DE10064896A1 - Schaltbare biochemische Pinzetten und synthetische Rezeptoren zur molekularen Organisation und Manipulation von Biomolekülen - Google Patents
Schaltbare biochemische Pinzetten und synthetische Rezeptoren zur molekularen Organisation und Manipulation von BiomolekülenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft Aminosäuren der allgemeinen Formel DOLLAR F1 wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und DOLLAR A m unabhängig eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist DOLLAR A und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst und der Chelator eine koordinative Wechselwirkung zu einer Aminosäure aufbauen kann, bevorzugterweise zu Histidin.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine einen kovalent gebundenen Metall-Chelator
umfassende Aminosäure, ein diese enthaltendes Polypeptid, diese betreffende Verwendungen
sowie diese umfassende Proteinkomplexe.
Moderne strukturbiologische Techniken haben unsere Kenntnisse über die Struktur und
Funktion von Biomolekülen dramatisch erhöht. Nichtsdestotrotz ist das Konstruieren eines
Proteins mit definierten oder modifizierten Funktionen nach wie vor mit sehr großen
Schwierigkeiten verbunden. Einen mit der Proteinstruktur verbundenen, sowohl aus
wissenschaftlicher als auch biotechnologischer, d. h. anwendungsorientierter, Sichtweise
betrachtet, besonders wichtigen Aspekt stellt die Protein-Protein-Wechselwirkung dar, deren
Modifikation und gegebenenfalls Steuerung eine Vielzahl neuer Anwendungen erlauben
würde.
Eine erste Form der Anwendung von Protein-Protein-Wechselwirkungen finden sich auf dem
Gebiet der Affinitätschromatographie. Dort wird das Wissen ob der für eine Bindung
zwischen zwei bekanntermaßen wechselwirkenden Bindungspartnern relevanten Strukturen
insoweit ausgenutzt, als daß die für die Wechselwirkung verantwortliche Struktur des einen
Partners an ein zu reinigendes Protein gebunden und somit ein Fusionsprotein ausgebildet
wird, das dann mit dem typischerweise an eine Oberfläche immobilisierten anderen
Wechselwirkungspartner spezifisch bindet. Derartige Beispiele sind die in der Literatur
bekannten Glutathion-S-Transferase- (Guan, K. L. et al., Anal Biochem 192, 262-267 (1991))
sowie Strep-Systeme (Skerra, A. et al., Biomol Eng 16, 79-86 (1999).
Eine weitere Form der Affinitätschromatographie, die sich der Wechselwirkung zweier
spezifischer Bindungspartner bedient, ist die Immobilisierungsmetall-
Affinitätschromatographie (IMAC) (Porath J., Nature 258, 598-599 (1975)). IMAC
verwendet im Gegensatz zu den vorstehend vorgestellten Affinitätssystemen ein System,
welches kleine organische Moleküle wie Iminodiessigsäure (IDA) oder N-Nitrilo
triessigsäure (NTA) als Chelatoren verwendet, die vermittels koordinativer Bindungen eine
Histidin-Markierung binden können. Eine derartige Histidin-Markierung besteht
typischerweise aus 5 bis 12 Histidinresten, die entweder am N- oder am C-Terminus des
interessierenden Proteins angeordnet sind. Obwohl IDA und NTA die Histidin-Markierung
mit einer Affinität von 1-10 µM binden (Dorn et al., Biol Chem 379: 1152-9; Nieba et al.,
Anal. Biochem. 252: 217-28), erlauben stärkere Chelatoren wie EDTA oder Kompetitoren
wie Imidazol die quantitative Desorption des Fusionsproteins. Es ist jedoch nicht möglich, die
Bindung per se oder die Stärkung der Immobilisierung zuverlässig vorherzusagen und damit
auch nicht die Menge des erforderlichen Kompetitors für die Deimmobilisierung. Die
Optimierung eines Reinigungsprotokolls unter Verwendung von IMAC basiert somit im
wesentlichen auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum.
Der vorliegenden Erfindung lag somit die Aufgabe zugrunde, Verbindungen bereitzustellen,
die eine hochaffine und spezifische Bindung eines Bindungspartners, insbesondere eines
Proteins erlauben und gleichzeitig die Elution in zuverlässiger und vorhersagbarer Weise
erlauben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Aminosäure der allgemeinen Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m unabhängig eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, wobei der Chelator eine koordinative Wechselwirkung zu einer Aminosäure aufbauen kann, bevorzugterweise zu Histidin.
m unabhängig eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, wobei der Chelator eine koordinative Wechselwirkung zu einer Aminosäure aufbauen kann, bevorzugterweise zu Histidin.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch gelöst durch eine Aminosäure der allgemeinen
Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die Iminodiessigsäure, alle Salze der Iminodiessigsäure, Iminodiessigsäure- tert.butylester und deren Derivate umfasst.
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die Iminodiessigsäure, alle Salze der Iminodiessigsäure, Iminodiessigsäure- tert.butylester und deren Derivate umfasst.
Des weiteren wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch eine Aminosäure der
allgemeinen Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die N-Nitrilotriessigsäure, alle Salze der N-Nitrilotriessigsäure, N- Nitrilotriessigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
und die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die N-Nitrilotriessigsäure, alle Salze der N-Nitrilotriessigsäure, N- Nitrilotriessigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
In einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Aminosäuren ist vorgesehen, dass der
Metall-Chelator über die Seitenkette R der Aminosäure gebunden ist, wobei die Seitenkette
bevorzugterweise ausgewählt ist aus der Gruppe, die (CH2)x und (CH2-CH2-O)y umfasst
und x eine ganze Zahl zwischen 0 und 5 und y unabhängig eine ganze Zahl zwischen 0 und 3
ist.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Aminosäure ausgewählt ist aus
der Gruppe, die Lysin umfasst.
In einer nochweitern Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Aminosäure Lysin ist und der
Metall-Chelator über die ε-Aminogruppe der Lysin-Seitenkette kovalent gebunden ist, wobei
der Stickstoff der Iminogruppe des Metall-Chelators aus der ε-Aminogruppe der Lysin-
Seitenkette stammt.
Die Aufgabe wird auch gelöst durch eine Aminosäure mit der Formel:
und deren Derivate
Des weiteren wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch eine Aminosäure mit der
Formel:
und deren Derivate
Bei den erfindungsgemäßen Aminosäure kann vorgesehen sein, dass die Aminogruppe durch
eine Schutzgruppe geschützt ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe, die die
Benzyloxycarbonylgruppe, die tert.-Butoxycarbonylgruppe, die 9-
Fluorenylmethoxycarbonylgruppe die Triphenylmethylgruppe und die
Nitrobenzolsulfenylgruppe umfasst, und/oder die Carboxylgruppe durch eine Schutzgruppe
geschützt ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe, die die Methylgruppe, die Ethylgruppe, die
Benzylgruppe, die 4-Nitrobenzylgruppe und die tert.-Butylestergruppe umfasst.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch durch ein Polypeptid gelöst, das mindestens eine
der erfindungsgemäßen Aminosäure umfasst.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Polypeptid mindestens ein Metall-Kation
umfasst.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Metall-Kation ausgewählt ist aus
der Gruppe, die Ni2+, Zn2+, Cu2+, Co2+, Co3+, Fe2+ und Fe3+ umfasst.
Weiterhin kann vorgesehen sein, dass das erfindungsgemäße Polypeptid einen kovalent
gebundenen Fluorophor umfasst.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Fluorophor ausgewählt ist aus der Gruppe, die
Fluorescein, Rhodamine, Cy3, Cy5, DODIPY-Derivate und NBD-Farbstoffe umfasst.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass mindestens ein Metall-Chelator
"gecaged" ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, mindestens ein Metall-Chelator mit
einem α-Carboxy-2-nitrobenzyl-Rest (CNB) "gecaged" ist.
In einer alternativen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Polypeptidhauptkette über
mindestens ein Azobenzolderivat verbrückt ist.
Bei dem erfindungsgemäßen Polypeptid kann vorgesehen sein, es kovalent mit einem
membranpermeablen Peptid verknüpft ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe auch gelöst durch die Verwendung eines Polypeptids
gemäß der vorliegenden Erfindung zum Markieren von Proteinen.
In einer Ausführungsform ist dabei vorgesehen, die zu markierenden Proteine intrazelluläre
Proteine sind.
In einer weiteren Ausführungsform der Verwendung ist vorgesehen, dass das
erfindungsgemäße Polypeptids zur Dimerisierung und/oder Oligomerisierung von Proteinen
verwendet wird.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist dabei vorgesehen, das Polypeptid kovalent an einen
Cysteinrest in dem zu dimerisierenden/oligomerisierenden Protein gebunden ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe auch gelöst durch die Verwendung eines Polypeptids
gemäß der vorliegenden Erfindung zur kontrollierten Immobilisierung von Proteinen an
Oberflächen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch gelöst durch die Verwendung eines Polypeptids
gemäß der vorliegenden Erfindung in Verbindung mit Rastersonden-mikroskopischen
Techniken zur strukturierten Assemblierung von Proteinen an Oberflächen.
Schließlich wird die Aufgabe erfindungsgemäß auch durch einen Proteinkomplex gelöst, der
umfasst:
- - ein erstes Polypeptid gemäß der vorliegenden Erfindung,
- - mindestens ein Kation, das von einer Aminosäure gemäß der vorliegenden Erfindung komplexiert ist, und
- - ein zweites Polypeptid, das mindestens ein Histidin umfasst.
In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Kation ausgewählt ist aus der Gruppe, die
Ni2+, Zn2+, Cu2+, Co2+, Co3+, Fe2+ und Fe3+ umfasst.
In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das zweite Polypeptid eine Anzahl
von Histidinen umfasst, die im Bereich von 1-8 liegt.
In einer noch weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das zweite Polypeptid die
Sequenz (His)x umfasst, wobei x im Bereich von 1-8 liegt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß sich die nicht
natürliche Aminosäure nach Formel I
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
die einen kovalent gebundenen Chelator aufweist, für die reversible Immobilisierung von Histidin-markierten Fusionsproteinen eignet. Als Chelatoren sind dabei besonders bevorzugt Iminodiessigsäure (hierin auch als IDA bezeichnet) und N-Nitrilotriessigsäure (hierin auch als NTA bezeichnet). Grundsätzlich umfaßt die Erfindung all jene Aminosäurederivate, die in der Lage sind, koordinative Wechselwirkungen zu Aminosäuren, wie z. B. Histidin, aufzubauen. In der aktiven Form liegt die Aminosäure als variabler Baustein von Peptiden und Proteinen in der ungeschützten und unkomplexierten Form vor, beispielsweise als Iminodiessigsäure (IDA)- oder N-Nitrilotriessigsäure (NTA)-Derivat vor. Für den Fall des Einbaus in synthetische Peptide, wie dies in den Beispielen beschrieben ist, werden die erfindungsgemäßen Chelator-Aminosäuren geschützt. Hierfür werden bevorzugt die tert.Butylestergruppen oder andere Schutzgruppen, die in der Technik bekannt sind, eingesetzt. Für die Peptidfestphasen-Synthese (Fmoc- oder Boc-Verfahren) wird typischerweise die Aminogruppe der Chelator-Aminosäure mit Fmoc oder Boc geschützt. Im Rahmen einer in vitro Proteintranslation werden die ungeschützten Chelator-Aminosäuren eingesetzt.
