DE10042168A1 - Verfahren zur Steuerung und Regelung einer motorisch angetriebenen Verstellvorrichtung - Google Patents
Verfahren zur Steuerung und Regelung einer motorisch angetriebenen VerstellvorrichtungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung und Regelung einer motorisch angetriebenen Verstellvorrichtung, insbesondere eines Fensterhebers, einer Sitzverstellung oder eines Schiebedaches eines Kraftfahrzeuges, mit einem Einklemmschutz, wobei bei einer Überschreitung einer vorgebenen Belastungsgrenze der motorische Antrieb abgeschaltet oder auf einen Wert unterhalb der Belastungsgrenze abgeriegelt wird. Das Verfahren soll unter allen Betriebsbedingungen eine möglichst geringe Belastung der Verstellvorrichtung gewährleisten. Dazu werden Zustandsgrößen des motorischen Antriebs kontinuierlich erfaßt und mittels eines mathematischen Modells des Antriebs aus den Zustandsgrößen die aktuell von dem motorischen Antrieb erzeugte Belastung bestimmt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung und
Regelung einer motorisch angetriebenen Verstellvorrichtung
nach dem Oberbegriff des Anspruches 1. Das Verfahren ist
insbesondere für die Steuerung eines motorisch angetriebe
nen Fensterhebers, einer Sitzverstellung oder eines Schiebe
daches eines Kraftfahrzeugs geeignet.
Aus der DE 40 20 351 C2 ist ein Verfahren zur Steuerung
einer Fensterscheibe eines Kraftfahrzeuges bekannt, bei dem
ein indirekt wirkender Einklemmschutz zur Anwendung kommt.
Bei diesem Verfahren finden sich ändernde äußere Bedingun
gen, zum Beispiel aufgrund von Witterungseinflüssen, Ver
schleiß oder Verschmutzung keine Berücksichtigung. Eben
falls wird die Streuung der Leistungsfähigkeit der jeweils
eingesetzten Antriebsmotoren bei dem Verfahren nicht berück
sichtigt, so daß insgesamt eine hohe Gesamtstreuung vor
liegt, was zu einer Überschreitung der maximal zulässigen
Belastung einzelner Komponenten der Verstellvorrichtung
führen kann.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung und
Regelung einer motorisch angetriebenen Verstellvorrichtung
der eingangs genannten Art anzugeben, das unter allen
Betriebsbedingungen eine möglichst geringe Belastung der
Verstelleinrichtung sowie einzelner Komponenten oder Bautei
le der Verstellvorrichtung auch unter Berücksichtigung von
Einklemmvorgängen bzw. eines vorgesehenen Einklemmschutzes
gewährleistet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit
den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
Durch die Erfassung der relevanten Zustandsgrößen der
Verstellvorrichtung werden mit Hilfe des mathematischen
Modells der Verstellvorrichtung die Zusammenhänge zwischen
den jeweiligen Komponenten des Verstellsystems berücksich
tigt und daraus ein sehr genaues Berechnen der Einklemm
kraft ermöglicht. Unter dem Verstellvorrichtung sind dabei
sämtliche Komponenten eines Verstellsystems zu verstehen,
die für den Betrieb einer Verstellvorrichtung notwendig
sind, beispielsweise die Fensterscheibe als zu verstellen
des Bauteil, die Scheibenführungen, die Führungsschienen,
Dichtungselemente, der elektromotorische Antrieb und die
Aggregate zur Weiterleitung der Antriebskraft. Die Zustands
größen des Verstellsystems ergeben sich unter anderem aus
den sich verändernden Umweltverhältnissen wie Temperatur,
Feuchtigkeit oder Druck, deren Veränderung für den Betrieb
der Verstellvorrichtung eine entsprechende Veränderung der
aufzubringenden Verstellkraft nach sich zieht. Über die auf
zubringende Verstellkraft wird die zu dem jeweiligen Zeit
punkt tolerierbare Einklemmkraft ermittelt, so daß sehr prä
zise reagiert werden kann, wenn ein Einklemmfall vorliegt
und der Antrieb angehalten bzw. reversiert werden soll.
