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Die Erfindung betrifft ein Flurförderzeug mit einer selbstaufrichtenden Deichsel, wobei eine Einstellvorrichtung zur Einstellung des aufrichtenden Moments der Deichsel durch eine Bedienperson vorgesehen ist, wobei das aufrichtende Moment der Deichsel durch eine Schenkelfeder aufgebracht ist.
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Deichselgeführte Flurförderzeuge, beispielsweise Hubwagen oder Kommissionierer, werden zum innerbetrieblichen Warentransport vorzugsweise bei kurzen Transportwegen, niedrigen Umschlagmengen und beengten Platzverhältnissen eingesetzt. Dabei sind sowohl von Hand bewegte als auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge im Gebrauch.
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Die Deichsel, an der eine Bedienperson das Fahrzeug führt, ist zumeist selbstaufrichtend, d.h. die Deichsel bewegt sich von selbst aus einer geneigten Lage in eine annähernd senkrechte Lage zurück. Bei handbetriebenen Hubwagen erleichtert dies den Zugriff der Bedienperson, da der Deichselkopf in einer gut zu erreichenden Höhe gehalten wird. Bei Hubwagen mit elektrischem Fahrantrieb ist eine Bremse vorgesehen, die bei annähernd senkrechter Deichselstellung automatisch betätigt wird, weshalb die Deichsel aus Sicherheitsgründen beim Loslassen durch die Bedienperson selbsttätig in die senkrechte Stellung zurückkehren muss. Zudem muss bei einer selbstaufrichtenden Deichsel die Bedienperson keine Kraft aufbringen, um die Deichsel zu halten. Im Gegenteil kann diese bei einem hinreichenden aufrichtenden Moment sogar ihre Hand an der Deichsel abstützen, so dass ein ermüdungsarmer Betrieb möglich ist.
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Nachteilig bei bekannten Deichselkonstruktionen ist jedoch, dass das aufrichtende Moment der Deichsel sich im Lauf des Betriebs verändern kann, beispielsweise aufgrund nachlassender Federwirkung der zur Aufrichtung verwendeten Federelemente. Die Deichsel richtet sich dann unter Umständen nicht mehr vollständig auf, was insbesondere bei elektrisch angetriebenen Flurförderzeugen aufgrund der fehlenden Bremsbetätigung die Betriebssicherheit beeinträchtigt. Ist das Moment zu stark voreingestellt, wird die Betätigung der Deichsel unnötig erschwert, weil die Bedienperson große Haltekräfte aufbringen muss. Insbesondere bei schwächeren Bedienpersonen kann dies zu einer ermüdenden Arbeitshaltung führen und so die Arbeitsleistung herabsetzen.
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Eine Neujustage des aufrichtenden Moments kann bei Fahrzeugen nach dem Stand der Technik nur vorgenommen werden, indem die Deichsel demontiert und beispielsweise ein anderes Federelement eingebaut wird. Dazu ist insbesondere bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen, bei denen im Inneren der Deichsel elektrische Steuerleitungen verlegt sind, qualifiziertes Personal erforderlich. Während der Umbauarbeiten kann das Flurförderzeug nicht benutzt werden, wodurch große Ausfallzeiten und damit hohe Kosten entstehen. Die Montage von Federelementen muss zudem meist unter Vorspannung erfolgen, was den Montageprozess erschwert.
