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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dämpfkrafteinstellung gemäß dem Oberbegriff
von Patentanspruch 1.
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Schwingungsdämpfer mit
einer festen Dämpfkrafteinstellung
werden nach der Vorgabe einer Dämpfkraftkennlinie
abgestimmt. Dazu werden ausgiebige Testfahrten unter verschiedensten
Randbedingungen unternommen, wobei die Testfahrer nach mehr oder
weniger subjektiven Empfindungen entscheiden, ob eine gute Fahrwerksabstimmung
vorliegt. Die Testfahrten verlangen von den Testfahrern sehr große Erfahrungen, um
zu entscheiden, ob wirklich ein guter Kompromiss zwischen einer
sicheren und einer komfortablen Schwingungsdämpferabstimmung erreicht wurde.
Auch für
gleichartige Fahrzeugkarosserietypen, aber verschiedenen Motorisierungen
müssen
jeweils die Test- und Abstimmungsprozeduren vorgenommen werden,
die einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand mit sich bringen.
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Bei
Schwingungsdämpfern
mit verstellbarer Dämpfkraft,
insbesondere stufenlos verstellbarer Dämpfkraft, bestehen größere Freiheitsgrade
bei der Dämpfkraftabstimmung,
da für
die sensierten Fahrsituation zumindest in Grenzen angepasste Dämpfkrafteinstellungen
genutzt werden können.
Als Maß für die Wahl
der Dämpfkrafteinstellung
dienen vorwiegend die Kriterien der Fahrsicherheit und des Komforts,
wobei der Komfort nicht definiert ist, sondern subjektiv ebenso
wie bei den nicht verstellbaren Schwingungsdämpfern von Testfahrern bestimmt
wird.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Dämpfkrafteinstellung
bei einem Schwingungsdämpfer
zu realisieren, das zumindest als Grundlage für eine Feinabstimmung des Schwingungsdämpfers genutzt
werden kann.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe dadurch gelöst,
dass ein Kriterium für
die Einstellung des Schwingungsdämpfers
darin besteht, dass der mindestens eine Dämpfungsfaktoren derart gewählt wird,
dass für
eine gegebene Anregungsfunktion die Summe der geleisteten Federarbeit
innerhalb des Mehrmassenschwingsystems ein Minimum einnimmt.
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Der
große
Vorteil des Verfahrens besteht darin, dass bei Kenntnis von nur
wenigen Fahrzeugparametern eine Berechnung durchgeführt werden
kann, um zumindest eine Basisdämpfkraftkennlinie
für den
Schwingungsdämpfer
zu erreichen. Darauf aufbauend können
sicherlich fahrzeug- und herstellerspezifische Abwandlungen vorgenommen
werden. Man spart erhebliche Aufwändungen für Testfahrten ein, die sehr
kosten- und zeitintensiv sind.
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Des
weiteren ist vorgesehen, dass ein Kriterium für die Einstellung des Schwingungsdämpfers darin besteht,
dass der mindestens eine Dämpfungsfaktor
derart gewählt
wird, dass die Summe der Beschleunigungen der Massen innerhalb des
Mehrmassenschwingsystems auf ein Minimum beschränkt ist. Bei einem Kraftfahrzeug
werden die auftretenden Beschleunigungen direkt von den Insassen
wahrgenommen und prägen deshalb
das Komfortempfinden wesentlich.
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Alternativ
oder ergänzend
besteht ein Kriterium für
die Einstellung des Schwingungsdämpfers
darin, dass der mindestens eine Dämpfungsfaktoren derart gewählt wird,
dass für
eine gegebene Anregungsfunktion die Summe der Geschwindigkeiten
der Massen innerhalb des Mehrmassenschwingsystems auf ein Minimum beschränkt ist.
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Ebenfalls
kann ein Kriterium für
die Einstellung des Schwingungsdämpfers
darin bestehen, dass der mindestens eine Dämpfungsfaktor derart gewählt werden,
dass für
eine gegebene Anregungsfunktion die Summe der Wege der Massen innerhalb
des Mehrmassenschwingsystems auf ein Minimum beschränkt ist.
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Die
Auswahl des Kriterium bestimmt sich maßgeblich nach der realen Anwendung
der Erfindung. Bei einem Kraftfahrzeug kann z. B. die energieoptimierte
und/oder die beschleunigungsoptimierte Bestimmung des Dämpfungsfaktors
sinnvoll sein, hingegen bei einem Bauwerk, dass erdbebensicher federnd
und gedämpft
gelagert ist, z. B. die weg- und/oder geschwindigkeitsminimierte
Auslegung des Dämpfungsfaktors.
