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Die
Erfindung betrifft einen Auszug aus einer Brennnesselpflanze, insbesondere
aus Brennnesselblättern,
der mittels Extraktion mit einem lipophilen Extraktionsmittel herstellbar
ist. Ferner betrifft die Erfindung ein Arzneimittel umfassend einen
derartigen Auszug sowie die Verwendung des Arzneimittels bzw. des
Auszugs zur Behandlung der Neurodermitis. Des weiteren betrifft
die Erfindung Verfahren zur Herstellung des Brennnesselauszugs bzw.
von diesen enthaltenden Arzneimitteln. Schließlich betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Anreicherung bzw. Isolierung von in der Brennnesselpflanze
enthaltenen Wirkstoffen, sowie eine pharmazeutische Zusammensetzung
umfassend mindestens einen dieser Wirkstoffe.
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Die
Brennnessel (Urtica spec.) ist seit langer Zeit als Heilpflanze
bekannt. Sie wird vielfach in Kombination mit anderen Drogen zur
Herstellung von Haartinkturen, Lotionen und Haarwässern, die
das Wachstum von Haaren fördern
sollen, verwendet. Bekannt ist auch die Verwendung eines wäßrigen Auszuges
von Urtica spec. zusammen mit anderen Arzneistoffen zur Herstellung
einer therapeutischen Salbe, die antiseptisch wirkt. In der Homöopathie
wird Urtica spec. sowohl in Form der Urtinktur, als auch der Essenz
verwendet.
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So
sind etwa homöopathische
Zubereitungen der Brennnessel (urtica ureas hom. HAB34) in des Behandlung
nesselsuchtartiger Hauterkrankungen bekannt.
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Ethanolische
und wäßrige Auszüge von Brennnesselblättern (Urtica
foliorum) werden als Diuretika zur Durchspülungstherapie bei Steinleiden
und zur unterstützenden
Therapie rheumatischer Beschwerden eingesetzt. Die pharmazeutische
Wirksamkeit von Urtica foliorum bei der Behandlung rheumatischer
Erkrankungen ist durch die Sachverständigen der Kommission E des
ehemaligen Bundesgesundheitsamtes in Deutschland positiv monographiert,
siehe Monographie „Urtica
herba, Urticum folium",
BAnz Nr. 76 vom 23. April 1987. Die gegenwärtig für die adjuvante Therapie rheumatischer
Erkrankungen vertriebenen Präparate
basieren auf wäßrigen bzw.
wäßrig/alkoholischen
(ethanolischen) Auszügen
aus Brennnesselblättern,
die in Form von Tropfen oder von in Kapseln enthaltenen Trockenextrakten
vertrieben werden. Besondere Bedeutung kommt solchen Brennnesselblätterextrakten
bei der Behandlung der Osteoarthritis und der rheumatoiden Arthritis
zu.
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Im
Falle der Pathogenese verschiedener Autoimmunerkrankungen ist bekannt,
daß ein
Autoantigen von TH1-Zellen spezifisch erkannt
wird. Die Freisetzung von Chemo kinen in das Gewebe (z.B. Haut) lockt
Monocyten und polymorphkernige Leukocyten an. Die IL-2-Ausschüttung fuhrt
zur klonalen Expansion antigenspezifischer TH1-Zellen
und wirkt mit IFN-γ synergetisch
bei der Aktivierung von Monocyten. Die aktivierten Monocyten differenzieren
sich zu Makrophagen und setzen weitere entzündungsfördernde Botenstoffe frei: IL-1β und TNF-α. Diese Cytokine
wiederum aktivieren das Endothel der lokalen Blutgefäße, so daß diese
Zellen spezifische Adhäsionsmoleküle exprimieren
und eine verstärkte
transendotheliale Migration von Blutzellen ermöglichen. Ferner wird die Freisetzung
von Prostaglandinen und die Expression von Metalloproteinasen induziert.
Die Prostagladine führen
zu Gefäßerweiterung,
Schwellung und Rötung
des Gewebes.
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Die
ausgeschütteten
Cytokine (IL-2/IFN-γ und
IL-1β/TNF-α) sind die
ursächlichen
Auslöser
der Gewebeschäden,
durch sie wird letztlich eine ganze Kaskade von Entzündungsreaktionen
in Gang gesetzt.
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T-Zellen
und Cytokine sind auch für
eine Vielzahl von immunologischen Erkrankungen, von ursächlicher
Bedeutung.
