DE10130285C2 - Verfahren zum Detektieren von Neutronen und Neutronendetektor zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zum Detektieren von Neutronen und Neutronendetektor zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Abstract
Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zum Detektieren von Neutronen, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß wenigstens ein Detektorelement in Form eines supraleitenden Tunnelkontakts mit zwei Elektrodenschichten (1, 2) aus Magnesiumdiborid (Mg·10·B¶2¶) und einer zwischen den beiden Elektrodenschichten (1, 2) angeordneten dünnen Tunnel-Isolationsschicht (3) verwendet wird und die durch die Absorption eines Neutrons auftretenden Tunnelströme ausgewertet werden.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum De
tektieren von Neutronen. Des weiteren betrifft die Erfin
dung einen Neutronendetektor zur Durchführung des Verfah
rens.
Die Detektierung von Neutronen spielt im Rahmen von Beu
gungs- und Streuexperimenten an Forschungsreaktoren und
Spallationsquellen eine erhebliche Rolle. Obwohl Neutro
nendetektoren kontinuierlich weiterentwickelt werden, be
steht ein hohes Interesse daran, die Zeit- und Ortsauflö
sung weiter zu verbessern. Es sind die Anforderungen ei
ner hohen Nachweiswahrscheinlichkeit für thermische Neu
tronen bei extrem geringer Gammaempfindlichkeit und einer
hohen Ortsauflösung bei großen Detektionsflächen nicht
einfach zu realisieren. Aus dem Artikel "Novel large-area
thermal neutron imaging detectors comprising 157Gd/CsI-
convertors and micro-strip gas detectors with low-
pressure, two-stage amplification and delay line read-
out", erschienen in Nuclear Instruments and Methods in
Physics research A 392, Seiten 68-72 (1997) sind groß
flächige ortsauflösende Neutronendetektoren als Viel
drahtkammern oder Mikrostrip-Gasdetektoren bekannt. Die
notwendige Neutronenabsorption wird bei diesen Detektoren
mit 157Gd-haltigen dünnen Konverterfolien erreicht, wo bei
der Absorption ein 80 keV Elektron entsteht.
In anderen Ansätzen, die beispielsweise in dem Artikel
"High Performance, Imaging, Thermal Neutron Detectors",
erschienen in Nuclear Instruments and Methods in Physics
A 419 (1998), Seiten 642 bis 647 beschrieben sind, wurden
Vieldrahtkammern mit 3He-Gasfüllungen unter Überdruck
verwendet, um thermische Neutronen in ausreichendem Maß
zu absorbieren.
Bei einem ganz anderen Detektorkonzept, das in dem Arti
kel "A two-dimensional scintillation detector for small
angle neutron scattering" erschienen in Nuclear Instru
ments and Methods in Physics A 305, (1991), Seiten 423-
432 beschrieben ist, wurden großflächige ortsauflösende
Neutronendetektoren als Szintillationsdetektoren mit 6Li-
haltigen Szintillatorgläsern zur Neutronenabsorption ent
wickelt. Andere speziellere Detektoren basieren auf Halb
leiterdioden mit Neutronenkonverterfolien aus 10B- oder
6Li-haltigem Material. Mit diesen Detektoren erreicht man
zwar extrem gute Ortsauflösungen, aber dies bei nur ge
ringen Nachweiswahrscheinlichkeiten.
Des weiteren sind aus der US-A 5,940,460 der
EP 0 479 625 A2, der US-A 5,399,863, JP-Abstract
01 25 36 83 A und der WO 00/33106 A1 weitere Neutronendetektoren
bekannt, die als sensitives Material für die
thermischen Neutronen unter anderem 10B verwenden.
