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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung der aktuellen Sauerstoffbeladung
eines 3-Wege-Katalysators einer lambdageregelten Brennkraftmaschine
mit einer dem Katalysator vorgeschalteten linearen Vorkat-Lambdasonde,
einer dem Katalysator nachgeschalteten Nachkat-Lambdasonde und einer
Vorrichtung zur Messung des Luftmassendurchsatzes. Außerdem ist
die Erfindung auf eine Reihe von Verfahren zur Regelung, Steuerung und/oder Überwachung
der Abgasnachbehandlung einer lambdageregelten Brennkraftmaschine
gerichtet, welche die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ermittelten Werte
für die
aktuelle Sauerstoffbeladung des Katalysators verwenden.
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Ein
3-Wege-Katalysator kann Schadstoffe nur dann optimal umwandeln,
wenn das Kraftstoff/Luft-Verhältnis
in einem engen Bereich um Lambda ≈ 1
liegt. Dieser Bereich wird auch als Katalysator-Fenster bezeichnet.
Nur bei derartigen Kraftstoff/Luft-Verhältnissen ergibt sich eine Abgaszusammensetzung,
in welcher der bei der Reduktion der Stickoxide freiwerdende Sauerstoff
ausreicht, um die HC- und CO-Anteile im Abgas fast vollständig zu CO2 und H2O zu oxidieren.
Bei einer Brennkraftmaschine mit 3-Wege-Katalysator wird die Gemischbildung
daher durch eine sogenannte Lambdaregelung auf einen Sollwert von
Lambda ≈ 1
geregelt. Um kurzzeitige Schwankungen im Kraftstoff/Luft-Verhältnis auszugleichen,
enthält
der Katalysator außerdem eine
Schicht (Washcoat) aus einem Material, z.B. Ce2O3 (Di-Cerium tri-Oxyd), welches kurzzeitig
Sauerstoff speichern kann und diesen nach Bedarf bindet oder abgibt.
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Um
die Gemischbildung regeln zu können, wird
eine lineare Vorkat-Lambdasonde stromauf des Katalysators angeordnet.
Die se misst den im Abgas enthaltenen Restsauerstoffanteil. Eine
Nachkat-Lambdasonde stromab des Katalysators dient zur Überwachung
der Katalysatorfunktion. Bei der sogenannten OSCbasierten Katalysator-Diagnose (OSC
= oxygen storage capacity, Sauerstoffspeicherfähigkeit) wird hierbei die Sauerstoffspeicherfähigkeit des
Katalysators überprüft. Hierzu
wird durch eine Vorsteuerung der Lambdaregelung eine Fett-Mager-Schwingung des Gemisches
bewirkt. Ein intakter Katalysator gleicht die Schwingung durch seine
Sauerstoffspeicherfähigkeit
aus, so dass die Sondenspannung der Nachkat-Lambdasonde nur eine Schwingung
mit geringer Amplitude ausführt.
Hat der Katalysator seine Sauerstoffspeicherfähigkeit durch Alterung verloren,
ist der Restsauerstoffgehalt jedoch vor und nach dem Katalysator ähnlich und
das Signal der Nachkat-Lambdasonde
führt ebenfalls
starke Schwingungen aus.
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Die
Nachkat-Lambdasonde wird zudem oft dazu verwendet, eine Langzeitdrift
im Signal der Vorkat-Lambdasonde auszugleichen. Dies wird auch als Trimmregelung
bezeichnet.
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Bei
einem Katalysator mit ausreichender Sauerstoffspeicherfähigkeit
und funktionierender Lambdaregelung ist das Signal der Nachkat-Lambdasonde
also meistens konstant. Wenn das Signal ansteigt oder abfällt, ist
der Katalysator entweder mit Sauerstoff gesättigt oder gänzlich von
Sauerstoff entleert, so dass er eine Schwankung im Kraftstoff/Luft-Verhältnis nicht
mehr ausgleichen kann. Dies wird auch als "Durchbruch" des Signals der Nachkat-Lambdasonde
zu fettem bzw. zu magerem Gemisch bezeichnet.
