DE10055781C2 - Verfahren und Vorrichtung zur physikalischen Wasserbehandlung - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein auf elektrolytischer Basis
arbeitendes Gerät zur physikalischen Wasserbehandlung mit Elektroden,
deren Oberflächen vom zu behandelnden Wasser umströmt oder benetzt
werden, wobei die Elektroden während der zeitlichen Phasen der
Wasserbehandlung
auf unterschiedlichen elektrischen Potentialen gehalten werden.
Ein derartiges Gerät und Verfahren ist beispielsweise bekannt aus der
WO 98/16477 A1.
Ein ernsthaftes Problem beim Betrieb von Einrichtungen zur physikalischen
Wasseraufbereitung ist die Nitritbildung in Stagnationswässern bei
Wasserbehandlungsgeräten auf elektrolytischer Basis, weil auch zwischen
den Behandlungszeiträumen nach dem Abschalten der angelegten
Spannungen an den Kathoden reduzierende Bedingungen vorliegen, so dass
es dort, wie im weiteren erklärt wird, zu einer Nitritbildung kommen kann.
Nitrit entsteht im Wasser aus Nitrat unter reduzierenden Bedingungen. Nitrit
ist für den Menschen toxisch. So führen beim Erwachsenen schon 0,5 g
Kaliumnitrit zu Methämoglobinämie. Hierbei entsteht aus Hämoglobin das
Hämiglobin, das dann für den Sauerstoff-Transport ausfällt. Besonders stark
sind Säuglinge der ersten drei Lebensmonate gefährdet, wo die toxische
Dosis deutlich geringer ist. Darüber hinaus darf nicht verkannt werden, dass
Nitrit mit sekundären Aminen die stark cancerogenen Nitrosamine bildet.
Die reduzierende Wirkung von eisen- und zinkhaltigen Leitungsrohren
besonders während längerer Stagnationszeiten ist seit langem bekannt
(siehe z. B. Reichert und Lochtman, Auftreten von Nitrit in
Wasserversorgungssystemen, gwf-wasser/abwasser 125 (1984) Nr. 9, S.
442-446; Schwenk, Friehe, Beeinflussung der Wasserqualität beim Transport
in verzinkten Stahlrohren der Hausinstallation, DVGW Schr.-Reihe Wasser
Nr. 31, DVGW Eschborn 1982, S. 343-365). Die so gebildeten Nitritmengen
können dabei deutlich über dem zulässigen Gehalt des Trinkwassers von 0,1 mg/l,
Nitrit liegen. In diesem Fall wird empfohlen, nach Stagnationsperioden
(z. B. am Morgen) das Wasser erst nach dem Ablaufenlassen des
Stagnationswassers zur Nahrungsherstellung zu verwenden.
Reduzierende Bedingungen können auch in Wasserbehandlungsgeräten auf
elektrolytischer Basis vorliegen. Hier kann an den Elektroden nach
Abschalten der angelegten Spannung im Stagnationsfall ein negatives
Restpotential an der Kathode anliegen.
In der eingangs zitierten WO 98/16477 A1 wird ein Verfahren zur
Reduzierung bzw. Verhinderung der Steinbildung beschrieben. Nach
Abschalten der angelegten Spannung befindet sich die Kathode wegen der
vorausgegangenen Elektrolyse in einem alkalischen Medium, die Anode ist
von einem sauren Medium umgeben. Aufgrund des unterschiedlichen
Mediums entsteht ein galvanisches Element, das die Reduktion von Nitrat zu
Nitrit ermöglicht.
Ebenso kann bei Verwendung unterschiedlicher Materialien für Anode und
Kathode nach Abschalten der angelegten Spannung im Stagnationsfall ein
negatives Potential durch Ausbildung eines galvanischen Elementes
entstehen. In der DE 198 52 956 C1 bestehen Kathode und Anode aus
unterschiedlichen Materialien, so dass sich nach Abschalten der angelegten
Spannung zwischen den Entnahmezeiten ebenfalls ein galvanisches
Element ausbildet.
Nachteilig bei der oben erwähnten Verwerfung des Stagnationswassers ist,
dass die genaue Wassermenge bis zum Unterschreiten des Grenzwertes in
der Regel unbekannt ist. Außerdem wird in der Praxis häufig vergessen, das
Stagnationswasser zu verwerfen.
