DE10123215A1 - Verfahren für eine Aktivierung einer Insassenschutzanwendung in einem Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren für eine Aktivierung einer Insassenschutzanwendung in einem KraftfahrzeugInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für eine Aktivierung einer Insassenschutzanwendung 7 in einem Kraftfahrzeug 1, mit folgenden Schritten: Messen der Drehbeschleunigung alpha¶x¶ des Kraftfahrzeuges 1, insbesondere um eine zur Fahrzeuglängsachse parallelen Drehachse x mittels einer Drehbeschleunigungs-Sensoreinrichtung 4; Auswerten der Messergebnisse mittels einer Recheneineinheit 5 für eine Bewertung der Fahrzeugsituation gegenüber seiner Umgebung; und Aktivieren einer passenden Schutzanwendung 7 für den Fall, daß die Auswertung einen bevorstehenden Überrollvorgang des Kraftfahrzeuges 1 ergibt.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für eine Ak
tivierung einer Insassenschutzanwendung in einem Kraftfahr
zeug, insbesondere bei Überrollvorgängen.
Obwohl auf beliebige Schutzanwendungen anwendbar, werden die
vorliegende Erfindung sowie die ihr zugrundeliegende Proble
matik in bezug auf ein Insassenschutzsystem in einem Kraft
fahrzeug bei Überrollvorgängen desselben erläutert.
Unfälle, bei denen lediglich ein Kraftfahrzeug beteiligt ist,
nehmen einen nicht zu verachtenden Anteil von über einem
Drittel aller Unfälle ein. Dabei kommen bei diesen Einfahr
zeugunfällen die meisten Insassen bei Überrollvorgängen des
Kraftfahrzeuges ums Leben.
Bisher bekannte Insassenschutzanwendungen bei Überrollvorgän
gen von Kraftfahrzeugen sind sogenannte Überrollbügelsysteme.
Diese sollen den Überlebensraum sicherstellen und die Insas
sen von Cabriolets im Falle eines Überschlages vor einem Auf
prall des Körpers auf die Fahrbahn bzw. den Erdboden schüt
zen. Sie sind bei einer typischen Ausführungsform direkt hin
ter den Fahrzeugsitzen angeordnet und weisen einen Überroll
bügel auf, der im Normalzustand gegen die Kraft einer Feder
vorgespannt und im Gefahrenfall, ausgelöst durch entsprechen
de Sensoren am Fahrzeug, in eine schützende Endposition ge
fahren werden kann.
Ferner sind dem Anmelder Schutzsysteme bei Überrollvorgängen
bekannt, die als sogenannte Fenster-Airbags ausgebildet sind.
Für eine Auslösung der entsprechenden Schutzanwendung ist ei
ne rechtzeitige Erkennung von Überrollvorgängen erforderlich.
Gemäß den Ansätzen nach dem Stand der Technik erfolgt eine
solche Erkennung mittels Drehratensensoren, wobei mittels Um
wandlung von Rotationsenergie in potentielle Energie eine
Vorhersage eines möglichen Überschlages bei Drehwinkeln des
Fahrzeuges in einem Bereich zwischen etwa 25° und 55° möglich
ist.
Als nachteilhaft bei diesem bekannten Ansatz hat sich u. a.
die Tatsache herausgestellt, dass Systeme mit Drehratensenso
ren Grenzfrequenzen von etwa 30 Hz aufweisen, wodurch eine
Auslöseentscheidung in einer Zeitspanne von etwa 300 ms ge
troffen werden kann.
Bei sogenannten ROSE-Vorgängen (ROSE = Rotations-Sensierung),
d. h. bei Überrollvorgängen aufgrund von Überfahrten einer
Rampe bzw. einer Abhangskippe, reichen diese Auslöseentschei
dungs-Zeitspannen aus, eine rechtzeitig Auslösung der ent
sprechenden Schutzanwendung zu veranlassen.