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Ein
Durchbruch des Nachkat-Lambdasondensignals zeigt also an, dass die
Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators erschöpft
ist oder dass kein Sauerstoff mehr eingelagert ist. Zwischen diesen
beiden Grenzwerten ist jedoch keine Information über die tatsächliche
aktuelle Sauerstoffbeladung des Katalysators erhältlich. Diese Information wäre jedoch
sehr hilfreich, um die Sauerstoffbeladung bei etwa halber Spei cherfähigkeit
zu halten und damit gleichen Puffer an der Fett- und Magerseite
zu schaffen, wodurch vorbeugend ein Durchbruch des Nachkat-Lambdasondensignals
vermieden wird und außerdem
die günstigsten
Bedingungen für
die Katalysatordiagnose geschaffen werden.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Ermittlung
der aktuellen Sauerstoffbeladung eines 3-Wege-Katalysators einer lambdageregelten
Brennkraftmaschine bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird durch die in Anspruch 1 definierte Erfindung gelöst.
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Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Das
Verfahren zur Ermittlung der aktuellen Sauerstoffbeladung verwendet
die Signale einer linearen Vorkat-Lambdasonde, einer Nachkat-Lambdasonde
und einer Vorrichtung zur Messung des Luftmassendurchsatzes. Hierbei
wird aus dem Signal der Vorkat-Lambdasonde und dem gemessenen Luftmassendurchsatz
durch Integration über
die Zeit ein Wert für
die aktuelle Sauerstoffbeladung berechnet, und dieser Wert wird
bei einem Durchbruch des Signals der Nachkat-Lambdasonde zu fetten
Gemischen auf 0 gesetzt, da der Durchbruch anzeigt, dass im Katalysator
kein Sauerstoff mehr eingelagert ist. Durch diese Kalibrierung werden
aufintegrierte Fehler, z.B. Messfehler im Luftmassendurchsatz oder
im Signal der Vorkat-Lambdasonde, zurückgesetzt.
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Vorzugsweise
wird der Wert für
die aktuelle Sauerstoffbeladung mit der folgenden Formel berechnet:
wobei mO2 die aktuelle Sauerstoffbeladung, λ das Signal
der Vorkat-Lambdasonde, ṁL der Luftmassendurchsatz und
[O2]
Luft der Massenanteil von Sauerstoff
in Luft ist. Dieser liegt bei etwa 23%. Die Werte für λ und mL sind
zeitabhängig.
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Wenn
auf diese Weise die aktuelle Sauerstoffbeladung ständig ermittelt
wird, ist es auch möglich,
einen Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit des
Katalysators zu berechnen. Hierfür
wird bei einem Durchbruch zu magerem Gemisch aus der Differenz zwischen
der aufintegrierten Sauerstoffbeladung und einem bis jetzt adaptierten
Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
der neue Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
errechnet. Der Durchbruch zeigt nämlich an, dass die maximale
Sauerstoffkapazität
des Katalysators erreicht ist. Da die Sauerstoffspeicherfähigkeit
auch von gewissen Betriebsparametern abhängt, kann der adaptierte Wert optional
noch mit einem betriebspunktabhängigen Faktor,
der einem entsprechenden Kennfeld entnommen ist, multipliziert und
dadurch korrigiert werden.
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Ferner
kann bei einem Durchbruch zu magerem Gemisch die aktuelle Sauerstoffbeladung
auf den adaptierten Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators gesetzt werden.
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Vorzugsweise
wird zusätzlich
aus dem Quotienten der aktuellen Sauerstoffbeladung und der Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators der aktuelle Sauerstoff-Quotient berechnet. Dieser
Wert ist besonders hilfreich, wenn man beispielsweise die Sauerstoffbeladung
bei einem bestimmten Wert halten möchte, um vorbeugend Emissionen
zu vermeiden.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung werden die nach dem obigen Verfahren berechneten Werte
für die
aktuelle Sauerstoffbeladung, die Sauerstoffspeicherfähigkeit
und/oder den aktuellen Sauerstoff-Quotienten bei verschiedenen Verfahren
zur Regelung, Steuerung und/oder Überwachung der Abgas nachbehandlung
einer lambdageregelten Brennkraftmaschine verwendet.
