Hintergrund
der Erfindung
CD40
wurde erstmals 1984 von Pauli et al. beschrieben (Cancer Immunol.
Immunotherapy 17, 173–179).
Das Protein wird hauptsächlich
auf dendritischen Zellen und B-Zellen exprimiert und wechselwirkt mit
seinem Liganden (CD40-Ligand oder CD154) mit T-Zellen. Die Signalgebung
zwischen CD40 und CD154 ist entscheidend für die Entwicklung einer humoralen
Immunantwort. Eine Überstimulierung
des Signalwegs führt
zu einem immunologischen Ungleichgewicht und in der Folge zu einer
Vielzahl von immunassoziierten Störungen, darunter – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein – Transplantatabstoßung, Transplantat-gegen-Empfänger-Krankheit,
multiple Sklerose, systemischer Lupus erythematodes, Rheumatoidarthritis,
Asthma, entzündliche
Darmerkrankungen, Psoriasis, Schilddrüsenentzündung und andere. Eine CD40-Überexpression kann auch beim
Tumorwachstum beteiligt sein (Gruss et al.). CD40 gibt Signale in
den NF-kB-Signalweg und führt
in der Folge zur Aktivierung des Transkriptions faktors und schließlich zur
Freisetzung von Cytokinen wie IL-11, TNFα oder IFNγ, die wiederum andere Zellen
aktivieren und so die Entzündung
durch einen positiven Feedback-Mechanismus
fördern.
Die Hemmung früher
Ereignisse in dieser Schleife ist als wirksame Strategie zur Hemmung
von Immunstörungen
oder Entzündungsvorgängen anerkannt.
Zu den Beispielen hierfür
zählt die
kompetitive Bindung von TNFα mit
Antikörpern,
die Rezeptorblockierung mit Antikörpern gegen den TNFα-Rezeptor,
die kompetitive Hemmung der NF-kB-Bindung und vieles mehr. Insbesondere
kann die CD40/CD154-Wechselwirkung
mit Antikörpern
blockiert werden, die gegen eine der Komponenten gerichtet sind,
wie beschrieben bei Holstager et al. (J. Biol. Chem. 275, 15392–15398,
2000) oder Baccam und Bishop (Eur. J. Immunol. 29, 3855–3866, 1999).
Allerdings verlangen die Nebenreaktionen der in der Entwicklung
stehenden CD40-Antikörper
nach alternativen Hilfsmitteln, um die Feedback-Schleife von Entzündungen
an dieser Stelle zu unterbrechen.
Die
Protein-Expression kann in sehr spezifischer Weise herabreguliert
werden unter Verwendung von Oligonucleotiden wie etwa Antisense-Nucleinsäuren, geschlossenen
Nucleinsäuren
(LNA), Peptid-Nucleinsäuren
(PNA), Morpholinonucleinsäuren
(Morpholinos) oder small interfering RNAs (siRNA) mit unterschiedlicher
Chemie. US 2004/0186071 und
US
6 197 584 , beide an Bennett et al., geben eine ausführliche
Beschreibung solcher auf Antisense-Mechanismen beruhender Oligonucleotide.
Pluvinet et al., Blood 2004, beschrieben erstmals die Herabregulierung
von CD40 mit siRNA gegen das menschliche Target. Auch die WO 2004/090108
an Manoharan beschreibt die Anwendbarkeit neuartiger Oligonucleotide
zur Hemmung der Expression des CD40-Proteins. Indirekte Hilfsmittel
zur Herabregulierung der CD40-Expression sind beschrieben in
DE 100 49 549 an Hecker
und Wagner, wobei die Hemmung des Transkriptionsfaktors IFR-1 angewandt wurde.