Die Anforderungen, die an Neutronendetektoren derzeit ge
stellt werden, sind etwa die folgenden:
- - eine Nachweiswahrscheinlichkeit von 70% für thermische Neutronen,
- - eine Nachweiswahrscheinlichkeit für Gammas mit Energien von 0,1 bis 10 MeV von < 1 × 10-8,
- - Detektorflächen von 100 bis 1000 cm2,
- - eine Ortsauflösung von 0,1 bis 10 mm,
- - eine Zeitauflösung von 1 µs und
- - zu verarbeitende Zählraten von 1 × 106 s-1.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Detektion
von Neutronen sowie einen Neutronendetektor anzugeben,
die den vorstehenden Anforderungen an die Nachweiswahr
scheinlichkeit für thermische Neutronen genügen und keine
oder nur eine geringe Gammaempfindlichkeit besitzen.
Diese Aufgabe ist bei einem Neutronendetektionsverfahren
der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß wenigstens
ein Detektorelement in Form eines supraleitenden Tunnel
kontakts mit zwei Elektrodenschichten aus Magnesiumdibo
rid (Mg10B2) und einer zwischen den beiden Elektroden
schichten angeordneten dünnen Tunnel-Isolationsschicht
verwendet wird und die durch die Absorption eines Neu
trons auftretenden Tunnelströme ausgewertet werden.
Der Erfindung liegt damit der Gedanke zugrunde, Neutronen
mit supraleitenden Tunnelkontakten nachzuweisen. Dies ist
mit Elektroden aus Magnesiumdiborid (Mg10B2) sehr gut mög
lich, welches eine Sprungtemperatur von Tc = 39 K hat.
Das Isotop 10B absorbiert nämlich thermische Neutronen
mit dem großen Wirkungsquerschnitt von 3990 barn, d. h.
die 1/e-Absorptionslänge ist in Mg10B2 nur 50 µm. Bei der
Absorption eines Neutrons finden dabei folgende nukleare
Reaktionen statt:
Zu 94%
Zu 94%
1 1n + 10 5B → 4 2He + 7 4Li* + 2.31 MeV (1)
und zu 6%
1 1n + 10 5B → 4 2He + 7 4Li + 2,79 MeV (1).
Das angeregte Li* fällt dabei in den Grundzustand der
Emission eines Gammaquands mit der Energie von 0,48 MeV.
Von der freigesetzten Energie E = 2,31 MeV erhalten das
Alpha- und das Li-Teilchen die Anteile 1,47 MeV und 0,84 MeV
als kinetische Energie, die in zwei diametralen Ioni
sationsspuren der Länge 4,8 µm und 2,2 µm vorwiegend an
das Elektronensystem weitergegeben werden. Im Magnesium
diborid führen die Anregungen großenteils zur Brechung
von Cooper-Paaren in Quasiteilchen, die durch die Tunnel-
Isolationsschicht (Barriere) des Tunnelkontakts tunneln,
bevor sie durch Emission von Phononen wieder Cooper-Paare
bilden.
Es hat sich gezeigt, daß mit den erfindungsgemäßen supra
leitenden Tunnelkontakten mit Mg10B2-Elektroden Neutronen
effizient nachgewiesen werden können, da der Detektorim
puls je absorbiertem Neutron mit ca. 3 × 106 sehr groß ist
und so die Nachweiswahrscheinlichkeit für termische Neutronen
etwa 70% beträgt. Des weiteren besitzen die er
findungsgemäß eingesetzten Tunnelkontakt-Detektoren prak
tisch keine Gamma-Empfindlichkeit und ist die zeitliche
Auflösung der Absorptionsereignisse kürzer als eine
Microsekunde. Vorausgesetzt wird dabei eine Pulshöhendis
kriminierung, die alle Pulse verwirft, die deutlich klei
ner als ein Neutronenimpuls ist. Im übrigen beträgt die
verarbeitbare Zählrate ca. 1 × 106 s-1.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist
vorgesehen, daß das erfindungsgemäße Detektionsverfahren
bei einer Betriebstemperatur von 4-6 K, insbesondere
4-5 K, d. h. bei Temperaturen im Bereich von 1/10 der
Sprungtemperatur Tc des Mg10B2 durchgeführt wird. Es hat
sich gezeigt, daß bei niedrigeren Temperaturen, die weni
ger als 1/10 der Sprungtemperatur des Magnesiumdiborids
liegen, die Tunnelströme sehr viel kleiner als im normal
leitenden Zustand sind, so daß hohe Energieauflösungen
erreicht werden können. Ein solcher Betrieb bei niedrig
sten Temperaturen mit höchster Energieauflösung wird für
den Neutronennachweis nicht angestrebt, da keine extrem
hohe Auflösung im Impulshöhenspektrum erforderlich ist.
