DE10119599A1 - Verfahren zur Bestimmung von Temperaturen an Halbleiterbauelementen - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung von Temperaturen an HalbleiterbauelementenInfo
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Abstract
Zur Bestimmung einer Temperatur an einem Halbleiterbauelement (1) wird eine Abfragelichtwelle (7) auf einen Messpunkt an dem Halbleiterbauelement eingestrahlt, eine von dem Messpunkt abgestrahlte Antwortlichtwelle (8, 8') erfasst und die Temperatur des Messpunkts anhand einer temperaturabhängigen Eigenschaft (R) der Antwortlichtwelle (8, 8') ermittelt.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Bestimmung von Temperaturen an Halbleiter
bauelementen. Auf dem Gebiet der Halbleitertechnologie
hängt die Leistungsfähigkeit eines Bauelements unter ande
rem stark von seinen zulässigen Betriebstemperaturen ab.
Eine sehr häufige Ausfallursache sind zu hohe Temperaturen
während des Betriebs, die das Bauelement stark schädigen
oder komplett zerstören können. Sowohl für den Anwender,
der für eine bestimmte Anwendung geeignete Halbleiterbau
elemente auswählen oder einem Hersteller für die Entwick
lung eines solchen Elements Vorgaben machen muss, als auch
für den Hersteller, der sein Produkt spezifiziert, ist da
her die Kenntnis der Temperatur des Bauelements, die sich
unter bestimmten Einsatzbedingungen einstellt, von großem
Interesse.
Es ist Stand der Technik, Temperatur eines Halbleiterbau
elements über die sogenannte Sperrschicht-Temperatur Tj zu
charakterisieren, welche z. B. durch Messen der Flussspan
nung von p-n-Übergängen eines Bauelements bestimmt werden
kann. (Dies sind Übergänge zwischen p-dotierten und n-
dotierten Gebieten eines Halbleiters; sie sind z. B. Be
standteil von Gleichrichter- und Zenerdioden oder liegen in
Form der intrinsischen Body-Diode eines Feldeffekttransi
stors vor). Dabei nutzt man aus, dass die Spannung UFluss,
die man in Flussrichtung an einen p-n-Übergang anlegen
muss, um einen bestimmten Strom I fließen zu lassen, von
der Kristalltemperatur am Ort des p-n-Übergangs abhängt.
Über den funktionalen Zusammenhang UFluss (I, Tj) kann man dann
durch Messen der Flussspannung UFluss zu einem gegebenen
Flussstrom I auf die Temperatur Tj zurückschließen. Voraus
setzung hierfür ist allerdings die Kenntnis der Funktion
UFluss (I, Tj), die im allgemeinen durch eine vorausgehende
stationäre Eichmessung von UFluss (I, Tj) ermittelt wird.
Ein erheblicher Nachteil dieses bekannten Verfahrens ist
allerdings, dass man den Messstrom I in Flussrichtung über
das Bauteil schicken muss. D. h., man kann diese Methode
nicht anwenden, solange ein anderer Betriebszustand des
Bauteils diesen Flussstrom verhindert (z. B. während eines
Avalanche-Durchbruchs oder dergleichen). Bei komplexen in
tegrierten Schaltungen kann sich darüber hinaus das Problem
ergeben, dass im allgemeinen die Durchlässigkeitszustände
verschiedener Halbleiterübergänge in dem Bauelement nicht
völlig unabhängig voneinander einstellbar sind. Es kann da
her der Fall vorkommen, dass Interesse besteht, die Tempe
ratur eines bestimmten p-n-Übergangs zu messen, der aber
unter normalen Betriebsbedingungen des Bauelements nur
transient durchlässig wird. In einem solchen Fall ist es
nicht möglich, vorab eine stationäre Eichmessung an dem p-
n-Übergang durchzuführen.
