DE102004038458B4 - Belüfteter Sitz, insbesondere Fahrzeugsitz, und Verfahren zum Belüften eines Sitzes - Google Patents
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Abstract
Sitz,
insbesondere Fahrzeugsitz, mit einer luft- und/oder feuchtigkeitsdurchlässigen Insassen-Anlagefläche (3)
an Sitzteil und/oder Rückenlehne, durch
welche mittels eines Gebläses
ein Luftstrom (8) führbar
ist und bei dem zwischen Gebläse
und einem Bereich abseits der Insassen-Anlagefläche mindestens ein Bypasskanal
(9) angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal
(9) mittels eines druck- oder druckdifferenzabhängig öffnenden Ventils (11) temporär verschließbar ist.
Description
- Die Erfindung betrifft einen Sitz, insbesondere einen Fahrzeugsitz, mit einer luft- und/oder feuchtigkeitsdurchlässigen Insassen-Anlagefläche an Sitzteil und/oder Rückenlehne, durch welche mittels eines Gebläses ein Luftstrom führbar ist, und bei dem zwischen Gebläse und einem Bereich abseits der Insassen-Anlagefläche mindestens ein Bypasskanal angeordnet ist, sowie ein Verfahren zum Belüften eines Sitzes, insbesondere eines Fahrzeugsitzes, bei welchem mittels eines Gebläses ein Luftstrom durch die Insassen-Anlagefläche herbeigeführt wird und bei dem zumindest temporär ein Bypassstrom zwischen Gebläse und einem Ort abseits der Insassen-Anlagefläche erzeugt wird.
- Stand der Technik
- Ein Sitz mit aktiver, also gebläsegestützter Klimatisierung ist aus der Druckschrift
EP 1 123 834 A1 bekannt. Der Sitz besteht aus einem luftdurchlässigen Sitzpolsterteil mit einem rückseitig eingelassenen Luftumlaufkanal. In diesen wird Luft mittels einer Belüftungseinrichtung eingeblasen, die durch gleichfalls luftdurchlässige, mehrschichtige Zwischenschichten und ein Bezugsmaterial in Richtung des Sitzinsassen entweicht. - Derartige Sitze haben sich in der Praxis bewährt. Wird jedoch ein besonders großer Anteil der luftdurchlässigen Sitzoberfläche vom Insassen abgedeckt, kann der Luftstrom im Sitz zusammenbrechen. Das Gebläse wird soweit gedrosselt, dass es außerhalb seines vorgesehenen Leistungsbereichs arbeitet. Jenseits dieser Pumpgrenze sind ein wirksamer Druckaufbau sowie eine brauchbare Förderleistung nicht mehr möglich. Infolge dessen steigen der Feuchtigkeitsgehalt im Sitzpolster, welcher angesaugten Staub oder Pollen binden kann, sowie der Geräuschpegel des Lüfters in unerwünschter Weise an. Durch alternative Verwendung eines leistungsstärkeren Gebläses stiege stattdessen die Strömungsgeschwindigkeit in der verbleibenden freien Oberfläche des Sitzes auch derart an, dass nicht zugfreies und dem Sitzinsassen somit unangenehmes Sitzklima geschaffen würde.
- In der Offenlegungsschrift
DE 199 33 994 A1 wird ein Zu- und Entlüftungssystem für einen Sitz beschrieben, bei dem gerade eine besonders hohe Strömungsgeschwindigkeit (Duscheffekt) in der Umgebung des Sitzinsassen erzeugt werden soll. Hierzu ist die Insassen-Anlagefläche mit einer Vielzahl von Ventilen ausgestattet, welche bei unbenutztem Sitz geschlossen, durch den Druck des Sitzinsassen jedoch geöffnet werden. Der intensive Kontakt zwischen Gasströmung und Körper des Insassen kann zu therapeutischen Zwecken, beispielsweise zu einer Ozonbehandlung, genutzt werden. - Zur Verwendung in einem Sitz, in welchem über einen gegebenenfalls sehr langen Zeitraum eine nahezu gleichbleibende Haltung eingenommen wird, ist eine derartige Ausführung nicht geeignet.
- Die
DE 198 24 191 A1 beschreibt einen Fahrzeugsitz, der an eine zentrale Klimaanlage angebunden ist. Die Anlage ist dahingehend steuerbar gehalten, den Sitz parallel zu oder anstelle von einer direkten Beströmung des Fahrgastraumes durch einen Fußraum-Luftauslaß dem von ihr gelieferten Luftstrom auszusetzen. - In der
WO 2001/05623A1 - Ein ähnlicher Gegenstand ist in der
US 6 291 803 B1 beschrieben, wobei jedoch mehr als eine Klappe elektrisch verstellbar vorgesehen ist. - Nachteilig bei diesen Systemen ist der erhebliche und damit kostenträchtige Aufwand, der erforderlich ist, um dem Lastfall eines Luftstaus, der bei mehrheitlicher Abdeckung der Ausströmöffnungen in der Sitzfläche bewirkt wird, durch selbsttätig ausgleichende Regelung unter Verwendung eines Bypass-Kanals zu entsprechen.
