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Die
vorliegende Erfindung betrifft Mischungen (Zubereitungen) zur Verwendung
in der photodynamischen Therapie (PDT), wobei als Photosensibilisator
(PS) Chlorin e6 und/oder ein oder mehrere Chlorin
e6-Derivate eingesetzt werden.
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Die
photodynamische Therapie (PDT) ist ein vielversprechender Ansatz
zur Behandlung von Tumoren. PDT basiert auf der Fähigkeit
von Photosensibilisatoren, sich selektiv im Tumorgewebe anzureichern.
Zudem kommt es bei einer (Laser-)Belichtung des im Tumorgewebe angereicherten
Photosensibilisators zur Fluoreszenz, was eine Lokalisierung des Tumors
ermöglicht.
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Bei
der Bestrahlung kommt es zudem zur Bildung von Singulett-Sauerstoff
sowie gegebenenfalls zur Bildung von freien Radikalen, wodurch eine
Kette chemischer Reaktionen ausgelöst wird, welche zur Zerstörung von
Bestandteilen des Tumorgewebes führen.
Das zerstörte
Tumorgewebe wird anschließend
nekrotisiert und aus dem Organismus ausgeschieden. An Photosensibilisatoren (PS)
für die
photodynamische Tumor-Therapie werden die folgenden Anforderungen
gestellt:
- 1. Eine möglichst langwellige Absorption
(λmax > 650
nm; wobei λmax das Absorptionsmaximum ist): Die Lichtdurchlässigkeit
von Gewebe steigt mit zunehmender Wellenlänge; Photosensibilisatoren mit
langwelliger Absorption können
daher bei Bestrahlung des Gewebes mit langwelligem Licht auch in
vergleichsweise tiefen Gewebeschichten noch ihre Funktion ausüben.
- 2. Eine möglichst
große
molekulare Extinktion (∊ ≈ 40000
bis 50000) im Bereich der Wellenlänge des Absorptionsmaximums:
Eine hohe Extinktion ermöglicht
den Einsatz nur geringer Mengen des Photosensibilisators.
- 3. Eine Fluoreszenzquantenausbeute im Bereich von ca. 20%. Hierdurch
wird eine Lokalisierung des erkrankten Gewebes (des Tumors) erreicht.
- 4. Eine Quantenausbeute der Singulett-Sauerstoff-Produktion
durch Sensibilisierung im Bereich von ca. 80%: Der mit hoher Quantenausbeute
erzeugte Singulett-Sauerstoff zerstört das Tumorgewebe.
- 5. Eine möglichst
selektive Anreicherung des Photosensibilisators im Tumorgewebe:
Eine selektive Anreicherung im Tumorgewebe ist erforderlich, damit
gesundes Gewebe bei einer Bestrahlung (während der PDT) nicht mit zerstört wird.
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Chlorin
e
6 ist als Photosensibilisator zur Verwendung
in der photodynamischen Therapie bekannt. Es sei an dieser Stelle
hingewiesen auf: M.V. Parkhots et al., Journal of Applied Spektroskopy,
Vol. 70, No. 6, 2003, 921-926; J. Photochem Photobiol B. 1992 Apr
15; 13(1):51-7;
US 4977177 ;
US5,002,962 ;
US 5,004,811 ;
US 5,330,741 ;
US 2003023081 ;
EP 1 380 295 A1 ;
RU 2183956 ;
RU 2152790 ;
RU 2054476 C1 .
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Chlorin
e6 kann in hoher Reinheit hergestellt werden,
zum Beispiel in einer Reinheit von nicht weniger als 90%. Der Einsatz
von Chlorin e6 mit einer Reinheit von nicht
weniger als 90%, vorzugsweise nicht weniger als 95% ist bevorzugt.
