Verschiedene
Familien von Enzymen werden in vitro und in vivo zur Manipulation
von DNA eingesetzt. Zu diesen Enzymfamilien gehören beispielsweise Restriktionsendonukleasen,
Exonukleasen, DNAsel, DNA-Reparaturenzyme und DNA-Methyltransferasen.
Die spezifischeren dieser Enzyme (Restriktionsendonukleasen und
DNA-Methyltransferasen) erkennen allerdings typischerweise relativ
kurze DNA-Sequenzen von 4 bis 8 Basenpaaren, welche beispielsweise
im menschlichen Genom 102-106 mal
vorkommen. Somit ist eine gezielte, exklusive Adressierung einzelner
bestimmter Gene durch diese Enzyme nicht möglich. Für zukünftige Applikationen in der
Biotechnologie und molekularen Medizin werden jedoch solche gezielten
Adressierungen benötigt.
Derartige Anwendungen erfordern daher eine Methode, die es gestattet,
die Spezifität
von Enzymen, die mit DNA interagieren, gezielt zu erweitern. Um
unterschiedliche Gene und DNA-Sequenzen zu adressieren, sollten
diese Enzyme hochspezifisch und programmierbar sein, d.h. ihre Erkennungssequenz
muss gezielt veränderbar
sein.
Die
vorliegende Erfindung beschreibt das Prinzip und die Verwendung
von hochspezifisch mit DNA interagierenden Enzym-Konjugaten mit
programmierbarer Spezifität.
Diese erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
bestehen aus Enzymen, die über
Linker kovalent mit Oligonukleotidderivaten verknüpft sind.
Der
Stand der Technik kennt die hochspezifische Ausbildung von Tripelhelices
mit Oligodesoxynukleotiden oder Peptidnukleinsäuren (peptide nucleic acids,
PNAs). Triplex bildende Oligodesoxynukleotide benötigen eine
DNA-Erkennungssequenz von 10-20 Basenpaaren. Anfangs wurde die Tripelhelix-Strategie
nur bei DNA angewandt, bei der ein Strang ausschließlich Purine
enthielt [A.J. Cheng und M.W. van Dyke (1994): Oligodeoxyribonucleotide
length and sequence effects on intermolecular purine-purine-pyrimidine
triple helix formation. Nucleic Acids Research 22; 4742-4747]. Die
DE 198 42 527 A1 beschreibt
dagegen ein Verfahren zur Bildung Tripelhelix-bildender Oligomere
auch für
solche Nukleinsäure-Bereiche,
in denen weder eine Homopurin- noch eine Homopyrimidin-Sequenz vorliegt,
was die Flexibilität
der adressierbaren Erkennungsstellen erhöht. In der genannten Patentschrift
wird darauf hingewiesen, dass die gleiche Vorgehensweise auch für die Ausbildung
von Doppelhelices gilt. Weder die genannte Homopurin-Strategie noch
DE 198 42 527 A1 gestatten
es allerdings, Nukleasen oder andere Enzyme spezifisch an bestimmte
DNA-Regionen zu lenken.
Dagegen
können
PNAs im Prinzip jede DNA-Sequenz spezifisch erkennen, führen aber
in Kombination mit Nukleasen zu DNA-Spaltungen, deren Position stark
variieren kann, da Nukleasen i.d.R. mehrere Zielstellen besitzen
[K.I. Izvolsky, V.V. Demidov, P.E. Nielsen und M.D. Kamenetskii
(2000): Sequence-specific protection of duplex DNA against restriction
and methylation enzymes by pseudocomplementary PNAs. Biochemistry
39; 10908-10913].
Die
spezifische Erkennung von DNA mit Oligodesoxynukleotiden oder PNAs
wird im Sinne einer Antigen-Technologie eingesetzt. Hierbei wird
durch die Gabe eines TFOs (Tripelhelix-forming oligonucleotide =
Tripelhelix-bildendes Oligonukleotid) die Ausbildung einer Tripelhelix
im Gen- oder Promotorbereich eines Zielgens induziert, wodurch die
Transkriptionsinitiation oder -elongation inhibiert wird [L. Good
und P.E. Nielsen (1998): Antisense inhibition of gene expression
in bacteria by PNA targeted to mRNA. Nature Biotechnology 16; 355-358].
Außerdem
wurde die sequenzspezifische Erkennung von DNA mit TFOs für gezielte
Mutagenese eingesetzt und um homologe Rekombinationen zu stimulieren
[M.P. Knauert und P.M. Glazer (2001): Triplex forming oligonucleotides:
sequence-specific tools für
gene targeting. Human Molecular Genetics 10; 2243-2251]. Allerdings
lassen sich bei allen diesen Vorgehensweisen die Ereignisse, die
nach Ausbildung der Tripelhelix ablaufen (Inaktivierung der Genexpression,
homologe Rekombination, Mutagenese) nicht vorherbestimmen und sind
schwer zu beeinflussen.
Eine
Erweiterung der DNA-Erkennungsspezifität kann durch Fusion mit anderen
DNA-bindenden Proteinen erzielt werden. Die
DE 197 56 975 A1 beschreibt
ein Protein, welches das zelluläre
Protein p27 inhibiert und damit die durch p27 bewirkte Hemmung der
Zellproliferation aufhebt, sowie Nukleinsäurekonstrukte aus Aktivierungs-,
Binde- und Transkriptionssequenzen, die für das Inhibitorprotein von
p27 codieren und für
die Gentherapie von Erkrankungen verwendet werden sollen. Nachteil
dieser Konstrukte ist, dass für
die meisten potenziellen Zielsequenzen keine geeignete DNA-Bindungsdomäne als Fusionspartner
zur Verfügung
steht, welche die Sequenz mit hinreichender Affinität und Spezifität bindet.
Der Stand der Technik kennt Verfahren zur Herstellung von Konjugaten
aus Nukleinsäuren
und/oder Proteinen und weiteren Informations- und Funktionseinheiten wie
Antikörpern,
Enzymen und anderen Biomolekülen.
So beschreibt die
DE
197 45 668 A1 ein Verfahren zur Kopplung von Oligonukleotiden
und Biomolekülen
für Bioanalytik,
Sensorik und Diagnostik. Die
DE 44 21 079 C1 beschreibt chimäre Peptid-Nukleinsäure-Fragmente,
die die zielgerichtete Einbringung in Zellorganellen und Zellen
ermöglichen
soll. Beide Verfahren gestatten jedoch keine zielgerichtete Adressierung
bestimmter Sequenzen in vitro und in vivo.
Eine
Alternative zur hochspezifischen Spaltung von DNA sind selten schneidende
Restriktionsendonukleasen, die 8 und mehr Basen erkennen. Sog. Homingendonukleasen
wurden von Chevalier und Stoddard beschrieben [B.S. Chevalier und
B.L. Stoddard (2001): Homing endonucleases: structural and functional
insight into the catalysts of intron/intein mobility, Nucleic Acids
Research 29; 3757-3774].
Sie erkennen wesentlich längere
DNA-Sequenzen. Es gibt allerdings nur wenige dieser Endonukleasen,
und im Falle von Homingendonukleasen sind die Erkennungssequenzen
oft nicht genau definiert. Hochspezifische DNA-Methyltransferasen sind nicht bekannt.
Ein weiteres Problem ist, dass die Regionen der DNA, die adressiert
werden sollen, normalerweise keine Erkennungssequenz für eines
dieser Enzyme enthalten.
Die
vorliegende Erfindung zeichnet sich gegenüber dem Stand der Technik dadurch
aus, dass sie Konjugate aus Enzymen und sog. Spezifitätsankern
bereitstellt, die über
einen Linker chemisch miteinander verknüpft sind. Spezifitätsanker
sind dabei Oligodeoxynukleotide oder Peptidnukleinsäuren, die
mit der Erkennungsstelle der zu adressierenden DNA Doppel- oder
Tripelhelices bilden. Die Erkennungsstelle auf der Ziel-DNA des
Konjugates ist durch die Erkennungsse quenzen des Spezifitätsankers
und des Enzyms gegeben, wodurch das Konjugat hochspezifisch mit
der Ziel-DNA wechselwirkt.
