DE10106320A1 - Erzeugung und Verwendung von Zufallsanordnungen klonaler Nukleinsäureinseln auf einer Oberfläche - Google Patents
Erzeugung und Verwendung von Zufallsanordnungen klonaler Nukleinsäureinseln auf einer OberflächeInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer Zufallsanordnung klonaler Inseln auf einer Oberfläche, umfassend die Schritte DOLLAR A È Bereitstellung einer Oberfläche, aufweisend Primer, die irreversibel an die Oberfläche immobilisiert sind; DOLLAR A È Hybridisierung von zu amplifizierenden Nukleinsäuren mit Primern aus Schritt a); DOLLAR A È Amplifikation der zu amplifizierenden Nukleinsäuren aus Schritt b), wobei der Reaktionsraum der Amplifikation durch einen Raum gebildet wird, der durch die Oberfläche und durch eine an die Oberfläche angrenzende mikrokompartimentierende Matrix begrenzt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer Zufallsanordnung klonaler Inseln
auf einer Oberfläche sowie die Anwendung des Verfahrens zur Genanalyse.
Es sind bereits verschiedene Verfahren zur Herstellung von DNA-Arrays bekannt. Bei
spielsweise beschreiben Maier et al. die Herstellung von Membranfiltern mit einer hohen
Dichte an cDNA-Klonen (J. Biotechnol. 35 (1994), 191-203). Schena et al. (Science 270
(1995), 467-70) beschreiben die Herstellung von cDNA-Mikroarrays, bei denen bekannte
cDNAs auf einem mikroskopischen Objektträger abgelegt und zur Hybridisierung mit aus
zu untersuchenden biologischen Proben stammenden, fluoreszenzmarkierten Sonden ein
gesetzt werden. Ein alternatives Verfahren zur Mikroarray-Herstellung, welches auf dem
Aufbau von Oligonukleotiden an Oberflächen über Photolithographie basiert, wird von
McGall et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 93 (1996) 13555-60) beschrieben.
Einer der großen Nachteile bei der Herstellung von DNA-Arrays nach dem Stand der
Technik ist jedoch die Tatsache, daß die auf die Trägeroberfläche aufzubringenden DNA-
Sequenzen zuvor bekannt sein müssen. Dies gilt sowohl für photolithographisch herge
stellte Oligonukleotid-Arrays wie auch für "gedottete" Arrays (separate Ablage jeder ein
zelnen DNA-Spezies), für die eine normalisierte und charakterisierte Bibliothek von DNA-
Klonen vorhanden sein muß. Die Charakterisierung (insbesondere Sequenzüberprüfung der
abzulegenden Klone) solcher Banken bedeutet einen enormen Aufwand, der zu hohen
Kosten führt und eine deutliche Inflexibilität des Verfahrens nach sich zieht. Insbesondere
schließt sich die Anwendung konventioneller Array-Technik nach dem Stand der Technik
für molekular nicht sehr gut charakterisierte Organismen aus. Dies folgt aus der sehr hohen
Zahl an Genen vielzelliger eukaryontischer Organismen (schätzungsweise 100.000 ver
schiedene Gene in Säugern), der extremen Größe vieler eukaryontischer Genome (ca. 109
Basenpaare im Humangenom; ca. 1010 Basenpaare im Genom mancher agronomisch bedeutender
Nutzpflanzen) sowie der sehr unterschiedlichen Expressionsstärke und Expressi
onslokalisation der einzelnen Gene. Das Zusammenspiel der genannten Faktoren führt da
zu, daß eine auch nur annähernd vollständige Information über die Sequenz der Transkripte
eines Organismus (und damit Zugang zu jedem einzelnen Transkript) mit den heute zur
Verfügung stehenden Mitteln kaum erhältlich ist. Lediglich im Falle einiger weniger, be
sonders intensiv untersuchter Organismen (insbesondere Mensch, Maus, Caenorhabditis
elegans, Drosophila melanogaster, und Arabidopsis thaliana) ist in absehbarer Zeit mit
einer weitgehenden Kenntnis der verschiedenen mRNA-Moleküle zu rechnen. Dabei ist
aber auch der nächste Schritt, geeignete Nukleinsäuremoleküle zu erzeugen und geordnet
in hybridisierungsfähiger Form auf einer Oberfläche abzulegen, mit extrem hohem Auf
wand verbunden, wenn nicht lediglich eine kleine Auswahl (beispielsweise einige hundert
bis einige tausend) verschiedener Nukleinsäurespezies in Form eines Arrays angeordnet
werden soll.
Auch der auf die Herstellung und Charakterisierung einer Bibliothek folgende Schritt der
Array-Herstellung selber, also der Übertragung von Aliquots eines jeden Nukleinsäure-
Klons der Bibliothek auf einen geeigneten festen Träger, bedarf eines hohen apparativen
und zeitlichen Aufwands. Es müssen einige hundert bis einige tausend Pipettierschritte
durchgeführt werden, bis Material auf alle Positionen des Arrays übertragen worden ist.
Zusätzlich sind Wasch- und Trockenschritte des Pipettierkopfes erforderlich, so daß die
Herstellung eines Arrays nach herkömmlicher Technik etwa 12-24 Stunden in Anspruch
nimmt. Dabei schlägt in einem gewissen Prozentsatz aller Pipettiervorgänge, beispielswei
se wegen unerkannt verstopfter Düsen, die Übertragung von Nukleinsäure fehl, so daß
nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden kann, daß sich an allen Positionen des Ar
rays zu analysierende Nukleinsäure befindet.
Weiterhin hat sich gezeigt, daß die nach einem feststehenden Pipettierprotokoll auf eine
Oberfläche aufgebrachte und insbesondere dort anschließend für Hybridisierungszwecke
zur Verfügung stehende Menge an Nukleinsäure stark von den Parametern Temperatur und
Luftfeuchtigkeit abhängen, so daß keine gute Reproduzierbarkeit des Verfahrens gewähr
leistet ist.
Ein alternatives, auf photolithographischer Festphasensynthese von Oligonukleotiden ba
sierendes Verfahren (Lockhart et al., Nat. Biotechnol. 14 (1996), 1675-80) vermeidet eini
ge der obigen Nachteile, insbesondere hinsichtlich Zeitaufwand und mangelnde Reprodu
zierbarkeit. Dennoch ist auch hier eine vorherige Sequenzkenntnis der zu immobilisierenden
Nukleinsäuren erforderlich. Weiterhin bestehen starke Einschränkungen in Hinblick
auf die maximal synthetisierbare Länge der Oligonukleotide; bei Längen über 20 Nukleoti
den nimmt der Anteil an Fehlsynthese- und Abbruchprodukten stark zu.
Diese bekannten Verfahren zur Erzeugung von DNA-Arrays weisen also folgende
Nachteile auf:
- - sehr hoher Aufwand
- - hoher Zeitbedarf
- - Kenntnis der jeweiligen mRNA-Moleküle wird vorausgesetzt
- - Arrays erfassen meist nur kleine Ausschnitte der Gesamtheit der mRNA.
Den genannten Verfahren ist gemeinsam, daß die auf dem Array abzulegenden Proben se
parat gehandhabt und prozessiert werden müssen bzw. die an der Oberfläche zu syntheti
sierenden Proben einzeln zu ermitteln sind, was sich ungünstig auf den erreichbaren Pro
bendurchsatz auswirkt. Daher wäre ein Verfahren wünschenswert, welches eine hochgra
dige Parallelisierung der Probenvorbereitung und -Aufbringung ermöglicht, so daß besagte
Schritte simultan bei einer Vielzahl von Nukleinsäuren durchgeführt werden können.
In WO 98/44151 wird eine solche Parallelisierung offenbart. Hierzu soll eine Oberfläche
mit PCR-Primern beschichtet werden, gefolgt von einer Amplifikation zu sequenzierender
Nukleinsäuremoleküle an der Oberfläche. Auf diese Weise werden aus einzelnen, ur
sprünglich als Matritze eingesetzten Nukleinsäuremolekülen "DNA-Kolonien" jeweils
identischer Moleküle erzeugt, welche nachfolgend sequenziert werden können. Der bereits
aus US-A 5 641 658 bekannte Einsatz zweier immobilisierter PCR-Primer zur Amplifika
tion hat jedoch gravierende Nachteile: erstens ist die Topologie der an der Oberfläche be
ginnenden und zu dieser zurückgekrümmten Nukleinsäurestränge ungünstig für den Prozeß
der Primerextension, was sich in einer sehr niedrigen Amplifikationseffizienz auswirkt
(Adessi et al., Nucleic Acids Res. 28 (2000), e87). Um diese zu kompensieren, ist eine
ungewöhnlich hohe Anzahl von Amplifikationszyklen erforderlich (typischerweise 50),
welche wiederum aufgrund der hohen thermischen Belastung der Nukleinsäuren zu Strang
brüchen führt. Zweitens sind die Amplifikationsprodukte solange einer weiteren Analyse
durch Hybridisierung oder Sequenzierung nicht zugänglich, wie sie mit beiden Enden an
der Oberfläche befestigt vorliegen. Es ist daher zunächst eine "halbseitige" Ablösung der
Nukleinsäuremoleküle notwendig, also die Abtrennung selektiv eines der beiden Enden
von der Oberfläche, bevor mit einer Analyse begonnen werden kann. Diese Ablösung wie
derum, welche durch Inkubation mit einem geeigneten Restriktionsenzym erfolgen kann
(vgl. WO 98/44151), ist nicht unproblematisch, da Restriktionsenzyme festphasen
gebundene Nukleinsäuren oftmals nicht vollständig schneiden können. Ein weiterer Nach
teil dieses Verfahrens ist die Tatsache, daß einzelne Nukleinsäureinseln, die etwa aufgrund
ihres Hybridisierungsverhaltens von Interesse sind, nicht wiedergewonnen und identifiziert
werden können. Weiterhin wird keine Möglichkeit zur Sequenzierung von mehr als nur
sehr kurzen Bereichen (etwa 15 bis 20 Basen) der die Inseln bildenden Nukleinsäuren vor
gestellt.
Mitra und Church, Nucleic Acids Res. 27 (1999) e34 offenbaren ein Verfahren, bei dem
mittels PCR "DNA-Kolonien" im Innern eines Polyacrylamidgels erzeugt werden, wobei
einer der beiden eingesetzten Primer in gelöster Form vorliegt, während der Gegenprimer
kovalent mit dem Polyacylamid-Netzwerk verbunden ist. Nachteil dieser Methode ist je
doch, daß sich die DNA-Kolonien nach Abschluß der Amplifikation im Innern eines Gels
befinden und somit weiteren Experimenten nur schwer zugänglich sind. Im Falle der Se
quenzierung etwa müßten die hierfür benötigten Reagenzien und insbesondere die Polyme
rase die Möglichkeit haben, an den Ort der DNA-Kolonien zu diffundieren. Auch die Zu
gänglichkeit der DNA-Kolonien gegenüber Hybridisierungsexperimenten wäre gegenüber
einer Hybridisierung von an eine Oberfläche immobilisierten Nukleinsäuren stark beein
trächtigt. Dabei würde während der langen für die nötigen Diffusionsprozesse erforderli
chen Inkubationszeiten bereits eine Renaturierung der anfänglich denaturierten Hybridisie
rungssonde in Konkurrenz mit den erwünschten Hybridisierungsereignissen treten. Das
angegebene Verfahren läßt die Sequenzierung der DNA-Kolonien nur mit Methoden zu,
die in Kombination mit dem Verfahren so gravierende Nachteile aufweisen, daß sie kaum
brauchbar erscheinen. Bei der FISSEQ-Methode (vgl. Ansorge, DE 41 41 178) findet ein
früher Verlust an Synchronizität statt, der die Zahl der die Zahl der parallel zu ermittelnden
Basen stark begrenzt. Die Methode des pyrosequencing läßt wegen der Diffusibilität des
nachgewiesenen Reaktionsprodukts, Pyrophosphat-Ionen, keine zuverlässige ortsaufge
löste Detektion des Sequenzierungssignals zu, so daß die Methode sehr störungsanfällig ist.