Eine Auflösung von 10% ist hier ausreichend, um gegen
Rauschsignale und eventuell auftretende Gamma-Signale
diskriminieren zu können. Bei den erfindungsgemäßen Be
triebstemperaturen wird diese Auflösung erzielt.
Zum Nachweis von thermischen Neutronen wird eine Magnesi
umdiborid-Elektrode mit einer Schichtdicke von etwa 50 µm
eingesetzt. Dies entspricht der 1/e-Absorptionslänge in
dem Magnesiumdiborid-Material. Zum Nachweis subtermischer
Neutronen werden dagegen Magnesiumdiborid-Elektroden mit
einer Schichtdicke von weniger als 50 µm eingesetzt.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Er
findung ist vorgesehen, daß mehrere Detektorelemente in
der Form von supraleitenden Tunnelkontakten mit Mg10B2-
Elektroden in Reihe geschaltet werden und die Tunnelströ
me der Detektorelemente über Widerstände gewichtet auf
die Eingänge von zwei ladungsempfindlichen Verstärkern
verteilt werden und durch eine Pulsdivision der Ausgangs
signale der Verstärker der Ort eines Neutronenereignisses
bestimmt wird, wobei zweckmäßigerweise bei der Verwendung
von N Detektorelementen der Strom durch einen k-ten Tun
nelkontakt über Widerstände mit den Leitwerten G (1 - ak)
und G (1ak) auf die beiden Eingänge der ladungsempfindli
chen Verstärker verteilt werden. Der Term ak ist in die
sem Zusammenhang (k - 1)/(N - 1). Bei einem solchen linearen
Array von N supraleitenden Tunnelkontakten werden die
Tunnelströme auf einen rechten und linken ladungsempfind
lichen Verstärker mit bestimmten Gewichten verteilt. Die
Gewichte werden dabei so festgelegt, daß das Signalver
hältnis Sr/(Sr + Sl) der beiden Verstärker eine lineare
Funktion der Kontaktnummer des Arrays wird und der Quoti
ent den Wert (k - 1)/(N - 1) einnimmt, falls der Ladungsim
puls durch Absorption eines Neutrons im Tunnelkontakt der
Nummer k generiert wurde. Auf diese Weise entsteht mit
einer analogen Impulsverarbeitung eine Ortsbestimmung
entlang eines linearen Arrays von Einzeldetektorelemen
ten.
Gemäß einer alternativen Ausführungsform ist vorgesehen,
daß erfindungsgemäße Detektorelemente in der Form von su
praleitenden Tunnelkontakten mit Mg10B2-Elektroden in ei
nem zweidimensionalen Array aus mehreren X-Zeilen und Y-
Spalten angeordnet werden, wobei alle Tunnelkontakte ein
heitlich mit einer Spannung U versorgt werden und die
Tunnelströme in den Tunnelkontakten jeweils gleichmäßig
auf je eine X-Zeile und eine Y-Spalte über Widerstände
verteilt und zwei ladungsempfindlichen Verstärkern zuge
führt werden und dann eine Ortsbestimmung eines Neutrone
nereignisses durch Koinzidenzbildung von Signalen auf den
X- und Y-Leitungen, die einen vorgegebenen unteren
Schwellwert überschreiten, erfolgt. Bei dieser Ausfüh
rungsform entsteht ein Feld aus Tunnelkontakten mit X-
Zeilen und Y-Spalten, so daß die Position jedes Tunnel
kontakts nach Art eines Koordinatensystems durch die Zei
le und Spalte, auf der er liegt, definiert ist. Die bei
der Absorption eines Neutrons auftretenden Tunnelströme
werden dabei gleichmäßig auf je eine X-Zeile und Y-Spalte
verteilt, wobei die gleichmäßige Verteilung durch die
beiden Leitwerte G = 1/R der Vorwiderstände sichergestellt
wird. Mit den Trimmleitwerten Gik werden Ladungsimpulse,
die durch die Absorption eines Neutrons in einem Tunnel
kontakt erzeugt werden, auf eine einheitliche Signalhöhe
für alle Tunnelkontakte eingestellt. Ladungsimpulse, die
eine untere Signalschwelle übersteigen, werden als Neu
tronensignale interpretiert. Der Ort des Neutrons wird
dann durch Koinzidenzbildung zwischen den Signalen auf
den X-Leitungen mit einem auf den Y-Leitungen bestimmt.