Aufgabe
Aufgabe
der Erfindung ist es, hochspezifisch mit DNA wechselwirkende Enzym-Konjugate mit programmierbarer
Spezifität
und ein Verfahren zu ihrer Herstellung bereitzustellen, wobei unter
hochspezifisch mit DNA wechselwirkenden Enzym-Konjugaten verstanden wird, dass
- – innerhalb
der Ziel-DNA genau eine Erkennungssequenz des Enzym-Konjugates existiert,
- – es
sich bei der Wechselwirkung der Enzym-Konjugate mit der Erkennungssequenz
auf der Ziel-DNA um eine enzymatisch katalysierte Reaktion handelt,
- – die
enzymatisch katalysierte Reaktion ausgewählt ist aus der Gruppe Spaltung
oder Methylierung und homologe Rekombination und Induktion einer
DNA-Reparatur oder gezielte Hemmung der Genexpression durch spezifische
Methylierung der Ziel-DNA, und
- – die
an der Erkennungsequenz der Ziel-DNA stattfindende, durch das Enzym-Konjugat katalysierte
Reaktion mindestens zehnmal schneller abläuft als jede andere in Gegenwart
des Enzym-Konjugats an anderen als der Erkennungssequenz der Ziel-DNA
ablaufende Reaktion.
Die
Aufgabe der Bereitstellung hochspezifisch mit DNA wechselwirkender
Enzym-Konjugate
mit programmierbarer Spezifität
wird erfindungsgemäß gelöst durch
die Merkmale des Anspruchs 1, d.h. durch Enzym-Konjugate, bei denen
ein Enzym über
je einen Linker kovalent an mindestens einen sog. Spezifitätsanker gebunden
ist, wobei
- – das Enzym auf seiner Oberfläche eine
reaktive funktionelle Gruppe zur bindung eines Linkers aufweist,
- – es
sich bei dem mindestens einen Spezifitätsanker um eine Oligonukleotidverbindung
handelt, die über eine
komplementäre
Basenpaarung mit einer Triplex-Bildungsstelle (TFS) der Ziel-DNA
eine Tripelhelix ausbildet, und die am 5'-Ende oder am 3'-Ende eine reaktive funktionelle Gruppe
aufweist,
- – der
Spezifitätsanker
eine Sequenzhomologie von mindestens 85 % zur Triplex-Bindungsstelle
aufweist,
- – der
mindestens eine Linker eine molekulare Verbindung darstellt, die
mindestens eine Kette aus mindestens zwei Kohlenstoffatomen enthält, wobei
die Kette an zwei Stellen mit gleichen oder verschiedenen reaktiven
funktionellen Gruppen derivatisiert ist,
- – je
eine der beiden reaktiven funktionellen Gruppen des mindestens einen
Linkers eine kovalente chemische Bindung mit der reaktiven funktionellen
Gruppe des Enzyms und der reaktiven funktionellen Gruppe des Spezifitätsankers
ausbildet, und
- – Enzym
und Spezifitätsanker
mit einen Abstand von mindestens zwei Basenpaaren an die Ziel-DNA
gebunden werden.
Die
Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate bereitszustellen,
wird erfindungsgemäß gelöst durch
Anspruch 13, indem nacheinander folgende Schritte durchgeführt werden:
- – Umsetzung
des Linkers mit dem Spezifitätsanker,
wobei eine reaktive funktionelle Gruppe des Linkers mit der reaktiven
funktionellen Gruppe des Spezifitätsankers eine kovalente chemische
Bindung eingeht,
- – Umsetzung
mit dem Enzym, wobei die zweite reaktive funktionelle Gruppe des
Linkers mit der reaktiven funktionellen Gruppe des Enzyms eine kovalente
chemische Bindung eingeht,
- - Reinigung des Endproduktes.
Dem
Fachmann ist bekannt, dass es sich bei Enzymen um biokatalytisch
wirkende Proteine handelt, die substrat- und reaktionsspezifisch
wirken, d.h. jedes Enzym katalysiert einen ganz bestimmten Reaktionsablauf,
und dies auch nur bei bestimmten Substraten, nämlich solchen, die nach dem
Schlüssel-Schloss-Prinzip
genau in die Bindungsstelle des betreffenden Enzyms passen. Als „spezifisch
mit DNA interagierend" werden
in der vorliegenden Erfindung Enzyme und Enzym-Konjugate verstanden, die substrat-
und reaktionsspezifisch nur mit solchen DNA-Bereichen wechselwirken, deren Basensequenz
nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zur Erkennungsstelle
des Enzyms passt. Diese Basensequenz bezeichnet der Fachmann als
Erkennungssequenz (der Ziel-DNA). Dem Fachmann ist bekannt, dass
es zahlreiche DNA-Moleküle
gibt, die die Erkennungssequenz für ein bestimmtes Enzym mehrfach
aufweisen.
Als „hochspezifisch
mit DNA interagierend" werden
dagegen in der vorliegenden Erfindung solche Enzym-Konjugate bezeichnet,
deren Bindung und nachfolgende substrat- und reaktionsspezifische
Wechselwirkung mit der Ziel-DNA von zwei Faktoren abhängt: zum
Einen – wie
im Falle der oben beschriebenen spezifischen Interaktion – von der
Erkennungssequenz für
das Enzym, zum Anderen von einer Triplex-Bildungsstelle (TFS) auf
der Ziel-DNA, wobei diese TFS benachbart zur Erkennungssequenz für das Enzym
liegen muss. Dabei legen Oligonukleotid- und Linkeranteil des Enzym-Konjugates
fest, an welcher Stelle der Ziel-DNA und in welchem Abstand zum
Enzymanteil des Enzym-Konjugates die Triplexbildung zwischen TFS
der Ziel-DNA und Triplex-bildendem Olignukleotidanteil des Enzym-Konjugates erfolgt.
Die Spezifität
eines derartigen erfindungsgemäßen Enzym-Konjugates kann daher „programmiert" werden, d.h. selbst
im Falle von Ziel-DNA, die mehr als eine Erkennungssequenz für ein gewähltes Enzym
aufweist, wird durch Kopplung mit einem bestimmten Triplex-bildenden
Oligonukleotid und einem Linker (= „Programmierung") erreicht, dass
auf der Ziel-DNA genau eine Erkennungssequenz für das Konjugat aus Enzym und
TFO existiert. Sollte diese Erkennungssequenz für das Konjugat aus Enzym und
TFO mehr als einmal in einer genomischen Ziel-DNA auftreten, wird die
Anzahl derjenigen Stellen der Ziel-DNA, an die das Konjugat bindet,
dennoch gegenüber
der Anzahl der Bindungsstellen des unkonjugierten Enzyms minimiert
durch das Erfordernis einer der Erkennungssequenz des Enzyms benachbarten
TFS (s.o.).
Zur
Herstellung von Enzym-Konjugaten mit programmierbarer Spezifität wird das
Enzym chemisch über
einen Linker an ein Reagenz gekoppelt, das in der Lage ist, DNA
spezifisch zu erkennen. Dieses Reagenz wird nachfolgend als „Spezifitätsanker" bezeichnet.
Solche
Spezifitätsanker
sind z.B. Oligodesoxynukleotide oder Peptidnukleinsäuren (peptide
nucleic acids, PNA), welche doppelsträngige DNA spezifisch über die
Ausbildung einer Doppel- (duplex invasion oder double duplex invasion)
und/oder Tripelhelix erkennen können.
Die DNA-Erkennung über
Doppel- bzw. Tripelhelices erfolgt nach Regeln der Basenpaarung,
so dass vorhersagbar ist, welche Sequenz der zu verwendende Spezifitätsanker
aufweisen muss, um eine bestimmte Zielsequenz zu erkennen. Der Spezifitätsanker
muss eine Sequenzhomologie von mindestens 85 % zur TFS der Ziel-DNA
aufweisen. Bei einer Länge
des Spezifitäts
ankers von 12 Basenpaaren entspricht eine Sequenzhomologie von 85
% einer Fehlpaarung. Homologie meint dabei eine komplementäre Identität der intramolekularen
Nukleotidbasenpaarung von TFO und TFS, so dass 100 % Sequenzhomologie
bedeuten, dass jeder Nukleotidbase des TFO nach den Regeln der Basenpaarung
eine jeweils komplementäre
Nukleotidbase auf der TFS gegenübersteht.