Danach weisen auch diese Verfahren jeweils mehrere der folgenden Nachteile aus:
- - geringe Amplifikationseffizienz,
- - schlechte Zugänglichkeit der amplifizierten in ein Gel eingeschlsossenen Nuklein säuren,
- - die Wiedergewinnung der amplifizierten Nukleinsäuren ist erschwert,
- - es sind keine längere Bereiche sequenzierbar.
Daher bestand die Aufgabe der Erfindung in der Überwindung dieser Nachteile.
Insbesondere ist Aufgabe der Erfindung, bei gegenüber dem Verfahren nach WO 98/44151
gesteigerter Amplifikationseffizienz den Vorteil der leichten Zugänglichkeit der DNA-
Kolonien zu erhalten.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Erzeugung einer Zu
fallsanordnung klonaler Inseln auf einer Oberfläche, umfassend die Schritte
- a) Bereitstellung einer Oberfläche aufweisend Primer, die irreversibel an die Oberflä che immobilisiert sind;
- b) Hybridisierung von zu amplifizierenden Nukleinäuren mit Primern aus Schritt a);
- c) Amplifikation der zu amplifizierenden Nukleinsäuren aus Schritt b), wobei der Re aktionsraum der Amplifikation durch einen Raum gebildet wird, der durch die O berfläche und durch eine an die Oberfläche angrenzende mikrokompartimentieren de Matrix begrenzt wird.
Der Begriff der Oberfläche bezeichnet eine Fläche eines Körpers aus Glas, Kunststoff,
Silicium, Metall oder ähnlich geeigneten Werkstoffen. Vorzugsweise ist diese flach, insbe
sondere plan ausgestaltet. Die Oberfläche kann eine quellbare Schicht aufweisen, zum Bei
spiel aus Polysacchariden, Polyzuckeralkoholen oder quellbaren Silikaten. Diese Oberflä
che ist in der Regel im wesentlichen glatt. Dies bedeutet, daß die Rauheit der Oberfläche in
Hinblick auf die Dimensionen des Reaktionsraums in der Regel vernachlässigbar ist.
Der Begriff Zufallsanordnung klonaler Inseln auf einer Oberfläche bezeichnet eine
Zufallsanordnung von mindestens zwei Nukleinsäuren verschiedener Sequenz auf einer
Oberfläche, wobei die Sequenz der Nukleinsäuren in bestimmten Bereichen der Oberflä
che, den sogenannten Inseln, von möglichen Sequenzfehlern abgesehen identisch ist. Dies
bedeutet, daß verschiedene Inseln Nukleinsäuren verschiedener Sequenz aufweisen kön
nen. Hierbei ist zu beachten, daß in den Inseln Strang und Gegenstrang der betreffenden
Nukleinsäuren nebeneinander und gegebenenfalls miteinander hybridisiert vorliegen kön
nen, also sich der Sequenzvergleich entweder auf den Vergleich der Stränge oder der Ge
genstränge der Nukleinsäuremoleküle bezieht. Die Nukleinsäuren sind auf der Oberfläche
irreversibel immobilisiert. Bevorzugt ist nur ein Strang einer doppelsträngigen Nukleinsäu
re irreversibel immobilisiert, während der andere durch Hybridisierung, das heißt nicht
kovalent, an den immobilisierten Strang gebunden ist. Es ist auch möglich, daß die Zu
fallsanordnung klonaler Inseln auf einer Oberfläche nach Entfernung des jeweils nicht irreversibel
immobilisierten Strangs der betreffenden doppelsträngigen Nukleinsäure von der
Oberfläche im wesentlichen nur einzelsträngige Nukleinsären aufweist.
Der Begriff Primer bezeichnet Nukleinsäuren oder deren Derivate mit einem mehrere, in
der Regel mehr als 10 Nukleotidbausteine umfassenden einzelsträngigen Bereich am 3'-
Terminus, die in der Lage sind, mit ihrem 3'-Terminus mit anderen Nukleinsäuremolekü
len geeigneter Sequenz zu hybridisieren und über den Hybridbereich spezifische Basenpaa
rungen mit dem Bindungspartner auszubilden. Primer sind in der Regel einzelsträngig,
wenngleich doppelsträngige Bereiche unschädlich sind, solange ein einzelsträngiger Be
reich am 3'-Terminus verbleibt. Primer sind in der Regel Desoxynukleinsäuren, jedoch
können 2'-Methoxy-Derivate ebenfalls eingesetzt werden, wenn eine erhöhte Schmelztem
peratur des Hybrids gewünscht wird.
Die Primer aus Schritt a) sind an die Oberfläche irreversibel immobilisiert. Dies meint
das Ausbilden von Wechselwirkungen mit der oben beschriebenen Oberfläche, die bei der
üblichen Ionenstärke und den Temperaturen der Amplifikation stabil sind, d. h. etwa im Fall
einer Amplifikation mittels PCR im verwendeten Puffer bei 95°C eine Halbwertszeit grö
ßer 1 Minute, bevorzugt größer 10 Minuten aufweisen. Bevorzugterweise handelt es sich
dabei um kovalente Bindungen, die auch spaltbar sein können, insbesondere durch Einwir
kung elektromagnetischer Strahlung sowie durch geeignete Reagenzien. Bevorzugt werden
die Primer über die 5'-Termini an der Oberfläche immobilisiert. Alternativ kann eine Im
mobilisierung auch über ein oder mehrere Nukleotidbausteine, die zwischen den Termini
des betreffenden Primermoleküls liegen, erfolgen, wobei allerdings ein Sequenzabschnitt
von in der Regel 10 Nukleotidbausteinen, bevorzugt mindestens 15 Nukleotidbausteinen
gerechnet vom 3'-Terminus ungebunden bleiben muß. Aus dem Stand der Technik sind
Verfahren bekannt, chemisch geeignet derivatisierte Oligonukleotide an Glasoberflächen
zu binden. Besonders geeignet sind hierzu beispielsweise endständige, über einen mehra
tomigen Spacer an das 5'-Ende des Oligonukleotids gebundene primäre Aminogruppen
("Aminolink"), welche leicht im Zuge der Oligonukleotidsynthese inkorporiert werden
können und gut mit Isothiocyanat-modifizierten Oberflächen reagieren können. Beispiels
weise beschreiben Guo et al. (Nucleic Acids Res. 22 (1994), 5456-65) ein Verfahren,
Glasoberflächen mit Aminosilan und Phenylendiisothiocyanat zu aktivieren und anschlie
ßend 5'-aminomodifizierte Oligonkleotide hieran zu binden. Besonders bevorzugt ist die
Carbodiimid-vermittelte Bindung 5'-phosphorylierter Oligonukleotide an aktivierte Po
lystyrolträger (Rasmussen et al., Anal. Biochem. 198 (1991), 138-142). Ebenfalls möglich
ist die Verwendung kommerziell erhältlicher Glasträger, welche einerseits zur Bindung von
Aminolink-modifizierten Oligonukleotiden aktiviert sind und andererseits eine strukturierte
Oberfläche aufweisen, welche gegenüber einer planen Oberfläche eine größere Bindungs
kapazität besitzt (Fa. Surmodics, Eden Prairie, Minnesota, USA). Ein anderes bekanntes
Verfahren nutzt die hohe Affinität von Gold für Thiolgruppen zur Bindung von Thiol
modifizierten Oligonukleotiden an Goldoberfächen aus (Hegner et al., FEBS Lett. 336
(1993), 452-456).
Hybridisierung von zu amplifizierenden Nukleinäuren mit Primern aus Schritt a) bedeutet
die Ausbildung einer Hybridstruktur zwischen den Primern und einzelsträngigen Bereichen
von zu amplifizierenden Nukleinsäuren. Hierbei handelt es sich um ein Gemisch aus min
destens zwei Nukleinsäuren unterschiedlicher Sequenz, die amplifiziert werden sollen und
deren Sequenz sich als Folge der Amplifikation in den klonalen Inseln wiederfindet. Die
zu amplifizierenden Nukleinsäurefragmente können im Reaktionsraum frei (d. h. nicht im
mobilisiert) hydratisiert vorliegen. Es ist aber ebenso möglich, die zu amplifizierenden
Nukleinsäuren bereits vor dem Zusammenfügen von Oberfläche und Matrix auf die Ober
fläche aufzubringen, gegebenenfalls dort zu immobilisieren oder mit den immobilisierten
Primern zu hybridisieren sowie gegebenenfalls durch eine erste Strangverlängerung an den
auf diese Weise gebildeten Hybriden die Primer komplementär zu den zu amplifizierenden
Nukleinsäuren zu verlängern. Dabei wird in der Regel die Konzentration der zu amplifizie
renden Nukleinsäurefragmente im Reaktionsraum beziehungsweise ihre Dichte auf der
Oberfläche so eingestellt, daß der mittlere Abstand der in (c) durch Amplifikation einzelner
Nukleinsäuremoleküle entstehenden klonalen Inseln mindestens einen Mikrometer, min
destens zehn Mikrometer, mindestens hundert Mikrometer oder mindestens tausend Mik
rometer beträgt.
Bei den zu amplifizierenden Nukleinäuren handelt es sich vorzugsweise um DNA, wel
che als genomische DNA gewonnen wurde, welche aus Klonen (etwa Plasmiden, viralen
Vektoren, künstlichen bakteriellen oder Hefe-Chromosomen oder dergleichen) stammt,
welche mittels Amplifikation erzeugt wurde oder welche als cDNA durch "Umschreiben"
von RNA, insbesondere Boten-RNA, erhalten wurde. Eine nachträgliche Fragmentierung
kann sowohl durch sequenzunspezifische Verfahren, beispielsweise Scherung, als auch
durch sequenzspezifische Verfahren, insbesondere die Behandlung mit Restriktionsendo
nukleasen, erfolgen. Natürlich kann es sich bei den zu amplifizierenden Nukleinsäuren
auch um Nukleinsäureabschnitte handeln, die ohne vorhergegangene künstliche Fragmen
tierung bereits eine für eine Amplifikation geeignete Größe aufweisen, also beispielsweise
Nukleinsäureabschnitte bis zu einer Länge von 2000 Basenpaaren. Diese Voraussetzung
erfüllen beispielsweise zahlreiche Boten-RNA-Moleküle sowie die aus ihrer Umschreibung
resultierenden cDNA-Moleküle. Jedenfalls liegen die Nukleinsäuren bevorzugterweise in
Form einer Bibliothek vor. Es ist zweckmäßig die zu amplifizierenden Nukleinsäuren so zu
behandeln, daß diese Enden mit bekannten Sequenzen aufweisen, welche vorzugsweise in
Form von sog. Linkem oder Adaptoren in die Nukleinsäuren eingeführt wurden oder wel
che den ein "insert" flankierenden Vektorregionen der sogenannten multiple cloning site
entsprechen können. Beide Enden eines Fragments können identisch oder voneinander ver
schieden sein und können gegebenenfalls als Bindungsstelle für Primer dienen. Ein Ende
oder beide können Erkennungsstellen für eine oder mehrere Restriktionsendonukleasen
aufweisen. Die Präparation von cDNA-Fragmenten kann beispielsweise wie in der US-A 5 876 932
beschrieben vorgenommen werden, so daß die zu amplifizierenden Nukleinsäuren
auf einer Seite von einer allen Fragmenten gemeinsamen Linkersequenz und auf der ande
ren Seite von einer durch den verwendeten cDNA-Primer bestimmten Sequenz flankiert
werden.
Die Amplifikation erfolgt mit Hilfe bekannter Verfahren. Der Einsatz der Polymeraseket
tenreaktion, PCR, ist bevorzugt. Bei der PCR werden an der Oberfläche immobilisierte
Primer inkorporiert und auf diese Weise immobilisierte Kopien der zu amplifizierenden
Nukleinsäuren in Form klonaler oberflächengebundener Inseln gebildet. Bevorzugterweise
werden Amplifikationsgrad (bei einer PCR-Amplifikation über die Zyklenzahl beeinfluß
bar) und Menge der zu amplifizierenden Nukleinsäuren so gewählt, daß der mittlere Insel
durchmesser und der mittlere Abstand zweier Inseln in derselben Größenordnung liegen.