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Durch
eine Hemmung der Synthese von IL-1β, TNF-α und der T-Zell-spezifischen
Cytokine sollte sich somit der Krankheitsverlauf der immunologischen
Erkrankungen positiv beeinflussen lassen.
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In
neueren Ex-vivo-in-vitro-Studien an gesunden Probanden konnte gezeigt
werden, daß ein
50 %-iger ethanolischer Brennnesselextrakt (Rheuma-Hek®) Einfluß auf die
Sekretion der monocytären Cytokine IL-1βund TNF-α und geringe
Effekte auf die Prostraglandin-Synthese
ausübt
(T. Teucher et. al., Arzneimittel-Forschung 46 (II), 9, 906-910,
1996). Nach dreiwöchiger
oraler Applikation von Rheuma-Hek® konnte
ex vivo abhängig
von der Einnahmedauer eine verminderte Freisetzung der beiden Cytokine
nach Lipopolysaccharid-Stimulation beobachtet werden.
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Die
zuvor beschriebenen Effekte wurden in vitro nur bei relativ hohen
Extraktkonzentrationen beobachtet, In-vivo-Effekte traten erst nach
längerer
Behandlungsdauer auf, so daß sich
der für
die Effekte verantwortliche Wirkstoff, der bislang noch nicht identifiziert
worden ist, im Körper
wahrscheinlich erst anreichern muß, um eine Wirkung zu zeigen.
Eine Erhöhung
der verabreichten Dosis des Brennnesselextrakts ist auch und vor
allem aus arzneimittelrechtlichen Gründen nicht möglich.
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Für vorbekannte
ethanolische Brennnesselextrakte konnte belegt werden, daß der Transkriptionsfaktor
NF-κB das
Target der wirksamen Brennnessel-Inhaltsstoffe ist. NF-κB ist von
großer
Bedeutung für
die induzierbare Expression vieler Gene, die an Entzündungsreaktionen
beteiligt sind. NF-κB
ist ubiquitär
verbreitet und liegt als inaktiver Komplex im Cytoplasma an seine
inhibitorische Untereinheit IκB
gebunden vor. Die aktive Form von NF-κB ist ein Heterodimer, das nach
Phosphorylierung von IκB
freigesetzt wird und in den Zellkern wandert. Dort bindet der aktive
Transkriptionsfaktor an regulatorische Gensequenzen der Target-Gene.
Eine Vielzahl inflammatorischer Stimuli wie LPS, Cytokine oder verschiedene
Stressoren sind in der Lage NF-κB-Aktivität zu induzieren.
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Zu
den Genen, deren Expression NF-κB
auf diese Weise induziert, gehören
inflammatorische Cytokine (TNF-α,
IL-1, IL-2, IL-6; IL-8), Adhäsionsmoleküle (ICAM-1,
VCAM-1), Cytokin-Rezepturen und proinflammatorische Enzyme (iNOS,
COX-2, MMP-1, MMP-3). Bei vielen inflammatorischen Erkrankungen
ist die NF-κB erhöht und fuhrt
zu der Überexpression
proinflammatorischer Genprodukte.
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NF-κB ist von
zentraler Bedeutung für
die Pathogenese verschiedener immunologischer Erkrankungen. Durch
die Hemmung von NF-κB
wird zentral in den Entzündungsprozeß eingegriffen,
so daß NF-κB-hemmenden
bzw. -modulierenden Substanzen eine besondere pharmazeutische Bedeutung
zukommt. Eine Möglichkeit
NF-κB zu
inhibieren, ist die Aktivierung eines weiteren Transkriptionsfaktors,
des sogenannten PPAR. PPAR wird bekannter Weise z.B. durch Linolsäure und
Linolensäure
aktiviert. Diese Säuren
sind, wie im Rahmen der vorliegenden Erfindung gefunden worden ist,
Inhaltsstoffe von Brennnesselblätterextrakten.
Synthetische PPAR-Liganden finden bereits Anwendung in der Behandlung
des nicht-insulinabhängigen
Diabetes mellitus. Darüber
hinaus wird angenommen, daß diesem
Liganden auch Bedeutung bezüglich
der Regulation der pathologischen Veränderungen bei Alzheimer und
verschiedenen Tumorarten zukommt.
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Die
bisher bekannten Brennnesselextrakte wurden nur zur adjuvanten Therapie
rheumatischer Erkrankungen verwendet.