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
die einen kovalent gebundenen Chelator aufweist, für die reversible Immobilisierung von Histidin-markierten Fusionsproteinen eignet. Als Chelatoren sind dabei besonders bevorzugt Iminodiessigsäure (hierin auch als IDA bezeichnet) und N-Nitrilotriessigsäure (hierin auch als NTA bezeichnet). Grundsätzlich umfaßt die Erfindung all jene Aminosäurederivate, die in der Lage sind, koordinative Wechselwirkungen zu Aminosäuren, wie z. B. Histidin, aufzubauen. In der aktiven Form liegt die Aminosäure als variabler Baustein von Peptiden und Proteinen in der ungeschützten und unkomplexierten Form vor, beispielsweise als Iminodiessigsäure (IDA)- oder N-Nitrilotriessigsäure (NTA)-Derivat vor. Für den Fall des Einbaus in synthetische Peptide, wie dies in den Beispielen beschrieben ist, werden die erfindungsgemäßen Chelator-Aminosäuren geschützt. Hierfür werden bevorzugt die tert.Butylestergruppen oder andere Schutzgruppen, die in der Technik bekannt sind, eingesetzt. Für die Peptidfestphasen-Synthese (Fmoc- oder Boc-Verfahren) wird typischerweise die Aminogruppe der Chelator-Aminosäure mit Fmoc oder Boc geschützt. Im Rahmen einer in vitro Proteintranslation werden die ungeschützten Chelator-Aminosäuren eingesetzt.
Neben der direkten Anwendung dieser einen Chelator aufweisenden Aminosäure, hierin auch
als Chelator-Aminosäure bezeichnet, ist insbesondere auch deren Einbau in eine
Aminosäuresequenz, d. h. ein Peptid bzw. Protein möglich. Derartige hierin als Chelator-
Peptide bzw. -Proteine bezeichneten Peptide bzw. Proteine erlauben ihrerseits eine gezielte,
über Metallionen schaltbare, koordinative intra- und intermolekulare Wechselwirkung mit
Histidinen, Oligohistidinen-Sequenzen, Histidin-markierten Proteinen, insbesondere
Fusionsproteinen. Diese Wechselwirkung kann beispielsweise für den Nachweis oder die
Aufreinigung derartiger Fusionsproteine verwendet werden. Schließlich kann ein derartiges
System dazu verwendet werden, Proteine mit einstellbaren Funktionen oder neuen Protein-
Protein-Wechselwirkungen zu konstruieren.
Durch die Synthese der erfindungsgemäßen Metall-Chelat-Aminosäuren und den Einbau
mehrerer solcher Bausteine in eine Polypeptidstruktur können die Metall-Chelat-
Seitengruppen in definierter Orientierung präsentiert werden. So werden multiple
Wechselwirkungen zwischen Histidin-markierten Proteinen mit Metall-Chelat-Peptiden
ermöglicht. Aus der höheren Bindungsaffinität leitet sich eine besonders stabile
Immobilisierung ab. Aufgrund der Reversibilität des Prozesses wird die Voraussetzung zur
wiederholten Beladung und Regeneration der Metall-Chelat-Peptide geschaffen, was vor
allem im Bereich der Immobilisierung, der Organisation und Manipulation von Proteinen
sowie der Sensorik von großer Bedeutung ist. Beispielhaft seien in diesem Zusammenhang
genannt Nanobiotechnik, funktionelle Proteomanalyse, Protein-Chips, Biosensorik, High-
Throughput-Screeening, Drug Screening (Wirkstoff-Screening), funktionelle Grenzschichten
und Proteinassays.
Bei den die erfindungsgemäße Aminosäure enthaltenden Peptiden ist dabei vorgesehen, diese
durch Variation von Sequenz und Struktur so auszubilden, daß möglichst viele der freien
Koordinationsstellen gleichzeitig mit Histidinen des Bindungspartners wechselwirken. Durch
die multivalenten, koordinativen Wechselwirkungen kann die Bindungsaffinität und -
spezifität um mehrere Größenordnungen gesteigert werden. Mittels kombinatorischer und
evolutiver Methoden und der erfindungsgemäßen Aminosäure werden hochaffine und
hochspezifische Paarungssysteme (sogenannte biochemische Pinzetten) aufgebaut. Dabei sind
bevorzugt Paarungssysteme mit mindestens zwei Metallkomplexen, die durch eine in Länge
und Aminosäureabfolge variable Peptidsequenz voneinander getrennt sind. Somit werden
multivalente Wechselwirkungen von definiert in einem Molekül angeordneten Chelator-
Gruppen ausgenutzt.
Auf Seiten der rekombinanten, mit einer Histidin-Markierung versehenen Peptiden oder
Proteinen wird dabei angestrebt, die Zahl der Histidin-Reste zu minimieren, um dadurch eine
maximale Selektivität zu erreichen und die Struktur der Peptide für den Erkennungsvorgang
zu optimieren.
Die die erfindungsgemäße Aminosäure enthaltenden Peptide bzw. Proteine werden somit
Chelatoren in einem distinkten Abstand zueinander aufweisen, so daß es, vereinfacht
ausgedrückt, möglich sein wird, daß die in der Aminosäuresequenz enthaltenden zumindest
zwei Chelatoren eine Struktur ausbilden, die das mit Histidin-Resten versehene Molekül
umgreifen. Eine derartige Peptid- bzw. Proteinstruktur weist sowohl die Gestalt als auch die
Funktion einer Pinzette auf und wird daher hierin auch als molekulare Pinzette bezeichnet.
Diesen molekularen Pinzetten kann eine Schaltbarkeit, bevorzugterweise eine optische oder
elektrochemische Schaltbarkeit, verliehen werden, um in Abhängigkeit von den
Versuchsbedingungen die Relativposition der beiden Chelatoren relativ zueinander bzw.
relativ zu den Histidin-Resten zu ändern. Dabei bestehen als drei grundsätzliche
Möglichkeiten das sogenannte "caging" der Carboxylgruppen der Chelatorfunktionen, die
Strukturumwandlung über optische Anregung und das Schalten der Chelator-Aminosäuren
durch Zugabe oder Komplexierung von Metallionen. Durch "Caged-EDTA" als Kompetitor
könnten die biochemischen Pinzetten durch Licht abgeschaltet werden. Eine noch weitere
Möglichkeit der Schaltung und lateralen Strukturierung der Paarungssysteme besteht in der
elektrochemischen Kontrolle und AFM, wie hierin ebenfalls beschrieben.
Im Falle des "caging" ist insbesondere der im Stand der Technik als solches bekannte α-
Carboxy-2-nitrobenzyl-Rest (CNB) geeignet, der die Wasserlöslichkeit der Komponenten
erhält und sich mit extrem hohen "uncaging"-Raten entfernen lässt. Der CNB-Rest wird zur
irreversiblen, photoinduzierten Aktivierung oder Deaktivierung von Verbindungen
verwendet. Im Falle der erfindungsgemäßen Chelator-Aminosäuren werden die
Carboxygruppen des Chelators zunächst mit CNB geschützt. In dieser Form ist die Chelator-
Aminosäure nicht in der Lage, Metallionen zu komplexieren und koordinative
Wechselwirkungen auszubilden. Durch einen Lichtblitz (msec) wird die Schutzgruppe
entfernt und somit die biochemische Pinzette aktiviert. Aufgrund der extremen
Lichtempfindlichkeit und chemischen Labilität dieser Verbindungen ist es sinnvoll, die
Chelator-Gruppen erst nach Synthese der biochemischen Pinzetten mit "caging"-Reagenzien
umzusetzen.
Als zweite Möglichkeit bietet sich die Verbrückung des Peptidgerüsts über Azobenzol-
Derivate an, wobei die Struktur der biochemischen Pinzetten durch optische Isomerisierung
moduliert wird (Kumita et al. 2000, Proc Natl Acad Sci USA 97: 3803-8). Im Gegensatz zur
vorstehend beschriebenen "caging"-Strategie, die nichtsdestotrotz in ihrer Anwendung von
Vorteil ist und bei der die Chelator-Gruppen irreversibel aktiviert werden, werden bei diesem
Verfahren Pinzetten und damit molekulare Werkzeuge bereitgestellt, die sich nahezu beliebig
häufig optisch an- und abschalten lassen Da die Wechselwirkung der Paarungssysteme durch
optimal zueinander im Raum angeordneten Chelator-Gruppen zustande kommt, gehen
Änderungen der Raumstruktur der die Chelator-Aminosäure tragenden Peptide mit einer
deutlichen Abnahme der Affinität einher, so dass es zu einem Zerfall des Komplexes aus
molekularen Pinzetten und dem mit den Pinzetten gegriffenen Protein kommt. Änderungen in
der Affinität um den Faktor 10 bis 100 sollten bei entsprechenden Randbedingungen
ausreichen, um ein effektives Schalten zu realisieren. Peptide bzw. Proteine, die die
erfindungsgemäße Aminosäure enthalten, eignen sich auch zur nanoskaligen Organisation
von Proteinen. Dabei wird eine Konjugation mit molekularen Funktionseinheiten, eine
Oberflächenmodifikation und Immobilisierung sowie eine Nano-strukturierte Assemblierung
an Oberflächen möglich.
Im Falle der Konjugation mit molekularen Funktionseinheiten kann es zur Ausbildung von
supramolekularen Funktionseinheiten kommen, wobei beispielsweise eine universelle
Fluoreszenzmarkierung von rekombinanten, d. h. mit einer His-Markierung versehenen
Proteinen über Fluorophor-gekoppelte Pinzetten möglich ist, Proteinkonjugierte Pinzetten
zur schaltbaren Assemblierung von Proteinkomplexen und schließlich dimere Pinzetten für
nicht-invasiv kontrollierte Dimerisierung von Proteinen in vivo verwendet werden können. Im
ersten Falle können durch Anbindung von Fluorophoren an die erfindungsgemäßen
biochemischen Pinzetten generische Fluoreszenzsonden zur selektiven Markierung von
Proteinen realisiert werden. Dabei ist vorgesehen, daß durch Modifikation der biochemischen
Pinzetten mit zellpermeablen Peptiden diese durch die Zellmembran in das Cytoplasma
transferiert werden, um intrazelluläre Proteine zu markieren.
Die kontrollierte Dimerisierung oder Oligomerisierung von Proteinen in vitro kann im
Rahmen der vorliegenden Erfindung dadurch erfolgen, daß die biochemischen Pinzetten über
freie Cysteine ortsspezifisch in Proteine eingeführt werden Die biochemischen Pinzetten sind
in diesem Fall die Peptide (optimierte Paarungssysteme) mit mehreren Chelator-
Aminosäuren. Durch Einführung einer Cystein-reaktiven Gruppe können die Chelator-Peptide
mit Proteinen verknüpft und so neuartige Paarungssysteme aufgebaut werden. In einer hierzu
abgewandelten Form werden in Zellen derartige Reaktionen nicht-invasiv gesteuert, indem
dimere biochemische Pinzetten verwendet werden, die, wie oben ausgeführt, durch Ergänzung
der Sequenz eines zellpermeablen Peptids ins Cytoplasma transportiert werden.
Ein weiterer Verwendungspunkt der Peptide bzw. Proteine, die die erfindungsgemäße
Aminosäure enthalten, liegt in der kontrollierten und orientierten Organisation von
rekombinanten Proteinen, insbesondere an planaren Oberflächen. Als Substrate bieten sich
dabei insbesondere Metalloxidoberflächen, wie Glimmer, Glas, Quarz, Indium-Zinnoxid und
Metalloberflächen, wie Gold oder Silber an, insbesondere für die Untersuchung der Schichten
mit optischen oder elektrochemischen Sonden. Für die Detektion der spezifischen
Wechselwirkung von Proteinen und anderen Substanzen mit immobilisierten Proteinen sind
verschiedene markierungsfreie und markierungsbasierte optische und elektrochemische
Verfahren publiziert. (Göpel & Sandstede, 1992, DECHEMA Monographs Vol. 126; Brecht
et al. 1995, Biosens Bioelectron 10: 923-936; Brecht et al. in Biomolecular Interaction
Analysis and Pharmaceutical Drug Screening, Baltes H., Göpel W. and Hesse J. (eds.), Wiley-
VCH: Weinheim (D), (1998) Vol. 3 ISBN-No 3 527 29433.3). Dabei ist insbesondere die
Immobilisierung der biochemischen Pinzetten an biokompatiblen Oberflächen in definierter
Konstellation und Orientierung vorgesehen, wobei es die unspezifische Wechselwirkungen
der Proteine mit der Oberfläche zu minimieren gilt. Dabei ist grundsätzlich die Verwendung
nicht kovalenter, insbesondere Lipid-basierter Strategien, als auch kovalenter Strategien
möglich.