Diese Besonderheiten des bekannten Verfahrens führen dazu,
dass es z. B. für die Untersuchung des Sperrdurchbruchs
(Avalanche-Effekt) einer Diode nicht brauchbar ist. Der
Avalanche-Zustand ist dadurch gekennzeichnet, dass in
Sperrrichtung eine so hohe Spannung anliegt, dass die Diode
durchbricht und in Sperrrichtung ein hoher Strom fließt
(sogenannter Zener-Durchbruch einer Diode). Die hohen Fel
der und Ströme führen im allgemeinen zu einem starken Auf
heizen des Bauelements, wobei die heißeste Stelle am durch
brechenden p-n-Übergang liegt. Um die dort vorherrschende
Temperatur mit dem bekannten Flussspannungsverfahren zu
bestimmen, muss man allerdings so lange warten, bis der
Sperrstrom nahezu vollständig abgeklungen ist, um dann ei
nen Messstrom in entgegengesetzter Richtung durch den p-n-
Übergang zu leiten. Dies führt dazu, dass das bekannte Ver
fahren erst mit einer gewissen Zeitverzögerung nach dem Ab
klingen des Zener-Durchbruchs anwendbar ist. Die zu diesem
Zeitpunkt vorliegende Temperatur entspricht allerdings
nicht mehr der während des Durchbruchs auftretenden Tempe
raturspitze am p-n-Übergang, sondern meist einer deutlich
geringeren Temperatur, weil zwischen dem Ende des Avalan
che-Zustands und dem Beginn der Messung die Wärme sich aus
dem Bereich des p-n-Übergangs bereits auf einen größeren
Bereich des Bauelements oder sogar auf die thermisch ange
koppelte Umgebung des Bauelements verteilen konnte. Es sind
jedoch im allgemeinen die transienten Temperaturspitzen,
die zu einer Schädigung des Bauelements führen.
Es besteht zwar die Möglichkeit, durch Verfolgen der zeit
lichen Entwicklung des Flussstroms nach einem Zener-
Durchbruch Aufschluss über die Temperaturentwicklung im
Halbleiterbauelement zu erhalten und durch Extrapolieren
dieser Entwicklung auf Zeitpunkte vor der Messung auf Temperaturen
rückzuschließen, die zur Zeit des Durchbruchs an
der Grenzschicht geherrscht haben können. Dieses Verfahren
ist jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Ein
Grund dafür ist die Kürze der zur Verfügung stehenden Mess
zeiten und damit die beschränkte Genauigkeit der Tempera
turmessung, die um so extremer ist, je höher die benötigte
zeitliche Auflösung ist, zum anderen liegt ein grundsätzli
ches Problem darin, dass durch die Flussstrommessung nur
ein Mittelwert der Temperatur über die gesamte Oberfläche
des p-n-Übergangs ermittelt werden kann, dass aber durchaus
nicht gewiss ist, dass der Avalanche-Strom - und damit die
Temperaturverteilung im Avalanche-Zustand - über die Über
gangsfläche gleichmäßig verteilt ist.
Durch die vorliegende Erfindung wird ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Bestimmung von Temperaturen an Halbleiter
bauelementen geschaffen, die eine Messung zu beliebigen
Zeiten unabhängig von einem an einem Halbleiterübergang
herrschenden Betriebszustand ermöglichen. Ein weiterer Vor
teil der Erfindung ist, dass sie eine ortsaufgelöste Tempe
raturmessung ermöglicht, mit der auch ungleichmäßige Strom
stärkeverteilungen an einem Halbleiterübergang anhand der
daraus resultierenden Temperaturen erfassbar sind. Die Mes
sung ist zeitaufgelöst möglich, mit einer Auflösung im Mil
lisekundenbereich und darunter.
Diese Vorteile werden erreicht durch ein Verfahren zur Be
stimmung einer Temperatur an einem Halbleiterbauelement mit
den Schritten:
Einstrahlen einer Abfragelichtwelle auf einen Mess punkt an dem Halbleiterbauelement,
Erfassen einer von dem Messpunkt abgestrahlten Ant wortlichtwelle,
Erfassen der Temperatur des Messpunkts anhand einer temperaturabhängigen Eigenschaft der Antwortlichtwelle.