Unter
Linker wird eine molekulare Verbindung verstanden, die mindestens
eine Kohlenwasserstoffkette aus mindestens zwei C-Atomen enthält, wobei
die Kette an zwei Stellen mit gleichen oder verschiedenen reaktiven
funktionellen Gruppen derivatisiert ist, wobei Linker mit zwei verschiedenen
reaktiven funktionellen Gruppen bevorzugt sind. Diese reaktiven
funktionellen Gruppen bilden in bekannten chemischen Reaktionen kovalente
chemische Bindungen aus, wobei zuerst eine der funktionellen Gruppen
an den Spezifitätsanker
und die andere an das Enzym bindet. Alternativ wird zuerst die kovalente
Bindung zwischen Linker und Enzym und danach diejenige zwischen
Linker und Spezifitätsanker
gebildet. Bei diesen chemischen Reaktionen handelt es sich beispielsweise,
aber nicht erschöpfend,
um die Bildung von Ether-, Thioether-, Ester-, Thioester- oder Amidbindungen.
Bevorzugt besteht der Linker aus der kovalenten Verknüpfung eines
5'-Link oder 3'-Link mit einem Crosslinker.
Dabei stellt der 5'-Link
oder 3'-Link eine
molekulare Verbindung dar, die 1. eine Kohlenwasserstoffkette aus
mindestens zwei C-Atomen
enthält,
2. an das 5'-Ende
oder 3'-Ende des
Spezifitätsankers
gebunden ist und die 3. an einer Stelle eine reaktive funktionelle
Gruppe enthält.
Dem Fachmann ist bekannt, dass Nukleinsäurederivate wie Oligodesoxyribonukleotide
(ODN) oder PNA, die chemisch mit einem solchen 5'-Link oder 3'-Link verbunden sind, kommerziell erhältlich sind.
Bei der reaktiven funktionellen Gruppe handelt es sich z.B. um eine
primäre
Aminogruppe.
Der
Crosslinker stellt eine molekulare Verbindung aus mindestens einer
Kohlenwasserstoffkette dar, wobei diese mindestens eine Kohlenwasserstoffkette
mindestens zwei C-Atome enthält
und an zwei Stellen reaktive funktionelle Gruppen enthält. Bei
den reaktiven funktionellen Gruppen handelt es sich beispielsweise um
Ester-, Carbonsäure-,
Imid- und/oder Aminogruppen, bevorzugt um Succinimidester- und Maleimidogruppen.
Stellt der Crosslinker einen Teil der erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
dar, so ist eine seiner reaktiven funktionellen Gruppen mit dem
Enzym und die andere mit der reaktiven funktionellen Gruppe des
chemisch an den Spezifitätsanker
gebundenen 5'-Link
oder 3'-Link jeweils
kovalent verbunden.
Unter „programmierbarer
Spezifität" wird im Rahmen der
vorliegenden Erfindung verstanden, dass die erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
dergestalt mit einer komplementären
DNA-Adresse versehen werden, dass ihre Wechselwirkung mit DNA nach
dem Fachmann bekannten Regeln genau einstellbar und hochspezifisch
ist.
Die
einzelnen Komponenten der erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate – Enzyme,
Spezifitätsanker, 5'-Link, 3'-Link und Crosslinker – sind nachfolgend
im Detail beschrieben.
Bei
den Enzymen, welche erfindungsgemäß über je einen Linker kovalent
an mindestens einen sog. Spezifitätsanker gebunden sind, handelt
es sich um
- – Typ II-Restriktionsendonukleasen,
wie beispielsweise, aber nicht erschöpfend AciI, AluI, BfaI, BsaJI,
BslI BsoFI, BssKI, BstUI, Cac8I, ChaI, Csp6I, CviJI, DdeI , DpnI
, DpnII, FmuI, Fnu4HI, HaeIII, HhaI , HinfI, HinPl, HpaII, MaeII,
MaeIII, MboI, MnlI, MseI, MspI, MwoI, NlaIII, NlaIV, RsaI, Sau3AI,
Sau96I, ScrFI , TaiI, TaqI , Tsp4CI , Tsps09I,
AclWI, Alw26I,
AlwI, AsuHPI, AvaII, BbvI, BccI, BcefI, BinI, BsbI, BscGI, BselI
BseNI, BsmAI, BsmFI, BspLUllIII, BsrI, BsrSI , Bst7lI BstF5I, BstNI,
CjeI, CjePI, EcoRII, FauI, FinI, FokI, HgaI, HphI, MboII, NciI, PleI,
SfaNI, SimI, TauI, TfiI, TseI, Tsp45I, TspRI, VpallAI,
AccI,
AflIII, ApoI, AvaI, BanI, BanII, BmgI, BsaI, BsaHI, BsaWI, BsiEI,
BsiHKAI, BsoBI, Bsp1286I, BsrFI, BstYI, DsaI, EaeI, EcoO109I, GdiII,
HaeI, HaeII, Hin4I, HincII, MmeI, MslI, MspAII, NspI, ScfI, StyI,
TafI, TthlllII, AatI, Accll3I, Acc65I, AclNI, AflII, Alw44I, ApaI,
ApaLI, AseI, Asp718I, AvrII, BalI, BamHI, BbuI, BbsI, BclI, BfrI,
BglII, BlnI, BpiI, BpmI, BsaI, BsaMI, BseRI, BsmBI, BsmI, Bsp120I,
Bspl407I, Bsp19I, BspHI, BspLUllI, BspMI, BspTI, BsrGI, Bstll07I,
Bst98I, DraI, Eamll04I, EarI, Ecll36II, Eco147I, Eco255I, Eco57I, EcoNI,
EcoRI, EcoRV, EcoT22I, HindIII, HpaI, KpnI, MfeI, MscI, NioI, NdeI,
NheI, NsiI, PstI, PvuII, SacI, ScaI, SpeI, SphI, SspI, SstI, StuI,
XbaI, AatII, BbeI, BsiI, BsiWI, BsmBI, BspDI, BsrBI, BssHII, Bst2BI,
ClaI, EagI, EciI, Eco47III, EheI, Esp3I, FspI, KasI, MluI, NarI,
NruI, Pfl1108I, PmlI, Psp1406I, PvuI, SacII, SnaBI, XhoI,
AscI,
BaeI, FseI, NotI, PacI, PmeI, PpuMI, RsrII, SanDI, SapI, SexAI,
StiI, SgfI, SgrAI, SrfI, Sse8387I, SwaI
AspI, BglI, BsgI, DraIII,
DsaV, EclXI, Ksp632I, MaeI, MamI, McrI, MunI, RleI, Ssp4800I,
- – andere
spezifisch DNA spaltende Nukleasen, insbesondere Homingendonukleasen,
wie beispielsweise, aber nicht erschöpfend, I-CreI, I-PpoI, F-SceI,
F-SceII, F-SuvI, F-TevI, F-TevII, I-AmaI, I-AniI, I-CeuI, I-CeuAIIP,
I-ChuI, I-CmoeI, I-CpaI, I-CpaII, I-CreI, I-CrepsbIP, I-CrepsbIIP,
I-CrepsbIIIP, I-CrepsbIVP, I-CsmI, I-CvuI, I-CvuAIP, I-DdiI, I-DdiII,
I-DiII, I-DmoI, I-HmuI, I-HmuII, I-HspNIP, I-LlaI, I-MsoI, I-NaaI,
I-NanI, I-NclIP, I-NgrIP, I-NitI, I-NjaI, I-Nsp236IP, I-PakI, I-PboIP,
I-PcuIP, I-PcuAI, I-PcuVI, I-PgrIP, I-PobIP, I-PorI, I-PorIIP, I-PpbIP,
I-PpoI, I-SPBetaIP, I-ScaI, I-SceI, I-SceII, I-SceIII, I-SceIV,
I-SceV, I-SceVI, I-SceVII, I-SexIP, I-SneIP, I-SpomCP, I-SpomIP,
I-SpomIIP, I-SquIP, I-Ssp6803I, I-SthPhiJP, I-SthPhiST3P, I-SthPhiS3bP, I-TdeIP,
I-TevI, I-TevII, I-TevIII, I-UarAP, I-UarHGPA1P, I-UarHGPA13P, PI-PspI
PI-SPBetaIP, PI-SceI, PI-TfuI, PI-TfuII, PI-ThyI, PI-TliI, PI-TliII.
