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Elektro -Anästhesiegerät Die Erfindung betrifft ein Elektro-Anästhesiegerät,
bei dem das jeweilige Behandlungsinstrument über einen veränderbaren Widerstand
mit einem Gegenkörper in Stangen- oder Plattenform in Verbindung steht, der über
eine Elektrolytlösung an einen von der Behandlungsstelle entfernt liegenden Teil
des menschlichen Körpers angelegt ist.
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Es ist eine Einrichtung zur Durchführung von operativen Eingriffen
mit Elektro-Anästhesie bekannt, bei der der negative Pol eines Gleichstromkreises
an eine vom Operationsfeld entfernte Stelle des Körpers angeschlossen ist, wobei
an den positiven Pol eines vorzugsweise schwachen Gleichstromkreises das Operationsinstrument
angeschlossen ist.
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Dabei hat sich herausgestellt, daß es wesentlich ist, den elektrischen
Strom einstellen zu können, um ihn den zu behandelnden Teilen des menschlichen Körpers
anpassen zu können.
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Um die obengenannte Wirkung zu erzielen, besteht erfindungsgemäß
an Stelle einer besonderen Stromquelle zur Stromversorgung das Behandlungsinstrument
und der Gegenkörper aus unterschiedlichen Metallen der Elektrolytenspannungsreihe
bzw. das Instrument aus Metall und der Gegenkörper aus Kohle; der Gegenkörper ist
an Erde gelegt und parallel zu dem veränderbaren Widerstand zwischen das Instrument
und den Gegenkörper ein Kondensator geschaltet.
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Demgemäß ist es erfindungsgemäß möglich, den elektrischen Stromfluß
in der Leitung des Gerätes auf einen im wesentlichen gleichbleibenden Wert einzustellen,
je nach der Potentialdifferenz zwischen dem negativen und positiven Pol.
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Abgesehen von der obenerwähnten bekannten Vorrichtung ist noch eine
Vorrichtung zur Behandlung mit galvanischem Strom bekannt, welche aus verschiedenen
miteinander leitend verbundenen und unmittelbar auf dem Körper aufliegenden Metallen
der elektrolytischen Spannungsreihe besteht, wobei solche Metalle in Form feiner
Bleche, Folien oder Gewebe derart als Bänder ausgebildet sind, daß sie in ihrer
ganzen Länge unmittelbar am Körper nach Art einer Stola aufhängbar sind.
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Die Wirkung des erfindungsgemäßen Gerätes liegt demgegenüber darin,
daß sofort nach der Berührung des Behandlungsgerätes mit dem menschlichen Körper
dieser zu einem zweiten Leiter wird, so daß ein einpoliges Potential an der Berührungsstelle
entsteht.
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Hierdurch bildet sich ein sehr schwacher elektrischer Gleichstromfluß
durch einen Stromkreis, der aus dem Behandlungsgerät, dem Leitungsdraht, dem anders
gearteten Gegenkörper aus Metall oder Kohle und dem menschlichen Körper gebildet
wird.
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Wenn ein sehr schwacher elektrischer Gleichstrom
während eines operativen
Eingriffs oder einer Zahnbehandlung auf die behandelte Körperstelle geleitet wird,
wird eine Reizverringerung derart erreicht, daß durch die Wirkung dieses Stromes
mechanische, chemische und Wärmereize während des Eingriffs oder der Behandlung
völlig ausgeschaltet werden können; dadurch werden Schmerzen und etwa dadurch bedingte
nachteilige Wirkungen auf ein geringstes Maß herabgesetzt.
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Die Zeichnungen zeigen Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen
Gerätes.
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Fig. 1 ist eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels
der Erfindung; Fig. 2 ist eine ebenfalls schematische Darstellung eines gesonderten
Teiles der Ausführungsform nach Fig. 1; Fig. 3 ist die schematische Darstellung
eines weiteren Ausführungsbeispiels der Erfindung.
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Gemäß Fig. 1, die in vereinfachter Form eine erste Ausführungsform
der Erfindung darstellt, ist mit 1 ein Behandlungsinstrument, in diesem Fall z.
B. ein Operationsmesser, dargestellt, während mit 2 ein leitender Draht bezeichnet
ist, der mit einer am oberen Ende des Messers vorgesehenen Metallklemme 1' verbunden
ist. Mit 3 ist ein Gegenkörper in Form eines Kohlestabes oder aus gegenüber dem
Messer andersartigem Metall bezeichnet, dessen eines Ende geerdet ist. 4 bezeichnet
einen veränderlichen Widerstand für die Einregulierung eines sehr schwachen elektrischen
Stromes, 6 ist ein Mikroamperemeter und 7 ein Kondensator, der gemäß der nachstehenden
Beschreibung von Fall zu Fall zur Anwendung kommt und der mittels eines Leitungsdrahtes
8 parallel zwischen das geerdete Ende des Gegenkörpers 3 und die Metallklemme 1'
einzuschalten ist.