Pharmazeutische Zusammensetzungen, die Chlorin e6 enthalten, besitzen
eine starke Absorptionsbande im sichtbaren Bereich des längerwelligen
Lichts. Solches Licht dringt vergleichsweise tief in biologisches
Gewebe ein und kann mit dort angereichertem Chlorin e6 unter Bildung
von Singulett-Sauerstoff wechselwirken. Bei Verwendung von Chlorin
e6 in der PDT besteht daher die Möglichkeit
der Behandlung relativ massiver und tiefliegender Tumore. Chlorin
e6 ist nach intravenöser Verabreichung sehr tumorotrop,
wird mit hoher Geschwindigkeit von Tumorgewebe aufgenommen, besitzt
eine niedrige Phototoxizität
und wird innerhalb einiger Tage vollständig aus dem Körper ausgeschieden.
24 Stunden nach der Verabreichung von Chlorin e6 sind
nur noch 4% bis 6% der verabreichten Menge im menschlichen Organismus
nachzuweisen.
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Von
den oben genannten fünf
Anforderungen an effiziente Photosensibilisatoren erfüllt Chlorin e6 in Modellsystemen die vier erstgenannten
Anforderungen sehr gut. Allerdings wurde in praxisnäheren Untersuchungen
festgestellt, dass Chlorin e6 in polaren
Lösungen
und beispielsweise auch im Cytosol von Zellen aggregiert, wodurch
die Quantenausbeuten der Fluoreszenz und der Singulett-Sauerstoff-Produktion
(Anforderungen 3. und 4.) erheblich herabgesetzt werden und die
Effizienz der PDT erheblich vermindert wird.
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Zudem
zeigt Chlorin e6 – wenn es ohne weitere Hilfsmittel
verabreicht wird – keine
signifikante Anreicherung im Tumorgewebe. Hierfür ist vermutlich ein nur unzureichender
Chlorin e6-Transport in der Blutbahn (aufgrund
der schlechten Löslichkeit
von Chlorin e6 im Blut) und/oder eine nur
geringe Affinität von
Chlorin e6 zum erkrankten Gewebe maßgeblich.
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RU 2152790 und WO 2004/089409
A2 betreffen Mischungen von Chlorin e
6 mit
Polyvinylpyrrolidon in unterschiedlichen Gewichtsverhältnissen. Solche
Mischungen besitzen (abhängig
von ihrer jeweiligen Zusammensetzung) eine verbesserte Stabilität in Lösung sowie
im lyophilisierten Zustand bei Zimmertemperatur, im Vergleich mit
Chlorin e
6 und seinen Salzen. Die in der
WO 2004/089409 A2 offenbarten Mischungen besitzen zudem eine im
Vergleich mit nicht in Mischungen vorliegendem Chlorin e
6 deutlich bessere Selektivität für die Anreicherung des
Chlorin e
6 im Krebsgewebe gegenüber dem
gesunden Gewebe.
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Als
nachteilig bei Einsatz eines Chlorin e6-Polyvinylpyrrolidon-Gemisches
wird es jedoch angesehen, dass angesichts der polymeren Struktur und
der daraus resultierenden breiten Molekulargewichtsverteilung des
Mischungspartners Polyvinylpyrrolidon das Gesamtgemisch nicht eindeutig
strukturell definiert ist. Eine eindeutige strukturelle Definition
pharmazeutisch aktiver Mischungen ist jedoch für den therapeutischen Einsatz
insbesondere beim Menschen klar bevorzugt und anzustreben.
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Es
war deshalb die primäre
Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Alternative zu den bisher bekannten
(PDT-)Präparaten
auf Basis von Chlorin e6 anzugeben, welche
die vorstehend geschilderten Nachteile nicht oder zumindest nur
in reduziertem Maße
aufweist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
Angabe einer Mischung (Zubereitung) umfassend oder bestehend aus:
- (a) Chlorin e6 und/oder
einem oder mehreren Chlorin e6-Derivaten
der Formel I wobei unabhängig voneinander
M
entweder ein zweiwertiges Metallion oder zwei H bedeutet, von denen
je eines an eines der Stickstoffatome gebunden ist
und
jedes
M' jeweils unabhängig von
den anderen Wasserstoff oder ein metallisches Kation bedeutet
sowie
- (b) einem oder mehreren Pyrrolidonderivaten der Formel II worin
R gegebenenfalls
substituiertes verzweigtes oder unverzweigtes Alkyl mit 1, 2, 3,
4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 oder mehr C-Atomen bedeutet.
