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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen
von Bohrungen in tiefen geologischen Strukturen bzw. Schichten z.B.
zur Erschließung
von Lagerstätten.
Hierbei umfaßt
der Begriff "Lagerstätte" allgemein ein Vorkommen
eines Stoffs flüssiger,
gasförmiger
oder fester Form oder energetisch nutzbarer Verhältnisse in geologischen Schichten,
insbesondere von Erdöl,
Erdgas und geothermischer Energie.
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Stand der
Technik
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Vertikalbohrungen
zur Exploration von Öl- und
Gasfeldern sowie für
Geothermieprojekte in Tiefen bis zu 9000 m werden heutzutage mit
Stahlbohrgerüsten
(Bohrtürmen)
oder Bohrmastanlagen durchgeführt.
Obwohl die verschiedensten konstruktiven Ausgestaltungen existieren,
ist deren Funktionsweise grundsätzlich
immer gleich. Ein Bohrwerkzeug (der Bohrkopf) ist mit einem oberhalb
der Erdoberfläche
angeordneten Drehantrieb durch einen Bohrstrang verbunden. Der Bohrstrang
besteht aus zusammengeschraubten Standardstangen und Sondereinheiten
wie Schwerstangen, nichtmagnetischen Stangen, Zentriereinheiten,
Spülungsmotoren
etc., die je nach Bedarf eingesetzt werden. Insbesondere werden
eine Vielzahl von Standardstangen je nach Bohrfortschritt nach und
nach aneinandergefügt.
Die Drehbewegung wird entweder über
Mitnehmerstangen (sog. Kellystangen) von einem Drehtisch oder von
einem sogenannten Topdrive (einem verti kal verschiebbar geführten Drillmotor
am oberen Ende des Bohrstranges) übernommen.
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Herkömmlicherweise
hängt der
gesamte Bohrstrang (evtl. einschließlich Topdrive) an einem Abhängesystem
aus Haken, Flaschenzug, Seilrolle und Seilwinde, so daß der Anpreßdruck auf
das Bohrwerkzeug durch das Eigengewicht des Strangs erfolgt und überschüssiges Gewicht
von dem Hebesystem abgefangen werden. Anlagen dieser Art sind gekennzeichnet
durch einen Bohrmast von turmgiebelartiger Konstruktion, in dessen
Innerem sich der Bohrstrang und der Drillantrieb befinden.
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Allen
bisher bekannten Bohrvorrichtungen für Tiefbohrungen ist konstruktionbedingt
gemeinsam, daß die
Richtung der Bohrung senkrecht eingeleitet wird. Spätere Richtungsänderungen
werden durch steuerbare Bohrwerkzeuge ermöglicht, soweit es der minimale
Gestänge-
bzw. Verrohrungsradius und die zur Verfügung stehende Auflast aus dem
Eigengewicht des Stranges zulassen.
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Aufgrund
des vorgenannten Wirkprinzips einer herkömmlichen Bohranlage ist es
nicht möglich, aktiv,
d.h. unabhängig
von dem Eigengewicht des Bohr- oder Casingsstrangs, auf diesen Druck
auszuüben.
Dies setzt gerichteten Bohrungen enge Grenzen, da z.B. beim Übergang
in die Horizontale die Mantelreibung am Strang kontinuierlich ansteigt
und bei längeren
horizontalen oder gar wieder ansteigenden Abschnitten irgendwann
der Punkt erreicht ist, an dem das Eigengewicht aus dem vertikalen
Bohrungsabschnitt für
einen Vortrieb nicht mehr ausreicht.
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Ein
Grund, gerichtete Bohrungen überhaupt durchzuführen, kann
darin liegen, daß eine
Lagerstätte
in der Nähe
von bewohnten Gebieten oder unter solchen Gebieten liegt. In Ortschaften
selbst ist das Platzangebot für
einen Bohrplatz oft nicht gegeben. Zudem ist ein Bohrvorhaben mit
oft erheblichen Lärmemissionen
verbunden, die in Ortschaften oder in deren Nähe unerwünscht sein können.