Dabei ist es durch die Berechnung der Einklemmkraft mittels
des mathematischen Modells der Verstellvorrichtung möglich,
auch Einflußgrößen zu berücksichtigen, die bislang nicht
sensorisch erfaßbar waren oder nur unter hohem Aufwand zu
ermitteln und in die herkömmliche Steuerung der Verstellvor
richtung einzubeziehen gewesen sind. So können sämtliche in
dem Modell erfaßten Einflußgrößen oder Zustandsgrößen des
Systems berücksichtigt und gegebenenfalls hinsichtlich der
Intensität der Einwirkung auf das Gesamtsystem bewertet
werden. Die aktuelle also kontinuierliche oder häufige
Bestimmung der Zustandsgrößen gewährleistet, daß die maxi
mal zulässige Einklemmkraft mit einer hohen Präzision
vorbestimmt werden kann, wodurch eine fehlerhafte Auslösung
des Einklemmschutzes und Überlastung des Antriebes bzw. der
Verstellvorrichtung vermieden wird.
Dies hat zur Folge, daß eine sehr genaue Auslegung der
jeweiligen Komponenten, beispielsweise der Getriebeelemen
te, der Anschläge oder der Aufnahmen der Verstellvorrich
tung an der Fahrzeugkarosserie, erfolgen kann, wodurch
insgesamt eine leichtere und kostengünstige Bauweise er
zielt werden kann.
Eine einfache Art und Weise der Berechnung der vom motori
schen Antrieb erzeugten Kraft besteht darin, diese auf der
Basis der Drehzahl und der Klemmenspannung des elektromoto
rischen Antriebs zu ermitteln, da diese Größen einfach und
genau ermittelt werden können. Dabei wird in einer Variante
der Erfindung die Klemmenspannung als veränderbare Analogs
pannung zur Verfügung gestellt oder durch Pulsweitenmodula
tion verändert.
Weiterhin können die Parameter des mathematischen Mo
dells zumindest zu einem Teil auf der Basis der aktuell
erfaßten Zustandsgrößen oder der zeitabhängigen Verläufe
der Zustandsgrößen ermittelt werden. Auf diese Weise wird
gewährleistet, daß die realen Bedingungen, unter denen der
Antriebsmotor arbeitet, erfaßt werden und zur Grundlage der
Berechnung gemacht werden. Alternativ zu der aktuellen
Erfassung der Daten können die einmal gemessenen oder
errechneten Verläufe der Zustandsgrößen über einen vorgebba
ren Zeitraum ermittelt und zur Grundlage der Berechnung
gemacht werden. Beispielsweise können Temperaturerhöhungen
während eines längeren Betriebszeitraumes oder die Alterung
von Dichtungen und Verschleiß sowie die daraus sich ergeben
den Veränderungen im Reibungsverhalten berücksichtigt
werden.
In einer weiteren Variante ist vorgesehen, daß zumindest
ein Teil der Parameter des mathematischen Modells auf der
Basis empirisch ermittelter Daten festgelegt wird. Auf
diese Weise wird der Rechenaufwand reduziert, wenn sich
nicht oder nur in geringem Maße verändernde Parameter
aufgrund einer Testmessung ermittelt und festgelegt werden.
Eine solche Testmessung ist beispielsweise bei Elektromoto
ren vorzunehmen, die zwar eine gewisse Fertigungsstreuung
aufweisen, jedoch über ihren Betriebszeitraum hinweg wenig
Veränderungen in ihrem Arbeitsverhalten zeigen.
Weiter ist vorgesehen, daß zusätzlich die Temperatur als
Einflußgröße auf wenigstens einen der Parameter des mathema
tischen Modells verarbeitet wird, da sich die Temperatur in
einem relativ weiten Bereich verändern kann und große
Auswirkungen hinsichtlich des Reibungsverhaltens der jewei
ligen Einzelkomponenten bewirkt.
Zur Festlegung der Belastungsgrenze ist es zweckmäßig,
empirisch ermittelte Daten oder theoretische Belastungsbe
rechnungen bezüglich der mechanischen Komponenten des
Antriebes zu verwenden, um eine möglichst genaue Informati
onslage hinsichtlich der mechanischen Festigkeiten und der
Belastbarkeit der jeweiligen Bauteile zu erhalten. Bei den
empirischen Daten können Versuche verwertet und ausgewertet
werden, die im Rahmen der Konstruktion und der Abnahme der
Verstelleinrichtung durchgeführt wurden. Die theoretischen
Belastungsberechnungen, die beim Entwerfen der Komponenten
oder als hinterlegte Daten bei einer CAD-Zeichnung vorlie
gen, können somit einfach in das mathematische Modell des
Antriebs übernommen werden.
