DE10145573C1 - Verfahren und Vorrichtung zur sicherheitsgerichteten Verarbeitung manuell eingegebener Zustandseinstellungen für die Sicherung elektronischer Stellwerke - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur sicherheitsgerichteten Verarbeitung manuell eingegebener Zustandseinstellungen für die Sicherung elektronischer StellwerkeInfo
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Abstract
Um bei einem Verfahren sowie einer Vorrichtung zur sicherheitsgerichteten Verarbeitung manuell an einem Bedienplatz (B-P1) eingegebener Zustandseinstellungen für die Steuerung elektronischer Stellwerke (Stw) fehlerträchtige manuelle Bestätigungseingaben zu vermeiden und einen für Relaisstellwerke vorgesehenen einfachen Bedienplatz (B-P1) einsetzen zu können, ist vorgesehen, dass die Zustandseinstellungen in zwei unabhängigen Rechnerkanälen (Ka1, Ka2) verarbeitet, verglichen und überprüft werden, wobei das Stellwerk (Stw) die Überprüfungsergebnisse der beiden Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) vergleicht und nur bei Gleichheit eine Umsetzung der Verarbeitungsergebnisse freigibt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur sicherheitsgerichte
ten Verarbeitung manuell an einem Bedienplatz eingegebener
Zustandseinstellungen für die Steuerung von Stellwerken
sowie eine diesbezügliche
Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 2.
Als sicherheitsgerichtet ist dabei eine Verarbeitung manuel
ler Eingaben zu verstehen, bei der die Sicherheitsmechanismen
des Stellwerks umgangen werden, die aber dennoch durch geeig
nete Maßnahmen weitgehend fehlerfrei ablaufen soll. Solche
Maßnahmen basieren bei einem bekannten Verfahren darauf, dass
der Bediener die sicherungstechnische Verantwortung über
nimmt. Dazu ist ein Bedienablauf mit mehrfacher Rückmeldung
modifizierter Zustandseinstellungen vorgesehen, die der Be
diener überprüft und bestätigt. Der Ablauf der sicherheitsge
richteten Bedienung, auch KF-Bedienung (KF = Kommandofreigabe)
genannt, ist folgender:
- - Der Bediener nimmt die gewünschte Zustandseinstellung durch manuelle Betätigung bestimmter Tasten des Bedien platzes vor. Als Bedienplatz für die Steuerung elektroni scher Stellwerke werden bisher PC-basierte Bedienplätze mit einem Monitor zur Darstellung des Meldezustandes ein gesetzt.
- - Die Zustandseinstellung wird an das Stellwerk übertragen und dort als sicherheitsgerichtete Bedienung erkannt.
- - Das Stellwerk retouriert das entsprechende Kommando an den Bedienplatz.
- - Der Bediener überprüft und bestätigt das rückübertragene Kommando durch Betätigung einer Taste.
- - Mit der Bestätigung wird eine Checksumme über das Melde bild an das Stellwerk übertragen.
- - Das Stellwerk retouriert wiederum eine Bestätigungsanfor derung an den Bedienplatz.
- - Mit der erneuten Bestätigung durch Tastendruck wird eine Checksumme über das Meldebild eines Referenz-PCs an das Stellwerk übertragen. Der Referenz-PC dient an sich der Aufbereitung des Meldebildes entsprechend dem Bedienplatz.
- - Das Stellwerk vergleicht die beiden Checksummen und reali siert die gewünschte Zustandseinstellung, wenn beide Checksummen gleich sind. In diesem Fall kann davon ausge gangen werden, dass die sicherheitsgerichtete Bedienung auf einem gesicherten Meldebild beruhte, d. h. eine Ver fälschung der Bedienung, die zu einer Gefährdung des Bahn verkehrs führen kann, ist weitgehend ausgeschlossen.
Nachteilig bei diesem bekannten Verfahren ist vor allem, dass
der Bediener zur Prüfung der richtigen Kommandoübertragung in
den Ablauf der sicherheitsgerichteten Zwischenschritte mit
eingebunden ist. Außerdem ist die bekannte Verfahrensweise
auf PC-basierte Bedienplätze beschränkt und für Bedienplätze,
die an sich für die Bedienung von Relaisstellwerken vorgese
hen sind, nicht geeignet.
