DE10107322A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Hemmung des Wachstums von Mikroorganismen auf Filtermedien - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Hemmung des Wachstums von Mikroorganismen auf FiltermedienInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Hemmung des Wachstums von Mikroorganismen auf Filtermedien umfasst die Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit in oder auf dem Filtermedium, bevorzugt auf mindestens 86%. Besonders geeignet ist das Verfahren zur Hemmung des Pilzwachstums, insbesondere des Schimmelpilzwachstums. Die Feuchtigkeitsreduktion kann mit einem Ventilator, gegebenenfalls unter zusätzlicher Anwärmung der Luft und besonders bevorzugt in Gegenstromrichtung durch das Filtermedium geleitet werden. Ferner ist auch eine Feuchtigkeitsreduktion mit einem Trockenmittel möglich. Besonders geeignet ist das Verfahren zur Anwendung in Schutzbelüftungsanlagen oder Anlagen zur Atemluftversorgung, wobei es während der Standzeit der Anlage durchgeführt wird. Eine Vorrichtung zur Hemmung des Mikroorganismenwachstums auf Filtermedien umfasst eine Einrichtung zur Reduktion der relativen Luftfeuchtigkeit in oder auf dem Filtermedium, bevorzugt auf mindestens 86%. Die Einrichtung kann einen Ventilator gegebenenfalls einen Föhn oder ein Trocknungsmittel, gegebenenfalls zusätzlich eine Heizeinrichtung aufweisen. Ferner kann die Einrichtung in Form einer Kartusche eingesetzt werden, die ein Trockenmittel enthält.
Description
Die vorliegende Anmeldung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Hemmung des Wachstums von Mikroorganismen auf Filtermedien,
insbesondere zur Hemmung des Pilzwachstums sowie eine
Vorrichtung, mit der das Verfahren durchgeführt werden kann.
Das Verfahren eignet sich insbesondere zur Anwendung in Anlagen
zur Atemluftversorgung, sogenannten Schutzbelüftungsanlagen.
Es ist bekannt, dass Mikroorganismen unter gewissen
Voraussetzungen auf fast allen Medien wachsen können. Sie
benötigen hierfür lediglich ein Minimum an Nährstoffen, eine
ausreichende Wasserversorgung und eine gewisse, artspezifische
Temperatur. Insbesondere über Schimmelpilze ist bekannt, dass
sie Filtermedien durchwachsen und auf der Reinluftseite
sporulieren können. Zur Einschränkung des
Mikroorganismenwachstums werden daher in entsprechenden
Einsatzbereichen meist Filtermedien gewählt, die für die
Mikroorganismen keine Nährstoffgrundlage bieten. Teilweise wird
auch versucht, das Wachstum der Mikroorganismen auf
Filtermedien durch den Zusatz von wachstumshemmenden Substanzen
zu begrenzen. Dies ist jedoch teuer und nicht immer möglich, da
von wachstumshemmenden Substanzen auch Gefahren für die Umwelt
ausgehen können.
Kemp et al. berichten in ASHRAE Transactions Part 1, S. 228-238
(1995) über das Filterrückhaltevermögen und das
Mikroorganismenwachstum auf mit Außenluft durchströmten
Filtern. In Langzeitversuchen von einem Jahr konnte auf keinem
der untersuchten Filter ein mikrobielles Wachstum festgestellt
werden. Ein Durchwachsen der Luftfilter wurde erst nach
Beaufschlagung der Filter mit Nährstofflösung sowie unter
gleichzeitiger Durchfeuchtung beobachtet.
J. H. Elixmann berichtet in "Filter einer lufttechnischen Anlage
als Ökosystem und als Verbreiter von Pilzallergenen", Dustri-
Verlag, Dr. Karl Feistle, München-Deisenhofen (1989) über
Keimzahlbestimmungen auf Luftfiltern bei Beaufschlagung mit
Pilzkeimen bei relativen Luftfeuchtigkeiten von mehr als 70%
relative Luftfeuchtigkeit, und stellte fest, dass Pilze auf
Luftfiltern zu keimen anfangen, Pilzmycel bilden, den Filter
durchwachsen und an der Reinluftseite des Filters sporulieren
können, sofern die Organismen den aufgebrauchten Luftfilter
vorhandenen Staub als Nährsubstrat verwenden können.