Einstrahlen einer Abfragelichtwelle auf einen Mess punkt an dem Halbleiterbauelement,
Erfassen einer von dem Messpunkt abgestrahlten Ant wortlichtwelle,
Erfassen der Temperatur des Messpunkts anhand einer temperaturabhängigen Eigenschaft der Antwortlichtwelle.
Die Vorteile werden ferner erreicht durch eine Vorrichtung
zur Bestimmung einer Temperatur an einem Halbleiterbauele
ment mit einer Lichtquelle zum Einstrahlen einer Abfrage
lichtwelle auf einen Messpunkt an dem Halbleiterbauelement,
einem lichtempfindlichen Element zum Erfassen einer tempe
raturabhängigen Eigenschaft der Antwortlichtwelle und eine
Verarbeitungseinheit zum Umrechnen eines von dem lichtemp
findlichen Element gelieferten Erfassungswertes in eine
Temperatur.
Die Umrechnung eines von dem lichtempfindlichen Element er
fassten momentanen Werts der temperaturabhängigen Eigen
schaft in eine Temperatur erfolgt vorzugsweise durch Ver
gleich mit Werten einer Referenzkurve, die die Eigenschaft
als Funktion der Temperatur beschreibt.
Eine solche Referenzkurve wird zweckmäßigerweise vorab un
ter statischen thermischen Bedingungen aufgenommen.
Um die Referenzkurve an dem gleichen Bauelement, an dem
später auch die Messungen vorgenommen werden, unter identischen
Bedingungen aufnehmen zu können, ist die erfindungs
gemäße Vorrichtung zweckmäßigerweise mit einem Ofen ausge
stattet, mit dem die Temperatur des Halbleiterbauelements
auf einem gewünschten Wert stationär geregelt werden kann.
Da temperaturabhängige Eigenschaften des Halbleiterbauele
ments wie etwa lineare und nichtlineare Reflexionskoeffi
zienten, Brechungsindex, Absorptionskoeffizient, etc. ent
sprechend den an dem Halbleiterbauelement ausgebildeten
funktionalen Strukturen örtlich variabel sein können, wird
die Referenzkurve vorzugsweise jeweils spezifisch für einen
einzelnen Messpunkt des Halbleiterbauelements aufgenommen.
Als Messpunkt wird zweckmäßigerweise ein kleiner Oberflä
chen- bzw. Grenzflächenabschnitt des Halbleiterbauelements
gewählt, der eine homogene Struktur aufweist. An diesem
Messpunkt desselben Halbleiterbauelements oder eines bau
gleichen Elements werden dann anschließend auch die Messun
gen der durch den Betriebsstromfluss induzierten Erwärmung
des Halbleiterbauelements aufgenommen.
Es kann eine Mehrzahl derartiger Messpunkte an einem Halb
leiterbauelement definiert werden und Referenzkurven können
für solche Messpunkte aufgenommen werden, die zu unter
schiedlichen p-n-Übergängen oder auch zu örtlich getrennten
Bereichen eines gleichen p-n-Übergangs gehören.
An einem unverpackten Bauteil oder einem aus seiner Verpac
kung freigelegten Bauteil kann so die Temperaturverteilung
an der Oberfläche gewissermaßen "kartiert" werden.
Werden nur einzelne Temperaturmesspunkte benötigt, so kann
es ausreichen, diese durch eine kleine Bohrung von wenigen
mm2 Querschnitt in der Verpackung freizulegen.
Vorzugsweise wird als Abfragelichtwelle eine hinreichend
intensive monochromatische Lichtquelle, insbesondere ein
Laserstrahl, verwendet. Hinreichend intensiv bedeutet, daß
das Licht intensiv genug sein muß, um das Antwortsignal
auswerten zu können. Zu hohe Intensität würde unter Umstän
den das Bauelement aufheizen und die Messung verfälschen,
falls die Strahlung entsprechend absorbiert werden würde.