Dadurch wird sichergestellt, daß sich zwei Inseln in der Regel nicht berühren oder durch
dringen, also getrennt voneinander analysiert werden können, daß andererseits aber eine
möglichst hohe Inseldichte auf der Oberfläche erreicht wird, so daß eine möglichst große
Anzahl von Inseln gleichzeitig analysiert werden kann.
Alternativ zur Amplifikation mittels PCR sind zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch andere Amplifikationsreaktionen wie RNA-Polymerase-vermittelte lineare
Amplifikation (Van Gelder et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 87 (1990), 1663-7),
strand displacement-Amplifikation (Walker et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 89
(1992), 392-6), rolling circle-Amplifikation (Walter und Strunk, Proc. Natl. Acad. Sci. U.
S.A. 91 (1994), 7937-41), nucleic acid based sequence amplification (NASBA; Compton,
Nature 350 (1991), 91-2) etc. einsetzbar, vorausgesetzt, daß die entstehenden Amplifikati
onsprodukte entweder durch Inkorporation immobilisierter Primer an der Oberfläche fixiert
werden oder durch auf die Amplifikation sowie eine Hybridisierung an immobilisierte Primer
folgende "Umschreibung", also eine komplementäre Strangverlängerung, in immobili
sierte Kopien überführt werden können. Ferner könnte eine Immobilisierung durch Inkor
poration verschiedener Nukleotidbausteine in einem geringen Verhältnis (1 bis 2 Nukleo
tidbausteine pro Nukleinsäuremolekül) bewirkt werden.
Der Reaktionsraum der Amplifikation wird durch einen Raum gebildet, der durch die
Oberfläche und durch eine an die Oberfläche angrenzende mikrokompartimentierende Mat
rix begrenzt wird (1. Kriterium). Der Reaktionsraum ist der Raum, in welchem die Ampli
fikation der zu amplifizierenden Nukleinsäuren stattfindet. In einer Raumrichtung ist der
Reaktionsraum durch die Oberfläche begrenzt. In der Richtungen parallel zur Oberfläche
ist der Reaktionsraum zumindest bei einer ideal planaren Oberfläche prinzipiell unbegrenzt
(das heißt nur durch die frei wählbare Größe der Oberfläche begrentzt). Zur der Oberfläche
abgewandten Seite ist der Reaktionsraum durch eine an die Oberfläche angrenzende
mikrokompartimentierende Matrix begrenzt.
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß infolge der irreversiblen Immobilisierung der Primer
auf der Oberfläche in Schritt a) und der Hybridisierung der zu amplifizierenden Nuklein
säuren an die Primer in Schritt b) die Amplifikationsreaktion im Reaktionsraum nur in ei
nem maximalen Abstand von der Oberfläche stattfinden kann, der der Summe aus der Ma
ximallänge der zu amplifizerenden Nukleinsäure und der Länge gegebenenfalls zur Immo
bilisierung der Primer benutzen Molekülgruppen entspricht (2. Kriterium, das die Defini
tion des Reaktionsraums durch das notwendige Kriterium weiter konkretisiert).
Der Reaktionsraum enthält die zur Amplifikation notwendigen Reaktanden, einen oder
mehrere Katalysatoren und Hilfsstoffe (Nukleotide, Ionen, Enzyme, gegebenenfalls ein
weiterer Primer oder mehrere Primer) in hydratisierter Form. Erfolgt die Amplifikation
über PCR, so enthält der Reaktionsraum mindestens einen weiteren Primer, eine thermo
stabile Polymerase wie beispielsweise Taq-Polymerase, alle vier Nukleotidbausteine dATP,
dCTP, dGTP und dTTP sowie Ionen.
Bei der mikrokompartimentierenden Matrix handelt es sich um einen Festkörper, insbe
sondere um einen porösen und/oder gelartigen. Dieser Festköper ist von einer wässrigen
Phase derart durchdrungen, daß die Konvektion in der wässrigen Phase weitgehend auf
Mikrokompartimente beschränkt und, auf den Gesamtkörper bezogen, stark unterdrückt
wird. Ein wesentlicher Beitrag zum Stofftransport innerhalb der wässrigen Phase leistet die
Diffusion. In diesem Zusammenhang wird auch auf die US-A 5 958 698 Bezug genommen
(speziell auf US-A 5 958 698, Spalte 6 bis 7). Bevorzugt weist die Matrix an der Phasen
grenze zur wässrigen Phase hydrophile Gruppen auf, die durch die Ausbildung von Hyd
rathüllen eine Feinordnung des Wassers an der Phasengrenze bewirken. Die Matrix kann
verschiedenartig geformte innere Oberflächen aufweisen. Sie ist bevorzugt porös. Die
Mikrokompartimente können durch gewebeartige Netzwerke aus Fäden, Lamellen, Kapil
laren oder näherungsweise runden Körpern gebildet werden oder aus Gemischen davon.
Die Matrix kann also aus einem dreidimensionalen Netzwerk aus Polymeren oder Aggre
gaten derselben oder auch aus Monolithen oder gesinterten Partikeln oder kompakten Pa
ckungen von beliebig geformten Partikeln oder aus Schwämmen bestehen. Im Prinzip kann
die Massenverteilung auch rein stochastisch sein. Offenporige Matrizes, bei denen Mikro
kompartimente miteinander verbunden sind, eignen sich für das erfindungsgemäße Verfah
ren besonders gut. Stoffaustausch zwischen den Mikrokompartimenten soll nämlich zu
mindest für kleine Moleküle wie Nukleotide und Ionen idealerweise ungehindert, für grö
ßere Moleküle, insbesondere Nukleinsäuren hingegen idealerweise gering bis vernachläs
sigbar sein. In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
weist das Mikrokompartiment einen durchschnittlichen apparenten Durchmesser ("Poren
durchmesser") von 10 nm bis 1 Mikrometer, von höchstens zehn Mikrometern oder von
höchstens hundert Mikrometern auf. Jedenfalls muß der Porendurchmesser die enzymati
sche Amplifikation der zu amplifizierende Nukleinäuren in einem Mikrokompartiment
zulassen, was seine Größe nach unten begrenzt. Besonders geeignet sind Gele wie insbe
sondere die aus der elektrophoretischen Auftrennung von Nukleinsäuren bekannten Polyac
rylamid-Gele. Auch Agarosegele wären denkbar, vorausgesetzt sie sind unter den Amplifi
kationsbedingungen stabil. Eine Stabilisierung von Agarosegelen kann beispielsweise
durch Kreuzvernetzung mittels Divinylsulfon erfolgen (Porath et al., J. Chromatogr. 103
(1975), 49-62), so daß eine Kompatibilität mit den bei einer PCR-Amplifikation herr
schenden Temperaturbedingungen gegeben wäre.
Oberfläche und Matrix sind so schlüssig auszubilden, daß der Stoffaustausch von Nuklein
säuremolekülen entlang ihrer Grenzfläche, also zwischen Oberfläche und Matrix in x-y-
Richtung, nicht wesentlich größer ist als senkrecht zur Oberfläche in z-Richtung (3. Krite
rium). Dies bedeutet, daß mit dem Merkmal, daß der Reaktionsraum der Amplifikation
durch einen Raum gebildet wird, der durch die Oberfläche und durch eine an die Oberflä
che angrenzende mikrokompartimentierende Matrix begrenzt wird (notwendiges Kriteri
um), nicht die Bildung eines "Reaktorspaltes" gemeint ist, obwohl ein hinreichend schma
ler Spalt, der den vorgenannten schlüssigen Abschluß der Oberfläche zuläßt, nicht schäd
lich ist und durch die erfindungsgemäße Definition des Reaktionsraumes umfaßt ist. Eine
Möglichkeit, einen dichten Abschluß beider Materialien zu schaffen, besteht in der kova
lenten Vernetzung von Oberfläche und Matrix. Dies kann beispielsweise geschehen, indem
eine Oberfläche aus Glas mit "Bindesilan" (γ-Methacryloxy-propyl-trimethoxysilan) be
handelt wird, welches einerseits fest an der Glasoberfläche haftet, andererseits aber mittels
der in den Lösungsraum ragenden Acrylfunktion in polymerisierendes Acrylamid einpoly
merisieren kann. Dementsprechend kann ein hinreichend dichter Abschluß beispielsweise
zwischen einer Glasoberfläche und einer Matrix aus Polyacrylamid geschaffen werden,
indem die Polymerisation der Monomere zum polymeren Gel direkt auf der mit Bindesilan
beschichteten Oberfläche vorgenommen wird. Dabei kann die kovalente Verbindung zwi
schen Oberfläche und poröser Matrix so ausgestaltet werden, daß sie nach der Amplifikati
on gezielt (z. B. chemisch oder thermisch) wieder gelöst werden kann. Es ist aber ebenfalls
möglich, durch geeignete physikalische Vorbereitung der Oberfläche (insbesondere eine
geeignete Rauhheit und/oder ein geeignetes Maß an Hydrophilie bzw. Polarisierbarkeit)
einen ausreichend dichten Abschluß mit der porösen Matrix zu schaffen.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, in welcher die PCR zur
Amplifikation eingesetzt wird, liegen Gegenprimer im Reaktionsraum vor, die mit den
immoblisierten Primern aus Schritt a) in bezug auf die zu amplifizierenden Nukleinsäuren
ein oder mehrere PCR-Primerpaare, bestehend aus Primer(n) und Gegenprimer(n), bilden.
Mit dem Begriff PCR-Primerpaar, bestehend aus Primer und Gegenprimer, ist eine Kom
bination aus mindestens zwei Primern gemeint, die an Strang und Gegenstrang der konkret
zu amplifizierenden Nukleinsäure oder den zu amplifizierenden Nukleinsäuren unter
Hybridisierung binden können und dabei eine gegenläufige Orientierung aufweisen, so daß
die Amplifikation der durch die Primer flankierten Nukleinsäureabschnitte im Rahmen der
PCR möglich ist (siehe zum Überblick Bioanalytik, Lottspeich, Zorbas (Hrsg.) Spektrum
Verlag Heidelberg, 1998, Kapitel 24). In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens bilden die an der Oberfläche immobilisierten Primer
aus Schritt a) in bezug auf die zu amplifizierenden Nukleinsäuren kein PCR-Primerpaar.
Folglich läuft die PCR ausschließlich über einen immobilisierten und einen nicht immobi
lisierten Primer. Unerwünschte Nebenreaktionen lassen sich auf diese Weise unterdrücken.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in Schritt d) die Matrix
zum Zecke der Exposition der klonalen Inseln auf der Oberfläche im wesentlichen entfernt.
In Schritt (d) wird nach erfolgter Amplifikation die der Kompartimentierung dienende Mat
rix von der Oberfläche getrennt, so daß die an der Oberfläche gebildeten klonalen Inseln
frei zugänglich sind. Die Entfernung der Matrix kann rein mechanisch durch Abheben,
Abziehen etc. erfolgen; dabei kann zuvor eine Lockerung der Haftung etwa durch thermi
sche oder chemische Einflüsse vorgenommen werden. Ebenfalls denkbar wäre eine Auflö
sung der Matrix durch Schmelzen, enzymatische oder chemische Bindungsspaltung o. ä.,
vorausgesetzt unter den hierfür erforderlichen Bedingungen bleiben die klonalen Inseln im
wesentlichen unverändert an die Oberfläche gebunden.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Immoblisierung der
Primer aus Schritt a) auf der Oberfläche über Primer und Oberfläche kovalent verknüpfen
de Molekülgruppen bewerkstelligt.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die vorgenannten
Molekülgruppen unter Bedingungen gespalten, die Nukleinsäuren im wesentlichen nicht
zerstören.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens entsprechen die Molekül
gruppen der allgemeinen Formel I,
wobei n und m unabhängig voneinander 1 bis 30 bedeuten, und wobei
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immo bilisierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an ei ne immobilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immo bilisierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an ei ne immobilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
Die Analyse der klonalen Inseln besteht vorzugsweise in der Feststellung der Identität der
eine bestimmte Insel bildenden Nukleinsäuremoleküle, oder auch der Identität vieler oder
im wesentlichen aller auf einer Oberfläche gebildeten Inseln. Zur Identifikation von Nuk
leinsäuren nach dem Stand der Technik kommen im wesentlichen zwei Verfahren zur An
wendung, die Hybridisierung und die Sequenzierung. Hybridisierungsexperimente geben
Aufschluß über die Sequenzähnlichkeit zwischen (markierter) Sonde und immobilisierter
Nukleinsäure. Mittels Sequenzierung hingegen läßt sich die Identität eines Nukleinsäure
moleküls auch de novo, also ohne Vorannahmen und ohne Verfügbarkeit sequenzähnlicher
oder sequenzidentischer Sonden bestimmen. Einen Sonderfall stellt die Minisequenzierung
(Genomics 34 (1996), 107-13) dar, welche pro Template die Ermittlung lediglich einer
Base zuläßt und welche ebenfalls mit den durch Anwendung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens entstandenen Inseln durchgeführt werden kann.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt in Schritt e) eine A
nalyse der klonalen Inseln durch Hybridisierung mit markierten Nukleinsäuresonden.