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Hierbei
bedeutet in der Formel II der Rest R vorzugsweise Methyl, Ethyl,
n-Propyl, iso-Propyl, n-Butyl,
Isobutyl, sec-Butyl, tert.-Butyl, Pentyl, verzweigtes oder unverzweigtes
Alkyl mit 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 oder mehr C-Atomen. Diese Alkylreste sind
gegebenenfalls mit polaren oder unpolaren Gruppen substituiert.
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In
Formel I bedeutet M vorzugsweise Mg, Zn, Sn, Pd oder Pt. Diese Metallionen
haben einen positiven Effekt auf die photodynamische Aktivität.
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Jedes
M' bedeutet in Formel
I jeweils unabhängig
von den anderen vorzugsweise Li, Na, K, Mg/2, Ca/2.
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Besonders
bevorzugt sind erfindungsgemäße Mischungen
(insbesondere mit den vorstehend als bevorzugt angegebenen Bedeutungen
der Reste), in denen das Verhältnis
ma/mb der Gesamtmasse ma an Chlorin e6 und/oder
dem einen oder den mehreren Chlorin e6-Derivaten
der Formel I zu der Gesamtmasse mb des oder
der Pyrrolidonderivate der Formel II im Bereich von 0,01 : 1 bis
20: 1 liegt, vorzugsweise im Bereich von 0,5 : 1 bis 10 : 1.
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Die
Erfindung beruht auf der überraschenden
Erkenntnis, dass die Pyrrolidonderivate der Formel II, welche in
der erfindungsgemäßen Mischung neben
Chlorin e6 und/oder dem oder den Chlorin e6-Derivaten vorliegen, sowohl einen guten
Transport des Photosensibilisators über die Blutbahn als auch eine
gute Anreicherung des Photosensibilisators im Tumor (und in Präkanzerosen)
bewerkstelligen. Dass bei der Anwesenheit strukturell eindeutig
definierter Pyrrolidonderivate der Formel II der Transport des Chlorin
e6 bzw. des oder der Chlorin e6-Derivate
der Formel I über
die Blutbahn ermöglicht
bzw. deutlich verbessert wird, konnte zum Beispiel anhand von CAM-Assays
(Chick Chorioallantoic Membrane Bioassay) bestätigt werden.
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Zudem
hat sich gezeigt, dass die photophysikalischen Eigenschaften des
(der) Chlorin e6 (-Derivate) in Gegenwart
der Pyrrolidonderivate der Formel II positiv beeinflusst werden.
Insbesondere werden die Quantenausbeuten der für die Sensibilisierung wichtigen
photophysikalischen Prozesse und die Lebensdauer von Transienten
positiv beeinflusst. Fluoreszenz-Löschung, die bei Aggregation
von Chlorinen und Chlorinderivaten auftritt, wird in Gegenwart der
Pyrrolidonderivate der Formel II verhindert oder drastisch reduziert.
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Bei
Einsatz der erfindungsgemäß besonders bevorzugten
Reste M ergeben sich Mischungen, die Chlorin e6-Derivate
mit besonders guten photophysikalischen Eigenschaften umfassen,
da die bevorzugten Reste M aufgrund des Schweratomeffektes die Bildung
des Transienten T1 (Triplett), der wiederum zur
Singulett-Sauerstoff-Produktion führt, positiv beeinflussen.
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Eigene
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anwesenheit der Pyrrolidonderivate
der Formel II in den erfindungsgemäßen Mischungen die Aggregation
von Chlorin e6 bzw. dem oder den Chlorin e6-Derivaten der Formel I verhindert oder
zumindest drastisch reduziert. Die erfindungsgemäßen Gemische besitzen daher
die für
Chlorin e6 maximale Absorption ∊ ≈ 40000 (bei λmax).