Da die Temperatur eine leicht zu ermittelnde Größe ist, die
zudem vielfältige Rückschlüsse hinsichtlich der Betriebsbe
dingungen und insbesondere der Reibungsverhältnisse zuläßt,
kann die Belastungsgrenze in Abhängigkeit von der Tempera
tur wenigstens eines Teiles der Verstellvorrichtung ermit
telt werden.
Zur optimalen Anpassung der Motorleistung an die Betriebsbe
dingungen ist es vorgesehen, daß die Belastungsgrenze für
jeden Verstellvorgang neu ermittelt wird. Dadurch wird
sichergestellt, daß eine Überlastung des Antriebs bezie
hungsweise der Verstellvorrichtung aufgrund einer vormals
festgelegten, nicht mehr aktuellen Belastungsgrenze auf
tritt.
Um die Präzision des Verfahrens zu erhöhen, kann die Bela
stungsgrenze während des Verstellvorgangs kontinuierlich
ermittelt werden. Auf diese Weise kann auch auf Veränderun
gen während des Verstellvorganges reagiert werden.
Zusätzlich oder alternativ kann die Temperatur wenigstens
einen Teiles der Verstellvorrichtung gemessen werden, um
über den aktuellen Zustand der Verstelleinrichtung Informa
tionen zu erhalten. Alternativ dazu ist vorgesehen, daß als
Temperatur eines Verstellteiles eine an einem Ort mit ver
gleichbaren Bedingung gemessene Temperatur festgelegt wird.
Auf diese Weise wird eine Temperaturerfassung aller Teile
oder eines Teils der Komponenten der Verstellvorichtung
unnötig, da aus der gemessenen Temperatur an der einen
Stelle auf die Temperatur und das Verhalten des gesamten
Bauteils bzw. der Komponenten geschlossen werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren berücksichtigt bei der
Festlegung der Belastungsgrenze auch den Betrag der Streu
ung der über das mathematische Modell berechneten aktuellen
Belastung. Da bei der Berechnung der Belastungsgrenze immer
eine Ungenauigkeit der Messung, eine Streuung der Ferti
gungsgenauigkeit der Einzelkomponenten und die grundsätz
lich zu erwartende Streuung zu berücksichtigen sind, ist
die errechnete aktuelle Belastung mit einer Ungenauigkeit
behaftet. Diese Ungenauigkeit, die sowohl positiv als auch
negativ von dem errechneten Wert abweichen kann, wird aus
Sicherheitsgründen dementsprechend als absoluter Betrag be
rücksichtigt und der berechneten Belastung zugeschlagen, so
daß eine Sicherheit gegen eine zu geringe Antriebsleistung
gegeben ist.
Neben statischen Anteilen des mathematischen Modells ist in
einer Ausgestaltung vorgesehen, daß das mathematische
Modell einen dynamischen Anteil aufweist, der die Einflüsse
beim Beschleunigen und Abbremsen der Verstellvorrichtung
bzw. des motorischen Antriebs berücksichtigt. Wird bei
spielsweise eine Verstellbewegung eingeleitet, kann es
aufgrund der Haftreibung und der Trägheitskräfte der zu
verstellenden Komponenten zu einer kurzfristigen Erhöhung
der aufzubringenden Verstellkraft kommen, wodurch bei einer
sehr empfindlich eingestellten Einklemmschutzvorrichtung
ein fälschliches Reversieren eingeleitet werden kann. Durch
eine entsprechende Berücksichtigung des dynamischen Anteils
in dem mathematischen Modell wird ein sicherer und genauer
Betrieb der Verstellvorrichtung gewährleistet.
Darüber hinaus ist vorgesehen, daß das mathematische Modell
des motorischen Antriebs einen Anteil aufweist, der durch
die konstruktiven und physikalischen Einflüsse geprägt ist,
also beispielsweise durch die Eigenschaften des Antriebsmo
tors, die Anordnung der zu verstellenden Aggregate, die Rei
bungsverhältnisse und Wirkungsgrade der Getriebe und der
gleichen.
In einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß
das mathematische Modell einen Anteil aufweist, der das
reale Kennfeld des eingesetzten motorischen Antriebs reprä
sentiert. Dabei wird ein Motormodell erstellt, in das die
entsprechenden gemessenen Größen des jeweils eingesetzten
Antriebsmotors eingegeben werden. So wird für jeden An
triebsmotor oder für jeden Motorentyp ein reales Kennfeld
ermittelt, das dem mathematischen Modell der Verstellvor
richtung beigefügt wird. Eine Berücksichtigung der realen
Kennfelder der Motoren ist vorteilhaft, da zum Teil erhebli
che Streuungen innerhalb einer Fertigung auftreten und mit
einer Berücksichtigung der realen Leistungsfähigkeit der
Antriebsmotoren in dem jeweiligen Drehzahlbereich eine
anderenfalls erforderliche Überdimensionierung verhindert
werden kann.
Weitere Vorteile der Erfindung werden in der folgenden
detaillierten Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
anhand der Figuren verdeutlicht.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung zur Bestimmung
der Belastungsgrößen einer Verstellvorrichtung;
Fig. 2 eine schematische Darstellung gemäß Fig. 1
ohne Berücksichtigung der Vertikalbeschleuni
gung;
Fig. 3 eine schematische Darstellung gemäß Fig. 2 mit
Berücksichtigung der statischen anstelle der
dynamischen Eigenschaften des Antriebsmotors,
sowie
Fig. 4 eine schematische Darstellung gemäß Fig. 3
ohne Berücksichtigung konstruktiv bedingter
Schwergängigkeiten von Komponenten der Verstell
vorrichtung.
Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung zur Bestimmung
der Belastung einer Verstellvorrichtung, bei der als resul
tierende Größe eine Einklemmkraft FEinkl bestimmt wird.
Dabei werden zunächst Eingangs- oder Zustandsgrößen gene
riert, sei es durch Messungen oder durch Berechnungen, und
diese Eingangs- oder Zustandsgrößen werden jeweils einem
dynamischen Gleichungssystem 1 bis 3 zugeführt. In den
dynamischen Gleichungssystemen 1 bis 3, die anhand eines
mathematischen Modells der Verstellvorrichtung einschließ
lich des Antriebs erstellt wurden, werden Kraftkomponenten
errechnet, die zu einer Erhöhung oder Verringerung der
Gesamtbelastung der Verstellvorrichtung oder einzelner
Komponenten des Verstellsystems beitragen.
Die einzelnen Kraftkomponenten werden zusammengeführt und
ergeben die Zielgröße, in dem vorliegenden Fall die maximal
zulässige Einklemmkraft FEinkl. Wird diese Einklemmkraft
FEinkl erreicht, wird der Antrieb abgeschaltet oder rever
siert, so daß einerseits nur eine vorgegebene Belastung auf
die Verstellvorrichtung ausgeübt werden kann und anderer
seits ein Einklemmen oder Abtrennen von Gliedmaßen oder Ge
genständen durch die Verstellvorrichtung vermieden wird.
Nachfolgend wird anhand eines Fensterhebers das Verfahren
und die in Fig. 1 gezeigte schematische Darstellung erläu
tert.
Zur Berechnung der Kraftkomponenten werden gemäß Fig. 1
als Eingangsgrößen die vertikale Beschleunigung Bv der zu
verstellenden Einrichtung, also beispielsweise einer Fen
sterscheibe und die übrigen bewegten Bauteile eines Fen
sterhebers, das Ansteuersignal AS des Motors, die Motordreh
zahl n sowie die Position P der zu verstellenden Einrich
tung (Fensterscheibe) eingegeben.
Aus der vertikalen Beschleunigung Bv der Fensterscheibe
wird unter Berücksichtigung der zu verstellenden Masse
mittels eines ersten dynamischen Gleichungssystems 1 die Be
schleunigungskraft FBschl ermittelt, die mit negativem
Vorzeichen in die an einem Vergleichspunkt 5 gebildete Kräf
tebilanz eingeht. Als vertikale Beschleunigungskraft Bv
ist dabei insbesondere diejenige Kraftkomponente anzusehen,
die bei einem Befahren einer Schlechtwegstrecke auf die Ver
stellvorrichtung einwirkt. Die durch das Befahren einer
solchen Fahrbahn auftretenden und auf die Fahrzeugkarosse
rie einwirkenden vertikalen Beschleunigungskräfte könnten
zu einer falschen Bestimmung der Gesamtbelastung beziehungs
weise der Gesamtkraft führen.