Im Falle der Verwendung Lipid-basierter Strategien werden Konjugate der biochemischen
Pinzetten mit Lipiden analog zu Chelator-Lipiden synthetisiert (Dietrich et al., 1996,
Biochemistry 35: 1100-5; Dietrich et al., 1995; Proc Natl Acad Sci USA 92: 9014-8; Gritsch
et al., 1995; Biosens Bioelctron 10: 805-12; Schmitt et al., 2000; Biophys J 78: 3275-85).
Lipidschichten lassen sich mit Filmwaage-Techniken oder Vesikelfusion hochorientiert an
Oberflächen assemblieren und lateral nanoskalig über Phasenseparation oder
Mikroelektrophorese strukturieren (Dietrich et al., 1995; Proc Natl Acad Sci USA 92: 9014-8).
Durch den Anteil an Lipiden, die mit biochemischen Pinzetten, d. h. mit Peptiden bzw.
Proteinen, die die erfindungsgemäße Aminosäure nach Formel (I) tragen, verknüpft sind, wird
die Konstellation systematisch variiert, um kooperative Effekte an der Oberfläche zu
untersuchen und optimale Oberflächenkonstellationen festzulegen. Eine stabile
Immobilisierung der biochemischen Pinzetten an Oberflächen wird durch kovalente
Anbindung erreicht. Diese Art der Immobilisierung ist im Stand der Technik bekannt (Löfas et
al., 1990; Soc Chem Comm 1990, 1526-1528; Prime et al., 1991; Science 252 (1991) 1164-
1167; Piehler et al., 1996; Biosens & Bioelectron 11 (1996) 579-590; Holmberg et al., 1991;
Immobilization of proteins via PEG chains, in Harris J. M. (ed.), Poly(ehtylene glycol)
chemistry: biotechnical and biomedical applications, Plenum Proess, New York 1992) Als
Grenzschichten können molekulare Polymerschichten verwendet werden (z. B.
Polyethylenglycol (PEG)), an deren terminalen funktionellen Gruppen die biochemischen
Pinzetten selektiv über reaktive Gruppen (z. B. Cysteine) kovalent gekuppelt werden. Durch
Anwendung von Printtechnologien (Kane et al., 1999, Biomaterials 20 (1999) 2363-2376; Fan
et al., Nature 405 (2000) 56-60) wird auf dieser Basis die Herstellung von hochorientierten
und funktionalen Protein-Arrays möglich.
Eine weitere Anwendung der die erfindungsgemäße Aminosäure enthaltenden Peptide bzw.
Proteine ist die Nano-strukturierte Assemblierung an Oberflächen. Dabei handelt es sich in
einer bevorzugten Ausführungsform um die Kombination der schaltbaren biochemischen
Pinzetten, wie vorstehend dargelegt, mit Rastersonden-mikroskopischen Techniken. Durch
die selektive Aktivierung immobilisierte Erkennungsstrukturen (biochemische Pinzetten) mit
Rastersonden-mikroskopischen Techniken können Proteine strukturiert an Oberflächen
immobilisiert und molekular organisiert werden. Derartige nanostrukturiert-dekorierte
Oberflächen sind für die funktionale Charakterisierung von hoch aufgelösten Protein-Arrays
sowie die Organisation supramolekularer Funktionseinheiten bedeutsam. Wie in Fig. 5
dargestellt, können durch elektrochemisches Erzeugen von Metallionen an der Spitze des
Kantilevers immoblisierte Chelatoren nanostrukturiert dotiert und dadurch aktiviert werden.
Proteine binden daraufhin selektiv an die Metallion-aktivierten Chelatoren entsprechend der
lateralen Strukturierung, wie sie durch die Dotierung festgelegt wurde. Auf diese Weise
lassen sich nahezu beliebig strukturierte Anordnungen erzeugen, deren Dimensionen in der
Größenordnungen des Auflösungsvermögens der AFM-Sonde liegen, die als solche
kommerziell erhältlich sind. Genauer gesagt werden in einem ersten Schritt Chelatpeptide
über eine biokompatible Zwischenschicht (Polyethylenglykol, Lipidschicht) immobilisiert. In
einem zweiten Schritt erfolgt eine lateral nanostrukturierte Aktivierung durch
elektrochemische Ablösung von Metallionen (Ni2+, Zn2+, Cu2+, Co 2+, Co3+, Fe2+, Fe3+ etc.)
von der Oberfläche einer Metall-bedampften oder mit Metallionenkomplexen beschichteten
AFM-Spitze. In einem dritten Schritt erfolgt die selektive Immobilisierung eines Proteins
ausschließlich an den Metall-dotierten Chelatorgruppen. Schließlich erfolgt in einem vierten
Schritt eine Assemblierung weiterer Proteine durch abwechselnde Wiederholung der Schritte
2 und 3. Neben Anwendungen für eine reine Nano-Strukturierung ermöglicht diese Technik,
komplexe Funktionseinheiten an Oberflächen aufzubauen. Als Substrate eignen sich
insbesondere Goldschichten und Schichten aus anderen Materialien wie Silber und Indium-
Zinnoxid, die auch den Vorteil in sich tragen, daß sie gleichzeitig als Gegenelektroden für den
elektrochemischen Prozeß dienen. Die standardmäßig verwendeten Kantilever (Si3N4) werden
zuerst mit Gold und dann mit Nickel bedampft oder mit Metallionenkomplexen beschichtet,
um davon Metallionen gezielt elektrochemisch abzulösen, wodurch die Chelatoren
kontrolliert mit lateral nanoskaliger Auflösung aktiviert werden, was hierin gleichbedeutend
mit einer lateralen Auflösung von 10 nm ist.
Aufgrund der hohen Affinität der Chelatoren, wie sie in den erfindungsgemäßen Aminosäuren
und damit auch in den Chelator-Peptiden und -Proteinen verwendet werden, zu Ni2+ (1013 l/mol),
sind minimale Mengen abgelösten Metalls ausreichend zur Aktivierung. Eine selektive
Immobilisierung von Proteinen an den aktivierten Oberflächen kann parallel zur Aktivierung
erfolgen und wird dann mit dem AFM abgebildet und kontrolliert. Proteine mit mehreren
His6-Markierungen, d. h. Markierungen bestehend aus sechs Histidin-Resten, wie z. B. das
205 Proteasom, auch rekombinante Antikörper, Enzyme, Rezeptoren u. a. (Baumeister et al.,
1998; Cell 92: 367-380; Dorn t al., 1999; J Mol Biol 288: 1027-36) werden auch von
einzelnen Chelatoren stabil immobilisiert und bieten sich daher für diese Anwendungen an.
Die Methode kann auf kovalent modifizierte Oberflächen und/oder transparente Substrate
(Indium-Zinnoxid) übertragen werden. Mit der Verfügbarkeit der erfindungsgemäßen
biochemischen Pinzetten mit hoher Affinität werden diese als Erkennungsstrukturen
eingesetzt, um Arrays aus Proteinen verschiedener Eigenschaften zu realisieren.
Die Erfindung wird nun anhand der folgenden Beispiele und Figuren weiter erläutert werden,
aus denen sich weitere Merkmale, Vorteile und Ausführungsformen der Erfindung ergeben.
Dabei zeigt
Fig. 1 die Synthese einer erfindungsgemäßen Aminosäure nach Formel (I);
Fig. 2 das HPLC-Analyseergebnis betreffend die Fähigkeit von Metall-chelatierenden
Peptiden Metallionen und Modellverbindungen für Histidin-markierte
Polypeptide zu komplexieren;
Fig. 3 den Einfluß von Ni2+ auf das Fluoreszenzverhalten einer eine
erfindungsgemäße Aminosäure enthaltenden Modellverbindung;
Fig. 4 den Nachweis der Bindung eines Histidin-markierten Biomoleküls an ein eine
erfindungsgemäße Aminosäure umfassendes Peptid mittels Fluoreszenz-
Spektroskopie;
Fig. 5 das Prinzip der nanostrukturierten elektrochemischen Aktivierung von
immobilisierten Chelatoren durch einen mit Ni-bedampften AFM-Kantilever
und zur selektiven Immobilisierung von Proteinen;
Fig. 6 den schematischen Aufbau einer Festkörper-gestützten Lipidgrenzfläche, die
Hexa-Histidinsequenzen präsentiert und die Anbindung von Peptiden mit
einem Lys-IDA-Baustein;
Fig. 7 die Veränderung des SPR-Signals während der Immobilisierung des Metall-
Chelatpeptids an einer Hexa-Histidingrenzfläche;
Fig. 8 schematisch die möglichen Wechselwirkungen einer Hexa-Histidinsequenz mit
der Peptidbibliothek ΨXΨX3;
Fig. 9 die Veränderung des SPR-Signals während der Immobilisierung verschiedener
Lys-EDA-Derivate an einer Hexa-Histidingrenzfläche (0,18 mM SOPC/0,02 mM
Lipopeptid mit Hexa-Histidinsequenz, in Puffer 3);
Fig. 10 die Fluoreszenzintensitäten der eluierten Lösungen einzelner Hexapeptid-
Bibliotheken;
Fig. 11 eine IDA-Chelator-Aminosäure in komplexierter und unkomplexierter Form;
Fig. 12 eine NTA-Chelator-Aminosäure in komplexierter und unkomplexierter Form;
Fig. 13 eine in das Rückgrat eines Polypeptids eingebaute IDA-Chelator-Aminosäure
im komplexierten und unkomplexierten Zustand; und
Fig. 14 eine in das Rückgrat eines Polypeptids eingebaute NTA-Chelator-Aminosäure
im komplexierten und unkomplexierten Zustand.
Fig. 11 zeigt eine der erfindungsgemäßen Aminosäuren in Form einer IDA-Chelator-
Aminosäure. Die Aminosäure kann dabei in der D- oder der L-Form vorliegen. Das spacer-
Element bestehend aus CH2-Einheiten kann dabei verschieden lang ausgestaltet sein.
Typischerweise ist n eine ganze Zahl zwischen 0 und 5. Bei Zugabe eines Metallions,
bevorzugterweise eines zweiwertigen Metallions kommt es zur Ausbildung eines Chelator-
Metallion-Komplexes. Die in der Figur enthaltenen Pfeile zeigen die Stellen, an denen der
Komplex koordinative Bindungen ausbilden kann. Durch Zugabe eines weiteren
Komplexbildners wie EDTA kann der Komplex aufgelöst werden.
Fig. 12 zeigt eine der erfindungsgemäßen Aminosäuren in Form einer NTA-Chelator-
Aminosäure. Die Ausführungen im Zusammenhang mit Fig. 11 gelten sinngemäß auch hier,
insbesondere betreffend die Ausgestaltung des spacer-Elements.
Fig. 13 zeigt die in Fig. 11 dargestellte IDA-Chelator-Aminosäure, wie sie in das Rückgrat
eines Polypeptids eingebaut ist und in dieser molekularen Umgebung. ebenfalls einen
reversiblen Komplex mit einem Metallion, insbesondere einem zweiwertigen Metallion
ausbildet. Bei dieser Anwendung der erfindungsgemäßen Chelator-Aminosäure kommt dem
spacer-Element eine besondere sterische Bedeutung zu. Bevorzugte koordinative
Wechselwirkungspartner sind dabei Histidin-Reste, die an den durch Pfeile bezeichneten
Stellen mit dem Komplex wechselwirken.
Fig. 14 zeigt die in Fig. 12 dargestellt NTA-Chelator-Aminosäure, wie sie in das Rückgrat
eines Polypeptids eingebaut ist. Auch hier gilt das zu der in Fig. 13 dargestellten IDA-
Chelator-Aminosäure Gesagte sinngemäß.
