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Aufgabenstellung
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Es
wird ein Verfahren gesucht, mit dem die Blutgruppenbestimmung auch
seltener Merkmale mit hoher Empfindlichkeit, mit wenig Blut, ohne
Vorbehandlung des Bluts, bei kurzer Inkubationszeit gleichzeitig
bei allen zu untersuchenden Merkmalen erfolgt. Das Verfahren soll
auf Merkmale, die sich auf der Zelloberfläche befinden, genauso anwendbar sein
wie auf Merkmale im Blutplasma.
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Es
werden für
Laboruntersuchungen relativ große
Mengen von Blutproben entnommen und verwendet. Dies ist häufig mit
hohen Kosten, Zeit und Umweltunfreundlichkeit verbunden. Darüberhinaus können dadurch
viele Patienten anemisch werden und müssen sogar aus diesem Grund
transfundiert werden. Es ist allgemein bekannt, dass mehr als 90% der
Bluttransfusionen bei Neonaten allein durch Blutentnahmen verursacht
werden. Die Analytik soll schneller, effektiver und sicherer werden,
womit medizinisch, gesundheitspolitisch als auch finanziell ein Fortschritt
in diesem Bereich erzielt werden soll. Wesentlich ist, dass auch
bei seltenen Antikörpern/Antigenen
der Nachweis sensitiv und signifikant sein soll und zeitlich wie
finanziell tragbar wird. Hierbei sind neue optischelspektroskopische
Methoden zum Nachweis der Antigen-Antikörper-Reaktionen notwendig.
Weiterhin soll das Verfahren auch auf anderen Gebieten, wie Gerinnungsanalysen,
Infektiologie und Hämatologie
anwendbar sein.
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Zur
Zeit gibt es im Wesentlichen folgende unterschiedliche Systeme in
der Routineanwendung,
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(Fa. Diamed/Schweiz)
- • Festphasen-Immunassays
auf Mikrotiterplatten (z.B. Fa. Immucor Medizinische Diagnostik GmbH/Deutschland)
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Für die Festphasen-Immunoassays
und der Gelmethode gibt es Automaten, die die Analyse teilweise
bis ganz durchführen
und auch das Ablesen der Reaktion wird mit Hilfe von Bilderkennungssystemen
erfasst. Für
alle Nachweismethoden benötigt man
für jede
Einzelreaktion ein Tropfen Blut oder Serum, so dass z.B. für die Identifizierung
eines irregulären
transfusionsrelevanten IgG-Antikörper
15 Tropfen notwendig sind. Dies führt mehrere Pipetierschritte
mit sich. Beim Festphasen-Immunoassay sind Waschvorgänge enthalten.
Die Gelmethode hat den Vorteil, dass kein Waschen erforderlich ist.
Beide Verfahren benötigen
jedoch eine lange Inkubationszeit und einen Zentrifugationsschritt.
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In
der Literatur findet man Studien für Single-Step, Mikrovolumen
Immunassay, die auf Zwei-Photonen-Fluoreszenzanregung beruhen (Fa. Merlin
Diagnostika GmbH/Deutschland, Fa. Arctic Diagnostics Oy/Finnland),
aber nicht sensitiv genug sind. Der Nachweis mit beschichteten Schwingquarzen
als Mikrowaagen ist ebenfalls möglich
(E. Uttenthaler, C. Kößlinger,
S. Drost, Biosensors and Bioelectronics 13, (1998), 1279-1286; Hauck,
S; Kößlinger,
C.; Drost, S. Prohaska, E.; Schaible, U.; Hengerer, A.; Decker,
J.; Wolf, H., BIOforum 7–8/2000, pp.
495-496). Sie sind überwiegend
für kinetische Messungen
in der Anwendung und nur schlecht für eine parallele Analyse geeignet.