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Ein
anderer Grund für
horizontale Bohrungsabschnitte kann darin liegen, eine Lagerstätte von der
Seite oder unter einem Winkel anzubohren, um in einer solchen Lagerstätte, die
aufgrund der Schichtstruktur des geologischen Untergrunds meist eine
größere Ausdehnung
in vertikaler oder schräger Richtung
als in vertikaler Richtung aufweist, eine längere Strecke zurückzulegen
als bei vertikalem Anbohren. Je länger die in einer Lagerstätte zurückgelegte
Strecke ist, umso größer ist
das direkt zugängliche
Volumen und umso optimaler und gleichmäßiger kann der Rohstoff daher
dem Gestein entnommen werden. Eine lange Bohrstrecke unter flachem bzw.
horizontalem Winkel reduziert also die Anzahl notwendiger Bohrungen,
was insbesondere bei schlechter Zugänglichkeit von oben wünschenswert ist,
aber auch die Erschließungskosten
insgesamt verringert. Wie bereits gesagt, unterliegen bekannte Tiefbohrverfahren
technischen Grenzen im Hinblick auf die Länge der flachen oder horizontalen
Bohrabschnitte.
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Bei
Geothermieprojekten sind üblicherweise mehrere
Bohrungen erforderlich, um zumindest eine Entnahme von erhitztem
Wasser oder Dampf und Rückführung des
Kondensats zu ermöglichen.
Auch hier wäre
es wünschenswert,
die Anzahl der Bohrungen zu reduzieren.
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Bei
einer neueren technischen Entwicklung, die auf die Anmelderin der
vorliegenden Anmeldung zurückgeht
und zeitgleich angemeldet wurde, erfolgt die Lastaufbringung und
Lastaufnahme in vertikaler Richtung an der Bohrvorrichtung, also
Vorschub und Rückhaltekraft, über ein
Zahnstangen/Ritzelsystem, das von Vorschubmotoren angetrieben wird.
Bei einer Anlage dieser Art verläuft
der Bohrstrang außerhalb
eines Bohrmasts, an welchem ein Schlitten verläuft, der den Drillantrieb (Topdrive)
und die Vorschubmotoren trägt.
Der Bohrmast ist über
rückwärtige Stützen abgestützt, wobei
durch den Einsatz von Stützen
unterschiedlicher Länge
nahezu beliebige Bohrwinkel möglich
sind. Dies erweitert die Möglichkeiten
der gerichteten und gegen Widerstand erfolgenden Bohrungen und erlaubt
es, erweiterte und z.T. völlig
neuartige Bohrverfahren zu ersinnen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
ist die Hauptaufgabe der vorliegenden Erfindung, die vorstehenden
Nachteile des Stands der Technik zu überwinden.
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Insbesondere
besteht eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein Verfahren
zum Herstellen von Tiefbohrungen in geologischen Schichten zu schaffen,
welches die Erschließbarkeit
von Lagerstätten
verbessert, die sich unter an der Oberfläche unzugänglichen Orten befinden.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Herstellen
von Tiefbohrungen in geologischen Schichten zu schaffen, welches erlaubt,
die Anzahl der zum Ausbeuten einer Lagerstätte erforderlichen Bohrungen
zu reduzieren.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Herstellen
von Tiefenbohrungen in geologischen Schichten zu schaffen, welches
erlaubt, mit einer einzigen Bohrung mehrere Bohrlöcher zu
einer Lagerstätte
zu schaffen.
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Die
Lösung
der Aufgabe erfolgt durch die Merkmale des Anspruchs 1. Vorteilhafte
Ausführungsformen
und Weiterbildungen der Erfindung bilden den Gegenstand der Unteransprüche.
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Gemäß einem
ersten Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung umfaßt ein Verfahren
zum Herstellen von Tiefbohrungen in geologischen Schichten mittels
einer Bohrvorrichtung, einem Bohrstrang und einem Bohrwerkzeug die
Schritte: Anbohren der erdbodennahen Schicht unter einem von der
Vertikalen abweichenden Winkel; Tiefbohren unter einem beliebigen
Winkel bis zu einer Tiefe einer Lagerstätte; wenigstens teilweises
Durchbohren der Lagerstätte
in horizontaler Richtung oder unter einem im Wesentlichen flach
ab- oder ansteigenden
Winkel; und Erzeugen einer motorischen Kraft in der Bohrvorrichtung
in oder entgegen der Bohrrichtung derart, daß in jeder Phase der Bohrung
ein geeigneter Anpreßdruck über den
Bohrstrang auf das Bohrwerkzeug ausgeübt wird.
