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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Behandlung von radioaktivem
Abfall. Sie betrifft weiter ein zur Durchführung des Verfahrens geeignetes System
zur Aufbereitung von organische Bestandteile enthaltendem Abfall aus einer
kerntechnischen Anlage.
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In einer kerntechnischen Anlage, insbesondere in einer Kernkraftwerksanlage,
kann organische Bestandteile enthaltender flüssiger Abfall anfallen.
Beispielsweise werden in kerntechnischen Anlagen üblicherweise Ionenaustauscherharze
eingesetzt, um radioaktive Isotope aus einem Wasser- oder Flüssigkeitsstrom zu
entfernen. Auf diese Weise werden insbesondere Kondensat-, Kreislauf- oder
Abwasserströme behandelt. Das dabei zur Reinigung eingesetzte
Ionenaustauscherharz kann in Bettform (beispielsweise als Mischbettfilter) oder in Form von
Anschwemmschichten eingesetzt werden. Je nach aus dem Wasser- oder
Flüssigkeitsstrom zu entfernender Ionenart können kationische und/oder anionische
Ionenaustauscherharze eingesetzt werden. Das jeweilige Ionenaustauscherharz
kann dabei in Pulverform als Pulverharz vorliegen. Alternativ kann aber auch
Ionenaustauscherharz in Form von kleinen Kügelchen - auch als Kugelharz
bezeichnet - verwendet werden.
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Derartig eingesetztes Ionenaustauscherharz kann nach einer gewissen
Betriebszeitspanne keine weiteren Ionen mehr aufnehmen und muß somit gereinigt
(regeneriert) oder verworfen und entsorgt werden. Das Ionenaustauscherharz enthält
dabei radioaktive Stoffe und bildet somit organische Bestandteile enthaltenden
radioaktiven Abfall, so daß eine diesbezüglichen Sicherheitsstandards
entsprechende Entsorgung, Konditionierung oder Endlagerung sichergestellt werden
muß.
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Allerdings beanspruchen derartige, beispielsweise durch Zementierung
konditionierte Ionenaustauscherharze ein vergleichsweise großes Zwischen- oder
Endlagervolumen. Für eine endlagergerechte Entsorgung ist daher üblicherweise
zunächst eine Volumenreduktion derartiger Abfälle wünschenswert, wobei
andererseits aber auch besondere Sicherheitsstandards hinsichtlich einer zuverlässigen
Endlagerfähigkeit zu beachten sind. Bei der Entsorgung derartiger Abfälle ist
üblicherweise eine Zementierung und eine anschließende Verpackung in Zwischen-
oder Endlagercontainer vorgesehen. Allerdings führt eine derartige
Konditionierung durch Zementierung oder Bituminierung entgegen der eigentlich
angestrebten Volumenreduzierung sogar zu einer Volumenvermehrung des zu
entsorgenden Abfalls.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Behandlung
von radioaktivem Abfall, der insbesondere in Form von kontaminiertem
Ionenaustauscherharz vorliegt, anzugeben, mit dem eine besonders zuverlässige
Zwischen- oder Endlagerung des Abfalls bei nur geringem Volumenbedarf ermöglicht
wird. Weiterhin soll ein zur Durchführung des Verfahrens geeignetes System zur
Aufbereitung von organische Bestandteile enthaltendem Abfall aus einer
kerntechnischen Anlage angegeben werden.
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Bezüglich des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem der
zu behandelnde Abfall einem Oxidationsreaktor zugeführt wird, in dem unter für
Wasser überkritischen Bedingungen eine Naßoxidation organischer Bestandteile
des Abfalls vorgenommen wird.
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Die Erfindung geht von der Überlegung aus, daß eine zuverlässige Zwischen-
oder Endlagerung für den Abfall bei nur geringem Raumbedarf ermöglicht ist,
indem der Abfall auf seine eigentlich kontaminierten Bestandteile oder deren
Salzfracht konzentriert wird. Dazu sollten die beispielsweise durch die
Ionenaustauscherharze oder deren Trägermaterial gebildeten organischen Bestandteile
weitestgehend aus dem Abfall herausgelöst und einer separaten, an diese
angepaßten Entsorgung zugeführt werden. Dazu sollte eine in kerntechnischen Anlagen
zumeist ohnehin vorhandene Entsorgungsanlage verwendbar sein. Diese ist
üblicherweise zur Behandlung gasförmiger Abfälle ausgelegt. Daher sollten die
organischen Bestandteile gezielt in auf einfache Weise weiterbehandelbare
Komponenten umgewandelt und in dieser Form aus dem Abfall abgezogen werden.