Weiterhin wurde ein portables Mehrkanal-Immunosensorsystem auf Chemilumineszenz-Basis
nach der Fused-Silica-Kapillaren-ELISA-Technologie mit einem miniaturisierten Fließsystem
entwickelt (E. Yacoub-George,
L. Meixner et.al. Analytica Chimica Acta 457 (2002) 3-12).
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Ein
tumoranzeigendes Antigen in Blutserum wurde durch einen monoklonalen
Antikörper
der in einer Nylonmembran immobilisiert ist durch fluoreszenzoptischen
Nachweis bestimmt (M. Askari et.al., Biotechnol. Prog. 17 (2001)
543-552)
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Weiterhin
ist ein Patent (
US 5,932,428 )
bekannt, bei dem die Immunofluoreszenz von Zellen in einer Kapillare
untersucht werden. Die Zellkonzentration wird anhand eines optischen
Rasterns über
die Einzelkapillare bestimmt. Mit dieser Anordnung kann in einer
Messung immer nur ein Merkmal bestimmt werden. Die Betonung bei
der Messung liegt darauf, dass die Zellen statisch in der Kapillare
gehalten werden. Dies dient der Abgrenzung zu einem weiteren Instrument
das in der Technik bekannt ist, dem Zellsorter und -zähler („FACS"). Bei dem FACS werden die
fluoreszenzmarkierten Zellen durch eine Kapillare geleitet und das
Fluoreszenzsignal zum Zählen
genutzt. Auch diese Methode ist nicht geeignet, um mehrere Merkmale
parallel untersuchen. Beide Methoden beruhen auf der Bestimmung
von Zellen.
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In
einem Patent (
EP 0 568 664 )
zur Bestimmung von Antigenen in Flüssigkeiten, ist eine Anordnung
beschrieben, die aus drei Kammern besteht. Eine Reaktionskammer,
eine Sammelkammer und eine Testkammer in einer Kapillaren. Diese
Kammern können
durch Bewegungen gezielt in Kontakt gebracht werden. In der Testkammer
ist eine Membran eingebracht die den zu untersuchenden Liganden bindet.
Ebenfalls nur für
ein Merkmal geeignet können
mit dieser Anordnung keine Zellen untersucht werden.
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Es
wird in mehreren Patenten beschrieben (WO 02/059622, US 2003/0224457)
wie die Blutgruppenbestimmung auf einer optischen Bio-Disc durchgeführt wird.
Hierzu wird jeweils Blut für
einen Antigen-Antikörper-Test
in eine Kammer eingebracht und durch Rotation der Disc werden die
nicht gebundenen Erythrozyten entfernt. Für die Bestimmung der Antikörper muss
jedoch erst durch Zentrifugation Blutserum gewonnen werden, eine
Agglutination herbeigeführt
werden, bevor wie bei den Erythrozyten diese in eine Kammer eingebracht
wird und durch Rotation separiert wird. Dann kann die Disc in einem optischen
Lesegerät
ausgelesen werden.
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Auf
der Agglutination beruht ein weiteres Patent (
US 6,330,058 ), bei dem eine Blutmenge
aufgeteilt wird und getrennt mit verschiedenen Antikörpern gemischt
wird. Mit einem Spektrometer wird die spektrale optische Dichte
bestimmt und einem Agglutinationsindex zugewiesen aus dem die Blutgruppe
ablesbar ist.
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Die
Bindung zwischen Antikörper
und Antigen wird in einem weiteren Patent (
DE 695 12 909 ,
EP 0 760 103 ) genutzt, um mit Erythrozyten
Komplexe zu bilden, die durch eine Membran abgetrennt werden und
dadurch nachgewiesen werden können.
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In
einem weiteren Patent (WO 02/090989) wird die Antigen-Antikörper Reaktion
durch einen Bindungspartner auf Mikrokügelchen durchgeführt. Der
Nachweis erfolgt durch Zentrifugation und Agglutinationstest.