Eine zeitliche Verzögerung bei der Bestimmung der vertika
len Beschleunigungskraft Bv kann durch die Einbaulage des
aufnehmenden Sensors und durch eine Federwirkung aufgrund
einer elastischen Komponente bei der mechanische Konstrukti
on der Verbindung der Fensterscheibe mit den Getriebeelemen
ten auftreten. Diese Verzögerung bei der Erfassung wird
entsprechend berücksichtigt.
Die Motorkraftkomponente FMot errechnet sich aus der dimen
sionslosen Größe der Anteuerungssignale AS des Antriebsmo
tors, das beispielsweise als pulsweitenmoduliertes Signal
zur Verfügung gestellt wird, sowie der Drehzahl n des
Motors. Bei der Berechnung der Motorkraftkomponente FMot
mittels eines zweiten dynamischen Gleichungssystems 2
werden Motorkonstanten berücksichtigt, die die Induktivität
des Rotors und den Widerstand des Rotors sowie geometrische
Bedingungen des Antriebs und das Motormoment berücksichti
gen. Die Motorkraftkomponente FMot geht mit positivem
Vorzeichen in die Kräftebilanz ein, da sie einen unterstüt
zenden Beitrag zur Bewegung der Fensterscheibe liefert.
Ebenfalls aus der Drehzahl n wird die resultierende Kraft
Fres über ein als Hochpaß ausgebildetes drittes dynamisches
Gleichungssystem 3 ermittelt, das eine mechanische Zeitkon
stante und eine Gleitreibungskonstante berücksichtigt,
wodurch Reibungseffekte bei der Gleitreibung und Massenträg
heitseffekte in die Betrachtung einbezogen werden. Die
resultierende Kraft Fres geht mit negativem Vorzeichen in
den Kräftevergleich am Vergleichspunkt 5 ein, da sie keinen
unterstützenden Beitrag zur Bewegung der Fensterscheibe
liefert.
Schließlich wird die positionsabhängige Haftreibungskraft
komponente FS+H mit negativem Vorzeichen in den Kräftever
gleich eingebracht, die durch eine Referenzfahrt ermittelt
wird. Die Haftreibungskraftkomponente FS+H ist abhängig von
der Scheibenposition P, da an verschiedenen Stellen unter
schiedliche Haftreibungsbedingungen herrschen, und ihr
Verlauf wird auf der Basis einer Referenzfahrt in einer
Tabelle 4 hinterlegt. Ebenfalls wird in dieser Komponente
das Scheibengewicht als ein konstanter Faktor bzw. Parame
ter berücksichtigt.
Aus den Einzelkraftkomponenten wird eine Gesamtkraft errech
net, wobei in dem Beispiel der Fensterscheibe diejenige
Kraft ermittelt wird, die auf das System der Verstellvor
richtung einwirken muß, um die Fensterscheibe dicht und
fest abzuschließen, beziehungsweise diejenige Kraft, die
auf einen Gegenstand oder ein Körperteil in einem Einklemm
fall maximal aufgebracht werden darf. Nachfolgend wird
diese Kraft als Einklemmkraft FEinkl bezeichnet.
Das Verfahren basiert somit auf der Bestimmung der Gesamt
kraft auf der Grundlage einer Bilanz der Einzelkraftkompo
nenten. In die Berechnung der Gesamtkraft fließen demnach
sämtliche systembedingten und äußeren Einflüsse ein, wo
durch eine sehr präzise Ermittlung der benötigten bzw.
zulässigen Kraft und damit der Gesamtbelastung der Ver
stellvorrichtung ermöglicht wird. Wird diese errechnete
Kraft überschritten, was durch verschiedene Sensoren erfaßt
werden kann, wird der Antrieb abgeschaltet oder reversiert,
je nach Einsatzgebiet oder Drehrichtung der Verstellvorrich
tung. Bei einem Fensterheber wird bei einer Schließbewegung
das Reversieren und bei einer Öffnungsbewegung das Anhalten
sinnvoll sein, da im ersten Fall eine Einklemmsituation
wahrscheinlicher ist und im zweiten Fall eine Überlastung
oder das Einlaufen in einen Endanschlag.