In DE 296 11 838 U1 ist ein Wasserbehandlungsgerät beschrieben, das
Kalkablagerung in hinter dem Gerät angeschlossenen Leitungen verhindern
soll. Dazu wird während des Durchflusses von Wasser durch das Gerät ein
elektrisches Wechselfeld mit einer Spannung von ca. 8-15 V angelegt.
Auch in der DE 100 01 911 A1 werden ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur physikalischen Wasserbehandlung beschrieben, die zur Reduktion einer
Festkörperbildung an Wärmetauscherflächen und Rohrleitungen in erdalkali- und
hydrogencarbonathaltigem Wasser führen sollen. Gleichzeitig soll dabei
eine Knallgas- und Nitritbildung verhindert werden. Dazu wird empfohlen, das
Wasser mit einer Wechselspannung zu beaufschlagen, wobei die Spannung
unterhalb der Elektrolysegrenze für Wasser von ca. 1,2 V zu halten ist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demgegenüber, die oben
genannten gravierenden Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren und eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art vorzustellen, mit denen eine
Reduktion von Nitrat zu Nitrit im zu behandelnden Wasser verhindert,
zumindest erheblich reduziert wird.
Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Betriebsverfahrens erfindungsgemäß auf
überraschend einfache, aber wirkungsvolle Weise dadurch gelöst, dass in
den zeitlichen Phasen, in denen keine Wasserbehandlung mit dem Gerät
erfolgt, negative Ladungen auf der (den) Kathode(n) des Geräts soweit
verringert werden, dass ein an der (den) Kathode(n)
anliegendes restliches Redoxpotential zu einer Reduktion von Nitrat zu Nitrit
an der Oberfläche der Kathode(n) nicht mehr ausreicht, wobei die Kathode(n)
an Nullpotential gelegt wird (werden) und/oder mit der
(den) Anode(n) niederohmig kurzgeschlossen wird (werden). Damit wird die
Nitritbildung in Stagnationswässern bei auf elektrolytischer Basis arbeitenden
physikalischen Wasserbehandlungsgeräten zuverlässig verhindert.
Im ersten Fall werden definierte elektrische Verhältnisse an den Kathoden
sichergestellt, wobei es vorteilhaft ist, die Kathode(n) zu erden. Insbesondere kann sich kein elektrisches Feld zwischen den
Kathoden und einer umgebenden, das zu behandelnde Wasser führenden
Rohrleitung, die ja selbst auf Erdpotential liegt, ausbilden.
Das niederohmige Kurzschließen ist technisch besonders einfach und
unaufwendig durchzuführen. Bei einer Betriebsweise werden die Elektroden
während der gesamten zeitlichen Phasen, in denen kerne
Wasserbehandlung mit dem Gerät erfolgt, miteinander kurzgeschlossen.
Dadurch ergibt sich wiederum der oben diskutierte Vorteil, dass die
Nitritbildung in Stagnationsphasen dauerhaft und zuverlässig verhindert wird.
Alternativ können die Elektroden in den zeitlichen Phasen, in denen keine
Wasserbehandlung mit dem Gerät erfolgt, wiederholt kurzzeitig miteinander
kurzgeschlossen werden. Gegenüber einem einmaligen, kurzzeitigen
Kurzschluss lässt sich dadurch eine Nitritbildung in den Stagnationsphasen
wiederum mit relativ hoher Sicherheit vermeiden.
In zeitlichen Phasen, in denen aus dem Gerät Wasser entnommen wird,
sollte grundsätzlich auch immer (gewissermaßen on-line) eine physikalische
Wasserbehandlung stattfinden. Daher ist es günstig, wenn die Reduzierung
bzw. Minimierung der negativen Restladungen auf der (den) Kathode(n) des
Geräts nur während Stagnationsphasen erfolgt, in denen kein behandeltes
Wasser aus dem Gerät entnommen wird. Dies lässt sich insbesondere mit
einer elektronischen Steuereinrichtung, die mit einem Wasserzähler
verbunden ist, der die aktuelle Menge des dem Gerät entnommenen
behandelten Wasser zählt, entsprechend regeln.