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Eine
erste Anwendung liegt bei der OSC-basierten Katalysator-Diagnose. Hierbei
wird durch eine Zwangsanregung bzw. Vorsteuerung des Kraftstoff/Luft-Verhältnisses
eine Fett-Mager-Schwingung eingestellt,
die zu einer maximalen Sauerstoff-Beladung des Katalysators führt. Die
maximale Sauerstoff-Beladung
wird so gewählt,
dass sie von einem Grenzkatalysator, der maximal zulässig gealtert
ist, gerade noch bewältigt
werden kann, ohne dass es zu Durchbrüchen des Nachkat-Sondensignals kommt. Dieses
Diagnoseverfahren wird im Rahmen der OBD (on-board diagnosis) in
durch die ECU (electronic control unit, elektronische Betriebssteuerung)
gesteuerten Zeitabständen
durchgeführt.
Für diese OSC-basierte
Diagnose ist es jedoch von großer
Bedeutung, vor Beginn der Zwangsanregung eine definierte, für die Diagnose
erforderliche Sauerstoffbeladung eingestellt zu haben. Im Stand
der Technik erfolgt der Übergang
von der geringeren nominalen auf die maximale Sauerstoffbeladung
für die
Katalysator-Diagnose daher in mehreren Schritten, da der Beladungszustand
des Katalysators weitestgehend unbekannt ist und die hohe zusätzliche
Sauerstoffbeladung zu einem Sauerstoff-Quotienten von unter 0% oder über 100
und damit zu Emissionen hinter dem zu diagnostizierenden Katalysator
führen
kann. Herkömmlich
fällt der
Trimmregelung über
das Nachkat-Signal die Aufgabe zu, in der Übergangsphase die mittlere
Sauerstoffbeladung indirekt so einzustellen, dass die OBD Grenzkat-Belastung
nur bei einem Grenzkatalysator zu Durchbrüchen führt. Dieser Einstellungsvorgang
dauert jedoch einige Zwangsanregungsperioden und benötigt daher
im Fahrzyklus zusätzlich
Zeit, was dazu führen
kann, dass die für
die Katalysator-Diagnose erforderliche Anzahl der Diagnosezyklen
nicht am Stück
durchgeführt
werden kann oder die Übergangsphase
zur Diagnose unterbrochen wird, ohne einen gültigen Diagnosewert ermittelt
zu haben, was zu vermeidbaren Emissionen führt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird daher vor Beginn der Diagnose der Sauerstoff-Quotient
durch die Lambdaregelung auf einen vorbestimmten Sollwert eingestellt,
der für
die Diagnose erforderlich ist. Dieser Sollwert ist so gewählt, dass
die Zwangsanregung für
die Katalysatordiagnose den Katalysator womöglich nur leicht überfährt, und
dadurch ist die Emissionsbeeinflussung durch die Katalysatordiagnose
so niedrig wie möglich.
Hierdurch wird eine Vorkonditionierung des Katalysators zur Einstellung
der Sauerstoffbeladung realisiert und der Umschaltvorgang auf die OBD-Grenzkatalysator-Zwangsanregung
erheblich beschleunigt.
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Ferner
können
durch den genauer bekannten Sauerstoffbeladungsgrad Durchbrüche des Nachkat-Lambdasondensignals
während
der Katalysatordiagnose reproduzierbarer realisiert werden, und
dadurch die Streuung der Einzeldiagnosezyklen minimiert werden.
Damit wird insgesamt die Genauigkeit der Katalysator-Diagnose verbessert.
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Da
das erfindungsgemäße Verfahren
eine Bestimmung der Sauerstoffspeicherfähigkeit des Katalysators ermöglicht,
kann auf die OSC-basierte Katalysator-Diagnose alternativ auch gänzlich verzichtet
werden, da sich mit der Information über die Sauerstoffspeicherfähigkeit
direkt eine Aussage über
den Alterungszustand des Katalysators treffen lässt. Dies gilt jedoch nur dann,
wenn das Signal der linearen Vorkat-Lambdasonde und die verfügbare Information über den
Luftmassendurchsatz genau genug sind, um einen ausreichend zuverlässigen Wert
für die Sauerstoffspeicherfähigkeit
zu ermitteln. Die Ersetzung der OSC-Methode hat den Vorteil, dass
keine aktive und emissionsbeeinflussende Zwangsanregung mehr notwendig
ist. Zumindest kann durch die ermittelte maximale Sauerstoffspeicherfähigkeit
eine Vorabinformation über
den Alterungszustand des Katalysators generiert werden.
