DE10127247A1 - Vorrichtung und Verfahren zur elektrischen Behandlung suspendierter biologischer Partikel - Google Patents
Vorrichtung und Verfahren zur elektrischen Behandlung suspendierter biologischer PartikelInfo
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- C12M35/02—Electrical or electromagnetic means, e.g. for electroporation or for cell fusion
Abstract
Es wird eine Elektrodenkammer (100), insbesondere zur Behandlung suspendierter biologischer Zellen und/oder Zellbestandteile, mit einem Suspensionsbehälter (110) beschrieben, in dem mindestens ein Elektrodenträger (120) mit mindestens einem Elektrodenpaar (130) angeordnet ist, wobei der Elektrodenträger (120) durch einen Trägerkörper (121) mit mindestens einer planaren Seitenfläche (122, 123) gebildet wird und das mindestens eine Elektrodenpaar (130) auf der Seitenfläche (122, 123) angeordnet ist. Es werden auch Verfahren zur Behandlung biologischer Zellen und/oder Zellbestandteile mit elektrischen Feldern beschrieben.
Description
Die Erfindung betrifft Vorrichtungen zur Behandlung suspendier
ter biologischer Partikel mit elektrischen Feldern, insbesondere
Elektrodenkammern zur Elektroporation und/oder Elektrofusion von
biologischen Zellen oder Zellbestandteilen, Elektrodenträger für
derartige Vorrichtungen und Verfahren zur Behandlung suspendier
ter biologischer Partikel mit elektrischen Feldern, insbesondere
Elektroporations- und Elektrofusionsverfahren.
Die Behandlung von biologischen Zellen oder Zellbestandteilen
mit elektrischen Feldern zur Modifizierung der Struktur und/oder
stofflichen Zusammensetzung der behandelten Partikel ist allge
mein bekannt (siehe U. Zimmermann, G. A. Neil, Eds. CRC Press,
London, 1996 Electromanipulation of Cells). Bei der Elektropora
tion wird die Membran biologischer Zellen unter Wirkung elektri
scher Felder kurzzeitig reversibel durchbrochen, so dass Sub
stanzen aus einer Suspensionsflüssigkeit in das Zellinnere ge
schleust werden können. Bei der Elektrofusion werden zwei
(oder mehr) Zellen oder Zellbestandteile unter Wirkung eines
elektrischen Feldes miteinander fusioniert. Aufgaben der Elekt
rofusion bestehen bspw. in der Erzeugung von Hybridzellen, die
in einem gemeinsamen Zellkern genetische Materialen beider Fusi
onspartner enthalten, oder von modifizierten Zellen, bei denen
die Fusionsprodukte aus Zellen des einen Fusionspartners und
Zellbestandteilen des zweiten Fusionspartners bestehen. Die zu
letzt genannte Anwendung ist insbesondere bei der Modifizierung
von antigentragenden Zellen (z. B. dendritischen Zellen) mit Be
standteilen von Tumorzellen von Interesse.
Herkömmliche Kammern zur Elektroporation oder -fusion biologi
scher Partikel bestehen aus einem Suspensionsbehälter zur Auf
nahme einer Zellsuspension und mehreren im Suspensionsbehälter
angeordneten Elektroden. Die Elektroden sind elektrisch mit ei
ner Steuereinrichtung verbunden, um anwendungsabhängig mit be
stimmten Spannungen oder Spannungsfolgen beaufschlagt zu werden.
Die Elektroden sind so geformt und angeordnet, dass in der Sus
pensionsflüssigkeit inhomogene elektrische Felder zu elektri
schen Behandlung der Zellen erzeugt werden. Erfahrungen mit den
im Folgenden erläuterten Bauformen herkömmlicher Porations- oder
Fusionskammern haben gezeigt, dass die Behandlungsergebnisse
insbesondere von geometrischen Eigenschaften des Suspensionsbe
hälters und der Elektrodenanordnung abhängen. Es ist insbesonde
re erforderlich, dass die Suspensionsdichte zwischen den Elekt
roden nicht zu hoch ist, da sonst bspw. bei der Elektroporation
auf die Partikel verschieden starke elektrische Felder wirken
oder bei der Elektrofusion unkontrollierbare Mehrfachfusionen
auftreten. Überhöhte Suspensionsdichten ergeben nicht
reproduzierbare Porations- oder Fusionsergebnisse.
Bei hohen Suspensionsdichten ist zwar eine reversible Permeabi
lisierung (Elektroporation) möglich. Es tritt jedoch das Problem
auf, dass bspw. suspendierte Zellen je nach ihrer Position rela
tiv zu den Elektroden unterschiedlichen Feldstärken ausgesetzt
werden. Da die Elektroporation auf der Grundlage der integrier
ten Laplace-Gleichung empfindlich von der Feldstärke abhängig
ist, ergibt sich eine Variationsbreite des Permeabilisierungs
grades der Zellen und damit der Transfektionsraten. Für eine
möglichst gleichförmige Aufnahme von Fremdmolekülen in die per
meabilisierten Zellen (geringe Variationsbreite) sollte die
Zelldichte in der Suspension geringer als rund 106 Zellen/ml
sein.
Bei der Erzeugung von Hybridzellen durch Elektrofusion ist die
Hybridausbeute in der Regel wesentlich geringer als die Fusions
ausbeute. Besonders hohe Hybridausbeuten wurden bisher mit der
sog. Helixkammer (siehe z. B. DE 33 17 415) erzielt. In Fig. 9
ist die Helixkammer 101' zur Elektrofusion biologischer Zellen
schematisch illustriert. Die Helixkammer 101' besteht aus einem
zylinderförmigen Suspensionsbehälter 10', in dem ein tubusförmi
ger Elektrodenträger 20' angeordnet ist. Auf den stark gekrümm
ten Elektrodenträger 20' mit einem Durchmesser von rd. 1 cm ist
ein Elektrodenpaar 30' gewickelt, das aus zwei parallelen Elekt
rodendrähten 31', 32' mit einem Abstand von rund 200 µm besteht
(siehe vergrößerte Ausschnittsdarstellung im unteren Teil von
Fig. 9). Das Elektrodenpaar 30' ist über die Verbindungsleitun
gen 40' mit einer Steuereinrichtung verbunden. Zur Durchführung
einer Zellfusion wird eine Zellsuspension mit den Fusionspart
nern in den Suspensionsbehälter 10' gefüllt. Anschließend wird
der Elektrodenträger 20' eingeführt und das Elektrodenpaar 30'
mit bestimmten Steuerspannungen beaufschlagt. Zunächst werden
mittels Dielektrophorese Zellen aus der Suspension kettenartig
zwischen den Elektrodendrähten ausgerichtet. Anschließend er
folgt die Beaufschlagung des Elektrodenpaares 30' mit der ei
gentlichen Fusionsspannung, unter deren Wirkung benachbarte Zel
len in der ausgerichteten Kette Fusionsprodukte bilden.