Allerdings kommt es bei sogenannten SOIL-TRIP-Vorgängen schon
zu Beginn zu einer Querbeschleunigung des Kraftfahrzeuges,
die den Insassen äußerst schnell aus seiner ursprünglichen
Fahrposition bringt. Solche Vorgänge können beispielsweise
durch einen Wechsel des Untergrundes (µ-Wechsel), eine seit
liche Bewegung auf weichem Untergrund mit einem anschließen
den Eingrabvorgang, durch Anschlagen an einer harten Kante
bzw. Bürgersteigkante, oder dergleichen erfolgen. Je nach Ma
növer treten unterschiedliche Verzögerungen auf, welche dann
für eine Verlagerung des Insassen in Bewegungsrichtung bis
zum Kontakt mit beispielsweise der Seitenscheibe auf Seite
der entsprechenden Drehachse sorgt. Da es bei solchen Vorgän
gen eine wesentlich schnellere Auslöseentscheidung getroffen
werden muss als bei den ROSE-Vorgängen, reichen die Grenzfre
quenzen der Drehratensensoren nicht mehr aus, um rechtzeitig
die entsprechende Insassenschutzanwendung auszulösen.
Das erfindungsgemäße Verfahren mit, den Merkmalen des An
spruchs 1 weist gegenüber dem bekannten Lösungsansatz den
Vorteil auf, dass größere Messfrequenzen erzielbar sind und
somit eine rechtzeitige Auslöseentscheidung auch bei schnell
vonstatten gehenden Überrollvorgängen getroffen werden kann.
Die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Idee besteht
darin, dass die Drehbeschleunigung der Drehbewegung des
Kraftfahrzeuges, insbesondere um eine zur Fahrzeuglängsachse
parallelen Drehachse mittels einer Drehbeschleunigungs-
Sensoreinrichtung gemessen wird. Danach werden die Messergeb
nisse mittels einer Recheneinheit für eine Bewertung der
Fahrzeugsituation gegenüber seiner Umgebung ausgewertet und
für den Fall, daß die Auswertung einen bevorstehenden Über
rollvorgang des Kraftfahrzeuges ergibt, wird eine passende
Schutzanwendung aktiviert.
Dadurch kann die Grenz- bzw. Messfrequenz des Messvorgangs
erheblich erhöht werden, und somit ist eine rechtzeitige Ak
tivierung einer entsprechenden Schutzanwendung auch für
schnell ablaufende Überrollvorgänge möglich.
In den Unteransprüchen finden sich vorteilhafte Weiterbildun
gen und Verbesserungen des in Anspruch 1 angegebenen Verfah
rens.
Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung wird die Insassen
schutzanwendung als Fenster-Airbag und/oder Überrollbügel
ausgebildet. Dies bietet sowohl einem Cabriolet-Insassen vor
einem Aufschlagen seines Körpers auf dem Fahrboden ausrei
chend Schutz, als auch einem Insassen vor einem Schlagen sei
nes Körpers gegen das jeweilige Seitenfenster.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird die ge
messene Drehbeschleunigung mittels einer Recheneinheit und
eines Algorithmus in weitere physikalische Größen, wie bei
spielsweise Drehgeschwindigkeit und/oder zu erwartender Dreh
winkel des Überrollvorgangs umgewandelt. Dadurch ist alleinig
aus einer Drehbeschleunigungsmessung berechenbar, ob mit ei
nem Drehwinkel des Kraftfahrzeuges zu rechnen ist, der für
einen Überrollvorgang ausreichend groß ist. In diesem Falle
kann rechtzeitig eine Auslöseentscheidung über eine Auslösung
einer Schutzanwendung getroffen werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird eine Ak
tivierungsentscheidung mittels einer Auslöseentscheidungsein
heit innerhalb eines Zeitraumes von 100 ms erreicht. Dies ist
eine deutliche Verbesserung gegenüber der Zeitspanne nach den
Ansätzen des Standes der Technik.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird die Dreh
achse durch die Auflagepunkte der entsprechenden Kraftfahr
zeugräder festgelegt. Allerdings sei bereits an dieser Stelle
vermerkt, daß auch andere Drehachsen denkbar sind und nach
demselben Prinzip behandelt werden können.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung werden zusätz
liche Beschleunigungs-Sensoreinrichtungen für eine Messung
mindestens einer translatorischen Beschleunigung senkrecht