Aus Lorsbach, W.: Testen von Stellwerken für den Nahverkehr
in Signal + Draht 2001, Heft 6, Seiten 41 bis 43 und Galy,
J.: Le poste d'aiguillage informatique (PA I) in Revue
Generale des Chemins de Fer, September 2000, Seien 17 bis 24
sind rechnerbasierte Verfahren zur Überprüfung der korrekten
Verarbeitung manuell eingegebener Zustandseinstellungen be
kannt. Dabei ist eine mehrkanalige Aufbereitung der Zu
standseinstellungen vorgesehen, wobei die Rechnerkanäle ihre
Ausgangssignale auf Übereinstimmung überprüfen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes
Verfahren anzugeben, das automatisch abläuft, d. h. bei dem
manuelle Bestätigungen seitens der Bedienperson entfallen.
Das Verfahren soll für Bedienplätze älterer Bauart geeignet
sein. Dabei ist anzustreben, dass eine entsprechende Vorrich
tung zur Durchführung des Verfahrens mit herkömmlichen Rech
nerbaugruppen und Schnittstellen auskommt.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die
Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Zwei im Wesentlichen iden
tische und voneinander unabhängige Rechnerkanäle ersetzen da
bei im Zusammenwirken mit Baugruppen des signaltechnisch si
cheren elektronischen Stellwerks die Bestätigungsfunktionen
der Bedienperson. Der "menschliche Faktor" ist damit weitge
hend reduziert, so dass ein Zuwachs an Sicherheit entsteht.
Eine Verfälschung der gewünschten Zustandseinstellung wird
durch die angegebenen Verfahrensschritte sicher verhindert.
Die beiden Rechnerkanäle überprüfen ihre einwandfreie Funkti
on dabei quasi gegenseitig, wobei beide Rechnerkanäle ihr in
dividuell generiertes Kommandotelegramm mit demselben Echote
legramm vergleichen. Anhand des Sicherungsanhangs überprüfen
die Rechnerkanäle die Unversehrtheit des Echotelegramms. In
einem weiteren Verfahrensschritt wird von beiden Rechnerkanä
len jeweils die Checksumme über alle relevanten Zustandsgrö
ßen gebildet. Erst wenn das Stellwerk feststellt, dass die
beiden Checksummen übereinstimmen, wird die Kommandoausfüh
rung freigegeben.
Anspruch 2 betrifft eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens, die sich durch einfachen Aufbau auf der Basis
handelsüblicher Rechnerbaugruppen auszeichnet. Nur der erste
Rechnerkanal ist direkt mit dem Stellwerk verbunden, während
der zweite Rechnerkanal retourierte Stellwerkstelegramme über
den ersten Rechnerkanal erhält. Diese quasi serielle Weiter
leitung der Stellwerkstelegramme von dem ersten Rechnerkanal
zum zweiten Rechnerkanal betrifft insbesondere das Echotele
gramm und die Anforderungstelegramme zur Bildung der beiden
Checksummen. Dadurch, dass die von den angegebenen Zustands
einstellungen abgeleiteten Kommandotelegramme und die vom
Stellwerk rückgemeldeten Echotelegramme zusammen mit dem Mel
dezustand in einer Checksumme komprimiert werden, kann die
bisher weit verbreitete Prozessdatenschnittstelle auch hier
unverändert eingesetzt werden. Bei den wesentlichen Baugrup
pen der Rechnerkanäle kann vorteilhaft auf bekannte Ver
gleichspuffer und Meldezustandsspeicher zurückgegriffen wer
den.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer figürlichen Dar
stellung näher erläutert.