In Filteranlagen zur Atemluftversorgung, die beispielsweise in
Schutzbelüftungsanlagen von Erdbaumaschinen eingesetzt werden,
ist das Problem der Durchwachsung von Schwebstofffiltern durch
Mikroorganismen, insbesondere Schimmelpilzen bisher nicht
untersucht worden. Gerade für den Arbeitsschutz des in
Schutzbelüftungsanlagen arbeitenden Personals ist es aber
wichtig, vor Kontamination mit Mikroorganismen, insbesondere
auf die Reinluftseite von Filtern sporulierenden Pilzkeimen
geschützt zu werden. Bisher war es hierzu als ausreichend
erachtet worden, das Mikroorganismenwachstum auf den Filtern
durch eine ausreichende Standzeit der Schutzbelüftungsanlagen
einzuschränken oder zu vermeiden. Die Untersuchungen der
vorliegenden Erfinder haben jedoch gezeigt, dass
Mikroorganismen auf Schwebstofffiltern von
Schutzbelüftungsanlagen oder Abfallwirtschaftsanlagen
überraschenderweise auch ohne zusätzliches Nährstoffangebot
wachsen können, bei den in diesen Anlagen herrschenden
Luftfeuchtigkeitsbedingungen auskeimen können und die Filter
durchwachsen können. Somit ist das in diesen Anlagen arbeitende
Personal den Mikroorganismenkeimen auf der Reinluftseite direkt
ausgesetzt. Daher besteht die akute Gefahr einer erhöhten
Pilzsporenkonzentration. Erhöhte Keimgehalte der Luft stehen im
Verdacht, unter bestimmten Bedingungen bei exponierten Personen
die Exogene Allergische Alveolitis (EAA) oder obstruktive
Erkrankungen auszulösen.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die
Mikroorganismenkonzentration auf der Reinluftseite von Filtern,
die in Schutzbelüftungsanlagen eingebaut sind, zu minimieren,
so dass kein Keimeintrag auf der Reinluftseite messbar ist.
Die Aufgabe wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren nach
Anspruch 1 gelöst, indem die relative Luftfeuchtigkeit in oder
auf dem Filtermedium reduziert wird.
Die Aufgabe wird ferner durch die erfindungsgemäße Vorrichtung
nach Anspruch 23 gelöst, die eine Einrichtung zur Reduzierung
der relativen Luftfeuchtigkeit in oder auf dem Filtermedium
aufweist.
Vorzugsweise wird die relative Luftfeuchtigkeit auf mindestens
86%, weiter vorzugsweise mindestens 65%, insbesondere
bevorzugt auf einen Bereich von 55% bis 65% reduziert. Als zu
behandelnde Mikroorganismen kommen alle bekannte Arten,
insbesondere Pilze und Bakterien in Frage. Besonders geeignet
ist das Verfahren zur Hemmung des Wachstums von Pilzen,
insbesondere Schimmelpilzen. Unter den Bakterien sind bevorzugt
mesophile und/oder thermophile Actinomyceten mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren behandelbar. Die Erfindung ist auf
diese Spezies der Mikroorganismen jedoch nicht beschränkt und
kann allgemein für jede Art eingesetzt werden, die zur
Durchwachsung von Filtern in Schutzbelüftungsanlagen befähigt
ist.
Als Filtermedien können alle bekannten Arten eingesetzt werden,
solange sie für den Einsatz in Anlagen zur Atemluftversorgung
geeignet sind. Insbesondere sind Filtermaterialien aus
Cellulose, Glasfasern, PVC-Fasern, Polyesterfasern,
Polyamidfasern, insbesondere Nylonfasern, Vliesstoffen,
Sintermaterialien und Membranfilter einsetzbar. Auch die
Gestalt und Form der Filtermedien ist nicht eingeschränkt.