zur Fahrtrichtung verwendet, wobei die Meßergebnisse für die
Bewertung der Fahrzeugsituation von der Recheneinheit mit be
rücksichtigt werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird aus den
gemessenen translatorischen Beschleunigungen mittels der Re
cheneinheit und eines Algorithmus eine Verschiebung des
Kraftfahrzeugschwerpunktes in eine bestimmte Richtung erfaßt
und gegebenenfalls die entsprechende Schutzanwendung auf der
entsprechenden Seite aktiviert. Durch eine solche Erfassung
kann ermittelt werden, zu welcher Seite hin sich die Insassen
aufgrund des Überrollvorgangs bewegen, und dem entsprechend
können die geeigneten Schutzanwendungen ausgelöst bzw. akti
viert werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung kann der Dreh
beschleunigungsverlauf auf der Basis von Kraftfahrzeugversu
chen klassifiziert werden. Solche Versuchsergebnisse können
in einer Speichereinrichtung, beispielsweise in der Rechen
einheit abgespeichert und mit den momentanen Meßergebnissen
verglichen werden. Daraus können zusätzliche Informationen
über den unmittelbar folgenden Vorgang erlangt werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung können aus der
gemessenen Drehbeschleunigung auch hochfrequente Meßanteile
ausgewertet werden. Durch eine Integration der Drehbeschleu
nigung können Drehratensignale erzeugt werden, die bereits
durch den Integrationsvorgang tiefpaßgefiltert sind. Dies er
leichtert die frühzeitige Erkennung eines Überrollvorgangs
und ermöglicht somit eine rechtzeitige Aktivierung einer
Schutzanwendung.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird die Dreh
beschleunigungs-Sensoreinrichtung zusätzlich mit einem Dreh
ratenausgang für ein Liefern der Drehgeschwindigkeit ausges
tattet. Dieses Signal kann beispielsweise dem bekannten Sys
tem bei ROSE-Vorgängen zugeführt werden, so daß eine Zusatz
sensorik geschaffen worden ist.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung wird neben der
Drehbeschleunigungs-Sensoreinrichtung zusätzlich ein Drehra
tensensor vorgesehen. Dieser kann zusätzlich die gemessene
Drehgeschwindigkeit an das bereits existierende System für
einen ROSE-Vorgang liefern. Auch hierbei stellt das System
der Vorliegenden Erfindung eine Zusatzsensorik für das be
reits bekannte System dar.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung werden die aus
der Drehbeschleunigung erhaltenen physikalischen Größen einem
weiteren Entscheidungspfad zugeführt, wobei gemäß einem
"Und"- oder einem "Oder"-Kriterium die einzelnen Pfade in die
Auslöseentscheidungseinheit für eine Entscheidung über die
Auslösung einer Schutzanwendung eingebracht werden. Somit
können verschiedene Auswertungen unterschiedlicher physikali
scher Größen für eine Auslöseentscheidung mit berücksichtigt
werden.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung ist die Dreh
beschleunigungs-Sensoreinrichtung als mikromechanischer Dreh
beschleunigungssensor ausgebildet. Allerdings sind auch ande
re Drehbeschleunigungssensoren denkbar.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Weiterbildung ist die Grenz
frequenz bzw. Messfrequenz der Drehbeschleunigungs-Sensorein
richtung größer als 100 Hz. Somit ist eine Reaktion auf den
Beginn eines Überrollvorgangs innerhalb eines sehr kurzen
Zeitraums möglich.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen
dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher er
läutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Überrollvor
gangs eines Kraftfahrzeuges;
Fig. 2 ein Blockschaltbild eines Systems für eine Aktivie
rung einer Insassenschutzanwendung gemäß einem ers
ten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
und
Fig. 3 ein Blockschaltbild eines Systems für eine Aktivie
rung einer Insassenschutzanwendung gemäß einem
zweiten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfin
dung.