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Wie sich überraschend herausgestellt hat, ist gerade eine sogenannte
Naßoxidation der organischen Bestandteile in überkritischem Wasser für eine derartige
Umwandlung besonders geeignet. Unter überkritischem Wasser ist dabei Wasser
mit einem Druck oberhalb des kritischen Drucks von 221 bar und einer
Temperatur oberhalb der kritischen Temperatur von 374°C zu verstehen. Unter Parametern
oberhalb dieser Grenzwerte sind die Wasserstoffbrückenbindungen nahezu
vollständig aufgehoben, so daß organische oder sonstige unpolare Stoffe nahezu
völlige Mischbarkeit mit derartig überkritischem Wasser erreichen. Diese nahezu
völlige Mischbarkeit mit überkritischem Wasser gilt auch für Gase wie
beispielsweise Stickstoff (N2), Sauerstoff (O2) oder Kohlendioxid (CO2) und für niedere
Kohlenwasserstoffe (Methan, Ethan oder ähnliche). Derartige Bestandteile des
Abfalls, also insbesondere dessen organische Bestandteile, bilden somit mit dem
überkritischen Wasser und einem diesem gegebenenfalls zugegebenen
Oxidationsmittel wie beispielsweise Luft oder Sauerstoff eine einzige Phase, so daß in
diesem Zustand die Umsetzung der organischen Bestandteile durch Reaktion mit
dem Oxidationsmittel nicht durch Phasengrenzen gehindert ist. Zudem weist das
überkritische Wasser in diesem Zustand einen vergleichsweise hohen
Diffusionskoeffizienten bei relativ geringer Viskosität auf, so daß Transportvorgänge mit
besonders hoher Geschwindigkeit ablaufen.
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Aus diesen Gründen ist unter überkritischen Bedingungen eine nahezu
vollständige Umsetzung der organischen Bestandteile des Abfalls in Kohlendioxid (CO2)
und Wasser (H2O) in vergleichsweise kurzer Reaktionszeit von typischerweise nur
einigen Minuten ermöglicht. Organisch gebundene Atome (beispielsweise Cl, P,
S) bilden dabei Mineralsäuren, und Stickstoffverbindungen werden in molekularen
Stickstoff (N2) umgesetzt. Im Ergebnis ist durch eine derartige Behandlung des
radioaktiven Abfalls ein nahezu vollständiger Abbau von dessen organischen
Bestandteilen, also insbesondere der Ionenaustauscherharze als solche, bei
vergleichsweise schneller Reaktionszeit und hoher Abbaurate ermöglicht, wobei
Dioxin- oder NOx-Bildung sicher vermieden ist.
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Eine vergleichsweise gute Handhabbarkeit auch unter Einhaltung hoher
Sicherheitsanforderungen ist dabei erreichbar, indem vorteilhafterweise der Abfall
zunächst mit Transportwasser vermischt und anschließend dieses Gemisch dem
Oxidationsreaktor zugeführt wird. Einerseits ist nämlich ohnehin die Zuführung von
Wasser in den Oxidationsreaktor zur Durchführung der Naßoxidation dort
erforderlich. Dieses ohnehin benötigte Wasser kann andererseits auch als
Transportwasser für den Abfall herangezogen werden, in dem dieser verdünnt und in
pumpfähiger Suspension gehalten wird. Dadurch ist der Abfall besonders einfach
behandelbar. Durch geeignete Wahl der Mischungsverhältnisse oder der
Dosierung ist zudem auch die Reaktionsgeschwindigkeit bei der Naßoxidation
beeinflußbar, wodurch insbesondere eine Überlastung des Oxidationsreaktors und/oder
eine Rußbildung zuverlässig vermieden werden kann.