Die Antwortlichtwelle kann dann bei der Frequenz der Abfra
gelichtwelle erfasst werden; bei ausreichender Intensität
der Abfragelichtwelle ist auch die Erfassung von Harmoni
schen bei einem Vielfachen der Frequenz der Abfragelicht
welle möglich. Wenn zwei monochromatische Abfragelichtwel
len verwendet werden, kann die Antwortlichtwelle auch bei
der Summe oder Differenz der Frequenzen der zwei Abfrage
lichtwellen erfasst werden. Eine solche Vorgehensweise er
möglicht einen Zugewinn an Intensität der Antwortlichtwelle
durch Abstimmen wenigstens einer Abfragelichtwelle auf eine
Resonanz des Materials des Bauteils.
Die Antwortlichtwelle kann in Fresnel-Reflexionsrichtung
der Abfragelichtwelle erfasst werden, denkbar ist aber
auch, eine Antwortlichtwelle auszuwerten, die in andere
Raumrichtungen als die Fresnel-Reflexionsrichtung ungerich
tet gestreut wird.
Bevorzugtermaßen wird für die Abfragelichtwelle eine Wel
lenlänge gewählt, bei der das Substratmaterial des Halblei
terbauelements transparent ist. Auf diese Weise wird zum
einen vermieden, dass durch Absorption der Abfragelichtwel
le im Halbleiterbauelement dieses erwärmt und dadurch die
Messergebnisse verfälscht werden, zum anderen wird ausge
schlossen, dass durch die Immission der Abfragelichtwelle
freie Ladungsträger im Halbleitermaterial induziert werden,
die das Schaltverhalten des Halbleiterbauelements beein
flussen könnten. Halbleitermaterialien weisen im allgemei
nen transparente Bereiche im nahen Infrarot bei Wellenlän
gen oberhalb 1 µm auf.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispie
len mit Bezug auf die beigefügten Figuren. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen
Messvorrichtung;
Fig. 2 ein Beispiel für die zeitliche Entwicklung der
Reflektivität der Oberfläche eines Halbleiterbau
elements und eine daraus ermittelte Entwicklung
der Temperatur;
Fig. 3 ein Messverfahren, das zum Einsatz mit einem ge
pulsten Laser als Lichtquelle geeignet ist;
Fig. 4 den räumlichen Verlauf von Abfrage- und Antwort
lichtwelle in einem Fall, wo als Antwortlichtwelle
die zweite Harmonische der Abfragelichtwelle
erfasst wird; und
Fig. 5 den räumlichen Verlauf von Abfrage- und Antwort
lichtwelle, wenn als Antwortlichtwelle die klas
sisch reflektierte oder die transmittierte Abfra
gelichtwelle erfasst wird.
Fig. 1 zeigt stark schematisiert eine erfindungsgemäße Vor
richtung zur Bestimmung von Temperaturen an einem Halblei
terbauelement 1. Bei der hier dargestellten Vorrichtung ist
das Halbleiterbauelement 1 auf einer Anordnung von Ver
schiebetischen 2, 3 in zwei zur freiliegenden Oberfläche
des Bauelements 1 senkrechten Richtungen (bezogen auf die
Figur in horizontaler Richtung und senkrecht zur Zeichnungs
ebene) verschiebbar angeordnet. Das Bauelement 1 ist von
einem thermostatgeregelten Ofen 4 umgeben, der ein Ein
tritts- bzw. Austrittsfenster 5, 6 für eine Abfragelicht
welle 7 bzw. eine Antwortlichtwelle 8 aufweist. Als Licht
quelle zum Erzeugen der Abfragelichtwelle dient ein Laser
9, z. B. ein Festkörperlaser, in dem Seltenerdionen als la
seraktive Spezies verwendet werden. Je nach Art der einge
setzten Ionen und ihres Trägerkristalls können solche Laser
Wellenlängen im Bereich von ca. 1,0-1,5 µm aufweisen.
Die von dem Laser 9 erzeugte Abfragelichtwelle 7 wird auf
einen Messpunkt an der Oberfläche des Halbleiterbauelements
1 gelenkt; die von dort ausgehende Antwortlichtwelle 8
durchläuft ein Filter 10 und wird von einem lichtempfindlichen
Element 11, z. B. einer PIN-Photodiode, einem pyroelek
trischen Detektor o. dgl. aufgefangen. Das Filter 10 dient
zum Abschirmen des lichtempfindlichen Elements 11 gegen Um
gebungslicht. Je nach erwarteter Intensität der Abfrage
lichtwelle kann das Filter 10 ein einfaches Farbglasfilter
oder ein Interferenzfilter sein, unter bestimmten Umstän
den, auf die später noch genauer eingegangen wird, kann
auch die Verwendung eines Gittermonochromators notwendig
sein.