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Erfindungsgemäße Lösung
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Es
werden Nachweismoleküle,
die eine starke Affinität
zu den zu untersuchenden Merkmalen besitzen, jeweils an bestimmten
Probenorten (2) eines Substrats gebunden. Innerhalb eines
Probenorts (2) kommen immer nur Nachweismoleküle einer
Sorte vor, durch mehrere räumlich
getrennte Probenorte auf dem Substrat können mehrere Merkmale auf einem
Substrat gemeinsam und gleichzeitig untersucht werden (Zeichnung
1).
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Die
Untersuchung der Merkmale geschieht, indem das Substrat mit dem
zu untersuchenden Blut in Form von Vollblut, Zitratblut, Blutkonzentrat,
Blutserum oder Blutplasma in unverdünnter oder verdünnter Form
in Kontakt gebracht wird. Durch die hohe spezifische Affinität binden
die Moleküle,
die ein Merkmal darstellen, an die Nachweismoleküle. Durch Spülen mit
einer Spülflüssigkeit
werden nichtgebundene Moleküle
oder Zellen aus dem Substrat entfernt. Falls notwendig werden die
gebundenen Moleküle
mit einer optischen Markierung versehen und nochmals mit Spülflüssigkeit
gespült.
Die verbliebenen Moleküle
oder Zellen, die ein Merkmal darstellen werden optisch quantitativ
an den jeweiligen Probenorten gemessen, so dass eine Stoffmenge
bestimmt wird. Durch die Kenntnis des Nachweismoleküls am jeweiligen
Probenort kann die Stoffmenge dem Merkmal zugewiesen werden. Erfindungsgemäß werden durch
die Form und Art des Substrats entsprechend der Aufgabenstellung
die verschiedenen Merkmale bestimmt. Das Substrat ist eine Platte,
in der eine Vielzahl zylindrischer Hohlräume durchgängig eine Verbindung zwischen
den beiden Seiten der Platte herstellen. Die gesamte innere Oberfläche der
zylindrischen Hohlräume,
im folgenden Kapillaren (1) genannt, ist deutlich größer als
die Oberfläche
der Platte. Die Nachweismoleküle
werden nun erfindungsgemäß an der
Innenseite der Kapillaren gebunden. Durch die sehr große innere
Oberfläche
kann damit eine sehr große
Menge an Nachweismolekülen
gebunden werden, die eine hohe Nachweisempfindlichkeit ermöglicht.
Dadurch wird der Nachweis auch seltener Merkmale, die in nur in
geringer Konzentration vorliegen mit einer sehr geringen Menge an
Blut ermöglicht.
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In
Weiterführung
des Erfindungsgedankens haben die Kapillaren (1) einen
kleinen Durchmesser, so dass die Entfernung eines Moleküls oder
einer Zelle zur Kapillarwand klein ist, und damit in kurzer Zeit
per Diffusion das Molekül
oder die Zelle zu den Nachweismolekülen gelangt. Dies resultiert
in kurzen Inkubationszeiten und insgesamt in der schnellen Analyse
aller Merkmale.
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Durch
die Öffnung
der Kapillaren zu beiden Seiten der Platte hin wird das Befüllen der
Kapillaren mit Blut und das Spülen
sehr vereinfacht.
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Die
Erfindung kommt besonders stark zum Ausdruck durch die optische
Messung der Anzahl gebundener Moleküle oder Zellen.
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Merkmale auf Zellen:
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Für die Bestimmung
eines Merkmals, das auf der Zellmembran von Erythrozyten vorkommt,
z.B. ein Antigen, wird der entsprechende Antikörper an die Kapillarwand als
Nachweismolekül
gebunden. Im chemischen Gleichgewicht bindet eine bestimmte Anzahl
von Erythrozyten pro Oberfläche
mit Nachweismolekülen.