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Das
Produkt aus Dämpfungsfaktor
und Hubgeschwindigkeit der Masse ergibt die Dämpfkraft bei der besagten Hubgeschwindigkeit.
Zur Bestimmung einer Dämpfkraftkennlinie
in einem kleineren Geschwindigkeitsbereich der zu bedämpfenden
Massen wird dabei ein energieoptimierter Dämpfungsfaktor als Bezugsgröße verwendet.
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Ergänzend wird
zur Bestimmung einer Dämpfkraftkennlinie
bei großen
Geschwindigkeiten der zu bedämpfenden
Massen ein beschleunigungsoptimierter Dämpfungsfaktor als Bezugsgröße verwendet.
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Im
Rahmen des Verfahren wird aus den beteiligten Massen und Federn
eine Übertragungsfunktion zwischen
der Anregungsfunktion und der Antwortfunktion berechnet. Zur Bestimmung
der Dämpfungskonstante
wird zumindest die Amplitudengangfunktion der Übertragungsfunktion verwendet.
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Des
weiteren wird von der Anregungsfunktion eine Frequenzanalyse bezogen
auf die Wegamplitude vorgenommen.
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Alternativ
können
die Amplitudengänge
zwischen der Anregungsfunktion und den Weg- und/oder Geschwindigkeits-
und/oder Beschleunigungsamplituden der beiden Massen auch ohne exakte
Kenntnis der Übertragungsfunktion
experimentell bestimmt werden, in dem die Bewegungen der Massen
sensiert und im Hinblick auf ein Mehrmassenschwingsystem ausgewertet
werden.
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Anhand
der folgenden Figurenbeschreibung soll die Erfindung näher erläutert werden.
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Es
zeigt:
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1 Prinzipdarstellung
eines Kraftfahrzeugs als Zweimassenschwingsystem
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2 Schaubild
mit der Funktion Energie des Zweimassenschwingsystems in Abhängigkeit
des Dämpfungsfaktors
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3 Dämpfkonstante
als Funktion der Hubgeschwindigkeit
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4 Dämpfkraft
als Funktion der Hubgeschwindigkeit
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5 Linienmodell
eines Kraftfahrzeugs mit verstellbarer Dämpfkraft
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Die 1 zeigt
vereinfacht eine Prinzipdarstellung eines Kraftfahrzeugs als Zweimassenschwingsystem.
Ein Fahrzeugaufbau 1 stellt eine erste Masse mA dar,
die von mindestens einer Fahrzeugtragfeder 3 mit der Federrate
ca gestützt
wird, indem die Fahrzeugtragfeder zwischen der ersten Masse mA und einem Rad 5 als Teil einer
Fahrzeugachse mit einer zweiten Masse mR angeordnet
ist. Funktional parallel zu der Fahrzeugtragfeder ist ein Schwingungsdämpfer 7 mit
einer Dämpfungskonstante
D vorgesehen.
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Das
Rad 5 verfügt über eine
Federung, die von einem Reifen gebildet wird, der eine Federrate
cR und ebenfalls eine Dämpfungskonstante aufweist.
Ausgehend von einem Profil einer Straße 9 wird das Zweimassenschwingsystem
angeregt. Dabei führt
der Aufbau eine Bewegung xA und das Rad
inklusive radseitigen Achsteilen eine Bewegung xR aus.
Die von der Straße
ausgehende Anregung liegt als ein Frequenzprofil vor. Es kann z.
B. sein, dass die Straße
ein über
einen größeren Längenabschnitt
ein Wellprofil aufweist und dieses Wellprofil aufgrund der schlechten
Straßenoberfläche mit
hochfrequenten Anregungen überlagert
ist.
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Bisher
wurde der Schwingungsdämpfer 7 im
Hinblick auf seinen Dämpfungsfaktor
durch Versuchsfahrten und subjektiven Einschätzungen aus Testfahrten bestimmt.
Ausgehend von der Erfindung soll ein Kriterium für die Einstellung des Schwingungsdämpfers darin
bestehen, dass die Dämpfungsfaktoren
derart gewählt
wird, dass die Summe der geleisteten Federarbeit innerhalb des Mehrmassenschwingsystems
ein Minimum einnimmt.
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Die
Energie einer schwingenden Masse bei einer gegebenen Frequenz ist
gegeben durch
(m = Masse, z. B. m
A, ω =
Frequenz und x = Amplitude)
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Für das Zweimassenschwingsystem
gemäß der
1 ist
die Summe der Schwingungsenergie des Aufbaus und des Rades zu berücksichtigen.