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Grundsätzlich kann eine derartige Umsetzung organischer Bestandteile durch
Naßoxidation in der Art einer selbsterhaltenden Reaktion durchgeführt werden,
wenn die Temperatur im Oxidationsreaktor auf einen Wert von mehr als etwa
480°C eingestellt wird. Für eine besonders hohe Flexibilität bei der Durchführung
der Reaktion und insbesondere zur bedarfsweisen Beeinflussung von
Reaktionsraten oder Abbauraten wird dem Oxidationsreaktor jedoch vorteilhafterweise ein
Hilfsbrennstoff zugeführt. Durch die Verbrennung des Hilfsbrennstoffs im
Oxidationsreaktor kann dabei die Reaktion gezielt beeinflußt und mit besonders hoher
Zuverlässigkeit aufrecht erhalten werden. Gerade bei der Behandlung
radioaktiven Abfalls aus einer kerntechnischen Anlage, beispielsweise von
Ionenaustauscherharzen, wird als Hilfsbrennstoff zweckmäßigerweise Ethanol verwendet.
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Als besonders günstig für die Behandlung kontaminierten Abfalls aus
kerntechnischen Anlagen hat sich erwiesen, daß im Oxidationsreaktor vorteilhafterweise
eine Systemtemperatur von etwa 700°C und/oder ein Systemdruck von etwa 250
bis 300 bar eingestellt wird.
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Um einen zuverlässigen Abbau der organischen Bestandteile des Abfalls und
deren Umsetzung in leicht weiterverarbeitbare Produkte wie Kohlendioxid (CO2) und
Wasser (H2O) zu gewährleisten, wird dem Oxidationsreaktor vorteilhafterweise als
Oxidationsmittel Luft und/oder Sauerstoff (O2) zugeführt. Um dabei bereits bei der
Einspeisung des Oxidationsmittels in den Oxidationsreaktor eine Anpassung an
die dort einzustellenden Betriebsbedingungen zu erleichtern, wird das
Oxidationsmittel in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung vor seiner Einspeisung in den
Oxidationsreaktor vorgewärmt.
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Bezüglich des Systems zur Aufbereitung von organische Bestandteile
enthaltendem Abfall aus einer kerntechnischen Anlage wird die genannte Aufgabe gelöst,
indem der Abfall einem Oxidationsreaktor zuführbar ist, dessen Druckgehäuse
Mittel zur Einstellung eines Drucks von mehr als dem kritischen Druck von Wasser
und Mittel zur Einstellung einer Temperatur von mehr als der kritischen
Temperatur zugeordnet sind.
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Demzufolge ist das System zur Aufbereitung des Abfalls derart ausgestaltet, daß
sein Oxidationsreaktor zur Bereitstellung vergleichsweise hoher Drücke und
vergleichsweise hoher Temperaturen in seinem Innenraum geeignet ist. Um dies zu
gewährleisten, weist der Oxidationsreaktor zweckmäßigerweise ein Druckgehäuse
auf, das zur Beaufschlagung mit einem Innendruck von mehr als 221 bar ohne
nennenswerte Beeinträchtigung seiner mechanischen Stabilität ausgelegt ist.
Ebenso ist das Druckgehäuse zweckmäßigerweise insbesondere hinsichtlich
seiner Wandung oder seiner Aufhängung für eine Beaufschlagung mit einer
Temperatur von mehr als 374°C ausgelegt.
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Die Einstellung der Temperatur im Inneren des Oxidationsreaktors kann durch
eine geeignete Wahl einer Einspeiserate des zu behandelnden Abfalls und des
Oxidationsmittels beeinflußt werden. Desweiteren kann die Systemtemperatur im
Innenraum des Oxidationsreaktors auch durch die Wahl einer geeigneten
Einspeiserate eines Hilfsbrennstoffs beeinflußt sein. Um darüber hinaus aber eine
besonders hohe Flexibilität bei der Einstellung der Betriebsparameter zu
ermöglichen, ist der Oxidationsreaktor vorteilhafterweise über eine Anzahl von an der
Außenwand seines Druckgehäuses angeordneten Heizelementen beheizbar. Bei
einer derartigen Anordnung ist somit die Temperatur von außen und unabhängig
von der Einspeisung von Stoffen in den Innenraum des Oxidationsreaktors
einstellbar. Durch die Heizelemente kann zudem die Zündung des Hilfsbrennstoffs
geeignet unterstützt werden, so daß insbesondere der Anfahrvorgang bei der
Behandlung des Abfalls geeignet beeinflußbar ist.
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Zur Einstellung des Drucks im Innenraum des Druckgehäuses umfaßt das
Aufbereitungssystem vorteilhafterweise eine in eine an den Oxidationsreaktor
angeschlossene Zuführleitung für den Abfall geschaltete Hochdruckpumpe. Über diese
ist bereits im Zuführstrang für den Abfall ein an die eigentlichen
Reaktionsbedingungen angepaßter Einspeisedruck einstellbar.