Durch Spülen
werden nicht bindende Zellen und Moleküle entfernt. Da in der Anordnung mit
kleinen Kapillaren die Oberfläche
um ein Vielfaches größer ist
als in einer flachen Anordnung, kann ein entsprechendes Vielfaches
an Erythrozyten gebunden werden. Erst diese Verstärkung ermöglicht in einer
einfachen Extinktionsmessung diese Anzahl an Erythrozyten zu bestimmen
(Zeichnung 2).
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Merkmale im Blutplasma:
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Als
Merkmale im Blutplasma werden beispielsweise in Routineuntersuchungen
unterschiedliche Antikörper
nachgewiesen. Hierzu werden in dieser Erfindung passende Antigene
auf der Kapillaroberfläche
gebunden. Im Inkubationsschritt werden die passenden Antikörper an
die Antigene gebunden. Nach einem Spülschritt kann das Substrat
mit einem unspezifischen optisch markierten Nachweismolekül für Antikörper inkubiert
werden. Die optische Markierung kann beispielsweise ein Fluorophor
sein. Damit werden alle Antikörper
anhand ihrer Fluoreszenz optisch einfach nachweisbar. Die Spezifität des Nachweises
wird durch die Antigene bewirkt.
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Weiterhin
ist eine Markierung mit unspezifischen Erythrozyten möglich, gefolgt
von einer weiteren Transmissionsmessung.
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Nachweis der Antikörper oder
Zellen ohne Markierung
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Die
hohe optische Qualität
der Kapillaren kann auch genutzt werden, um ohne einen zusätzlichen
Markierungsschritt, wie z.B. beim Antikörpernachweis durch Fluorophore
oder unspezifische Erythrozyten, die Bindung von Antikörpern nachzuweisen.
Hierzu wird ausgenutzt, dass nach dem Spülvorgang an der Kapillarwand
die in unterschiedlicher Konzentration vorhandenen Antikörper eine
lokale Veränderung
des Brechungsindex darstellen. Durch Beleuchten der Kapillaren mit
einer Lichtquelle wird das Licht teilweise an der Kapillarwand und
teilweise von den gebundenen und nachzuweisenden Molekülen oder
Zellen reflektiert. Diese beiden Lichtanteile interferieren miteinander.
Dieser Vorgang geschieht entlang der Kapillaren mehrfach und verstärkt damit die
Interferenzeffekte. Die Analyse des Lichts nach einem Standardverfahren,
wie zum Beispiel Zweistrahlinterferenz, Spektralanalyse des Lichts,
Winkelabhängigkeit
der Lichtintensität
ermöglicht
die Bestimmung des mittleren Brechungsindex und damit die Bestimmung
einer der Stoffmenge proportionalen Größe.
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Besondere Vorteile dieser
Erfindung
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In
besondere Weise zeichnet sich die Erfindung dadurch aus, das Blut
mit Zellen und Zellplasma gemeinsam, ohne vorherigen Trennschritt,
aufgebracht und untersucht werden kann. Damit können in einem Schritt mehrere
Merkmale die auf Zelloberflächen
und molekular im Plasma vorkommen untersucht werden.
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Es
werden kurze Inkubationszeiten durch die kleinen Wege bis zum nächsten Bindungspartner
an der Kapillarwand erreicht, die eine insgesamt kurze Analysezeit
ermöglicht.
Eine typische Diffusionszeit für
Antikörper
in einer Kapillare mit 20 μm
Durchmessern beträgt
zum Zurücklegen
des Kapillarradius ca. 1 s.
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Durch
die nach beiden Seiten der Platte hin offenen Kapillaren kann einfach
und kontrolliert gespült
und mit Blut oder Reagenzien beschickt werden. Das kontrollierte
Spülen
ist besonders wichtig, um zum einen unspezifisch bindende bzw. in
Lösung befindliche
Moleküle
und Zellen zu entfernen und zum anderen die begrenzte Haftung der
spezifisch gebundenen Zellen nicht zu überschreiten.