- – DNA-Reparaturenzyme,
wie beispielsweise, aber nicht erschöpfend, MutH und Vsr,
- – DNA-Methyltransferasen,
wie beispielsweise, aber nicht erschöpfend, M.SssI, M.HhaI, EcoDam, DNA-Methyltransferasen
aus Säugern
oder katalytisch aktive aktive Fragmente davon, darunter beispielsweise
die humanen Methyltransferasen DNMT1, DNMT3a und DNMT3b,
Die
Bindung des Enzyms an den Linker erfolgt durch Ausbildung einer
kovalenten chemischen Bindung zwischen einer reaktiven funktionellen
Gruppe des Linkers und der auf der Oberfläche zugänglichen reaktiven funktionellen
Gruppe des Enzyms. Bei dieser auf der Oberfläche zugänglichen reaktiven funktionellen Gruppe des
Enzyms handelt es sich beispielsweise um ein singuläres Cystein
im Falle einer Restriktionsendonuklease oder um einen mit Hilfe
einer ortsspezifischen Mutagenese in eine Methyltransferase eingeführtes Cystein.
Alternativ sind beispielsweise Enzyme ohne oberflächlich zugängliches
Cystein einsetzbar, wobei in diesem Falle bevorzugt Oligonukleotidderivate
eingesetzt werden, die einen 5'-SH-Link oder 3'-SH-Link aufweisen.
Dem Fachmann ist bekannt, wie er weitere oberflächlich zugängliche funktionelle Gruppen
in Enzyme einführen
kann. Er kann diese Methoden, ohne den Schutzbereich der Patentansprüche zu verlassen,
verwenden, um die im Rahmen der vorliegenden Erfindung einzusetzenden
Enzyme gegebenenfalls dergestalt zu modifizieren, dass sie mit einem
Linker umsetzbar sind.
Bei
den Spezifitätsankern
handelt es sich um Oligonukleotide und Oligonukleotidanaloga – zusammengefasst
als „Oligonukleotidverbindungen" bezeichnet -, die
aus 10 bis 20 Nukleotiden bestehen, um eine spezifische Adressierung
zu gewährleisten
und eine Paarung einzugehen, die hinreichend stabil ist, um unter den
Reaktionsbedingungen in der Zelle oder in vitro eine Bindung des
Konjugats an die Zielsequenz sicherzustellen, die eine Sequenzhomologie
von mindestens 85 % zur TFS der Ziel-DNA aufweisen, beispielsweise
um
- – Oligodesoxyribonukleotide
(ODN) und ihre Derivate, darunter beispielsweise Oligonukleotide,
deren Phosphatgerüst
teilweise Phosphodiester- und teilweise oder ausschließlich modifizierte
Phosphorothioatgruppen aufweist, Methylphosphonat-, H-Phosphonat-
oder andere phosphatanaloge Gruppen aufweist oder durch andere Verbindungen
ersetzt ist, wie beispielsweise die Methylen(methylimino)- oder
Methylencarboxamid-Gruppe, sowie ODN, deren Riboseeinheit am 2'-C- oder 4'-C-Atom modifiziert
ist oder durch einen anderen Zucker ersetzt ist, wie beispielsweise
das α-Anomer
der Desoxyribose,
- – Peptidnukleinsäuren (PNA),
- – Threose-Nukleinsäureanaloga
(TNA), beispielsweise α-Threofuranosyl-(3'-->2')-Oligonukleotide, die mit DNA eine
Tripelhelix bilden oder spezifisch mit einem Strang der DNA eine
Paarung eingehen können
Dem
Fachmann ist bekannt, dass zahlreiche der genannten Oligonukleotide
und Oligonukleotidanaloga, mit einem 5'-Link oder 3'-Link versehen, kommerziell erhältlich sind,
während
er nicht kommerziell erhältliche,
beispielsweise mit einem 3'-
oder 5'-Link versehene
TNAs, PNAs und Oligonukleotidderivate mit β-anomerer Ribose mit Hilfe seines Fachwissens
selbst herstellen kann. Bevorzugt werden Olignukleotide und Oligonukleotidanaloga
mit einem 5'-Aminolink
verwendet, wobei es sich bei dem 5'-Aminolink beispielsweise um eine ω-Aminoalkylgruppe
mit 1 bis 20 C-Atomen handelt, besonders bevorzugt mit 2 bis 12
C-Atomen, verwendet, darunter α-Aminohexyl-
und ω-Amino-n-dodecylgruppen. Alternativ
werden Oligonukleotide und Oligonukleotidanaloga mit einem 5'-SH-Link oder 3'-SH-Link verwendet.
Als
Crosslinker, die kovalent an die reaktive funktionelle Gruppe des
5-Link oder 3'-Link
des Spezifitätsankers
und die oberflächlich
zugängliche
reaktive funktionelle Gruppe des Enzyms gebunden werden, sind Verbindungen
geeignet, die über
zwei reaktive funktionelle Gruppen verfügen, von denen eine spezifisch
mit der reaktiven funktionellen Gruppe des 5'-Link oder 3'-Link des TFO und die andere mit der
oberflächlich
zugänglichen
reaktiven funktionellen Gruppe des Enzyms verbunden wird, beispielsweise
eine Succinimidester- und eine Maleimidfunktion, wie es in N-(γ-Maleimidobutyryloxy-)succinimidester
der Fall ist. Weitere Crosslinker sind dem Fachmann bekannt und
können,
ohne den Schutzbereich der Patentansprüche zu verlassen, verwendet
werden. Die beiden reaktiven funktionellen Gruppen des Crosslinkers
sind bevorzugt in einem Abstand von 1 bis 20 CH2-Gruppen und ganz
besonders bevorzugt in einem Abstand von 6 bis 12 CH2-Gruppen angeordnet.
Erfindungsgemäß deckt
die durch Verknüpfung
von Crosslinker und 5'-Link
oder 3'-Link gebildete,
als Linker bezeichnete Einheit, auf der Ziel-DNA des Enzym-Konjugates einen
Abstand von mindestens 2 Basenpaaren, bevorzugt 2 bis 20 bp, zwischen
Erkennungssequenz für
das Enzym und der Adresse für
das TFO auf der Ziel-DNA ab.
Die
Herstellung der ertindungsgemäßen Enzyme
mit programmierbarer Spezifität
erfolgt durch eine kovalente Kopplung von Spezifitätsanker
und Enzym mit Hilfe bifunktioneller Crosslinker. Es werden kommerziell
erhältliche
Crosslinker wie beispielsweise N-(γ-Maleidobutyryloxy-)succinimidester
eingesetzt, die auf der einen Seite des Spezifitätsankers mit der reaktiven
funktionellen Gruppe des 5'-Link
oder 3'-Link reagieren
und auf der anderen Seite mit der oberflächlich zugänglichen, d.h. zum Lösungsmittel
hin exponierten, reaktiven funktionellen Gruppe des Enzyms, bei
der es sich beispielsweise um ein Cystein oder eine nicht natürliche Aminosäure handelt.
Das mit dem TFO verknüpfte
Enzym muss von dem freien Enzym abgetrennt werden, was durch chromatographische
Verfahren geschieht, beispielsweise durch Ionenaustauschchromatographie.
Tripelhelixbildung
mit Oligodesoxyribonukleotiden oder PNAs ist hochspezifisch. Während Oligodesoxyribonukleotide
eine DNA-Erkennungssequenz von 10 bis 20 Basenpaaren benötigen, können PNAs
jede Sequenz spezifisch erkennen. Die vorliegende Erfindung nutzt
diese Spezifität,
um die Spezifität
der DNA-Erkennung eines mit DNA interagierenden Enzyms zu erhöhen, indem
die inhärente
Spezifität
des mit DNA interagierenden Enzyms beibehalten und erweitert wird.