Die Metallchelataminosäure sollte zum einen die Komplexierung eines zweiwertigen
Metallions ermöglichen und zum anderen als Aminosäurederivat in einer Festphasensynthese
einsetzbar sein. So kann beispielsweise Lysin, über seine ε-Aminofunktion für die
Komplexierung der Metallionen derivatisiert werden und verfügt gleichzeitig über eine
reaktive Säure- und α-Aminofunktion.
Die Synthese des Lysinderivates IV erfolgte ausgehend von COO-Benzyl-α-N-
Benzyloxycarbonyl-Lysin (Abb. 3). Das Aminosäurederivat IV wird im Weiteren als FMOC-
Lys-IDA bezeichnet, da es sich um ein Lysinderivat mit einem Imino-di-(essigsäure-tert-
butyl)-Rest handelt. Um den Baustein in der Peptidsynthese verwenden zu können, mußte die
α-Aminofunktion geschützt werden. Üblicherweise wird dazu eine Fluorenyl-9-
methoxycarbonylgruppe (FMOC) verwendet (Carpino LA et al., 1970, J. Am. Chem. Soc.
92: 5748-5752). Versuche, das FMOC-geschützte Produkt direkt aus der Umsetzung von α-N-
FMOC-Lysin zu synthetisieren schlugen fehl. Das ist darauf zurückzuführen, daß die FMOC-
Schutzgruppe nicht ausreichend basenstabil ist. Bei der Reaktion entstanden daher
Komponentengemische, deren Aufarbeitung nicht sinnvoll erschien. α-N-Benzyloxycarbonyl-
Lysin als ein anderes mögliches Ausgangsmaterial für die Reaktion löste sich nicht in
Dimethylformamid (DMF) und ist daher ebenfalls ungeeignet.
Als Ausgangsprodukt für die Synthese wurde daher ein COO-Benzyl-α-N-
Benzyloxycarbonyl-Lysin verwendet (Fig. 1). Die verwendeten Schutzgruppen wurden
deshalb gewählt, weil sie simultan in einem Hydrierungsschritt entfernt werden können. Das
Ausgangsprodukt I wird mit Bromessigsäure-tert-butylester umgesetzt. Diese Reaktion liefert
das Lysinderivat II in guten Ausbeuten (85%). Nachteilig ist die lange Reaktionsdauer von 4
Tagen. Eine Verkürzung der Reaktionsdauer ist jedoch nicht möglich, da ansonsten große
Anteile des monoacylierten Produktes isoliert werden. Mit Hilfe der
Dünnschichtchromatographie (DC) und Sprühreagenzien wie Co(SCH)2 und Fluorescamin
läßt sich die Bildung des mono- und später diacylierten Produktes verfolgen. Das gereinigte
Lysinderivat II kann an Hand der NMR-Signale der Methylgruppen (1H-NMR, 18H, 1.47 ppm)
und der beiden tertiären C-Atome (13C-NMR, 2C, 82.00 ppm) leicht identifiziert
werden. Alle Produkte wurden mit 1H-NMR, 13C-NMR und Massenspektrometrie
charakterisiert.
Wie oben erwähnt, ermöglicht die Wahl der Schutzgruppen das gleichzeitige Entschützen der
Säure- und der α-Aminofunktion zum ungeschützten Lysinderivat III. Da Benzylgruppen
wesentlich hydrogenolysestabiler sind als Z-Schutzgruppen, muß ein
benzylgruppenspezifischer Katalysator (10% Pd/C, Aldrich) verwendet werden. Als
Lösungsmittel ist reines Methanol den üblichen Methanol/Chloroformgemischen vorzuziehen,
da das Produkt in diesen Gemischen nicht gut löslich ist. Nach dem Abfiltrieren des
Palladium/Kohlenstoffgemisches über Celithen wird das Produkt säulenchromatographisch
gereinigt. Da das entstehende ε-N-di(essigsäure-tert-butylester)-Lysin III keine UV-Aktivität
besitzt, kann die Reaktion über die abnehmende UV-Aktivität nach
dünschichtchromatographischer Trennung der Mischung verfolgt werden. Die vollständige
Abspaltung der Schutzgruppen läßt sich leicht durch das Fehlen der Signale aller
aromatischen Protonen im 1H-NMR überprüfen.
Um die Verwendung des Lysinderivates in der Peptidsynthese zu ermöglichen, mußte die α-
Aminofunktion mit einer Fluorenyl-9-methoxycarbonylgruppe geschützt werden. Zur
Einführung dieser Schutzgruppe werden üblicherweise deren Succinimidylester (Fluorenyl-9-
methyl-N-succinimidyl-carbonat, FMOCONsu) bzw. Säurechloride (Chlorameisensäure-
(fluorenyl-9-methyl)-ester FMOCCI) unter schwach basischen Reaktionsbedingungen
verwendet (Carpino LA, 1987, Acc. Chem. Res. 20: 401-407). Die Basenmenge muß so
gewählt werden, daß die bei der Kopplung freigesetzte Säure abgefangen wird, der pH-Wert
der Lösung sich jedoch nicht nach pH ≧ 8,00 verschiebt, da unter diesen Bedingungen die
FMOC-Schutzgruppe wieder abgespalten wird. Für die Kopplungsreaktion werden sterisch
anspruchsvolle Hilfsbasen, wie Diisopropylethylamin (DIPEA, Hünigbase) verwendet, weil
diese die Kopplung der aktivierten Aminosäure mit sich selbst (Dipeptidbildung) verhindern
(Chen FMF et al., 1986, Can J. Chem. 65: 221-225).
Es ist aus der Literatur bekannt, daß die Einführung der FMOC-Schutzgruppe bei
Aminosäuren in manchen Fällen durch eine Salzbrücke zwischen der Säure- und der
Aminofunktion verhindert wird (Bolin DR et al., 1989, Int. J. Peptide Protein Res. 33: 353-
359). Dieses Problem wird gelöst, indem beide funktionelle Gruppen zuerst silyliert werden.
Im Anschluß wird die Trimethylsilylschutzgruppe (TMS-Schutzgruppe) an der
α-Aminofunktion durch eine FMOC-Schutzgruppe substituiert. Bei der anschließenden
wäßrigen Aufarbeitung wird die TMS-Schutzgruppe der Säurefunktion abgespalten. Für die
Synthese von FMOC-Lys-IDA war diese Strategie der intermediären Silylierung erfolgreich.
Nach der Aufarbeitung konnte das Produkt in moderaten Ausbeuten (60%) isoliert werden.
Das Produkt ließ sich leicht an Hand der zwei nichtaromatischen Protonen der
FMOC-Schutzgruppe bei ca. 4.40 ppm im 1H-NMR identifizieren.
Die Synthese des Metallchelataminosäure FMOC-Lys-IDA ermöglichte deren Verwendung in
einer Peptidsynthese. Die Kopplung des FMOC-Lys-IDA IV Bausteins erfolgte problemlos
nach Standardvorschriften. Bei der Abspaltung des Peptides von der Polymermatrix mit
Trifluoressigsäure wurden auch die tertiären Butylschutzgruppen des IDA-Lysinderivates
abgespalten. Dabei wurde der eigentlich aktive, ungeschützte Baustein ε-N-Imino-di
essigsäure-Lysin, Lys-IDA, Ψ generiert.
Die vorstehend geschilderten Reaktionen wurden im Detail wie folgt durchgeführt:
- a) Nα-Z-Nε-Di(iminodiessigsäure-tert.-butylester)-L-Lysin-Benzylester (Formel (II) von
Fig. 1): 6,5 ml (47 mmol) Triethylamin und 6,2 ml (47 mmol) Bromessigsäure-tert.-
Butylester wurden zu 2,5 g (4,7 mmol) Nα-Z-L-Lysin-Benzylester in 100 ml DMF unter einer
Argonatmosphäre hinzugegeben und bei 50°C gerührt. Nach zwei Tagen wurden erneut 6,5 ml
(47 mmol) Triethylamin und 6,2 ml (47 mmol) Bromessigsäure-tert.-Butylester
hinzugefügt und für weitere zwei Tage gerührt. Das Lösungsmittel wurde im Vakuum
abgedampft. Nach Auflösen der rohen Reaktionsmischung in Wasser wurde die
Reaktionsmischung dreimal mit CHCl3 extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen
wurden über wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet. Das Produkt wurde mittels
Silicasäulenchromatographie mit einem linearen Gradienten aus CHCl3/MeOH (100 : 1)-
CHCl3/MeOH (10 : 1) als Elutionsmittel gereinigt.
Ausbeute: 3,4 g (85%)
TLC (CHCl3/MeOH (10 : 1)): Rf = 0,3.
1H-NMR (400 MHz, CDCl3/TFA): 7,35 (m; 5H-Z; 5H-Bzl); 5,20 (s; 2H-Bzl); 5,12 (s; 2H-Z); 4,45 (m; C2-H); 4,10 (m; 4H; -N-(CH2)2-); 3,45 (m; 2H; C6-H); 1,95 - 1,60 (br. m; 4H; C3- H; C5-H); 1,49 (s; 18H(-(CH3)3); 1,39 (br. m; 2H; C4-H).
13C-NMR (125 MHz, CDCl3/TFA): 172,61 (-COO-Bzl); 164,99 (-COO-(CH3)3; 135,56 (C- Benzyl); 129,38 (C-Benzyl); 129,16 (C-Benzyl); 128,77 (C-Benzyl); 86,77 (2C; -C-(CH3)3); 68,50 (Ar-CH2); 56,62 (2C; -N-CH2-COO-(CH3)3; 56.12 (-N-CH-COOH); 54,98(-CH2-CH2- N-(CH2)2-); 54,05; 32,57; 31,88 (-CH2-CH2-N-(CH2)2-); 28,43 (6C; (-CH3)3; 24,51(-CH- CH2-); 22,67 (-CH-CH2-CH2-).
MS (ESI): M + Na+ = 622 g/mol. - b) Nε-(Imino-di-(essigsäure-tert.-butylester))-L-Lysin (Formel (III) von Fig. 2): 1,2 g
(2 mmol) Nα-Z-Nε-(Imino-di-(essigsäure-tert.-butylester))-L-Lysin-Benzylester wurden in
100 ml MeOH und 4 ml Essigsäure gelöst und, nach Hinzufügen von 3 Spatelspitzen 10%
Pd/C, bei Raumtemperatur und normalem Druck für 5 Stunden hydriert. Der Katalysator
wurde abfiltriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Produkt wurde mittels
Silikasäulenchromatographie mit CHCl3/MeOH 3 : 1 als Elutionsmittel gereinigt.
Ausbeute: 590 mg (76%).
TLC (CHCl3/MeOH/30%AcOH; 5 : 3 : 1) Rf = 0,5.
1H-NMR (400 MHz, CDCl3/TFA): 4,00 (br. m; 4H; -N-(CH2)2-); 3,84 (t; C2-H); 3,29 (m; 2H; C6-H); 1,90 (m; 2H; C3-H); 1,68 (m; 2H; C5-H); 1,45 (br. m; 2H; C4-H); 1,39 (s; 18H, - (CH3)3.
13C-NMR (125 MHz, CDCl3): 171,40 (-COOH); 82,53 (2C; -C-(CH3)3); 56,39 (2C; -N-CH2- COO-(CH3)3); 54,35 (-N-CH-COOH); 30,48 (-CH2-CH2-N-(CH2)2-); 28,37 (6C; (-CH3)3); 26,86 (-CH-CH2-); 22,97 (-CH-CH2-CH2-).
MS (ESI): M - H+ = 375 [M + H] - c) Nα-FMOC-Nε-(imino-di-(essigsäure tert. butylester))-L-lysin (Formel (IV) von Fig. 1):
0,27 ml (1,6 mmol) di-Isopropylethylamin (DIPEA) wurden zu einer Lösung aus 300 mg (0,8 mmol)
Nε-Imino-di-(essigsäure-tert.-butylester)-L-Lysin, gelöst in 2 ml frisch destilliertem
CH2Cl2, unter Argon gelöst. Nach Abkühlen auf -10°C wurden 0,2 ml (1,6 mmol)
Trimethylchlorsilan hinzugefügt. Man ließ sich die Lösung auf Raumtemperatur erwärmen.