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Es
wäre wünschenswert, über einen
effektiveren Brennnesselauszug zu verfügen, der einen höheren Gehalt
an Cytokin-hemmenden bzw. NF-κB
inhibierenden Wirkstoffen aufweist und so für eine wirksame und aufgrund
der guten Verträglichkeit
von Brennnesselextrakten nebenwirkungsarme Behandlung von rheumatischen
und anderen immunologischen Erkrankungen verwendet werden kann.
Insbesondere wäre
es wünschenswert,
die diesbezüglich
wirksamen Substanzen im Brennnesselextrakt zu identifizieren und über eine pharmazeutische
Zusammensetzung umfassend diese wirksamen Substanzen zu verfügen.
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Es
ist somit eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Auszug
aus der Brennnesselpflanze, insbesondere aus Brennnesselblättern anzugeben,
der bei der Behandlung der Neurodermitis Wirksamkeit aufweist als
vorbekannte Auszüge.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
zur Herstellung eines derartigen Auszuges mit höherer Wirksamkeit.
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Noch
eine weitere Aufgabe ist es, medizinische Verwendungen für diese
Auszüge
anzugeben.
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Schließlich ist
es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Anreicherung bzw. Isolierung
von in der Brennnesselpflanze enthaltenen Wirkstoffen zur Behandlung
der Neurodermitis, sowie diese Wirkstoffe enthaltende pharmazeutische
Zusammensetzungen anzugeben.
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Diese
Aufgaben werden durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Die
abhängigen
Ansprüche
definieren vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung.
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In
den der vorliegenden Erfindung zugrundeliegenden Untersuchungen
wurde überraschend
gefunden, daß Auszüge aus Brennnesseln,
die mittels Extraktionsmitteln gewonnen worden sind, die unpolarer
sind als Ethanol, im Bioassay eine höhere Hemmwirkung auf die Sekretion
der Cytokine IL-2, IL-1β und
TNF-α zeigen
als die vorbekannten wäßrigen,
wäßrig/ethanolischen
oder ethanolischen Brennnesselextrakte (siehe Beispiel 1 unten),
wodurch sich solche lipophilen Extrakte für die Verwendung zur Behandlung
von immunologischen bzw. Autoimmunerkrankungen eignen.
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Als
Extraktionsmittel zur Herstellung der erfindungsgemäßen Auszüge kommen
grundsätzlich
alle Lösungsmittel
in Betracht, die unpolarer, also lipophiler, sind als Ethanol, wie
beispielsweise Propanol, Isopropanol, höhere ein- und mehrwertige Alkohole
wie zum Beispiel Butanol, bei Raumtemperatur flüssige Alkane wie n-Pentan,
Hexan und Heptan und dergleichen. Bevorzugt werden solche Extraktionsmittel,
bei deren Verwendung ein Drogen-Extrakt-Verhältnis (DEV), also ein Verhältnis zwischen
der pflanzlichen Droge und dem erhaltenen Extrakt, erreicht wird,
das zwischen ca. 19-33:1, bevorzugt zwischen 22-28:1 liegt. Das
besonders bevorzugte Extraktionsmittel ist Isopropanol.
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Die
erfindungsgemäßen Auszüge können sowohl
aus der gesamten Brennnesselpflanze gewonnen werden, bevorzugt werden
erfindungsgemäß Auszüge aus Brennnesselblättern ver wendet.
Es können
sowohl frische Brennnesseln bzw. Brennnesselblätter als auch getrocknete Brennnesseln
bzw. Brennnesselblätter verwendet
werden. Die Extraktion der frischen Pflanze bzw. ihrer Blätter erfolgt
vorzugsweise nach Einfrieren der Pflanze bzw. ihrer Blätter, beispielsweise
in flüssigem
Stickstoff. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
werden die Brennnesselblätter
zunächst
vermahlen und pro kg an Blättern
mit 5 l Extraktionsmittel ausgezogen. Der eigentliche Extraktionsvorgang
ist unproblematisch und kann in an sich bekannter Weise und unter
Verwendung an sich bekannter Apparaturen z.B. durch Mazeration oder
Perkolation erfolgen. Bei der Verwendung von Isopropanol als Extraktionsmittel
kann die Extraktion bei Temperaturen zwischen 20 und 70°C durchgeführt werden,
bevorzugt ist die Extraktion bei Raumtemperatur. Der bei einer derartigen
Extraktion gewonnene Auszug kann entweder in flüssiger Form oder nach teilweiser
oder vollständiger
Entfernung des Extraktionsmittels zu Arzneimitteln zur Behandlung
von Autoimmunerkrankungen weiter verarbeitet werden. Diese Arzneimittel
können
sowohl für
die orale Applikation in Form von Tabletten, Pellets, Granulaten, Kapseln,
Tropfen und dergleichen als auch für die topische Applikation
(Salben, Lotionen) oder die Applikation mittels Injektion konfektioniert
sein. Neben dem Brennnesselextrakt können die Arzneimittel auch
andere Wirkstoffe, wie NSAIDs und/oder DMARDs umfassen.