Außer ebenen Filteroberflächen kommen auch gewellte oder
gefaltete Oberflächen in Betracht.
Die Feuchtigkeitsreduktion kann insbesondere mit einem
Ventilator durchgeführt werden. Die eingeleitete Luft wird
dabei vorzugsweise erwärmt, um die Luftfeuchtigkeit zu senken.
Dies kann insbesondere mit einem Föhn erfolgen. Dabei ist es
vorteilhaft, wenn der Luftstrom in Gegenstromrichtung durch das
Filtermedium geleitet wird.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens kann das Filtermedium nach der
Feuchtigkeitsreduktion vor Feuchtigkeitszutritt geschützt
werden. Der Schutz kann insbesondere durch eine oder mehrere,
das Filtermedium gasdicht abschließende Schutzklappen erfolgen.
Weiterhin ist es vorteilhaft, daß das Filtermedium zusätzlich
erwärmt wird, beispielsweise durch Heizspiralen oder andere
Wärmequellen. Die Temperatur kann hierzu auf einen Wert im
Bereich von 25°C bis 120°C erhöht werden. Die Erwärmung kann
hierbei auch in mehreren Intervallen durchgeführt werden,
wodurch die Mikroorganismen durch die Feuchtigkeitsreduktion
nicht nur im Wachstum gehemmt werden, sondern durch die
Erwärmung auch abgetötet werden können (Pasteurisation).
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens kann die Feuchtigkeitsreduktion
mit einem Trockenmittel durchgeführt werden. Die Art des
Trockenmittels ist nicht besonders beschränkt und kann die
Feuchtigkeit der die Anlage durchströmenden Luft auf chemischem
oder physikalischem Wege reduzieren. Insbesondere kann das
Trockenmittel ausgewählt werden aus Silicagel, Calciumchlorid,
Calciumsulfat, Kaliumcarbonat, Magnesiumsulfat,
Magnesiumperchlorat, Kupfersulfat, Natriumsulfat,
Kaliumhydroxid, Bariumoxid und einem Molekularsieb. Als
Molekularsiebe kommen insbesondere solche mit 3 Å oder 4 Å in
Frage. Das Trockenmittel kann insbesondere bevorzugt in Form
einer Kartusche eingesetzt werden. Verbrauchte Kartuschen
werden routinemäßig ausgewechselt. Hierbei kann der
Wechselzeitpunkt der Kartusche beispielsweise durch
Farbänderung des Trockenmittels angezeigt werden.
Wird das erfindungsgemäße Verfahren in einer Anlage zur
Atemluftversorgung eingesetzt, so empfiehlt es sich, die
Feuchtigkeitsreduktion während der Standzeit der Anlage
durchzuführen. Andererseits kann das erfindungsgemäße Verfahren
auch in Klima- oder Lüftungsanlagen eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann jeden konstruktiven
Aufbau einnehmen, solange sie in eine Anlage zur
Atemluftversorgung oder eine Klimaanlage eingebaut werden kann.
Sie kann direkt vor dem Filter, vorzugsweise in
Gegenstromrichtung zur durchströmenden Luft angeordnet werden.
Vorzugsweise kann die Einrichtung einen Ventilator oder Föhn
beinhalten. Die Anlage wird insbesondere bevorzugt derart
betrieben, dass während der Standzeit der Anlage, die
Trocknungseinrichtung nach Ausschalten der Anlage betrieben
wird und so die Luftfeuchtigkeit von allgemein 100% relativer
Luftfeuchtigkeit bis auf einen Wert von mindestens 86%
relativer Luftfeuchtigkeit, vorzugsweise mindestens 65%
relativer Luftfeuchtigkeit, insbesondere bevorzugt auf einen
Bereich von 55% bis 65% reduziert wird. Bevorzugt lässt man
einen Ventilator ca. 5 bis 10 Minuten nachlaufen. Je nach Art
des Mikroorganismus und seinen Wachstumsbedingungen kann die
Trocknungseinrichtung auch wesentlich länger, z. B. 30 min. bis
mehrere Stunden betrieben werden.