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Im
Gegensatz zu herkömmlichen
Katalysator-Diagnoseverfahren gestattet der vorgeschlagene Ansatz
die permanente Bestimmung der Sauerstoffspeicherfähigkeit,
wobei allerdings bedingt durch unterschiedliche Berücksichtigung
von Oberflächen- und
Tiefenspeichereffekten unterschiedliche Werte der Sauerstoffspeicherfähigkeit
auftreten können.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform der
Erfindung ist die Regelung der Spülung des Katalysators nach
einer Schubabschaltungsphase. Nach Schubabschaltungsphasen ist der
Katalysator mit Sauerstoff gesättigt
und daher ein Anfetten des Gemisches notwendig, um den Katalysator
zu „spülen", ihn also schnellstmöglichst
wieder auf einen Sauerstoff-Quotienten von etwa 50% einzustellen. Mit
den ermittelten Werten für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
und die Sauerstoffbeladung kann ein Beladungsmodell aufgestellt
werden, bei dem die Anfettung zum "Spülen" des Katalysators
bis zu einem definiertem Sauerstoff-Quotienten vorgegeben wird, der
an die Katalysatoreigenschaften (z.B. Alterung) angepasst ist und
bei dem der Sauerstoff-Quotient nach einer Schubabschaltungsphase
durch die Lambdaregelung auf den Sollwert geregelt wird. So werden
NOx- und HC/CO- Emissionen weitestgehend
vermieden.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die Lambdaregelung derart eingestellt, dass der
Sauerstoff-Quotient auf einen bestimmten Sollwert von z.B. 50% geregelt wird.
50% ist bei den meisten Betriebszuständen die optimale Einstellung
des Sauerstoff-Quotienten, da hierbei die maximalen Sauerstoffpufferreserven
des Katalysators für
Instationärvorgänge oder
generell Störungen
im Kraftstoff/Luft-Verhältnis,
sowohl für Abweichungen
zu fettem als auch zu magerem Gemisch, vorhanden sind. Damit ist
eine Lambdaregelung, die eine lokale Sauerstoffbilanzierung mittels I2-Anteil vornimmt, stark vereinfacht möglich und
sogar eine vollständige
Bilanzierung gewährleistet.
Außerdem
ist eine Trennung zwischen Regelung und Bilanzierung geschaffen.
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Bevorzugt
werden die ermittelten Werte für den
Sauerstoff-Quotienten
außerdem
zur Steuerung bzw. Priorisierung der Re gel- und Steuereingriffe
des Lambdareglers, des Trimmreglers und der Zwangsanregung bei der
OSC-Diagnose verwendet. Alle Regel- und Steuereingriffe des Lambdareglers,
der Zwangsanregung und auch des Trimmreglers bewirken eine Anfettung
oder Abmagerung des Gemisches. Die unterschiedlichen Informationsquellen hierfür (Nachkat-Signal
für die
Trimmregelung und Vorkat-Signal für die Lambdaregelung) führen zu zeitlich
versetzten Eingriffen. Überlagert
ist die Vorsteuerung der Zwangsanregung. Ist die aktuelle Sauerstoffbeladung
bzw. der aktuelle Sauerstoff-Quotient bekannt, kann nun eine beladungsgradabhängige Bewertung
der Eingriffe erfolgen. Vorzugsweise unterbleibt ein vorgesehener
Steuer- oder Regeleingriff zur Abmagerung des Gemisches, wenn der
Sauerstoff-Quotient über
einem vorbestimmten ersten Schwellwert liegt; und ein vorgesehener
Steuer- oder Eingriff zur Anfettung des Gemisches unterbleibt, wenn
der Sauerstoff-Quotient unter einem vorbestimmten zweiten Schwellwert
liegt. Alternativ kann auch eine Magerphase der Zwangsanregung unterbunden
werden, wenn der Sauerstoff-Quotient über dem ersten Schwellwert
liegt. Ferner kann der zeitlich verzögerte Eingriff des Trimmreglers
bewertet werden. Ist beispielsweise der Eingriff, den der Trimmregler
auf Basis des Nachkat-Lambdasondensignals vornehmen würde, bereits
durch andere Maßnahmen
kompensiert (z.B. durch die Reaktion des Lambdareglers auf eine
Störung),
kann dieser unterlassen werden.