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Gemäß einem
bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren,
bei dem die in der Brennnessel enthaltenen biologisch aktiven Fettsäuren im
Extrakt angereichert werden, wird zunächst ein isopropanolischer
Auszug aus Brennnesseldroge hergestellt und nachfolgend das Extraktionsmittel
Isopropanol abgedampft. Dann wird zur Verseifung biologisch aktiver
Fettsäuren
eine ethanolische Lösung
einer alkalisch reagierenden Verbindung, vorzugsweise Kaliumhydroxid
oder Natriumhydroxid zugesetzt. Nachfolgend wird die so erhaltene
Lösung
mit einem unpolaren Lösungsmittel,
vorzugsweise Heptan, extrahiert, wodurch nicht verseifbare unpolare Inhaltsstoffe
abgetrennt werden. Nachfolgend wird die wäßrige Phase angesäuert und
mit einem unpolaren Lösungsmittel,
vorzugsweise Heptan, extrahiert. Die biologisch aktiven Fettsäuren befinden
sich nun in der organischen Phase und sind von polaren, in der wäßrigen Phase
befindlichen Inhaltsstoffen abgetrennt worden. Die organische Phase
wird dann separiert und das Lösungsmittel
abgedampft. In dem erhaltenen Produkt liegen die biologisch aktiven
Fettsäuren
angereichert vor.
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Um
die in den Extrakten gemäß der vorliegenden
Erfindung enthaltenen Verbindungen zu charakterisieren, wurde ein
isopropanolischer Brennnesselblätterextrakt
mittels Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC),
Gaschromatographie mit Massenspektrometrischer Detektion (GC-MS)
und Kernmagnetischer Resonanz (NMR) untersucht. Das HPLC-Chromatogramm eines
erfindungsgemäßen isopropanolischen
Auszuges ist in 1 dargestellt, in
der die erhaltenen Peaks den mittels MS und NMR ermittelten Substanzen
zugeordnet sind. Neben α-Linolensäure und α-Linolsäure wurden
auch die Verbindungen 9-Hydroxy-10,12-octadecadiensäure („9-HODE"), 13-Hydroxy-9,11-octadecadiensäure („13-HODE"), 9-Hydroxy-10,12,15-octadecatriensäure („9-HOTrE") sowie 13-Hydroxy-9,11,15-octadecatriensäure („13-HOTrE") identifiziert.
Mit Hilfe der in den nachfolgenden Beispielen näher erläuterten Bioassays wurde überraschend
gefunden, daß Verbindungen
aus der Klasse der Hydroxyoctadecatriensäuren, bevorzugt 13-HOTrE und
9-HOTrE, neben der
Hemmung der T-Zell-Cytokine auch eine signifikante Hemmung monocytärer Cytokine
bewirken. Damit wurde erstmals gefunden, daß die Verbindung 13-HOTrE, die an sich
als ein Fungizid bekannt ist und kommerziell von der Firma Cayman
Chemical bezogen werden kann, zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen
verwendet werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit auch die Verwendung von Verbindungen
aus der Klasse der Hydroxyoctadecatriensäuren, bevorzugt 13-HOTrE und
9-HOTrE, zur Behandlung von immunologischen Erkrankungen, insbesondere
Autoimmunerkrankungen, sowie Arzneimittel umfassend Verbindungen
aus der Klasse der Hydroxyoctadecatriensäuren, bevorzugt 13-HOTrE und
9-HOTrE.
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Die
nachfolgenden Beispiele verdeutlichen die Erfindung, ohne sie zu
beschränken.
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Beispiel 1
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Frische
Brennnesselblätter
wurden geerntet und sofort in flüssigem
Stickstoff eingefroren. Die so gewonnenen Brennnesselblätter wurden
anschließend
in flüssigem
Stickstoff zermörsert
und mit verschiedenen Extraktionsmitteln bzw. bei verschiedenen
Extraktionstemperaturen ausgezogen, nämlich mit
- A)
Wasser bei 60°C
- B) 50%-igem Ethanol bei 60°C
- C) Wasser bei 100°C
und
- D) Isopropanol bei 45 °C.