In
der Fachwelt ist bekannt, daß Oligonucleotide,
ungeachtet ihres eigentlichen chemischen Ursprungs, aufgrund der
Instabilität
in Körperflüssigkeiten
oder ineffizienter Aufnahme in Zellen oder aus beiden Gründen keine
therapeutische Wirksamkeit aufweisen. Chemische Abwandlungen dieser
Oligonucleotide, die die vorstehend erwähnten Varianten umfassen – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein – und
sich auch auf die Bildung von Konjugaten mit Liganden oder Polymeren
erstrecken, stellen eine Strategie zur Überwindung der praktischen
Einschränkungen
dar. Bei einer zweiten Gruppe von Strategien werden Trägersysteme,
insbesondere Liposomen, für
den Schutz, das Targeting und die verbesserte Aufnahme in Zellen
verwendet. Ein solches Trägersystem
soll die folgenden Kriterien möglichst
optimal erfüllen:
hohe Wirksamkeit der Einkapselung und wirtschaftliches Herstellungsverfahren,
kolloidale Stabilität
des Trägers
in Körperflüssigkeiten,
so daß die Aufnahme
des intakten Träger/Oligonucleotid-Komplexes
sichergestellt ist, verbesserte Aufnahme in Zellen und natürlich geringe
Toxizität
und Immunogenität.
Anionische oder neutrale Liposomen sind oft ausgezeichnet im Hinblick
auf die kolloidale Stabilität,
da keine Aggregation zwischen dem Träger und der Umgebung auftritt.
Infolgedessen ist ihre biologische Verteilung ausgezeichnet, und
das Potential für
Reizung und Zytotoxizität
ist gering. Allerdings fehlt diesen Trägern die Wirksamkeit bei der
Einkapselung, und sie liefern kein endosomolytisches Signal, das
die weitere Aufnahme in Zellen erleichtert (Klimuk et al., Journal
of Pharmacology and Experimental Therapeutics 292, 480–488 (2000)).
Zahlreiche
Veröffentlichungen
befassen sich mit kationischen liposomalen Systemen, z.B. Maurer
et al., Molecular Membrane Biology 16, 129–140 (1999); Meidan et al.,
BBA 1464, 251–261
(2000); Fiset und Gounni, Reviews in Biology and Biotechnology 1(2),
27–33
(2001). Obwohl kationische Systeme hohe Beladungseffizienz ergeben,
fehlt ihnen doch die kolloidale Stabilität, insbesondere nach Kontakt
mit Körperflüssigkeiten.
Ionische Wechselwirkungen mit Proteinen und/oder anderen Biopolymeren
führen
zu in situ-Aggregatbildung mit der extrazellulären Matrix oder mit Zelloberflächen. Kationische
Lipide erwiesen sich oft als toxisch.
Diese
Einschränkungen
wurden durch Zugabe von Komponenten überwunden, die den Trägern eine sterische
Stabilisierung verleihen. Von Polyethylenglycolen unterschiedlicher
Kettenlänge
ist bekannt, daß sie die
mit der Verwendung kationischer Komponenten in Körperflüssigkeiten verbundenen Probleme
mit der Aggregation beseitigen, und PEGylierte kationische Liposomen
zeigen verbesserte Kreislaufzeiten in vivo (Semple et al., BBA 1510,
152–166
(2001)). Dennoch wird das mit den kationischen Lipiden verbundene
Problem der Eigentoxizität
durch die Verwendung von PEG nicht gelöst.
Amphotere
Liposomen stellen eine in neuerer Zeit beschriebene Klasse von Liposomen
dar, die bei pH 7, 5 eine anionische oder neutrale Ladung und bei
pH 4 eine kationische Ladung aufweisen. Ausdrücklich erwähnt seien hier WO 02/066490,
WO 02/066012 und WO 03/070735, alle an Panzner et al., worin eine
ausführliche
Beschreibung der amphoteren Liposomen gegeben ist. Weitere Offenbarungen
sind in WO 03/070220 und WO 03/070735 gegeben, ebenfalls an Panzner
et al., worin pH-empfindlichere Lipide für die Herstellung der amphoteren
Liposomen beschrieben sind. Amphotere Liposomen weisen ausgezeichnete
biologische Verteilung auf und zeigen bei Tieren sehr gute Verträglichkeit.