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Um eine besonders effektive und wirksame Umsetzung der organischen
Bestandteile zu ermöglichen, ist dem Oxidationsreaktor vorteilhafterweise ein
Mischer zur Vermischung des zu behandelnden Abfalls mit einem Hilfsbrennstoff
und/oder einem Oxidationsmittel vorgeschaltet. Bei einer derartigen Anordnung ist
somit eine annähernde Homogenisierung und besonders gleichmäßige Verteilung
der einzelnen Bestandteile des Gemisches bereits vor dessen Eintritt in den
eigentlichen Oxidationsreaktor herstellbar.
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Für eine besonders hohe betriebliche Zuverlässigkeit ist der Oxidationsreaktor
vorteilhafterweise als sogenannter Schwitzwandreaktor ausgebildet, bei dem die
eigentliche Reaktionszone für die Durchführung der Naßoxidation über ein
Innenrohr räumlich vom umgebenden Druckgehäuse entkoppelt ist. Das Innenrohr ist
dabei in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung porös, zweckmäßigerweise aus
Keramikmaterial, ausgeführt.
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Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß durch
die Naßoxidation organischer Bestandteile des zu behandelnden Abfalls unter
überkritischen Bedingungen eine erhebliche Volumenreduktion gerade bei
Ionenaustauscherharzen aus kerntechnischen Anlagen erreichbar ist. Dabei sind in
vergleichsweise kurzer Reaktionszeit nahezu vollständige Abbauraten der
organischen Bestandteile erreichbar, wobei diese in leicht weiter behandelbare
Komponenten, nämlich insbesondere Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O), umgesetzt
werden. Die zurückbleibenden Reststoffe entsprechen im wesentlichen den
eigentlichen, in den Ionenaustauscherharzen gebundenen radioaktiven
Materialien, die somit einer gezielten Zwischen- oder Endlagerung ohne nennenswerten
Raumbedarf zugeführt werden können. Durch einen nachgeschalteten
Verdampfungsschritt können die Reststoffe zudem in eine besonders konzentrierte Form
gebracht werden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigt die Figur schematisch ein System zur Aufbereitung von Abfall aus
einer kerntechnischen Anlage.
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Das System 1 ist zur Aufbereitung von organische Bestandteile enthaltendem
Abfall A aus einer nicht näher dargestellten kerntechnischen Anlage vorgesehen.
Beim Abfall A kann es sich insbesondere um verbrauchte und somit kontaminierte
Ionenaustauscherharze handeln. Das System 1 ist für eine Behandlung des
Abfalls A mit dem Ziel von dessen Volumenreduktion ausgelegt. Eine Überführung in
einen zwischen- oder endlagerfähigen Zustand kann dabei insbesondere in
Verbindung mit einem nachfolgenden Verdampfungsschritt erfolgen.
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Zu diesem Zweck ist das System 1 auf eine Naßoxidation der organischen
Bestandteile des zu behandelnden Abfalls A unter für Wasser überkritischen
Bedingungen ausgelegt. Dazu umfaßt das System 1 einen Oxidationsreaktor 2, dem der
in einem Vorlagebehälter 4 vorgehaltene, mit Transportwasser vermischte Abfall A
über eine Zuführleitung 6 zuführbar ist. Die mit einem Ventil 8 absperrbare
Zuführleitung 6, in die eine Hochdruckpumpe 10 sowie ein Vorwärmer 12 geschaltet
sind, mündet dabei ausgangsseitig in einen dem Oxidationsreaktor 2 unmittelbar
vorgeschalteten Mischer 14.
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An den Mischer 14 sind zudem eingangsseitig über eine Brennstoffleitung 16 ein
Vorlagebehälter 18 für einen Hilfsbrennstoff B sowie über eine Gasleitung 20 ein
Vorlagebehälter 22 für ein Oxidationsmittel O angeschlossen. In die
Brennstoffleitung 16 sind ebenfalls eine Hochdruckpumpe 24 und ein Vorwärmer 26
geschaltet. In die Gasleitung 20 ist ein weiterer Vorwärmer 28 geschaltet.
