kriterium für
die Entscheidung, ob eine Verkehrsgefährdung vorliegt.
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Vorzugsweise
wird der Spurwechsel dann als zu einer Verkehrsgefährdung führend beurteilt, wenn
die berechnete Verzögerung
größer als
ein vorgegebener erster Verzögerungsschwellwert
ist. Der Betrag, um den die berechnete Verzögerung den ersten Verzögerungsschwellwert übersteigt,
ist dann ein Maß für die Stärke der
Verkehrsgefährdung.
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In
einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfassen die Unterstützungsmaßnahmen die
Bereitstellung und Ausgabe eines Warnsignals an den Fahrer. Diese
Unterstützungsmaßnahmen
werden beispielsweise in einer ersten Unterstützungsphase angeboten werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfassen
die Unterstützungsmaßnahmen
weiterhin eine Erschwerung des Spurwechsels durch Erhöhung eines
vom Fahrer spürbaren Lenkwiderstands.
Diese Unterstützungsmaßnahmen werden
beispielsweise in einer auf die erste Unterstützungsphase folgenden zweiten
Unterstützungsphase
angeboten werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfassen
die Unterstützungsmaßnahmen
zudem eine automatische Rückführung des Fahrzeugs
auf die ursprüngliche
Fahrspur, sofern erkannt wurde, dass diese noch frei ist, oder die
Einleitung von Maßnahmen
zur Vorbereitung des Fahrzeugs auf eine Heckkollision, beispielsweise
die Vorkonditionierung von Insassenschutzmitteln, insbesondere die
Reduzierung von Auslöseschwellen
von Insassenrückaltemitteln.
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Die
letztgenannten Unterstützungsmaßnahmen
werden beispielsweise in einer auf die erste oder zweite Unterstützungsphase
folgenden Unterstützungsphase
angeboten, d.h. die verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen werden gestuft angeboten,
wobei die Stufung, d.h. der Beginn der jeweiligen Unterstützungsphase,
vorzugsweise von der Stärke Verkehrsgefährdung abhängig ist,
welche ihrerseits vorzugsweise anhand der berechneten Verzögerung ermittelt
wird.
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Vorzugsweise
werden die Unterstützungsmaßnahmen
nur ab dem Erkennen eines bevorstehenden Spurwechsels bis zum Erkennen eines
beendeten oder unterbrochenen Spurwechsels angeboten. Der Fahrer
wird somit in Verkehrsituationen, in denen ein Spurwechsel weder
durchgeführt
wird noch unmittelbar bevorsteht, nicht dauernd durch unerwartete
und unerwünschte
Unterstützungsmaßnahmen
gestört.
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Vorzugsweise
wird ein bevorstehender Spurwechsel erkannt, indem Fahrspurmarkierungen
der Fahrbahn optisch erfasst werden, die Position des Fahrzeugs
relativ zu den Fahrspurmarkierungen ermittelt wird, der Fahrkurs
des Fahrzeugs ausgehend von ermittelten aktuellen Positions- und
Fahrzustandsdaten des Fahrzeugs vorausschauend berechnet wird und
geprüft
wird, ob das Fahrzeug sich auf einem Kurs befindet, bei dem eine
Fahrspurmarkierung gekreuzt wird, die die Grenze zwischen der aktuellen
Fahrspur und der Zielspur markiert. Trifft dies zu, wird auf einen
bevorstehenden Spurwechsel geschlossen. Alternativ oder zusätzlich wird
auch die Betätigung
eines Blinkgebers durch den Fahrer erfasst, da diese Betätigung ein
Indiz für
einen vom Fahrer beabsichtigten Spurwechsel ist.
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In
einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens wird zusätzlich auch
die die vorderseitige Umgebung des Fahrzeugs mit der Sensoranordnung überwacht
wird, um die Durchführbarkeit
des Spurwechsels oder eines Überholmanövers zu
analysieren. So können
rechtzeitig Hindernisse auf der Zielspur erkannt werden und bei
der Bewertung, ob ein Spurwechsel gefahrlos möglich ist, berücksichtigt werden.