Sie können
Nucleinsäure-Moleküle mit hoher
Effizienz einkapseln.
Alles
in allem ist klar, daß CD40
ein attraktives Ziel für
die Behandlung entzündlicher
oder Immunstörungen
darstellt. Die CD40-Expression läßt sich
mit Oligonucleotid-Hemmern wie etwa Antisense- oder siRNA-Molekülen spezifisch
hemmen.
Allerdings
gibt es keinen Stand der Technik, der die erfolgreiche Anwendung
der potentiellen Therapeutika in vivo zeigt. Die derzeitigen Liposomen-Technologien
sind für
die Bereitstellung einfacher Hilfsmittel zur Formulierung von Oligonucleotiden
nicht optimal.
Aufgabe
der hier beschriebenen Erfindung ist daher die Bereitstellung von
Zusammensetzungen; die hemmende, gegen CD40 gerichtete Oligonucleotide
umfassen, die in vivo therapeutische Wirkung aufweisen. Eine spezielle
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung von Zusammensetzungen
für die
topische Behandlung entzündeter
Regionen des Darms.
Kurzbeschreibung
der Erfindung
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind liposomale Formulierungen, umfassend
Oligonucleotide und amphotere Liposomen, wobei die amphoteren Liposomen
bei pH 7,4 negativ oder neutral und bei pH 4 kationisch geladen
sind. Die Erfindung betrifft des weiteren die Behandlung von Säugern, insbesondere
Menschen, bei denen der Verdacht besteht, daß sie eine Krankheit oder einen
Zustand aufweisen oder dafür
anfällig
sind, die bzw. der mit der Expression von CD40 verbunden ist, durch
Verabreichen einer therapeutisch oder prophylaktisch wirksamen Menge
der liposomalen Formulierungen. Bei einer spezielleren Anwendung der
vorliegenden Erfindung werden daher Oligonucleotide eingesetzt,
deren Ziel Nucleinsäuren
sind, die für CD40
codieren und die Expression von CD40 in Säugerzellen modulieren.
Ausführliche
Beschreibuag der Erfindung
Die
Liposomen der vorliegenden Erfindung umfassen:
- a)
ein Phosphatidylcholin;
- b) Cholesterin;
- c) ein amphoteres Lipid oder alternativ eine Mischung aus Lipid-Komponenten
mit amphoteren Eigenschaften.
Der
bevorzugte Gehalt an Cholesterin in der Lipid-Phase beträgt zwischen
10 Mol-% und 25 Mol-%, bevorzugt zwischen 15 Mol-% und 25 Mol-%.
Der
bevorzugte Gehalt an amphoteren Lipiden beträgt zwischen 5 und 30 Mol-%,
vorzugsweise zwischen 10 und 25 Mol-%. Amphotere Lipide sind offenbart
in WO 02/066489 sowie in WO 03/070735. Vorzugsweise sind die amphoteren
Lipide ausgewählt
aus der Gruppe HistChol, HistDG, iso-HistSuccDG, Acylcarnosin und HCChol.
Alternativ
können
die amphoteren Liposomen der vorliegenden Erfindung hergestellt
werden unter Verwendung anionischer und/oder kationischer Komponenten,
die auf den pH ansprechen, wie offenbart in WO 02/066012. Die amphoteren
Mischungen werden nicht mit mehr als 50 Mol-% Gesamtlipidgehalt
eingesetzt und liegen vorzugsweise zwischen 20 und 40 Mol-%. Kationische
pH-empfindliche Lipide sind offenbart in WO 02/066489 A2/A3 und
WO 03/070220 A1 sowie in den darin enthaltenen Zitaten. Die kationische
Ladung kann auch mit konstitutiv geladenen Lipiden eingeführt werden,
die dem Fachmann bekannt sind. Bevorzugte kationische Komponenten
sind ausgewählt
aus der Gruppe DMTAP, DPTAP, DOTAP, DC-Chol, MoChol, HisChol, DPIM, CHIM, DORIE,
DDAB, DAC-Chol, TC-Chol, DOTMA, DOGS, (C18)2Gly+ N,N-Dioctadecylamidoglycin, CTAP, CPyC,
DODAP und DOEPC.