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Mit
diesem Bohrverfahren ist es möglich,
Lagerstätten,
die sich ganz oder zum Teil unter an der Oberfläche unzugänglichen Orten befinden, effizienter
und wirtschaft licher zu erschließen. Durch das schräge Anbohren
wird die Bauhöhe
der Bohrvorrichtung verringert und die Lärmemission reduziert. Je nach
Gegebenheiten kann das Tiefbohren vertikal oder schräg erfolgen.
Wenn es vertikal erfolgt, wird ein schneller Tiefengewinn erzielt.
Wenn es schräg erfolgt,
verringert sich die erforderliche Winkeländerung in der Umlenkphase
und vergößert sich
der seitliche Bohrfortschritt. Dadurch kann auch der Abstand vom
Bohrplatz zu bewohnten oder aus anderen Gründen unzugänglichen Gebieten vergrößert und dort
die Lärmimmission
reduziert werden.
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Das
Durchdringen der Lagerstätte
unter zusätzlicher
Längskraft
erlaubt es, die Lagerstätte
zu einem großen
Teil oder gar vollständig
zu durchdringen. Hierdurch wird ein der Geometrie der Lagerstätte folgender
Kanal innerhalb der Lagerstätte
geschaffen, mit welchem diese effizienter ausgebeutet werden kann
als mit einem kurzen vertikalen Anstich. Dies verringert die Anzahl
der erforderlichen Bohrungen zur Ausbeutung der Lagerstätte, verkürzt damit Vorbereitungszeiten
und Bohrkosten und macht die Ausbeutung von solchen Lagerstätten, die
sich unter bewohntem oder unzugänglichem
Gebiet befinden, wirtschaftlicher.
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Gemäß einem
zweiten Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung umfaßt ein Verfahren
zum Herstellen von Tiefbohrungen in geologischen Schichten mittels
einer Bohrvorrichtung, einem Bohrstrang und einem Bohrwerkzeug die
Schritte: Anbohren der erdbodennahen Schicht unter einem beliebigen
Winkel; Tiefbohren unter einem beliebigen Winkel bis zu einer Tiefe
einer Lagerstätte;
Durchbohren der Lagerstätte
in horizontaler Richtung oder unter einem im Wesentlichen flach
ab- oder ansteigenden Winkel; Steigbohren von der La gerstätte aus
nach oben unter einem beliebigen Winkel bis zum Erreichen des Erdbodenniveaus;
und Erzeugen einer motorischen Kraft in der Bohrvorrichtung in oder
entgegen der Bohrrichtung derart, daß in jeder Phase der Bohrung
ein geeigneter Anpreßdruck über den
Bohrstrang auf das Bohrwerkzeug ausgeübt wird. Vorzugsweise erfolgt
das Anbohren in vertikaler Richtung.
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Mit
diesem Verfahren ist es möglich,
in einer einzigen Bohrung einen Bohrkanal herzustellen, der zwei
Verbindungen von der Lagerstätte
zur Oberfläche
schafft. Somit kann eine Verbindung als Förderloch und die andere als
Druckausgleichsloch fungieren. Bei Geothermieprojekten kann eine
Verbindung als Vorlauf und die andere als Rücklauf fungieren.
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Der
Bohrwinkel kann beim Durchbohren der Lagerstätte zur optimalen Anpassung
an die lokalen Gegebenheiten in Abhängigkeit vom Verlauf der Lagerstätte gewählt und/oder
nachgeführt
werden, um die Druckverteilung und das erreichte Teilvolumen der
Lagerstätte
zu optimieren.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
eine Schnittansicht einer Bohrkampagne, die gemäß einer ersten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung durchgeführt
wird.
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2 zeigt
eine Schnittansicht einer Bohrkampagne, die gemäß einer zweiten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung durchgeführt wird.
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3 zeigt
eine Seitenansicht einer Bohrvorrichtung, die bei der Bohrkampagne
der ersten oder zweiten Ausführungsform
zum Einsatz kommt, in vertikaler Konfiguration.
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4 zeigt
eine Seitenansicht der Bohrvorrichtung von 3 in schräger Konfiguration.