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Vorzugsweise
wird zur Analysierung der Durchführbarkeit
des Überholmanövers eine
mögliche
Einscherlücke
als Zielposition für
das Überholmanöver identifiziert
und berechnet, ob das Fahrzeug in der Lage ist, soweit zu Beschleunigen,
dass es noch vor einer möglichen
Kollision mit einem Hindernis auf der als Überholspur verwendeten Zielspur in
die Einscherlücke einscheren
kann. Ist dies nicht möglich,
wird der Fahrer vorzugsweise aufgefordert, das Überholmanöver zu beenden.
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Ein
Fahrerassistenzsystem zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst eine optisches Spurerkennungssystem zum Erkennen von Fahrspuren
anhand von Fahrspurmarkierungen, eine Radar basierte Sensoranordnung
zur Detektion von Objekten im Rückraum
und seitlichen Rückraum
des Fahrzeugs, eine Auswerte- und Steuereinrichtung zum Beurteilen,
ob ein zu einer Verkehrsgefährdung
führender
Spurwechsel unmittelbar bevorsteht oder bereits durchgeführt wird,
und zum Bereitstellen von Unterstützungsmaßnahmen im Falle einer erkannten
Verkehrsgefährdung,
wobei die Auswerte- und Steuereinrichtung eingerichtet ist, eine
Abschattung des Erfassungsbereichs der Sensoranordnung durch ein
dem Fahrzeug folgendes Objekt zu erkennen und die Bereitstellung
der Unterstützungsmaßnahmen
in Abhängigkeit
der Abschattung zu unterdrücken.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung wird nachfolgen anhand von Figuren beschrieben. Es
zeigen:
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1 ein
vereinfachtes Blockdiagramm des erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems,
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2 eine
schematische Draufsicht auf ein Fahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystem,
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3 eine
typische Verkehrssituation auf einer zweispurigen Straße,
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4 eine
weitere typische Verkehrssituation auf einer zweispurigen Straße,
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5 eine
typische Verkehrsituation bei einem Überholvorgang.
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Gemäß 1 umfasst
das in einem Fahrzeug eingebaute Fahrerassistenzsystem eine Sensoranordnung 110 zur
Objektdetektion, ein Spurerkennungssystem 112 zum Erkennen
von Fahrspuren anhand von Fahrspurmarkierungen, Sensoren 120, 121 zur
Detektion des momentanen Fahrzustands des Fahrzeugs, insbesondere
der momentanen Geschwindigkeit und des Lenkwinkels des Fahrzeugs, eine
Auswerte- und Steuereinrichtung 130 zum Auswerten der von
der Sensoranordnung 110, dem Spurerkennungssystem 112 und
den Sensoren 120, 121 erhaltenen Informationen
und zur Ansteuerung einer Alarmausgabeeinrichtung 140 zur
Ausgabe einer Warnung an den Fahrer oder eines Lenkaktuators 150 zur
Beeinflussung eines am Lenkrad des Fahrzeugs wirkenden Lenkwiderstands
oder zur Durchführung
eines autonomen Lenkeingriffs.
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Die
Sensoranordnung 110 umfasst ein Radarsystem als Objekterfassungssystem,
das einen Radarstrahl in einen vorgegebenen Erfassungsbereich aussendet
und anhand von Reflexionen des Radarstrahls erkennt, ob sich im
Erfassungsbereichs der Sensoranordnung 110 ein Objekt befindet
und im Falle eines erkannten Objekts aus der Signallaufzeit des
ausgesendeten und reflektierten Radarstrahls den Abstand des Objekts
zu dem Fahrzeug ermittelt und aus der Abstrahlrichtung des Radarstrahl
die relative Position des Objekts bezüglich des Fahrzeugs ermittelt.
Die Sensoranordnung 110 kann jedoch auch ein Kamerasystem
als Objekterfassungssystem umfassen, das die Objekte durch Bildverarbeitung detektiert
und deren Positionsdaten ebenfalls durch Bildverarbeitung ermittelt.