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Die
Verwendung von vielen Kapillaren, um ein Merkmal zu bestimmen, erhöht nicht
nur die Sensitivität,
sondern macht die Messung gleichzeitig unempfindlich für ein Verstopfen
oder eine fehlerhafte einzelne Kapillare. Ein solcher Fehler führt lediglich zu
einer ungenaueren Bestimmung, jedoch unterhalb der notwendigen Fehlergrenzen.
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Ein
besonders wichtiger Vorteil ist die Eignung der Kapillarplatte für die wichtigsten
Methoden des optischen Auslesens der Menge an gebunden Molekülen und
Zellen. Mit einer Oberflächenqualität der Kapillaren,
die spiegelnde Reflektion ermöglicht, können die
Standardverfahren für
den optischen Nachweis in hervorragender Qualität und Sensitivität durchgeführte werden.
Selbst eine interferometrische Auswertung des Lichts zur Quantifizierung
ohne Markierung ist hiermit möglich.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
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Standard Bluttest für zwölf Merkmale
zur Blutgruppenbestimmung
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Für die Blutgruppenbestimmung
bestehend aus Antikörpertests
und Antigentests ist eine Kapillarplatte (Zeichnung 1) mit einer
Fläche
von weniger als 20 mm2 Fläche ausreichend.
Herstellungsbedingt ist diese Kapillarplatte meist hexagonal. Für eine weitergehende
Bestimmung von weiteren Merkmalen ist gegebenenfalls eine größere Kapillarplatte
zu verwenden.
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Die
Station zur Handhabung und zum Auslesen des Bluttest kann in unterschiedlichem
Automatisierungsgrad hergestellt werden, der sich am Durchsatz an
Tests orientiert.
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Vorbereitung der Kapillarplatte
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Die
Kapillarplatte wird in einer Kunststoffhalterung für die einfache
Handhabung eingebaut. Hierauf befinden sich Vorrichtungen zur Markierung
mit Barcodes, Nummern oder Namen. Auf der Kunststoffhalterung ist
weiterhin vorgesehen, ein Einfüllbereich
für das
Blut und Anschlüsse
zum Spülen.
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Entsprechend
den Merkmalen die untersucht werden sollen werden Testsubstanzen
gegen diese Merkmale jeweils in getrennten Probenbereichen (2) eingebracht
(Zeichnung 1).
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Diese
Probenbereiche von z.B. 0,5 mm Durchmesser mit einem Abstand von
z.B. 1 mm umfassen damit mehrere Kapillaren. Die Kapillardurchmesser
liegen im Bereich von 5 bis 200 μm,
bevorzugt jedoch im Bereich von 20 bis 50 μm. Die Stege zwischen den Kapillaren
sind ungefähr
so dick wie der Kapillardurchmesser. Die Kapillarplatte besitzt insgesamt
eine Dicke, die der Länge
der Kapillaren entspricht, von 200 bis 2000 μm. Die Dicke wird anhand der
notwendigen Empfindlichkeit ausgewählt, da durch die Dicke die
Größe der inneren
Oberfläche bestimmt
wird.
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In
jedem Probenbereich ist somit ein Test gegen ein Merkmal vorhanden.
Dieser Test in Form von Molekülen
z.B. Antikörpern
oder von Zellfragmenten z.B. mit Antigenen an der Oberfläche wird
an der Innenseite der Kapillaren fest gebunden.
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Durch
die Vielzahl von Probenbereichen mit jeweils einem Test gegen ein
Merkmal kann somit eine komplette Standard-Blutgruppenbestimmung
im AB0-System und im Rhesus-System durchgeführt werden.
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Die
so vorbereiteten Kapillarplatten können steril eingeschweißt und bis
zur Verwendung gelagert werden.