Anschließend wurde sie bei 40°C für 1 Stunde unter Rückfluß gekocht. Es wurden 270 mg
(0,8 mmol) FMOC-N-Hydroxy-succinimidester hinzugegeben. Die Mischung wurde über
Nacht bei Raumtemperatur gerührt, mit 50 ml Ethylacetat verdünnt und mit 50 ml NaHCO3
(pH 8,7) extrahiert. Die organische Phase wurde über wasserfreiem MgCl2 getrocknet und das
Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Produkt (Formel (IV) von Fig. 1) wurde durch
Silikasäulenchromatographie unter Verwendung von CHCl3/MeOH (5 : 1) als Elutionsmittel
gereinigt.
Ausbeute: 200 mg (60%)
TLC (CHCl3/MeOH, 5 : 1) Rf = 0,8.
1H-NMR (400 MHz, CDCl3): 7,75 (d; 2H-FMOC); 7,55 (br. m; 2H-FMOC); 7,39 (t; 2H- FMOC); 7,29 (t; 2H-FMOC); 4,95 (br. C2-H); 4,40 (d; 2H-FMOC); 4,19 (t; H-FMOC); 4,10 (br. m; 4H; -N-(CH2)2-); 3,38 (m; 2H; C6-H); 1,75 (m; 2H; C3-H); 1,61 (m; 2H; C5-H); 1,47 (s; 18H(-(CH3)3); 1,39 (br. m; 2H; C4-H).
13C-NMR (125 MHz, CDCl3): 171,48 (-COO(CH3)3); 163,53 (-COOH); 157,05 (C=O; FMOC; 144,68 (2C; FMOC); 141,87 (2C; FMOC); 128,21 (2C; FMOC); 127,72 (2C; FMOC); 125,60 (2C; FMOC); 120,46 (2C; FMOC); 82,00 (-C-(CH3)3); 67,60 (FMOC); 56,40 (2C; N-CH2-COO-(CH3)3); 55,57 (N-CH-COOH); 54,91 (CH2-CH2-N-(CH2)2-); 47,86 (-CH2- CH2O; FMOC); 32,89 (CH2-CH2-N-(CH2)2-); 32,21 (HOOC-CH-CH2-); 28,78 (6C; (-CH3)3); 23,62 (-CH-CH2-CH2-).
Als Modellpeptid für die Untersuchung des Transport von Peptiden durch den spezifischen
Transportkomplex TAP (transporter associated with antigen processing), hat sich das HLA-
B27 Epitop H-Arg-Arg-Tyr-Gln-Lys-Ser-Thr-Glu-Leu-OH (RRYQKSTEL) auf Grund seiner
hohen Affinität zu TAP bewährt (Abele R et al., 1999, Biochem. Biophys. Acta 1461: 405-
419; Neumann L et al., 1999, J. Mol. Biol. 294: 1203-1213). Um die regiospezifische
Markierung mit Fluoreszein zu ermöglichen, wurden verschiedene Derivate dieses Epitops
synthetisiert. Dabei wurde jeweils eine Aminosäure durch ein Cystein ersetzt und die
Cysteinreste nachträglich mit einem Fluoreszenzmarker (Fluoreszein) gekoppelt. Dieser
fluoreszenzmarkierte Cysteinbaustein wird im weiteren Verlauf hierin mit ∅ bezeichnet. In
diesen Untersuchungen erwies sich das Peptid mit der Sequenz RRY∅KSTEL als optimales
Substrat für einen Transportassay mit TAP. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurde ein
Peptid mit der Sequenz RRYCΨSTEL synthetisiert, bei dem das Lysin durch die
Metallchelataminosäure Lys-IDA ersetzt wurde. Die Reinheit des Peptides wurde mittels
HPLC nachgewiesen und die berechnete molare Masse von 1272 g/mol
massenspektrometrisch bestätigt. Experimente zeigen, daß sich die Chelator-Aminosäuren an
beliebiger Position und innerhalb beliebiger Sequenzen in Polypeptide einbauen lassen.
Zunächst wurde die Komplexierung zweiwertiger Metallionen durch dieses Peptid und die
anschließende Bindung an eine Hexa-Histidinsequenz analysiert. Aufbauend auf Erkentnissen
an festkörpergestützten Membranen wurde die Bindung des Metallchelatpeptides an
Lipidgrenzflächen, die mit Hexa-Histidinsequenzen derivatisiert sind, mittels
Oberflächenplasmonenresonanzspektroskopie untersucht. Die Seitengruppe des Cysteins in
dem Peptid RRYCΨSTEL wurde mit Iodacetamid umgesetzt, um unspezifische
Wechselwirkungen des Thiols mit den zweiwertigen Metallionen zu verhindern. Für die
Untersuchung wurde auf einem Goldchip ein Hybridbilayer assembliert (Fig. 6). Der
proximale selbstassemblierende Monolayer wird von hydrophoben Alkylthiolen gebildet
(HPA-Chip, Biacore). Durch Vesikelfusion (0,18 mM SOPC/0,02 mM Lipopeptid mit Hexa-
Histidinsequenz, in Puffer 2 (10 mM HEPES, 150 mM NaCl, pH 7,5) wird auf diesem
hydrophoben Substrat ein Lipidmonolayer assembliert. Diese distale Lipidschicht besteht aus
SOPC und bildet die Matrix für 10 Mol% Lipopeptide, die an der Grenzfläche Hexa-
Histidinsequenzen präsentieren.
Die Anordnung der zwei Meßzellen im Oberflächenplasmonenspektroskop ermöglicht eine
asymmetrische Beschichtung der Substratoberflächen. So konnte in der zweiten Meßzelle
eine nahezu identische Lipidarchitektur assembliert werden. Es wurde jedoch ein Lipopeptid
ohne Hexa-Histidinsequenz verwendet. Das aufgezeichnete Differenzsignal zeigt so das
Bindungsverhalten ohne den Einfluß der Brechungsindexänderung. Fig. 7 zeigt die
Veränderung des SPR-Signals bei der Zugabe einer Peptidlösung (20 µM, in Puffer 2) auf
einer Hexa-Histidingrenzfläche. In den Experimenten wurde der Einfluß verschiedener
Metallionen auf die Bindung des Peptides untersucht. Da viele biologisch relevante Moleküle
(Proteine, DNA, usw.) Kalzium- und/oder Magnesiumionen zur Stabilisierung benötigen,
sollte deren Anwesenheit im Puffer den Bindungsassay nicht stören.
Die Experimente belegen, daß das mit dem Baustein Chelator-Aminosäure aufgebaute Peptid
nur dann an die Grenzfläche bindet, wenn es zuvor mit Metallionen, wie Ni2+ (schwarze
Linie) oder Zn2+ (graue Linie) beladen wurde. Das Chelator-Peptid bindet dagegen nicht,
wenn zu der Lösung Kalziumionen (gestrichelte Linie) oder Magnesiumionen (Daten nicht
gezeigt) zugegeben werden. Auch wenn das Peptid mit der gleichen Sequenz
(RRYCKSTEL), aber anstatt Chelator-Aminosäure mit Lysin, mit Nickelionen inkubiert wird,
erfolgt keine Bindung des Peptides (Daten nicht gezeigt).
Die Systemarchitektur, bestehend aus immobilisierter Hexa-Histidinsequenz und mobiler
Chelator-Polypeptid als Bindungspartner erlaubt keine multivalenten Wechselwirkungen,
sodass der Komplex aus dem Chelator-Peptid und der Hexa-Histidinsequenz zerfällt und
keine kinetisch stabile Immobilisierung beobachtet werden kann. EDTA (100 mM) induziert
die Dissoziation (Daten nicht gezeigt). Der Einfluß verschiedener Bedingungen auf die
Bindung des Peptides an die Hexa-Histidingrenzfläche wurde in Kontrollexperimenten
untersucht. Die Beobachtungen sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Obwohl die Histidinaffinitätssequenz in der Proteinbiochemie eine breite Anwendung findet,
ist über den genauen Bindungsmechanismus und die Bindungsgeometrie zwischen den
Imidazolseitenketten und der NTA- respektive IDA-Gruppe wenig bekannt (Chen Y et al.,
1999, J. Inorg. Biochem. 76: 211-220). Die NTA- bzw. IDA-Gruppe bildet mit dem
zweiwertigen Metallion einen oktaedrischen Komplex. An den verbleibenden
Bindungsplätzen des Oktaeders können die Imidazolseitenketten der Hexa-Histidinsequenz
gebunden werden. Die genaue räumliche Anordnung dieses Komplexes ist jedoch unbekannt.
Aus der Literatur weiß man, daß eine Verkürzung der Affinitätssequenz auf weniger als fünf
Histidineinheiten zu einem dramatischen Rückgang der Bindungsstärke führt (Gershon PD et
al., 1995, J. Immunol. Methods 183: 65-76). Die Bindungskonstante zwischen dem
NTA/Hexa-Histidinsystem wurde im mikromolaren Bereich bestimmt. Die
Bindungskonstante für das IDA/Hexa-Histidinsystem sollte die gleiche Größenordnung
besitzen. Obwohl die Bindungskonstanten eher niedrig sind, wurde in Untersuchungen an
Chelatorlipidmembranen eine stabile Immobilisierung von Hexa-Histidinmarkierten Proteinen
nachgewiesen, wenn die laterale Dichte der Chelatorlipide 10 Mol% erreicht (Dorn IT et al.,
1998, Biol. Chem. 379, 1151-1159). Wird die Lipidmatrix dagegen nur mit 2 Mol%
Chelatorlipid angereichert, findet keine zeitlich stabile Immobilisierung statt. Demnach
spielen für die Immobilisierung der Hexa-Histidinmarkierten Proteine sowohl die laterale
Dichte, wie die Dynamik der Chelatorlipide eine wesentliche Rolle (Bamdad C, 1998,
Biophys. J. 75: 1989-1996).
Die höhere räumliche Dichte der Chelatgruppen ermöglicht multiple Wechselwirkungen mit
der Hexa-Histidinsequenz. Die Nickelionen in der Chelat-Gruppe verfügen über mehrere freie
Koordinationsstellen, an die die Imidazolseitenketten der Histidine binden können. Durch die
mehrfache Verwendung der Chelator-Aminosäure Ψ in einem Peptid ist es möglich, den
genauen Abstand der Chelatgruppen zu kontrollieren und so eine "optimale" räumliche
Anordnung für die Komplexbildungen mit einer (oder mehreren) Affinitätssequenz(en) zu
erzielen.
Um die hier aufgeworfene Frage nach der optimalen räumlichen Anpassung der Hexa-
Histidinsequenz an eine Peptidsequenz mit Chelator-Aminosäure-Bausteinen zu untersuchen,
wurden Hexa-Peptidbibliotheken synthetisiert. Solche Bibliotheken werden in der
kombinatorischen Chemie häufig verwendet (Jung G., 1996, Combinatorial peptide and
nonpeptide libraries - A handbook for the search of lead structures). Dabei wurde die
Chelator-Aminosäure Ψ in unterschiedlichen Positionen der Peptidsequenzen eingebaut. Es
handelt sich bei diesen Bibliotheken also um Gemische aus bis zu 619 unterschiedlichen
Einzelpeptiden.
Zwei verschiedene Systeme wurden untersucht. Zum einen handelt es sich um lösliche
Komponenten, also die reinen Peptide, dazu wurden die Peptidbibliotheken ΨΨX4 und
ΨXΨX3 synthetisiert. Zum anderen wurden die Bibliotheken ΨX5, ΨX4, ΨXΨX3,
ΨXXΨX2, ΨXXXΨX auf einer Polymermatrix immobilisiert. Für Kontrollexperimente
wurde jeweils eine X6 Peptidbibliothek ohne Chelator-Aminosäure-Baustein Ψ synthetisiert.