Denkbar ist aber auch eine Sensoranordnung 110 mit einem
Lidarsystem als Objekterfassungssystem, das die Umgebung des Fahrzeugs 10 mit
einem Laserstrahl abtastet.
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Das
Spurerkennungssystem
112 erkennt mit optischen Sensoren
Fahrspurmarkierungen, die auf dem Belag der befahrenen Straße zur Spurbegrenzung
der Fahrspuren aufgebracht sind, und ermittelt die Position des
Fahrzeugs relativ zu den Fahrspurmarkierungen. Bei den optischen
Sensoren kann es sich beispielsweise um ein Kamerasystem handeln, das
Bilder eines Straßenabschnitts
aufnimmt und durch Bildverarbeitung die Fahrspurmarkierungen aus
den aufgenommenen Bildern extrahiert. Bei den optischen Sensoren
kann es sich aber auch um eine optische Abtasteinrichtung handeln,
bei der die Fahrbahnoberfläche
ausgeleuchtet wird, beispielsweise mit mehreren nebeneinander angeordneten
Infrarot-Sendeelementen, und bei dem mit einer Reihe von Photodetektoren,
beispielsweise mit einem CCD-Array, die ausgeleuchtete Fahrbahnoberfläche abtastet
wird, um durch eine Kontrasterkennung, Konturerkennung oder Laufzeitbestimmung
oder Kombination dieser Maßnahmen
die Fahrspurgrenzen zu ermitteln. Eine solche optische Abtasteinrichtung
ist beispielsweise aus der
DE
195 07 957 C1 bekannt.
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Ausgehend
von der ermittelten relativen Position des Fahrzeugs zu der Fahrspur
führt die
Auswerte- und Steuereinrichtung 130 unter Berücksichtigung
des aktuellen Lenkwinkels und der aktuellen Geschwindigkeit des
Fahrzeugs eine vorausschauende Berechung des Fahrkurses des Fahrzeugs durch
und prüft,
ob das Fahrzeug im Begriff ist, die aktuelle Fahrspur zu verlassen.
Trifft dies zu, entscheidet die Auswerte- und Steuereinrichtung 130, dass
ein Spurwechsel bevorsteht und aktiviert daraufhin eine Spurwechselunterstützungsfunktion,
die den Fahrer beim Spurwechsel durch Einleitung von bestimmten
Unterstützungsmaßnahen unterstützen soll.
Die Aktivierung kann auch durch Betätigung eins Blinkgebers erfolgen,
da der Fahrer dadurch seinen Spurwechselwillen und die Richtung
des beabsichtigten Spurwechsels zum Ausdruck bringt.
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Eine
Unterstützungsmaßnahme besteht grundsätzlich in
der Bereitstellung eines Warnsignals, das über die Alarmausgabeeinrichtung 140 an den
Fahrer ausgegeben wird. Das Warnsignal wird dabei dann ausgegeben,
wenn der Spurwechsel zu einer Verkehrsgefährdung führen würde, wobei eine Verkehrsgefährdung dann
als vorliegend erkannt wird, wenn im rückwärtigen Seitenbereich ein Objekt detektiert
wird, das durch den Spurwechsel genötigt wäre, eine starke Bremsung einzuleiten.
Die Unterstützungsmaßnahme kann
aber auch in der Bereitstellung eines Lenkmoments bestehen, durch
das das Fahrzeug auf seine ursprüngliche
Fahrspur zurückgebracht
wird oder durch das der Lenkwiderstand am Lenkrad erhöht wird,
um dem Fahrer eine haptische Rückmeldung über die
Gefahrensituation zu geben.