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Inkubation
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Eine
Blutprobe, diese kam aus Vollblut, Blutplasma, Blutserum, Blutkonzentrat,
Zitratblut in verdünnter
oder unverdünnter
Form bestehen, wird in einer bestimmten Menge auf den Einfüllbereich
der Kapillarplattenhalterung gegeben. Durch Kapillarkräfte wird
die Blutprobe in alle Kapillaren (1) bewegt. In der bevorzugten
Ausführungsform
ist nun kein Überschussvolumen
an Blut und kein weiterer Mischschritt notwendig.
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Bei
der Untersuchung von selteneren Merkmalen, die in geringerer Konzentration
vorkommen, wird jedoch ein Überschussvolumen
mit der Blutprobe gefüllt.
Durch mehrmaliges Mischen der Blutprobe im Überschussvolumen mit der in
den Kapillaren befindlichen Blutprobe wird eine Anreicherung der merkmalstragenden
Moleküle
und Zellen im jeweiligen Probenbereich erzielt.
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Nach
Einbringen des Blutes und ggf. nach jedem Mischschritt wird eine
Inkubationszeit abgewartet. Hierdurch können sich Bindungspartner durch
Eigenbewegung finden. Diese Zeit ist vom jeweiligen Test abhängig und
liegt im Sekunden- bis Minutenbereich.
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Nach
Ablauf der Inkubationszeit und ggf. der Mischschritte sind die merkmalstragenden
Moleküle bzw.
Zellen in angereichertem Maße
an der Kapillarwand in den jeweiligen Probenbereichen vorhanden. Weiterhin
befinden sich jedoch auch ungebunden oder unspezifisch schwach gebunden
die merkmalstragenden Moleküle
oder Zellen in den Kapillaren, die nicht an die Testsubstanzen an
der Kapillarwand binden. Diese müssen
in einem nachfolgenden Spülschritt
entfernt werden.
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Spülen
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Über die
Spülanschlüsse wird
eine geeignete Spülflüssigkeit
so zugegeben, dass die Blutprobe aus dem Überschussbereich und dem Kapillarvolumen
verdrängt
wird und in einen zweiten Spülanschluss,
der als Abfluss dient in ein Abfallvolumen verschoben wird. Dieser
Vorgang wird mit einer ausreichenden Flüssigkeitsmenge durchgeführt, um
die notwendige Reinheit zu erzielen. Weiterhin wird der Flüssigkeitsdurchsatz
durch die Kapillarplatte so eingestellt, das die Scherrate möglichst
so hoch ist, dass unspezifisch bindende Moleküle und Zellen abgelöst werden,
jedoch nicht so groß ist,
dass die spezifisch bindenden ebenfalls abgelöst werden.
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Bestimmung der Antigen-Merkmale
auf Erythrozyten durch eine Extinktionsmessung (Zeichnung 2)
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Die
Anzahl der gebundenen Erythrozyten in einem Probenbereich wird durch
eine Extinktionsmessung bestimmt. Hierzu wird bei einer Wellenlänge mit
hoher Absorption von Hämoglobin,
wie zum Beispiel 420 oder 550 nm mit einer Lichtquelle (3), die
eine einfache LED sein kann, der Probenbereich (2) in der
Kapillarplatte beleuchtet. Das transmittierte Licht wird mit einem
Photodetektor (9) erfasst. Ein Teil des Lichts wird bevor
es die Kapillarplatte durchdringt über einen Strahlteiler (6)
ausgekoppelt und auf einen zweiten Photodetektor (5) geleitet.