Außer der wesentlichen Feuchtigkeitsreduktion kann sie auch
Einrichtungen zur thermalen Abtötung der Mikroorganismen
aufweisen. Sie kann also eine Heizeinrichtung umfassen,
beispielsweise Heizstrahler oder eine Thermostatregulierung.
Damit ist zusätzlich zur reinen Feuchtigkeitsreduktion ein
Abtöten der Keime durch Pasteurisation oder Sterilisation
möglich. Die Temperatur kann insbesondere bevorzugt auf einen
Bereich von 30°C bis 120°C erhöht werden.
Wird die erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer Einrichtung zur
Reduzierung der Feuchtigkeit in Form einer Kartusche betrieben,
so kann das feuchtigkeitsempfindliche Trockenmittel in der
Kartusche insbesondere vorteilhaft durch eine oder mehrere
Schutzklappen gasdicht von der Umgebungsatmosphäre
abgeschlossen sein. Hierbei sind die Schutzklappen nur während
des Vorgangs der Feuchtigkeitsreduktion geöffnet und
ermöglichen so den Feuchtigkeitsentzug aus dem Filtermedium
durch das in der Kartusche befindlichen Trockenmittel. Dies hat
den weiteren Vorteil, daß das Trockenmittel in der Kartusche
nicht unnötig verbraucht wird, ohne das Filtermedium zu
trocknen.
Im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst der Ausdruck
"Schutzbelüftungsanlage" nicht nur solche in Erdbaumaschinen
und Spezialmaschinen des Tiefbaus, sondern auch in
Abfallwirtschaftanlagen, Radlagern, und anderen Maschinen, die
in der Abfallwirtschaft eingesetzt werden.
Anschließend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
anhand von praxisrelevanten Untersuchungen dargestellt.
In diesen Versuchen wurden Bedingungen geschaffen, die den
Einsatzbedingungen von Kabinenluftfiltern von Fahrzeugen der
Abfallwirtschaft entsprechen. Die Luftfeuchtigkeit wurde auf
einem bestimmten Niveau gehalten, wie es in der Tabelle 1
angegeben ist. Außerdem waren die Filter während der gesamten
Versuchsdauer von etwa drei bis sechs Wochen in einem Tag-
Nacht-Rhythmus durchströmt. Hierbei wurde der Einsatzrhythmus
der Fahrzeuge bzw. Filter nachempfunden: 8 Stunden
Durchströmung wechselten ab mit 16 Stunden Stillstand. Während
der Stillstandsphase erfolgte allerdings aus methodischen
Gründen eine sehr schwache Durchströmung der Filter. Die
Versuche wurden in einem klimatisierbaren Filterprüfstand
durchgeführt.
Die Raumluft wird in eine Kammer eingesaugt, wo der Staub und
die Pilzsporen zudosiert werden. Die Luft gelangt von dort in
einen Kanal, der sich teilt und in eine obere und eine untere
Prüfkammer führt. Auf der Reinluftseite befinden sich hinter
den Prüffiltern die Ansaugöffnungen von Probenahmesystemen, mit
denen Proben aus der Reinluft gezogen werden, um festzustellen,
ob von den beaufschlagten Filtern Pilzsporen auf der
Reinluftseite abgegeben werden. Die Abluft aus den Prüfkammern
wird über ein Gebläse an die Außenluft abgegeben.
In dem Filterprüfstand wurden drei Versuchsserien bei
unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit durchgeführt. Bei der ersten
Versuchsserie betrug der Luftfeuchte-Zielwert 100%, bei der
zweiten Serie 85%, und bei der dritten Serie herrschten 60%
Luftfeuchte.
Nachstehend wird aus den drei Versuchsserien jeweils ein
Versuch exemplarisch beschrieben.