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2 zeigt
eine Draufsicht eines Fahrzeugs 10, 10', das mit einem
Fahrerassistenzsystem gemäß 1 ausgestattet
ist. Bei dem dargestellten Fahrzeug handelt es sich um einen Lastkraftwagen 10 mit
einem Anhänger 10'. Das Fahrzeug
fährt auf einer
aktuellen Fahrspur A und der Fahrer beabsichtigt einen Spurwechsel
zur benachbarten Zielspur B vorzunehmen. Die Fahrspuren A, B werden
durch Fahrspurmarkierungen C1, C2, C3 begrenzt, welche als
farbige Markierungen auf dem Straßenbelag aufgebracht sind.
Das Spurerfassungssystem 112 ist mittig an der Frontseite
des Fahrzeugs 10 angebracht und weist einen nach vorne
ausgerichteten Erfassungsbereich 112 auf. Die Sensoranordnung 110 ist
am Fahrzeugheck mittig angebracht und weist einen nach rückwärts ausgerichteten
Erfassungsbereich 100 auf. Der Erfassungswinkel α des Erfassungsbereichs 100 ist
so groß gewählt, dass
der Erfassungsbereich 100 über die Breite des Fahrzeugs 10 hinausragt,
so dass sowohl Objekte detektierbar sind, die sich hinter dem Fahrzeug 10 auf
der Fahrspur A befinden, als auch Objekte, die sich hinter dem Fahrzeug 10 auf
der benachbarten Zielspur B befinden. Am Anhänger 10' ist eine zur Sensoranordnung 110 gleichartige
weitere Sensoranordnung 110' vorgesehen,
die ebenfalls über
die Breite des Fahrzeugs 10 hinausragenden Erfassungsbereich 110' mit einem Erfassungswinkel α' aufweist. Die Auswerte-
und Steuereinrichtung 130 erkennt diese weitere Sensoranordnung 110' und deaktiviert
beim Anhängerbetrieb
die vordere Sensoranordnung 110, so dass bei einem solchen
Betriebsfall nur die Signale der am weitesten hinten liegenden Sensoranordnung ausgewertet
werden.
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In 2 ist
noch ein Sichtbereich 103 eingezeichnet, den der Fahrer über einen
Seitenspiegel des Fahrzeugs 10 beobachten kann.
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3 zeigt
eine typische Verkehrsituation, bei dem das Fahrzeug 10 im
Falle eines Betriebs ohne Anhänger
auf seiner momentanen Fahrspur A in Vorwärtsrichtung fährt. Der
Fahrer des Fahrzeugs 10 möchte von der momentanen Fahrspur
A auf die benachbarte Zielspur B wechseln. Die Sensoranordnung 110 des
Fahrerassistenzsystems detektiert hinter dem Fahrzeug 10 mehrere
Objekte 20, 30, 40, nämlich ein Fremdfahrzeug 20,
das dem Fahrzeug 10 in großem Abstand auf der Fahrspur
A folgt, ein weiteres Fremdfahrzeug 30, das dem Fahrzeug 10 auf
der Zielspur B folgt und ein weiteres Fremdfahrzeug 40,
das dem Fremdfahrzeug 20 auf der Fahrspur A folgt.
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Der
Erfassungsbereich 100 der Sensoranordnung 110 hängt von
dem Erfassungswinkel α ab. Dieser
kann jedoch nicht vollständig
ausgewertet werden, da ein Teil davon, nämlich der von dem Winkel β umspannte
Bereich, von dem Fremdfahrzeug 20 abgeschattet wird. Objekte,
wie das Fremdfahrzeug 40, die sich hinter dem Fremdfahrzeug 20 in dem
abgeschatteten Bereich be finden, können somit nicht erkannt werden.
Aufgrund des großen
Abstands des Fremdfahrzeugs 20 zu dem Fahrzeug 10 betrifft
die Abschattung im Wesentlichen nur die Fahrspur A, so dass der
in der Figur mit x bezeichnete freie Sichtbereich auf die Zielspur
B groß ist.
Objekte 30 auf der Zielspur B können somit zuverlässig erfasst
werden und rechtzeitig für
die Bereitstellung von Unterstützungsmaßnahmen
berücksichtigt
werden.
