DE10065162C1 - Verfahren zum Spritzgießen von Formteilen aus Kunststoffen - Google Patents
Verfahren zum Spritzgießen von Formteilen aus KunststoffenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Spritzgießen von Formteilen aus Kunststoffen, insbesondere zur Fertigung von Klein- und Mikroteilen mit einer Spritzgießmaschine, die eine Plastifiziereinrichtung und eine Einspritzeinrichtung aufweist. Es wird die Aufgabe gelöst, ein solches Verfahren zu schaffen, bei dem das Einspritzen der Schmelze in die Form ohne Verwendung mechanisch verschiebbarer Baugruppen möglich ist. Dies wird erreicht, indem die Schmelze mit einem gasförmigen und/oder flüssigen Medium in die Form eingespritzt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Spritzgießen von Formtei
len aus Kunststoffen, insbesondere zur Fertigung von Klein- und
Mikroteilen mit einer Spritzgießmaschine, die eine Plastifizierein
richtung und eine Einspritzeinrichtung aufweist.
In der Spritzgießtechnik wird die erreichbare Formteilqualität we
sentlich durch die konstruktive Ausgestaltung der Plastifizier- und
Einspritzeinrichtung bestimmt. Während sich für konventionelle An
wendungen verschiedenartige Konstruktionen bewährt haben, sind kaum
technische Lösungen verfügbar, mit denen eine wirtschaftliche Fer
tigung sehr kleiner Bauteile in großen Stückzahlen realisiert wer
den kann. Ein grundlegendes Problem derartiger Anwendungen ist (un
abhängig von der ohnehin für Klein- und Mikroteile schwierigen Ab
stimmung der Plastifizier- und Einspritzparameter wie Schmelzever
weilzeit, Schußgewicht, Einspritzdruck, Einspritzgeschwindigkeit
usw.) das extrem ungünstige Materialverhältnis zwischen notwendigem
Anguß und eigentlichem Bauteil. Oftmals beträgt das Angußvolumen
ein Vielfaches des Bauteilvolumens. Der Anguß verursacht demzufolge
erhebliche Kosten, indem das "unnötige" Material entweder als Ab
fall entsorgt oder in zusätzlichen Verfahrensschritten als Recyclat
aufbereitet und einer erneuten Nutzung zugeführt werden muss. Wei
terhin erhöht sich die notwendige Kühlzeit, so dass sich verlänger
te Zykluszeiten ergeben.
Aufgrund dieser Nachteile werden von der kunststoffverarbeitenden
Industrie zunehmend technische Lösungen gefordert, mit denen eine
weitgehend angußfreie Herstellung von Klein- und Mikroteilen mög
lich ist. Zur Realisierung derartiger Forderungen bietet sich zu
nächst eine Miniaturisierung der Bauteile der Spritzgießmaschine
an. Bei Spritzgießmaschinen "klassischer" Bauart, d. h., mit einer
Plastifiziereinrichtung, die einen Plastifizierzylinder mit einer
rotierenden und axial verschiebbaren Plastifizierschnecke aufweist,
sind einer solchen Miniaturisierung jedoch objektive, insbesondere
physikalisch bedingte Grenzen gesetzt. Gegenwärtig betragen die
praktisch realisierten Durchmesser von Plastifizierschnecken minde
stens 14 mm. Somit beträgt das Spritzvolumen bei einem Hub von le
diglich 10 mm jedoch bereits 1,5 cm3. Bei einer weiteren Verminde
rung des Schneckendurchmessers würde der verbleibende Kerndurchmes
ser zu gering, um eine ausreichende Stabilität der gesamten Bau
gruppe zu gewährleisten. Das System Schnecke/Zylinder kommt hier
auch an physikalisch-technische Grenzen hinsichtlich Einzugsverhal
ten des konventionellen Granulats, so dass zunehmend neue Granulat
formen erforderlich sind.