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Ausgangsseitig ist der Oxidationsreaktor 2 über eine Abwasserleitung 32, in die
ein Kühler 34 geschaltet ist, mit einem Phasenseparator 36 verbunden. An den
Phasenseparator 36 ist ausgangsseitig ein Regelventil 38 angeschlossen, über
das der Druck im Oxidationsreaktor 2 einstellbar ist. Das Regelventil 38 reduziert
weiterhin den Druck des Abgases auf etwa 1 bar, mit dem dieses über eine
nachgeschaltete Abgasleitung 40 einem Abgassystem, beispielsweise einer
Abluftanlage, zuführbar ist. Weiterhin ist der Phasenseparator 36 ausgangsseitig über eine
mit einem Regelventil 42 versehene Abwasserleitung 44 mit einem nicht näher
dargestellten Abwassersystem verbunden. Über das Regelventil 42 ist der
Füllstand im Phasenseparator 36 einstellbar und kann insbesondere konstant
gehalten werden.
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An den Oxidationsreaktor 2, an die Abwasserleitung 32, an die Abgasleitung 40
und an die Abwasserleitung 44 ist jeweils ein Probensystem 46 angeschlossen,
über das kontinuierlich und insbesondere als Grundlage für die Prozeßführung
eine Überwachung des in der jeweiligen Komponente geführten Mediums erfolgen
kann.
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Der Oxidationsreaktor 2 ist als sogenannter Schwitzwandreaktor ausgestaltet und
umfaßt in der Art eines äußeren Mantels ein Druckgehäuse 50. Innerhalb des
rohrförmig ausgebildeten Druckgehäuses 50 ist ein Innenrohr 52 angeordnet. Das
Innenrohr 52 ist dabei porös oder perforiert ausgebildet, so daß ein
medienseitiges Überströmen vom das Innenrohr 52 ringförmig umgebenden Zwischenraum
zwischen Druckgehäuse 50 und Innenrohr 52 in den Innenbereich des Innenrohrs
52 grundsätzlich möglich ist. Im Ausführungsbeispiel ist das Innenrohr 52 dabei
als Keramikrohr aus einem keramischen Material mit geeigneter Porösität
ausgebildet.
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Im Außenbereich des Druckgehäuses 50 ist eine in der Figur lediglich
schematisch dargestellte Heizeinrichtung 54 angeordnet, die im Ausführungsbeispiel über
eine nicht näher dargestellte Versorgungseinheit elektrisch betreibbar ist. Die
Heizeinrichtung 54 umfaßt dabei eine Anzahl von im Kontakt mit dem Druckgehäuse
50 angeordneten Heizelementen. Wie durch die Pfeile 56 angedeutet, ist zudem
der von dem Druckgehäuse 50 und dem Innenrohr 52 gebildete ringförmige
Zwischenraum mit Schwitzwasser SW beaufschlagbar. Durch die Zuführung von
Schwitzwasser SW kann dabei eine gerichtete Strömung in den Innenraum des
Oxidationsreaktors 2 aufrechterhalten werden. Damit wird ein medienseitiges
Überströmen vom Innenbereich des Innenrohrs 52 in den dieses umgebenden
Zwischenraum zwischen Druckgehäuse 50 und Innenrohr 52 verhindert.
Insbesondere kann dadurch die Zufuhr von Medium aus diesem Innenraum an die
Innenwand des Druckgehäuses 50 unterbunden werden, so daß die Korrosion
des Druckgehäuses 50 besonders gering ist. Das Schwitzwasser SW kann dabei
insbesondere im unteren Bereich des Oxidationsreaktors 2 in gekühlter Form als
sogenanntes Quenchwasser QW zugeführt werden. Dieses dient als Kühlmittel,
um die im Oxidationsreaktor 2 anfallende Reaktionswärme abzuführen, wobei
aus dem Oxidationsreaktor 2 austretendes Abwasser A' auf eine Temperatur von
beispielsweise etwa 250°C gekühlt werden kann.