Durch die Bildung des Quotienten der Messwerte der beiden Photodetektoren
wird eine mögliche
Schwankung der Lichtleistung der Lichtquelle kompensiert und die
Messung der Transmission erreicht eine höhere Genauigkeit. Diese Genauigkeit
kann noch weiter verbessert werden und die Messung kann noch unempfindlicher
gegen Verunreinigungen oder andere Störungen gemacht werden, indem
bei einer zweiten Wellenlänge,
außerhalb
der Absorptionsbanden von Hämoglobin,
eine weitere Transmissionsmessung durchgeführt wird. Hier sind Wellenlängen oberhalb
von 650 nm am geeignetsten. Diese Messung wird über eine zweite Lichtquelle
(4) und den Strahlteiler (6) mit den bereits genannten
Photodetektoren (5 und 9) durchgeführt. Ein
Quotient der Transmissionen bei beiden Wellenlängen liefert einen noch genaueren
und stabileren Wert für
die Absorption durch Hämoglobin
in den Erythrozyten. Im Sinne der Erfindung kann jedoch auch bei
nur einer Wellenlänge
gemessen werden.
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Bei
Extinktionsmessungen mit einer und auch mit zwei Wellenlängen kann
eine Genauigkeit von 1 % einfach erreicht werden. Dies bedeutet
somit für
eine Transmission von 99% bezogen auf eine Transmission ohne Erythrozyten
(100%) eine Schwächung
um ein Prozent. Bei einem Probenbereich von 0,5 mm Durchmesser und
der Messung in der blauen Absorptionsbande von Hämoglobin bei 420 nm (Zeichnung
4) bedeutet diese Schwächung
um ein Prozent eine Menge von 79 Erythrozyten im Probenvolumen.
Dies kann noch weiter verbessert werden, ist jedoch schon ausreichend
für die
meisten Tests.
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In
einer alternativen Ausführungsform
wird durch einen Reflektor die durch die Kapillarplatte transmittierte
Strahlung reflektiert und nochmals durch die Erythrozyten abgeschwächt. Durch
einen zusätzlichen
Strahlteiler kann diese transmittierte Strahlung von der Beleuchtung
getrennt werden und auf einem Photodetektor bestimmt werden.
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Zugabe von Nachweisreagenzien
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird nach dem Spüldurchgang
eine Nachweisreagenz zugefügt,
die unspezifisch alle Antikörper
markiert. Die Markierung kann mit einem Fluorophor oder auch mit Erythrozyten
geschehen. Nach einer Inkubationszeit für die Markierung wird wie vorher
beschrieben das Überschussvolumen
und die Kapillarplatte gespült.
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Bei
einer Markierung mit Erythrozyten wird danach eine Extinktionsmessung
wie vorher beschrieben (Zeichnung 2) durchgeführt.
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Bei
einer Fluoreszenzmarkierung wird nun eine Messung der Fluoreszenz
zur Bestimmung der Menge an gebunden Antikörpern durchgeführt.
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Bestimmung der Antikörpermerkmale
durch eine Fluoreszenzmessung (Zeichnung 3)
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Im
Anschluss an das Ausspülen
der Fluoreszenzmarkierung sind nur noch gebundene Markierungen in
der Kapillarplatte vorhanden und es können die Merkmale quantifiziert
werden. Hierzu wird mit einer schmalbandigen Lichtquelle (10)
im Absorptionsbereich des genutzten Fluorophors die Fluoreszenz
angeregt. Hierzu wird die Strahlung der Lichtquelle (10)
durch eine Linse (11) so an die Größe des Probenbereichs angepasst,
dass der gesamte Probenbereich oder ein Teil des Probenbereichs
angeregt wird. Die entstehende Fluoreszenz kann nun in Epifluoreszenzanordnung
(Zeichnung 3) oder auch in Durchlichtanordnung (Zeichnung 2 mit
im Strahlengang befindlichem Filter 8) erfasst werden.
In der bevorzugten
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Epifluoreszenzanordnung
wird durch einen wellenlängenselektiven
Strahlteiler (12) der Strahlengang der Anregung vom Strahlengang
der Fluoreszenz getrennt und mit einer Linse (11) die Fluoreszenzstrahlung
auf den Detektor (14) fokussiert. Durch einen optionalen
Reflektor (18) unter der Kapillarplatte kann die messbare
Fluoreszenz nahezu vervierfacht werden, da Anregungslicht die Kapillarplatte zweifach
durchstrahlt und das Fluoreszenzlicht, das die Kapillarplatte in
die detektorabgewandte Richtung verlässt, nun reflektiert wird und
ebenfalls gemessen werden kann.