Zur Hybridisierung der in Schritt (c) gebildeten, in klonalen Inseln vorliegenden Nuklein
säuremoleküle ist zunächst dafür zu sorgen, daß die Nukleinsäuremoleküle einzelsträngig
vorliegen. Sind durch die Amplifikation doppelsträngige Moleküle entstanden, wie es in
der Regel auf PCR-Amplifikationen zutrifft, so ist von diesen in der Regel lediglich ein
Strang kovalent immobilisiert (nämlich durch vorherige Inkorporation eines immobilisier
ten Oligonukleotidprimers), während der andere, mit diesem immobilisierten Strang hybri
disierte Gegenstrang durch Denaturierung entfernt werden kann. Diese Denaturierung er
folgt in der Regel durch Hitze oder alkalische Behandlung, gefolgt von oder gleichzeitig
mit einem Waschschritt. Danach kann in geeigneter Lösung bei geeigneten Temperatur-
und Zeitbedingungen (siehe hierfür etwa Ausubel et al., Current Protocols in Molecular
Biology (1999), John Wiley & Sons) mit einer einfachen oder einer komplexen Sonde
hybridisiert werden. Einfache Sonden enthalten i. d. R. lediglich eine einzige oder wenige
verschiedene Nukleinsäurespezies, welche auf geeignete Weise (meist fluoreszent oder
radioaktiv) markiert wurden. Handelt es sich um ein Gemisch einiger weniger verschiede
ner Nukleinsäurespezies, so können diese mit der gleichen oder mit unterscheidbaren Mar
kierungen versehen werden. Eine einfache Sonde kann dann eingesetzt werden, wenn man
die An- oder Abwesenheit einer bestimmten oder einiger bestimmter Nukleinsäurespezies
in den auf der Oberfläche gebildeten Inseln ermitteln möchte. Komplexe Sonden hingegen
enthalten eine Vielzahl verschiedener Nukleinsäurespezies, beispielsweise aus einer Um
schreibung von aus biologischem Material gewonnener mRNA erhaltenen geeignet markierten
cDNA-Molekülen. Häufig werden solche cDNA-Sonden (oder auch durch erneutes
Umschreiben und Markieren erhaltene Sonden aus sogenannter cRNA ["copy-RNA"] oder
aRNA ["amplified RNA"]) zur Genexpressionsanalyse eingesetzt. In diesen Fällen werden
abundante mRNA-Moleküle durch abundante Sondenmolekülspezies und weniger abun
dante mRNA-Moleküle durch weniger abundante Sondenmolekülspezies repräsentiert. Die
Abundanz einer Sondenmolekülspezies hingegen hat wiederum Einfluß auf die nach er
folgter Hybridisierung am Ort der Hybridisierung lokalisierte Menge an Markierungsgrup
pen: abundante mRNA-Moleküle führen zu stärkeren Hybridisierungssignalen als weniger
abundante mRNA-Moleküle. Werden nun die mit zwei (oder mehr) verschiedenen Sonden
erhaltenen, zuvor kalibrierten Hybridisierungsergebnisse miteinander verglichen, so kön
nen diejenigen Hybridisierungsorte ermittelt werden, an denen mit einer Sonde stärkere
bzw. schwächere Signale erhalten werden als mit der (oder den) anderen Sonde(n). Ein
solcher Vergleich kann stattfinden, indem die Hybridisierung mit den dann auf gleiche
Weise markierten Sonden unabhängig voneinander stattfindet (Lockhart et al.). Es ist aber
ebenfalls möglich, verschiedene Sonden auf voneinander unterscheidbare Weise zu mar
kieren, die Sonden miteinander zu vermischen und gleichzeitig zu hybridisieren (sog.
"kompetitive Hybridisierung"; vgl. Schena et al.). In jedem Fall repräsentieren diejenigen
Orte, an denen mit verschiedenen Sonden unterschiedlich starke Hybridisierungssignale
erhalten werden, in beiden Sonden verschieden häufig vertretene mRNA-Spezies und somit
differentiell exprimierte Gene.
Da es sich bei den DNA-arrays nach dem Stand der Technik (Lockhart et al., Schena et al.)
um "geordnete" arrays handelt, bei denen bekannte Nukleinsäuren in bekannter Anordnung
auf einer Oberfläche abgelegt oder erzeugt werden, ist von einem über ein bestimmtes
Hybridisierungssignal identifizierten Ort auf der Oberfläche unmittelbar ein Rückschluß
auf die an diesem Ort befindliche Nukleinsäurespezies möglich. Bei den nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren erhaltenen Anordnungen von Nukleinsäureinseln handelt es sich
hingegen um den Regeln der Selbstorganisation folgenden Zufallsanordnungen; die Identi
tät der Nukleinsäuremoleküle in einer jeden Insel ist also unbekannt. Wird nun eine dieser
Inseln durch Hybridisierung mit einer komplexen Sonde als von Interesse erkannt, bei
spielsweise weil sie ein differentiell exprimiertes Gen zu repräsentieren scheint, so ist eine
nachfolgende Identifikation ihrer Identität vorzunehmen. Bevorzugterweise geschieht dies
durch selektive Ablösung der diese Insel bildenden Nukleinsäuremoleküle, gefolgt von
einer Reamplifikation und einer üblichen Technik zur Identifikation, insbesondere einer
Sequenzierung.
Um eine selektive Ablösung der Nukleinsäuremoleküle ausgewählter Inseln von der Ober
fläche zu ermöglichen, besitzt bevorzugterweise mindestens ein an der Oberfläche immo
bilisierter Primer eine Gruppe, welche eine durch Einwirkung elektromagnetischer Strah
lung (beispielsweise im UV-Bereich) photochemisch spaltbare Bindung aufweist. Diese
Gruppe ist so mit dem Primermolekül zu verbinden, daß das auf einer Oberfläche immobli
sierte Primermolekül durch elektromagnetische Strahlung, also photolytisch von der Ober
fläche entfernt werden kann.
Bei der photolytisch spaltbaren Gruppe handelt es sich bevorzugt um eine Gruppe der all
gemeinen Formel II
Hierbei ist X oder Y mit dem Oberfläche verbunden oder verbindbar, während der jeweils
andere Rest mit der 5'-OH-Gruppe des 5'-terminalen Ribosylrestes oder mit einer an den
5'-terminalen Ribosylrest gebundenen Base verbunden ist. n und m sind natürliche Zahlen
von 1 bis 30.
Ferner beschreiben Venkatesan und Greenberg (J. Org. Chem. 61 (1996), 525-529) die
Synthese photolytisch spaltbarer Verbindungsmoleküle (engl. linker; zu unterscheiden von
ebenfalls als linker oder adaptor bezeichneten kurzen synthetischen DNA-
Doppelstrangabschnitten) für die Oligonukleotidsynthese, die nach erfolgter Synthese die
Abspaltung des Oligonukleotids vom festen Träger erlauben. Auch solche Linker können
statt der Gruppierung der allgemeinen Formel II eingesetzt werden, sofern man diese ab
weichend von der in Venkatesan und Greenberg vorgeschlagenen Vorgehensweise mit dem
5'-Ende der Oligonukleotide verbindet, so daß eine Verlängerung der Oligonukleotide
durch eine Polymerase möglich bleibt.
In einer bevorzugten Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Vergleich ver
schiedener Sonden durch kompetitive Hybridisierung werden die auf der Oberfläche statt
gefunden habenden differentiellen Hybridisierungsereignisse bestimmt. Differentielle
Hybridisierungsereignisse zeigen an, daß eine auf einer Stelle der Oberfläche konzentrierte
Sorte von Nukleinsäuremolekülen mit einer Sonde oder mit einem Sondengemisch stärker
hybridisiert als mit einer anderen Sonde oder mit einem anderen Sondengemisch.
Besonders zuverlässig lassen sich solche Ereignisse erkennen, wenn wie von Schena et al.
beschrieben eine kompetitive Hybridisierung durchgeführt wird, bei der die eingesetzte
Sonde aus einem Gemisch von unterschiedlich fluoreszenzmarkierten, aus unterschiedli
chen (insbesondere zwei) Proben gewonnenen Nukleinsäuren besteht. Zunächst wird die
Oberfläche, auf der die Hybridisierung stattgefunden hat, abgetastet, das heißt es wird die
lokal gebundene Sondenmenge (etwa durch Messen der Fluoreszenzaktivität) bestimmt.
Bei Einsatz einer Sonde, die aus einem Gemisch von unterschiedlich fluoreszenzmarkier
ten, aus unterschiedlichen (insbesondere zwei) Proben gewonnenen Nukleinsäuren besteht,
kann Abtasten das zeitgleiche oder nacheinander erfolgende Bestimmen der Fluoreszenz
aktivität bei zwei unterschiedlichen Anregungs- und/oder Emissionswellenlängen bedeu
ten. Die ortsaufgelösten Fluoreszenzsignale müssen für jeden Fluorophor kalibriert werden.
Diese Kalibrierung kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Zum Beispiel ist es mög
lich, mit einem internen Standard zu arbeiten, wie dies in Schena et al. beschrieben wird. In
diesem Fall würde als Sonde ein Gemisch aus unterschiedlich markierter cDNA unter
schiedlicher Herkunft eingesetzt, indem man zunächst eine mRNA bestimmter Herkunft
zusammen mit einer bekannten mRNA bekannter Konzentration revers transkribiert und
Fluoreszenz-markiert (z. B. mit Fluoreszein) und dasselbe mit der mRNA der anderen Her
kunft durchführt, aber einen anderen Fluoreszenz-Marker benutzt (z. B. Lissamin). Wenn
man eine definierte Menge Nukleinsäure, an welche die unterschiedlich markierten Proben
des internen Standards binden können, auf eine definierte Stelle der Oberfläche aufbringt,
dann können die durch Abtasten der Oberfläche ermittelten örtlichen Fluorezenzsignale auf
den internen Standard bezogen werden, so wie in Schena et al. beschrieben. Alternativ
kann man auch den Quotient aus der örtlichen Signalintensität bezüglich beider Fluoropho
re bilden und über die Anzahl der Meßorte arithmetisch mitteln. Der auf diese Weise er
haltene Selektivitätsfaktor
gibt näherungsweise die relative Sensiti
vität der Detektion der beiden Fluorophore a und b an, wenn sich die mRNA-Proben unter
schiedlicher Herkunft nicht zu stark unterscheiden (Sa(x, y) = Fluoreszenzintensität, die auf
den Fluorophor a zurückgeht am Meßpunkt mit den Koordinaten x, y in einer Matrix von x
= 1 bis X und y = 1 bis Y, Sb(x, y) analog). Häufig erscheint es angebracht, Signale, die auf
unspezifische Bindung zurückgehen, vom Fluoreszenzsignal abzuziehen, bevor der Selek
tivitätsfaktor und alle anderen Daten aus den Rohdaten ermittelt werden. Dies setzt allerdings
voraus, daß sich die unspezifische Bindung genau genug bestimmen läßt, was nicht
immer der Fall sein wird, so daß bisweilen auf eine solche Korrektur verzichtet wird.