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Nachdem das Behandlungsinstrument, z. B. das Operationsmesser, im
allgemeinen aus Stahl besteht, ist es wünschenswert, um mit dem menschlichen
Körper
eine ausreichende Kontaktelektrizität- zu er zeugen, für den andersartigen Gegenkörper,
der mit der von der Behandlungsstelle entfernten Körperstelle in Berührung gebracht
wird, Metalle oder Stoffe zu verwenden, welche ein höheres einpoliges Potential
besitzen als das Instrument. Als Beispiele für derartige Metalle oder Stoffe mit
einem gegenüber Eisen höheren einpoligen Potential können Kohle, Kupfer oder Silber
genannt werden.
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Wenn nun das Behandlungsinstrument mit dem menschlichen Körper in
Berührung gebracht wird. d. h. wenn z. B. das Operationsmesser in den menschlichen
Körper eindringt, dann ist ohne weiteres ersichtlich, daß der Berührungsteil der
Metalloberfläche des Instrumentes mit dem Elektrolyt, d. h. dem menschlichen Körper,
elektrochemisch in Lösung geht, so daß die positiven Eisenionen frei werden, während
die Elektronen im Überschuß im Instrument verbleiben. Diese Elektronen werden mittels
des Leitungsdrahtes zum anderen Ende des Gerätes übergeführt, welches ebenfalls
mit dem menschlichen Körper, jedoch an einer von der Behandlungsstelle entfernten
Stelle, in Berührung steht. Hierdurch wird erreicht, daß vom Gegenkörper, z. B.
einem Kohlestab, ein elektrischer Stromfluß durch den Leitungsdraht zum Behandlungsinstrument
eintritt. Darüber hinaus werden positive Ionen ständig von der im menschlichen I(örper
eingesetzten Oberfläche des Behandlungsinstruments abgezogen, so daß das Potential
der Behandlungsfläche am menschlichen Körper gegenüber den anderen Körperteilen
größer und größer wird. Die positiven Ionen bewegen sich von der Behandlungsfläche
aus durch den menschlichen Körper hindurch zum Gegenkörper, z. B. zum Kohlestab
bzw. einem Stab aus abweichendem, andersartigem Metall.
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Es ist nun bekannt. daß die Erregbarkeit der Nerven abnimmt, wenn
das Potential der Behandlungsfläche am menschlichen Körper ansteigt. Sobald das
Behandlungsinstrument mit dem anders gearteten Gegenkörper verbunden wird und dieser
Gegenkörper wiederum mit dem menschlichen Körper in Verbindung kommt, dann stellen
der Gegenkörper, der menschliche Körper und das genannte Instrument tatsächlich
eine elektrische Zelle dar. Stellt nun das Instrument den negativen-Pol dieser Zelle
dar, dann kann mit dem erfindungsgemäßen Gerät dieselbe Behandlungswirkung erreicht
werden wie in dem Fall, wenn das Instrument in der bisher üblichen Weise an den
positiven Pol einer elektrischen Batterie angeschlossen wird. Mit dem neuen Behandlungsgerät
ist daher der wesentliche Vorteil erreicht, daß keinerlei elektrische Stromquelle
erforderlich ist. Da darüber hinaus der Potentialunterschied, unter dessen Einwirkung
erfindungsgemäß der menschliche Körper steht, nur sehr gering ist, ist das Gerät
nach der Erfindung völlig gefahrlos zu verwenden. Wird beispielsweise ein Kohlestab
vorgesehen und derselbe mit einem Tuch umwickelt, welches mit einer geeigneten physiologischen
Salzlösung befeuchtet ist, und wenn ein derartiger Gegenkörper einmal mit dem menschlichen
Körper und andererseits mit dem Behandlungsinstrument über einen leitenden Draht
verbunden wird, dann beträgt der Potentialunterschied zwischen dem Kohlestab und
dem Instrument etwa 0,35 V, wobei die Stärke des Stromes etwa einige pA aufweist.
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Der Potentialunterschied zwischen Behandlungsinstrument und menschlichem
Körper wird bestimmt durch das Potentialverhältnis zwischen dem Behandlungsinstrument
und dem anders gearteten Gegen-
körper, so daß die Leitungsverluste im Verbindungsdraht
vernachlässigt werden können. Es ergibt sich daher der Vorteil, daß es nicht mehr
erforderlich ist, wie bei den bisherigen bekannten Geräten eine Isolation zwischen
Behandlungsinstrument und Operateur oder Benutzer vorzusehen, so daß Aufbau und
Handhabung des Behandlungsinstruments überaus einfach sind.
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Weiterhin kann (Fig. 1) zwischen Behandlungsinstrument 1 und anders
geartetem Gegenkörper 3 ein veränderlicher Widerstand 4 eingeschaltet werden, um
die Größe des durch den Leitungsdraht fließenden Stromes einstellen zu können, wie
es bisher bei den bekannten Verfahren und Geräten durch den üblichen inneren Widerstand
einer elektrischen Batterie erfolgte, so daß die Größe des Stromes einen günstigsten
Wert erhält (z. B. wenn die Stromdichte je Flächeneinheit des mit dem menschlichen
Körper in Berührung stehenden Behandlungsinstruments am günstigsten ist), und daß
eine Einstellung der Stromstärke entsprechend der Größe oder Abmessung des Behandlungsinstruments
oder der Art bzw. Bedingungen der Berührung dieses Instruments mit dem menschlichen
Körper nicht mehr erforderlich ist. Auch hierdurch wird die Handhabung des Behandlungsinstruments
außerordentlich vereinfacht.