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Leichte
Störungen
können
auch über
Periodenlängenvariation
der Zwangsanregung kompensiert werden. Beispielsweise erfolgt eine
Anfettung, die der Lambdaregler vornehmen möchte, statt dessen, indem in
der Zwangsanregung nicht auf die Magerhalbwelle umgeschaltet wird
oder die Fetthalbwelle verlängert
wird. Diese Art des Reglereingriffs kann man als Feintuning bezeichnen.
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Im
folgenden werden Ausführungsbeispiele des
erfindungsgemäßen Verfahrens
anhand der beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben. In den Zeichnungen
zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einer Brennkraftmaschine zur Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens,
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2 einen
beispielhaften Zeitverlauf der aktuellen Sauerstoffbeladung und
des Signals der Nachkat-Lambdasonde,
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3 ein
Flussdiagramm eines schematisierten Verfahrensablaufes,
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4 einen
beispielhaften Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten vor und während einer OSC-Diagnose,
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5 einen
beispielhaften Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten beim Spülen des Katalysators,
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6 einen
beispielhaften Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten beim Spülen eines Hauptkatalysators
und Überfahren
des Vorkatalysators,
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7 einen
beispielhaften Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten bei der Lambdaregelung,
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8 einen
beispielhaften Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten nach einer Störung mit
und ohne Eingriffskoordination.
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In 1 ist
eine Brennkraftmaschine 1 mit einem Kraftstoffzufuhrsystem
und einem Steuergerät 3 dargestellt.
Das Kraftstoffzufuhrsystem 2 wird über nicht näher bezeichneten Leitungen
vom Steuergerät 3 angesteuert
und sorgt für
die Kraftstoffzuteilung der Brennkraftmaschine 1. In deren
Abgastrakt 4 befindet sich ein 3-Wege-Katalysator 6.
Zum Durchführen der
Lambdaregelung ist stromauf des Katalysators 6 eine Vorkat-Lambdasonde 5 und
stromab des Katalysators eine Nachkat-Lambdasonde 7 zum Messen des
Lambdawertes vorgesehen. Die Vorkat-Lambdasonde 5 ist eine
lineare Lambdasonde, während
als Nachkat-Lambdasonde 7 hier eine sogenannte binäre Lambdasonde
verwendet wird, bei welcher sich die Ausgangsspannung im Bereich
Lambda = 1 fast sprunghaft beispielsweise von unter 100 mV bei mageren
Gemischen (Lambda > 1)
zu über
0,7 V bei fetten Gemischen (Lambda < 1) ändert; dies wird auch als Zweipunktverhalten
bezeichnet. Beide Lambdasonden liefern ihre Messwerte über nicht
näher bezeichnete
Leitungen an das Steuergerät 3.
Im Ansaugtrakt 8 befindet sich ein Luftmassensensor 9,
der beispielsweise im Ansaugrohr angeordnet ist und seine Messwerte über nicht
näher bezeichnete
Leitungen an das Steuergerät 3 liefert.
Alternativ kann der Luftmassendurchsatz auch mithilfe entsprechender
anderer Sensoren indirekt aus der Drosselklappenstellung, bzw. Saugrohrdruck
und der Drehzahl berechnet werden. Dem Steuergerät 3 werden noch die
Werte weiterer Sensoren, insbesondere der Drehzahl, der Katalysatortemperatur,
usw. zugeführt. Mit
Hilfe dieser Werte steuert das Steuergerät 3 den Betrieb der
Brennkraftmaschine 1.
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Im
Betrieb der Brennkraftmaschine 1 erfolgt die Regelung der
katalytischen Abgasbehandlung im Abgastrakt 4 wie folgt:
Die Kraftstoffzufuhr im Kraftstoffzufuhrsystem 2 wird so
geregelt, dass das Signal der Vorkat-Lambdasonde 5 eine
leichte Schwingung um λ≈1 ausführt. Bei
einer normalen Lambdasonde entspricht beispielsweise ein Spannungspegel
von 450mV dem Wert λ≈1. Das Signal
der Vorkat-Lambdasonde 5 schwingt um diesen Wert, so dass
der Katalysator 6 im Mittel Abgas mit dem Wert λ≈1 zugeführt bekommt.
Die Nachkat-Lambdasonde 7 misst den Lambdawert im behandelten
Abgas stromab des Katalysators 6. Bei intaktem Katalysator
und gut eingestellter Lambdaregelung ist ihr Signal annähernd konstant.