Ein von einem Strahlteiler 12 aus der Abfragelichtwelle 7
ausgeteilter Strahlanteil wird auf ein zweites lichtemp
findliches Element 13 geleitet.
Eine Auswertungs- und Recheneinheit 14 ist an beide licht
empfindlichen Elemente 11, 13 angeschlossen, um das Ver
hältnis der Intensitäten der von den zwei lichtempfindli
chen Elementen aufgefangenen Wellen zu berechnen und so den
Reflexionskoeffizienten R des Messpunkts zu ermitteln. An
die Auswertungs- und Recheneinheit 14 ist ferner ein Tempe
ratursensor 15 angeschlossen, der zum Erfassen der Tempera
tur im Innern des Ofens 4 dient.
In einer ersten Phase des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
eine Referenzkurve erzeugt, die die Abhängigkeit des Refle
xionskoeffizienten der Oberfläche des Halbleiterbauelements
1 von dessen Temperatur angibt. Zu diesem Zweck wird der
Ofen 4 mit dem darin befindlichen Halbleiterbauelement 1
langsam aufgeheizt, und während des Aufheizens wird der Reflexionskoeffizient
R der Oberfläche durch Bilden des Ver
hältnisses der von den lichtempfindlichen Elementen 11, 13
gelieferten Intensitätssignale ermittelt und als Funktion
der jeweils zum Ermittlungszeitpunkt im Ofen 4 herrschenden
Temperatur T in einem Speicher der Auswertungs-
/Recheneinheit 14 abgespeichert.
Wenn die Oberfläche des Halbleiterbauelements 1 struktu
riert ist und einen von Ort zu Ort unterschiedlichen Refle
xionskoeffizienten aufweist, so wird eine derartige Refe
renzkurve für eine Mehrzahl von Messpunkten gewonnen, an
denen später Temperaturmessungen unter Betriebsbedingungen
des Halbleiterbauelements durchgeführt werden sollen.
Als erstes Beispiel für die Anwendung der Referenzkurve zum
Ermitteln einer Temperatur des Halbleiterbauelements 1 und
der Betriebsbedingungen wird der Fall betrachtet, dass die
se Betriebsbedingungen stationär sind. In diesem Fall ge
nügt es, die Abfragelichtwelle 7 unter exakt den gleichen
geometrischen Bedingungen wie bei der Aufnahme der Refe
renzkurve auf das Halbleiterbauelement 1 einzustrahlen und
die von dessen Oberfläche reflektierte Antwortlichtwelle 8
aufzufangen, um ihre temperaturabhängige Intensität mit der
vom lichtempfindlichen Element 13 aufgefangenen Intensität
zu vergleichen. Der Vergleich liefert einen Reflexionskoef
fizienten R, der anhand der Referenzkurve eindeutig einer
Temperatur des Halbleiterbauelements 1 zugeordnet werden
kann.
Mit diesem Verfahren sind allerdings nur langsame Tempera
turänderungen des Halbleiterbauelements 1 erfassbar. Für
den Halbleiterentwickler und -anwender ist jedoch die
Kenntnis von Temperaturen bedeutsam, die sich im Laufe ei
nes Schaltvorgangs, also bei nichtstationärem Betrieb des
Bauelements, transient einstellen können. Ein Prinzip der
Erfassung solcher transienter Temperaturverläufe ist anhand
von Fig. 2 veranschaulicht. Zum Messen eines Temperaturver
laufs am Halbleiterbauelement 1 wird ein Schaltvorgang, der
zu einer Erwärmung führt, zyklisch wiederholt. Fig. 2 zeigt
in einem ersten Teildiagramm als Kurve R(t) den Verlauf der
Reflektivität R als Funktion der Zeit t über zwei Schaltzy
klen. In Wirklichkeit ist die Reflektivität mit der Genau
igkeit der dargestellten Kurven nicht messbar, sondern
stark verrauscht, so dass zweckmäßigerweise mit Hilfe eines
Lock-in-Verstärkers, der Teil der Auswertungs- und Rechen
einheit 14 sein kann, und der an den Schaltzyklus des Bau
elements 1 gekoppelt ist, ein mittlerer Verlauf der Reflek
tivität R im Laufe eines Zyklus ermittelt wird, der an
schließend anhand der Referenzkurve R(T) in einen zeitab
hängigen Verlauf der Temperatur T(t) umgerechnet wird.