Die
amphoteren Mischungen umfassen zudem anionische Lipide, die entweder
konstitutiv oder unter gewissen Bedingungen dem pH entsprechend
geladen sind, und auch diese Lipide sind dem Fachmann bekannt. Bevorzugte
Lipide zur Verwendung bei dieser Erfindung sind ausgewählt aus
der Gruppe umfas send DGSucc, DMPS, DPPS, DOPS, POPS, DMPG, DPPG,
DOPG, POPG, DMPA, DPPA, DOPA, POPA, CHEMS und CetylP.
Auch
neutrale Phosphatidylcholine sind in der Mischung in einer molaren
Menge vorhanden, die dem Rest auf die beiden ersteren Gruppen entspricht,
wenigstens aber zu 25 Mol-%, vorzugsweise in einer Menge von nicht
weniger als 40 Mol-%. Bevorzugte Komponenten sind ausgewählt aus
der Gruppe DMPC, DPPC, DSPC, POPC, DOPC oder aus Phosphatidylcholinen
aus natürlichen
Quellen wie etwa Sojabohnen-PC oder Ei-PC.
Einige
Lipid-Zusammensetzungen sind besonders bevorzugt für die Verwendung
bei dieser Erfindung. Solche Zusammensetzungen sind ausgewählt aus
der Gruppe von Liposomen, umfassend:
- i) 15
bis 25 Mol-% Cholesterin;
- ii) 10 bis 25 Mol-% eines amphoteren Lipids, vorzugsweise HistChol,
HistDG oder Acylcarnosin;
- iii) wobei der Rest POPC, Sojabohnen-PC, Ei-PC, DMPC, DPPC oder
DOPC, besonders bevorzugt POPC ist.
Die
Abkürzungen
für die
Lipide beziehen sich in erster Linie auf die übliche Verwendung in der Literatur und
sind hier als hilfreicher Hinweis angegeben:
- DMPC
- Dimyristoylphosphatidylcholin
- DPPC
- Dipalmitoylphosphatidylcholin
- DSPC
- Distearoylphosphatidylcholin
- POPC
- Palmitoyl-oleoylphosphatidylcholin
- DOPC
- Dioleoylphosphatidylcholin
- DOPG
- Dioleoylphosphatidylgiycerin
- POPG
- Palmitoyl-oleoylphosphatidylglycerin
- DMPG
- Dimyristoylphosphatidylglycerin
- DPPG
- Dipalmitoylphosphatidylglycerin
- DMPS
- Dimyristoylphosphatidylserin
- DPPS
- Dipalmitoylphosphatidylserin
- DOPS
- Dioleoylphosphatidylserin
- POPS
- Palmitoyl-oleoylphosphatidylserin
- DMPA
- Dimyristoylphosphatidsäure
- DPPA
- Dipalmitoylphosphatidsäure
- DOPA
- Dioleoylphosphatidsäure
- POPA
- Palmitoyl-oleoylphosphatidsäure
- Chems
- Cholesterinhemisuccinat
- DC-Chol
- 3-β-[N-(N',N'-Dimethylethan)carbamoyl]cholesterin
- CetylP
- Cetylphosphat
- DODAP
- (1,2)-Dioleoyloxypropyl)-N,N-dimethylammoniumchlorid
- DOEPC
- 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-ethylphosphocholin
- DAC-Chol
- 3-β-[N-(N,N'-Dimethylethan)carbamoyl]cholesterin
- TC-Chol
- 3-β-[N-(N',N',N'-Trimethylaminoethan)carbamoyl]cholesterin
- DOTMA
- (1,2-Dioleyloxypropyl)-N,N,N-trimethylammoniumchlorid)
(Lipofectin®)
- DOGS
- ((C18)2GlySper3+) N,N-Dioctadecylamidoglycylspermin (Transfectam®)
- CTAB
- Cetyltrimethylammoniumbromid
- CPyC
- Cetylpyridiniumchlorid
- DOTAP