Die Helixkammer 101' gemäß Fig. 9 hat sich zwar wegen der rela
tiv hohen Hybridausbeute als vorteilhaft erwiesen. Sie besitzt
aber auch eine Reihe von Nachteilen. Erstens ist es technisch
extrem aufwendig, den Elektrodenträger 20' mit dem Elektroden
paar 30' herzustellen. Die Elektrodendrähte 31', 32' besitzen
jeweils eine Länge von rund einem Meter. Sie müssen auf dem
Elektrodenträger 20' parallel mit Abstand voneinander aufgewi
ckelt werden. Zweitens ist die Anwendung der Elektroden auf ei
ner stark gekrümmten Oberfläche nachteilig für die Ausbildung
definierter Feldbedingungen. Drittens ist die Anwendung der He
lixkammer insbesondere in der Medizin nur beschränkt möglich.
Wegen der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der Elekt
rodendrähte und des Elektrodenträgers können Helixkammern nicht
autoklaviert werden. Es ist zwar eine Alkoholsterilisierung mög
lich, die jedoch bei medizinischen Anwendungen nicht erlaubt
ist. Des Weiteren eignet sich die Helixkammer nur für relativ
geringe Suspensionsvolumina im ml-Bereich. Eine Mehrfachnutzung
zur Fusionsbehandlung eines größeren Suspensionsvolumens würde
aufwendige Reinigungsschritte erfordern und wäre daher sehr
zeitaufwendig. Eine Neubefüllung der Kammer ist nur mit einem
vollständig getrockneten Probenträger möglich. Schließlich ist
die Helixkammer wegen der hohen Herstellungskosten nicht als
Einwegprodukt (sog. Disposable-Produkt) geeignet.
Eine weitere, aus der Praxis allgemein bekannte Fusionskammer
102' ist schematisch in Fig. 10 illustriert. In einem Suspensi
onsbehälter 10' sind mehrere Elektrodenträger 21' bis 24'
angeordnet, die einseitig (21', 24') oder beidseitig (22', 23')
auf ihren Seitenflächen jeweils aus einer einzigen flächigen
Elektrode bestehen. Zwei gegenüberliegende Elektroden bilden ein
Elektrodenpaar 30'. Die Elektrodenträger 21' bis 24' sind an ei
ner gemeinsamen Halterung 25' angebracht, durch die auch Verbin
dungsleitungen 40' zur Ansteuerung der Elektroden geführt sind.
Die Seitenflächen der Elektrodenträger sind strukturiert gebil
det, um zwischen den Elektroden benachbarter Elektrodenträger
die zur Elektrofusion erforderlichen inhomogenen elektrischen
Felder zu formen.
Zur Durchführung einer Elektrofusion wird die Fusionskammer 102'
gemäß Fig. 10 mit einer Zellsuspension befüllt. Die Halterung
25' mit den Elektrodenträgern 21' bis 24' wird in den Suspensi
onsbehälter 10' eingehängt. Zwischen den Elektroden benachbarter
Elektrodenträger wird eine Spannung angelegt, so dass Zellen un
ter Wirkung von Dielektrophorese kettenförmig zwischen den
Elektroden ausgerichtet werden (siehe vergrößerter Ausschnitt in
Fig. 10). Anschließend wird ein elektrischer Fusionspuls zur
Fusion benachbarter Zellen ausgeübt. Mit der Fusionskammer gemäß
Fig. 10 können zwar wegen der flächigen Ausbildung der Elektro
den entsprechend den Seitenflächen der Elektrodenträger viele
Zellen gleichzeitig fusioniert werden. Es ergeben sich aber auch
eine Reihe von Nachteilen.
Zur Erzeugung einer genügend hohen Feldstärke dürfen die Elekt
rodenträger lediglich Abstände im Submillimeter-Bereich besit
zen. Die Ausrichtung der Elektrodenträger an der Halterung 25
muss mit hoher Präzision erfolgen. Die Herstellung der Fusions
kammer ist teuer und aufwendig. Die enge Geometrie besitzt aber
auch Nachteile für die Handhabbarkeit der Fusionskammer. In den
Spalten zwischen den Elektrodenträgern können Luftblasen haften,
so dass ggf. ganze Elektrodenbereiche ohne Kontakt mit der Zell
suspension bleiben. Nach Durchführung der Fusion ist die Fusi
onskammer schwer zu entleeren. Zellen bleiben aufgrund von Ka
pillarkräften zwischen den Elektroden haften. Dies erschwert
auch die Reinigung der Fusionskammer.
Ein weiterer Nachteil der Fusionskammer 102' gemäß Fig. 10 be
steht in deren relativ hohen Totvolumen. Zellen außerhalb der
äußeren Elektrodenträger 21' und 24' und Zellen in Bereichen mit
verminderter Feldstärke (siehe z. B. bei 26') sind von der
Elektrofusion ausgeschlossen. Die Effektivität der Fusionskammer
gemäß Fig. 10 wird noch weiter dadurch verringert, dass sie nur
geringe Hybridausbeuten ermöglicht. Die Anwendbarkeit der Fusi
onskammer 102' ist wegen deren geringer Eignung zur Einwegnut
zung in der Medizin nur beschränkt möglich.
Die Elektrofusion ist auch mit einem fluidischen Mikrosystem
103' durchführbar, wie es schematisch in Fig. 11 illustriert
ist (siehe WO 00/37628). Im fluidischen Mikrosystem 103' wird
der Suspensionsbehälter durch einen von Chipwänden 11', 12' be
grenzten Fluidkanal 10' gebildet. Die Chipwände (Seitenwände
oder Boden- und Deckwände) bilden die Elektrodenträger für die
Elektroden 31', 32'. Jeweils zwei Elektroden auf einander gege
nüberliegenden Seiten des Fluidkanals 10' bilden ein Elektroden
paar 30'. Wie bei der Fusionskammer 102' erfolgt somit auch beim
Mikrosystem 103' die Ausbildung der Fusionsfelder quer durch den
Suspensionsbehälter 10'. Im Mikrosystem 103' können Zellen zell
spezifisch im stehenden oder fließenden Medium fusioniert wer
den. Die einzelnen Fusionsergebnisse können mit geeigneten Beo
bachtungsmitteln (optische oder elektrische Messungen) sofort
kontrolliert werden. Die praktische Anwendbarkeit für Zellfusio
nen bspw. in der Medizin ist jedoch stark eingeschränkt, da die
Effektivität der Fusion gering ist und die Herstellung der Mik
rosysteme gegenwärtig relativ teuer ist.