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Durch
eine Verhältnisbildung
(15) von Fluoreszenzleistung und Anregungslichtleistung
(16) wird die Information der Fluoreszenz unabhängig von Schwankungen
der Anregungslichtquelle (10).
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Alternative Ausführungsform
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann auf die Zugabe von Nachweisreagenzien und das damit verbundene
zweite Spülen
verzichtet werden. Es ist eine unterschiedliche Anzahl an gebundenen
Antikörpern
an der Kapillarwand vorhanden, die nachgewiesen werden soll. Hierfür kann ohne
zusätzliche Markierung
nur eine vorhandenen physikalische Eigenschaft genutzt werden. Dies
ist der Brechungsindexunterschied des gebundenen Moleküls im Vergleich
zum Medium in der Kapillare. Durch die bekannten interferometrischen
Verfahren kann dieser Brechungsindexunterschied quantifiziert werden
und damit die Stoffmenge bestimmt werden.
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Weitere Ausführungsformen
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Weiterhin
können
die Kapillaren auch parallel zur Oberfläche angelegt oder in sogenannten V-grooves-Formen
angeordnet sein. Die Form der Kapillaren kann sowohl zylindrisch
als auch konisch sein.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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Zeichnung
1: Ausschnitt aus einer Kapillarplatte. In A ist eine Aufsicht gezeigt
und in B ein Schnitt durch die Kapillarplatte.
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Zeichnung
2: Messaufbau zur Bestimmung der Transmission in der Kapillarplatte.
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Zeichnung
3: Messaufbau zur Anregung und Messung der Fluoreszenz in der Kapillarplatte.
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Zeichnung
4: Darstellung des Absorptionskoeffizienten in der Einheit mm–1 von
Erythrozyten der Konzentration 0,24 Millionen pro μl aufgetragen über der
Wellenlänge
in nm.
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- 1
- Kapillare
- 2
- Probenbereich
für jeweils
ein Merkmal
- 3
- schmalbandige
Lichtquelle, z.B. LED oder Laser mit einer
-
- Wellenlänge bei
einer Aborptionsbande von Hämoglobin
- 4
- schmalbandige
Lichtquelle, z.B. LED oder Laser mit einer
-
- Wellenlänge außerhalb
der Aborptionsbanden von Hämoglobin
- 5
- Detektor
z.B. Photodiode für
die Messung der eingestrahlten
-
- Lichtleistung
- 6
- Strahlteiler
zum Aufteilen des Lichts von den Beiden Lichtquellen 3
-
- und 4 in
einen Referenzzweig zum Detektor 5 und einen
-
- Probenzweig
zum Detektor 9
- 7
- Kapillarplatte
- 8
- optional
in den Strahlengang einschiebbarer Filter
- 9
- Detektor
für die
Lichtleistung nach Transmission durch die
-
- Kapillarplatte
- 10
- Schmalbandige
Lichtquelle, z.B. ein Laser für die
Anregung der
-
- Fluoreszenz
- 11
- Linse
oder Objektiv zur Anpassung der Lichtverteilung an die
-
- Größe des Probenorts
- 12
- Wellenlängenselektiver
Strahlteiler
- 13
- Filter
zur Blockung von Anregungslicht der Lichtquelle 10,
-
- durchlässig für Fluoreszenzlicht
- 14
- Photodetektor,
z.B. Photodiode zur Messung der
-
- Fluoreszenzintensität
- 15
- Elektronik
zum Vergleich von Fluoreszenzleistung und
-
- Anregungslichtleistung
- 16
- Übertragung
der Information der Anregungslichtleistung zu 15
- 17
- Kapillarplatte
- 18
- Reflektor