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Wie sich ebenfalls aus Fig. 1 ergibt, kann das eine Ende des genannten
Leitungsdrahtes geerdet und ein Kondensator 7 eingeschaltet werden, um Induktionsstörungen
infolge möglicher äußerer Wechselströme oder plötzlicher Ausgleichsströme auszuschalten,
so daß das Potential am Behandlungsteil einen gleichbleibenden Wert aufweist. Die
Induktionsstörungen infolge eines Wechselstromes können auch dadurch ausgeschaltet
werden, daß lediglich ein Ende des Leitungsdrahtes 2 an Erde gelegt wird, ohne einen
Kondensator 7 einzuschalten.
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Fig. 2 zeigt insbesondere den Gegenkörper in Form eines Stabes aus
Kohle oder gegenüber dem Behandlungsinstrument anders geartetem Metall, der mit
einer von der Behandlungsstelle entfernten Stelle des menschlichen Körpers zu verbinden
ist. Deckel oder Kappen aus geeignetem Metall sind in diesem Fall auf den beiden
Enden des Stabes 3 in geeigneter Weise angebracht, so daß einer dieser Deckel oder
Kappen mit dem Leitungsdraht 2 verbunden und der andere derselben geerdet und mit
einem Leitungsdraht verbunden ist, der die Verbindung zu einer Klemme des Kondensators
7 herstellt. Der Hauptkörper des Stabes 3 ist mit einem Tuch 9 umhüllt, welches
mit einer elektrolytischen Lösung, z. B. physiologischer Salzlösung, befeuchtet
ist. An Stelle eines Stabes kann auch eine Platte aus Kohle oder Metall zur An wendung
kommen, wobei es den jeweiligen Verhältnissen entsprechend freisteht, eine derartige
Platte mit den Fuß des Patienten zu verbinden oder die Platte an einem sonst geeignetem
Teil oder Glied des Patienten mittels eines Gummibandes anzubinden. Die Kontaktstellen
zwischen den Metalldeckeln oder mappen und dem Stab aus Kohle oder andersartigem
Metall sind mit Vaseline oder Siliconeöl zu versehen, um zu verhindern, daß diese
Teile von der elektrolytischen Lösung benetzt werden.
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In Fig. 3 ist eine geänderte Ausführungsform der Erfindung dargestellt,
bei welcher der Hauptkörper des Teiles 3 als Hohlzylinder ausgebildet ist, der den
Kondensator 7 und den veränderlichen Widerstand in sich aufnimmt. Der veränderliche
Widerstand 4 kann von der Außenseite des Körpers 3 her durch eine geeignete Schraube
oder Spindel eingestellt werden.
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Nachstehend sollen praktische Beispiele für die Anwendung der Erfindung
angegeben werden. Wird beispielsweise als Behandlungsinstrument ein Stahlmesser
und als anders gearteter Gegenkörper ein Kohlestab verwendet und kommt ein Widerstand
von O bis 50 oder 100 kQ als veränderlicher Widerstand zwischen diesen beiden Polen
zur Anwendung, dann kann der jeweils erforderliche elektrische Strom in seiner Größe
wunschgemäß mittels dieses Widerstandes einreguliert werden. Stromstärken als Optimalströme
für die gewünschte Elektro-Anästhesie können für praktische Behandlungen wie folgt
genannt werden: Zum Ausschalten der Schmerzempfindung beim Bohren des Schmelzteiles
von Zähnen für Vorderzähne 4 pA, für kleine Backenzähne 4 I1A, für große Backenzähne
4 bis 10 I1A; zum Ausschalten der Schmerzempfindung beim Einspritzen (Thiaminhydrochloridinjektion)
für Stahlnadel (t/s mm Durchmesser) 12 FA, für Stahlnadel (1/5 mm Durchmesser) 10
pA; zum Ausschalten von Schmerzempfindung beim Auskratzen einer Zahnwurzel 10 bis
15 ,A, beim Entfernen von Abszessen 10 FA.
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Die Einstellung des genannten Widerstandes für die Einregulierung
der vorgenannten Stromwerte wird vorgenommen, wenn das Behandlungsinstrument an
den menschlichen Körper angelegt ist und die Operation begonnen hat.
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Die Operation oder Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Gerät erzielt
die gleichen Ergebnisse wie in den Fällen, wenn die bisher üblichen Behandlungsgeräte
zur Anwendung kommen, welche die übliche Batterie oder einen Doppelweggleichrichter
aufweisen.
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Nur ist es nicht möglich, rostfreien Stahl als Behandlungsinstrument
zu verwenden, da derselbe elektrochemisch mit dem menschlichen Körper nicht in Lösung
geht.