Eine weitgehend angußfreie Herstellung von Klein- und Mikroteilen
ist mit einer Entwicklung der Dr. Boy GmbH ("Schneckenplastifizie
rung mit Nadeleinspritzung" in "PLASTVERARBEITER", 1999, Heft 6,
Seite 34) möglich. Demzufolge werden das Plastifizieren und das
Einspritzen verfahrenstechnisch getrennt, indem diese beiden Ver
fahrensschritte von verschiedenen Baugruppen realisiert werden. Das
Plastifizieren erfolgt in an sich bekannter Weise mit einer relativ
großen Plastifizierschnecke, die eine optimale Homogenisierung und
konstante Förderung gewährleistet. Innerhalb der Plastifizier
schnecke ist eine verschiebbare Nadel angeordnet, die als Ein
spritzkolben wirksam wird. Mit dieser technischen Lösung können
sehr kleine Schußgewichte realisiert werden, so dass gegenüber dem
Stand der Technik ein wesentlich verbessertes Verhältnis von
Spritzgewicht zu Formteilgewicht erzielt wird. Allerdings weisen
die sehr kleinen Einspritznadeln auch funktionelle Mängel auf, z. B.
bezüglich Dichtigkeit und Verdrängungsvolumen während der Nadelbe
wegung. Ferner kann die ohnehin geringe Stabilität der Einspritzna
del zumindest bei Montage- oder Materialfehlern weitere Probleme
ergeben.
Aus DE 198 46 710 A1 ist ein Verfahren zum Spritzgießen von Mikroformteilen aus ther
moplastischen Kunststoffen mit geringer Angußmasse bekannt. Bei dieser technischen
Lösung wird auf eine Plastifizierschnecke verzichtet. Der Kunststoff wird durch Wärmelei
tung in einem elektrisch beheizten Zylinder aufbereitet, der folglich die Plastifiziereinrich
tung darstellt. Die jeweils benötigten kleinen Schmelzemengen werden in diesem Zylinder
mit einem ersten Kolben vordosiert. Danach wird die Schmelze mit einem zweiten Kolben,
der eine ähnliche Wirkungsweise hat wie die Einspritznadel der oben beschriebenen Kon
struktion der Dr. Boy GmbH, eingespritzt. Nachteilig sind einerseits die zahlreichen Ver
fahrensschritte. Trotz der aufwendigen Verfahrensdurchführung können andererseits je
doch verschiedene funktionelle Mängel (Dichtigkeit, Verdrängungsvolumen, Stabilität
usw.) auftreten, die insbesondere durch die Einspritznadel verursacht werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Spritzgießen von insbesondere Klein-
und Mikroteilen zu schaffen, bei dem das Einspritzen der Schmelze in die Form ohne Ver
wendung mechanisch verschiebbarer Baugruppen möglich ist.
In Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 wird diese Aufgabe gelöst, in
dem die Schmelze unmittelbar durch ein gasförmiges und/oder flüssiges Medium in die
Form eingespritzt wird. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Ansprüchen 2 bis 5 be
schrieben.
Durch den Verzicht auf eine Einspritznadel entfallen die schmalen Übergangsbereiche
zwischen der Außenfläche dieser Baugruppe und den zugeordneten Wandbereichen der
jeweils benachbarten Abschnitte, in denen sich bevorzugt kleine Materialreste ablagern.
Folglich können
auch keine Probleme bezüglich mangelnder Dichtigkeit oder Stabili
tät auftreten, so dass sich letztlich die Funktionssicherheit der
gesamten Spritzgießmaschine erhöht. Ein weiterer Vorteil ist die
sehr geringe Angußmasse, wobei durch eine besonders sorgfältige Pa
rameterabstimmung eine angußlose Fertigung möglich wird. Dadurch
ist eine wesentliche Kühlzeit- und Spritzdruckreduzierung (geringes
Fließweg-Wanddickenverhältnis) möglich.
Das vorgeschlagene Verfahren ist für verschiedenartige Spritzgieß
maschinen geeignet und erfordert lediglich die konstruktive Ausge
staltung einer entsprechenden Zuführ- und Spritzeinheit. Dies ist
grundsätzlich bei sämtlichen Plastifizier- und Einspritzeinrichtun
gen möglich, unabhängig davon, ob es sich um technische Lösungen
mit Plastifizierschnecke, mit Scheibenextruder oder mit elektrisch
erwärmten Kammern für die Schmelze handelt. Gegenüber Konstrukti
onen mit Einspritzkolben bzw. -nadel ergeben sich kaum Probleme für
die räumliche Integration des als "Einspritzkolben" wirkenden gas
förmigen und/oder flüssigen Mediums, weil die hierfür notwendigen
Kanäle weitgehend im verfügbaren Bauraum ausgestaltet werden kön
nen. Schwierige geometrische Vorgaben (wie z. B. die für eine Ein
spritznadel benötigte minimale geradlinige Wegstrecke) müssen nicht
beachtet werden.