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4 zeigt
die Verkehrssituation, die sich ergibt, wenn das Fremdfahrzeug 20 sich
bis auf einen sehr geringen Abstand dem Fahrzeug 10 genähert hat.
In diesem Fall wird ein wesentlicher Anteil des Erfassungsbereichs 100 von
dem Fremdfahrzeug 20 abgeschattet. Der freie Sichtwinkel α0 und
der freie Sichtbereich x auf die Zielspur B werden wesentlich reduziert,
so dass eine zuverlässige
Detektion von Objekten auf der Zielspur B und eine Analyse von deren
Bewegungsverhalten nicht mehr gewährleistet werden kann. So liegt
das Fremdfahrzeug 30 vollständig im Radarschatten des Fahrzeugs 20 und kann
vom System daher nicht erkannt werden. Das Fremdfahrzeug 30 befindet
sich jedoch im Sichtbereich 103 des Fahrers, der es durch
einen einfachen Blick in den Seitespiegel des Fahrzeugs 10 erkennen müsste. In
einem solchen Fall, d.h. wenn der freie Sichtwinkel α0 auf
die Zielspur B oder der freie Sichtbereich x einen vorgegebenen
Deaktivierungsschwellwert unterschreitet, wird das Fremdfahrzeug 30,
sollte es dennoch in den freien Sichtbereich x eintreten, zu spät erkannt,
um dem Fahrer eine sinnvolle Unterstützung anzubieten. Die Spurwechselunterstützungsfunktion
wird daher deaktiviert, d.h. es werden keine Unterstützungsmaßnahmen
mehr angeboten. Der Fahrer wird über
die Nichtverfügbarkeit
der Spurwechselunterstützungsfunktion
informiert, um ihm anzuzeigen, dass er sich nunmehr allein auf seine
eigene Einschätzung
der Verkehrssituation verlassen muss. Auf diese Weise werden Gefahrensitua tionen,
die aus der Erwartung einer allzeit verfügbaren rechtzeitigen Systemunterstützung resultieren, vermieden.
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Wenn
das Fahrzeug 10 in einer solchen Situation dennoch ausschert
und das Fremdfahrzeug 20 auf der ursprünglichen Fahrspur A bleibt,
vergrößert sich
der freie Sichtwinkel α0 zunehmend. Wenn er ausreichend groß geworden
ist, d.h. den Deaktivierungsschwellwert wieder überschreitet, wird die Spurwechselunterstützungsfunktion
automatisch reaktiviert, so dass die Unterstützungsmaßnahmen wieder angeboten werden
können.
Der Fahrer wird über
die Reaktivierung informiert. Eine Reaktivierung der Spurwechselunterstützungsfunktion
unterbleibt jedoch, wenn erkannt wird, dass der Spurwechsel bereits
beendet oder unterbrochen worden ist. Dies wird beispielsweise durch
Auswertung der Stellung des Blinkgebers und des Fahrkurses relativ
zu den die Fahrspuren A, B begrenzenden Fahrbahnmarkierungen C1, C2, C3 erkannt.
So wird auf eine Beendigung des Spurwechsels geschlossen, wenn erkannt
wird, dass das Fahrzeug 10 auf einem Kurs entlang der Zielspur
B gehalten wird und der Blinkgeber sich in einer Neutralposition
befindet. Entsprechend wird auf eine Unterbrechung des Spurwechsels
geschlossen, wenn erkannt wird, dass das Fahrzeug 10 auf
einem Kurs entlang der ursprünglichen
Fahrspur A gehalten wird und der Blinkgeber sich in seiner Neutralposition befindet.
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Bei
aktivierter Spurwechselunterstützungsfunktion
ist der auswertbare Teil des Erfassungsbereichs 100 breit
genug, um einzelne Fremdfahrzeuge 20, 30 zu erfassen.