Bei Mehrfachkoinzidenz werden alle Signale verworfen. Die
Integrationszeitkonstante rC in einer Rückkopplungs
schleife wird mit anderen Zeitkonstanten eines nachfol
genden Filterverstärkers hinsichtlich einer optimalen Im
pulsverarbeitung gewählt.
Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der
Erfindung wird auf die Unteransprüche sowie die nachfol
gende Beschreibung eines Ausführungsbeispiels unter Be
zugnahme auf die beiliegende Zeichnung verwiesen. In der
Zeichnung zeigt
Fig. 1 einen Tunnelkontakt für die Detektion von
Neutronen gemäß der vorliegenden Erfindung;
Fig. 2 die Ionisationsspuren der Reaktionspartner 7Li
und 4He bei der Absorption eines Neutrons in
einer Elektrode aus Magnesiumdiborid;
Fig. 3 eine Illustration des Quasiteilchen-Modells ei
nes supraleitenden Tunnelkontakts mit Cooper-
Paaren und Quasiteilchen;
Fig. 4 ein Diagramm, das den Tunnelstrom zeigt;
Fig. 5 ein Diagramm, das den Tunnelstrom logarith
misch gegen die Temperatur bei 4 Tunnelspannun
gen zeigt;
Fig. 6 ein Diagramm, das die Strom/Spannungs-
Charakteristik eines Tunnelkontakts darstellt;
Fig. 7 schematisch die elektrische Versorgung eines
als Neutronendetektor verwendeten supraleiten
den Tunnelkontakts gemäß der vorliegenden Er
findung;
Fig. 8 einen linearen Detektor aus mehreren Tunnelkon
takten und dessen Stromversorgung;
Fig. 9 eine schematische Darstellung eines zweidimen
sionalen Arrays von Tunnelkontakten und
Fig. 10 die Stromversorgung des zweidimensionalen Ar
rays aus Fig. 9.
In Fig. 1 ist ein supraleitender Tunnelkontakt darge
stellt, wie er erfindungsgemäß für die Detektion von Neu
tronen eingesetzt wird. Dieser Tunnelkontakt besteht aus
zwei supraleitenden Magnesiumdiborid-Elektroden 1, 2 und
einer extrem dünnen oxidischen Isolationsschicht, die
zwischen den beiden Elektroden 1, 2 angeordnet ist. Eine
Elektrode 1, hier die Deckelelektrode, hat eine Dicke von
D = 50 µm, in welcher 70% von auftreffenden thermi
schen Neutronen absorbiert werden. Die Dicke D = 50 µm
entspricht der 1/e-Absorptionslänge des Isotops 10B in
dem Magnesiumdiborid-Material.
Die Dicke d1 der anderen Elektrode und das Material eines
nicht näher dargestellten Substrats sind von untergeord
neter Bedeutung. Wesentlich ist, daß eine Transparenz für
thermische Neutronen gewährleistet ist.