Diese Vorgehensweise eignet sich zur Verwendung in Verbin
dung mit einer kontinuierlichen Lichtquelle für die Abfra
gewelle.
Fig. 3 veranschaulicht ein Messverfahren, das zum Einsatz
mit einem gepulsten Laser als Lichtquelle geeignet ist. In
Fig. 3 sind drei Kurven jeweils einander überlagert dargestellt.
Eine erste Kurve 20 gibt die Reflektivität R der
Oberfläche des Halbleiterbauelements 1 als Funktion der
Zeit t an. Die Kurve wiederholt sich in jedem Betriebszy
klus des Halbleiterbauelements mit der Dauer t1. Eine zwei
te Kurve 21 gibt die zeitabhängige Intensität des gepulsten
Lasers an, ihre Periode t1 + ε unterscheidet sich um einen
sehr kleinen, nichtverschwindenden Wert ε von der Periode
t1 des Betriebszyklus. In der Figur ist diese Differenz ε
übertrieben dargestellt, um deutlich zu machen, wie sich im
Laufe der Zeit t die Lage der Laserpulse der Kurve 21 in
Bezug auf den Betriebszyklus des Bauelements 1 verschiebt.
Mit jedem Laserpuls wird die Kurve 20 - in jeweils ver
schiedenen Zyklen - mit einer anderen Phasenlage abgeta
stet, und ein Abtastwert für den Reflexionskoeffizienten
erhalten, der jeweils einer anderen Phasenlage der zykli
schen Kurve 20 entspricht. Die Folge der so erhaltenen Ab
tastwerte ergibt eine Kurve 22, deren Verlauf auf einer ge
streckten Zeitskala dem Verlauf der Reflektivitätskurve 20
in jedem einzelnen Zyklus entspricht. Durch Wählen des
Werts ε in der Größenordnung der Laserpulsdauer kann der
Faktor der Streckung festgelegt werden; es kann eine zeit
liche Auflösung der Reflektivitätsmessung entsprechend der
Laserpulsdauer erzielt werden.
Bei der bisherigen Beschreibung wurde davon ausgegangen,
dass die Antwortlichtwelle, die zum Ermitteln der Tempera
tur aufgefangen und ausgewertet wird, aus der Abfragelicht
welle durch Reflexion an der Oberfläche des Halbleiterbauelements
nach den klassischen Gesetzen der Fresnelschen Op
tik hervorgeht. Dies muss nicht notwendigerweise der Fall
sein. So ist es z. B. denkbar, als Antwortlichtwelle nicht
den reflektierten Strahl aufzufangen, sondern Licht, das an
der Oberfläche des Bauelements 1 diffus reflektiert wird.
Es kann sich auch als zweckmäßig erweisen, anstelle von in
herkömmlicher Weise linear reflektiertem Licht nichtlineare
optische Erscheinungen an der Oberfläche oder auch einer
anderen Grenzfläche des Halbleiterbauelements auszunutzen.