In der Zeichnung sind mehrere Konstruktionen dargestellt, mit denen
das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt werden kann. Als Aus
führungsbeispiel wird hier die Verwendung eines gasförmigen Mediums
beschrieben. Im Rahmen der Erfindung ist jedoch auch die alternati
ve oder zusätzliche Verwendung eines flüssigen Mediums möglich. Es
zeigen, jeweils als Bestandteil einer Spritzgießmaschine:
Fig. 1 eine Ausgestaltung einer Plastifiziereinrichtung mit
Plastifizierschnecke
Fig. 2 eine Plastifiziereinrichtung mit Kolbenplastifizierung
Fig. 3 eine Plastifiziereinrichtung mit Scheibenplastifizierung
Die Ausführung gemäß Fig. 1 umfaßt einen Plastifizierzylinder 1, in
dem eine Plastifizierschnecke 2 angeordnet ist. Innerhalb der Pla
stifizierschnecke 2 ist eine Axialbohrung 3 ausgestaltet. Die Zu
führung der Werkstoffkomponenten erfolgt über eine Materialein
trittsöffnung 4 in den Plastifizierzylinder 1. Durch die Rotations
bewegung der Plastifizierschnecke 2 wird das Kunststoffmaterial in
Richtung eines Sammelraumes 5 gefördert. Der Sammelraum 5 ist vor
der Schneckenspitze 6 angeordnet, er kann jedoch auch in der Axial
bohrung 3 der Schnecke 2 oder in einer speziell ausgestalteten Ver
schlußdüse 7 angeordnet sein.
Vor Beginn des Einspritzvorgangs wird ein definierter Einspritzraum
geschaffen, der folglich die Einspritzverhältnisse definiert, indem
die Plastifizierschnecke 2 mit der Schneckenspitze 6 an die Dicht
kante des Sammelraumes 5 angelegt wird. Die konkrete Konstruktion
der Plastifizierschnecke 2 und ihrer Schneckenspitze 6 ist hierbei
unerheblich. Nachdem die Schneckenspitze 6 an der Dichtkante des
Sammelraumes 5 anliegt, strömt das gasförmige Medium, das zum Ein
spritzen der Schmelze in das Werkzeug 14 genutzt wird, über eine
gesteuerte Gasdüse 8 durch die Axialbohrung 3 der Plastifizier
schnecke 2 und beaufschlagt die Schmelze mit dem erforderlichen
Spritzdruck. Demzufolge wirkt das die Schmelze 13 beaufschlagende
Medium funktionell als Einspritzkolben. Das einzuspritzende Volumen
der Schmelze wird über eine separate Steuerung von Druck und Ge
schwindigkeit des Gases geregelt.
Unabhängig davon, ob die Schmelze 13 mit einem gasförmigen und/oder
flüssigen Medium in die Form 14 eingespritzt wird, sollte die Tem
peratur des Einspritzmediums beim Einspritzen unterhalb der Schmel
zetemperatur des Kunststoffes liegen. Durch die Kühlwirkung des
Einspritzmediums wird demzufolge an der Grenzfläche durch Erstarren
des Kunststoffes eine feste Haut gebildet, die beim Einspritzen die
Funktion einer Kolbenfläche realisiert. Nach Beendigung des Ein
spritzvorganges wird diese Grenzschicht durch Wärmeübertragung wie
der in Schmelze überführt.
Weiterhin ist es im Rahmen der Erfindung möglich, als Druckübertra
gungsmittel zwischen Kunststoffschmelze 13 und Einspritzmedium an
stelle der Gasdüse 8 eine Membran anzuordnen. Dafür ist z. B. eine,
in der Zeichnung allerdings nicht näher dargestellte Schlappmembran
geeignet. Durch eine solche Membran werden chemische Reaktionen
zwischen Einspritzmedium und Schmelze 13 verhindert. Der gleiche
Effekt wird auch erreicht, sofern als gasförmiges Einspritzmedium
ein Inertgas verwendet wird.