Der Selektivitätsfaktor fab kann also in Analogie zu Schena et al. unter Verwendung eines
internen Standards berechnet werden, oder es kann die oben genannte vereinfachte Defini
tion zugrunde gelegt werden. Ein differentielles Hybridisierungsereignis hat per definitio
nem stattgefunden, wenn der örtliche Quotient aus den auf Fluorophor a und Fluorophor b
zurückgehenden Fluoreszenzintensitäten größer als g.fab oder kleiner als 1/g.fab ist, wobei
g größer 1,5, bevorzugt größer als 2, vor allem größer als drei ist.
Ein differentielles Hybridisierungsereignis weist am Ort x, y in einer Matrix von x = 1 bis X
und y = 1 bis Y einen Quotienten Sa/Sb auf, der durch eine der folgenden Ungleichungen
gekennzeichnet ist:
Die Auflösung, das heißt die Werte X und Y der x,y-Matrix werden durch die Auflösung
des Abtastvorganges begrenzt. Wird ein CCD-Chip eingesetzt, so kann X.Y die Auflösung
des Chips bedeuten.
Wie bereits oben beschrieben, ist es ebenfalls möglich, auf den gleichzeitigen Einsatz
zweier oder mehr Fluorophore, die jeweils mit einer mRNA einer bestimmten Herkunft
gekoppelt sind, zu verzichten. In diesem Fall müßte man zwei (oder mehr) Sonden einset
zen, die denselben Fluorophor tragen, die aber auf mRNA unterschiedlicher Herkunft zu
rückgehen. Dann würde man zunächst eine erste Hybridisierung mit Sonde a durchführen,
das erste Hybridisierungsergebnis durch ortsaufgelöste Fluorezenzmessung detektieren, die
hybridisierte Sonde a entfernen, eine zweite Hybridisierung mit Sonde b durchführen, das
zweite Hybridisierungsergebnis detektieren (und gegebenenfalls noch weitere Zyklen be
stehend aus Entfernung einer hybridisierten Sonde, Hybridisierung einer weiteren Sonde
und Detektion des Hybridisierungsergebnisses durchführen) und die erhaltenen Hybridisie
rungsergebnisse miteinander vergleichen. Die oben aufgeführte Gleichung und die Unglei
chungen bleiben anwendbar, allerdings bedeuten die Indices a und b dann die jeweiligen
Meßdurchgänge bei Anwendung von Sonden a und b, die auf Proben unterschiedlicher
Herkunft zurückgehen.
Um zu entscheiden, ob ein Ort x, y Teil eines authentischen differentiellen Hybridisierungs
ereignisses ist, sollten die Quotienten Sa(x, y)/Sb(x, y) benachbarter Orte verglichen werden.
Flächen, die ein differentielles Hybridisierungsereignis aufweisen, gehen in der Regel auf
klonale Inseln auf der Oberfläche zurück und haben somit eine im wesentlichen runde
Form und einen Durchmesser größer 0,1 µm, bevorzugt größer 0,75 µm oder 1,0 µm auf
der Oberfläche, vor allem 1,2-2,0 µm. Mit diesem Filterkriterium lassen sich Artefakte
weitgehend vermeiden.
Die Bereiche, an denen differentielle Hybridisierungsereignisse stattgefunden haben, wer
den selektiv derart behandelt, daß die dort immobilisierten Moleküle mindestens zum Teil
von der Oberfläche abgelöst werden. Bevorzugt geschieht dies durch lokal begrenzte Ein
wirkung elektromagnetischer Strahlung, insbesondere UV-Strahlung oder Strahlung im
sichtbaren Bereich, die in der Lage ist, photochemische Spaltung einer photolabilen Grup
pe herbeizuführen, über die die immobilisierten Primermoleküle an die Oberfläche gebun
den sind. Wichtig hierbei ist, daß lediglich diejenigen Bereiche der elektromagnetischen
Strahlung ausgesetzt werden, von denen eine Ablösung und Wiedergewinnung der Nuk
leinsäuremoleküle gewünscht ist. Nach selektiver Ablösung der Nukleinsäuremoleküle, die
an einem differentiellen Hybridisierungsereignis beteiligt sind, werden diese von der Ober
fläche abgewaschen.
Zur Analyse der von der Oberfläche abgelösten sowie in Waschlösung überführten Nuk
leinsäuremoleküle wird in der Regel zunächst eine Vervielfältigung erforderlich sein, wel
che bevorzugt mittels in vitro-Amplifikation oder über Klonierung oder eine Kombination
hiervon erfolgt. Die weiter vorzunehmenden Analyseschritte richten sich im Rahmen der
dem Fachmann geläufigen Vorgehensweisen nach der verfolgten Fragestellung, werden
aber in der Regel eine Sequenzierung der erhaltenen Nukleinsäuren beinhalten. Oft werden
die erhaltenen Nukleinsäuren auch zum Durchsuchen genomischer oder cDNA-
Bibliotheken eingesetzt. Bei einer Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Expressionsanalyse wird meist eine Überprüfung der erhaltenen Sequenzen mittels eines
Quantifizierungsverfahrens, beispielsweise Northern-Hybridisierung oder quantitative
PCR, erfolgen. Weiterhin können die Ergebnisse zur Abfrage elektronischer Datenbanken,
beispielsweise Sequenzdatenbanken, eingesetzt oder ihrerseits in Datenbanken eingespeist
werden.
In einer weiteren Ausführungsform werden die an nicht-differentiellen Hybridisierungse
reignissen beteiligten Nukleinsäuremoleküle und/oder die an sie hybridisierten Sonden
moleküle so verändert, daß sie für eine Ablösung und/oder spätere Vervielfältigung nicht
mehr zur Verfügung stehen, also entfernt oder inaktiviert werden.
Bevorzugt werden die nicht an nicht-differentiellen Hybridisierungsereignis
sen beteiligten Nukleinsäuremoleküle mit elektromagnetischer Strahlung geeigneter Wel
lenlänge sowie einem Vernetzungsreagenz behandelt, so daß es zu die durch Hybridisie
rung entstandenen Doppelstränge vernetzenden Photoreaktionen kommt. Beispielsweise
beschreiben Spielmann et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89 (1992), 4514-8) die kovalente
Verknüpfung miteinander hybridisierter DNA-Stränge durch Interkalation von 4'-
Hydroxymethyl-4,5',8-trimethylpsoralen mit anschließender Bestrahlung bei 366 nm. Fer
ner kann auch auf ein Vernetzungsagens verzichtet werden, indem man die entsprechenden
Nukleinsäuremoleküle und Sonden infolge elektromagnetischer Einwirkung irreversibel
kreuzvernetzt (Thymidin-Dimer-Bildung). Eine weitere Möglichkeit ist das irreversible
Verbinden der entsprechenden Nukleinsäuremoleküle und Sonden mit der Oberfläche
durch lokale Erhitzung.
Natürlich können auch zunächst die an nicht-differentiellen Hybridisierungse
reignissen beteiligten Nukleinsäuremoleküle und Sonden entfernt werden. Dies kann z. B.
durch die Spaltung photolabiler Gruppen inmitten des Linkers bewirkt werden, der die
verlängerten Primermoleküle, also die Nukleinsäuremoleküle mit der Oberfläche verbindet.
Zum Beispiel könnte ein Konstrukt wie in Formel II angegeben zum Einsatz kommen. Die
an differentiellen Hybridisierungsereignissen beteiligten Nukleinsäuremoleküle und Son
den werden dann in einem zweiten Schritt entfernt, der nicht mehr selektiv sein muß. Diese
in einem zweiten Schritt freigesetzten Nukleinsäuremoleküle und Sonden werden, wie o
ben beschrieben, analysiert.
Im Ergebnis äquivalent wäre im übrigen auch der Einsatz von LCM (Laser capture Mikro
dissection, Emmert-Buck et al., Science 274 (1996), 998-1001) zur Isolation derjenigen
Nukleinsäure-Inseln, an denen differentielle Hybridisierungsereignisse stattgefunden ha
ben, sofern die zur Immobilisierung verwandte Oberfläche hierfür geeignete Eigenschaften
aufweist. Zur Anwendung von LCM im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens wäre es
erforderlich, eine Oberfläche zur Verfügung zu stellen, welche einerseits gegen die wäh
rend der Amplifikation und Hybridisierung herschenden Bedingungen beständig ist, sich
andererseits aber nach Kontakt mit thermisch erweichter und wieder abgekühlter Poly
ethylenvinylacetat-Transferfolie lokal gemeinsam mit dieser vom Träger abziehen läßt.
Hierfür könnte beispielsweise eine zur Bindung von Nukleinsäuren chemisch geeignet mo
difizierte (Rasmussen et al.) Polystyrolfolie auf einen Kunststoff oder Glasträger auf
gepreßt werden. Um die nach erfolgtem Transfer zwischen Transferfolie und und Polysty
rolfolie eingeschlossenen Nukleinsäuren zugänglich zu machen, könnte die Polystyrolfolie
mit geeigneten Lösungsmitteln, beispielsweise Aceton, aufgelöst werden.
Anwendungsbereiche des erfindungsgemäßen Verfahrens sind insbesondere all diejenigen
Fragestellungen, bei denen zwei oder mehrere Nukleinsäuremischungen daraufhin unter
sucht werden sollen, ob einzelne Nukleinsäurespezies in den Gemischen in unterschiedli
cher Häufigkeit enthalten sind, und die diese Spezies repräsentierenden immobilisierten
Nukleinsäuren isoliert werden sollen. Dies ist beispielsweise bei der Expressionsanalyse
der Fall, bei der häufig die Zusammensetzung verschiedener cDNA-Präparationen vergli
chen wird und die Aufgabe in der Identifikation derjenigen cDNA-Spezies besteht, welche
sich in ihrer relativen Häufigkeit zwischen den Präparationen unterscheiden. Eine andere
Anwendung ist der Vergleich von Gemischen von aus genomischer DNA gewonnenen
DNA-Fragmenten, wobei oftmals bestimmte Fragmente (beispielsweise durch "Doppel
restriktionsverdau" mit zwei verschiedenen Restriktionsendonukleasen gewonnen) ledig
lich in einem Teil der untersuchten Präparationen vorhanden sind. Derartige Fragmente, die
bisher meist über das bekannte RFLP (Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus)-
Verfahren (Kiko et al., Mol. Gen. Genet. 172 (1979), 303-12) identifiziert werden, eignen
sich beispielsweise für genomische Kartierungen sowie zur Analyse von SNPs (single
nucleotide polymorphisms) (Palmatier et al., Biol. Psychiatry 46 (1999), 557-67). Ein wei
terer Anwendungsbereich, welcher vor allem in der Pflanzenzüchtung eine wichtige Rolle
spielt, besteht in der Untersuchung von genomischen Fragmenten, die auf einer Seite von
einer Erkennungsstelle für eine bestimmte Restriktionsendonuklease und auf ihrer anderen
Seite von einer aus einem Transposon stammenden Sequenz flankiert werden (Arbuckle et
al., WO 99/41415). Da die Insertion bzw. Exzision von Transposons Eigenschaften eines
Organismus beeinflussen können, ist die Kenntnis solcher Prozesse und ihrer genauen Lage
im Genom, etwa für Züchtungszwecke, von großem Interesse; zudem können Transposons
als gut geeignete genomische Marker verwendet werden.
Soll das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise zur vergleichenden Expressionsanaly
se zweier biologischer Proben eingesetzt werden, so werden häufig die folgenden Schritte
zur Anwendung kommen: zunächst werden Aliquots der aus beiden Proben gewonnenen
RNAs vereinigt und in doppelsträngige cDNA überführt. Diese wird einem Restriktions
verdau, beispielsweise mit einem häufig schneidenden Enzym wie MboI, unterworfen, ge
folgt von der Ligation doppelsträngiger Linker. Hierbei ist bevorzugt, eine Normalisierung
der doppelsträngigen cDNA oder der linkerflankierten Fragmente nach einem der aus dem
Stand der Technik bekannten Verfahren vorzunehmen (vgl. beispielsweise Bonaldo et al.,
Genome Res. 6 (1996), 791-806). Anschließend wird eine Festphasenamplifikation gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren durchgeführt. Hierzu werden Primermoleküle, welche
an die durch den verwendeten cDNA-Primer eingeführte Sequenz bzw. an die durch die
Linker vorgegebene Sequenz binden können, auf einer Oberfläche immobilisiert, wobei die
Immobilisierung über eine photolabile, in der Regel kovalente Bindung erfolgt. Nach Auf
bringen einer porösen Matrix, welche eine Amplifikationsmischung enthält, sowie der zu
amplifizierenden linkerflankierten cDNA-Fragmente werden wie oben beschrieben Nuk
leinsäureinseln erzeugt. Dabei ist es selbstverständlich ebenso möglich, anstelle von
cDNA-Fragmenten genomische Fragmente einzusetzen, was insbesondere bei kleinen Ge
nomen, beispielsweise Bakteriengenomen, gewünscht sein kann. Auch Klone aus bereits
existierenden Plasmid-, Phagen-, YAC-, BAC- oder anderen Banken können verwendet
werden. Jedenfalls wird nach erfolgter Amplifikation sowie Entfernung der porösen Matrix
unter denaturierenden Bedingungen gewaschen, um die die Inseln bildenden Nukleinsäuren
in den einzelsträngigen und somit hybridisierungsfähigen Zustand zu überführen.