Nur bei bestimmten Betriebszuständen, wie
beispielsweise nach einer Schubabschaltung oder während der
Zwangsanregung bei der OSC-Diagnose,
verändert
sich das Signal der Nachkat-Lambdasonde sprunghaft nach oben oder
unten und zeigt damit an, dass die maximale Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators erreicht ist oder der Sauerstoffvorrat erschöpft ist.
Dies wird auch als Durchbruch des Nachkat-Sondensignals bezeichnet.
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2 zeigt
einen beispielhaften Zeitverlauf der Sauerstoffbeladung mO2 des
Katalysators
6, welcher aus dem Signal der Vorkat-Lambdasonde
5 und
dem Luftmassenmesser
9 durch die Formel
integriert wird. In der Formel
bezeichnet mO2 die aktuelle Sauerstoffbeladung, λ das Signal der Vorkat-Lambdasonde,
mL den Luftmassendurchsatz und [O2]
Luft den
Massenanteil von Sauerstoff in Luft, der bei etwa 23% liegt. Unter
der Zeitkurve von mO2 ist beispielhaft das Signal der Nachkat-Lambdasonde λ nach dargestellt.
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Die
dargestellte Zeitkurve von mO2 fällt
zunächst
ab, d.h. dass dem Katalysator ein fettes Gemisch zugeführt wird.
Bei 12 ist der gespeicherte Sauerstoff des Katalysators
aufgebraucht, so dass das Nachkat-Lambdasondensignal nach oben,
d.h. zu fetten Gemischen, ausschlägt. An diesem Durchbruch wird
erkannt, dass mO2 zu diesem Zeitpunkt den Wert Omg hat. Dadurch
kann der Wert für
mO2 auf Omg kalibriert werden. Im Folgenden steigt der Wert für mO2 wieder
an, bis er durch die Lambdaregelung für eine Weile in der Nähe eines
mittleren Wertes 13 gehalten wird. Später steigt die Sauerstoffbeladung
noch weiter an, z.B. aufgrund von kurzen Schubabschaltungsphasen,
in denen die Kraftstoffzufuhr gedrosselt wird. Bei 14 ist
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators erreicht, und das Signal der Nachkat-Lambdasonde 7 schlägt nach
unten aus, da sich der Sauerstoffgehalt stromab des Katalysators 7 erhöht. Dieser
Durchbruch wird vom Steuergerät 3 registriert
und dazu verwendet, die Adaption der Sauerstoffspeicherfähigkeit
mO2 max zu berechnen. Hierzu wird die Differenz zwischen dem bisherigen
adaptierten Wert und der aktueller Sauerstoffbeladung berechnet
und davon der neue adaptierte Wert der Sauerstoffspeicherfähigkeit
berechnet. Die aktuelle Sauerstoffbeladung – im dargestellten Beispiel
90mg – wird
danach der Sauerstoffspeicherfähigkeit
mO2 max gleichgesetzt.
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Ein
Flussdiagramm eines beispielhaften Verfahrens zur Berechnung und
Initialisierung des Wertes für
die aktuelle Sauerstoffbeladung mO2 ist in 3 dargestellt.
Das Verfahren beginnt in Schritt 16 mit einer ersten Initialisierung
bei einem Durchbruch des Nachkat-Lambdasondensignals nach oben oder unten.
Bricht das Signal nach oben aus, ist der Lambda-Wert nach dem Katalysator zu niedrig
und daher der Sauerstoffspeicher des Katalysators gänzlich entleert.
mO2 wird daher auf den Wert 0 gesetzt (Schritt 18). In
Schritt 20 werden durch Integration über die Zeit laufend aktuelle
Werte für
mO2 ermittelt. Dies wird fortgesetzt, bis in Schritt 22 ein
weiterer Durchbruch des Signals der Nachkat-Lambdasonde festgestellt
wird. Dieser kann z.B. in die andere Richtung als in Schritt 16 zeigen,
also nach unten. Dieser Durchbruch zeigt an, dass die Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators erschöpft
ist. Somit kann durch einen Vergleich des in Schritt 20 durch
die Integration berechneten Wertes für mO2 mit dem zuletzt angenommenen
Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
ein neuer Wert für
die Sauerstoffspeicherfähigkeit
mO2 max berechnet werden.