Während der Durchführung des ersten Versuchs aus der ersten
Serie waren auf der Reinluftseite bereits nach 8 Tagen die
ersten Pilze nachweisbar, und nach 19 Tagen Versuchsdauer wurde
eine große Dichte koloniebildender Einheiten auf der
Reinluftseite festgestellt.
Bei dem zweiten Versuch mit 85% Feuchtigkeit, war die
Durchwachsung der Filter mit Pilzfäden sehr viel geringer als
bei den Versuchen mit 100% Luftfeuchtigkeit. Auch wurden bei
dieser Versuchsserie praktisch keine Pilzsporen in die Reinluft
abgegeben.
Anders lagen die Verhältnisse bei einem der Versuche mit
getrockneter Außenluft, die eine relative Luftfeuchtigkeit von
60% aufwies. Hierzu wurde nach Stillstand der
Schutzbelüftungsanlage feuchtigkeitsreduzierte Luft, die eine
relative Luftfeuchtigkeit von 60% aufwies, in
Gegenstromrichtung für etwa 10 Minuten mit Hilfe eines
Ventilators durch den Filter gepresst.
Bei den geprüften Filterstücken war selbst nach 6 Wochen kein
Pilzbewuchs auf der Reinluftseite festzustellen. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Von den beim ersten Versuch mit 100% relativer
Luftfeuchtigkeit auch mikroskopisch zu beobachtenden, auf der
Reinluftseite neu gebildeten Sporenträgern wurden nennenswerte
Mengen von Sporen in die Reinluft abgegeben: Tabelle 2 zeigt,
dass die Pilzsporenkonzentration in der Reinluft hinter dem
Filter zwischen 33 und 835 KBE/m3 Luft bei einem Feuchtegehalt
von nahezu 100% betrug. Der Median lag bei 467 KBE/m3 Luft.
Bei einem feuchtigkeitsreduzierten Wert von 60% nach
erfindungsgemäßer Feuchtigkeitsreduktion der Luft, war die
Sporenkonzentration dagegen deutlich gesunken.
Aus den Ergebnissen der Laborversuche muss der Schluss
abgeleitet werden, dass unter Bedingungen, die die
Praxisverhältnisse mehr oder weniger gut abbilden,
Schimmelpilze in der Lage sind, HEPA-Filter zu durchwachsen und
auf der Reinluftseite neue Sporen zu bilden, die in die
Reinluft abgegeben werden. Wird dagegen die Luftfeuchtigkeit
reduziert, nimmt die Anzahl der auf die Reinluftseite der
Filtermedien durchwachsenden Pilzsporen erheblich ab. Bei einer
Luftfeuchtigkeit von 60% war kein Wachstum von Pilzmycel und
keine Sporulierung mehr erkennbar.
Ob auch in der betrieblichen Praxis die Kabinenluftfilter von
Fahrzeugen von Schimmelpilzen durchwachsen werden können,
sollten die Praxisuntersuchungen an 4 Fahrzeugen (2 Radlader,
ein Gabelstapler und ein Verdichter) zeigen. Der Verdichter war
auf einer Deponie im Einsatz, die übrigen Fahrzeuge in
geschlossenen bzw. offenen Kompostierungsanlagen. Zu
Versuchsbeginn wurde jeweils in die Belüftungsanlagen neue
Schwebstofffilter (HEPA 1-I 13) für ca. 12 Wochen eingesetzt
und in Abständen von ca. 4 Wochen im Labor untersucht. Zugleich
wurde mit Mini-Datenloggern Temperatur und Luftfeuchtigkeit
während der Versuchsdauer erfasst. Nach jeweils etwa 4, 8 bzw.
12 Wochen Betriebszeit wurden auf der Roh- und der
Reinluftseite der Filter Klebefilmproben sowie Abstrichproben
genommen. Außerdem wurden die Filter in einen Strömungskanal
eingebaut und kurzzeitig mit einem praxisrelevanten
Volumenstrom durchströmt. Hierbei wurde gleichzeitig auf der
Reinluftseite die Pilzsporenkonzentration der Luft erfasst.