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Aus der
DE 195 24 318 C1 ist ein gattungsgemäßes Flurförderzeug bekannt, bei dem das aufrichtende Moment der Deichsel durch eine Schenkelfeder aufgebracht ist. Die Schenkelfeder ist mit einem Ende an der Deichsel befestigt. An einem zweiten Ende der Schenkelfeder ist ein Zugseil befestigt, das entlang einer kreisförmigen Außenkontur eines Aufrollstücks geführt und mit dem Ende an dem Aufrollstück befestigt ist. Das Aufrollstück ist fest mit einem zu lenkenden Bauteil (Deichselfuß) verbunden. Beim nach unten Verschwenken der Dechsel wickelt sich das Seil weiter am Aufrollstück auf, so dass an der Feder gezogen wird und die Feder beim Loslassen der Deichsel die Deichsel wieder in die vertikale Stellung zurückverstellt. Je nach Formgebung der Außenkontur des fest an dem zu lenkenden Bauteil (Deichselfuß) verbundenen Aufrollstücks wird eine vorgegebene Rückfederungscharakteristik der Deichsel erhalten. Die Umfangskontur des Aufrollstücks kann veränderbar sein oder es können unterschiedliche Aufrollstücke vorgesehen sein, die je nach Anwendungswunsch zum Einsatz kommen.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Flurförderzeug mit einer selbstaufrichtenden Deichsel zu schaffen, bei dem die Deichsel einfach und sicher bedienbar sowie montierbar ist und die den Anforderungen unterschiedlicher Bedienpersonen ohne großen Aufwand bezüglich Einstellung oder Umbau gerecht wird.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das aufrichtende Moment der Deichsel über eine Verdrehung und somit die Vorspannung der Schenkelfeder einstellbar ist und die Einstellvorrichtung ein drehbar an einem Deichselfuß der Deichsel angeordnetes Bedienelement aufweist, wobei die Schenkelfeder einen ersten, vorzugsweise hakenförmigen, Schenkel aufweist, der mit einem Deichselschaft der Deichsel in Wirkverbindung steht, und einen zweiten, vorzugsweise hakenförmigen, Schenkel aufweist, der mit dem Bedienelement der Einstellvorrichtung in Wirkverbindung steht, wobei durch Verdrehen des Bedienelements die Vorspannung der Schenkelfeder veränderbar ist. Die Bedienperson kann dadurch das aufrichtende Moment selbst an ihre Bedürfnisse anpassen. Es sind keine aufwändigen Umbauarbeiten mit damit verbundenen Standzeiten erforderlich, um das aufrichtende Moment der Deichsel zu verändern. Dadurch wird die Verfügbarkeit des Flurförderzeugs erhöht und der Bedienkomfort für die Bedienperson gesteigert, was zu einer erhöhten Beförderungsleistung führt. Insbesondere kann die Deichsel an unterschiedliche Arbeitbedingungen wie auch an die Erfordernisse unterschiedlicher Bedienpersonen schnell angepasst werden, was bei häufigem Benutzerwechsel besonders vorteilhaft ist. Bei nachlassender Wirkung des aufrichtenden Elements kann die Bedienperson dies selbst korrigieren. Das aufrichtende Moment ist erfindungsgemäß durch Verdrehung einer Schenkelfeder einstellbar. Durch Verdrehung in ihrer Federvorspannung einstellbarer Schenkelfedern sind für die gewünschten Zwecke besonders geeignet, da sie kompakte Einbaumaße aufweisen und einen großen Verstellbereich bieten. Da das Moment nach Einbau der Schenkelfeder verstellbar ist, kann diese ohne oder mit niedriger Vorspannung eingebaut werden, was den Zusammenbau der Deichsel erleichtert.
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Es ist besonders zweckmäßig, wenn die Vorrichtung zur Einstellung des aufrichtenden Moments der Deichsel ohne Zuhilfenahme von Werkzeug bedienbar ist. Dadurch kann eine Bedienperson jederzeit, ohne spezielles Werkzeug mitführen zu müssen, eine Neueinstellung des aufrichtenden Moments vornehmen.
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Es ist besonders vorteilhaft, wenn mindestens eine Vorrichtung zur Verriegelung der Verstellvorrichtung vorgesehen ist. Dadurch wird eine unbewusste oder unbemerkte Verstellung verhindert.
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Es ist weiterhin von Vorteil, wenn die Einstellvorrichtung um eine Achse drehbar angeordnet ist, die annähernd parallel zu einer horizontalen Schwenkachse der Deichsel verläuft. Dadurch wird ein einfacher Aufbau erzielt und die Verstellvorrichtung sitzt an einer für Bedienung und Wartung einfach zugänglichen Stelle.
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Zweckmäßigerweise ist die Einstellvorrichtung als Bestandteil einer Lagervorrichtung für die horizontale Drehachse der Deichsel ausgebildet. Dies ermöglicht die Einsparung von Bauteilen und damit einen besonders einfachen Aufbau.
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In einer zweckmäßigen Ausgestaltung ist das Bedienelement der Einstellvorrichtung ein in seiner Grundform annähernd rotationssymmetrischer Körper, vorzugsweise eine Kugelkappe. Derartige Körper sind einfach zu fertigen und eignen sich sehr gut für die Bedienung, insbesondere bei durch Drehung verstellbaren Einstellvorrichtungen. Kugelkappen ermöglichen einen relativ sanften Übergang vom Bedienelement zu den umliegenden Bauteilen und verringern so die Gefahr, dass lose Gegenstände oder Kleidungsstücke der Bedienperson daran hängen bleiben. Verletzungsgefahren für Bedienpersonen und die Verschmutzung der Vorrichtung sind reduziert.
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Es ist weiterhin von Vorteil, wenn am Bedienelement der Einstellvorrichtung Griffelemente zur Betätigung vorgesehen sind. Dadurch wird einer Bedienperson die Betätigung der Vorrichtung, insbesondere mit verschmutzten Fingern, erleichtert.