Eine Kombination aus Kompeptitionsassay und Verwendung von Peptidbibliotheken sollte
Aussagen über Bindungsspezifität und -affinität ermöglichen. Durch die Verwendung der
Peptidbibliotheken kann zusätzlich der Einfluß der Position der Chelator-Aminosäure Ψ
unabhängig von der Sequenz untersucht werden (Uebel S. et al., 1999, Peptide libraries in
cellular immune recognition, Winnacker, Wong and Famulok, eds. Current topics in
microbiology and immology). Eine solche Verbindung der Form ΨXΨX3 ist in Fig. 8
zusammen mit einem potentiellen Bindungskandidaten gezeigt. X bezeichnet dabei eine aus
19 zufällig gewählten Aminosäuren (außer Cystein).
Die Bindung der Peptidbibliotheken, die sich aus niedermolekularen Hexapeptiden
zusammensetzen, an eine Lipidgrenzfläche wurde mittels Oberflächenplasmonenresonanz
(SPR) untersucht. Dazu wurde eine Grenzfläche generiert, die 10 Mol% eines Lipopeptides
mit Hexa-Histidinsequenzen in einer SOPC-Matrix enthielt. Ein Vergleich der SPR-Signale
während der Immobilisierung verschiedener Peptidbibliotheken und dem Peptid
RRY∅ΨSTEL auf einer Hexa-Histidingrenzfläche ist in Fig. 9 dargestellt, wobei folgende
Versuchsbedingung vorlag: je 20 µM mit äquimolaren Mengen Nickelionen in Puffer 3 (10 mM
Hepes, 300 mM NaCl, pH 8,00), Flussrate 10 µl/min. Zwei wesentliche Aussagen
können hier getroffen werden:
- a) Im Vergleich der Immobilisierung des definierten Peptides RRY∅ΨSTEL und der Peptidbibliotheken ΨXΨX3 und ΨΨX4 wurde festgestellt, daß die Dissoziationskinetiken deutlich verschieden sind. Während das Peptid mit nur einem Chelator-Aminosäure-Baustein Ψ von der Grenzfläche dissoziiert (siehe Fig. 7), bleiben die beiden Peptidbibliotheken mit je zwei Chelator-Aminosäure-Bausteinen stabil immobilisiert.
- b) Es konnte gezeigt werden, daß die Referenzpeptid-Bibliothek X6 ohne den Chelator- Aminosäure-Baustein nicht mit an die 6xHis-Sequenz bindet.
Neben den löslichen Hexa-Peptidbibliotheken wurden auch Bibliotheken synthetisiert, die auf
einer Polymermatrix immobilisiert waren. Bei dem Polymer handelt es sich um ein
niedermolekulares Polystyren, das mit einem Polyethylenglycol gekoppelt ist. Nach der
Festphasensynthese wurden die Peptide nicht von der Matrix abgespalten, sondern die
Experimente direkt an den Polymerkugeln mit den Hexa-Peptidbibliotheken durchgeführt.
Die Hexapeptid-Bibliotheken verfügen über Chelator-Aminosäuren in definierten Positionen
und sollen so die hochaffine Bindung von Biomolekülen mit einer Hexa-Histidinsequenz über
koordinative, multivalente Wechselwirkungen ermöglichen. Die spezifische Binding wurde
mit Hilfe eines Tetramethylrhodamin-markierten 6xHis-Peptids der Sequenz H-(Gly-Ser)5-
His6-OH analysiert. Die Synthese des Rhodamin-markierten Histidinpeptides wurde bereits
beschrieben (Dorn IT et al., 1998, J. Am. Chem. Soc. 121: 2753-2763).
Die polymergebundenen Peptidbibliotheken wurden als Säulenmaterial verwendet. Zur
Untersuchung der spezifischen Bindung der polymergebundenen Hexapeptid-Bibliotheken
wurde folgendes Protokoll etabliert: Nach einem Waschschritt mit Puffer 3 (10 mM HEPES,
300 mM NaCl, pH 8,0) wurde die Säule mit EDTA gewaschen, um bereits gebundene
zweiwertige Ionen aus den Hexa-Peptidbibliotheken zu entfernen. Danach wurden die
Peptidbibliotheken mit Puffer 3 gespült und mit Nickelionen "beladen". Um nichtgebundene
Nickelionen zu entfernen, wurde erneut mit Puffer gespült und die Säule schließlich mit dem
rhodaminmarkierten Histidinpeptid beladen. Um ungebundenes Peptid zu entfernen, wurde
wieder mit Puffer 3 gewaschen und das gebundene Peptid anschließend mit einem
Imidazolstufengradienten (15 mM bis 500 mM, in Puffer 3) eluiert (Fig. 10), wobei die
Fluoreszenzintensitäten der eluierten Lösungen der einzelnen Hexapeptid-Bibliotheken in Fig.
10 dargestellt sind. Die einzelnen Balken repräsentieren die Elution des Rodamin-markierten
Histidin-Peptides bei 15-125 mM Imidazol (weißer Balken) und 250-500 mM Imidazol
(schwarzer Balken) in Puffer 3. Alle Werte sind normiert auf die Menge an immobilisierten
Peptid-Bibliotheken. Die optimalen Bindungskapazitäten werden in den Systemen ΨXΨX3
und ΨΨX4 erzielt.
Über eine optimierte, räumliche Anordnung der Chelatgruppen in der Polypeptidkette können
multivalente Wechselwirkungen mit eine Histidin-reichen Sequenz ausgebildet werden. Somit
wird die Bindungsaffinität zwischen der Affinitätssequenz und dem Chelator um einige
Größenordnungen erhöht. An einer Bindung der 6xHis-Sequenz mit dem oktaedrischen
Chelatkomplex können bis zu drei Imidazolseitengruppen beteiligt sein. Durch die hohe
räumliche Dichte der Chelatoren in den Hexa-Peptidbibliotheken können an einer
Affinitätssequenz zwei Chelatoren binden und damit die Bindungsaffinität drastisch erhöhen.
Die multivalente Bindung ist kinetisch stabil. Dieser Sachverhalt kann durch folgende, stark
vereinfachende Gleichungen beschrieben werden:
Wobei die Laufzahlen der Histidine willkürlich gewählt sind und C1 und C2 die beiden
Chelatoren bezeichnen. Jede dieser Geichungen besteht aus vielen Einzelprozessen, bei denen
jeweils eine bzw. zwei Histidingruppen vom Komplex dissoziieren können, ohne daß die
Immobilisierung verloren geht.
Durch die von uns eingeführte Verknüpfung der vorher unabhängigen Ereignisse an den
Chelatgruppen C1 und C2 bleibt die kinetisch stabile Immobilisierung des Gesamtkomplexes
erhalten, auch wenn nur noch eine Bindung vom Typ ChelatorX-Histidiny bestehen bleibt.
Wenn auf Grund der räumlichen Anordnung und innerhalb der Dissoziationszeit dieses
Komplexes ChelatorX-Histidiny wieder eine Bindung mit einem Histidin der
Affinitätssequenz gebildet wird, ist die Immobilisierung stabil. Dieser Teil der Betrachtung
schließt jedoch nur den dynamischen Charakter und damit die kinetische Stabilisierung der
Bindung ein.
Um die Quervernetzung von Peptiden bzw. Proteinen zu zeigen, wobei eines der Peptide bzw.
Proteine eine His-Markierung, d. h. eine Anzahl von konsekutiven, typischerweise sechs oder
mehr, Histidin-Resten, aufweist und das andere die erfindungsgemäße Aminosäure, wurde ein
Modellpeptid (IDA-Peptid) synthetisiert, das mit K-IDA (ψ) eine der erfindungsgemäßen
Aminosäuren nach Formel (I) enthielt. Die Abkürzung K-IDA steht dabei für ein mit IDA
modifiziertes Lysin (= K nach dem Einbuchstabencode). Die Sequenz des Peptids lautete wie
folgt: RRYC (2-Acetylamid) (ψ) STEL. Die Fähigkeit derartiger Metall-chelatierender
Peptide, Metallionen und Modellverbindungen für Histidin-markierte Polypeptide zu
komplexieren, wurde mittels HPLC untersucht und die Ergebnisse sind in Fig. 2 dargestellt.
Die freie Thiolgruppe von Cys wurde durch Iodacetamid blockiert, um eine Dimerisierung
vermittels Disulfid-Brückenbildung zu vermeiden. Die RP-HPLC-Analyse wurde wie folgt
durchgeführt:
- 1. (A): 50 nmol RRYC(-2-Acetylamid)(ψ)STEL wurden in Abwesenheit (schwarzes Chromatogramm) und Anwesenheit von 500 nmol NiCl2 (gestricheltes Chromatogramm) oder 500 nmol CaCl2 (gepunktetes Chromatogramm) in 50 µl Puffer A inkubiert
- 2. (B): Als Kontrollpeptid wurde RRYQKSTEL in Gegenwart (gestricheltes Chromatogramm) und Abwesenheit (schwarzes Chromatogramm) von NiCl2 analysiert.
- 3. : 50 nmol RRYC(-2-Acetylamid)(ψ)STEL, gemischt mit 5 µmol Imidazol, wurden in Abwesenheit (schwarzes Chromatogramm) und Anwesenheit von 500 nmol NiCl2 (gestricheltes Chromatogramm) in 50 µl Puffer Aim inkubiert.
- 4. Das Kontrollpepid RRYQKSTEL wurde mit 5 µmol Imidazol gemischt und in Anwesenheit (gestricheltes Chromatogramm) und Abwesenheit (schwarzes Chromatogramm) von NiCl2 analysiert. Bei allen Experimenten wurde ein linearer Gradient (0% Puffer A oder Aim bis 100% B oder Bim) über 10 Minuten angelegt, wie durch die punktierte Linie in allen Darstellungen angegeben.
Die Peptide wurden mittels Festphasentechnik unter Verwendung herkömmlicher Fmoc-
Chemie hergestellt. Das Fluorescein wurde an die Thiol-Gruppen von RRYCKSTEL und
RRYC(ψ)STEL (Chelator-Peptid) durch Inkubation der entsprechenden Peptide mit einem
1,2-fachen molaren Überschuß von 5-Iodacetamidofluorescein (Molecular Probes, Eugene,
USA) in PBS, 20% (V/V) DMF, pH 6,0 für 2 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert. Die
markierten Peptide wurden mittels RP18-HPLC gereinigt. Die Identität und Reinheit wurde
mittels Massenspektrometrie verifiziert.
Das Modellpeptid eluierte als ein einzelner Peak bei einer Elutionszeit von 8,5 min
(Darstellung A, schwarzes Chromatogramm). Eine Vor-Inkubation des IDA-Peptids mit
einem zehnfachen molaren Überschuß von CaCl2 änderte die Elutionszeit nicht (Darstellung
A, gepunktetes Chromatogramm). Die Inkubation des IDA-Peptids mit einem zehnfachen
molaren Überschuß von Ni2+ führte zum Auftreten zweiter neuer Peaks (Darstellung A,
gestricheltes Chromatogramm) mit einer Elutionszeit von 9,4 min bzw. 11,0 min. Zusätzlich
war der Peak entsprechend dem IDA-Peptid (Elutionszeit 8,5 Minuten) nicht mehr
nachweisbar. Dies zeigt deutlich, daß das Peptid ein stabiles Ni2-Addukt durch koordinative
Bindungen zwischen dem IDA-Chelator und dem Schwermetallion bildet. Das Auftreten
zweier Peaks nach dem Ni2-Inkubationsschritt beruht wahrscheinlich auf der Anwesenheit
erreichen, bei dem eine Komplexbildung möglich ist. Andererseits können Ammoniumionen
an die freien Koordinationsstellen des Ni2+-IDA-Komplexes binden. Eine derartige
Molekülspezies wird natürlich andere Molekulareigenschaften als das Ni2+-IDA-tragende
Peptid aufweisen, was zu dem zweiten, kleineren Peak mit einer Elutionszeit von 11,0 min
führt. Diese beobachtete Wechselwirkung zwischen Ni2+ und dem IDA-Peptid könnte
alternativ durch eine Wechselwirkung zwischen dem Peptid-Rückgrat und dem
Schwermetallion erklärt werden. Ein derartiges Szenario kann jedoch ausgeschlossen werden,
da keine Verschiebung der Elutionszeit eines IDA-freien Peptids (RRYC(-2-
Acetylamid)KSTEL) nach Inkubation mit Ni2+ vor der HPLC (Fig. 2, Darstellung B)
beobachtet wurde.