Als ein Beispiel für die 4 untersuchten Fahrzeuge werden hier
die Ergebnisse von dem Radlader der offenen
Kompostierungsanlage vorgestellt. Die Feuchtegehalte der Luft
unmittelbar am Schwebstofffilter der Belüftungsanlage wurden
variiert, wie dies in der nachfolgenden Tabelle 3 gezeigt ist.
Dabei wurde in einem Versuch ein Ventilator in einen der
Radlader eingebaut, der jeweils nach Schichtende in
Gegenstromrichtung für ca. 15 Minuten erwärmte Luft durch den
Filter presste. Die Ergebnisse der nachfolgenden Tabelle 3
zeigen den Filterzustand nach 4, 8 und 12 Wochen.
In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der Abstrichproben von Roh-
und Reinluftseite der Filter nach jeweils 4, 8 und 12 Wochen
Betriebszeit dargestellt. Es wurden auf der Rohluftseite sehr
hohe Keimzahlen gefunden, aber auch auf der Reinluftseite
fielen die Keimdichten relativ hoch bis sehr hoch aus, wenn die
in der Praxis relevante hohe Luftfeuchtigkeit von annähernd 100
% eingestellt wurde. Dagegen nahm das Wachstum bei 60%
relativer Luftfeuchtigkeit drastisch ab, was zeigt, daß ein
Durchwachsen der Filter und eine Sporulation auf der
Reinluftseite praktisch nicht mehr möglich war. Außer auf Pilze
waren diese Proben auch auf mesophile und thermophile
Aktinomyceten untersucht worden. Dies sind zu den Bakterien
gehörende Mikroorganismen, die in Kompostwerken sehr hohe
Konzentrationen in der Luft erreichen können und wegen ihres
allergischen Potenzials eine gewisse hygienische Bedeutung
haben. Insbesondere das Wachstum thermophiler Aktinomyceten und
die Keimfreisetzung auf der Reinluftseite der geprüften Filter
konnte mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hervorragend
unterdrückt werden.
Die Ergebnisse der vorliegenden Erfindung zeigen eindeutig,
dass Mikroorganismen, insbesondere Schimmelpilze in der Lage
sind, übliche Filter in Schutzbelüftungsanlagen zu
durchwachsen, dass deren Wachstum durch Vorsehen einer
Einrichtung zur Reduzierung der Luftfeuchtigkeit in den
Schutzbelüftungsanlagen stark reduziert ist und kein Wachstum
oder eine Sporulierung auf der Reinluftseite der Filtermedien
mehr stattfindet. Im Falle von Schimmelpilzen war bei einer
Luftfeuchtigkeit auf den Filtern von 85% relative
Luftfeuchtigkeit das Pilzwachstum deutlich reduziert, bei 60%
relative Luftfeuchtigkeit war kein Pilzwachstum mehr
festzustellen.
Claims (38)
1. Verfahren zur Hemmung von Mikroorganismenwachstum auf
Filtermedien, dadurch gekennzeichnet, dass die relative
Luftfeuchtigkeit in oder auf dem Filtermedium reduziert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die relative Luftfeuchtigkeit auf mindestens 86%
reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, dass das Filtermedium in
Schutzbelüftungsanlagen oder Anlagen zur
Atemluftversorgung eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Mikroorganismen Pilze, insbesondere Schimmelpilze
sind.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Mikroorganismen Bakterien, insbesondere mesophile
und/oder thermophile Actinomyceten sind.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Feuchtigkeitsreduktion mit einem Ventilator
durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchtigkeitsreduktion mit angewärmter Luft
durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchtigkeitsreduktion mit einem Föhn durchgeführt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
ein Luftstrom in Gegenstromrichtung durch das
Filtermedium geleitet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchtigkeitsreduktion während der Standzeit der
Anlage durchgeführt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das Filtermedium zusätzlich erwärmt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
dass die Erwärmung in mehreren Intervallen durchgeführt
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch
gekennzeichnet, dass die Temperatur auf einen Wert im
Bereich von 25°C bis 120°C erhöht wird.
14. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das Filtermedium nach der Feuchtigkeitsreduktion vor
Feuchtigkeitszutritt geschützt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
dass der Schutz durch eine oder mehrere, das
Filtermedium gasdicht abschließende Schutzklappen
erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchtigkeitsreduktion mit einem Trockenmittel
durchgeführt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
dass das Trockenmittel ausgewählt wird aus Silicagel,
Calciumchlorid, Calciumsulfat, Kaliumcarbonat,
Magnesiumsulfat, Magnesiumperchlorat, Kupfersulfat,
Natriumsulfat, Kaliumhydroxid, Bariumoxid und einem
Molekularsieb.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch
gekennzeichnet, dass das Trockenmittel in Form einer
Kartusche eingesetzt wird.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet,
dass die Atmosphäre der Kartusche mit der des
Filtermediums ausschließlich während des Vorgangs der
Feuchtigkeitsreduktion in Verbindung steht.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet,
dass die Kartusche durch eine oder mehrere
Schutzklappen gasdicht vor der Umgebungsatmosphäre
geschützt ist, welche nur während des Vorgangs der
Feuchtigkeitsreduktion geöffnet sind.
21. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet,
dass der Wechselzeitpunkt der Kartusche durch
Farbänderung des Trockenmittels angezeigt wird.
22. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
es in Klima- oder Lüftungsanlagen eingesetzt wird.
23. Vorrichtung zur Hemmung des Mikroorganismenwachstums
auf Filtermedien, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine
Einrichtung zur Reduzierung der relativen
Luftfeuchtigkeit in oder auf dem Filtermedium aufweist.
24. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass die Einrichtung die relative Luftfeuchtigkeit auf
mindestens 86% reduziert.
25. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass sie einen Ventilator aufweist.
26. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass sie eine Einrichtung zur Erwärmung der Luft
aufweist.
27. Vorrichtung nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
dass die Einrichtung zur Erwärmung der Luft einen Föhn
beinhaltet.
28. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung eine oder mehrere gasdicht
abschließende Schutzklappen aufweist, die das
Filtermedium nach der Feuchtigkeitsreduktion vor
Feuchtigkeitszutritt schützen.
29. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass sie ein Trockenmittel aufweist.
30. Vorrichtung nach Anspruch 29, dadurch gekennzeichnet,
dass das Trockenmittel ausgewählt wird aus Silicagel,
Calciumchlorid, Calciumsulfat, Kaliumcarbonat,
Magnesiumsulfat, Magnesiumperchlorat, Kupfersulfat,
Natriumsulfat, Kaliumhydroxid, Bariumoxid und einem
Molekularsieb.
31. Vorrichtung nach Anspruch 29 oder 30, dadurch
gekennzeichnet, dass die Einrichtung in Form einer
Kartusche eingesetzt wird.
32. Vorrichtung nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet,
dass die Kartusche eine oder mehrere Schutzklappen
aufweist, durch die die Kartusche gasdicht vor der
Umgebungsatmosphäre geschützt ist, und die nur während
des Vorgangs der Feuchtigkeitsreduktion geöffnet sind.
33. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass sie zusätzlich eine Heizeinrichtung aufweist.
34. Vorrichtung nach Anspruch 33, dadurch gekennzeichnet,
dass die Heizeinrichtung Heizspiralen beinhaltet.
35. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass die Mikroorganismen Pilze, insbesondere
Schimmelpilze sind.
36. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet,
dass die Mikroorganismen Bakterien, insbesondere
mesophile und/oder thermophile Actinomyceten sind.
37. Verwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 23
bis 36 in Schutzbelüftungsanlagen oder Anlagen zur
Atemluftversorgung.
38. Verwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 23
bis 36 in Klima- oder Lüftungsanlagen.
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Title |
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Brockhaus ABC Chem., Brockhaus Verl. Leipzig 1965,Bd. 2, Stichw. "Trockenmittel" * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
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DE10107322B4 (de) | 2010-11-18 |
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