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Das System 1 ist zur Naßoxidation organischer Bestandteile des Abfalls A
ausgebildet. Dazu wird der mit Transportwasser versetzte Abfall A über die Zuführleitung
6 in den Mischer 14 eingebracht und dort mit Oxidationsmittel O, im
Ausführungsbeispiel mit Luft oder Sauerstoff O2, vermischt. Bedarfsweise wird dabei auch
noch ein Hilfsbrennstoff B, im Ausführungsbeispiel Ethanol, hinzugemischt. Das
solchermaßen gebildete Gemisch wird vom Mischer 14 aus in den Innenraum des
Innenrohrs 52 des Oxidationsreaktors 2 gefördert. Dort werden für Wasser
überkritische Bedingungen, also ein Betriebsdruck von etwa 300 bar und somit von
mehr als 221 bar und einer Betriebstemperatur von zwischen etwa 600°C und
etwa 800°C und somit mehr als 374°C, eingestellt. Die Einstellung des
Betriebsdrucks erfolgt dabei bedarfsweise über die Hochdruckpumpen 10, 24 und/oder
über einen dem Vorlagebehälter 22 zugeordneten Kompressor 58. Die Einstellung
der Betriebstemperatur erfolgt hingegen durch selbständige Beiträge bei der
eigentlichen Naßoxidation, durch bedarfsweise Verbrennung des Hilfsbrennstoffs
B und/oder durch zusätzliche Beheizung über die Heizeinrichtung 54.
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Infolge der solchermaßen eingestellten Betriebsparameter innerhalb des
Oxidationsreaktors 2 wird das darin befindliche Wasser in überkritischen Zustand
versetzt. In diesem Zustand weist das Wasser aufgrund der dann nahezu
verschwindenden Wasserstoffbrückenbindungen eine besonders gute Löslichkeit für
vergleichsweise unpolare Stoffe auf. Dementsprechend werden die organischen
Bestandteile des Abfalls A mit besonders hoher Wirksamkeit in dem solchermaßen
gebildeten überkritischen Wasser gelöst, ebenso wie das Oxidationsmittel O
und/oder Hilfsbrennstoff B. Da im überkritischen Wasser zudem keinerlei
Phasengrenzen mehr vorliegen, wird eine Oxidationsreaktion der organischen
Bestandteile des Abfalls A mit dem Oxidationsmittel O besonders begünstigt. Dadurch
werden die organischen Bestandteile des Abfalls A mit hoher
Reaktionsgeschwindigkeit und weitgehend vollständig mit dem Oxidationsmittel O zu Kohlendioxid
CO2 und Wasser H2O umgesetzt. Dabei verbleiben lediglich die ursprünglich in
den als Abfall A zu behandelnden Ionenaustauscherharzen eingebundenen
radioaktiven Bestandteile im Restwasser, wobei stickstoffhaltige Verbindungen im
wesentlichen in molekularen Stickstoff N2 umgesetzt werden. Der verbliebene Abfall
A' wird anschließend über die Abwasserleitung 32 im Abwasser in den
Phasenseparator 36 überführt. Dort werden die gasförmigen Bestandteile, insbesondere die
bei der Naßoxidation der organischen Bestandteile des Abfalls A entstandenen
gasförmigen Oxidationsprodukte, abgetrennt und über die Abgasleitung 40 dem
Abluftsystem zugeführt. Der verbliebene Abfallstrom wird über die
Abwasserleitung 44 einer weiteren Abwasseraufbereitung, beispielsweise einer Verdampfung
zugeführt.
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Aufgrund der im Oxidationsreaktor 2 vorgesehenen Betriebsbedingungen sind
dessen Komponenten erhöhter Korrosion ausgesetzt. Um dabei das
Druckgehäuse 50, das infolge des einzustellenden Systemdrucks von mehr als 221 bar
unter erheblicher mechanischer Belastung steht, vor Beschädigungen oder
Beeinträchtigungen infolge von Korrosion zu schützen, ist der Oxidationsreaktor 2 in
der genannten Weise aufgebaut. Das Innenrohr 52 dient dabei zur Ummantelung
der eigentlichen Reaktionszone, ohne daß das Innenrohr 52 dabei selbst infolge
der Druckverhältnisse den erheblichen mechanischen Belastungen des
eigentlichen Druckgehäuses 50 ausgesetzt wäre. Der Korrosionsschutz über das
Innenrohr 52 ist somit von dem eigentlich mechanisch belasteten Bauteil, nämlich dem
Druckgefäß 50, entkoppelt. Die Beaufschlagung des ringförmigen Zwischenraums
zwischen dem Druckgehäuse 50 und dem Innenrohr 52 mit Schwitzwasser SW
erfolgt dabei mit der Maßgabe, eine Durchströmung des Innenrohrs 52 von außen
nach innen aufrechtzuerhalten und somit korrosiven Materialeintrag in diesen
Zwischenraum sicher zu unterbinden. Durch das Durchströmen des Innenrohrs 52
werden zudem Materialablagerungen an dessen Innenwand und somit
Verstopfungen zuverlässig vermieden.