Ein generelles Problem herkömmlicher Porations- und Fusionskam
mern besteht darin, dass die Zellsuspensionen in der Regel mit
relativ hohen Zelldichten (z. B. rund 109 Zellen/ml) bereitge
stellt werden, die Poration oder Fusion jedoch bei geringen
Dichten im Bereich von 105 bis 106 Zellen/ml durchgeführt werden
sollte. Es besteht zwar die Möglichkeit, die optimale Zelldichte
durch Verdünnung einzustellen. Dadurch ergeben sich jedoch große
Flüssigkeitsvolumen, zu deren Behandlung die herkömmlichen Kam
mern nicht geeignet sind, da sie sich nicht einfach vergrößern
lassen. Größere Elektrodenabstände würden höhere Spannungen zur
Poration oder Fusion und eine Verringerung der Leitfähigkeit der
Suspensionsflüssigkeit erfordern. Die zur Bereitstellung höherer
Spannungen (im Bereich von bspw. 10 kV und darüber) notwendigen
Geräte wären für praktische, insbesondere massenhafte Anwendun
gen in der Medizin zu teuer und zu schwer.
Ein weiteres Problem herkömmlicher Kammern besteht in der be
schränkten Beobachtbarkeit des Behandlungsergebnisses. Eine
Überwachung bspw. einer Zellfusion ist zwar mit dem Mikrosystem
103' möglich, kann aber nur einzelzellspezifisch durchgeführt
werden. Die simultane Überwachung einer Vielzahl von Fusionsvor
gängen ist mit den herkömmlichen Vorrichtungen ausgeschlossen.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, verbesserte Vorrichtungen und
Verfahren zur elektrischen Behandlung biologischer Partikel be
reitzustellen, mit denen die Nachteile der herkömmlichen Techni
ken überwunden werden und die insbesondere die Behandlung größe
rer Zellsuspensionsvolumen unter definierten und reproduzierba
ren Feldbedingungen mit einer hohen Ausbeute ermöglichen. Die
Erfindung soll ferner den praktischen Einsatz von Porations- und
Fusionsverfahren in der Medizin vereinfachen. Erfindungsgemäße
Vorrichtungen sollen ferner für eine vereinfachte Beobachtbar
keit des Behandlungsergebnisses ausgelegt sein.
Diese Aufgaben werden mit einer Elektrodenkammer, einem Elektro
denträger und einem Verfahren mit den Merkmalen gemäß den Pa
tentansprüchen 1, 10 und 12 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsfor
men und Anwendungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängi
gen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, bei einer Elektrodenkammer,
insbesondere zur Behandlung suspendierter biologischer Zellen
oder Zellbestandteile, mindestens einen Elektrodenträger mit
mindestens einem Elektrodenpaar vorzusehen, wobei der Elektro
denträger einen Trägerkörper mit mindestens einer planaren Sei
tenfläche besitzt, auf der das mindestens eine Elektrodenpaar
angeordnet ist. Die Anordnung des mindestens einen Elektroden
paares, dass insbesondere zur Erzeugung von Porations- oder Fu
sionsfeldern eingerichtet ist, auf der planaren Seitenfläche des
Elektrodenträgers besitzt den Vorteil, dass einerseits die güns
tigen Feldverhältnisse realisiert werden können, wie sie an sich
von der Helixkammer bekannt sind, und andererseits eine systema
tische Behandlung großer Suspensionsvolumen mit hoher Ausbeute
ermöglicht wird. Mit der mindestens einen planaren Seitenfläche
des Elektrodenträgers wird eine Bezugsebene definiert. An die
Bezugsebene angrenzend wird ein Halbraum gebildet, aus dem die
zu behandelnden Partikel unter Wirkung negativer oder positiver
Dielektrophorese zu den Elektroden abgestoßen oder angezogen
werden können. In diesem Halbraum kann bei geeigneter Ansteue
rung der Elektroden eine Elektroporationsbehandlung durchgeführt
werden. Eine Elektrofusionsbehandlung hingegen erfolgt transver
sal innerhalb der Bezugsebene oder parallel zur Ausrichtung der
jeweils im Wesentlichen planaren Seitenfläche des Trägerkörpers.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind in
einem Suspensionsbehälter mehrere Kompartimente gebildet, denen
jeweils mindestens ein Elektrodenträger mit mindestens einem
planar ausgerichteten Elektrodenpaar zugeordnet ist. Die Kompar
timente können durch den Körper oder die Wände des Suspensions
behälters gebildet werden, wie es bspw. von Titerplatten bekannt
ist. In diesem Fall wird vorzugsweise in jedem Kompartiment min
destens ein Elektrodenträger an den Boden- und/oder Deckflächen
des Kompartimentes angeordnet. Es ist auch möglich, dass die
Kompartimente durch die Elektrodenträger selbst gebildet werden.
Der Suspensionsbehälter ist bspw. eine Wanne zur Aufnahme der
Zellsuspension, in die mehrere Elektrodenträger als innere Teil
wände einsetzbar sind. Diese Ausführungsform der Erfindung eig
net sich besonders gut für die Behandlung großer Suspensionsvo
lumina, wobei die einzelnen Elektrodenträger vorzugsweise se
quenziell angesteuert werden, wie dies unten erläutert wird.
Ein erfindungsgemäßer Elektrodenträger besteht vorzugsweise aus
einem plattenförmigen, mindestens einseitig im Wesentlichen pla
naren Trägerkörper mit zwei Seitenflächen. Je nach Anwendungs
fall werden die Seitenflächen bei horizontaler Betriebsposition
des Elektrodenträgers als obere und untere Seitenflächen und bei
vertikaler Betriebsposition des Elektrodenträgers als vordere
oder hintere Seitenflächen bezeichnet. Mindestens eine der Sei
tenflächen trägt mindestens ein Elektrodenpaar, das aus zwei
elektrisch voneinander getrennt angeordneten Elektroden besteht.
Die Elektroden sind mit einer Steuereinrichtung verbunden und
können zur Ausbildung bestimmter Feldverhältnisse im Halbraum,
der an die Seitenfläche angrenzt, mit einer gemeinsamen Spannung
oder zur Durchführung einer Fusionsbehandlung relativ zueinander
mit vorbestimmten Fusionsspannungen beaufschlagt werden. Die
Elektroden sind so geformt, dass zwischen den Elektroden eines
Elektrodenpaares inhomogene elektrische Felder gebildet werden.