Zudem besitzen die erfindungsgemäßen Mischungen
aufgrund der Abwesenheit von Aggregationsphänomenen eine maximale Quantenausbeute
für die
Fluoreszenz (ca. 20%) und für
die Singulett-Sauerstoff-Produktion (ca. 80%), und zwar überraschenderweise
auch in polaren Lösungsmitteln
und im Cytosol von Zellen.
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Bei
Verwendung einer erfindungsgemäßen Mischung
lagert sich das darin enthaltene Chlorin e6 bzw.
das oder die Chlorin e6-Derivate der Formel
I schnell und deutlich in erkranktem Tumorgewebe (und Präkanzerosen)
an. Dies wurde durch Tests an in-vivo-Tumormodellen an Nacktmäusen bestätigt.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Mischung (wobei
für die
bevorzugten Reste in den eingesetzten Verbindungen und deren Mischungsverhältnisse
das oben gesagte gilt) als Arzneimittel bzw. zur Herstellung eines
Arzneimittels für
die photodynamische Therapie.
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Die
Erfindung betrifft zudem die Verwendung einer erfindungsgemäßen Mischung
(wobei für
die bevorzugten Reste und Mischungsverhältnisse das oben gesagte gilt)
als Photosensibilisator und/oder Fluoreszenswirkstoff, insbesondere
zu (a) nicht-therapeutischen und nicht-diognostischen Zwecken oder
(b) in einem photodynamischen Verfahren zur Diagnose und/oder Therapie
von Tumoren oder Präkanzerosen.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung eines Pyrrolidonderivats
der Formel II
worin
R gegebenenfalls
substituiertes Alkyl, verzweigtes oder unverzweigtes Alkyl mit 1,
2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 oder mehr C-Atomen bedeutet
oder
einer Mischung mehrerer solcher Pyrrolidonderivate
als Mittel
zur
Verminderung oder Reduzierung der Aggregation in polarer
Lösung
von Chlorin e
6 und/oder einem oder mehreren
Chlorin e
6-Derivaten der Formel I
wobei unabhängig voneinander
M
entweder ein zweiwertiges Metallion oder zwei H bedeutet, von denen
je eines an eines der Stickstoffatome gebunden ist
und
jedes
M' jeweils unabhängig von
den anderen Wasserstoff oder ein metallisches Kation bedeutet. Dabei gelten
die obigen Ausführungen
zu bevorzugten Ausgestaltungen entsprechend.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung wurde zudem gefunden,
dass sich erfindungsgemäße Mischungen
zur Herstellung von Arzneimitteln für andere Anwendungen als die
Behandlung von Tumorerkrankungen und Präkanzerosen eignen.
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Es
hat sich gezeigt, dass erfindungsgemäße Mischungen eine gute Wirksamkeit
auf der Haut zeigen, so dass mit erfindungsgemäßen Mischungen bzw. entsprechenden
Zusammensetzungen Hauterkrankungen gut behandelt werden können, sowohl als
Präventionsmaßnahmen
als auch zur Therapie. Insbesondere wirken erfindungsgemäße Mischungen
bei Pilzerkrankungen sowie bei Psoriasis, Akne und ähnlichen
Hauterkrankungen. Die erfindungsgemäßen Mischungen sind wirksam
gegen Dermatophyten, Schimmelpilze und Hefen sowie altersbezogene
Makulardegeneration (AMD) ((Augenkrankheit)).
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Des
weiteren sind die erfindungsgemäßen Mischungen
zur Epilierung, das heißt
zur Haarentfernung geeignet.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit auch Mittel zur prophylaktischen
oder therapeutischen oder kosmetischen Behandlung der Haut, insbesondere
zur Behandlung von Pilzerkrankungen der Haut, Psoriasis oder zur
Haarentfernung, wobei das Mittel eine erfindungsgemäße Mischung
umfasst. Hinsichtlich der bevorzugten Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Mischung
gilt dabei das zuvor gesagte.