Zur Identifikation derjenigen Inseln, welche differentiell exprimierte Gene enthalten, wer
den Aliquots der zu analysierenden RNAs in Gegenwart von fluoreszenzmarkierten Nukle
otidanaloga, beispielsweise Cy3-dUTP oder Cy5-dUTP, separat revers transkribiert. Dabei
wird die aus einer Probe gewonnene cDNA mit einer Markierung und die aus der anderen
Probe gewonnene cDNA mit der anderen, hiervon unterscheidbaren Markierung versehen.
Die Proben werden miteinander vermischt, denaturiert und unter Hybridisierungsbedin
gungen mit der vorbereiteten, die nunmehr einzelsträngigen Nukleinsäuren tragenden O
berfläche in Kontakt gebracht. Nach Hybridisierung und Waschen werden die von beiden
Sondentypen stammenden Fluoreszenzsignale detektiert, und es werden wie in Beispiel
beschrieben die Positionen derjenigen Inseln (in Hinblick auf ihre Fluoreszenz oft auch als
"spots" bezeichnet) bestimmt, an welchen überdurchschnittlich viel oder überdurchschnitt
lich wenig Moleküle des einen Sondentyps im Vergleich zu Molekülen des anderen Son
dentyps hybridisiert sind. Diese ausgewählte Inseln, jetzt bestehend aus mit Sondenmole
külen hybridisierten immobilisierten Nukleinsäuremolekülen, werden nun photolytisch von
der Oberfläche gelöst und abgewaschen. Die Waschlösung enthält dann ein Gemisch von
Restriktionsfragmenten, welche in beiden biologischen Proben unterschiedlich stark
exprimierte Gene repräsentieren. Um die entsprechenden Gene zu identifizieren, werden
die Restriktionsfragmente mittels PCR reamplifiziert; hierbei kommen Primer zur Anwen
dung, die die gleiche Sequenz aufweisen wie zuvor die zur Festphasenamplifikation einge
setzten Primer. Da es sich in der Regel um ein Gemisch verschiedener Fragmente handeln
wird, muß eine Möglichkeit zur Auftrennung geschaffen werden. Diese Auftrennung kann
durch Klonierung der Reamplifikationsprodukte erfolgen, es ist aber auch eine Größenauf
trennung über präparative Gelelektrophorese, besonders Polyacrylamidgelelektrophorese,
möglich. Zur Identifikation werden die aufgetrennten Produkte in der Regel sequenziert
und die Sequenz für Datenbankabfragen verwendet. Oft wird auf diese Weise bereits ein
deutig klar, welches der bereits beschriebenen und in den abgefragten Datenbanken einge
tragenen Gene zu den zwischen den untersuchten Proben differentiell exprimierten Genen
gehört. In vielen Fällen führt die Datenbankabfrage allerdings nicht zu einem bereits cha
rakterisierten Gen, sondern liefert lediglich sequenzidentische DNA-Abschnitte (sog.
ESTs, expressed sequence tags), denen bisher keine Funktion und insbesondere auch noch
keine vollständige cDNA bzw. kein korrespondierender genomischer Locus zugeordnet
wurde. In noch anderen Fällen führt die Datenbankabfrage zu gar keiner ähnlichen oder
signifikant partiell identischen Sequenz. In den beiden letzten Fällen wird man in der Regel
versuchen, längere (möglichst vollständige) cDNA-Moleküle des jeweiligen Gens zu er
halten. Dies ist über das Durchsuchen von cDNA-Banken möglich, bisweilen wird man
aber auch das Durchsuchen genomischer Banken vorziehen. Eine Alternative besteht im
von Frohman et al. (Proc. Nat. Acad. Sci. U.S.A. 85 (1988): 8998-9002) beschriebenen
Verfahren des "rapid amplification of cDNA ends", welches die Isolation vollständiger
cDNA-Moleküle mittels in vitro-Amplifikation erlaubt. Weiterhin wird man eine Expressi
onsquantifizierung der identifizierten Gene anschließen. Da keine eindeutige Zuordnung
einer einzelnen der zahlreichen simultan abgelösten Nukleinsäureinseln zu einem nachfol
gend identifizierten Gen mehr möglich ist, kann das an einer bestimmten Insel erhaltene
Verhältnis der Signalstärken beider Sonden-Fluorophore nicht zur Bestimmung eines Re
gulationsfaktors des entsprechenden Gens herangezogen werden. Vielmehr wird man sich
der dem Fachmann geläufigen Techniken wie etwa quantitative PCR oder Northern blot
ting bedienen, um das Maß der Expressionsveränderung jedes einzelnen identifizierten
Gens zu ermitteln. In jedem Fall liefert das Verfahren, wenn es zur vergleichenden Expres
sionsanalyse verschiedener Proben eingesetzt wird, ein Gemisch von cDNA-Fragmenten,
die zwischen den Proben differentiell exprimierte Gene repräsentieren. Beim analog ver
laufenden Einsatz zum Genomvergleich hingegen werden genomische Abschnitte isoliert,
welche eine veränderte Kopienzahl aufweisen (z. B. "loss of heterozygosity" oder Amplifi
kation bestimmter genomischer Abschnitte in Tumorgewebe) oder auch nur in einem Teil
der untersuchten Genome vorkommt (z. B. Insertionen oder Deletionen oder auch Frag
mente, die genomische Umlagerungen repräsentieren).
Jedenfalls kann im Rahmen der Erfindung eine photolytisch spaltbare Verbindung einge
setzt werden, welche bevorzugterweise während der Oligonukleotidsynthese in das Nuk
leinsäure-Rückgrat inkorporiert wird und die nachfolgende photolytische Abspaltung min
destens eines Teils des Oligonukleotids von einer Oberfläche ermöglicht. In einer bevor
zugten Form weist besagte photolytisch spaltbare Verbindung die o-Nitrobenzyl-
Grundstruktur auf, wobei die Verbindung als spaltbarer Linker zwischen der 5'-OH-
Gruppe einer Ribose- oder Desoxyribosegruppe und entweder der 3'-OH-Gruppe einer
weiteren Ribosegruppe oder einer Atomgruppe, welche die Immobilisierung eines Oligo
nukleotids vermitteln kann, positioniert werden kann. Besonders bevorzugt sind Verbin
dungen, die mit den bei der automatischen Oligonukleotidsynthese herrschenden Reakti
onsbedingungen kompatibel sind und daher bei der automatischen Synthese direkt in das
betreffende Oligonukleotid inkorporiert werden können.
Eine solche Verbindung wird durch die allgemeine Formel I beschrieben,
wobei n und m unabhängig voneinander 1 bis 30 bedeuten,
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immo bilisierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an ei ne immobilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immo bilisierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an ei ne immobilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
trägt, sowie ihre Salze.
Bevorzugt sind Verbindungen bei welchen R1 die Bedeutung Dimethoxytrityloxy (DMTO),
-NH2, -OH, -OPO3H2, -SH, -NCS, -NCO oder
N-Succinimidyloxycarbonyl (siehe oben) trägt.
Ein weiterer Gegenstand ist ferner die Verwendung der beschriebenen Verbindungen als
photochemisch spaltbare Gruppe bei der Immobilisierung von Nukleinsäuren. Die Gruppe
kann durch Licht einer Wellenlänge von 400 nm gespalten werden.
In einer weiterer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt in Schritt e)
eine Analyse der klonalen Inseln über Parallelsequenzierung.
In einer weiterer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt in Schritt e)
Sequenzierung über eine Nukleinsäurepolymerase vermittelte Inkorporation von Abbruchnu
kleotiden mit entfernbaren Schutzgruppen.
In einer weiterer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens umfaßt in Schritt e)
die Sequenzierung die Schritte: i) Ligation eines Linkers an die zu analysierende Nuk
leinsäure, wobei der Linker eine Restriktionsschnittstelle für eine IIS-Restriktionsendo
nuklease aufweist, und ii) Identifikation des Linkers und iii) der Schnitt mit der Restrikti
onsendonuklease.
Bei einer ersten hierfür in Frage kommenden Methodik handelt es sich um das Verfahren
der Minisequenzierung (Jalanko et al., Clin. Chem. 38 (1992), 39-43), bei welchem von
jedem Template (hier also von jeder Nukleinsäureinsel) lediglich eine einzige Base be
stimmt wird. Hierzu wird ein Oligonukleotidprimer an die zu sequenzierenden Nukleinsäu
remoleküle hybridisiert und mittels einer Polymerase um ein markiertes Nukleotid, i. d. R.
ein Abbruchnukleotid, verlängert. Mittels der Markierung läßt sich anschließend ermitteln,
welche der vier möglichen Basen inkorporiert wurde. Das erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt auch eine ein- oder mehrfach wiederholte Minisequenzierung der Nukleinsäurein
seln, indem nach erfolgter Hybridisierung und Verlängerung eines ersten Oligonukleo
tidprimers um eine markierte Base sowie deren Detektion der verlängerte Primer unter de
naturierenden Bedingungen wieder entfernt wird (oder aber auch die Markierung entfernt
oder verändert wird), gefolgt von einem weiteren Zyklus von Hybridisierung eines zweiten
Oligonukleotidprimers sowie seiner Verlängerung und Detektion der inkorporierten Base,
etc. So ist es möglich, mit hohem Durchsatz und geringem experimentellen Aufwand ein
genotyping zahlreicher verschiedener Templates auf einer einzigen, gemäß dem erfin
dungsgemäßen Verfahren erzeugten Oberfläche durchzuführen.
Ein weiteres verwendbares Verfahren zur Sequenzierung der mittels des erfindungsgemä
ßen Verfahrens erhaltenen Nukleinsäureinseln wurde von Ansorge (DE 41 41 178) be
schrieben. Hierzu werden Hybride aus Sequenzierprimer und einzelsträngigem immobili
siertem Template (also den durch Festphasenamplifikation gebildeten Nukleinsäureinseln)
mit einer Primerextensionsmischung, enthaltend eine Polymerase und eines der vier
Nukleotide in markierter Form, inkubiert. Erfolgte Nukleotid-Inkorporation wird über die
Markierung festgestellt, dann wird die Markierung entfernt, und ein nächstes markiertes
Nukleotid wird angeboten. Dabei kann zyklisch eine Löschung (d. h. Veränderung oder
Entfernung) der Markierungen vorgenommen werden. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise
ist allerdings, daß die Zahl unmittelbar nacheinander inkorporierter identischer Basen le
diglich aus der erhaltenen Signalstärke herleitbar ist, was naturgemäß bei längeren Homo
polymer-Sequenzen von beispielsweise 3 oder mehr aufeinanderfolgenden identischen Ba
sen stark fehlerbehaftet sein kann. Weiterhin bietet DE 41 41 178 kein überzeugendes
Konzept für eine Löschung der Markierungen an: Sofern eine Löschung lediglich durch
Ausbleichen eines Fluoreszenzfarbstoffs vorgenommen wird, so verbleibt eine chemisch
veränderte, nicht mehr (oder schwächer) zur Fluoreszenz befähigte Markierungsgruppe an
jeder Base enthalten. Diese veränderten Gruppen weisen ähnlich den unveränderten Fluo
reszenzfarbstoffen eine Raumerfüllung auf, welche mit der gewöhnlichen Doppelhelix-
Struktur von DNA nicht kompatibel ist und insbesondere die Erkennung des Primer-
Template-Komplexes durch die zur Sequenzierung verwendete Polymerase und die nach
folgende Inkorporation einer weiteren Base erschwert oder gar verhindert.