Die Inhomogenität ist gegeben, wenn die elektrische Feldstärke
im Bereich zwischen den benachbarten Elektroden ortsabhängig
ist. Zur Erzeugung der Inhomogenität erfolgt vorzugsweise eine
Formgebung oder Strukturierung der Elektroden und/oder der Sei
tenflächen des Elektrodenträgers. Die Elektroden bilden elekt
risch leitfähige Streifen, die aus der Seitenfläche des Elektro
denträgers hervorragen. Sie werden bspw. durch fixierte Drähte
oder Dünn- oder Dickschichten gebildet. Die ggf. vorgegebene
Strukturierung des Elektrodenträgers umfasst hervorragende Teil
bereiche, auf denen die Elektroden angeordnet sind.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Behandlung biologischer Par
tikel mit elektrischen Feldern zeichnet sich dadurch aus, dass
eine Suspension der zu behandelnden Teilchen, insbesondere der
biologischen Zellen oder Zellbestandteile, in einen Suspensions
behälter eingebracht wird, in dem eine Vielzahl von Elektroden
trägern jeweils mit mindestens einem Elektrodenpaar auf mindes
tens einer Seitenfläche angebracht ist, und eine Behandlung der
Partikel zwischen den Elektrodenträgern erfolgt. Es ist vorzugs
weise eine Vorbehandlung (z. B. Elektroporation) der Partikel
zwischen den Elektrodenträgern und ein anschließendes di
elektrophoretisches Sammeln der Partikel an mindestens einer
Seitenfläche zwischen den Elektroden des mindestens einen Elekt
rodenpaares vorgesehen. Dann erfolgt eine Elektrofusion durch
dielektrophoretisches Ausrichten von Partikelketten zwischen den
Elektrodenpaaren und anschließende Ausübung mindestens eines Fu
sionspulses. Das Sammeln der Partikel und die Elektrofusion wer
den bei Elektrodenkammern mit mehreren Kompartimenten vorzugs
weise sequenziell in den einzelnen Kompartimenten zeitlich auf
einanderfolgend durchgeführt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise mit der erfin
dungsgemäßen Elektrodenkammer durchgeführt. Es ist aber auch
möglich, insbesondere die genannte sequenzielle Behandlung einer
in mehrere Kompartimente unterteilten Suspension mit gekrümmten
Elektrodenträgern oder herkömmlichen Elektrodenträgern durchzu
führen.
Gemäß einer vorteilhaften Gestaltung der Erfindung kann mindes
tens ein Elektrodenträger mit den ausgerichteten Partikeln unter
Beibehaltung der aktuellen Feldbedingungen aus dem Suspensions
behälter entnommen und in eine Beobachtungs- und Messeinrichtung
(z. B. Mikroskop) übertragen werden. Die unmittelbare Beobacht
barkeit des aktuellen Zustandes der Partikel vor oder nach der
Fusion stellt einen besonderen Vorteil der erfindungsgemäß ver
wendeten planaren Elektrodenträger dar.
Die Erfindung besitzt die folgenden weiteren Vorteile. Es wird
erstmalig die Möglichkeit der elektrischen Behandlung suspen
dierter Partikel in größeren Flüssigkeitsvolumina (1 ml bis ei
nige 1) unter definierten, reproduzierbaren und gleichförmigen
Feldverhältnissen geschaffen. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
ist mit herkömmlichen Spannungsversorgungseinrichtungen kompati
bel. Die erfindungsgemäßen Elektrodenträger sind kostengünstig
herstellbar und als Einwegprodukte verwendbar. Der Suspensions
behälter ist für alle Sterilisierungsverfahren geeignet und ins
besondere autoklavierbar oder γ-sterilisierbar. Erfindungsgemäße
Elektrodenkammern eignen sich damit für den massenhaften Einsatz
in der Medizin. Die erfindungsgemäße Elektrodenkammer bildet ein
vorteilhaftes Baukastensystem. In den Suspensionsbehälter sind
anwendungsabhängig Elektrodenträger mit jeweils gleicher äußerer
Form, jedoch verschiedenen Elektrodengeometrien einsetzbar. Die
Elektrodenkammer ist zur Behandlung von Suspensionen mit belie
bigen Dichten verwendbar, da eine Verdünnung auf beliebige Volu
mina erfolgen kann. Erfindungsgemäße Elektrodenträger sind, ins
besondere für eine Suspensionscharge, mehrfach nutzbar. Etwaige
Benutzungsprobleme, wie sie bei der Helixkammer auftreten, wer
den erfindungsgemäß vermieden. Bei Realisierung der Feldbedin
gungen entsprechend den herkömmlichen Helixkammern wird erfin
dungsgemäß eine hohe Hybridausbeute mit einer hohen Fusionsef
fektivität bzw. einem hohen Fusionsdurchsatz verbunden.
Die erfindungsgemäßen Elektrodenträger können mit Vorteil an
weitere Verfahrensschritte, wie z. B. eine Zellkultivierung, an
gepasst sein, indem die Seitenfläche mit dem mindestens einem
Elektrodenpaar selbst eine Kultivierungsfläche bildet. Im Unter
schied zu herkömmlichen Fusionskammern ist die erfindungsgemäße
Elektrodenkammer beliebig skalierbar. Es können insbesondere
fluidische Mikrosysteme gebildet werden, bei denen die zur
Elektrofusion vorgesehenen Elektroden lateral an einer gemein
samen Trägerfläche (Kanalwand) vorgesehen sind. Erfindungsgemäße
Elektrodenkammern sind sowohl als stationäre Systeme als auch
als Durchflusssysteme geeignet.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden im Fol
genden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Perspektivansicht einer ers
ten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Elektrodenkammer,
Fig. 2 vergrößerte Schnittansichten von Seitenflächen
erfindungsgemäßer Elektrodenträger,
Fig. 3 eine schematische Schnittansicht einer weite
ren Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Elektrodenkammer,
Fig. 4, 5 beispielhafte Draufsichten auf erfindungsgemä
ße Elektrodenträger,
Fig. 6 eine Draufsicht auf eine Elektrodenkammer mit
einer Vielzahl von Elektrodenträgern,
Fig. 7 eine vergrößerte Ausschnittsdarstellung von
Elektrodenträgern gemäß Fig. 6,
Fig. 8 eine schematische Perspektivansicht einer
Elektrodenkammer mit einer Vielzahl von ge
trennten Kompartimenten, und
Fig. 9 bis 11 Illustrationen herkömmlicher Porations- oder
Fusionskammern (Stand der Technik).