Die Auswerte- und Steuereinrichtung 130 ermittelt dann
die relative Lage der Fremdfahrzeuge 20, 30 bezüglich des
mit dem Spurerkennungssystem 112 ermittelten Verlaufs der
Fahrspur A und identifiziert diejenigen der Fremdfahrzeuge 20, 30,
die sich auf der benachbarten Zielspur B befinden. Das nächste dieser
Fremd fahrzeuge, im dargestellten Beispiel das Fremdfahrzeug 30,
wird dann als relevantes Fremdfahrzeug ausgewählt. Die Auswerte- und Steuereinrichtung 130 berechnet
dann aus der ermittelten zeitlichen Änderung des Abstands d zwischen
dem Fahrzeug 10 und dem ausgewählten Fremdfahrzeug 30 und
aus der ermittelten aktuellen Geschwindigkeit V10 des
Fahrzeugs 10 die aktuelle Geschwindigkeit V30 des
Fremdfahrzeugs 30. Ausgehend hiervon wird dann die notwendige
Verzögerung berechnet,
mit der das Fremdfahrzeug 30 nach einem Spurwechsel des
Fahrzeugs 10 voraussichtlich abgebremst werden müsste, um
einen vorgegebenen Sicherheitsabstand von beispielsweise 3 m zu dem
Fahrzeug 10 einzuhalten.
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Die
berechnete Verzögerung
wird dann mit einem ersten Verzögerungsschwellwert
von beispielsweise 3 m/s2 und einem zweiten
Verzögerungsschwellwert
von beispielsweise 5 m/s2 verglichen.
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Liegt
die berechnete Verzögerung
betragsmäßig unterhalb
des ersten Verzögerungsschwellwerts,
wird die Verkehrssituation als ungefährlich für einen Spurwechsel beurteilt,
so dass keine Unterstützungsmaßnahmen
angeboten werden.
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Liegt
die berechnete Verzögerung
betragsmäßig oberhalb
des ersten Verzögerungsschwellwerts,
wird der Spurwechsel als verkehrsgefährdend beurteilt, weil der
Fahrer des Fremdfahrzeugs 30 diese im Falle eines Spurwechsels
mit einer für
ihn unangenehmen Verzögerung
abbremsen müsste,
wenn er eine Kollision mit dem Fahrzeug 10 durch Bremsen
vermeiden möchte.
Solange die berechnete Verzögerung
jedoch unterhalb des zweiten Verzögerungsschwellwerts liegt,
wird davon ausgegangen, dass das Fremdfahrzeug 30 noch
ausreichend abbremsen kann, um eine Kollision zu vermeiden. Der Fahrer
des Fahrzeugs 10 wird daher bei einem zwischen den beiden
Verzögerungsschwellwerten liegenden
Wert der berechneten Verzögerung
lediglich über
die aus dem Spurwechsel möglicherweise
resultierende Verkehrsgefährdung
informiert. Die Entscheidung, den Spurwechsel dennoch durchzuführen, wird
ihm überlassen.
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Liegt
die berechnete Verzögerung
hingegen betragsmäßig über dem
zweiten Verzögerungsschwelwert,
wird der Spurwechsel als besonders verkehrsgefährdend beurteilt, da das Folgefahrzeug 30 in
einem solchen Fall bei der Fortsetzung des Spurwechsels voraussichtlich
nicht mehr in der Lage sein wird, eine Kollision mit dem Fahrzeug 10 durch
Bremsen zu vermeiden. In einem solchen Fall wird der Fahrer des
Fahrzeugs 10 durch ein Warnsignal aufgefordert, sein Fahrzeug 10 schnellstmöglich auf
die ursprüngliche
Fahrspur A zurückzuführen. Falls
das Fahrzeug mit einem Lenkaktuator ausgestattet ist, kann es zudem
durch einen systemseitigen Lenkeingriff autonom auf die ursprüngliche
Fahrspur A zurückgeführt werden,
sofern vorher erkannt wurde, dass die Fahrspur A noch frei ist.