In den Rahmen der vorliegenden Erfindung fällt auch ein Gerät zur
physikalischen Wasserbehandlung auf elektrolytischer Basis mit Elektroden,
deren Oberflächen vom zu behandelnden Wasser umströmt oder benetzt
werden, wobei die Elektroden während der zeitlichen Phasen der
Wasserbehandlung
auf unterschiedlichen elektrischen Potentialen gehalten werden,
das sich dadurch auszeichnet, dass Mittel vorgesehen sind, mit denen in den
zeitlichen Phasen, in denen keine Wasserbehandlung mit dem Gerät erfolgt,
negative Ladungen auf der (den) Kathode(n) des Geräts soweit verringert
werden können, dass ein an der (den) Kathode(n)
anliegendes restliches Redoxpotential zu einer Reduktion von Nitrat zu Nitrit
an der Oberfläche der Kathode(n) nicht mehr ausreicht, wobei die Mittel zur
Verringerung der negativen Restladungen auf der (den) Kathode(n) eine
Vorrichtung zum niederohmigen Kurzschließen der Elektroden und/oder eine
Vorrichtung zum Erden der Elektroden umfassen.
Der Kurzschluss kann entweder durch eigens dafür vorgesehene
niederohmige Leiterabschnitte (Kurzschlussbügel und dergleichen) oder
durch ein mechanisches Zusammenfahren der Elektroden erfolgen, so dass
diese in direkten, niederohmigen elektrischen Kontakt miteinander geraten.
Denkbar sind auch Varianten, bei denen der Kurzschluss über elektronische
Bauteile wie etwa ein Relais etc. vermittelt wird.
Eine Vorrichtung zum Erden der Elektroden sollte auch möglichst
niederohmig ausgeführt sein.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Geräts ist eine elektronische Steuereinrichtung vorgesehen, mittels der die
Verringerung der negativen Restladungen auf der (den) Kathode(n) erfolgt
bzw. veranlasst werden kann. Damit lassen sich die oben bei den
entsprechenden Verfahrensvarianten dargelegten Vorteile erreichen.
Eine Weiterbildung dieser bevorzugten Ausführungsform schließlich sieht
vor, dass die elektronische Steuereinrichtung mit einem Wasserzähler
verbunden ist, der die aktuelle Menge des dem Gerät entnommenen
behandelten Wasser zählen kann.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der
Zeichnung. Ebenso können die vorstehend genannten und die noch weiter
aufgeführten Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln für sich oder zu
mehreren in beliebigen Kombinationen Verwendung finden. Die gezeigten
und beschriebenen Ausführungsformen sind nicht als abschließende
Aufzählung zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter
für die Schilderung der Erfindung.
Die Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird anhand eines
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die Figur zeigt einen schematischen
Vertikalschnitt durch eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Geräts zur physikalischen Wasserbehandlung auf elektrolytischer Basis.
Eine Kathode 1 ist gegenüber einem Diaphragma 5 angeordnet, das eine als
Anode 3 wirkende Schüttung von Kohlepartikeln, zusammen mit einer
zweiten Wand 4 - die vorzugsweise die Außenwand eines
Elektrolysebehälters bildet - an ihrem Platz fixiert. Der Elektrolysestrom (beispielsweise kann eine elektrische Spannung angelegt werden) wird
hierbei über eine elektrolytisch beständige, vorzugsweise metallene
Stromzuführung 2 bestehend z. B. aus platiniertem Titan in die Anode 3
(Kohlenstoffpartikelschüttung) eingeleitet.
Erfindungsgemäß ist eine Steuereinrichtung 6 vorgesehen, die veranlasst
bzw. bewirkt, dass in den zeitlichen Phasen, in denen keine
Wasserbehandlung mit dem Gerät erfolgt, negative Ladungen auf der
Kathode 1 des Geräts soweit verringert, vorzugsweise minimiert werden,
dass ein an der Kathode 1 anliegendes restliches Redoxpotential zu einer
Reduktion von Nitrat zu Nitrit an der Oberfläche der Kathode 1 nicht mehr
ausreicht. Dies kann durch ein niederohmiges Kurzschließen der Kathode 1
mit der Anode 3 oder durch ein Erden der Kathode 1 erfolgen.