Wird bei der Berechnung der Belastung der Verstellvorrich
tung eine zusätzliche Masse zu berücksichtigen sein, bei
spielsweise die Masse eines Fahrgastes auf einem Fahrzeug
sitz, so wird diese ebenfalls mit der Erdbeschleunigung zu
multiplizieren und negativ in die Bilanz aufzunehmen sein.
Insbesondere aufgrund von Temperaturschwankungen oder
Alterungsprozessen können sich die Parameter des mathemati
schen Modells, auf dessen Grundlage die jeweiligen Kraftkom
ponenten errechnet werden, ändern. Diese Parameter werden
entweder im Verlauf der Benutzung der Verstellvorrichtung
abgeglichen oder es werden die Alterung und die Temperatur
veränderungen aufgrund der Gebrauchsdauer der Verstellvor
richtung, also sowohl der Gesamtgebrauchsdauer hinsichtlich
der Alterung als auch der gegenwärtigen Gebrauchsdauer der
Verstellvorrichtung abgeschätzt oder aufgrund von gespei
cherten Meßwerten abgerufen.
Fig. 2 zeigt eine Vereinfachung des Verfahrens, bei dem
die Bestimmung der Einklemmkraft FEinkl im wesentlichen wie
vorstehend anhand der Fig. 1 beschrieben durchgeführt
wird. Jedoch wird bei diesem Rechenmodell auf die Erfassung
der vertikalen Beschleunigung Bv beim Befahren
einer Schlechtwegstrecke und damit auf das erste dynamische
Gleichungssystem 1 und die sich daraus ergebende Beschleuni
gungskraft FBeschl verzichtet.
Eine weitere Vereinfachung des mathematischen Modells
besteht gemäß Fig. 3 darin, die dynamischen Eigenschaften
des Antriebsmotors zu vernachlässigen und stattdessen das
dynamische Gleichungssystem 2 zur Berechnung der Motorkraft
FMot, bei dem veränderbare Parameter vorliegen, durch ein
statisches Gleichungssystem 6 zu ersetzen. Ein solches
System kann dann angenommen werden, wenn dynamische Größen
wie z. B. die Induktionsspannung vernachlässigbar sind. Das
statische Gleichungssystem 6 wird mit den Eingangsgrößen
Drehzahl n und Ansteuersignal AS beaufschlagt und daraus
die Motorkraft FMot berechnet.
Ein solches statisches Gleichungssystem ist beispielsweise
dann sinnvoll einsetzbar, wenn die elektrische Zeitkonstan
te im Verhältnis zur mechanischen Zeitkonstante sehr klein
ist. Die elektrische Zeitkonstante ergibt sich aus dem Quo
tienten der Induktivität zum Widerstand und die mechanische
Zeitkonstante aus dem Quotienten der Summe der Trägheitsmo
mente zur Geometrie des Antriebes.
In Fig. 4 ist ein stark vereinfachtes mathematisches
Modell dargestellt, bei dem die Bestimmung der Einklemm
kraft FEinkl oder der maximal zulässigen Belastung der Ver
stellvorrichtung ohne Kenntnis der konstruktiven Schwergän
gigkeiten, der vertikalen Beschleunigung, der Vernachlässi
gung der dynamischen Eigenschaften des Antriebsmotors und
gegebenenfalls des Gewichtes eines Nutzers der Verstellvor
richtung erfolgt.
Die konstruktiven Schwergängigkeiten ergeben sich beispiels
weise aus der Reibung von Dichtungen, Materialpaarungen
oder Verspannungen, die durch die Montage oder aufgrund der
Konstruktion innerhalb der Verstellvorrichtung vorliegen.
In diesem Fall wird eine maximal zu erwartende Schwergängig
keit wie bei dem mathematischen Modell gemäß Fig. 3 angenom
men. Auf eine Erfassung der Position P der zu verstellenden
Einrichtung wird verzichtet und stattdessen die aus der
Motorkraft FMot und der resultierenden Kraft Fres errechne
te Kraft durch einen Hochpaß 7 geleitet und die Größe
ΔFEinkl ausgegeben, wobei der Vorteil der Vereinfachung der
Berechnung der Größe mit einer Verringerung der Auflösung
und der Genauigkeit einhergeht.