Das einfachste Modell für eine Histidin-Markierung ist Imidazol, das der Seitenkette eines
isolierten Histidins ähnlich sieht. Entsprechend wurden die Möglichkeiten des Ni2+-IDA-
Peptids untersucht, mit dieser Modellverbindung in Wechselwirkung zu treten (Fig. 2,
Darstellungen C und D).
Die Wechselwirkung von RRYC(K*-IDA)STEL, Ni2+ und Imidazol wurde analysiert unter
Verwendung von Umkehrphasenchromatographie (SMART system, Amersham Pharmacia
Biotech, Freiburg, Germany; Säule µRPC C2/C18 Sc 2.1/10). Um Dimerisierung von
RRYC(ψ)STEL durch Disulfid-Brückenbindung zu verhindern, wurden die freien SH-
Gruppen durch eine fünfstündige Inkubation bei Raumtemperatur in 150 mM NaCl, 10 mM
NaH2PO4/Na2HPO4, pH 6,5, enthaltend einen 12-fachen molaren Überschuß von 2-
Iodacetamid (Sigma, Deisenhofen, Deutschland) blockiert. In 50 µl Puffer A (300 mM NaCl,
100 mM NH4Ac, H2O, pH 8,0) wurden 50 nmol RRYC(2-Acetylamid)(ψ)STEL für 15
Minuten bei Raumtemperatur in Anwesenheit oder Abwesenheit von 500 nmol NiCl2 prä
inkubiert. Die Mischungen wurden mittels RP-HPLC unter Verwendung eines Flusses von
200 µl/min und einem linearen Gradienten (0-100% Puffer B (300 mM NaCl, 100 mM
NH4Ac, 50% Acetonitril, pH 8,0) über 10 Minuten) analysiert. Die Produkte wurden
überwacht bei OD280. Zur Analyse der Wechselwirkung zwischen Imidazol und Ni2+-
RRYC(2-Acetylamid)(ψ)STEL-Komplex wurden 100 mM Imidazol zu Puffer A und B
hinzugefügt, was zu den Puffern Aim und Bim führte. In 50 µmol Puffer Aim wurden 500 nmol
RRYC(-2-Acetylamid)(ψ)STEL, 500 nmol NiCl2 und 5 µmol Imidazol für 15 Minuten bei
Raumtemperatur inkubiert. Die Produkte wurden mittels RP-HPLC unter Verwendung eines
linearen Gradienten aus den Puffern Aim und Bim analysiert.
Im Falle des IDA-Peptids führte nur die Inkubation mit Ni2+ und Bildung des Ni2+-IDA-
Peptids zu einer Verschiebung der Elutionszeit nach Wechselwirkung mit Imidazol,
wohingegen für das IDA-freie Peptid keine Verschiebung nachweisbar war. Diese
Beobachtung zeigt eine stabile Bindung von Imidazol durch das freie Elektronenpaar des
Ringstickstoffatoms an den Ni2+-IDA-Komplex und impliziert, daß die erfindungsgemäße
Aminosäure und ein diese enthaltendes Peptid, d. h. ein IDA-Peptid, auch in der Lage ist,
Histidin-markierte Biomoleküle zu binden. Diese Interpretation wird weiter durch die
Tatsache gestützt, daß keine Peptid-Imidazol-Wechselwirkung bei Abwesenheit von Ni2+
(Darstellung D) oder dem IDA-Chelator (nicht gezeigt) beobachtet wurde, was die Spezifität
des Erkennungsprozesses belegt.
In den im folgenden beschriebenen Beispielen wird auf die Beobachtung zurückgegriffen,
dass ein Schwermetall in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem fluoreszierenden Molekülteil
dazu führt, die Fluoreszenz wirksam zu löschen. Dies wurde angewandt, um die
Wechselwirkung und Komplexbildung von Ni2+ und IDA zu untersuchen. Die Ergebnisse
sind in Fig. 3 dargestellt.
Der Fluoreszenzfarbstoff Fluorescein wurde durch Thiol-spezifisches Kuppeln an das Cys
benachbart der Chelator-Aminosäure Lys-IDA gebunden.
Alle Fluoreszenzspektren wurden bei Raumtemperatur (λex = 470 nm) in 1 M NaCl, 40 mM
Hepes, pH 7,4 unter Verwendung eines FLUOLOG-3-Spektrometers (Instruments, S. A.,
HORIBA Group, Paris, Frankreich) bei einer konstanten Temperatur von 20°C aufgezeichnet.
Um Lichtstreuung zu vermeiden, wurden Doppelmonochromatoren und engen Spalten (3 nm)
verwendet.
Die Emissionsspektren von 50 nM RRYC(-Fluorescein)(ψ)STEL in Abwesenheit (schwarzes
Spektrum) und Anwesenheit (gepunktetes Spektrum) von 10 µM NiCl2 (A) oder 1 mM CaCl2
(B) wurden verglichen. Zusätzlich wurden die Fluoreszenzsignale von 50 nM RRYC(-
Fluorescein) KSTEL, dem die IDA-Gruppe fehlte, in Abwesenheit (schwarze Spektren) und
Anwesenheit (gepunktete Spektren) von 10 µM NiCh aufgezeichnet (C). Die
Konzentrationsabhängigkeit zwischen Ni2+ (ausgefüllte Quadrate) und RRYC(-
Fluorescein)(ψ)STEL wurde durch Messen des Fluoreszenzsignals (λex/em = 480/535 nm)
quantifiziert. Die hinsichtlich des Hintergrundes korrigierten Fluoreszenzsignale wurden auf
maximale Fluoreszenz F0 normalisiert. Die Dissoziationskonstante Kd = 23,7 ± 31 nM wurde
durch Anpassung der Daten gemäß Gleichung (1) bestimmt. Als Kontrolle wurden Ca2+
(ausgefüllte Kreise) und RRYC(-Fluorescein)KSTEL verwendet (offene Quadrate). Die
Fehlerbalken stellen ± SD (n = 2 oder 3) dar.
Die Inkubation mit einem 20-fachen molaren Überschuß von Ni2+ in Puffer führte zu einer
vierfachen Verringerung der emittierten Fluoreszenz (Fig. 3A, gepunktetes Spektrum)
verglichen mit der Fluoreszenz des markierten Peptids bei Abwesenheit von Ni2+ (Fig. 3A,
schwarze Spektren). Im Gegensatz dazu wurde keine Änderung der Fluoreszenzspektren
hinsichtlich des Intensitäts- oder Wellenlängenmaximums der Emission bei Anwesenheit von
Ca2+ (Fig. 3B) oder in der Abwesenheit der Chelator-Aminosäure Lys-IDA innerhalb des
Peptides nachgewiesen (Fig. 3C). Somit wurde sogar unter Anwendung einer solch
hochsensiblen Technik wie der Fluoreszenzspektroskopie bewiesen, dass die Komplexierung
von Ni2+ hochspezifisch ist.
Die vom Schwermetallion induzierte Fluoreszenzlöschung des Fluorophoren wurde
schließlich verwendet, um die Ni2+-IDA-Komplex-Dissoziationskonstante zu bestimmen (Fig.
3D). Titration zunehmender Mengen von Ni2+ und quantitative Messung des sich ergebenden
Fluoreszenzlöschens führte zu einer sigmoiden Kurve mit einer Dissoziationskonstante von
23,7 ± 3,1 nM (Fig. 3D, ausgefüllte Quadrate).
Bei der Bestimmung der Dissoziationskonstanten Kd von Ni2+-RRYC(-Fluorescein)(ψ)STEL
wurde so vorgegangen, dass die Fluoreszenzlöschung bei verschiedenen NiCl2-
Konzentrationen gemessen wurde (λex,em = 480/535 nm). 50 nM RRYC(-
Fluorescein)(ψ)STEL wurden mit einer zunehmenden Konzentration von NiCl2 in 1M NaCl,
40 mM Hepes, pH 7,4 über Nacht bei Raumtemperatur inkubiert. Die Fluoreszenzsignale
wurden hinsichtlich des Hintergrundes korrigiert (mittels Proben, die nur den Puffer
enthielten) und auf maximale Fluoreszenz F0 bei Abwesenheit von NiCl2 normalisiert.
Bindung eines Histidin-markierten Biomoleküls an das erfindungsgemäße Chelatorpeptid
Um zu zeigen, dass der hierin offenbarte Ansatz unter Verwendung der erfindungsgemäßen
Chelator-Aminosäure geeignet ist, Protein-Protein-Wechselwirkungen zu konstruieren, wurde
wiederum Fluoreszenzspektroskopie angewandt, um das Binden eines Histidin-markierten
Biomoleküls an ein Chelator-Peptid, d. h. an Peptid, welches die erfindungsgemäße Chelator-
Aminosäure umfasst, nachzuweisen. Als Modellpeptid wurde (GS)10H6 verwendet, welches
geeignet ist, Chelator-Grenzflächen oder -Übergänge und deren Fähigkeit zu charakterisieren,
Histidin-markierte Biomoleküle zu erkennen und in einer stabilen Art und Weise zu
immobilisieren. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist in Fig. 4 dargestellt.
Die Aufnahme der Fluoreszenzspektren erfolgte dabei unter praktisch den gleichen
Bedingungen, wie in Beispiel 3 beschrieben. Die Wechselwirkung zwischen RRYC(-
Fluorescein)(ψ)STEL und (GS)10H6 wurde ähnlich der Vorgehensweise von Beispiel 3
analysiert. 50 nM RRYC(-Fluorescein)(ψ)STEL wurden mit einer zunehmenden
Konzentration von (GS)10H6 in Abwesenheit und Anwesenheit von 10 µM Ni2+ über Nacht
bei Raumtemperatur inkubiert. Die Fluoreszenz wurde hinsichtlich des Hintergrundes
korrigiert und auf die Maximalfluoreszenz F0 bei infinit hohen Konzentrationen von (GS)10H6
normalisiert. Die Daten wurden gemäß Gleichung 2 analysiert.
L steht für die Ligandenkonzentration ((GS)10H6), Fmax für die maximale Änderung der
Fluoreszenz, Fmin für die minimale Fluoreszenz bei Abwesenheit von GS10H6 und Kd für die
Dissoziationskonstante. F0 wurde bestimmt durch Anpassen des Konzentrations-abhängigen
Emissions-Fluoreszenzsignals F nach Hintergrundkorrektur gemäß Gleichung 3.
F0 wird durch die Summe aus Fmin und ΔFmax angegeben.
Fig. 4 ist im wesentlichen identisch mit Fig. 3, wobei jedoch zusätzliche Emissionsspektren
mit 9 mM (GS)10H6 (gepunktete Linien in den Darstellungen A, B und C) und mit 9 mM
Kontrollpeptid (RRYQKSTEL, graue Linie) aufgenommen wurden. Die
Konzentrationsabhängigkeit der Fluoreszenzlöschung (λex/em = 480/535 nm) wurde in
Anwesenheit (ausgefüllte Quadrate) und Abwesenheit (offene Quadrate) von 10 µM Ni2+
beobachtet (D). Die Hintergrund-korrigierten Fluoreszenzsignale wurden auf die maximale
Fluoreszenz F0 normalisiert. Das Verwenden von Gleichung (2) liefert eine
Dissoziationskonstante von Kd = 96 ± 15 µM für die (GS)10H6-RRYC(-
Fluorescein)(ψ)STEL-Wechselwirkung in Anwesenheit von Ni2+. Die Fehlerbalken stellen ±
SD (n = 2 oder 3) dar.