Damit wird sichergestellt, dass an der DNA eine chemisch definierte
Modifikation vorgenommen wird. So wird die DNA z.B. von einem erfindungsgemäßen TFO-Restriktionsendonuklease-Konjugat
weiterhin an der für
das Restriktionsenzym definierten Spaltposition gespalten. Ein erfindungsgemäßes TFO-Methyltransferase-Konjugat überträgt Methylgruppen
weiterhin nur auf die Zielbase innerhalb der Erkennungssequenz der
Methyltransferase. In beiden Fällen
werden durch die erfindungsgemäßen Konjugate
aber nicht alle Zielsequenzen dieses Enzyms auf der Ziel-DNA-gespalten
bzw. methyliert, sondern nur diejenigen, welche benachbart auch
die Erkennungssequenz für
das TFO aufweisen.
Die
erfindungsgemäßen hochspezifisch
mit DNA wechselwirkenden Enzym-Konjugate
mit programmierbarer Spezifität
sind für
zahlreiche Anwendungen geeignet, bei denen unterschiedliche Gene
und DNA-Sequenzen, unabhängig
davon, ob sie aus Prokarya, Eukarya oder Archaea stammen, gezielt
adressiert werden müssen
und/oder eine spezifische Manipulation von DNA erforderlich ist.
Unter gezielter Adressierung ist hierbei die exklusive Adressierung
von solchen Erkennungssequenzen eines Enzyms zu verstehen, die einer
TFS benachbart sind. Dabei findet keine enzymatische Reaktion an
solchen Erkennungsstellen des Enzyms statt, welche keiner TFS benachbart
sind. Eine spezifische Manipulation von DNA bedeutet, dass die Manipulation
ortsspezifisch bezogen auf Sequenz und Spalt- oder Modifikationsstelle
ist und eine definierte chemische Reaktion katalysiert wird.
So
können
programmierbare Restriktionsendonuklease-Konjugate zur Manipulation
großer
DNA-Moleküle
in vitro eingesetzt werden, da sie für die gezielte Spaltung jeder
geforderten Stelle der Ziel-DNA programmierbar sind. Unter „groß" werden dabei DNA-Moleküle verstanden,
die aus mindestens 10.000 Basenpaaren bestehen. Diese programmierbaren
Restriktionsenzym-Konjugate sind daher beispielsweise zur Klonierung
und Charakterisierung von kleinen und großen DNA-Fragmenten geeignet.
Die
erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
eignen sich für
das in vitro-Mapping genomischer DNA. Es ist für den Fachmann ersichtlich,
dass es hierbei – und
bei allen anderen in vitro-Verwendungen – nicht zwingend erforderlich
ist, dass die Erkennungssequenz für ein erfindungsgemäßes Enzym-Konjugat
auf der Ziel-DNA
nur ein einziges Mal vorkommt.
Zur
Verwendung in vitro sind solche erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate geeignet,
bei denen der Spezifitätsanker
eine Sequenzhomologie von mindestens 85 zur TFS der Ziel-DNA aufweist
und bei denen die an der Erkennungsequenz der Ziel-DNA stattfindende,
durch das Enzym-Konjugat katalysierte Reaktion mindestens zehnmal
schneller abläuft
als jede andere in Gegenwart des Enzym-Konjugats an anderen als der Erkennungssequenz
der Ziel-DNA ablaufende Reaktion. Bevorzugt werden solche erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
für in
vitro-Verwendungen eingesetzt, bei denen die Sequenzhomologie zwischen
TFO und TFS 90 % bis 100 % beträgt
und die durch das Enzym-Konjugat katalysierte Reaktion mindestens
100 mal schneller abläuft
als jede andere in Gegenwart des Enzym-Konjugats an anderen als
der Erkennungssequenz der Ziel-DNA ablaufende Reaktion.
Ganz
besonders bevorzugt sind Enzym-Konjugate, bei denen der Spezifitätsanker
eine Sequenzhomologie von 100 % zur TFS der Ziel-DNA aufweist und
die an der Erkennungsequenz der Ziel-DNA stattfindende, durch das
Enzym-Konjugat katalysierte Reaktion mindestens tausend Mal schneller
abläuft
als jede andere in Gegenwart des Enzym-Konjugats an anderen als
der Erkennungssequenz der Ziel-DNA
ablaufende Reaktion. Diese ganz besonders bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
eignet sich außerdem
für Verwendungen
in vivo, sofern auf der Ziel-DNA genau eine Erkennungssequenz für dieses
Enzym-Konjugat existiert und diese Erkennungssequenz genau einmal
auf der Ziel-DNA vorliegt.
Nach
dem derzeitigen Stand der Technik ist die geringe Ausbeute, mit
der in Zellen eingebrachte DNA durch Rekombination in das Gen integriert
wird, ein zentrales Problem der Gentherapie. Das Einbringen eines spezifischen
Doppelstrangbruchs erhöht
die Ausbeute der Rekombination mehr als 1000-fach. Die erfindungsgemäßen programmierbaren
Restriktionsendonuklease-Konjugate schneiden die DNA dagegen gezielt
an der Zielstelle, stimulieren dadurch die homologe Rekombination
und steigern damit die Effizienz des Austauschs von Ziel-DNA-Sequenzen mit dem
Ziel der DNA-Reparatur durch exogene DNA (gene targeting). Hierbei
ist auch sichergestellt, dass die exogene DNA an einem vorbestimmten
Ort in das Genom integriert wird. Programmierbare Restriktionsendonuklease-Konjugate eignen
sich somit für
die Gentherapie und die experimentelle Genetik zur Erzeugung von
Organismen, beispielsweise tierischen oder pflanzlichen Or ganismen,
mit Veränderungen
in der DNA-Sequenz. Des Weiteren stimulieren die erfindungsgemäßen hochspezifisch
mit DNA wechselwirkenden Enzyme die DNA-Reparatur in Zellen durch einen gezielten
Doppelstrangbruch.
Eine
gezielte DNA-Methylierung mit Hilfe der erfindungsgemäßen hochspezifisch
mit DNA wechselwirkenden Enzyme ist für die in vitro-Manipulation
von DNA geeignet, indem beispielsweise DNA gezielt an einem Adeninrest
einer GATC-Sequenz
methyliert und die modifizierte Sequenz durch das Restriktionsenzym DpnI
gezielt gespalten wird.
Da
DNA-Methylierung eine stabile Repression der Genexpression induziert,
eignen sich erfindungsgemäße programmierbare
DNA-Methyltransferasen zur Repression der Genexpression. Eine gezielte
Repression von Genen hat eine Reihe von biomedizinischen Anwendungen,
denen gemein ist, dass z.B. die Expression eines Krankheitsgens
inhibiert wird. Bei den in Frage kommenden gewünschten Inhibierungsreaktionen handelt
es sich beispielsweise um die Repression der Expression von Onkogenen
in der Tumortherapie oder die Repression der Expression viraler
Proteine bei der Bekämpfung
von viralen Infektionen. Bei amyloiden Speichererkrankungen (z.B.
Parkinson, Alzheimer) wird die Expression des Vorläuferproteins
inhibiert und damit die Progression der Krankheit gestoppt. Ein
Vorteil der erfindungsgemäßen programmierbaren
DNA-Methyltransferase-Konjugaten
ist, dass ein einmal verändertes
Methylierungsmuster der DNA stabil bleibt und vom zellulären Methylierungssystem
erhalten wird. Daher ist keine dauerhafte Anwesenheit der erfindungsgemäßen programmierten
DNA-Methyltransferase
erforderlich, und die genomische DNA-Sequenz der Zielzelle bleibt
unverändert.