Wenn ein Neutron auf die Deckelelektrode 1 auftritt, fin
den folgende nukleare Reaktionen statt:
1 1n + 10 5B → 4 2He + 7 4Li* + 2.31 MeV (zu 94%) (1)
1 1n + 10 5B → 4 2He + 7 4Li + 2.7 MeV (zu 6%) (2).
Hierbei fällt der angeregte Li*-Kern in den Grundzustand
der Emission eines Gammaquants mit der Energie von 0,48 MeV
zurück.
Von der freigesetzten Energie E = 2,31 MeV erhalten das
Alpha- und das Li-Teilchen die Anteile von 1,47 MeV und
0,84 MeV als kinetische Energie, die in zwei diametralen
Ionisationsspuren 4, 5 der Längen 4,8 µm und 2,2 µm vor
wiegend an das Elektrodensystem weitergegeben werden, wie
dies in Fig. 2 dargestellt ist. In dem Supraleitermate
rial führen die Anregungen großen Teils zu einer Brechung
von Cooper-Paaren 6, die je Elektron erforderliche Ener
gie beträgt hierbei ε = 1,7Δ. Damit ist die Zahl der
entstehenden ungepaarten Elektronen (Quasiteilchen 7) Ne
= E/ε. Hierbei ist Δ die Cooper-Paar-Bindungsenergie und
E die gesamte deponierte Energie pro Neutronenabsorption.
Im Rahmen der BCS-Theorie (Bardeen-Cooper-Schrieffer) gilt
dann
2Δ = 3,5kBTc
Für den Supraleiter aus Magnesiumdiborid erhält man damit
die folgenden Werte:
Sprungtemperatur
Tc = 39 K
Δ = 5,87 meV
ε = 10 meV
Ne = 2,3 × 108
Sprungtemperatur
Tc = 39 K
Δ = 5,87 meV
ε = 10 meV
Ne = 2,3 × 108
Versorgt wird der Tunnelkontakt elektrisch über einen
Strombegrenzungswiderstand 8 mit der Versorgungsspannung
U, wie dies in Fig. 7 dargestellt ist, und mit einem
Verstärker 9 verbunden. Zusätzlich ist eine Rückkopp
lungsschleife 10 mit der Integrationszeitkonstante rC,
die in Abstimmung mit anderen Zeitkonstanten hinsichtlich
einer optimalen Impulsverarbeitung gewählt ist, vorgese
hen.
Bei der Berechnung von Tunnelströmen wurde der einfache
Ansatz verwendet, wonach der Tunnelstrom IL → R proportio
nal zur Dichte besetzter Elektrodenzustände auf der lin
ken und unbesetzter Elektrodenzustände auf der rechten
Seite einer Tunnelbarriere ist. Die Fig. 4 zeigt Tunnel
ströme in Abhängigkeit von der Tunnelspannung für den Su
praleiter Magnesiumdiborid bei den Temperaturen 40 K, 30 K,
25 K, 20 K, 15 K, 10 K und 5 K mit einer Sprungtempe
ratur Tc = 39 K. Des weiteren zeigt die Fig. 5 den Tunnelstrom
logarithmisch in Abhängigkeit von der Temperatur bei
den Tunnelspannungen 2, 4, 6 und 8 mV ebenfalls berech
net für das Magnesiumdiborid-Material mit einer Sprung
temperatur Tc = 39 K.
Wie die Diagramme ohne weiteres erkennen lassen, werden
die Tunnelströme bei tiefen Temperaturen von weniger als
0,1 Tc sehr viel kleiner als im normalleitenden Zustand.