In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder
funktionsgleiche Komponenten.
Fig. 1 illustriert eine schematische Darstellung eines Über
rollvorgangs eines Kraftfahrzeuges 1. Das Kraftfahrzeug 1 ist
als starrer Körper definiert und wird in Fig. 1 durch ein
Rechteck graphisch dargestellt. Abhängig von den Koordinaten
des Schwerpunktes 2 im körperfesten kartesischen Koordinaten-
System x, y und z, wobei die x-Achse senkrecht zur y-Achse
und z-Achse entlang der Kraftfahrzeuglängsachse verläuft, e
xistiert ein fahrzeugspezifischer Wankwinkel β bzw. kriti
scher Winkel β, bei welchem sich das Kraftfahrzeug 1 in einer
labilen Gleichgewichtslage befindet. Der Schwerpunkt 2 liegt
in dieser Situation senkrecht über dem Bodenaufstandspunkt x,
der durch die Auflagepunkte der noch auf dem Boden aufliegen
den Kraftfahrzeugrädern 3 definiert ist und parallel zu der
Längsachse des Kraftfahrzeuges verläuft.
An dieser Stelle sei bemerkt, dass die Drehachse auch eine
andere Orientierung aufweisen kann. Das hier erläuterte Prin
zip und die notwendigen Algorithmen sind auf anders orien
tierte Drehachsen leicht transformierbar.
Üblicherweise kommt es zu einem Überrollvorgang bzw. einem
Kippvorgang, falls der kritische Winkel β unterschritten
wird. Dabei befindet sich der Schwerpunkt 2 des Kraftfahrzeu
ges 1 außerhalb der Auflagefläche des Kraftfahrzeuges. Aller
dings entscheiden geringfügige Kräfteeinwirkungen auf das
Kraftfahrzeug 1, ob es zum vollständigen Überrollvorgang
kommt oder nicht. Die Realität zeigt nämlich, dass Situatio
nen auftreten, bei denen die labile Gleichgewichtslage zwar
überschritten wird, es allerdings dennoch nicht zu einem Ü
berrollvorgang kommt. Ursache hierfür ist u. a. das Verhalten
des Lenkungssystems, das eventuell durch unvorhersehbares
Eingreifen des Fahrers beeinflußt wird, und eine Bewegung der
Insassen, die zu einer Verlagerung des Schwerpunktes führt.
Benutzt man allerdings den fahrzeugspezifischen kritischen
Winkel β als Auslöseschwelle für eine Schutzanwendung, so er
hält man Auslösezeiten, zu denen ein rechtzeitiges Aktivieren
einer Schutzanwendung nicht möglich ist. Daher sind dynamische
Auslöseschwellen notwendig, die das zukünftige Verhalten
des Fahrzeugs berücksichtigen und vorab berechnen.
Solche Algorithmen sind aus der Literatur wohlbekannt und be
dürfen daher hier keiner weiteren Erläuterung. Im wesentli
chen erfolgt im Sinne einer Energiebetrachtung eine Berech
nung des zu erwartenden Drehwinkels ϕmax des Kraftfahrzeuges 1
aus einer anfänglich gemessenen physikalischen Größe, insbe
sondere der Drehzahl wx um eine Fahrzeuglängsachse.
Fig. 2 zeigt ein Blockschaltbild des Systems gemäß einem ers
ten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung, anhand
dessen das Verfahren für eine Aktivierung einer Insassen
schutzanwendung 7 im folgenden näher erläutert wird.