Die
erfindungsgemäßen Enzym-Konjugate
sind des weiteren als Hilfsmittel für die biomedizinische Forschung
geeignet, beispielsweise für
die experimentelle Reduktion der Expression eines Gens, für die Herstellung
transgener Organismen oder zur Manipulation von DNA, besonders für die Manipulation
großer DNA-Moleküle.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann zur Herstellung von Kits verwendet werden, die Mittel zur Kopplung
von Crosslinkeren an Enzyme und mit einem 5'-Link oder 3'-Link versehene Spezifitätsanker
bereitstellen, so dass die mit einem 5'-Link
oder 3'-Link versehenen
Spezifitätsanker
zunächst
mit den bereit gestellten Crosslinkern und anschließend mit
den bereit gestellten Enzymen zu erfindungsgemäßen Enzymkonjugaten umgesetzt
werden. Dem Hersteller des erfindungsgemäßen Kits ist aus seinem allgemeinen
Wissen bekannt, wie er die einzelnen Komponenten des Kits, z.B.
Enzyme, Crosslinker, Spezifitätsanker
und Puffer, herstellt, formuliert und lagert.
Die
erfindungsgemäßen hochspezifisch
mit DNA interagierenden Enzym-Konjugate
mit programmierbarer Spezifität
können
als Arzneimittel für
Patienten zur Therapie, Diagnostik und Prophylaxe von Erkrankungen
verwendet werden, bei denen eine Störung der Genexpression auftritt,
wobei unter Störung
sowohl pathogene Hyper- als auch Hypoexpression verstanden wird.
Bei diesen Erkrankungen handelt es sich beispielsweise um Viruserkrankungen
(z.B. AIDS, Herpes simplex), Tumorerkrankungen (z.B. chronische
myeloische Leukämie),
amyloide Speichererkrankungen (Creutzfeld-Jakob-Krankheit, Morbus
Alzheimer, Morbus Parkinson). Des Weiteren zählen hierzu monogen hereditäre Erkrankungen,
dar unter Muskoviszidose (Cystische Fibrose), Phenylketonurie, Albinismus,
Adrenogenitales Syndrom, Mukopolysaccharidosen, Galaktosämie, hereditäre Taubstummheit,
Xeroderma pigmentosum, Sichelzellanämie, Brachydaktylie, Achondroplasie,
Apert-Syndrom, Neurofibromatose, Martan-Syndrom, Osteogenesis imperfecta
Typ I, Chorea Huntington, Myotone Dystrophie, Rot-Grün-Farbsinnstörungen,
Hämophilie
A und B, Muskeldystrophie Typ Duchenne/Typ Becker, Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel,
Glykogenspeicherkrankheiten (z.B. Pompe).
Der
Begriff Patient bezieht sich dabei gleichermaßen auf Menschen und Wirbeltiere.
Damit können
die Arzneimittel in der Human- und Veterinärmedizin verwendet werden.
Pharmazeutisch akzeptable Kompositionen von Verbindungen gemäß den Ansprüchen deren
Salze, Ester, oder Amide können,
sofern sie nach zuverlässiger
medizinischer Beurteilung keine übermäßige Toxizität, Irritationen
oder allergische Reaktionen am Patienten auslösen. Die therapeutisch wirksamen
Verbindungen der vorliegenden Erfindung können dem Patienten als Teil
einer pharmazeutisch akzeptablen Komposition entweder oral, rektal,
parenteral, intravenös, intramuskulär, subkutan,
intracisternal, intravaginal, intraperitoneal, intravasculär, intrathekal,
intravesikal, topisch, lokal (Puder, Salbe oder Tropfen) oder in
Sprayform (Aerosol) verabreicht werden. Die intravenöse, subkutane,
intraperitoneale oder intrathekale Gabe kann dabei kontinuierlich
mittels einer Pumpe oder Dosiereinheit erfolgen. Dosierungsformen
für die örtliche
Administration der erfindungsgemäßen Verbindungen
schließen
Salben, Puder, Zäpfchen,
Sprays und Inhalationsmittel ein. Die aktive Komponente wird dabei
unter sterilen Bedingungen mit einem physiologisch akzeptablen Trägerstoff
und möglichen
stabilisieren den und/oder konservierenden Zusätzen, Puffern, Verdünnungs-
und Treibmitteln je nach Bedarf vermischt.
Ausführungsbeispiele
1. Proteine und Oligonukleotide
Als
Bindungspartner zur Herstellung eines adressierten Restriktionsenzyms
wird die einzelsträngige Variante
scPvuII des Restriktionsenzyms PvuII verwendet, da in dieser Variante
ein einzelnes Cystein für
die Kopplung mit dem TFO einführbar
ist. Am C-Terminus von scPvuII wird ein His6-tag,
gefolgt von vier Glycinresten und einem Cysteinrest eingeführt: [2-157]-GSGG-[2-157]-H6G4C.
Diese
einen Cysteinrest enthaltende Variante des scPvuII-H6G4C wird durch eine PCR-basierte ortsspezifische
Mutagenese unter Verwendung von pRIZ'-scPvuII als Templat hergestellt. Die
PCR-basierte ortsspezifische Mutagenese ist dem Fachmann bekannt
und in RD Kirsch, E Joly: An imporved PCR-mutagenesis strategy for
two-site mutagenesis or sequence swapping between related genes.
Nucleic Acids Res 1998, 26, 1848-1850 beschrieben. Die Verwendung
von pRIZ'-scPvuII als Templat
ist dem Fachmann beispielsweise aus A Simoncsits, ML Tjornhammar,
T Rasko, A Kiss, S Pongor: Covalent joining of the subunits of a
homodimeric type II restriction endonuclease: single-chain PvuII
endonuclease, J Mol Biol 2001, 309, 89-97 bekannt. Die His6-tagged scPvuII-Variante wird nach der dem
Fachmann aus W Wende, W Grindl, F Christ, A Pingoud, V Pingoud:
Binding, bending and cleavage of DNA substrates by the homing endonuclease
PI-Scel, Nucleic Acids Res 1996, 24, 4123-4132 bekannten Methode
exprimiert und aufgereinigt und in 0,03 M K-Phosphat pH 7,2, 0,5
M NaCl, 0,2 M Imidazol, 1 mM EDTA, 1 mM DTT, 0,01 % Lubrol (w/v)
bei 4 °C
bis zur weiteren Verwendung gelagert.
Triplex
bildende Oligonukleotide (TFO) enthalten einen 5'-C6-Spacer oder einen 5'-C6-Spacer mit einer
terminalen Aminogruppe (Eurogentec, Köln, Deutschland): 5'-NH2-[CH2]6/12-MPMPMPMPMPPPPPPT-3', wobei M für 5-Methyl-2'-desoxycytidin und P für 5-[1-Propinyl]-2'-desoxyuridin steht.
2. Gelelektrophoretischer
Mobilitätsshift-Assay
Gelelektrophoretische
Mobilitätsshift-Assays
werden mit den TFO und einem komplementären doppelsträngigen Oligonukleotid
durchgeführt.
Hierzu werden 50 bis 500 nM TFO mit 500 nM 32P-markiertem
doppelsträngigem
5'-d(GAGAGAGAGAAAAAAA)
-3' in 10 mM Tris-Phosphat,
pH 7,2, 1 mM Spermin bei 37 °C
für 1h
in einem Volumen von 15 μl
inkubiert. Anschließend
werden 5 μl
10 mM Tris-Phosphat pH 7,2, 25 % (w/v) Sucrose zugegeben. Die Komplexbildung
wird mittels Gelelektrophorese über
15%-ige Polyacrylamidgele in 10 mM Tris-Phosphat, pH 7,2, bestimmt.
Nach der Elektrophorese werden die Gele getrocknet und die radioaktiven
Banden mit einem Instant Imager (Canberrra Packard) sichtbar gemacht.
Die quantitative Auswertung der gelelektrophoretischen Mobilitätsshift-Assays
ergibt für
die Bindung zwischen TFO und ds DNA eine Bindungskonstante Kass=6,4·10–7M–1.