- (1,2-Dioleoyloxypropyl)-N,N,N-trimethylammonium-Salz
- DMTAP
- (1,2-Dimyristoyloxypropyl)-N,N,N-trimethylammonium-Salz
- DPTAP
- (1,2-Dipalmitoyloxypropyl)-N,N,N-trimethylammonium-Salz
- DOTMA
- (1,2-Dioleyloxypropyl)-N,N,N-trimethylammoniumchlorid)
- DORIE
- (1,2-Dioleyloxypropyl)-3-dimethylhydroxyethylammoniumbromid
- DDAB
DPIM
- Dimethyldioctadecylammoniumbromid
- CHIM
- Histaminylcholesterincarbamat
- MoChol
- 4-(2-Aminoethyl)morpholinocholesterinhemisuccinat
- HisChol
- Histaminylcholesterinhemisuccinat
- HCChol
- Nα-Histidinylcholesterincarbamat
- HistChol
- Nα-Histidinylcholesterinhemisuccinat
- AC
- Acylcarnosin, Stearyl-
und Palmitoylcarnosin
- HistDG
- 1,2-Dipalmitoylglycerinhemisuccinat-Nα-histidinylhemisuccinat
und Distearoyl-, Dimyristoyl-, Dioleoyl- oder Palmitoyl-oleoyl-Derivate
- IsoHistSuccDG
- 1,2-Dipalmitoylglycerin-Oα-histidinyl-Nα-hemisuccinat und
Distearoyl-, Dimyristoyl-, Dioleoyl- oder Palmitoyl-oleoyl-Derivate
- DGSucc
- 1,2-Dipalmitoyglycerin-3-hemisuccinat
und Distearoyl-, Dimyristoyl-, Dioleoyl- oder Palmitoyloleoyl-Derivate
Verfahren
zur Herstellung der Liposomen sowie zur Einkapselung der Oligonucleotide
sind dem Fachmann bekannt. Dazu zählen – ohne jedoch darauf beschränkt zu sein – die Extrusion
durch Membranen definierter Porengröße, die Injektion von Ethanol-Lipidlösungen in
die Cargo enthaltende Wasserphase oder die Hochdruckhomogenisierung.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das nichteingekapselte Oligonucleotid
nach dem ersten Herstellungsschritt von den Liposomen abgetrennt.
Auch für
diesen Fall ist die Methodik in der technischen Literatur und in
den hier angegebenen Zitaten ausführlich beschrieben, und zu
den geeigneten Verfahrensschritten zählen – ohne jedoch darauf beschränkt zu sein – die Größenausschlußchromatographie,
die Sedimentierung, die Dialyse oder die Ultrafiltration.
Bei
einer speziellen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden Oligonucleotide eingesetzt, deren
Ziel Nucleinsäuren
sind, die für
CD40 codieren, so daß die
Expression von CD40 in Säugerzellen
moduliert wird. Der Begriff "Ziel-Nucleinsäure" oder der Begriff "CD40 codierende Nucleinsäure" umfaßt DNA,
die für
CD40 codiert, sowie sämtliche
von derartiger DNA abgeleiteten RNAs, die pre-mRNA oder mRNA sind. Spezifische
Hybridisierung zwischen der Ziel-Nucleinsäure und einem oder mehreren
Oligonucleotiden, die gegen solche Sequenzen gerichtet sind, führt zur
Hemmung der CD40-Expression. Um ein solches spezifisches Targeting
zu erreichen, muß das
Oligonucleotid einen kontinuierlichen Strang aus Nucleotiden aufweisen,
die zur Sequenz der Ziel-Nucleinsäure komplementär sind.