Die einfachste Möglichkeit hierfür ist die Frequenzverdopp
lung an der Oberfläche. Optische Frequenzverdopplung oder
allgemeiner Summen- und Differenzfrequenzmischung sind
nichtlineare optische Vorgänge, die in nicht inversionssym
metrischen Medien auftreten können. Bei den üblichen Halb
leiterwerkstoffen ist ein Bruch der Inversionssymmetrie le
diglich an Grenzflächen gegeben. Daher kann Summen- und
Differenzfrequenzmischung ausschließlich an Grenzflächen
auftreten. Es sind aber gerade die Grenzflächen, z. B. zwi
schen unterschiedlich dotierten Zonen des Halbleiterbauele
ments oder zwischen dem Halbleitersubstrat und einer Metal
lisierung, deren Temperaturen wichtig zu wissen sind, um
die Belastbarkeit von Halbleiterbauelementen optimieren zu
können, oder auch, um Modelle zu optimieren, die es erlau
ben, Temperaturverteilungen in einem Halbleiterbauelement
unter Betriebsbedingungen rechentechnisch zu simulieren.
Eine vorteilhafte Variante der Strahlführung an dem Halb
leiterbauelement 1 bei Verwendung der zweiten Harmonischen
als Antwortlichtwelle 8 ist in Fig. 4 gezeigt. Hier trifft
die Abfragelichtwelle 7 unter zwei entgegengesetzt gleichen
Winkeln zur Oberflächennormalen auf einen Messpunkt an der
Oberfläche des Halbleiterbauelements 1. Durch die nichtli
neare Wechselwirkung des aus zwei verschiedenen Richtungen
eintreffenden Lichtes mit der Halbleiteroberfläche entsteht
frequenzverdoppeltes Licht, das zum Teil gebündelt in Rich
tung der Oberflächennormalen abgestrahlt wird. Diese Ant
wortlichtwelle ist praktisch frei von Untergrund mit der
Frequenz der Abfragelichtwelle. Obwohl die Intensität der
frequenzverdoppelten Antwortlichtwelle um viele Größenord
nungen kleiner als die der Abfragelichtwelle ist, kann die
Antwortlichtwelle daher, gegebenenfalls unter Verwendung
weiterer Filter bzw. eines Monochromators, vom Untergrund
getrennt und mit Hilfe eines Photomultipliers als lichtemp
findliches Element 11 nachgewiesen werden.
Einer anderen Weiterentwicklung zufolge kann im Strahlen
gang der Abfragelichtwelle - unabhängig davon, ob es eine
Lichtwelle bei der Frequenz der Abfragelichtwelle oder ei
ner Harmonischen davon ist - ein Polarisator vorgesehen
werden, um die Intensität der Antwortlichtwelle polarisati
onsabhängig zu erfassen. Wenn der Laser 9 polarisiertes
Licht liefert, so kann dieser Polarisator insbesondere or
thogonal zur Polarisierungsrichtung des Lasers orientiert
sein, um lediglich eine depolarisierte Komponente in dem
vom Bauelement 1 zurückgeworfenen Licht als Antwortlicht
welle zu erfassen und so einen Großteil der Intensität des
zurückgeworfenen Lichtes zu unterdrücken. Wenn eine umpolarisierte
Lichtquelle verwendet wird, kann selbstverständ
lich ein zweiter Polarisator zum Polarisieren der Abfrage
lichtwelle zwischen der Lichtquelle und der Oberfläche des
Halbleiterbauelements angeordnet werden.
In der bisherigen Beschreibung ist davon ausgegangen wor
den, dass die Antwortlichtwelle 8 an der Oberfläche des
Halbleiterbauelements 1 in den Halbraum emittiert wird, aus
dem die Abfragelichtwelle 7 auf die Oberfläche trifft. Wie
Fig. 5 zeigt, besteht jedoch auch die Möglichkeit, als Ant
wortlichtwelle 8' den von dem Halbleiterbauelement 1 trans
mittierte Anteil der Abfragelichtwelle aufzufangen und so
den ebenfalls temperaturabhängigen Absorptionskoeffizienten
des Halbleitermaterials zu erfassen. Während man für Refle
xionsmessungen bevorzugt eine Wellenlänge der Abfragelicht
welle 7 in einem Bereich vollständiger Transparenz des
Halbleitersubstrats wählen wird, empfiehlt sich für Trans
missionsmessungen eine Wellenlänge am Rande des Transpa
renzbereichs, so dass auch geringfügige temperaturabhängige
Änderungen des Absorptionskoeffizienten zu einer messbaren
Intensitätsänderung der transmittierten Antwortlichtwelle
8' führen.