Gemäß der ersten, in Fig. 1 illustrierten Ausführungsform der
Erfindung umfasst eine Elektrodenkammer 100 einen Suspensionsbe
hälter 110 mit mindestens einem Elektrodenträger 120, auf dem
ein Elektrodenpaar 130 mit den Elektroden 131, 132 angeordnet
ist. Der Suspensionsbehälter 110 besteht aus einer Wanne aus
sterilisierbarem Kunststoff (z. B. PMMA) mit einer rechteckigen
Bodenfläche 111 und senkrecht zur Bodenfläche 111 stehenden Sei
tenwänden 112. Die vordere Seitenwand ist aus Übersichtlich
keitsgründen in Fig. 1 nicht dargestellt.
Es sind Positioniereinrichtungen 113 vorgesehen, an denen der
Elektrodenträger 120 lösbar befestigt werden kann. Die Positio
niereinrichtungen 113 umfassen bspw. Schienen und/oder Vorsprün
ge, die vorzugsweise an der Innenseite der Bodenfläche 111
und/oder der Seitenwände 112 eine Aufnahme für die Ränder des
Trägerkörpers 121 des Elektrodenträgers 120 bilden. Die Positio
niereinrichtungen können ortsfest oder stufenlos verstellbar im
Suspensionsbehälter angebracht sein. Alternativ können auch eine
Vielzahl von Positioniereinrichtungen an verschiedenen Positio
nen vorgesehen sein, um anwendungsabhängig den Elektrodenträger
120 entsprechend verschieden anzuordnen oder gleichzeitig eine
Vielzahl von Elektrodenträgern vorzusehen (siehe Fig. 6).
Der mindestens eine Elektrodenträger 120 besteht aus einem plat
tenförmigen Trägerkörper 121 mit einer vorderen (122) und einer
hinteren (123) rechteckigen Seitenfläche. Der Trägerkörper 121
besteht aus einem ebenen, elektrisch isolierenden Material, z.
B. aus Kunststoff oder Glas, und kann bspw. als Spritzgussteil
hergestellt sein. Das Merkmal der Planarität des Trägerkörpers
und damit der Seitenflächen bezieht sich auf deren Grundform im
gesamten Bereich, in dem das Elektrodenpaar 130 angeordnet ist.
Dem Merkmal der Planarität steht nicht entgegen, dass die Sei
tenflächen im Bereich des Elektrodenpaares eine lokale Struktu
rierung aufweisen (siehe unten, Fig. 2 und 3).
Auf mindestens einer Seitenfläche 122 ist das Elektrodenpaar 130
angeordnet. Die Elektroden 131, 132 sind jeweils aus geraden
Elektrodenstreifen als ineinandergreifende Kammelektroden gebil
det. Als Elektrodenmaterial kann jedes elektrisch leitfähige,
gegenüber der jeweiligen Teilchensuspension inerte Material ver
wendet werden. Die Elektroden bestehen vorzugsweise aus Edelme
tallen, z. B. Gold oder Platin, inerten Legierungen, oder ggf.
auch Kupfer oder Aluminium. Die Elektroden 131, 132 sind elekt
risch voneinander getrennt und über Verbindungsleitungen 140 mit
einer nicht dargestellten Steuereinrichtung verbunden.
Zur Durchführung von Elektrofusionen in den lateralen Zwischen
räumen zwischen den Elektroden 131, 132 in einer Ebene parallel
zur Bezugsebene des Trägerkörpers 121 werden in den Zwischenräu
men inhomogene elektrische Felder gebildet. Hierzu ragen die
Elektroden aus der Oberfläche des Trägerkörpers 121 hervor. Ge
mäß einer ersten Gestaltungsform der Erfindung (siehe Fig.
2a, c) ist die Seitenfläche 122 des Trägerkörpers 121 unstruktu
riert und glatt ausgebildet. In diesem Fall sind die Elektroden
131, 132 in Dickschichttechnik oder als Elektrodendrähte aufge
bracht. Die Elektroden 131, 132 bestehen bspw. aus aufgeklebten
Folienstreifen des Elektrodenmaterials (Fig. 2a) oder aufge
klebten Elektrodendrähten (Fig. 2c). Gemäß einer zweiten Ges
taltungsform der Erfindung ist die Seitenfläche 122 des Träger
körpers strukturiert mit abwechselnden Höhen und Tiefen ausge
bildet (siehe Fig. 2b). In diesem Falle ist es auch möglich,
die Elektroden 131, 132 in Dünnschichttechnik (z. B. durch
Dampfabscheidung) aufzubringen. In Fig. 2b ist beispielhaft ei
ne sinusförmig gewellte Seitenfläche 122 illustriert. Anwen
dungsabhängig können auch beliebige andere Modulationen vorgese
hen sein, bei denen in vorbestimmten Abständen entsprechend den
Positionen der Elektroden hervorragende Bereiche (z. B. Stege
oder dergleichen) gebildet sind. Die Aufbringung der kammartig
angeordneten Elektroden 131, 132 durch Dampfabscheidung erfolgt
vorzugsweise mit einer Maskierungstechnik.
Die geometrischen Eigenschaften der Elektrodenanordnung und/oder
der Seitenflächenstrukturierung, insbesondere die Breite b und
die Höhe h des Zwischenraumes zwischen benachbarten Elektroden,
werden anwendungsabhängig gewählt. Für Fusionsvorgänge werden
vorzugsweise b von 50 bis 200 µm und h von 5 bis 30 µm gewählt.
Die Höhe h entspricht der Dicke des Elektrodenmaterials oder der
Elektrodendrähte und/oder der Modulationstiefe der Seitenflä
chenstrukturierung. Aufgedampfte Elektroden besitzen typischer
weise eine Dicke im Bereich von 200 nm bis 1 µm.
Obwohl der erfindungsgemäße Elektrodenträger aus Materialen mit
verschiedenen thermischen Ausdehnungskoeffizienten besteht, be
sitzt er den besonderen Vorteil, problemlos autoklavierbar zu
sein. Dies ergibt sich daraus, dass insbesondere im Vergleich
zur Helixkammer (siehe Fig. 9) relativ kurze Elektrodenstreifen
oder -drähte auf den Trägerkörper angeordnet sind.
Die Ausführungsform gemäß Fig. 1 mit mindestens einem Suspensi
onsbehälter 110 mit dem entnehmbaren Elektrodenträger 120 be
sitzt den Vorteil, dass der Elektrodenträger 120 jederzeit aus
tauschbar ist und insbesondere als Einwegprodukt verwendet wer
den kann. Alternativ ist es auch möglich, die Boden- oder Sei
tenwände 111, 112 des Suspensionsbehälters 110 als Elektroden
träger zu verwenden, wie dies bspw. in den Fig. 2 bis 5 ge
zeigt ist.