Ein anderes, bevorzugtes Verfahren zur Festphasensequenzierung, welches diese Limitati
on nicht aufweist, wurde von Albrecht et al. (US-A 6,013,445) vorgeschlagen. Bei dieser
Prozedur des "repeated ligation and cleavage" wird mittels einer Restriktionsendonuklease
vom Typ IIs ein Nukleinsäureüberhang bekannter Länge, aber unbekannter Sequenz er
zeugt. Aus einem Gemisch von sog. encoded adaptors, welche alle möglichen Überhänge
der durch besagtes Enzym vorgegebenen Art (3'- oder 5'-Überhang) und Länge enthalten,
wird selektiv derjenige encoded adaptor an den Nukleinsäureüberhang ligiert, dessen Ü
berhang komplementär zum zu bestimmenden Nukleinsäureüberhang ist. Anschließend
wird über Hybridisierung die Identität des ligierten encoded adaptor und damit auch des
Nukleinsäureüberhangs ermittelt. Anschließend wird der encoded adaptor über erneute
Behandlung mit einer Typ IIs-Restriktionsendonuklease wieder entfernt. Die Erkennungs
sequenz dieser Restriktionsendonuklease ist Bestandteil des encoded adaptor und derart
positioniert, daß ein neuer, unmittelbar an die Position des zuvor erzeugten Überhangs
grenzender Überhang generiert wird. Dieser Zyklus läßt sich mehrfach wiederholen, so daß
ca. 20 Basen der zu sequenzierenden Nukleinsäuren bestimmt werden können. Ein Se
quenzabschnitt ("tag") von 20 Basen Länge ist in der Regel hinreichend lang, um ein be
stimmtes Transkript eines eukaryotischen Organismus eindeutig zu charakterisieren. Dem
entsprechend ist diese Sequenzierstrategie in Verbindung mit der oben beschriebenen
Festphasenamplifikation gut zur Expressionsanalyse geeignet: die zu untersuchende
mRNA-Population wird in doppelsträngige cDNA überführt, diese mittels einer oder meh
rerer Restriktionsendonukleasen fragmentiert, die Fragmente (alle oder von jeder cDNA-
Spezies nur ein bestimmtes, beispielsweise wie in EP 0 743 367 beschrieben das 3'-
terminale Fragment) würden mit Linkern versehen und anschließend wie beschrieben zu
klonalen Nukleinsäureinseln amplifiziert. Nach Entfernung der porösen Matrix können die
immobilisierten Nukleinsäuren zur Sequenzierung eingesetzt werden; dabei ist bevorzugt,
daß der in den Lösungsraum ragende Terminus der Nukleinsäuremoleküle (dessen Sequenz
von einem der beiden ligierten Linker vorgegeben ist) eine Erkennungsstelle für die nach
folgend einzusetzende Typ IIs-Restriktionsendonuklease enthält. Weitere Möglichkeiten
zur Sequenzierung mittels Linkerligation und -Abspaltung werden in US-A 5 552 278, US-
A 5 714 330, US-A 5 888 737, US-A 6 013 445 und US-A 6 175 002 vorgestellt, auf wel
che hiermit vollinhaltlich Bezug genommen wird.
Besonders bevorzugt ist die Sequenzierung der durch das erfindungsgemäße Verfahren
erzeugten Nukleinsäureinseln über eine Inkorporation reversibler Abbruchnukleotide (vgl.
US-A 5,302,509 sowie WO 94/23064). Unter reversiblen Abbruchnukleotiden sind Nukle
otidbausteine zu verstehen, welche einerseits mittels einer Polymerase in einen wachsenden
Nukleinsäurestrang inkorporiert werden können, danach aber eine weitere Verlängerung
des Strangs verhindern. Dies geschieht durch Schutzgruppen, welche über das Sauerstoff
atom in 3'-Position mit dem Nukleotid verbunden sind, oder welche an anderer Position,
bevorzugterweise die 2'-Position, derart an das Nukleotid gebunden sind, daß durch eine
Abschirmung der 3'-OH-Gruppe (sterische Hinderung) eine weitere Strangverlängerung
unterbunden wird. Nach Inkorporation und Identifikation eines derartigen Nukleotid
bausteins wird die Schutzgruppe unter Wiederherstellung der 3'-OH-Gruppe bzw. unter
deren "Entschirmung" abgespalten, so daß ein weiteres Nukleotid inkorporiert werden
kann. Zur Identifikation tragen besagte "reversible" Abbruchnukleotide ferner eine eben
falls löschbare, bevorzugt eine entfernbare Markierungsgruppe, welche bevorzugterweise
direkt an besagte Schutzgruppe gebunden ist bzw. einen Teil von dieser darstellt. Aller
dings kann die identifizierende Molekülgruppe auch an einer anderen Stelle des Nukleo
tids, zum Beipiel an der Base, gebunden sein. In diesem Fall ist es notwendig, das Signal
der identifizierenden Molekülgruppe nach erfolgter Identifikation des zugehörigen Nukle
otids und vor Strangverlängerung um eine weitere Base zu löschen. Dies kann in der Regel
auf zwei Arten erfolgen. Zum Beispiel im Falle eines Fluorophors kann die Molekülgruppe
durch Ausbleichen verändern werden. Daneben kann die identifizierende Molekülgruppe
auch entfernt werden, zum Beispiel durch photochemische Spaltung einer photolabilen
Bindung. Trägt jedes der vier für den Einbau in Frage kommenden Abbruchnukleotide (A,
C, G oder T) eine andere Markierungsgruppe, so können die vier Sorten Nukleotide gleich
zeitig angeboten und eingebaut werden. Bei besagter Markierungsgruppe kann es sich bei
spielsweise um einen Fluorophor oder Chromophor handeln, es sind jedoch auch andere
Markierungsverfahren denkbar. Im Falle der Markierung durch bestimmte Isotope ist es
natürlich auch oft möglich, auf eine separate Markierungsgruppe zu verzichten und statt
dessen ein Atom der Schutzgruppe durch ein entsprechendes Isotop zu ersetzen.
Die Abspaltung der Schutz- und gegebenenfalls der Markierungsgruppe soll schnell (im
Sekunden- bis Minutenmaßstab) und vollständig ablaufen und unter Bedingungen vorge
nommen werden können, welche weder die Integrität der zu sequenzierenden Nukleinsäu
remoleküle noch deren Immobilisierung beeinträchtigt. Eine schonende Abspaltung kann
beispielsweise photochemisch erfolgen, wie in der US-A 5,302,509 beschrieben. Auch die
alkalische Verseifung einer Esterbindung, wie in WO 94/23064 vorgeschlagen, wäre denkbar;
allerdings ist bei den dort vorgestellten veresterten Nukleotiden erstens die Inkorpora
tionseffizienz sehr niedrig und zweitens die Abspaltung zu langsam (etwa 2 Stunden), so
daß die beschriebenen Verbindungen für eine Sequenzierung längerer DNA-Abschnitte
(beispielsweise mehr als 20 Basen) ungeeignet sind.
Als eine Schutzgruppen-Abspaltung ermöglichende Verbindungstypen können (gegebenen
falls aktivierte) spaltbare Ester-, Ether-, Anhydrid- oder Peroxid-Gruppen zur Anwendung
kommen. Ebenfalls denkbar ist es, die Schutzgruppe über eine Sauerstoff-Silizium-
Bindung oder eine Sauerstoff-Metall-Bindung oder eine photolytisch spaltbare Bindung
mit dem Nukleotid zu verbinden.
Jedenfalls erfolgt die Detektion der inkorporierten "reversiblen" Abbruchnukleotide so
wohl orts- als auch zeitaufgelöst, so daß die auf der Oberfläche befindlichen Inseln ampli
fizierter Nukleinsäuremoleküle parallel sequenziert werden können (vgl. Abb. 3-5).
Neben ihrer Analyse können die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugten
Nukleinsäureinseln im übrigen auch zu einer in vitro-Translation und damit zur Herstel
lung von Protein-Arrays verwendet werden.
Die Erfindung wird durch die Zeichnung näher beschrieben.
Es zeigt
Fig. 1 die Erzeugung linkerflankierter Nukleinsäurefragmente;
Fig. 2 die Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mittels Oberflächen-
gebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifizierten Nukleinsäu
remolekülen;
Fig. 3 die Sequenzierung Oberflächen-gebundener Amplifikationsprodukte;
Fig. 4 die parallele Sequenzierung an einer Oberfläche;
Fig. 5 die Assemblierung der Detektions- und Identifikationsergebnisse zu zusammen
hängenden Sequenzen;
Fig. 6 das Ergebnis der Amplikation einzelner Nukleinsäuremoleküle gemäß Fig. 2.
Fig. 1 zeigt die Erzeugung linkerflankierter Nukleinsäurefragmente, wobei
1 die Fragmentierung von Nukleinsäuremolekülen,
2 die Befestigung von Linkem an den Fragmentenden bezeichnet.
2 die Befestigung von Linkem an den Fragmentenden bezeichnet.
Fig. 2 veranschaulicht die Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mittels Ober
flächen-gebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifizierten Nukleinsäure
molekülen, wobei
1 die poröse Matrix mit Amplifikationsmischung, enthaltend linkerflankierte
Fragmente als Templates und freie Primermoleküle (offene Rechtecke);
2 die Oberfläche mit immobilisierten Primermolekülen (schwarze Rechtecke);
3 die Amplifikation der Template-Moleküle unter Inkorporation freier sowie immobilisierter Primermoleküle;
4 die Entfernung der porösen Matrix unter Hinterlassung klonaler Nukleinsäu reinseln auf der Oberfläche
2 die Oberfläche mit immobilisierten Primermolekülen (schwarze Rechtecke);
3 die Amplifikation der Template-Moleküle unter Inkorporation freier sowie immobilisierter Primermoleküle;
4 die Entfernung der porösen Matrix unter Hinterlassung klonaler Nukleinsäu reinseln auf der Oberfläche
Fig. 3 zeigt die Sequenzierung Oberflächen-gebundener Amplifikationsprodukte, wobei
1 die Inkorporation eines reversiblen Abbruchnukleotids;
2 die Identifikation des Abbruchnukleotids, gefolgt von seiner Entschützung unter Entfernung der Markierung;
3 die Inkorporation eines weiteren reversiblen Abbruchnukleotids;
4 die Wiederholung der Schritte 2 und 3 darstellt.
2 die Identifikation des Abbruchnukleotids, gefolgt von seiner Entschützung unter Entfernung der Markierung;
3 die Inkorporation eines weiteren reversiblen Abbruchnukleotids;
4 die Wiederholung der Schritte 2 und 3 darstellt.
Fig. 4 beschreibt die parallele Sequenzierung an einer Oberfläche. "Inseln" identischer
Nukleinsäuremoleküle sind in dieser Figur vereinfacht durch einen einzigen Strang symbo
lisiert. Im einzelnen zeigt
1 die Befestigung eines Sequenzierprimers, Einbau des ersten Abbruchnukleo
tids und parallele Detektion und Identifikation des jeweils ersten Nukleotid
bausteins,
2 die Entfernung von Schutzgruppe und Markierungsgruppe des ersten Nukleo tids, Einbau des zweiten Abbruchnukleotids und parallele Detektion und Iden tifikation des jeweils zweiten Nukleotidbausteins;
3 das Detektions- und Identifikationsergebnis der ersten Base;
4 das Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base.
2 die Entfernung von Schutzgruppe und Markierungsgruppe des ersten Nukleo tids, Einbau des zweiten Abbruchnukleotids und parallele Detektion und Iden tifikation des jeweils zweiten Nukleotidbausteins;
3 das Detektions- und Identifikationsergebnis der ersten Base;
4 das Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base.