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Das Schwitzwasser SW wird im unteren Bereich des Oxidationsreaktors 2 in
gekühlter Form als Quenchwasser QW zugeführt. Dadurch wird dort das
Reaktionsgemisch auf eine Temperatur von etwa 200°C bis 300°C abgekühlt, so daß u. a.
ausfallende anorganische Bestandteile zumindest teilweise wieder gelöst werden
und damit Verstopfungen in der Abwasserleitung sicher unterdrückt sind.
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Die Vorwärmer 12, 26, 28 dienen dazu, die Temperaturen beim Eintritt von Abfall
A, Oxidationsmittel O und Hilfsbrennstoff B in den Oxidationsreaktor 2
vergleichsweise hoch zu halten, um die Aufheizzeit im eigentlichen Oxidationsreaktor 2 zu
minimieren. Dadurch steht im Oxidationsreaktor 2 vergleichsweise mehr
Verweilzeit zur Oxidation zur Verfügung. Zudem ist dadurch eine Rußbildung weitgehend
vermieden. Die Vorwärmer 12, 26, 28 sind dabei derart ausgelegt, daß das sie
jeweils durchströmende Medium an ihrem Ausgang jeweils ein Temperatur von
etwa 400°C aufweist. Somit ist die Erhöhung der Betriebstemperatur dieser
Medien auf die im Oxidationsreaktor 2 vorgesehene Betriebstemperatur von etwa
600°C bis etwa 800°C mit nur begrenztem Aufwand erreichbar.
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Abströmseitig des Oxidationsreaktors 2 stellt der Kühler 34 sicher, daß das
Abwasser A' mit für den Phasenseparator 36 verwertbaren Betriebsparametern,
insbesondere mit ausreichend abgekühlter Betriebstemparatur, vorliegt. Somit ist
auch die weitere Abwasserbehandlung des aus dem Oxidationsreaktor 2
abströmenden Abwassers A' ermöglicht.
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Durch die Naßoxidation organischer Bestandteile des Abfalls A im
Oxidationsreaktor 2 des Systems 1 ist eine erhebliche Volumenreduktion des zu entsorgenden
Abfalls A ermöglicht. Dabei werden die organischen Bestandteile des Abfalls A,
die den weitaus größten Anteil von dessen Volumen ausmachen können,
zuverlässig entfernt und in vergleichsweise leicht handhabbare Stoffe, nämlich
insbesondere Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O), umgesetzt. Für diese Stoffe ist
mit den üblicherweise in der kerntechnischen Anlage ohnehin vorhandenen Abluft-
bzw. Abwassersystemen eine problemlose Weiterbehandlung möglich. Die
verbliebenen Restabfälle können hingegen, insbesondere nach einer weiteren
Behandlung durch Verdampfung, bei nur sehr geringem Raumbedarf einer
zuverlässigen Zwischen- oder Endlagerung zugeführt werden. Darüber hinaus bleibt bei
einer derartigen Abfallbehandlung durch die Oxidation in der flüssigen Phase
eventuell vorhandenes Cäsium, das ansonsten als leicht flüchtiges Element in die
Gasphase übergehen könnte, gelöst und trägt somit nicht zu
behandlungsbedürftigen gasförmigen Abfällen bei. Insbesondere im Vergleich zu einer thermischen
Verbrennung von organischen radioaktiven Abfällen kann somit vorliegend eine
vergleichsweise aufwendige Abgasreinigung entfallen.
Bezugszeichenliste
1 System
2 Oxidationsreaktor
4 Vorlagebehälter
6 Zuführleitung
10 Hochdruckpumpe
12 Vorwärmer
14 Mischer
16 Brennstoffleitung
18 Vorlagebehälter
20 Gasleitung
22 Vorlagebehälter
24 Hochdruckpumpe
26, 28 Vorwärmer
32 Abwasserleitung
34 Kühler
36 Phasenseparator
38 Regelventil
40 Abgasleitung
42 Regelventil
44 Abwasserleitung
46 Probensystem
50 Druckgehäuse
52 Innenrohr
54 Heizeinrichtung
56 Pfeile
58 Kompressor
A Abfall
A' verbliebene Abfall/Abwasser
B Hilfsbrennstoff
CO2 Kohlendioxid
H2O Wasser
N2 Stickstoff
O2 Sauerstoff
O Oxidationsmittel
QW Quenchwasser
SW Schwitzwasser