Derartige Oligonucleotide können
in der Länge
variieren zwischen nur 10, vorzugsweise 15 und mehrbevorzugt 18
und 50, vorzugsweise 30 und besonders bevorzugt 25 Nucleotiden.
Vorzugsweise passen Oligonucleotid und Zielsequenz perfekt zusammen,
wobei jede Base des Oligonucleotids über einen ununterbrochenen
Strang aus der vorstehend erwähnten
Anzahl von Nucleotiden ein Basenpaar mit ihrer komplementären Base
auf der Ziel-Nucleinsäure
bildet. Das Sequenzpaar kann eine Fehlpaarung innerhalb des kontinuierlichen
Strangs aus Basenpaaren enthalten, obgleich dies weniger bevorzugt
ist.
Oligonucleotide,
die die vorstehend erwähnten
Kriterien erfüllen,
lassen sich mit einer Reihe verschiedener chemischer Eigenschaften
und Topologien aufbauen. Die Oligonucleotide können einzelsträngig oder doppelsträngig sein.
Zu den einzelsträngigen
Oligonucleotiden gehören – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein – DNA-basierte
Oligonucleotide, geschlossene Nucleinsäuren, 2'-modifizierte Oligonucleotide und andere,
die allgemein als Antisense-Oligonucleotide
geläufig
sind. Zu den Gerüst-
oder Basenmodifikationen zählen – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein – Phosphothioat-DNR
(PTO), 2'O-Methyl-RNA
(2'Ome), 2'O-Methoxyethyl-RNA (2'MOE), Peptid-Nucleinsäuren (PNA),
N3'-P5'-Phosphoamidate (NP),
2'-Fluorarabinonucleinsäuren (FANA),
geschlossene Nucleinsäuren
(LNA), Morpholinphosphoamidat- (Morpholino), Cyclohexennucleinsäuren (CeNA),
Tricyclo-DNA (tcDNA) und andere. Überdies sind auch gemischte
chemische Gebilde in der Fachwelt bekannt, wobei diese aus mehr
als einer einzigen Nucleotid-Spezies als Copolymere, Blockcopolymere
oder Gapmere oder in anderen Anordnungen aufgebaut sind.
Außer mit
den obengenannten Oligonucleotiden kann die CD40-Expression auch mit doppelsträngigen RNA-Molekülen gehemmt
werden, die die komplementären
Sequenzmotive enthalten. Derartige RNA-Moleküle sind in der Fachwelt als
siRNA-Moleküle bekannt.
Wiederum wurden verschiedene chemische Eigenschaften dieser Klasse
von Oligonucleotiden angepaßt.
Auch DNA/RNA-Hybridsysteme sind in der Fachwelt bekannt.
Ausdrücklich erwähnt seien
hier insbesondere
US 6 197 584 und
US 2004/0186071, beide an Bennett, worin brauchbare Sequenzen und
chemische Eigenschaften solcher Oligonucleotide ausführlich beschrieben sind.
Erwähnt
seien auch Pluvinet et al., Blood 2004, die siRNA-Sequenzmotive
für die
Hemmung von CD40 beschreiben. Weitere siRNA-Motive sind allgemein zugänglich und
können
z.B. von Santa Cruz Biotechnology (Santa Cruz, USA) bezogen werden.