- Aufgabe
- Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Sitz bereitzustellen, der mit einfachen Mitteln auch bei langer Nutzdauer ein angenehmes Sitzklima erzeugt.
- Lösung
- Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass bei einem gattungsgemäßen Sitz der Bypasskanal mittels eines druck- oder druckdifferenzabhängig öffnenden Ventils temporär verschließbar ist. Die zusätzliche Luftabfuhr erfolgt also nur dann, wenn ein Austritt über die Insassen-Anlagefläche ganz oder zumindest maßgeblich unterbunden wird, ohne daß dafür ein aufwendiges Regelsystem mit einer zentralen Steuerung erforderlich wäre. Weiterhin braucht das Gebläse dabei nicht ständig einen Luftüberschuß bereitzustellen.
- Das Gebläse kann nach einer ersten Alternative als Sauggebläse ausgebildet werden, wobei das Ventil bei einem einen vorgegebenen Grenzwert unterschreitenden Unterdruck im Bypasskanal öffnet. Es ist jedoch auch möglich, das Gebläse als Druckgebläse auszubilden und das Ventil bei einem einen vorgegebenen Grenzwert überschreitenden Überdruck im Bypasskanal öffnen zu lassen. In beiden Fällen kann das Ventil dieses bis zum Erreichen des vorgegebenen Grenzwertes in Schließstellung haltende elastische Mittel, insbesondere eine auf eine Ventilklappe wirkende Feder oder eine elastisch verformbare Schließklappe, aufweisen. Der konstruktive Aufwand zur Durchführung der Erfindung ist auf diese Weise sehr gering.
- Vorzugsweise mündet der Bypasskanal aus einem mit dem Gebläse verbundenen, unterhalb der Insassen-Anlagefläche angeordneten Luftführungskanal aus und in einen von der Stützstruktur des Sitzes gebildeten Raum ein. Bei dieser Anordnung ist die Gefahr gering, dass der Bypasskanal durch Verformungen des Sitzpolsters durch das Körpergewicht des Sitzinsassen ungewollt verschlossen wird. Besonders einfach läßt sich ein Ventil in diesem Fall dadurch herbeiführen, dass im Mündungsbereich des Bypasskanals an der Stützstruktur eine federnde Ventilklappe angeordnet wird, die bei einer vorgegebenen Druckdifferenz zwischen beiden Klappenseiten öffnet.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 8 zum Belüften eines Sitzes, insbesondere eines Fahrzeugsitzes, ist dadurch gekennzeichnet, dass zumindest temporär ein Bypassstrom in Abhängigkeit vom Druck des Luftstroms verändert, insbesondere temporär unterbunden, wird.
- Figuren
- Die Figuren stellen beispielhaft und schematisch verschiedene Ausführungen der Erfindung dar.
- Es zeigen:
-
1a einen Sitzteil eines ersten erfindungsgemäßen Fahrzeugsitz in ungenutztem Zustand im Querschnitt, -
1b den Sitz nach1a mit weitgehend abgedeckter Insassen-Anlagefläche, -
2a einen Fahrzeugsitz nach einer anderen Ausführung der Erfindung ohne Sitzinsassen, -
2b den Sitz nach2a in besetztem Zustand. - Das in
1a und1b dargestellte Sitzteil eines Fahrzeugsitzes besteht aus einer metallischen Stützstruktur1 , welche mit einem Polsterkörper2 aus einem Schaumstoff, beispielsweise Polyurethanschaum, versehen ist. Im Bereich der Insassen-Anlagefläche3 ist der Polsterkörper2 oberhalb eines Luftführungskanals4 mit einem Abstandsgewirke5 und einem luft- und/oder feuchtigkeitsdurchlässigen Bezug6 ausgestattet. Diese Anordnung dient der gleichmäßigen Verteilung eines von einem Druckgebläse7 eingespeisten und über die Insassen-Anlagefläche ausströmenden Luftstromes8 . - Seitlich münden Bypasskanäle
9 aus dem Luftführungskanal4 aus, die bis in C-förmige Räume10 innerhalb der Metallstruktur1 reichen. Im Austrittsbereich sind die Bypasskanäle9 durch Ventile11 in Form elastisch verformbarer Schließklappen12 verschließbar, die oberhalb der Ausmündung der Bypasskanäle9 an der Stützstruktur1 befestigt sind. - In
1a ist der Fahrzeugsitz unbenutzt, so dass über die gesamte Insassen-Anlagefläche3 ein gleichmäßiger, die Klimatisierung des Fahrzeuginnenraums insgesamt unterstützender Luftstrom8 austreten kann. Eine Luftströmung durch die Bypasskanäle9 (Bypassstrom) ist nicht erforderlich, da das Druckgebläse7 in einem günstigen Arbeitsbereich betrieben wird. Der Luftaustritt wird daher durch die Ventile11 unterbunden. - Wird die Insassen-Anlagefläche