Fig. 5 beschreibt die Assemblierung der Detektions- und Identifikationsergebnisse zu zu
sammenhängenden Sequenzen, wobei
1 die Detektions- und Identifikationsergebnis der ersten Base,
2 die Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base,
3 die Detektions- und Identifikationsergebnis der n-ten Base,
4 die assemblierten Sequenzen der Nukleinsäuremoleküle in einzelnen Inseln bezeichnet.
2 die Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base,
3 die Detektions- und Identifikationsergebnis der n-ten Base,
4 die assemblierten Sequenzen der Nukleinsäuremoleküle in einzelnen Inseln bezeichnet.
Fig. 6 zeigt das Ergebnis der Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mittels Ober
flächen-gebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifizierten Nukleinsäure
molekülen, visualisiert durch Anfärbung mit SYBR Green I.
Die Erfindung wird im folgenden durch die Beispiele näher erläutert.
Vorbereitung von Nukleinsäuremolekülen
6 µg Gesamt-RNA aus Weizenkeimen wurden mit Ethanol gefällt und in 15,5 µl Wasser
gelöst. Es wurden 0,5 µl 10 µM cDNA-Primer CP28 V (5'-
ACCTACGTGCAGATTTTTTTTTTTTTTTTTTV-3') hinzugegeben, 5 Minuten bei 65°C
denaturiert und auf Eis gestellt. Die Mischung wurde mit 3 µl 100 mM Dithiothreitol (Life
Technologies GmbH, Karlsruhe), 6 µl 5× Superscript-Puffer (Life Technologies GmbH,
Karlsruhe), 1,5 µl 10 mM dNTPs, 0,6 µl RNase Inhibitor (40 U/µl; Roche Molecular Bio
chemicals) und 1 µl Superscript II (200 U/µl, Life Technologies) versetzt und zur cDNA-
Erststrangsynthese 1 Stunde bei 42°C inkubiert. Zur Zweitstrangsynthese wurden 48 µl
Zweitstrang-Puffer (vgl. Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology (1999),
John Wiley & Sons), 3,6 µl 10 mM dNTPs, 148,8 µl H2O, 1,2 µl RNaseH (1,5 U/µl, Pro
mega) und 6 µl DNA Polymerase I (New England Biolabs GmbH Schwalbach, 10 U/µl)
hinzugefügt und die Reaktionen 2 Stunden bei 22°C inkubiert. Es wurde mit 100 µl Phe
nol, dann mit 100 µl Chloroform extrahiert und mit 0,1 Vol. Natriumacetat pH 5,2 und 2,5 Vol.
Ethanol gefällt. Nach Zentrifugation für 20 Minuten bei 15.000 g und Waschen mit
70% Ethanol wurde das Pellet in einem Restriktionsansatz aus 10 µl 10 × NEBuffer 4, 0,5 µl
BSA (20 mg/ml; Roche Molecular Biochemicals), 2U NlaIII (New England Biolabs)
und 89 µl H2O gelöst und die Reaktion 1 Stunde bei 37°C inkubiert. Es wurde mit Phenol,
dann mit Chloroform extrahiert und mit Ethanol gefällt. Das Pellet wurde in einem Ligati
onsansatz aus 0,6 µl 10× Ligationspuffer (Roche Molecular Biochemicals), 1 µl 10 mM
ATP (Roche Molecular Biochemicals), 1 µl Linker NL2124 (hergestellt durch Hybridisie
rung von Oligonukleotiden NL24 (5'-TCACATGCTAAGTCTCGCGACATG-3', ARK)
und LN21 (5'-TCGCGAGACTTAGCATGTGAC-3', ARK), 6,9 µl H2O und 0,5 µl T4
DNA Ligase (Roche Molecular Biochemicals) gelöst und die Ligation 5 h bei 20°C durchgeführt.
Die Ligationsreaktion wurde mit Wasser auf 50 µl aufgefüllt, mit Phenol, dann mit
Chloroform extrahiert und nach Zugabe von 1 µl Glycogen (20 mg/ml, Roche Molecular
Biochemicals) mit 50 µl 28% Polyethylenglycol 8000 (Promega)/10 mM MgCl2 gefällt.
Das Pellet wurde mit 70% Ethanol gewaschen und in 100 µl Wasser aufgenommen.
Es wurde eine Primerbindungslösung hergestellt, bestehend aus 20 mg 1-Ethyl-3-(3-
dimethylaminopropyl)-carbodiimid (Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim), 100 µl 1
M 1-Methylimidazol (Sigma-Aldrich) sowie 20 µl 100 µM aminomodifiziertem Primer
Amino-NL24 (5'-Amino- TCACATGCTAAGTCTCGCGACATG-3'; ARK). Je 100 µl
dieser Lösung wurden in NucleoLink-Gefäße (Nung GmbH & CO. KG, Wiesbaden) gege
ben und über Nacht bei 50°C inkubiert. Anschließend wurde die Primerbindungslösung
entfernt und die NucleoLink-Gefäße wurden nach Herstellerangaben gewaschen. Zur Her
stellung der porösen Matrix wurde eine 4,5%ige Acrylamidlösung hergestellt, enthaltend
0,2% Bisacrylamid. 100 µl dieser Lösung wurden mit 1 µl 10%iger Ammoniumpersulfat-
Lösung sowie 1 µl 10%iger Lösung von Tetramethylethylendiamin in Wasser versetzt und
zur Polymerisation je 20 µl hiervon in ein 500 µl-Reaktionsgefäß gegeben.
Nach erfolgter Polymerisation wurde das gebildete Polyacrylamidgel gründlich mit Wasser
gewaschen und über Nacht bei 4°C mit einer Amplifikationsmischung inkubiert, enthaltend
2 mM MgCl2, 100 µM dNTPs, 50 U/ml AmpliTaq DNA Polymerase (Perkin Eimer, Foster
City, California, USA), 0,1 mg/ml BSA (Roche), 0,2 µM PCR-Primer CP28V und
0,5 µl/ml der in Beispiel 1 hergestellten linkerflankierten Fragmente in 1 × PCR-Puffer II
(Perkin Eimer). Die Gele wurden kurz mit Wasser abgespült, und die Gefäße wurden in
einen Gene Amp 9700 Thermocycler überführt (Perkin Eimer) und einem Temperaturpro
gramm ausgesetzt, bestehend aus folgenden Schritten: Initiale Denaturierung 1 min. bei
93°C, dann 40 Zyklen aus Denaturierung 15 sec. bei 94°C, Primerbindung 60 sec. bei 55°C
und Primerextension 2 min. bei 72°C. Nach erfolgter Amplifikation wurde die Polyacryla
midmatrix vorsichtig entfernt, und die Gefäße wurden gründlich mit Wasser ausgespült. Es
wurde 1 min. mit einer Lösung von SYBR Green I (Molecular Probes Inc., Eugene, Ore
gon, USA) 1 : 10.000 in Wasser behandelt und kurz mit Wasser nachgespült. Die Böden der
NucleoLink-Gefäße wurden abgetrennt und auf Objektträgern für die Mikroskopie befes
tigt. Die visuelle Untersuchung der durch lokalisierte Amplifikation entstandenen klonalen
Nukleinsäureinseln erfolgte mittels eines Konfokalmikroskops (Leica TCS-NT; Leica Mic
rosystems Heidelberg GmbH); die Parameter waren: 10fach-Objektiv, Anregungswellen
länge 488 nm, Detektionswellenlänge 530 nm, Photomultiplier-Spannung 700 V, Zoom-
Einstellung "4", Pinhole-Einstellung "1".
Wie in Beispiel 2 beschrieben, wurden NucleoLink-Gefäße mit aminomodifiziertem PCR-
Primer NL24 beschichtet. Pro Reaktion wurden 400 µl Polybead Microspheres 1 µ (Polys
ciences, Inc., Warrington, PA, USA) dreimal mit je 100 µl einer Amplifikationsmischung
wie in Beispiel 3 gewaschen. Die Microsphere-Suspension wurde in NucleoLink-Gefäße
überführt und in einer Tischzentrifuge 10 Min. bei Raumtemperatur und 10.000 g abzentri
fugiert. Der Überstand wurde abpipettiert, die Gefäße verschlossen, in einen vorgeheizten
Thermocycler gestellt und wie in Beispiel 3 einem Temperaturprogramm ausgesetzt. Die
sedimentierten Microspheres wurden durch Zentrifugation der invertierten Gefäße entfernt,
die Gefäße mit Wasser nachgewaschen und mit SYBR Green I-Lösung behandelt. Weitere
Behandlung und Detektion erfolgten wie in Beispiel 3 beschrieben.
Claims (12)
1. Verfahren zur Erzeugung einer Zufallsanordnung klonaler Inseln auf einer Oberfläche,
umfassend die Schritte
- a) Bereitstellung einer Oberfläche aufweisend Primer, die irreversibel an die Oberflä che immobilisiert sind;
- b) Hybridisierung von zu amplifizierenden Nukleinäuren mit Primern aus Schritt a);
- c) Amplifikation der zu amplifizierenden Nukleinsäuren aus Schritt b), wobei der Re aktionsraum der Amplifikation durch einen Raum gebildet wird, der durch die O berfläche und durch eine an die Oberfläche angrenzende mikrokompartimentieren de Matrix begrenzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Amplifikation durch
PCR bewerkstelligt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß Gegenprimer im Reaktions
raum vorliegen, die mit den immoblisierten Primern aus Schritt a) in bezug auf die zu
amplifizierenden Nukleinsäuren ein oder mehrere PCR-Primerpaare, bestehend aus
Primer(n) und Gegenprimer(n), bilden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an der Oberfläche immobili
sierten Primer in bezug auf die zu amplifizierenden Nukleinsäuren kein PCR-
Primerpaar bilden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt d)
die Matrix zum Zecke der Exposition der klonalen Inseln auf der Oberfläche im we
sentlichen entfernt wird.
6. Verfahren nach einem der Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Immobli
sierung der Primer aus Schritt a) auf der Oberfläche über Primer und Oberfläche kova
lent verknüpfende Molekülgruppen erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Molekülgruppen unter
Bedingungen gespalten werden können, die Nukleinsäuren im wesentlichen nicht zer
stören.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei die Molekülgruppen der allgemeinen Formel I ent
sprechen,
wobei n und m unabhängig voneinander 1 bis 30 bedeuten, und wobei
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immobili sierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an eine immo bilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
wobei n und m unabhängig voneinander 1 bis 30 bedeuten, und wobei
R1 Dimethoxytrityloxy (DMTO) oder eine Gruppe bedeutet, welche die Immobili sierung an eine Oberfläche ermöglicht oder welche eine Kopplung an eine immo bilisierbare Verbindung erlaubt, und
R2 die Bedeutung -OP(OC2H4CN)N(CH(CH3)2)2 oder -OP(OCH3)N(CH(CH3)2)2,
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt e)
eine Analyse der klonalen Inseln durch Hybridisierung mit markierten Nukleinsäure
sonden erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt e)
eine Analyse der klonalen Inseln über Parallelsequenzierung erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Sequenzierung über
eine Nukleinsäurepolymerase vermittelte Inkorporation von Abbruchnukleotiden mit
entfernbaren Schutzgruppen erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Sequenzierung die
Schritte umfaßt: i) Ligation eines Linkers an die zu analysierende Nukleinsäure, wobei
der Linker eine Restriktionsschnittstelle für eine IIS-Restriktionsendonuklease auf
weist, und ii) Identifikation des Linkers und iii) der Schnitt mit der Restriktionsendo
nuklease.
Priority Applications (2)
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---|---|---|---|
DE10106320A DE10106320A1 (de) | 2001-02-09 | 2001-02-09 | Erzeugung und Verwendung von Zufallsanordnungen klonaler Nukleinsäureinseln auf einer Oberfläche |
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10106320A DE10106320A1 (de) | 2001-02-09 | 2001-02-09 | Erzeugung und Verwendung von Zufallsanordnungen klonaler Nukleinsäureinseln auf einer Oberfläche |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE10106320A1 true DE10106320A1 (de) | 2002-08-22 |
Family
ID=7673670
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE10106320A Ceased DE10106320A1 (de) | 2001-02-09 | 2001-02-09 | Erzeugung und Verwendung von Zufallsanordnungen klonaler Nukleinsäureinseln auf einer Oberfläche |
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