Fig. 3 zeigt eine erfindungsgemäße Elektrodenkammer 100 mit ei
nem wannenförmigen Suspensionsbehälter 110 mit einer bspw. run
den oder rechteckigen Bodenfläche 111 und umlaufenden Seitenwän
den 112. In den Suspensionsbehälter 110 ist ein Deckel 114 ein
gehängt. Die Bodenfläche 111 und der Deckel 114 bilden selbst
Elektrodenträger. Alternativ sind die Elektrodenträger als ge
trennte Elemente an den Komponenten 111, 114 angebracht. Die zu
einander weisenden ebenen Oberflächen der Bodenfläche 111 und
des Deckels 114 entsprechen der Seitenfläche des Elektrodenträ
ger 120 gemäß Fig. 1. Die Oberflächen können glatt mit hervor
stehenden Elektrodenpaaren oder strukturiert geformt sein, wie
es bspw. im rechten vergrößerten Ausschnitt von Fig. 3 illust
riert ist. In diesem Falle ist die Strukturierung als eine Viel
zahl von parallelen, hervorragenden Stegen mit halbkreisförmigem
Querschnitt ausgebildet. Die Stege 123 sind selbst elektrisch
voneinander isolierte Elektroden oder Träger von Elektroden
streifen. Die Breite eines Steges 123 beträgt bspw. rund 200 µm.
Die Bodenfläche 111 und der Deckel 114 sind vorzugsweise so aus
gerichtet, dass die Stege einander gegenüberliegen. Der Abstand
zwischen den gegenüberliegenden Stegen beträgt bspw. 200 µm. Al
ternativ zu der Ausführungsform gemäß Fig. 3 kann erfindungsge
mäß auch vorgesehen sein, dass das mindestens eine Elektroden
paar entweder auf der Bodenfläche 111 oder am Deckel 114 ange
bracht ist.
Es wird hervorgehoben, dass auch bei der in Fig. 3 gezeigten
Ausführungsform eine laterale Elektrofusion in den Zwischenräu
men zwischen den Elektroden (z. B. 131, 132) vorgesehen ist. Die
einander benachbarten Elektroden sind elektrisch von einander
getrennt mit einer (nicht dargestellten) Steuereinrichtung
verbunden.
Die Fig. 4 und 5 illustrieren die rechteckige oder runde
Grundform des Suspensionsbehälters 110 gemäß Fig. 3 und insbe
sondere der entsprechenden Bodenfläche 111 und des Deckels 114.
Des Weiteren ist gezeigt, dass die erfindungsgemäßen Elektroden
träger allgemein auch in mindestens zwei, z. B. vier, Fusions
felder F1 bis F4 unterteilt sein können. Jedes Fusionsfeld um
fasst mindestens ein Elektrodenpaar, dass von den Elektrodenpaa
ren der anderen Fusionsfelder getrennt angesteuert werden kann.
Des Weiteren ist aus Fig. 5 ersichtlich, dass die Elektroden
streifen eines Elektrodenpaares in der Ebene des Elektrodenträ
gers auch gekrümmt verlaufen können.
Die Fig. 6 und 7 illustrieren schematisch eine erfindungsge
mäße Elektrodenkammer mit einer Vielzahl von Elektrodenträgern.
Diese Ausführungsform der Erfindung ist besonders vorteilhaft
zur Elektrobehandlung großer Suspensionsvolumen, insbesondere in
der Medizin, anwendbar. Die in Fig. 6 in schematischer Drauf
sicht illustrierte Elektrodenkammer 100 ist im Wesentlichen ana
log zur Elektrodenkammer 100 gemäß Fig. 1 aufgebaut. Der Sus
pensionsbehälter 110 besteht aus einer Wanne mit einer Bodenflä
che (nicht dargestellt) und den Seitenwänden 112. In den Suspen
sionsbehälter 110 sind bspw. elf Elektrodenträger 120 einge
setzt. Die Elektrodenträger werden auch als Schieber bezeichnet.
Als Positioniereinrichtung 113 dienen senkrecht in einer der
Seitenwände 112 verlaufende Nuten mit einer Breite entsprechend
der Dicke der Trägerkörper 121 der Elektrodenträger 120. Jeder
Elektrodenträger 120 trägt ein- oder beidseitig mindestens ein
Elektrodenpaar (nicht dargestellt), das jeweils mit einer eige
nen Steuereinrichtung mit einer Spannungsversorgung verbunden
ist. Vorzugsweise sind jedoch alle Elektrodenpaare gemeinsam
über eine Schalteinrichtung mit der Steuereinrichtung mit einer
Spannungsversorgung verbunden.
In Fig. 7 sind Einzelheiten der in Fig. 6 eingerahmten Elekt
rodenträger 120a, 120b vergrößert dargestellt. Auf den jeweili
gen Trägerkörpern sind beidseitig parallel verlaufend Elektroden
in Drahtform aufgebracht. Die Elektroden besitzen bspw. eine
Drahtdicke d von rund 200 µm und eine lateralen Abstand b be
nachbarter Drähte von 200 µm. Auf jeder Seitenfläche jedes
Elektrodenträgers 120a, 120b ist jeweils mindestens ein Elektro
denpaar 130 mit zwei Elektroden 131, 132 vorgesehen. Die Elekt
rodenträger sind im Suspensionsbehälter 110 parallel so angeord
net, dass der Abstand a einander gegenüberliegender Elektroden
rund 400 µm beträgt.
Der Suspensionsbehälter 110 wird durch die Elektrodenträger 120
in Kompartimente unterteilt. Anwendungsabhängig können die Posi
tioniereinrichtungen mit einem vorbestimmten Abstand vorgesehen
sein, der den Abstand der Elektrodenträger und damit die Größe
der Kompartimente festlegt. Alternativ können die Positionier
einrichtungen auch mit einem feinen Rastermaß, bspw. wie die
seitlichen Schienen eines Objektträgerkastens, angeordnet sein,
so dass der Nutzer die Elektrodenträger je nach Aufgabenstellung
an verschiedenen Positionen einsetzen kann.
Die Elektrodenkammer gemäß Fig. 6 ist mit besonderem Vorteil
zur Durchführung von mehrschrittigen elektrischen Behandlungen
biologischer Zellen oder Zellbestandteile (z. B. Membranteile,
Organellen) geeignet. Sie wird insbesondere in der folgenden
Weise als Porations- und Fusionskammer verwendet.