Weiterhin ist es denkbar, dass der Lenkwiderstand am Lenkrad des Fahrzeugs 10,
gegen den der Fahrer beim Spurwechsel Kraft aufbringen muss, erhöht wird,
um die Fortsetzung des Spurwechselvorgangs zu erschweren und dem
Fahrer eine haptische Rückmeldung über die
besonders hohe Verkehrsgefährdung
zu geben. Weiterhin ist es denkbar, dass das Fahrzeug 10 in
einem solchen Fall auf die erwartete Heckkollision vorbereitet wird,
in dem beispielsweise Insassenrückhaltemittel
vorkonditioniert werden. So können beispielsweise
Gurtstraffer aktiviert werden, um die Insassen in eine sichererer
Position zu bringen, oder Auslöseschwellen
für Airbags
reduziert werden, um eine rechtzeitige Auslösung zu gewährleisten.
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5 zeigt
eine Verkehrssituation, bei der das Fahrzeug 10 nach einem
Wechsel von der Fahrspur A auf der Zielspur B fährt und diese als Überholspur
verwendet, um ein auf der Fahrspur A fahrendes Fremdfahrzeug 50 zu überholen.
Die Sensoranordnung 110 umfasst zusätzlich zu dem Objekterfassungssystem
zur Erfassung der rückseitigen
Fahrzeugumgebung ein nach vorne ausgerichtetes Radarssystem oder
sonstiges Objekterfassungssystem zur Erfassung der vorderseitigen
Umgebung 102 des Fahrzeugs 10. Das Fahrerassistenzsystem
kann daher erkennen, ob sich auf der Zielspur B ein Hindernis, insbesondere
ein entgegenkommendes Fremdfahrzeug 60, befindet, und ob
sich vor dem zu überholenden
Fremdfahrzeug 50 eine Einscherlücke y als Zielposition des Überholmanövers befindet,
die mindestens so groß ist,
dass das Fahrzeug 10 in sie einscheren kann. Die Sensoranordnung 110 ermittelt zudem
Positionsdaten und Geschwindigkeitsdaten V50,
V60 der Fremdfahrzeuge 50, 60.
Ausgehend hiervon wird das Bewegungsverhalten der sich entsprechend
der Bewegung des Fremdfahrzeugs 50 bewegenden Einscherlücke y ermittelt.
Anhand eines Fahrzeugmodells wird die im momentanen Fahrzustand
maximal erzielbare Beschleunigung des Fahrzeugs 10 berechnet
und unter Berücksichtigung
des Bewegungsverhaltens der Einscherlücke y wird eine Einscherzeit
als Mindestzeit berechnet, die das Fahrzeug 10 benötigt, um
in die Einscherlücke
y vor dem Fremdfahrzeug 50 einzuscheren, wie dies in der
Figur durch einen Pfeil S angedeutet ist. Weiterhin wird die noch
verbleibende Zeitdauer bis zu einer möglichen Kollision des Fahrzeugs 10 mit
dem Fremdfahrzeug 60 als Kollisionszeit berechnet, unter
der Voraussetzung, dass beide Fahrzeuge 10, 60 ihre
Fahrt ungebremst fortsetzen. Falls die berechnete Einscherzeit kürzer als
die berechnete Kollisionszeit ist, kann das Fahrzeug 10 noch
vor einer möglichen
Kollision mit dem Fremdfahrzeug 60 sicher in die Einscherlücke y einscheren
und das Überholmanöver wird
als durchführbar
beurteilt. Ansonsten wird das Überholmanöver als
nicht durchführbar
beurteilt, da dem Fahrzeug 10 nicht ausreichend Zeit verbleibt, um
vor einer möglichen
Kollision mit dem Fremdfahrzeug 60 in die Einscherlücke y einzuscheren.
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Der
Fahrer des Fahrzeugs 10 wird daraufhin vom Ergebnis dieser
Beurteilung informiert und aufgefordert, das Überholmanöver zu beenden.
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Im
vorliegenden Ausführungsbeispiel
handelt es sich bei dem Fahrzeug 10 um einen Lastkraftwagen.
Das erfindungsgemäße Verfahren
und Fahrerassistenzsystem sind selbstverständlich auch in einem Personenkraftwagen
oder sonstigen Kraftfahrzeug einsetzbar.