Allen vorstehend beschriebenen Verfahren ist gemeinsam, daß
als Zielgröße eine maximal zulässige Belastung errechnet
wird, die mit der gemessenen Kraft der Verstellvorrichtung
verglichen wird. Die zulässige Belastung wird durch eine
Kräftebilanz auf der Basis eines mathematischen Modells der
Verstellvorrichtung ermittelt, wobei in dem Modell alle
wesentlichen Einflußgrößen der verschiedenen Bereiche als
Parameter vorliegen. Diese Parameter werden entweder errech
net, gemessen oder autoadaptiv erfaßt.
Die modulare Struktur erlaubt es, daß das Verfahren in
verschiedenen Bereichen und an verschiedenen Verstellvor
richtungen eingesetzt wird, je nach Art der Verstellung,
der Möglichkeiten der Erfassung der Parameter und der
Auswertung vorhandener Versuchsdaten.
Claims (19)
1. Verfahren zur Steuerung und Regelung einer motorisch
angetriebenen Verstellvorrichtung, insbesondere eines
Fensterhebers, einer Sitzverstellung oder eines Schiebe
daches, eines Kraftfahrzeuges mit einem Einklemmschutz,
wobei bei einer Überschreitung einer vorgegebenen Bela
stungsgrenze der motorische Antrieb abgeschaltet oder
auf einen Wert unterhalb der Belastungsgrenze geregelt
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß Eingangs- oder Zustandsgrößen des motorischen
Antriebs kontinuierlich erfaßt werden und mittels eines
mathematischen Modells des Antriebs aus den Zustandsgrö
ßen die aktuelle Belastung der Verstellvorrichtung bzw.
des motorischen Antriebs bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Eingangs- oder Zustandsgröße die Drehzahl (n) oder
die Klemmenspannung eines als Elektromotor ausgebilde
ten Antriebs dient.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch kennzeichnet, daß
die Klemmenspannung als veränderbare Analogspannung be
reitgestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmenspannung durch Pulsweitenmodulation ver
ändert wird.
5. Verfahren nach 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zu
mindest ein Teil der Parameter des mathematischen
Modells auf der Basis der aktuell erfaßten Eingangs-
oder Zustandsgrößen oder der zeitabhängigen Verläufe
der Eingangs- oder Zustandsgrößen ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Teil der
Parameter des mathematischen Modells auf der Basis
empirisch ermittelter Daten festgelegt wird.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich die Temperatur
als Einflußgröße auf wenigstens einen Parameter des
mathematischen Modells verarbeitet wird.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß bei der Festlegung der
Belastungsgrenze empirisch ermittelte Daten oder theore
tische Belastungsberechnungen bezüglich der mechani
schen Komponenten des Antriebes verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Belastungsgrenze in
Abhängigkeit von der Temperatur wenigstens eines Teiles
der Verstellvorrichtung ermittelt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Belastungsgrenze für jeden Verstellvorgang neu er
mittelt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Belastungsgrenze während eines Verstellvorgangs
kontinuierlich ermittelt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Temperatur wenigstens eines Teiles der Verstell
vorrichtung gemessen wird.
13. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
als Temperatur eines Verstellteiles der Verstellvor
richtung eine an einem Ort mit vergleichbaren Bedin
gung gemessene Temperatur festgelegt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Temperatur des wenigstens einen Verstellteiles
durch ein mathematisches Modell ermittelt wird.
15. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß bei der Festlegung der
Belastungsgrenze die Streuung der über das mathemati
sche Modell berechneten, aktuellen vom motorischen An
trieb erzeugten Belastung betragsmindernd berücksich
tigt wird.
16. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das mathematische Modell
einen dynamischen Anteil aufweist, der die Einflüsse
beim Beschleunigen und Abbremsen des Antriebs berück
sichtigt.
17. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das mathematische Modell
einen dynamischen Anteil aufweist, der die konstrukti
ven und physikalischen Einflüsse des Antriebs berück
sichtigt.
18. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das mathematische Modell
einen Anteil aufweist, der das reale Kennfeld des
eingesetzten Antriebs repräsentiert.
19. Motorisch angetriebene Verstellvorrichtung für ein
Kraftfahrzeug, insbesondere für einen Fensterheber
oder eine Sitzverstellung, mit einem motorischen
Antrieb und einem zwischen dem motorischen Antrieb und
einem Verstellteil angeordneten Getriebe sowie einer
elektronischen Steuereinheit zur Anteuerung des An
triebs nach einem der voranstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Belastungsgrenze unter
halb der Belastungsgrenze des Antriebs liegt.
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