Anstelle einer Plastifizierschnecke 2 kann auch eine sog. Kolben
plastifizierung vorgesehen werden, die in Fig. 2 dargestellt ist.
Dabei gelangt das Material über die Materialeintrittsöffnung 4 in
den beheizten Plastifizierzylinder 1, wird dort aufgeschmolzen und
durch den Kolben 9 in einem Sammelraum 5 vordosiert. Vom Sammelraum
5 wird die Schmelze mittels des gasförmigen Mediums, das auch bei
dieser Anwendung als Einspritzkolben wirkt, in das Werkzeug 14 ge
spritzt. Durch Verschieben der Gasdüse 8 (ist in der Zeichnung
nicht näher dargestellt) kann die Menge der Schmelze so dosiert
werden, dass die Teile angußlos gespritzt werden. Die anhand von
Fig. 1 beschriebenen Ausgestaltungen bezüglich der Verfahrensdurch
führung können auch bei dieser Konstruktion realisiert werden.
Da für den Miniaturspritzguss geringe nutzbare Plastifiziermengen
erforderlich sind, können alternative Plastifiziereinrichtungen
eingesetzt werden, mit denen eine kurze kompakte Bauweise möglich
wird. Demzufolge kann das erfindungsgemäße Verfahren auch mittels
Scheibenplastifizierung durchgeführt werden. Eine hierfür geeignete
Vorrichtung ist aus Fig. 3 ersichtlich. Demgemäß gelangt das Mate
rial über die Materialeintrittsöffnung 4 in die Feststoffförderzone
10. Hier wird das Material durch äußere Beheizung vorgewärmt, ver
dichtet und entgast. Infolge der Relativbewegung zwischen der ro
tierenden Scheibe 11 und der feststehenden Scheibe 12 erfolgt durch
Teilchendeformation die Umwandlung der mechanischen Energie in Wär
me und dadurch die Bildung der Schmelze 13. In der Schmelzezone
bilden sich durch das viskoelastische Verhalten der Kunststoff
schmelze Normalspannungen (Weissenberg-Effekt) aus, die einen zum
Zentrum gerichteten Druck in der Schmelze 13 erzeugen und deren
Transport in die Spritzdüse 7 bewirken. Auch bei dieser Konstrukti
on wird über eine gesteuerte Gasdüse 8 das erforderliche Schußge
wicht unter Einwirkung eines gasförmigen Mediums in das mit der
Spritzdüse 7 gekoppelte Werkzeug 14 eingespritzt. Im Werkzeug 14
bildet sich ein Spritzling 15 aus, der vorzugsweise ein Klein- oder
Mikroteil ist und nahezu keinen Anguß aufweist.
1
Plastifizierzylinder
2
Plastifizierschnecke
3
Axialbohrung
4
Materialeintrittsöffnung
5
Sammelraum
6
Schneckenspitze
7
Spritzdüse
8
Gasdüse
9
Kolben
10
Feststoffförderzone
11
rotierende Scheibe
12
feststehende Scheibe
13
Schmelze
14
Werkzeug/Form
15
Spritzling
Claims (5)
1. Verfahren zum Spritzgießen von Formteilen aus Kunststoffen, insbesondere zur Ferti
gung von Klein- und Mikroteilen mit einer Spritzgießmaschine, die eine Plastifiziereinrich
tung und eine Einspritzeinrichtung aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schmelze unmittelbar durch ein gasförmiges und/oder flüssiges Medium in die
Form eingespritzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur des gasförmigen und/oder flüssigen Einspritzmediums beim Einsprit
zen unterhalb der Schmelzetemperatur des Kunststoffes liegt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach Beendigung des Einspritzvorganges die Grenzschicht durch Wärmeübertra
gung wieder in Schmelze überführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Druckübertragungsmittel zwischen Kunststoffschmelze und Einspritzmedium eine
Membran, vorzugsweise eine Schlappmembran, verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass als gasförmiges Medium ein Inertgas verwendet wird.
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