In einem ersten Schritt wird der Suspensionsbehälter 110 der
Elektrodenkammer 100 mit Elektrodenträgern in gewünschter Anzahl
und gewünschten Abständen bestückt. Die Eingangssuspension mit
den zu behandelnden Partikeln wird verdünnt, um eine vorbestimm
te Suspensionsdichte einzustellen. Anschließend wird die ver
dünnte Suspension in die Elektrodenkammer 100 eingefüllt. Alle
Kompartimente sind gleichmäßig befüllt. Die Partikel umfassen
bspw. Zellen oder Zellgemische, aus denen bestimmte Zellen mit
einander fusioniert werden sollen. Es kann eine Vorbehandlung
der Zellsuspension durch Elektroporation vorgesehen sein. Die
Elektroporation ist bspw. darauf gerichtet, durch Ausübung eines
kritischen Feldpulses Zellen mit einem Durchmesser oberhalb ei
nes vorbestimmten kritischen Durchmessers zu zerstören. Dadurch
wird die Größenverteilung der in der Suspension enthaltenen Zel
len verschmälert. Die an der nachfolgenden Elektrofusion betei
ligten Zellen unterliegen geringeren Größenvariationen. Die Fu
sionsspannungen können dadurch optimiert und das Fusionsergebnis
verbessert werden.
Zur Durchführung der Elektroporation werden alle Elektroden 131,
132 auf einer Seitenfläche eines Elektrodenträgers zu einer
strukturierten Porationselektrode zusammengeschaltet. Zwischen
die so gebildeten Porationselektroden zweier benachbarter Elekt
rodenträger wird die Porationsspannung angelegt. In den Berei
chen zwischen den einander gegenüberliegenden Elektrodenteilen
(siehe Bezugszeichen 133 in Fig. 7) kommt es zum Porations
durchschlag der Zellen. Durch Einstellung der Feldstärke kann
die Zellgröße, oberhalb derer die Elektroporation erfolgt, fest
gelegt werden.
Anschließend erfolgt ein dielektrophoretisches Sammeln der im
Zwischenraum a zwischen den Elektrodenträgern befindlichen Zel
len in die Nähe der Elektroden 131, 132. In diesem Zustand wer
den die Elektroden zur Durchführung die Elektrofusion umgeschal
tet. Zunächst wird zwischen benachbarte Elektroden 131, 132 eine
Fusionsspannung zur Ausrichtung der Zellen als Kette (siehe z. B.
bei Bezugszeichen 134) angelegt. Anschließend erfolgt in an sich
bekannter Weise die Ausübung des Fusionspulses. Nach Ausübung
des Fusionspulses kann eine Stabilisierungs- oder Alignmentspan
nung angelegt werden, um die Fusionsprodukte in an sich bekann
ter Weise zu stabilisieren. In weiteren Verfahrensschritten kön
nen die Fusionsprodukte unter Wirkung dielektrophoretischer
Kräfte in den Abstand a zwischen den Elektrodenträgern zurückge
drängt werden, um dort ggf. weiteren Porationsschritten unterzo
gen zu werden. Des Weiteren ist es möglich, einen oder mehrere
Elektrodenträger im Zustand der ausgerichteten Zellketten mit
angelegter Fusionsspannung aus dem Suspensionsbehälter 110 vorü
bergehend zu entnehmen und mit einer Mess- und Beobachtungsein
richtung (z. B. Mikroskop) zu untersuchen.
Die erfindungsgemäße Elektrodenkammer ermöglicht eine neuartige
Verfahrensweise bei der Elektrofusion, bei der auch große Sus
pensionsvolumen mit herkömmlichen Spannungsquellen einer Fusi
onsbehandlung unterzogen werden können. Die Suspensionsvolumen
werden durch die Elektrodenträger in die Kompartimente unter
teilt. Zur Elektrobehandlung der gesamten Suspension erfolgt ei
ne schrittweise Behandlung der einzelnen Kompartimente, in dem
sequenziell jeweils die zueinander weisenden Elektrodenpaare
zweier benachbarter Elektrodenträger in der oben erläuterten
Weise angesteuert werden. Zur sequenziellen Ansteuerung ist die
oben genannte Schalteinrichtung vorgesehen, die nach Art eines
Multiplexers jeweils zwei Elektrodenträger mit der Steuerein
richtung zur Durchführung der elektrischen Behandlung der Zellen
verbindet. Mit relativ geringen Feldstärken von z. B. 1.5 kV/cm
können auch große Suspensionsvolumen bis in den l-Bereich behan
delt werden.
Bei der Elektrodenkammer 100 gemäß Fig. 6 ergeben sich die be
sonderen Vorteile. Durch die Elektrodenträger werden einzelne
Module gebildet, die zeitlich aufeinander folgend oder sequen
ziell angesteuert werden können. Die Moduleinsätze sind insbe
sondere bei der Realisierung mit schieberartigen Elektrodenträ
gern einfach herstellbare Einwegprodukte. Dies ist eine Voraus
setzung für medizinische Anwendungen. Die Suspensionsbehälter an
sich können einfach sterilisiert werden. Je nach der Seitenflä
chengröße der Elektrodenträger, der Zahl der Fusionsfelder (sie
he Fig. 4, 5) und/oder der Zahl der Elektrodenträger können
kleinere oder größere Zellmengen oder kleinere oder größere Sus
pensionsvolumen bearbeitet werden. Die bisher verwendeten Proto
kolle für die elektrische Behandlung von Zellen oder Zellbe
standteilen, wie sie an sich von herkömmlichen Helixkammern oder
Porationskammern bekannt sind, können ohne Veränderungen über
nommen werden. Es wird eine hohe Fusionsausbeute erzielt. Wenn
der Abstand der Elektrodenträger bis zu rund 500 µm beträgt, ist
sichergestellt, dass alle Zellen zwischen den Elektrodenträgern
zur Fusion in die lateralen Abstände zwischen den einzelnen
Elektroden gezogen werden können. Des Weiteren können alle Zel
len poriert werden. Durch die Poration kann die Suspensionsdich
te und/oder die Größenverteilung der Zellen optimal eingestellt
werden. Die Spannung zur Ansteuerung der Elektroden reicht aus,
um sowohl die Fusion als auch die Poration in isoosmolarer Lö
sung durchzuführen. Die Elektrodenkammer gemäß Fig. 6 kann auch
als fluidisches Mikrosystem aufgebaut sein, bei dem die Elektro
den an Kanalwänden angebracht sind und insbesondere eine latera
le Behandlung der Partikel zwischen jeweils an einer Wand be
nachbarten Elektroden erfolgt. In diesem Fall kann die Zahl der
den Elektrodenträgern entsprechenden Ebenen um ein Vielfaches,
z. B. auf 1000 oder mehr erhöht werden.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich insbesondere bei Elektrodenkam
mern mit dem in Fig. 8 schematisch illustrierten Aufbau. Diese
Elektrodenkammern sind nach Art herkömmlicher Titer- oder Kulti
vierungskammern aufgebaut. Die einzelnen Kompartimente werden
durch mehrere Vertiefungen im Körper des Suspensionsbehälters
110 gebildet. In jedem Kompartiment ist mindestens ein Elektro
denträger vorgesehen, wie dies oben unter Bezug auf die Fig.