Die einzige Figur zeigt schematisch das Zusammenwirken eines
Bedienplatzes B-Pl mit einem elektronischen Stellwerk Stw,
wobei als Bindeglied zwei unabhängige Rechnerkanäle Ka1, Ka2
vorgesehen sind. Der Bedienplatz B-Pl entspricht einem Be
dienplatz für Relaisstellwerke und beinhaltet als wesentliche
Baugruppen mehrere Tasten Ta zur manuellen Eingabe von Zu
standseinstellungen und Meldelampen Me zur Signalisierung des
Meldezustandes. Beide Rechnerkanäle Ka1 und Ka2 enthalten je
weils einen Meldezustandsspeicher Me-Sp1 und Me-Sp2 und einen
Vergleichspuffer V-Pu1 und V-Pu2. Nur der erste Rechnerkanal
Ka1 ist mit dem Stellwerk Stw ausgangsseitig verbunden. Dazu
dient eine Prozessdatenschnittstelle PDS. Die Verarbeitung
der sicherheitsgerichteten Zustandseinstellungen erfolgt
automatisch und eigenständig in einer Kommandofreigabe (KF)-
Prozedur, wie sie von der Prozessdatenschnittstelle PDS ge
fordert wird. Bei derartigen sicherheitsrelevanten Bedienun
gen muss die Kommandoverarbeitung nachweisbar fehlerfrei er
folgen, bzw. verfälschte Kommandos müssen erkennbar sein und
dürfen sich nicht auswirken. Durch die Betätigung der Tasten
Ta wird eine bestimmte Zustandseinstellung vorgegeben. Die
Tastensignale werden von den beiden Rechnerkanälen Ka1 und
Ka2 unabhängig voneinander eingelesen und zu einem Kommando
telegramm verarbeitet. Beide Rechnerkanäle Ka1 und Ka2 tragen
ihr erarbeitete Kommandotelegramm in den Vergleichspuffer V-
Pu1 bzw. V-Pu2 ein. Der erste Rechnerkanal Ka1 sendet das
Kommandotelegramm an das Stellwerk Stw. Das Stellwerk Stw
antwortet mit einem Echotelegramm. Dieses Echotelegramm wird
vom ersten Rechnerkanal Ka1 empfangen und unverändert an den
zweiten Rechnerkanal Ka2 weitergeleitet. Anhand eines Siche
rungsanhangs überprüfen sowohl der erste Rechnerkanal Ka1 als
auch der zweite Rechnerkanal Ka2 die Unversehrtheit des Echo
telegramms, vergleichen den Inhalt jeweils mit ihrem gespei
cherten Kommandotelegramm und hängen es bei Gleichheit an ih
ren Vergleichspuffer V-Pu1 bzw. V-Pu2 an. Zusätzlich wird ein
KF-Merker gesetzt. Dieser KF-Merker besagt, dass es sich bei
dem gesendeten Kommandotelegramm um eine KF(Kommandofrei
gabe)-Bedienung handelt. Auf Anforderung des Stellwerks Stw
bildet der erste Rechnerkanal Ka1 über seinen Meldespeicher
Me-Sp1 und seinen Vergleichspuffer V-Pu1 eine Checksumme, die
dann, wenn der KF-Merker noch gesetzt ist, an das Stellwerk
Stw übertragen wird. Das Stellwerk Stw speichert die Check
summe zwischen und stellt eine weitere Anforderung, die von
dem ersten Rechnerkanal Ka1 an den zweiten Rechnerkanal Ka2
weitergeleitet wird. Der zweite Rechnerkanal Ka2 liest über
Eingabebaugruppen den vom ersten Rechnerkanal Ka1 ausgegebe
nen Meldezustand zurück und bildet über diesen Meldespeicher
Me-Sp2 und seinen Vergleichspuffer V-Pu2 eine zweite Check
summe. Diese wird über den ersten Rechnerkanal Ka1 an das
Stellwerk Stw übertragen. Das Stellwerk Stw prüft, ob die
beiden Checksummen gleich sind. Nur in diesem Fall wird eine
Kommandoausführung initiiert. Bei Ungleichheit wird das Kom
mando nach Absendung einer Fehlermeldung verworfen. Nach der
Kommandoausführung quittiert das Stellwetk Stw den Abschluss
des Verarbeitungsablaufes an den ersten Rechnerkanal Ka1 und
über diesen an den zweiten Rechnerkanal Ka2. Die Rechnerkanä
le Ka1 und Ka2 löschen daraufhin ihren KF-Merker und den Ver
gleichspuffer V-Pu1 bzw. V-Pu2 durch Überschreiben. Die Mel
deausgänge des ersten Rechnerkanals Ka1 wurden bereits nach
dem Weiterleiten der zweiten Checksumme von dem zweiten Rech
nerkanal Ka2 an das Stellwerk Stw wieder aktualisiert.