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Dies
empfiehlt sich aber nur dann, wenn der zwischen den beiden Durchbrüchen bei 16 und 22 aufintegrierte
Wert für
den Luftmassendurchsatz nicht zu hoch ist, da die Messwerte für den Luftmassendurchsatz
und auch den Lambda-Wert mit Messfehlern behaftet sind. Diese Messfehler
werden in Schritt 20 aufintegriert und summieren sich über die Zeit.
Daher wird bei 24 abgefragt, ob das seit dem letzten Durchbruch
aufintegrierte Luftmassendurchsatz zu hoch ist, und nur wenn das
Luftmassenintegral einen gewissen Schwellwert unterschreitet, wird der
Wert für
mO2 max adaptiert, d.h. neu berechnet und im Steuergerät gespeichert
(Schritt 26). Daraufhin wird die Integration über die
Zeit fortgeführt,
um laufend aktuelle Werte für
mO2 zu ermitteln (Schritt 28). Diese neu ermittelten aktuellen
Werte werden zusätzlich
durch die adaptierte Sauerstoffspeicherfähigkeit geteilt, um laufend Werte
für den
aktuellen Sauerstoff-Quotienten qO2 zu erhalten. Diese Schritte
werden wenn möglich
bei jedem Durchbruch. des Nachkat-Lambdasondensignals wiederholt,
um eine Aufsummierung von Messfehlern zu verhindern und um ständig neue
Werte für
die maximale Sauerstoffspeicherfähigkeit
des Katalysators zu erhalten.
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Die 4-8 zeigen
den Zeitverlauf des Sauerstoff-Quotienten
qO2 bei verschiedenen Anwendungen und Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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4 zeigt
den Zeitverlauf von qO2 kurz vor und während einer OSC-basierten Katalysator-Diagnose.
Zum Zeitpunkt 30 hat der Sauerstoff-Quotient zufällig einen
relativ hohen Wert X. Würde
die Zwangsanregung bereits zu diesem Zeitpunkt beginnen, wäre nach
kurzer Zeit die maximale Sauerstoffkapazität, die einem Wert von qO2=100%
entspricht, erreicht, was zu einer erhöhten NOx-Ausstoß führen würde. Bei
einer herkömmlichen
Lambdaregelung lässt
sich dies nicht vermeiden, da der Wert X für den aktuellen Sauerstoff-Quotienten
nicht bekannt ist. In diesem Ausführungsbeispiel der Erfindung
wird qO2 jedoch ständig
berechnet, so dass es möglich
ist, vor Beginn der Zwangsanregung einen definierten, für die Diagnose
erforderlichen Sauerstoff-Quotienten einzustellen. Im dargestellten
Beispiel liegt dieser Wert bei 50% und wird zum Zeitpunkt 32 erreicht. Dort
beginnt die Zwangsanregung, bei der die Gemischbildung einer Fett-Mager-Schwingung
unterzogen wird. Dadurch schwankt die Beladung des Katalysators
und damit der berechnete Sauerstoff-Quotient mit einer Amplitude
P. Im dargestellten Beispiel werden die Maximalwerte 0% und 100
während
dieser Schwingung nicht erreicht, so dass keine Durchbrüche des
Nachkat-Lambdasondensignals auftreten und ein noch funktionstüchtiger
Katalysator diagnostiziert wird.
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In
den 5 und 6 sind Beispielhafte Sollverläufe des
Sauerstoff-Quotienten während
eines Spülvorgangs
des Katalysators dargestellt. Die Schubabschaltungsphase ist jeweils zum
Zeitpunkt tPUC-Ende (PUC = pull fuel cutoff)
beendet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Katalysator mit Sauerstoff
gesättigt. Um
den Katalysator möglichst
schnell wieder auf einen Sauerstoff-Quotienten von etwa 50% zu stellen, wird
das Gemisch zeitweise angefettet. Nach Möglichkeit soll der Katalysator
jedoch nicht zu stark gespült
werden, da sonst CO- und HC-Emissionen entstehen. Daher wird mit
Hilfe der bekannten Größen „Sauerstoffspeicherfähigkeit" und „Sauerstoff-Quotient" ein Beladungsmodell
aufgestellt, bei dem ein Sollwert und ggf. ein Sollverlauf für den Sauerstoff-Quotienten
eingestellt wird.
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Für einen
Hauptkatalysator ergibt sich dadurch beispielsweise der in 5 dargestellte
Verlauf des Sauerstoff-Quotienten.