3. Assay zur Untersuchung
des Schutzes von Restriktionsenzymen vor Spaltung
Der
Assay zur Untersuchung des Schutzes von Restriktionsenzymen vor
Spaltung wird mit einem 150 bp DNA-Substrat durchgeführt, das
eine FokI-Stelle und eine daneben liegende, die Spaltungsstelle
von FokI überlappende
Tripelhelix-Bildungsstelle
(TFS) stromabwärts
aufweist. 1 μM
Substrat wird in 10 mM Tris- Phosphat
pH 7,2 mit 10 μM
TFO oder – im
Falle der Kontrolle – einem
nicht spezifischen Hexadecadeoxyribonukleotid für 4 h bei 37 °C in 70 μl Gesamtvolumen
inkubiert. Anschließend
werden 40 U FokI in Spaltungspuffer bis zu einem Endvolumen von
100 μl zugegeben.
Nach 30, 60, 90, 120, 300, 600, 1200,1800, 2700 und 3600 Sekunden
werden 10 μl-Aliquote
entnommen und die Reaktion durch Zugabe von EDTA bis zu einer Endkonzentration
von 50 mM beendet. Nach Zugabe von 5 μl Ladepuffer (10 % w/v) Ficoll,
10 % (w/v) Glycerin, 0,2 % (w/v) Bromphenolblau, 0,2 % Xylencyanol)
wird der Spaltungsschutz durch Elektrophorese über 12 %-ige Polyacrylamidgele
in 80 mM Tris-Phosphat pH 8,2, 2 mM EDTA bestimmt. Die Banden werden
durch Färben des
Gels mit Ethidiumbromid (0,1 μg/ml)
und Bestrahlen mit UV-Licht sichtbar gemacht.
4. Crosslinking-Reaktion
Zur
Aktivierung des Oligonukleotids werden 500 μM TFO mit 40 mM des bifunktionalen
Crosslinkers N-(γ-Maleidobutyryloxy)-succinimidester
(GMBS) (Pierce Chemical, Rockford/Illinois, USA) in 140 mM NaCl, 2,7
mM KCl, 4,3 mM Na2HPO4,
1,4 mM K2HPO4, pH
7,2 (PBS-Puffer) für
eine Stunde bei 23 °C
inkubiert. Nicht umgesetzter Crosslinker wird mittels Anionenaustauschchromatographie
in zwei Schritten entfernt, wobei im ersten Schritt eine NAP®5-
und im zweiten Schritt eine NAP®-10-Säule (Amersham,
Braunschweig, Deutschland) verwendet wird. Das entsalzte aktivierte
TFO wird in einer Vakuumzentrifuge getrocknet. Reines, entsalztes
aktiviertes TFO wird in einer Ausbeute von >70 %, bezogen auf das als Edukt eingesetzte
nicht aktivierte TFO, erhalten. Das entsalzte aktivierte TFO wird
in 80 μl
PBS-Puffer gelöst.
Für die
Crosslinking-Reaktion zwischen Oligonukleotid und Protein werden
80 μM aktiviertes
TFO für
1 h bei 23 °C
mit 20 μM
scPvuII-H6G4C inkubiert.
Das scPvuII-H6G4C
wird zuvor für
4 h gegen PBS-Puffer dialysiert, um DTT zu entfernen. Die Ausbeute
der Crosslinking-Reaktion
wird mittels 15%-iger SDS-PAGE bestimmt.
5. Protein-TFO-Aufreinigung
Nicht
kovalent mit dem TFO verknüpfte
scPvuII-H6G4C wird
durch Anionenaustauschchromatographie von quervernetztem scPvuII-H6G4C-C6/C12-TFO
getrennt, wobei DE52 in 10 mM Tris-HCL pH 7,5, 3 mM EDTA und ein
linearer Gradient von 100 mM bis 400 mM NaCl verwendet werden. Der
Proteingehalt jeder Fraktion wird mittels 15 %-iger SDS-PAGE bestimmt.
scPvuII-H6G4C eluiert
mit dem ersten Durchfluss, d.h. bevor mit der Gradientenelution
begonnen wird, wohingegen scPvuII-H6G4C-C6/C12-TFO während der
Gradientenelution bei einer NaCl-Konzentration von 350 mM bis 390
mM eluiert. Das aufgereinigte scPvuII-H6G4C-C6/C12-TFO wird gegen PBS-Puffer dialysiert,
welcher 25 % PEG 10000 enthält,
und anschließend
bis zur weiteren Verwendung bei 4 °C gelagert.
6. Substrate für DNA-Spaltungsversuche
Für die DNA-Spaltungsversuche
werden radioaktiv markierte 239 bp-Substrate, die eine PvuII-Schnittstelle
enthalten, mittels PCR unter Verwendung von [α-32P]
dATP hergestellt. Als Templat für
die Herstellung des 239 bp-PCR-Produktes wird das pAT153-Plasmid
verwendet, welches eine PvuII- an Stelle einer BamHI-Schnittstelle enthält, wobei
die folgenden Primer eingesetzt werden:
5'-GGCCTCTTGCGGGAGATCTTCCATTCCGAC-3' und
5'-CGGTACTCGACGACAGTCGGCGCACATCAGACAGCTGACAGGACGGGTG-3'
(Die PvuII-Schnittstelle
ist CAGCTG).
Das
nicht adressierte 478 bp-Substrat enthält keine TFS-Stelle und wird
mittels PCR mit demselben Plasmid hergestellt, wobei [α-32P]dATP und 5'- ATAGGCGCCAGCAACCGCACCTGTG-3' und 5'-AATAGGCGTATCACGAGGCCCTTTC-3' als Primer verwendet
werden. Dieses nicht adressierte Substrat besitzt dieselbe Sequenz
wie die adressierten Spaltungssubstrate (siehe unten) mit Ausnahme
seiner größeren Anzahl
von Basenpaaren und der TFS. Alle Substrate werden über PCR-Säulen aufgereinigt
(Qiagen, Hilden, Deutschland). Die Reinheit wird mittels nativer
PAGE bestimmt. Die Konzentration wird unter der Voraussetzung bestimmt,
dass 1 OD260nm 50 ng/μl entspricht.
7. Kompetionsversuch:
Spaltung von Substraten mit und ohne TFS
In
diesem Kompetitionsversuch wird die Spaltung eines 478 bp-Substrates
ohne TFS mit derjenigen eines 239 bp-Substrates mit einer TFS im
Abstand von 9 bp zur PvuII-Schnittstelle verglichen. Es wird scPvuII-C12-TFO verwendet. Die Präinkubation des scPvuII-C12-TFO mit den jeweiligen DNA-Substraten
wird bei 23 °C
für 10-15
h in dem für
die Tripelhelixbildung geeigneten Puffer 10 mM Tris-Phosphat pH 7,2,
1 mM Spermin, 3 mM EGTA in Abwesenheit von Mg2+ durchgeführt, um
die Bindung der PvuII-Schnittstellen ohne benachbarte TFS sowie
DNA-Spaltung zu
verhindern, welche beide die Anwesenheit von Mg2+ erfordern.
Bei dieser Präinkubation
werden im Wesentlichen äquimolare
Konzentrationen von scPvuII-C12-TFO und
adressiertem DNA-Substrat eingesetzt, um eine im Wesentlichen stöchiometrische
Bindung der TFS zu erreichen und freies Enzym im Reaktionsgemisch
zu vermeiden. Die Spaltung wird durch Zugabe von PvuII-Spaltungspuffer,
bestehend aus 10 mM Tris-HCl pH 7,2, mit MgCl2 in
verschiedenen Konzentrationen gestartet. Dabei betragen die Endkonzentrationen
1,25 mM, 2,5 mM und 5 mM MgCl2. Die Präferenz für das adressierte
Substrat ist abhängig
von der MgCl2-Konzentration: Mit abnehmender
MgCl2-Konzentration nimmt die Geschwindigkeit
der Spaltung des nicht adressierten 478 bp-Substrates ab und erreicht
bei einer Konzentration von 1,25 mM MgCl2 den
Wert Null, wohingegen 5 die Geschwindigkeit der Spaltung des adressierten
239 bp-Substrates unverändert
bleibt (5a und 5b). Bei einer MgCl2-Konzentration von 1,25 mM liegen in der
Reaktionsmischung die gleichen Mengen an gebildetem Produkt und
scPvuII-C12-TFO vor, so lange die Menge des eingesetzten
scPvuII-C12-TFO die Menge des adressierten
Substrates nicht übersteigt.