Ein solcher Betrieb bei niedrigsten Temperaturen und
höchster Energieauflösung wird für den Neutronennachweis
jedoch nicht angestrebt, da keine extrem hohe Auflösung
im Impulshöhenspektrum erforderlich ist. Eine Auflösung
von etwa 10% ist schon ausreichend, um gegen Rauschsi
gnale und eventuell auftretende Gamma-Signale diskrimi
nieren zu können. Im folgenden werden daher Detektorei
genschaften für die Betriebstemperatur von T = 4,2 K be
schrieben. Bei einem Arbeitspunkt U* = Δ/e ≈ 6 mV und bei
der angenommenen Betriebstemperatur nach Fig. 5: R(T)/
Rn = 1 × 107, wobei R(T) der Tunnelwiderstand bei Betriebs
temperatur und Rn der Widerstand bei Tc ist. Mit der
Fig. 6, welche die Strom/Spannungs-Charakteristik mit dem
Arbeitspunkt U*, I* und R* = U*/I* darstellt, wird die
Versorgungsspannung U0 und der Vorwiderstand R festge
legt. Bei einer Versorgungsspannung U0 = 5U* = 30 mV hat
der Vorwiderstand 8 einen Wert von 4R(T). Die Integrati
onszeitkonstante Rc in der Rückkopplungsschleife 10 be
trägt 1 Microsekunde. Wie in Fig. 6 erkennbar ist, wird
bei der Absorption eines Neutrons in dem Tunnelkontakt
die Charakteristik um ΔI verschoben, und um etwa den
gleichen Betrag ändert sich der Strom in der Versorgungsleitung.
Mit dem ladungsempfindlichen Verstärker 9 wird
schließlich bei Absorption eines Neutrons ein Ladungsim
puls der Größe Nsige am Verstärkerausgang ausgekoppelt,
der von den generierten Quasiteilchen 7, die durch die
Tunnelisolationsschicht 2 tunneln, hervorgerufen wird.
Dieser Ladungspuls besteht aus Nsig ≈ (1/10)Ne ≈ 2 × 107
Elektronen und hat die charakteristische Anstiegszeit τt,
d. h. ungefähr 1 Microsekunde.
Das Signalrauschen wird durch die statistische Fluktuati
on der Signale sowie das Schrotrauschen des Tunnelstroms
bestimmt und führt zu einer endlichen Breite des Neutro
nenpulses im Pulshöhenspektrum. Die relative Pulsbreite
sollte zwecks einer Pulshöhendiskriminierung gegen Gam
ma < 10% sein.
Ein einzelnes Detektorelement zum Nachweis thermischer
Neutronen wurde vorstehend beschrieben. Wenn im Betrieb
dieses Detektorelements in der 50 µm dünnen MgB2-Schicht
dieses Detektorelements ein hochenergetisches Gamma ab
sorbiert wird, wird die Gamma-Energie per Fotoeffekt,
Compton-Effekt oder Paarbildung ganz oder teilweise an
ein Elektron übertragen. Das energetische Elektron kann
in einem Detektorelement, dessen Lineardimensionen < 1 mm
sind, maximal 1 MeV deponieren. Dies ist weniger als der
Schwellwert und wird deshalb verworfen. Es ist mithin
kaum noch ein Fall vorstellbar, bei dem die Absorption
eines Gammas zu einem Signal mit mehr Ladung führt als
bei der Absorption eines Neutrons. Die Gamma-
Empfindlichkeit ist daher vernachlässigbar.