Claims (18)
1. Verfahren zur Bestimmung einer Temperatur an einem
Halbleiterbauelement (1), mit den Schritten:
- - Einstrahlen einer Abfragelichtwelle (7) auf einen Messpunkt an dem Halbleiterbauelement,
- - Erfassen einer von dem Messpunkt abgestrahlten Antwortlichtwelle (8, 8'),
- - Erfassen der Temperatur des Messpunkts anhand ei ner temperaturabhängigen Eigenschaft (R) der Antwort lichtwelle (8, 8').
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur erfasst wird durch Vergleichen ei
nes momentanen Werts (R(t))der temperaturabhängigen
Eigenschaft mit Werten einer Referenzkurve (R(T)).
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Referenzkurve (R(T)) vorab unter statischen
thermischen Bedingungen aufgenommen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeich
net, dass die Referenzkurve (R(T)) jeweils spezifisch
für einen einzelnen Messpunkt des Halbleiterbauele
ments (1) aufgenommen wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Abfragelichtwelle (7)
monochromatisch ist und die Antwortlichtwelle (8, 8')
bei der Frequenz der Abfragelichtwelle (7) erfasst
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass die Abfragelichtwelle (7) mono
chromatisch ist und die Antwortlichtwelle (8) bei ei
nem Vielfachen der Frequenz der Abfragelichtwelle (7)
erfasst wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass zwei monochromatische Abfrage
lichtwellen (7) verwendet werden und die Antwortlicht
welle (8) bei der Summe oder Differenz der Frequenzen
der zwei Abfragelichtwellen (7) erfasst wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die temperaturabhängige Ei
genschaft die Intensität oder die Polarisation der
Antwortlichtwelle (8) ist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Antwortlichtwelle (8)
in Fresnel-Reflexionsrichtung der Abfragelichtwelle
erfasst wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, dass die Antwortlichtwelle (8) durch
ungerichtete Streuung an der Oberfläche des Halblei
terbauelements (1) erhalten wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass für die Abfragelichtwelle
(7) eine Wellenlänge gewählt wird, bei der das Sub
stratmaterial des Halbleiterbauelements (1) transpa
rent ist.
12. Vorrichtung zur Bestimmung einer Temperatur an einem
Halbleiterbauelement, mit einer Lichtquelle (9) zum
Einstrahlen einer Abfragelichtwelle (7) auf einen
Messpunkt an dem Halbleiterbauelement (1), einem
lichtempfindlichen Element (11) zum Erfassen einer
temperaturabhängigen Eigenschaft der von dem Messpunkt
abgestrahlten Antwortlichtwelle (8), gekennzeichnet
durch eine Verarbeitungseinheit (14) zum Umrechnen ei
nes von dem lichtempfindlichen Element (11) geliefer
ten Erfassungswertes in eine Temperatur.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
dass die Verarbeitungseinheit (14) einen Speicher für
wenigstens eine Referenzkurve (R(T)) der temperaturab
hängigen Eigenschaft als Funktion der Temperatur auf
weist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 13, ge
kennzeichnet durch einen Ofen (4) zum Regeln der Tem
peratur des Halbleiterbauelements (1).
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14, ge
kennzeichnet durch wenigstens ein Stellglied (2, 3)
zum Verschieben des Halbleiterbauelements (1) relativ
zur Lichtquelle (9) und dem lichtempfindlichen Element
(11).
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, da
durch gekennzeichnet, dass die Lichtquelle (9) ein La
ser ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 16, da
durch gekennzeichnet, dass das lichtempfindliche Ele
ment (11) ein Photomultiplier ist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 17, da
durch gekennzeichnet, dass zwischen dem Halbleiterbau
element (1) und dem lichtempfindlichen Element (11)
ein Polarisator angeordnet ist.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10119599A DE10119599A1 (de) | 2001-04-21 | 2001-04-21 | Verfahren zur Bestimmung von Temperaturen an Halbleiterbauelementen |
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