Werden mehr als stöchiometrische
Mengen des Enzyms im Vergleich zur DNA zugegeben, so tritt zusätzlich Spaltung
des nicht adressierten Substrates ein, wobei die letztgenannte Spaltung
mit einer im Wesentlichen sehr geringen Geschwindigkeit verläuft.
8. Einfluss des Abstandes
zwischen TFS und PvuII-Schnittstelle und der Länge des Linkers auf die Spaltung
In
verschiedenen Abständen
zur PuvII-Schnittstelle wird durch ortsspezifische Mutagenese eine
angrenzende Tripelhelix-Bildungsstelle (TFS, triple helix forming
site) eingeführt,
und zwar 3, 5, 7, 9, 11 bzw. 13 bp stromabwärts der TFS, so dass alle adressierten
239mer-Substrate angrenzend an die PvuII-Schnittstelle (fett) dieselbe
Sequenz mit Ausnahme der TFS (unterstrichen) besitzen:
Außerdem werden
zwei scPvuII-TFO-Konjugate wie oben beschrieben hergestellt, die
sich nur in der Länge
des Linkers unterscheiden: scPvuII-C6-TFO
und scPvuII-C12-TFO. Um die DNA-Spaltung zu bestimmen, werden
45 nM jedes Substrats mit 5 nM scPvuII-H6G4C-C6-TFO bzw. scPvuII-C12-TFO bei 37 °C in 10 mM Tris-Phosphat pH 7,2,
10 mM MgCl2, und 1 mM Spermin gespalten.
Die Spaltung wird nach 5, 10, 20, 30, 60 bzw. 110 min durch Zugabe
von EDTA bis zu einer Endkonzentration von 50 mM beendet. Die Reaktionsprodukte
werden durch Elektrophorese über
12 %-ige PAGE-Gele bestimmt. Anschließend werden die Gele getrocknet
und die radioaktiven Banden mittels Autoradiographie unter Verwendung
eines Instant Imager-Systems (Canberra Packard, Rüsselsheim,
Deutschland) bestimmt.
Die
Ziel gerichtete Spaltung von 45 nM scPvuII-H6G4C-C6/C12-TFO wird
im Kompetitionsversuch durch gleichzeitiges Inkubieren mit je 45
nM des adressierten und des nicht adressierten Substrates in 10
mM Tris-Phosphat pH 7,2, 1 mM Spermin, 3 mM EGTA bei 23 °C für 12 bis
18 h untersucht. EGTA wird dem Präinkubationspuffer zugesetzt,
um Ca2+-Ionen zu komplexieren, die selbst
bei niedrigen Konzentrationen die spezifische Bindung des nicht
adressierten Substrates an die PvuII-Stelle stimulieren. Die Spaltungsreaktion
wird bei 37 °C
gestartet, indem identische Volumina des Spaltungspuffers 10 mM
Tris-HCl pH 7,2 zugegeben werden, die verschiedene Konzentrationen
an MgCl2 enthalten, wobei die Endkonzentration
an MgCl2 1,25 mM, 2,5 mM bzw. 5 mM beträgt. Die
Spaltungsreaktion wird gestoppt, und die Spaltungsprodukte werden
wie oben beschrieben bestimmt.
Die
Spaltungsgeschwindigkeiten der nicht adressierten Substrate sind
in allen Reaktionen, die mit 1,25 mM MgCl2 durchgeführt werden,
sehr gering und etwa 1.400-fach niedriger als die der adressierten
Substrate. Die Geschwindigkeitskonstanten für die Spaltung des nicht adressierten
Substrates durch scPvuII-C6-TFO bzw. scPvuII-C12-TFO betragen knicht
adressiert(C12) = 0,002 min–1 bzw.
knicht adressiert(C6) = 0,001 min–1.
Für die
adressierten Substrate ergeben sich bis zu 1.400-fach höhere Spaltungsgeschwindigkeiten,
siehe Tab. 1. Am schnellsten findet die Spaltung dabei statt, wenn
der Abstand zwischen PvuII-Schnittstelle und TFS 9 bp bis 11 bp
beträgt.
Bei Verwendung von scPvuII-C12-TFO stellt
auch die DNA mit 13 bp Abstand zwischen PvuII-Schnittstelle und
TFS ein gutes Substrat dar. Die für scPvuII-C12-TFO
ermittelten Spaltungsgeschwindigkeiten sind höher als die für scPvuII-C12-TFO. Die Spaltungsgeschwindigkeit von
Substraten, bei denen der Abstand zwischen PvuII-Schnittstelle und
TFS kürzer
als 7 bp ist, nimmt mit geringer werdendem Abstand ab, wobei dieser
Effekt bei scPvuII-C6-TFO stärker ist
als bei scPvuII-C12-TFO.
Spaltungsgeschwindigkeiten
der adressierten Substrate sowie die für die Reaktion in Gegenwart
von 1,25 mM MgCl2 bestimmten Präferenzen
sind in Tab. 1 dargestellt:
Tabelle
1: Geschwindigkeitskonstanten für
die Spaltung des 239 bp-Substrates durch scPvuII-
C6/C12-TFO
Tab.1
zeigt die Geschwindigkeitskonstanten der Spaltung für sechs
verschiedene adressierte 239 bp-Substrate, die sich im Abstand zwischen
PvuII-Spaltungsstelle und Tripelhelixbindungsstelle (TFS) unterscheiden.
Der angegebene Fehlerbereich basiert auf drei unabhängigen Messungen.
Die Spaltungspräferenz stellt
das Verhältnis
der Geschwindigkeitskonstanten des adressierten 239-bp-Substrates
und des nicht adressierten 478 bp-Substrates dar. Aufgeführt sind
die Daten für
die scPvuII-C6-TFO- und scPvuII-C12-TFO-Varianten, die sich in der Länge der
Spacer unterscheiden (6 oder 12 Methylengruppen zwischen Protein
und Oligonukleotid).
9. Adressierte Spaltung
von Plasmiden mit mehreren Schnittstellen
Für die Ziel
gerichtete Spaltung eines Plasmidsubstrates durch scPvuII-H6G4C-C6/C12-TFO
wird ein 5556 bp-Plasmid mit 5 PvuII-Stellen verwendet, das eine
PvuII-Schnittstelle im Abstand von 9 bp zu einer TFS aufweist. Wird
das überspirali sierte
Plasmids ohne Präinkubation
mit PvuII oder scPvuII-C12-TFO gespalten,
so resultieren fünf
Spaltungsfragmente.
Präinkubation
und Spaltung des überspiralisierten
und HindIII-linearisierten Plasmids werden wie für die PCR-Produkte beschrieben
durchgeführt.
Dabei werden scPvuII-C12-TFO und überspiralisiertes
bzw. HindIII-linearisiertes Plasmid in einem im Wesentlichen stöchiometrischen
Verhältnis
eingesetzt. Die Spaltungsprodukte werden mittels Elektrophorese über ein
0,8 %-iges Agarosegel bestimmt. Das Gel wird anschließend mit
SYBR Gold gefärbt
und mit Hilfe einer geeigneten Software analysiert (Biometra, Göttingen,
Deutschland). Die Analyse der Längen
der Spaltungsprodukte des überspiralisierten
und des linearisierten Plasmids zeigen, dass nur die adressierte
Schnittstelle geschnitten wird. Die quantitative Analyse der Intensitäten der
verschiedenen DNA-Banden ergibt Geschwindigkeitskonstanten für die Spaltung
der adressierten Schnittstelle des überspiralisierten und des linearisierten
Plasmids von küberspiralisiert =
1,4 min–1 sowie
klinear = 3,9 min–1.
Eine Spaltung im Bereich der PvuII-Schnittstellen ohne benachbarte
TFS wird nicht beobachtet, da eine etwa 1000-fach höhere Spaltungspräferenz für die adressierte
PvuII-Schnittstelle
vorliegt. Die Ergebnisse sind in 6 dargestellt.