Daraus ergibt sich für
die Erfindung die mathematische Gleichung:
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- = Wegamplitude der
Masse xm
- D
- = Dämpfungskonstante
- xω
- = Fouriertransformierte
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Alternativ
besteht die Möglichkeit,
dass der Dämpfungsfaktor
D derart gewählt
wird, dass ein minimaler Weg der Massen auftritt, z. B. für die Auslegung
einer Bauwerks-Lagerung
oder bei einem Fahrzeug, dass für Rennsporteinsätze bestimmt
ist.
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Die
Bedingung für
minimale Schwinggeschwindigkeiten der Massen lautet
und für minimale
Beschleunigungen
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Der
Term
stellt die Übertragungsfunktion
zwischen Anregungsamplitude von der Strasse und Amplitude der jeweiligen Masse
dar. Diese Übertragungsfunktion
kann anhand der beteiligten Massen und Federn berechnet oder experimentell
ermittelt werden. Hinsichtlich der Berechnung der Übertragungsfunktion
wird auf Regelungstechnik, Otto Föllinger, Hüthig Verlag verwiesen, Isbn
3-7785-1808-9. Für
das Verfahren wird von der Anregungsfunktion eine Frequenzanalyse
bezogen auf die Wegamplitude vorgenommen. Beispielhaft kann man
die Frequenzanalyse nach dem allgemein bekannten "Fourier-Analyse" vornehmen. Anhand
der genannten Gleichung (2) in Verbindung mit der Übertragungsfunktion
und der entsprechenden Frequenz rechnet man mit verschiedenen Dämpfungsfaktoren
D. Dabei stellt sich ein Kurvenverlauf entsprechend der
2 ein.
Sowohl die gesamte Federarbeit aller beteiligten Feder als auch
die Reifenarbeit an der Radmasse m
R nehmen
ein ausgeprägtes
Minimum ein, wobei die beiden Minima nahezu in Verbindung mit einem
gemeinsamen Dämpfungsfaktor
auftreten. Mit der Gleichung (2) kann durch Variation des Dämpfungsfaktors
die energetischoptimierte Dämpfungskonstante
D ermittelt werden.
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Den
optimierten Dämpfungsfaktoren
D kann man Geschwindigkeiten v (m/s) zu ordnen, wie die 3 zeigt.
Dabei steht DE für
energieoptimiert und DB für
beschleunigungsoptimiert. Die positive Geschwindigkeitsachse beschreibt
den Bewegungszustand, wenn sich die Massen ma und
mR voneinander während einer Schwingbewegung
wegbewegen und die negative Geschwindigkeitsachse bezieht sich auf
den Bewegungszustand der beiden Achsen, wenn sie sich aufeinander
zu bewegen. Bei einem Schwingungsdämpfer betrifft die positive
Geschwindigkeitsachse eine Zugbewegung, bei der eine Kolbenstange
aus einem Zylinder ausfährt
und die negative Geschwindigkeitsachse eine Druckbewegung, bei der
die Kolbenstange in den Zylinder einfährt. Zur Bestimmung einer Dämpfkraftkennlinie
wird in einem kleinen Geschwindigkeitsbereich der zu bedämpfenden
Massen ein energieoptimierter Dämpfungsfaktor
als Bezugsgröße und bei
großen
Geschwindigkeiten der zu bedämpfenden
Massen ein beschleunigungsoptimierter Dämpfungsfaktor als Bezugsgröße verwendet.
Modellrechnungen haben ergeben, dass die energieoptimierte Dämpfungskonstante
D deutlich größer als
die beschleunigungsoptimierte Dämpfungskonstante.
Bei kleinen Geschwindigkeiten der Kolbenstange ist eine größere Dämpfungskonstante
sinnvoll, um eine sichere Straßenlage
zu erreichen. Deshalb wird für
diesen Geschwindigkeitsbereich auch der energieoptimierte Dämpfungsfaktor
verwendet. Bei großen Kolbenstangengeschwindigkeiten
verwendet man den beschleunigungsoptimierte Dämpfungsfaktor, um die maximal möglichen
Dämfungskräfte nicht
zu groß werden
zu lassen und damit den Fahrkomfort zu erhalten.