Die
vorliegende Erfindung beschreibt liposomale Formulierungen von Oligonucleotiden
zur topischen Behandlung entzündeter
Schleimhaut. In einer speziellen Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung sind die Oligonucleotide gegen CD40 gerichtet. In den
hier gegebenen Beispielen werden Beweise geliefert, daß derartige
Formulierungen bei der Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen oder
verwandten Autoimmunstörungen
therapeutisch wirksam sind. Die Verwendung der Formulierungen erfolgt
daher für
die Verhütung
oder Behandlung von Entzündungen,
Immun- oder Autoimmunstörungen,
darunter – ohne
jedoch darauf beschränkt
zu sein – Transplantatabstoßung, Transplantat-gegen-Empfänger-Krankheit,
entzündliche Darmerkrankungen,
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und dergleichen.
Die
liposomalen Formulierungen der vorliegenden Erfindung, umfassend
amphotere Liposomen und Oligonucleotide, können als Kolloide in einem
pharmakologisch annehmbaren Träger
verwendet werden. Träger
wie etwa Wasser, Phosphat-gepufferte Salzlösung und dergleichen sind dem
Fachmann bekannt. Bei einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der pH der liposomalen Formulierung
unter 7, vorzugsweise zwischen 4 und 6, besonders bevorzugt zwischen
4 und 5. Da ein solch niedriger pH für die Langzeitstabilität der verwendeten
Oligonucleotide und/oder Lipide abträglich ist, wird der pH vor
dem Gebrauch auf den niedrigeren Wert eingestellt. Mittel und Wege,
um dies unter pharmakologisch annehmbaren Standards zu erreichen,
sind dem Durchschnittsfachmann bekannt, und dazu zählen – ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein – das
Mischen des lagerstabilen Kolloids mit einer geeigneten Menge Essigsäure, Citronensäure oder
Glycin, gepuffert auf einen pH zwischen 3 und 4.
Es
wird auch angenommen, daß die
vernünftige
Anwendung der Formulierungen im Bereich der Fähigkeiten eines Fachmanns liegt.
Die Dosierung richtet sich nach der Schwere und dem Ansprechverhalten des
behandelten Krankheitszustands, wobei der Gang der Behandlung mehrere
Tage bis mehrere Monate dauert oder bis Heilung eingetreten oder
ein Rückgang
des Krankheitszustands erreicht ist. Optimale Dosierungsregimes
lassen sich aus Messungen der Arzneimittel-Akkumulierung im Körper des
Patienten berechnen. Der Durchschnittsfachmann kann ohne weiteres
die optimale Dosierung, die Methodik der Dosierung und die Wiederholungsraten
bestimmen. Die optimalen Dosierungen können je nach der relativen
Wirkungsstärke der
einzelnen Oligonucleotide in der Zusammensetzung unterschiedlich
sein und können
im allgemeinen anhand der EC50-Werte abgeschätzt werden,
die sich bei Tiermodellen als wirksam erwiesen haben. Im allgemeinen
beträgt
die Dosis 0,01 μg
bis 5 mg Oligonucleotid pro kg Körpergewicht
und kann täglich,
wöchentlich,
monatlich oder jährlich
oder sogar noch unregelmäßiger gegeben
werden. Der Durchschnittsfachmann kann anhand der gemessenen Verweilzeiten
und Konzentrationen des Arzneimittels in Körperflüssigkeiten oder Geweben ohne
weiteres die Wiederholungsraten abschätzen. Nach erfolgreicher Behandlung
kann es wünschenswert
sein, den Patienten eine Erhaltungstherapie durchlaufen zu lassen,
um das Wiederauftreten des Krankheitszustands zu verhindern, wobei
die Formulierung in Erhaltungsdosen im Bereich von 0,01 μg bis 5 mg
Oligonucleotid pro kg Körpergewicht
einmal oder mehrmals täglich
bis einmal jährlich
verabreicht wird. Während
die vorliegende Erfindung anhand bestimmter bevorzugter Ausführungsformen
eingehend beschrieben wurde, dienen die folgenden Beispiele lediglich
der Erläuterung
der Erfindung und sollen diese nicht einschränken.