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Ist
neben dem Hauptkatalysator auch ein Vorkatalysator vorhanden, soll
dieser ebenfalls „gespült" werden. Ein weiteres
Beladungsmodell gestattet daher ferner die definierte Einstellung
einer Sauerstoff-Konzentration im Vorkatalysator, bei der auch nach
Spülen
des Hauptkatalysators (wobei der Vorkatalysator „überfahren" wird) eine Abmagerung darstellbar ist. 6 zeigt
einen möglichen
Verlauf des Sauerstoff-Quotienten
im Vorkatalysator beim Spülen
eines Hauptkatalysators, bei welchem der Vorkatalysator bei 34 „überfahren" wird.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
kann nach einer kurzen Schubabschaltungsphase, bei der das Nachkat-Lambdasondensignal
gar nicht reagiert hat, ebenfalls ein Spülvorgang eingeleitet werden,
da mit Hilfe der tatsächlichen
Sauerstoffbeladung nun ein geeignetes Spülmaß ermittelt werden kann. Außerdem lässt sich
das Spülmaß an den
Alterungszustand des Katalysators anpassen.
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In
einer anderen Weiterbildung der Erfindung wird eine Lambdaregelung
aufgesetzt, die als Sollwert für
den Sauerstoff-Quotienten
qO2 einen Wert in der Nähe
von 50%, im gezeigten Beispiel 45%, hat. Bei einem Sauerstoff-Quotienten
von 50% sind immer die maximalen Sauerstoffspeicherreserven des Katalysators
für Instationärvorgänge oder
generell Störungen
im Luft/Kraftstoff-Gemisch – sowohl
für Abweichungen
zu fettem als auch zu magerem Gemisch – vorhanden. Bei einem Sauerstoff-Quotienten von
45% ist der Puffer zu mageren Gemischen ein wenig größer, was
zur Vermeidung von NOx-Emissionen vorteilhaft
ist. 7 zeigt beispielhaft den Verlauf eines Sauerstoff-Quotienten,
der durch die Lambdaregelung auf 45% geregelt wird.
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Schließlich zeigt 8 ein
Beispiel für
eine weitere Ausführungsform
der Erfindung, bei welchem die Information über den aktuellen Sauerstoff-Quotienten
dazu verwendet wird, um eine Störung
in der Luft/Kraftstoff-Zusammensetzung möglichst schnell zu kompensieren.
Die Kurve 36 zeigt die heutige Lösung, bei der die Regel- und
Steuereingriffe des Lambdareglers, des Trimmreglers und der Zwangsanregung
nicht priorisiert werden. Aufgrund der unterschiedlichen Informationsquellen
für diese
Regler (Nachkatsignal für
die Trimmregelung und Vorkatsignal für die Lambdaregelung) sind
die Eingriffe dieser Regler teilweise zeitlich versetzt, was zu
einer langsameren Korrektur der Störung führt. Die Kurve 37 zeigt
hingegen den Wert des Sauerstoff-Quotienten mit Koordination der
Eingriffe. Dabei wird beispielsweise ein Eingriff, den der Trimmregler
auf Basis des Nachkatsignals vornehmen würde, unterlassen, wenn dieser
Eingriff bereits durch andere Maßnahmen kompensiert ist. Des
weiteren kann z.B. eine Magerphase der Zwangsanregung unterbunden
werden, wenn die Sauerstoffbeladung über einer Schwelle liegt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht
die permanente Bestimmung der aktuellen und maximalen Sauerstoffbeladung
eines 3-Wege-Katalysators sowie eine Emissionsreduzierung durch
gezielte Eingriffe auf Basis dieser Informationen. Ferner erlauben
die beschriebenen Steuerung-, Regelungs- und Überwachungsverfahren eine Emissionsreduzierung,
Zeitverkürzung
und Genauigkeitsverbesserung der Katalysator-Diagnose insbesondere
für Systeme ohne
zweiten Katalysator. Weiterhin wird eine kontinuierliche Alterungsinformation über den
Katalysatorzustand zur Adaption von Funktionen wie z.B. der Katalysatorspülung nach
einer Schubabschaltung bereitgestellt, was ebenfalls zur Emissionsreduzierung
beiträgt.
Schließlich
kann eine weitere Emissionsreduzierung durch die beladungsgradabhängige Koordination
von Steuer- und Regelungseingriffen erreicht werden.