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Aus
langjährigen
Erfahrungen aber auch aus der Fachliteratur ist bekannt, dass die
Dämpfkräfte der Druckbewegung
etwa 1/3 der Dämpfkräfte der
Zugbewegung betragen. Des weiteren sind für die Druckbewegung die beschleunigungsabhängigen Kräfte maßgeblich,
da diese für
Fahrzeuginsassen komfortbestimmend sind. Multipliziert man nun die
Dämpfungskonstanten
der 3 mit den zugehörigen Geschwindigkeitsparametern
auf der Abszisse, dann stellt sich eine Dämpfkraftkennlinie gemäß der 4 ein.
Vergleiche der berechneten Dämpfkraftkennlinie
nach 4 mit einem bereits serienmäßig abgestimmten Schwingungsdämpfer haben
gezeigt, dass die Abweichungen zu der realen Dämpfkraftkennlinie sehr klein
sein. Daraus ergibt sich die Möglichkeit,
dass man die Schwingungsdämpferauslegung
schon vornehmen kann, auch wenn noch kein Fahrzeug vorliegt, sondern
nur die benötigten
Fahrzeugdaten wie Aufbaumasse, Radmasse, Federraten und Reifendämpfung bekannt
sind.
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Bei
Fahrzeug mit einem verstellbaren Schwingungsdämpfer und damit variablen Dämpfungskonstanten
ergeben sich noch weitere Möglichkeiten.
Die 5 zeigt ein Linienmodell eines Kraftfahrzeugs,
dessen Fahrzeugaufbau 1 von einer Vorder- 6 und
einer Hinterachse 8 getragen wird. Beide Achsen verfügen über aufbauseitig
gelagerte Lenker 10 mit Radträger 11, wobei zwischen
den Achsen und dem Fahrzeugaufbau jeweils Schwingungsdämpfer 7 und
Fahrzeugtragfedern 3 angeordnet sind. Am Fahrzeugaufbau
ist mindestens ein Sensor 17 befestigt, der ein aufbauseitiges
Vertikalbeschleunigungssignal bereitstellt. Des weiteren ist an einem
Lenker oder dem Radträger
ein Beschleunigungssensor 19 angeordnet, der eine Relativbewegung
des Lenkers 9 oder des Radträgers 11 zur Radaufstandsfläche 9 in
ein radseitiges Beschleunigungssignal umsetzt. Signalleitungen der
Sensoren sind an eine Rechnereinheit 23 angeschlossen.
Die Rechnereinheit umfasst einen Speicher 25, indem die
Federarbeit mindestens eines Reifens 27 des Rades einer
der Achsen bezogen auf eine definierte Anregung abgelegt ist.
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Aus
der Summe der Masse mA des Aufbaus multipliziert
mit der aufbauseitigen Vertikalbeschleunigung des Rades und der
ungefederten Achsmasse multipliziert mit der vertikalen Radbeschleunigung
berechnet sich eine auf den Reifen 27 wirkende Reifenkraft.
Die Bewegung der Radmasse, insbesondere der Federungsweg der Radnabe
zur Fahrbahn, multipliziert mit der auf den Reifen wirkenden Kraft
stellt die momentane Federarbeit des Reifens dar. Der Federungsweg
der Radnabe zur Fahrbahnoberfläche
wird durch eine Integralrechnung des radseitigen Beschleunigungssignals
zur Fahrbahnoberfläche
ermittelt. Aus dem Integral des Produkts aus Reifenkraft und Relativweg
der Radnabe zur Fahrbahnoberfläche über der
Zeit wird die Federarbeit des Reifens über eines größeres Zeitspektrum
ermittelt. Diese Federarbeit wird mit einem Wert im Speicher 25,
der einen bestimmten Anregung der Fahrbahnoberfläche zugeordnet ist, verglichen.
Es hat sich herausgestellt, dass ein Schwingungsdämpfer hinsichtlich
seiner Dämpfkraftcharakteristik
dann besonders gute Fahrwerkseigenschaften wirksam werden lässt, wenn
die Federarbeit des Reifens bezogen auf die äußere Anregung des Reifens ein
Minimum aufweist.
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Wenn
das Fahrzeug mit Sensoren zur Erfassung der Bewegung des Fahrzeugaufbaus,
also der Masse mA und der Bewegung der Masse
mR des Rades inklusive ungefederter Achsteile
ausgestattet ist, dann können
die beschriebenen Verfahrensschritte in Verbindung mit einer entsprechenden
Rechnereinheit durchgeführt
werden, so dass stets eine optimale Dämpfkraftkennlinie als Basis
für den
Schwingungsdämpfer
vorliegt. Aufgrund der minimierten Reifenarbeit in Abhängigkeit
des energieoptimierten Dämpfungsfaktors
D wird stets eine sichere, aber trotzdem komfortable Schwingungsdämpfereinstellung
erreicht.