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Es ist weiterhin vorteilhaft, wenn Mittel zur Anzeige des eingestellten aufrichtenden Moments vorgesehen sind. Dadurch kann eine Bedienperson leicht das eingestellte Moment ablesen und gegebenenfalls auf den von ihr gewünschten Wert verstellen. Wird die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Kompensation nachlassender Federleistung verwendet, kann der Ermüdungsgrad der Feder abgelesen werden.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand des in den schematischen Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt
- 1 eine Deichsel eines Flurförderzeugs mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- 2 ein Schema der Betätigung der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- 3 eine erfindungsgemäße Vorrichtung in Explosionsdarstellung.
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Gleiche Bezeichnungen in den Figuren kennzeichnen jeweils gleiche Bauteile. 1 zeigt die Deichsel 1 eines erfindungsgemäßen Flurförderzeugs, beispielsweise eines Niederhubwagens mit elektrischem Antrieb, in Ruhestellung. Die Bedienung des Flurförderzeugs erfolgt praktisch ausschließlich mittels der Deichsel 1. Fahrtrichtung und Geschwindigkeit werden über Flügelschalter 2 am Deichselkopf 3 vorgegeben, wo weitere Bedienelemente, beispielsweise ein Sicherheitsschalter 4 sowie Schalter 5 zur Bedienung von Hubfunktionen, angeordnet sind. Gelenkt wird das Fahrzeug durch Schwenken der Deichsel 1 um eine vertikale Schwenkachse 6. Die Deichsel 1 ist in ihrer aufrechten Ruhestellung dargestellt, in der automatisch eine Bremse aktiviert ist. Zum Lösen der Bremse wird die Deichsel 1 um eine horizontale Drehachse 7 in Pfeilrichtung nach unten geschwenkt. Je nach Betriebserfordernissen und Größe der Bedienperson können dabei unterschiedliche Schwenkwinkel gewählt werden. Beim Rangieren auf engem Raum wird vorzugsweise eine annähernd senkrechte Deichsel 1 verwendet, da dann der Platzbedarf sehr gering ist, beim Zurücklegen größerer Strecken hingegen wird die Deichsel 1 vorzugsweise annähernd waagerecht gehalten, da dies für die Bedienperson eine angenehme Handhaltung bietet und die Lenkung des Fahrzeug erleichtert.
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Beim Loslassen der Deichsel 1 kehrt diese selbsttätig in ihre Ruhestellung zurück und das Fahrzeug wird automatisch abgebremst. Das Moment, mit dem die Deichsel 1 zurückgestellt wird und damit die Kraft, die eine Bedienperson aufbringen muss, um die Deichsel 1 in eine angenehme Betriebsposition zu bringen, wird mittels der Einstellorrichtung 8 eingestellt. Dies ist schematisch in 2 gezeigt.
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Die Einstellung des aufrichtenden Moments erfolgt über ein Bedienelement 9, das die Form einer Kugelkappe besitzt, deren Ränder im Normalzustand bündig mit den Seitenwänden 10 der Deichsel 1 abschließen. Im Bedienelement 9 sind nahe des Außenumfangs Bohrungen 11 in gleichen Winkelabständen angebracht. Zudem sind zwei bogensegmentförmige Bohrungen 12 vorhanden. Durch Eingriff in die bogensegmentförmigen Bohrungen 12 oder in die Bohrungen 11 kann das kugelkappenförmige Bedienelement 9 in Richtung des Pfeils A von der Seitenwand 10 des Deichselfußes 14 gegen einen Federwiderstand weggezogen werden. Dadurch wird ein Arretierungsstift 13 freigegeben, der in der Ausgangsstellung in eine der Bohrungen 11 eingreift. Durch Verdrehen des Bedienelements 9 in Richtung des Pfeils B wird das aufrichtende Moment erhöht. Eine Drehung in Gegenrichtung verringert das aufrichtende Moment. Nach Erreichen des gewünschten Moments wird das Bedienelement 9 wieder losgelassen und rastet mit einer der Bohrungen 11 im Arretierungsstift 13 ein, wodurch das aufrichtende Moment vorgegeben ist.