Ein im Kraftfahrzeug 1 angebrachter Drehbeschleunigungssensor
4, beispielsweise ein mikromechanischer Drehbeschleunigunge
sensor, misst die momentan auftretende Drehbeschleunigung αx
um die Drehachse x zu Beginn eines möglichen Überrollvor
gangs, d. h. bei Absenkung oder Anhebung des Schwerpunktes 2
des Kraftfahrzeuges 1. Eingeleitet werden solche Positionsän
derungen des Schwerpunktes beispielsweise durch einen Unter
grundwechsel, eine seitliche Bewegung auf einem weichen Un
tergrund mit einer anschließenden Bodenverhakung, einem An
schlagen an einer Bürgersteigkante, oder dergleichen. Je nach
Ursachenart treten unterschiedliche Verzögerungen bzw. Dreh
beschleunigungen αx und Lateralbeschleunigungen ay auf. Diese
Beschleunigungen sorgen für eine Verlagerung der Insassen.
Die gemessene Drehbeschleunigung αx wird an eine Rechenein
heit 5 übertragen, die mit dem Drehbeschleunigungssensor 4
verbunden ist. In der Recheneinheit 5 kann die Drehbeschleu
nigung αx mittels Integration in weitere physikalische Grö
ßen, wie Drehgeschwindigkeit ωx oder Drehwinkel ϕ, umgerechnet
und mit bekannten Algorithmen ausgewertet werden. Durch
solche Algorithmen ist schließlich berechenbar, mit was für
einem maximalen Drehwinkel ϕmax die Kippbewegung aufgrund der
Drehbeschleunigung αx voraussichtlich stattfinden wird. Soll
te dieser Drehwinkel ϕmax eine Drehung des Kraftfahrzeuges 1
über einen kritischen, vorbestimmten Winkel β hinaus verursa
chen, so kann mittels einer Auslöseentscheidungseinheit 6,
die mit der Recheneinheit 5 verbunden ist, eine entsprechende
Insassenschutzanwendung 7 aktiviert werden.
Zusätzlich kann eine Klassifizierung des Drehbeschleunigungs
verlaufes vorgenommen werden, die auf Basis von Fahrzeugver
suchen verifiziert und in einem Speicher 12 in der Rechenein
heit 5 abgespeichert wird. Sie beschreibt die Energieeinlei
tung in die Kraftfahrzeugräder 3 und das Fahrwerk des Kraft
fahrzeuges 1. Dabei ist die Drehbeschleunigung αx ein Maß für
die durch die Querverzögerung ay auftretende Drehbewegung.
Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel sind weitere Be
schleunigungssensoren 10 für eine Messung der translatori
schen Beschleunigungen az und ay in dem System vorgesehen.
Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel werden die gemes
senen translatorischen Beschleunigungen ay und az zusätzlich
als Schwellwerte in den Drehbeschleunigungspfad übertragen,
wie in Fig. 2 ersichtlich. Mittels der Recheneinheit 5 kann
eine Umrechnung in weitere physikalische Größen, beispiels
weise Weg oder Geschwindigkeit, umgerechnet werden. Diesen
Werten sind zusätzliche Informationen über die Fahrzeugsitua
tion entnehmbar, beispielsweise in welche Richtung sich der
Schwerpunkt 2 des Kraftfahrzeuges 1 verschiebt, d. h. zu wel
cher Seite hin ein möglicher Überrollvorgang bevorsteht.
Sollte demnach eine der gemessenen bzw. berechneten Größen
einen entsprechenden Schwellwert übersteigen, d. h. einen be
vorstehenden Überrollvorgang zu einer bestimmten Fahrzeugseite
hin signalisieren, so wird ein entsprechendes Signal an
die Auslöseentscheidungseinheit 6 geliefert, die daraufhin
die entsprechende Insassenschutzanwendung 7 aktiviert.