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Die
so erhaltenen Extrakte wurden mit dem folgenden Bioassay hinsichtlich
ihrer biologischen Aktivität überprüft:
Jurkat-Zellen
wurden mit 1 × 106 Zellen pro ml eingesetzt, mit 6 μg Phytohämagglutinin
(PHA)/1,2ng Phorbolmyristatacetat (PMA) (bezogen von der Firma Sigma)
stimuliert und für
20 Stunden mit den erhaltenen Extrakten co-inkubiert. Der Zellkulturüberstand
wurde entnommen und die IL-2-Produktion mit Hilfe eines kommerziell
erhältlichen
ELISA (Firma Biosource) gemessen.
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Die
mittels dieses Bioassays ermittelten biologischen Aktivitäten der
Extrakte A)-D) sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
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Tabelle
1: Biologische Aktivität
verschiedener Brennnesselblätterextrakte
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Aus
den tabellierten Daten geht hervor, daß die wäßrigen Extraktionen (A und
C) keinen Einfluß auf die
IL-2-Produktion zeigen. Der 50%-ige ethanolische Extrakt hemmte
die IL-2-Produktion
um bis zu 30% und der isopropanolische Extrakt bis zu ca. 70%, wobei
die halbmaximale Hemmkonzentration (IC50)
200 μg/ml
betrug.
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Aus
diesen Ergebnissen geht hervor, daß isopropanolische Extrakte
der Brennnesselpflanze eine sehr viel stärkere Hemmung der Produktion
des proinflammatorisch wirkenden IL-2 zeigen als die vorbekannten wäßrigen bzw.
ethanolischen Extrakte.
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Beispiel 2: Verfahren
zur Anreicherung aktiver Fettsäuren
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7,5
kg getrocknete Brennnesselblätter
wurden mit 37,5 195%-igem Isopropanol über 6 h bei 70°C extrahiert.
Danach wurden 170 g des gewonnen isopropanolischen Extrakts mit
3 1 ethanolischer Natronlauge (1 n) versetzt und 1 h bei 60°C gerührt. Nach
dem Abkühlen
wurden 0,5 1 destilliertes Wasser zugesetzt und zweimal mit jeweils
2,5 1 Heptan extrahiert. Die Phasen wurden im Scheidetrichter separiert.
Die wäßrige Phase
wurde mit 400 ml 10 %-iger Salzsäure
versetzt und anschließend
zweimal mit 2,5 1 Heptan extrahiert. Die Phasen wurden erneut separiert,
die wäßrige Phase
verworfen und die Heptanphase am Rotationsverdampfer eingeengt.
Es wurden 90 g Produkt erhalten, entsprechend einem Droge-Extrakt-Verhältnis von
83:1. Das Produkt enthielt 36,4 % Linolensäure und 14,2 % Linolsäure (zum
Vergleich: der vorbekannte ethanolische Extrakt aus Brennnesselblättern enthält 0,2 %
Linolensäure
und 0,1 % Linolsäure).
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Beispiel 3
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Um
den Einfluß der
Extraktionsbedingungen auf die biologische Aktivität der Brennnesselextrakte
zu bestimmen, wurden in mehreren Versuchsreihen Brennnesseldroge
bzw. -drogenpulver mit verschiedenen Extraktionsmitteln und bei
variierenden Extraktionsparametern ausgezogen. Die in den jeweiligen
Versuchen erhaltenen Extrakte wurden dann mittels des oben in Beispiel
1 beschriebenen Bioassays auf ihre IL-2-Hemmwirkung untersucht.
Einige der erhaltenen Extrakte wurden mittels eines weiteren Bioassays,
bei dem peripheral blood mononuclear cells (PBMCs) von gesunden
Probanden mit 5 ng/ml Lipopolysaccharid (LPS bezogen von der Firma
Sigma) stimuliert, für
8 Stunden mit den zu testenden Extrakten bzw. Substanzen co-inkubiert und
die IL-1β-
und TNF-α-Konzentrationen
anschließend
aus dem zellfreien Überstand
mit Hilfe spezifischer ELISA (Firma Biosource) bestimmt wurden.