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Die Bohrungen 11 sind in gleichen Winkelabständen auf dem Bedienelement 9 angeordnet und geben eine feinstufige Verstellung des aufrichtenden Moments vor. Das Maß des eingestellten Moments kann abgelesen werden, indem eine Bohrung 11a der Bohrungen 11 besonders markiert ist. Es sind aber auch andere Lösungen denkbar, beispielsweise, indem die Bohrungen 11 als Sackbohrungen ausgeführt sind und nur eine der Bohrungen durch das Bedienelement 9 hindurchreicht. Indem an der Seitenwand 10 der Deichsel 1 eine Beschriftung oder eine Farbmarkierung in Abständen entsprechend der Winkelabstände der Bohrungen 11 angebracht ist, kann in der durchgehenden Bohrung die Stärke des aufrichtenden Moments als Zahlenangabe abgelesen werden oder anhand der Färbung erkannt werden.
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3 zeigt den schematischen Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Explosionsdarstellung. Der Deichselfuß 14 weist zwei Flanken 15, 16 mit jeweils einer Bohrung 17, 18 auf. Zwischen diesen Flanken 15, 16 wird der Deichselschaft 19 eingebracht, der ebenfalls beidseits eine Bohrung 20 besitzt. Der Deichselschaft 19 ist mittels einem Drehflansch 21 sowie einem Drehflansch 22 gelagert. Dazu weisen beide Drehflansche 21, 22 Lagerhülsen 23, 24 auf, die mit den Bohrungen 17, 18 und 20 Gleitlager für die Schwenkbewegung der Deichsel 1 um die horizontale Drehachse 7 bilden.
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Innerhalb des Deichselschafts 19 ist eine Schenkelfeder 25 angeordnet, die von einer Schutzhülse 26 umgeben ist. Die Schutzhülse 26 dient zum Schutz der durch den Deichselschaft 19 geführten, hier nicht dargestellten Kabel, die die Bedienelemente 2,4 5 am Deichselkopf 3 mit dem Fahrzeug verbinden. Die Schenkelfeder 25 ist auf Lagerhülsen 27, 28 aufgeschoben, die an die Drehflansche 21, 22 angeformt sind. Die Schenkelfeder 25 greift mit einem hakenförmigen ersten Schenkel 29 an einem Mitnehmerelement, insbesondere einem Fixierstift 30, an, der mit dem Deichselschaft 19 verbunden ist. Der Fixierstift 30 ist in der Nut 31 des Drehflansches 22 geführt, so dass der Drehflansch 22 den Bewegungen der Deichsel 1 folgt. Der Fixierstift 30 ist mit einem Gewinde versehen, um ihn in der Lagerhülse 28 zu befestigen. Eine andersartige Befestigung nach dem Stand der Technik, beispielsweise im Deichselschaft 19, ist jedoch auch denkbar. Am dem Schenkel 29 gegenüberliegenden Ende der Feder 25 ist ebenfalls ein hakenförmiger Schenkel 32 angeformt, der in ein hier nicht dargestelltes Halteelement eingreift, das am Drehflansch 21 angeformt ist. Der Drehflansch 21 wird über Arretierstifte 13 am Deichselfuß 14 fixiert.
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Das aufrichtende Moment wird in der oben geschilderten Weise über die Verdrehung und somit die Vorspannung der Schenkelfeder 25 eingestellt. Gleichzeitig zieht die Schenkelfeder 25 den Drehflansch 21 zur Flanke 15 des Deichselfußes 14. Unterbleibt versehentlich nach einer Verstellung des aufrichtenden Moments die erneute Fixierung des Drehflansches 21, so wird dieser bei der ersten Bewegung der Deichsel 1 mitgedreht, bis eine der Bohrungen 11 über einen der Arretierstifte 13 geführt wird, der dann in die Bohrung 11 eingreift und den Drehflansch 21 arretiert.
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Selbstverständlich sind auch andere Ausführungsformen nach dem Stand der Technik möglich. Das aufrichtende Moment kann beispielsweise durch einen Anschlag, der den Verstellweg des Drehflansches 21 begrenzt, nach oben oder unten begrenzt werden, um versehentliches Entlasten oder Überlasten der Schenkelfeder 25 zu verhindern. Auch kann die Verstellung des aufrichtenden Moments und die Arretierung des Bedienelements 9 abweichend von der hier gezeigten Lösung ausgeführt werden, beispielsweise, indem anstelle der Arretierstifte 13 und der Bohrungen 11 der Drehflansch 21 über an der der Flanke 15 des Deichselfußes 14 angebrachte Rastungen verstellt wird. Zur Fixierung kann in diesem Fall beispielsweise eine Klemmschraube verwendet werden. Werden als aufrichtendes Element anstelle der Schenkelfeder 25 andere Bauelemente, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind, verwendet, sind entsprechend andere Verstellmechanismen auszuwählen, beispielsweise bei Verwendung linear wirkender Federelemente durch Verschiebung des Angriffspunkts der Feder.