Somit wird anhand dieser gemessenen Werte der Drehbeschleuni
gung αx und translatorischen Beschleunigungen ay und az ent
schieden, ob eine und insbesondere welche Schutzanwendung 7
aktiviert wird. Dies ist insbesondere bei irreversiblen
Schutzanwendungen von Vorteil, da nur die benötigten gezielt
aktiviert werden.
Das vorab beschriebene System kann vorteilhaft mit dem be
kannten Algorithmus für ROSE-Vorgänge gekoppelt werden. Unter
diesem Algorithmus stellen die translatorischen Beschleuni
gungen ay und az, die Beschleunigungen in einer Richtung
senkrecht zur Längsachse des Kraftfahrzeuges 1, die Eingangs
größen dar. Zusätzlich kann in diesen Pfad die Drehgeschwin
digkeit ωx von der Recheneinheit 5 eingebracht werden, welche
durch Integration aus der ermittelten Drehbeschleunigung αx
berechenbar ist.
Durch eine wesentlich höhere Grenzfrequenz des Drehbeschleu
nigungssensors 4 als bei Drehratensensoren, die größer als
100 Hz beträgt, ist die systembedingte Verzögerung geringer,
und es kann somit schneller auf den Beginn eines Überrollvor
gangs reagiert werden. Hochfrequente Signalanteile können in
diesem Algorithmus mit ausgewertet werden. Eine spezielle
Filterung mit einem anschließenden Schwellenvergleich, d. h.
einer Abschätzung, inwiefern es zu einem Überrollvorgang kom
men kann, ermöglicht somit die frühzeitige Erkennung. Dadurch
steht bereits nach etwa 100 ms eine Auslöseentscheidung zur
Verfügung. Die Auslöseentscheidungseinheit 6 kann lediglich
anhand der Signale der Recheneinheit 5 oder in Verbindung mit
den Signalen der Auswerteeinheit 11 eine Entscheidung für ei
ne Auslösung einer Insassenschutzanwendung 7 treffen.
Fig. 3 zeigt ein Blockschaltbild eines Systems für eine Akti
vierung einer Insassenschutzanwendung gemäß einem zweiten
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
Da es bei Umrechnungen von physikalischen Größen, beispiels
weise in der Recheneinheit 5 bei Umrechnung der Drehbeschleu
nigung αx in die zugehörige Drehgeschwindigkeit ωx mittels
Integration, aufgrund des großen Dynamikbereiches des Drehbe
schleunigungssensors 4 zu Fehlern kommt, weist der Drehbe
schleunigungssensor 4 vorteilhaft zusätzlich einen Drehraten
ausgang 8 auf.
Somit wird fehlerfrei der entsprechende Drehgeschwindigkeits
wert ωx an die Auswerteeinheit 11 übertragen. Es können folg
lich zwei Auswertepfade, einerseits der Drehbeschleunigungs
pfad über die Recheneinheit 5 und andererseits der Drehge
schwindigkeitspfad über die Auswerteeinheit 11, vom selben
Sensor 4 mit unterschiedlichen Messgrößen und mit unter
schiedlicher Grenzfrequenz gespeist werden. Die Auslöseent
scheidungselnheit 6 wertet demnach die beiden getrennten Pfa
de gemeinsam aus und aktiviert entweder gemäß einer "Und-"
(beide Pfade signalisieren einen bevorstehenden Überrollvor
gang) oder einer "Oder-Entscheidung" (einer der beiden Pfade
signalisiert einen bevorstehenden Überrollvorgang) die ent
sprechende Schutzanwendung 7.
Obwohl die vorliegende Erfindung anhand eines bevorzugten
Ausführungsbeispiels vorstehend beschrieben wurde, ist sie
darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Weise modi
fizierbar.
Anstatt des zusätzlichen Drehratenausgangs 8 kann auch ein
separat angeordneter Drehratensensor für eine direkte Eingabe
der Drehgeschwindigkeit ωx vorgesehen sein.
Ferner können verschiedenartige Drehbeschleunigungssensoren
für eine Messung der Drehbeschleunigung αx verwendet werden.