Die in diesen Versuchsreihen erhaltenen Ergebnisse sind in Tabelle
2 zusammengefaßt
und den für
vorbekannte ethanolische Extrakte erhaltenen Werten gegenübergestellt. Die
Versuchsergebnisse sind detailliert in den 2 und 3 dargestellt. Zum Vergleich ist in der
Tabelle auch die Hemmwirkung der Verbindung 13-HOTrE aufgeführt. Ebenfalls aufgeführt sind
die bei den verschiedenen Extraktionen erhaltenen Droge-Extrakt-Verhältnisse.
Die unter den verschiedenen Bioassays in Klammern angegebenen Werte
sind die maximalen Hemmungen, die im nichttoxischen Konzentrationsbereich
des jeweiligen Extraktes erreicht werden können bzw. die Extraktkonzentration,
bei der die maximale Hemmung erreicht wird.
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Tabelle
2: Ermittelte
biologische Aktivitäten
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Aus
den tabellierten Daten und den 2 und 3 geht deutlich hervor, daß der direkt
aus Drogenpulver unter Verwendung von 99,8 bzw. 95 %-igem Isopropanol
gewonnene Extrakt im Vergleich zu dem vorbekannten ethanolischen
Extrakt Rheuma-Hek® deutlich
erhöhte
Hemmwirkungen auf die Cytokine IL-2, IL-1β und TNF-α ausübt.
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Während bei
den Extraktionen mit Isopropanol ohne nachfolgende Verseifung und
Heptanextraktion Produkte erhalten werden, die einen relativen Fettsäuregehalt
von ca. 4-7 % aufwiesen, konnten durch die Verseifung/Heptanextraktion
Produkte mit einem relativen Fettsäuregehalt von ca. 50 % erhalten
werden.
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Beispiel 4
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Der
nach isopropanolischer Extraktion und Trocknung erhaltene Brennnesselblätterauszug
wurde zu befilmten Pellets folgender Zusammensetzung verarbeitet:
Inhaltsstoff | Gehalt
[Gew.-%] |
Brennnesselextrakt
(Trockenrückstand) | 50,96 |
Siliciumdioxid,
hochdispers | 39,2 |
mikrokristalline
Cellulose | 7,84 |
Befilmung: | |
Hydroxypropylcellulose | 1,143 |
Polyethylenglycol
4000 | 0,286 |
Talkum
3T Extra | 0,571 |
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Beispiel 5
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Brennnesselblätter wurden
wie oben beschrieben mit Isopropanol extrahiert. Nach Filtration
wurde die isopropanolische Phase eingedampft, wodurch ein nativer
Brennnesselblätterextrakt
erhalten wurde. Dieser wurde zu einer Salbe mit folgender Zusammensetzung
verarbeitet:
Hydrophile
Salbe gemäß DAB 1999 | 94,9
Gew.-% |
Sorbinsäure | 0,1
Gew.-% |
Brennnesselblätterextrakt,
nativ | 5,0
Gew.-% |
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Die
Herstellung erfolgte, indem die Salbengrundlage (hydrophile Salbe)
vorgelegt und eingeschmolzen wurde. Anschließend wurde das Konservierungsmittel
Sorbinsäure,
gelöst
in der 5-fachen Menge des Hilfsstoffes Ethanol, der in der resultierenden
Salbe nicht enthalten ist, zugegeben und der Ansatz gemischt. Danach
wurde der Brennnesselblätterextrakt
zur flüssigen
Grundlage gegeben und bis zur homogen Masse gemischt. Der Ansatz
wurde bis zum Erkalten gerührt.
Sobald er zu erstarren begann, wurde er abgefüllt.
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Beispiel 6
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Entsprechend
Beispiel 5 hergestellte Salben mit Gehalten an Brennnesselblätterextrakt
von 5,0 und 10,0 Gew.-% wurden zur Behandlung der Neurodermitis
verwendet, wobei die nachfolgend beschriebenen Erfolge erzielt wurden.
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Weibliche Patientin, 78
Jahre
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Diese
Patientin ist seit Juni 1978 in hautärztlicher Behandlung wegen
eines chronischen endogenen Ekzems (Neurodermitis) mit subjektiv
bestehendem Pruritus corp. Die Patientin wurde Mitte Oktober 1999
mit der 5 %-igen und 10 %-igen Brennnesselsalbe gemäß Beispiel
5 behandelt. Die Salbe wurde einmal täglich abends auf die betroffenen
juckenden Hautareale an Armen und Beinen aufgetragen. Nach einer
Behandlungsdauer von 4 Wochen stellte sich ein guter Hautbefund
ein und es wurde eine deutliche Abnahme des Juckreizes verzeichnet.