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Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsform
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1 zeigt
eine Schnittansicht einer Bohrkampagne, die gemäß einer ersten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung durchgeführt
wird.
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In
der dargestellten Situation befindet sich eine Lagerstätte 1 in
einer Tiefe T unter der Erdoberfläche 2, und zwar unter
einem Gebiet 3, das aufgrund dichter Besiedelung für einen
Bohrplatz keinen Raum bietet. Es versteht sich, daß das Gebiet 3 auch aus
anderem Grund für
eine Bohrung unzugänglich sein
könnte,
etwa wegen eines Naturschutzgebiets oder landschaftlicher Gegebenheiten
wie z.B. schroffer Gebirgszüge
oder größerer Gewässer. Außerhalb des
Gebiets 3 ist eine Bohrvorrichtung 4 angeordnet. Im
dargestellten Fall ist die Bohrvorrichtung 4 unter einem
Winkel A zwischen der Horizontalen und der Bohrrichtung schräg gestellt,
sie kann aber auch unter einem anderen Winkel schräg gestellt
oder auch vertikal (A = 90°)
eingerichtet sein.
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Eine
solche Bohrvorrichtung 4 ist in 3 und 4 im
Einzelnen dargestellt. 3 zeigt die Bohrvorrichtung
in vertikaler Stellung, während 4 eine
schräg
gestellte Konfiguration zeigt.
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Die
Vorrichtung besteht im Wesentlichen aus einem Bohrmast 10,
einem daran vertikal beweglichen Schlitten 20 und einer
den Bohrmast tragenden Plattform 30.
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Der
Bohrmast 10 ist in einem Schwenklager 32, das
auf einem Grundrahmen 31 der Plattform 30 befestigt
ist, schwenkbar gelagert und über
eine Strebe 60 in einem Stützlager 33, das ebenfalls
an dem Grundrahmen 31 befestigt ist, gegen Kippen abgestützt. Mittels
eines Hubzylinders 70, der von dem Grundrahmen 31 zu
dem Bohrmast 10 verläuft,
kann der Bohrmast 10 zur Montage und Demontage vollständig aufgerichtet
bzw. abgesenkt werden. Ein Auslenkzylinder 61 erlaubt eine
Längenänderung
der Strebe 60 in gewissen Grenzen, wodurch eine Abweichung
des Bohrmasts 10 von der Vertikalen möglich ist. Das Stützlager 33 und
die Strebe 60 mit dem Auslenkzylinder 61 sind
jeweils paarweise vorhanden, wobei die Streben 60 von einem
Lagerpunkt 12 im oberen Bereich des Bohrmasts 10 aus
nach hinten und zu den Seiten verlaufen. Dadurch wird auch ein Ausschwingen
des Bohrmasts 10 nach den Seiten verhindert.
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Der
Schlitten 20 ist in an dem Bohrmast 10 in Längsrichtung
angebrachten Laufschienen mit Rollen gelagert und über Zahnräder bzw.
Ritzel 24, die über
Getriebe 22 bzw. Haltebremsen 23 durch Vorschubmotoren 21 angetrieben
werden und in zwei paarweise an den Seiten des Bohrmasts 10 in
dessen Längsrichtung
angebrachte Zahnstangen 14 eingreifen, längs des
Bohrmasts verfahrbar. Neben einer Anordnung von vorliegend beispielsweise
sechs Vorschubmotoren 21, Getrieben 22, Haltebremsen 23 und
Ritzeln 24 ist auf dem Schlit ten 20 ein Drillmotor 25 angebracht,
der eine Bohrstangenaufnahmevorrichtung bzw. ein Bohrfutter 26 hält.
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In
der dargestellten Ausführungsform
sind die Motoren 21, 25 Hydraulikmotoren und die
Haltebremsen 23 federgespannte, hydraulisch lösbare Lamellenbremsen.
Die Hydraulikenergie wird in einem Aggregatcontainer (nicht näher dargestellt)
erzeugt und über
Hydraulikleitungen (nicht näher
dargestellt), die im oberen Bereich des Bohrmasts 10 in
einer Gelenkkette 86 geführt werden, zugeführt.