3 bis 5 erläutert wurde. Bei diesen Elektrodenkammern können die
Zellen nach der Poration oder der Fusion in den einzelnen Kom
partimenten kultiviert werden. Eine Übertragung in andere Kulti
vierungsträger wird vermieden, so dass Fehler bei der Zellzuord
nung und Zellverluste ausgeschlossen sind.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und den
Zeichnungen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl
einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirkli
chung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von
Bedeutung sein.
Claims (15)
1. Elektrodenkammer (100), insbesondere zur Behandlung suspen
dierter biologischer Zellen und/oder Zellbestandteile, mit einem
Suspensionsbehälter (110), in dem mindestens ein Elektrodenträ
ger (120) mit mindestens einem Elektrodenpaar (130) angeordnet
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Elektrodenträger (120) durch einen Trägerkörper (121) mit mindestens einer planaren Seitenfläche (122, 123) gebildet wird, und
das mindestens eine Elektrodenpaar (130) auf der Seitenfläche (122, 123) angeordnet ist.
der Elektrodenträger (120) durch einen Trägerkörper (121) mit mindestens einer planaren Seitenfläche (122, 123) gebildet wird, und
das mindestens eine Elektrodenpaar (130) auf der Seitenfläche (122, 123) angeordnet ist.
2. Elektrodenkammer gemäß Anspruch 1, bei der das Elektroden
paar durch Elektrodenstreifen oder -drähte gebildet wird, die
über eine durch die jeweilige Seitenfläche des Trägerkörpers
(121) gebildete Bezugsebene hervorragen.
3. Elektrodenkammer gemäß Anspruch 2, bei der die Seitenfläche
eine lokale Strukturierung mit stegförmigen Vorsprüngen aufweist
und die Elektroden (131, 132) auf den Vorsprüngen angeordnet
sind.
4. Elektrodenkammer gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
bei der das Innere des Suspensionsbehälters (110) in eine Viel
zahl von Kompartimenten unterteilt ist, in denen jeweils mindes
tens ein Elektrodenträger (120) mit mindestens einem Elektroden
paar (130) angeordnet ist.
5. Elektrodenkammer gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
bei der der mindestens eine Elektrodenträger (120) auf einer Bo
denfläche, Seitenwänden und/oder einem Deckel des Suspensionsbe
hälters und/oder der Kompartimente angeordnet ist.
6. Elektrodenkammer gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
bei der der Suspensionsbehälter (110) durch eine Wanne gebildet
wird, deren Bodenfläche (111) und/oder Seitenwände (112) mit
mindestens einer Positioniereinrichtung (113) ausgestattet sind,
und eine Vielzahl von Elektrodenträgern mit planaren, platten
förmigen Trägerkörpern (121) parallel zueinander und lösbar im
Suspensionsbehälter (110) angeordnet sind.
7. Elektrodenkammer gemäß Anspruch 6, bei der die Elektroden
träger (120, 120a, 120b) beidseitig jeweils mindestens ein
Elektrodenpaar (130) aufweisen.
8. Elektrodenkammer gemäß Anspruch 6 oder 7, bei der die
Elektrodenpaare über ein Schalteinrichtung mit einer Steuerein
richtung verbunden sind und die Schalteinrichtung einen Multi
plexer bildet.
9. Elektrodenkammer gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
die ein fluidisches Mikrosystem bildet, wobei der Suspensionsbe
hälter ein charakteristisches Volumen im Bereich von 10 bis
200 µl besitzt.
10. Elektrodenträger, insbesondere zur Behandlung suspendierter
biologischer Zellen und/oder Zellbestandteile, mit einem Träger
körper (121) mit mindestens einer planaren Seitenfläche (122,
123), bei dem auf der Seitenfläche (122, 123) mindestens ein
Elektrodenpaar (130) angeordnet ist, das aus zwei Elektroden
(131, 132) besteht, die mit Abstand voneinander so angeordnet
sind, dass bei Beaufschlagung mit einer elektrischen Spannung
zwischen den Elektroden ein in einer zu der Seitenfläche paral
lelen Bezugsebene inhomogenes elektrisches Feld gebildet wird.
11. Elektrodenträger gemäß Anspruch 10, bei dem die Seitenflä
che eine Strukturierung mit Vorsprüngen aufweist, auf denen die
Elektroden angeordnet sind.
12. Verfahren zur Behandlung biologischer Zellen und/oder
Zellbestandteile mit elektrischen Feldern mit einer
Elektrodenkammer oder einem Elektrodenträger gemäß einem der
vorhergehenden Ansprüche mit den Schritten:
- - Anordnen von mindestens einem Elektrodenträger (120) mit min destens einem Elektrodenpaar (130) in einem Suspensionsbehälter mit einer Suspension der zu behandelnden Zellen und/oder Zellbe standteile,
- - dielektrophoretisches Sammeln von Zellen und/oder Zellbestand teilen zwischen den Elektroden eines Elektrodenpaares, und
- - Ausrichten und Fusionieren von Zellen und/oder Zellbestandtei len zwischen den Elektroden.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, bei dem vor dem Sammeln eine
Elektroporation zur Verschmälerung der Größenverteilung der Zel
len und/oder Zellbestandteile erfolgt.
14. Verfahren gemäß Anspruch 12 oder 13, bei dem mindestens ein
Elektrodenträger im Zustand der Ansteuerung mit einer Fusions
spannung aus dem Suspensionsbehälter entnommen und in eine Mess-
und Beobachtungseinrichtung überführt wird, wo eine Beobachtung
oder Vermessung der ausgerichteten oder fusionierten Zellen oder
Zellbestandteilen erfolgt.
15. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 14, bei dem eine
sequenzielle Ansteuerung einer Vielzahl von Elektrodenträgern in
einem Suspensionsbehälter erfolgt.
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