Claims (14)
1. Verfahren für eine Aktivierung einer Insassenschutzan
wendung (7) in einem Kraftfahrzeug (1), mit folgenden Schrit
ten:
Messen der Drehbeschleunigung (αx) des Kraftfahrzeuges (1), insbesondere um eine zur Fahrzeuglängsachse parallelen Dreh achse (x) mittels einer Drehbeschleunigungs-Sensoreinrichtung (4);
Auswerten der Messergebnisse mittels einer Recheneinheit (5) für eine Bewertung der Fahrzeugsituation gegenüber seiner Um gebung; und
Aktivieren einer passenden Schutzanwendung (7) für den Fall, daß die Auswertung einen bevorstehenden Überrollvorgang des Kraftfahrzeuges (1) ergibt.
Messen der Drehbeschleunigung (αx) des Kraftfahrzeuges (1), insbesondere um eine zur Fahrzeuglängsachse parallelen Dreh achse (x) mittels einer Drehbeschleunigungs-Sensoreinrichtung (4);
Auswerten der Messergebnisse mittels einer Recheneinheit (5) für eine Bewertung der Fahrzeugsituation gegenüber seiner Um gebung; und
Aktivieren einer passenden Schutzanwendung (7) für den Fall, daß die Auswertung einen bevorstehenden Überrollvorgang des Kraftfahrzeuges (1) ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Insassenschutzanwendung (7) als Fenster-Airbag und/oder
Überrollbügel ausgebildet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, dass die gemessene Drehbeschleunigung (αx) mit
tels der Recheneinheit (5) und eines Algorithmus in weitere
physikalische Größen wie Drehgeschwindigkeit (ωx) und zu er
wartender Drehwinkel (ϕmax) umgewandelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die passende Schutzanwendung (7)
mittels einer Auslöseentscheidungseinheit (6) innerhalb eines
Zeitraumes von 100 ms aktiviert werden kann.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Drehachse (x) durch die Aufla
gepunkte der entsprechenden Kraftfahrzeugräder (3) festgelegt
wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass zusätzliche Beschleunigungs-
Sensoreinrichtungen (10) für eine Messung mindestens einer
translatorischen Beschleunigung (ay), (az) senkrecht zur
Drehachse (x) verwendet werden, wobei die Meßergebnisse für
die Bewertung der Fahrzeugsituation von der Recheneinheit (5)
mit berücksichtigt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
aus den gemessenen translatorischen Beschleunigungen (ay, az)
mittels der Recheneinheit (5) und eines Algorithmus eine Ver
schiebung des Kraftfahrzeugschwerpunktes (2) in eine bestimm
te Richtung erfaßt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass der Drehbeschleunigungsverlauf auf
der Basis von Kraftfahrzeugversuchen klassifiziert werden
kann.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass aus der gemessenen Drehbeschleuni
gung (αx) auch hochfrequente Meßanteile ausgewertet werden
können.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Drehbeschleunigungs-
Sensoreinrichtung (4) zusätzlich mit einem Drehratenausgang
(8) zum Liefern der Drehgeschwindigkeit (ωx) ausgestattet
wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass neben der Drehbeschleunigungs-
Sensoreinrichtung (4) zusätzlich ein Drehratensensor vorgese
hen wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die aus der Drehbeschleunigung
(αx) erhaltenen physikalischen Größen einem weiteren Ent
scheidungspfad zugeführt werden, wobei gemäß einem "Und"- o
der einem "Oder"-Kriterium die einzelnen Pfade in die Auslö
seentscheidungseinheit (6) für eine Entscheidung über die
Auslösung einer Schutzanwendung (7) eingebracht werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Drehbeschleunigungs-
Sensoreinrichtung (4) als mikromechanischer Drehbeschleuni
gungssensor ausgebildet wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Mess- bzw. Grenzfrequenz der
Drehbeschleunigungs-Sensoreinrichtung (4) mehr als 100 Hz be
trägt.
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