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Eine
Brech- und Kontervorrichtung 83 ist an dem Bohrmast 10 unabhängig von
dem Schlitten 20 verfahrbar. Seitlich an dem Bohrmast 10 ist
eine Seilwinde 84 angebracht, die zur manuellen Handhabung
von Lasten auf der Plattform 30 vorgesehen ist.
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Eine
Bohrvorrichtung der vorgenannten Art ist Gegenstand einer eigenständigen Erfindung
der Anmelderin der vorliegenden Erfindung und bildet den Gegenstand
der deutschen Gebrauchsmusteranmeldung mit dem Titel "Vorrichtung zum Herstellen von
Tiefbohrungen in geologischen Strukturen" (Anwaltsaktenzeichen B/11ST0408/DE)
vom selben Anmeldetag. Die Bohrvorrichtung kann mit ihrer Plattform
auf einem Unterbau montiert sein. Eine vorteilhafte Unterbaukonstruktion,
die von der Anmelderin der vorliegenden Erfindung entwickelt wurde,
bildet den Gegenstand der deutschen Gebrauchsmusteranmeldung mit
dem Titel "Unterbaukonstruktion
für eine
Tiefbohr-Plattform" (Anwaltsaktenzeichen B/11ST0409/DE)
vom selben Anmeldetag. Zur Übergabe
von Bohrgestänge
u.a. von einem Lager zu der Bohrvorrichtung kann ein Handhabungssystem
verwendet werden. Ein neuarti ges, automatisiertes Rohr- oder Stangenlager,
das von der Anmelderin der vorliegenden Erfindung entwickelt wurde,
bildet den Gegenstand der deutschen Gebrauchsmusteranmeldung mit
dem Titel "Rohr-
oder Stangenlager für
eine Bohranlage" (Anwaltsaktenzeichen B/11ST0411/DE)
vom selben Anmeldetag. Eine vorteilhafte Handhabungsvorrichtung
für Bohrgestänge und
andere Gegenstände,
die von der Anmelderin der vorliegenden Erfindung entwickelt wurde,
bildet den Gegenstand der deutschen Patentanmeldung mit dem Titel "Vorrichtung und Verfahren
zum Handhaben von Gegenständen
an einer Bohranlage" (Anwaltsaktenzeichen
P/11ST0412/DE) vom selben Anmeldetag. Auf den Offenbarungsgehalt
der vorgenannten Anmeldungen wird im Rahmen der vorliegenden Anmeldung
vollinhaltlich Bezug genommen.
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In 1 ist
die Bohrvorrichtung in schräger Lage
dargestellt. Von ihrem Platz aus wird mittels des Bohrstrangs (nicht
näher dargestellt)
ein Bohrkanal 5 vorgetrieben. Der Bohrstrang besteht im
Wesentlichen aus einem Bohrwerkzeug bzw. Bohrkopf und einer Mehrzahl
standardisierter Stangen oder Rohre, die miteinander verbunden sind.
Die Verbindung der Stangen ist so ausgebildet, daß geringe,
gesteuerte Winkelabweichungen möglich
sind. So kann mit einem solchen Bohrstrang eine Kurve gebohrt werden.
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Der
Bohrkanal 5 weist, von der Bohrstelle ausgehend, zunächst ein
annähernd
gerades Stück 5a auf,
dessen Neigung der des Bohrmasts der Bohrvorrichtung 4 entspricht.
In dieser Phase der Bohrung nähert
sich der Bohrkanal 5 der Lagerstätte 1 an. Daher wird
diese Phase auch Annäherungsphase
genannt.
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Kurz
vor Erreichen der Lagerstätte 1 wird eine
geringfügige
Richtungskorrektur vorgenommen, um die Lagerstätte 1 optimal zu treffen.
Der Bohrkanal 5 wird dann noch ein beträchtliches Stück in die Lagerstätte 1 hineingetrieben.
In diesem Teil 5b des Bohrkanals 5 wird dieser
immer flacher, bis er nahezu die Horizontale erreicht. Es versteht
sich, daß die Richtungsführung dieses
Teils 5b des Bohrkanals 5 von der Geometrie und
Lage der Lagerstätte 1 selbst abhängt. Es
können
auch lange horizontale oder auch ansteigende Bohrstrecken zurückgelegt
werden. Die Bohrphase innerhalb der Lagerstätte 1 wird auch Durchdringungsphase
genannt.