Claims (2)
1. Verfahren zur sicherheitsgerichteten Verarbeitung manuell
an einem Bedienplatz (B-Pl) eingegebener Zustandseinstellun
gen für die Steuerung elektronischer Stellwerke (Stw), wobei
die Zustandseinstellungen in zwei unabhängigen Rechnerkanälen
(Ka1, Ka2) verarbeitet, verglichen und überprüft werden und
das Stellwerk (Stw) die Überprüfungsergebnisse der beiden
Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) vergleicht und nur bei Gleichheit
eine Umsetzung der Verarbeitungsergebnisse freigibt mit fol
genden Schritten
- - die Zustandseinstellung wird in einem ersten und einem zweiten Rechnerkanal (Ka1, Ka2) eingelesen, in Kommandote legrammform aufbereitet und als Kommandotelegramm gespei chert,
- - der erste Rechnerkanal (Ka1) sendet das Kommandotelegramm an das Stellwerk (Stw),
- - das Stellwerk (Stw) retouriert das Kommandotelegramm mit einem Sicherheitsanhang als Echotelegramm über den ersten Rechnerkanal (Ka1) an den zweiten Rechnerkanal (KA2),
- - die Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) initiieren einen Merker, der die Information enthält, dass eine sicherheitsgerichtete Kommandoverarbeitung abläuft,
- - die Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) vergleichen das Echotelegramm und ihr gespeichertes Kommandotelegramm und speichern bei Gleichheit das Echotelegramm,
- - der erste Rechnerkanal (Ka1) bildet auf Anforderung des Stellwerkes (Stw) über seinen Meldezustand, das Kommando telegramm und das Echotelegramm eine erste Checksumme, ü berträgt diese an das Stellwerk (Stw) und friert seinen Meldezustand ein,
- - das Stellwerk (Stw) speichert die erste Checksumme,
- - der zweite Rechnerkanal (Ka2) bildet auf Anforderung des Stellwerks (Stw) über den Meldezustand des ersten Rechner kanals (Ka1), sein gespeichertes Kommandotelegramm und sein gespeichertes Echotelegramm eine zweite Checksumme und überträgt diese an das Stellwerk (Stw), woraufhin der erste Rechnerkanal (Ka1) seinen Meldezustand aktualisiert,
- - das Stellwerk (Stw) vergleicht die erste und die zweite Checksumme, wobei nur bei Gleichheit eine Kommandoausfüh rung erfolgt und
- - das Stellwerk (Stw) quittiert die Kommandoausführung an den ersten und den zweiten Rechnerkanal (Ka1, Ka2), worauf beide Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) ihre gespeicherten Komman dotelegramme, Echotelegramme und Merker löschen.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1, wobei zwei unabhängige Rechnerkanäle (Ka1, Ka2) zur Verar
beitung, zum Vergleich und zur Überprüfung der Zustandsein
stellungen im Zusammenwirken mit dem Stellwerk (Stw) vorgese
hen sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste Rechnerkanal (Ka1) eingangsseitig mit dem Be
dienplatz (B-Pl) und ausgangsseitig mit dem zweiten Rechner
kanal (Ka2) sowie über eine Prozessdatenschnittstelle (PDS)
mit dem Stellwerk (Stw) verbunden ist, wobei der erste Rech
nerkanal (Ka1) einen ersten Vergleichspuffer (V-Pu1) zur
Speicherung und zum Vergleich seines Kommandotelegramms und
des Echotelegramms sowie einen ersten Meldezustandsspeicher
(Me-Sp1) zur Speicherung und zeitweisen Einfrierung der aus
gegebenen Meldungen aufweist und wobei der zweite Rechnerka
nal (Ka2) einen zweiten Vergleichspuffer (V-Pu2) zur Speiche
rung und zum Vergleich seines Kommandotelegramms und des
Echotelegramms sowie einen zweiten Meldezustandsspeicher (Me-
Sp2) zur Speicherung der rückgelesenen, vom ersten Rechnerka
nal (Ka1) ausgegebenen Meldungen aufweist.
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2008090130A1 (de) * | 2007-01-26 | 2008-07-31 | Siemens Aktiengesellschaft | Verfahren und anordnung zur ansteuerung und überwachung von feldelementen |
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2001
- 2001-09-12 DE DE2001145573 patent/DE10145573C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (2)
Title |
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GALY,J.: Le poste d'aiguillage informatique (PAI).In: Revue GEnErale des Chemins de Fer, Sept. 2000,S. 17-24 * |
LORSBACH,W.: Testen von Stellwerken für den Nahverkehr. In: Signal und Draht 2001, H. 6, S. 41-43 * |
Cited By (1)
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---|---|---|---|---|
WO2008090130A1 (de) * | 2007-01-26 | 2008-07-31 | Siemens Aktiengesellschaft | Verfahren und anordnung zur ansteuerung und überwachung von feldelementen |
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