In der nachstehenden Tabelle 1 werden Zahlen zu zwei Ein
zeldetektoren zusammengestellt:
In Fig. 8 ist ein lineares Array von insgesamt N Detek
torelementen in der Form von den vorbeschriebenen Tunnel
kontakten mit MgB2-Elektroden dargestellt. Dieses lineare
Array aus N Detektorelementen ist über 2 Leiterbahnen 11,
12 mit einem linken und einem rechten ladungsempfindli
chen Verstärker 16, 17 verbunden, wobei die Tunnelströme
in den Detektorelementen jeweils über Widerstände 13, 14
gewichtet auf die Eingänge der Verstärker 16, 17 verteilt
werden. Die Anordnung ist dabei so getroffen, daß der
Tunnelstrom durch den k-ten Tunnelkontakt über die den
Verstärkern 16, 17 vorgeschalteten Widerstände 13, 14 mit
den Leitwerten G (1 - ak) und G (ak) verteilt werden und
mit dem einstellbaren Leitwert Gk des Vorwiderstands 15
die Signalgrößen der N Detektorelemente aufeinander abge
stimmt werden. Der Term ak ist in diesem Zusammenhang (k -
1)/(N - 1). Bei einem solchen linearen Array von N supra
leitenden Tunnelkontakten werden die Tunnelströme auf die
ladungsempfindlichen Verstärker 16, 17 so verteilt, daß
das Signalverhältnis Sr/(Sr + Sl) der beiden Verstärker 16,
17 eine lineare Funktion der Kontaktnummer des Arrays
wird und der Quotient den Wert (k - 1)/(N - 1) einnimmt,
falls der Ladungsimpuls durch Absorption eines Neutrons
im Tunnelkontakt der Nummer k generiert wurde. Auf diese
Weise entsteht mit einer analogen Impulsverarbeitung eine
Ortsbestimmung entlang des linearen Arrays von Einzelde
tektorelementen. In der nachfolgenden Tabelle 2 sind An
gaben zu zwei linearen Detektoren der vorbeschriebenen
Art gemacht:
In den Fig. 9 und 10 ist ein 2-dimensionales Detektor
array gezeigt, das in diesem Fall aus N × N supraleitenden
Tunnelkontakten der Größe Ax × Ay, wie in Fig. 1 darge
stellt, besteht. Das so gebildete 2-dimensionale Array
besteht aus X-Zeilen und Y-Spalten, wobei alle Tunnelkon
takte einheitlich mit einer Spannung U versorgt werden
und die Tunnelströme in den Tunnelkontakten ik jeweils
gleichmäßig auf eine X-Zeile Xi und eine Y-Spalte Yk über
Widerstände 13, 14 verteilt und zwei ladungsempfindlichen
Verstärkern 16, 17 zugeteilt werden. Die gleichmäßige
Verteilung der bei der Absorption eines Neutrons auftre
tenden Tunnelströme erfolgt dabei durch Einstellung der
beiden Leitwerte G = 1/R der Vorwiderstände 13, 14. Dabei
werden mit den Trimmleitwerten Gik der Trimmwiderstände
15 Ladungsimpulse Sx + Sy, die durch die Absorption eines
Neutrons in einem Tunnelkontakt erzeugt werden, auf eine
einheitliche Signalhöhe für alle Tunnelkontakte einge
stellt. Ladungsimpulse, die eine untere Signalschwelle
übersteigen, werden als Neutronensignale interpretiert.
Der Ort eines Neutronenereignisses wird dann durch Koin
zidenzbildung zwischen den Signalen auf den X-Leitungen
mit denen auf den Y-Leitungen bestimmt. Bei Mehrfachko
inzidenz werden alle Signale verworfen. Die Integrati
ons-Zeitkonstante Rc in den Rückkopplungsschleifen 10
wird mit den anderen Zeitkonstanten hinsichtlich einer
optimalen Impulsverarbeitung gewählt.