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Öl- und Gasfelder
werden üblicherweise
an mehreren Stellen möglichst
vertikal angebohrt, um den Rohstoff an mehreren Stellen entnehmen
zu können.
Eine vertikale Bohrstelle kann nur ein geringes Teilvolumen der
Lagerstätte
erschließen.
Durch eine horizontale Durchbohrung des Ölfelds ist mit einer Bohrung
ein ungleich größeres Teilvolumen
erschließbar.
Durch den motorischen Vortrieb des Bohrstrangs an der Bohrvorrichtung 4 können erheblich
längere
horizontale bzw. flach schräge
Strecken zurückgelegt
werden als ohne zusätzlichen
Vortrieb.
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2 zeigt
eine Schnittansicht einer Bohrkampagne, die gemäß einer zweiten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung durchgeführt wird.
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In
der dargestellten Situation befindet sich eine Lagerstätte 1 in
einer Tiefe T unter der Erdoberfläche 2. Auf der Erdoberfläche 2 ist,
in horizontaler Richtung um einen Abstand L von der Lagerstätte entfernt,
eine Bohrvorrich tung 4 angeordnet. Im dargestellten Fall
ist die Bohrvorrichtung 4 senkrecht gestellt, sie kann
aber auch unter einem beliebigen Winkel schräg gestellt sein.
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Von
der Bohrstelle aus wird mittels des Bohrstrangs (nicht gezeigt)
ein Bohrkanal 5 vorgetrieben. In der dargestellten Situation
beschreibt der Bohrkanal 5 in einem Bereich 5a einen
weiten Bogen, bis er unter annähernd
horizontalem Winkel auf die Lagerstätte 1 trifft. Die
dargestellte Form des Bohrkanals 5 in dieser Annäherungsphase
ist nur als Beispiel gedacht. Der Bohrkanal 5 kann in diesem
Teil 5a auch zunächst
gerade verlaufen und erst in beträchtlicher Tiefe zu der Lagerstätte 1 hin
umschwenken. Der Weg des Bohrkanals 5 und der optimale
Auftreffwinkel auf die Lagerstätte 1 ist
von der Lage und Geometrie der Lagerstätte 1 abhängig.
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An
den Teil 5a des Bohrkanals 5 schließt sich ein
Teil 5b an, der die Lagerstätte 5 nahezu horizontal durchdringt.
Abhängig
von der Geometrie der Lagerstätte 1 kann
der Bohrkanal 5 in diesem Teil 5b mehrere Richtungsänderungen
aufweisen und kann streckenweise horizontal, schräg nach unten
oder schräg nach
oben verlaufen.
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Nach
Austritt aus der Lagerstätte
verläuft
der Bohrkanal 5 in einem sich an den Teil 5b anschließenden Teil 5c in
weitem Bogen nach oben, bis er nahezu senkrecht wieder aus der Erdoberfläche 2 austritt.
Diese Phase der Bohrung wird auch Anstiegsphase genannt. Auch in
dieser Phase hängt
der Verlauf des Bohrkanals 5 von den geologischen, geographischen
und geopolitischen Gegebenheiten unter und über der Erdoberfläche 2 ab.
Es sind ebenso kurvige wie gerade, horizontale, geneigte und vertikale Abschnitte
möglich.
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Der
Bohrungsteil 5c kann beispielsweise als Ausgleichsbohrung
oder Meßbohrung
bei die Förderung
von Öl
oder Gas aus der Lagerstätte 1 dienen.
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Bei
geothermischen Projekten kann der Bohrungsteil 5a als Zulauf
dienen, der Bohrungsteil 5b als Erhitzer und der Bohrungsteil 5c als
Rücklauf, während zwischen
den beiden Bohrlöchern
oder an einem von beiden ein Kraftwerk angeordnet ist, das die gewonnene
geothermische Energie umsetzt oder in ein Fernwärmenetz einspeist.
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Mit
dieser neuartigen Technik entfällt
die üblicherweise
erforderliche zweite Bohrung, was die Nutzung der Lagerstätte vereinfacht
und wirtschaftlicher macht. Der zusätzliche Vortrieb des Bohrstrangs an
der Bohrvorrichtung 4 macht eine solche Bohrstreckenführung erst
möglich.