3 hingegen weitgehend abgedeckt (Insasse13 ), wie in1b gezeigt, werden der dortige Luftaustritt herabgesetzt und der Druck im Luftführungskanal4 durch einen erheblichen Anstieg des Strömungswiderstands erhöht. Infolge dessen öffnen die Ventile11 durch elastische Verformung der Schließklappen12 , so dass sich der Druck im Luftführungskanal4 auf ein dem Druckgebläse7 zuträgliches Maß senkt. Die Luftströmung8' durch die verbleibende freie Oberfläche des Bezugs6 nimmt weiterhin keine unangenehme Stärke an. - Bei der Ausführung nach
2a und2b ist das Gebläse als Sauggebläse14 ausgebildet, dass Luft aus dem Luftführungskanal4 ansaugt und mitgeführte Feuchtigkeit nach unten aus dem Sitzteil ausbläst. Die Ventile11 weisen jeweils einen Kegelsitz15 auf, in welcher entgegen der Ansaugrichtung mittels einer Feder16 ein Schließkörper17 gepreßt wird. Wird die Luftzufuhr durch die Insassen-Anlagefläche gestört (2a ), sinkt der Druck im Luftführungskanal4 ab, bis die Kraft der Feder16 überwunden und der Schließkörper17 aus dem Kegelsitz15 abgehoben wird. Nachfolgend kann der Luftstrom durch den Bypasskanal9 das Sauggebläse14 entlasten. -
- 1
- Metallstruktur
- 2
- Polsterkörper
- 3
- Insassen-Anlagefläche
- 4
- Luftführungskanal
- 5
- Abstandsgewirke
- 6
- Bezug
- 7
- Druckgebläse
- 8
- Luftstrom
- 9
- Bypasskanal
- 10
- Raum (innerhalb der Metallstruktur)
- 11
- Ventil
- 12
- Schließklappe
- 13
- Insasse
- 14
- Sauggebläse
- 15
- Kegelsitz
- 16
- Feder
- 17
- Schließkörper
Claims (8)
- Sitz, insbesondere Fahrzeugsitz, mit einer luft- und/oder feuchtigkeitsdurchlässigen Insassen-Anlagefläche (
3 ) an Sitzteil und/oder Rückenlehne, durch welche mittels eines Gebläses ein Luftstrom (8 ) führbar ist und bei dem zwischen Gebläse und einem Bereich abseits der Insassen-Anlagefläche mindestens ein Bypasskanal (9 ) angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal (9 ) mittels eines druck- oder druckdifferenzabhängig öffnenden Ventils (11 ) temporär verschließbar ist. - Sitz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gebläse als Sauggebläse (
14 ) ausgebildet ist und das Ventil (11 ) bei einem einen vorgegebenen Grenzwert unterschreitenden Unterdruck im Bypasskanal (9 ) zu öffnen ist. - Sitz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gebläse als Druckgebläse (
7 ) ausgebildet ist und das Ventil (11 ) bei einem einen vorgegebenen Grenzwert überschreitenden Überdruck im Bypasskanal (9 ) zu öffnen ist. - Sitz nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Ventil (
11 ) dieses bis zum Erreichen des vorgegebenen Grenzwertes in Schließstellung haltende elastische Mittel, insbesondere eine auf einen Schließkörper (17 ) wirkende Feder (16 ) oder eine elastisch verformbare Schließklappe (12 ), aufweist. - Sitz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal (
9 ) aus einem mit dem Gebläse verbundenen, unterhalb der Insassen-Anlagefläche (3 ) angeordneten Luftführungskanal (4 ) ausmündet. - Sitz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypasskanal (
4 ) in einen von der Stützstruktur (1 ) des Sitzes gebildeten Raum (10 ) einmündet. - Sitz nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Ventil (
11 ) eine im Mündungsbereich des Bypasskanals (9 ) an der Stützstruktur (1 ) angeordnete Schließklappe (12 ) aufweist. - Verfahren zum Belüften eines Sitzes, insbesondere eines Fahrzeugsitzes, bei welchem mittels eines Gebläses ein Luftstrom (
8 ) durch die Insassen-Anlagefläche (3 ) herbeigeführt wird und bei dem zumindest temporär ein Bypassstrom zwischen Gebläse und einem Ort abseits der Insassen-Anlagefläche (3 ) erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Bypassstrom in Abhängigkeit vom Druck des Luftstroms verändert, insbesondere temporär unterbunden wird.
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