Die Tabelle 3 enthält detaillierte Angaben zu 2-
dimensionalen Neutronendetektoren der vorbeschriebenen
Art:
Claims (14)
1. Verfahren zum Detektieren von Neutronen, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens ein Detektorelement
in Form eines supraleitenden Tunnelkontakts mit zwei
Elektrodenschichten (1, 2) aus Magnesiumdiborid
(Mg10B2) und einer zwischen den beiden Elektroden
schichten (1, 2) angeordneten dünnen Tunnel-
Isolationsschicht (3) verwendet wird und die durch
die Absorption eines Neutrons auftretenden Tunnel
ströme ausgewertet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß es bei einer Betriebstemperatur von etwa
1/10 Tc, insbesondere 4 bis 6 K und speziell 4 bis 5 K
durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß zum Nachweis thermischer Neutronen
eine Mg10B2-Elektrode (1) mit einer Schichtdicke von
etwa 50 µm eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß zum Nachweis subthermischer Neutronen
eine Mg10B2-Elektrode (1) mit einer Schichtdicke von
weniger als 50 µm eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß mehrere Detektorelemen
te in der Form von supraleitenden Tunnelkontakten
mit Mg10B2-Elektroden (1, 2) in Reihe geschaltet wer
den und die Tunnelströme der Detektorelemente über
Widerstände (13, 14) gewichtet auf die Eingänge von
zwei ladungsempfindlichen Verstärkern (16, 17) ver
teilt werden und durch eine Pulsdivision der Aus
gangssignale der Verstärker (16, 17) der Ort eines
Neutronenereignisses bestimmt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich
net, daß insgesamt N-Detektorelemente verwendet
werden und der Strom durch einen k-ten Tunnelkontakt
über Widerstände (13, 14) mit den Leitwerten G (1 - ak)
und G (ak) auf die beiden Eingänge der ladungsemp
findlichen Verstärker (16, 17) verteilt werden, wo
bei ak = (k - 1)/(N - 1) ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß N × N Detektorelemente in der
Form von supraleitenden Tunnelkontakten mit Mg10B2-
Elektroden (1, 2) in einem zweidimensionalen Array
aus mehreren X-Zeilen und Y-Spalten angeordnet werden,
daß alle Tunnelkontakte einheitlich mit einer
Spannung U versorgt werden und die Tunnelströme in
den Tunnelkontakten jeweils gleichmäßig auf je eine
X-Zeile und eine Y-Spalte über Widerstände (13, 14)
verteilt und zwei ladungsempfindlichen Verstärkern
(16, 17) zugeführt werden, und daß eine Ortsbestim
mung eines Neutronenereignisses durch Koinzidenzbil
dung von Signalen auf den X- und Y-Leitungen (Xi,
Yi), die einen unteren Schwellwert überschreiten,
erfolgt.
8. Neutronendetektor, dadurch gekennzeichnet, daß er
wenigstens ein Detektorelement in der Form eines su
praleitenden Tunnelkontakts mit zwei supraleitenden
Elektrodenschichten (1, 2) aus Magnesiumdiborid Mg10B2 und
einer zwischen den beiden Elektrodenschichten (1, 2)
vorgesehenen Tunnel-Isolationsschicht (3) aufweist.
9. Neutronendetektor nach Anspruch 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine Mg10B2 Elektrodenschicht (1) zur
Detektierung thermischer Neutronen eine Dicke D von
etwa 50 µm besitzt.
10. Neutronendetektor nach Anspruch 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine der Mg10B2-Elektroden (1) zur Er
fassung subthermischer Neutronen eine Dicke von we
niger als 50 µm besitzt.
11. Neutronendetektor nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Detektorelement
eine Fläche von 100 µm × 100 µm besitzt.
12. Neutronendetektor nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Detektorele
mente ein lineares Array bilden und jeweils über Wi
derstände (13, 14) mit zwei ladungsempfindlichen
Verstärkern (16, 17) verbunden sind.
13. Neutronendetektor nach Anspruch 12, dadurch ge
kennzeichnet, daß ein k-ter Tunnelkontakt über ei
nen Widerstand (13) mit dem Leitwert G (1 - ak) mit
dem einen Verstärker (16) und über einen Widerstand
(14) mit dem Leitwert G (ak) mit dem Eingang des an
deren Verstärkers (17) verbunden ist, wobei ak = (k -
1)/(N - 1) ist.
14. Neutronendetektor nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Detektorele
mente ein zweidimensionales Array mit X-Zeilen und
Y-Spalten bilden und die Tunnelkontakte jeweils über
Widerstände (13, 14) mit zwei ladungsempfindlichen
Verstärkern (16, 17) verbunden sind, wobei die Leit
werte der Widerstände (13, 14) so dimensioniert
sind, daß die in einem Detektorelement auftretenden
Tunnelströme gleichmäßig auf eine X- und eine Y-
Leitung (Xi, Yk) für einen Tunnelkontakt verteilt
werden.
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