Claims (4)
1. Verfahren zum Betrieb eines auf elektrolytischer Basis arbeitenden
Geräts zur physikalischen Wasserbehandlung mit Elektroden (1, 3),
deren Oberflächen vom zu behandelnden Wasser umströmt oder
benetzt werden, wobei die Elektroden (1, 3) während der zeitlichen
Phasen der Wasserbehandlung auf unterschiedlichen elektrischen
Potentialen gehalten werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den zeitlichen Phasen, in denen keine Wasserbehandlung
mit dem Gerät erfolgt, negative Ladungen auf der (den) Kathode(n)
(1) des Geräts soweit verringert werden, dass ein an der (den)
Kathode(n) (1) anliegendes restliches Redoxpotential zu einer
Reduktion von Nitrat zu Nitrit an der Oberfläche der Kathode(n) (1)
nicht mehr ausreicht, wobei die Kathode(n) (1) an Nullpotential
gefegt wird (werden) und/oder mit der (den) Anode(n) (3)
niederohmig kurzgeschlossen wird (werden).
2. Gerät zur physikalischen Wasserbehandlung auf elektrolytischer
Basis mit Elektroden (1, 3), deren Oberflächen vom zu
behandelnden Wasser umströmt oder benetzt werden, wobei die
Elektroden (1, 3) während der zeitlichen Phasen der
Wasserbehandlung auf unterschiedlichen elektrischen Potentialen
gehalten werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass Mittel vorgesehen sind, mit denen in den zeitlichen Phasen, in
denen keine Wasserbehandlung mit dem Gerät erfolgt, negative
Ladungen auf der (den) Kathode(n) (1) des Geräts soweit verringert
werden, dass ein an der (den) Kathode(n) (1) anliegendes
restliches Redoxpotential zu einer Reduktion von Nitrat zu Nitrit an
der Oberfläche der Kathode(n) (1) nicht mehr ausreicht, wobei die
Mittel zur Verringerung der negativen Restladungen auf der (den)
Kathode(n) (1) eine Vorrichtung zum niederohmigen Kurzschließen
der Elektroden und/oder eine Vorrichtung zum Erden der Elektroden
(1, 3) umfassen.
3. Gerät nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine
elektronische Steuereinrichtung vorgesehen ist, mittels der die
Verringerung der negativen Restladungen auf der (den) Kathode(n)
(1) erfolgt.
4. Gerät nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
elektronische Steuereinrichtung mit einem Wasserzähler verbunden
ist.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE20022924U DE20022924U1 (de) | 2000-11-10 | 2000-11-10 | Vorrichtung zur physikalischen Wasseraufbereitung |
DE2000155781 DE10055781C2 (de) | 2000-11-10 | 2000-11-10 | Verfahren und Vorrichtung zur physikalischen Wasserbehandlung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000155781 DE10055781C2 (de) | 2000-11-10 | 2000-11-10 | Verfahren und Vorrichtung zur physikalischen Wasserbehandlung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10055781A1 DE10055781A1 (de) | 2002-05-29 |
DE10055781C2 true DE10055781C2 (de) | 2002-12-12 |
Family
ID=7662841
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000155781 Expired - Lifetime DE10055781C2 (de) | 2000-11-10 | 2000-11-10 | Verfahren und Vorrichtung zur physikalischen Wasserbehandlung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10055781C2 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE29611838U1 (de) * | 1996-07-06 | 1996-09-05 | Herrmann, Rudi, 74081 Heilbronn | Wasserbehandlungsgerät |
DE10001911A1 (de) * | 2000-01-19 | 2000-08-10 | Robert Fleischmann | Verfahren zur eigensicheren und nebenreaktionsarmen Reduktion einer Festkörperbildung an Wärmetauscherflächen und Rohrleitungen in erdalkalihydrogencarbonathaltigen Wässern |
-
2000
- 2000-11-10 DE DE2000155781 patent/DE10055781C2/de not_active Expired - Lifetime
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE29611838U1 (de) * | 1996-07-06 | 1996-09-05 | Herrmann, Rudi, 74081 Heilbronn | Wasserbehandlungsgerät |
DE10001911A1 (de) * | 2000-01-19 | 2000-08-10 | Robert Fleischmann | Verfahren zur eigensicheren und nebenreaktionsarmen Reduktion einer Festkörperbildung an Wärmetauscherflächen und Rohrleitungen in erdalkalihydrogencarbonathaltigen Wässern |
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Publication number | Publication date |
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DE10055781A1 (de) | 2002-05-29 |
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