Nach Inkubation des Chelator-Peptids mit einem 20-fachen molaren Überschuß von Ni2+
wurde das erwartete Löschen der Fluoreszenz nachgewiesen (Fig. 4A, schwarzes bzw.
schraffiertes Spektrum). Das Hinzufügen des Histidin-Peptids führte zu einer nahezu
vollständigen Wiederherstellung der Fluoreszenzemission (~ 95%) (Fig. 4A, gepunktetes
Spektrum). Die Tatsache, dass keine vollständige Wiederherstellung erhalten wurde, beruht
wahrscheinlich auf einem unvollständigen Binden des Histidin-Peptids oder einem
Restlöschen. Ein Kontrollpeptid, welches jedoch keine His-Markierung trug (Sequenz:
RRYQKSTEL) führte zu keinerlei Wiederherstellung der Fluoreszenz (Fig. 4A, graues
Chromatogramm). Innerhalb der Sequenz können zwei Arg und ein Glu zusammen mit dem
freien N-Terminus als potentielle Elektron-Donor-Gruppierungen für die freien
Koordinierungsstellen des Ni2+-IDA-Komplexes dienen. Die Abwesenheit einer
Wechselwirkung bei dem vorstehenden Ansatz zeigt eindrucksvoll die Selektivität des
Erkennungsprozesses zwischen der His-Markierung und der Chelator-Aminosäure. Dies stützt
auch die Eignung des hierin beschriebenen Ansatzes, Proteindomänen ohne unspezifische
Wechselwirkung in reversibler Weise querzuvernetzen.
Es wurden auch Kontrollexperimente in Anwesenheit von Ca2+ (Fig. 4B) oder in Abwesenheit
der Chelator-Aminosäure (Fig. 4C) durchgeführt, die zeigten, dass keine Wechselwirkung des
Histidin-Peptids mit dem Chelator-Peptid auftrat. Um schließlich die Dissoziationskonstante
des Systems zu bestimmen, wurden zunehmende Mengen von Histidin-Peptid gegenüber dem
Chelator-Peptid in Anwesenheit von Ni2+ titriert (Fig. 4D). Die erhaltene sigmoide Kurve
(Fig. 4D, ausgefüllte Quadrate) wurde wie vorstehend beschrieben analysiert und ergab eine
Dissoziationskonstante von 96 ± 15 µM. Bei Abwesenheit von Ni2+ wurde keine Änderung
des Fluoreszenzspektrums innerhalb des experimentellen Fehlers erhalten (Fig. 4D, offene
Quadrate).
Die hierin offenbarten Ergebnisse zeigen schlüssig, dass die erfindungsgemäße Chelator-
Aminosäure Schwermetallionen, aber nicht Ca2+ oder Mg2+ mit hoher Effizienz bindet. Die
Tatsache, dass weder Ca2+ noch Mg2+ die tatsächliche Messung stören, ist für das Studium
von Proteinen wichtig, wo die Funktion oder Stabilität von der Anwesenheit von Ca2+ oder
Mg2+ abhängt. Infolge des Wahrnehmens oder Detektierens von Schwermetallionenbindung
durch Fluoreszenzspektroskopie und der hohen Affinität kann ein hoch empfindlicher
Aufbau, Meßsystem oder Sensor entwickelt werden zum Nachweis von Schwermetallionen,
insbesondere Ni2+-Ionen, welcher nur ein geringes Probenvolumen und/oder eine geringe
Probenkonzentration benötigt. Zusätzlich wird die Wiederherstellung der Fluoreszenz eines
typischerweise artifiziellen Fluorophoren nach Bindung mit einem Histidin-markierten
(Fusions-)Protein ein neues und wertvolles Werkzeug u. a. in der Affinitätsreinigung
derartiger Fusionsproteine sein. In diesem Zusammenhang soll festgehalten werden, dass ein
Kontrollpeptid ohne His-Markierung nicht an den IDA-Komplex bindet, was die hohe
Spezifität und Selektivität des Erkennungsprozesses belegt. Vor einem Reinigungsschritt
unter Verwendung von Affinitätschromatographie-Systemen können nun solch wichtige
Fragen wie die Bindung des Proteins an den immobilisierten Komplexbildner und die für das
De-Immobilisieren des Proteins erforderliche Konzentration des Kompetitors einfach und
schnell vorhergesagt werden.
Darüber hinaus sind jedoch weitergehende Anwendungen der erfindungsgemäßen Chelator-
Aminosäure bzw. der diese enthaltende Peptide oder Proteine möglich. So wird es infolge des
Anordnens der Chelator-Aminosäure an bestimmten Stellen eines Polypeptids durch in vitro-
Translation (Hanes et al., 1997; Proc Natl Acad Sci USA 94: 4937-42) oder durch die intein-
Strategie (Evans et al., 1999; J Biol Chem 274: 3923-6) möglich sein, Protein-Protein-
Interfaces oder schaltbare Protein-Protein-Wechselwirkungen zu erzeugen, die definiert und
in vorhersagbarer Weise an- oder ausgeschaltet werden können. Auch bei dieser Anwendung
wird die selektive Wechselwirkung zwischen der His-Markierung und der Chelator-
Aminosäure definierte Bedingungen schaffen für den Wechselwirkungsprozeß unabhängig
vom jeweils verwendeten Protein. In Anwendung der hierin beschriebenen technischen Lehre
können auch Helix-Bündel, coiled-coils oder andere Sekundär-Strukturelemente rational
erzeugt werden. Deren Anwendung führt auch weiter zur Konstruktion von Proteinen mit
neuen Eigenschaften oder Funktionen oder der Erzeugung und Stabilisierung von Multi-
Enzym-Komplexen.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen sowie den Zeichnungen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebigen Kombinationen für die
Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
Claims (28)
1. Aminosäure der allgemeinen Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m unabhängig eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, wobei der Chelator eine koordinative Wechselwirkung zu einer Aminosäure aufbauen kann, bevorzugterweise zu Histidin.
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m unabhängig eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, wobei der Chelator eine koordinative Wechselwirkung zu einer Aminosäure aufbauen kann, bevorzugterweise zu Histidin.
2. Aminosäure der allgemeinen Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die Iminodiessigsäure, alle Salze der Iminodiessigsäure, Iminodies sigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die Iminodiessigsäure, alle Salze der Iminodiessigsäure, Iminodies sigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
3. Aminosäure der allgemeinen Formel
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die N-Nitrilotriessigsäure, alle Salze der N-Nitrilotriessigsäure, N- Nitrilotriessigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
wobei n eine ganze Zahl von 0 bis 5 und
m eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aminosäure einen kovalent gebundenen Metall-Chelator umfasst, der ausgewählt ist aus der Gruppe, die N-Nitrilotriessigsäure, alle Salze der N-Nitrilotriessigsäure, N- Nitrilotriessigsäure-tert.butylester und deren Derivate umfasst.
4. Aminosäure nach einem der Ansprüch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Me
tall-Chelator über die Seitenkette R der Aminosäure gebunden ist, wobei die Seiten
kette bevorzugterweise ausgewählt ist aus der Gruppe, die (CH2)x und (CH2-CH2-
O)y umfasst und x eine ganze Zahl zwischen 0 und 5 und y unabhängig eine ganze
Zahl zwischen 0 und 3 ist.
5. Aminosäure nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus
gewählt ist aus der Gruppe, die Lysin umfasst.
6. Aminosäure nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, dass sie Lysin
ist und der Metall-Chelator über die ε-Aminogruppe der Lysin-Seitenkette kovalent
gebunden ist, wobei der Stickstoff der Iminogruppe des Metall-Chelators aus der ε-
Aminogruppe der Lysin-Seitenkette stammt.
7. Aminosäure mit der Formel:
und deren Derivate
und deren Derivate
8. Aminosäure mit der Formel:
und deren Derivate
und deren Derivate
9. Aminosäure nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Aminogruppe durch eine Schutzgruppe geschützt ist, die ausgewählt ist aus
der Gruppe, die die Benzyloxycarbonylgruppe, die tert.-Butoxycarbonylgruppe, die 9-
Fluorenylmethoxycarbonylgruppe die Triphenylmethylgruppe und die Nitrobenzolsulfenylgruppe
umfasst, und/oder die Carboxylgruppe durch eine Schutzgruppe geschützt
ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe, die die Methylgruppe, die Ethylgruppe, die
Benzylgruppe, die 4-Nitrobenzylgruppe und die tert.-Butylestergruppe umfasst.
10. Polypeptid, dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens eine Aminosäure nach einem
der vorangegangenen Ansprüche umfasst.
11. Polypeptid nach Anspruch 10 dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens ein Metall-
Kation umfasst.
12. Polypeptid nach Anspruch 11 dadurch gekennzeichnet, dass das Metall-Kation ausge
wählt ist aus der Gruppe, die Ni2+, Zn2+, Cu2+, Co2+, Co3+, Fe2+ und Fe3+ umfasst.
13. Polypeptid nach einem der Ansprüche 10-12 dadurch gekennzeichnet, dass es einen
kovalent gebundenen Fluorophor umfasst.
14. Polypeptid nach Anspruch 13 dadurch gekennzeichnet, dass der Fluorophor ausge
wählt ist aus der Gruppe, die Fluorescein, Rhodamin, Cy3, Cy5, DODIPY-Derivate
und NBD-Farbstoffe umfasst.
15. Polypeptid nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass min
destens ein Metall-Chelator "gecaged" ist.
16. Polypeptid nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Metall-
Chelator mit einem α-Carboxy-2-nitrobenzyl-Rest (CNB) "gecaged" ist.
17. Polypeptid nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Polypeptidhauptkette
über mindestens ein Azobenzolderivat verbrückt ist.
18. Polypeptid nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass es ko
valent mit einem membranpermeablen Peptid verknüpft ist.
19. Verwendung eines Polypeptids nach einem der Ansprüche 10 bis 18 zum Markieren
von Proteinen.
20. Verwendung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass die zu markierenden
Proteine intrazelluläre Proteine sind.
21. Verwendung eines Polypeptids nach einem der Ansprüche 10 bis 18 zur Dimerisierung
und/oder Oligomerisierung von Proteinen.
22. Verwendung nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass das Polypeptid kova
lent an einen Cysteinrest in dem zu dimerisierenden/oligomerisierenden Protein ge
bunden ist.
23. Verwendung eines Polypeptids nach einem der Ansprüche 10 bis 18 zur kontrollierten
Immobilisierung von Proteinen an Oberflächen.
24. Verwendung eines Polypeptids nach einem der Ansprüche 10 bis 18 in Verbindung
mit Rastersonden-mikroskopischen Techniken zur strukturierten Assemblierung von
Proteinen an Oberflächen.
25. Proteinkomplex, umfassend:
ein erstes Polypeptid nach einem der Ansprüche 10 bis 18,
mindestens ein Kation, das von einer Aminosäure nach einem der Ansprüche 1 -9 komplexiert ist, und
ein zweites Polypeptid, das mindestens ein Histidin umfasst.
ein erstes Polypeptid nach einem der Ansprüche 10 bis 18,
mindestens ein Kation, das von einer Aminosäure nach einem der Ansprüche 1 -9 komplexiert ist, und
ein zweites Polypeptid, das mindestens ein Histidin umfasst.
26. Proteinkomplex nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, dass das Kation ausge
wählt ist aus der Gruppe, die Ni2+, Zn2+, Cu2+, Co2+, Co3+, Fe2+ und Fe3+ umfasst.
27. Proteinkomplex nach einem der Ansprüche 25-26, dadurch gekennzeichnet, dass das
zweite Polypeptid eine Anzahl von Histidinen umfasst, die im Bereich von 1-8 liegt.
28. Proteinkomplex nach einem der Ansprüche 25-27, dadurch gekennzeichnet, dass das
zweite Polypeptid die Sequenz (His)x umfasst, wobei x im Bereich von 1-8 liegt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000164896 DE10064896A1 (de) | 2000-12-23 | 2000-12-23 | Schaltbare biochemische Pinzetten und synthetische Rezeptoren zur molekularen Organisation und Manipulation von Biomolekülen |
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