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Die
Erfindung betrifft eine kieferorthopädische Behandlungsvorrichtung
zur Veränderung
der Bisslage in eine korrekte anteriore Lagebeziehung zwischen Oberkiefer
und Unterkiefer.
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Es
ist eine derartige kieferorthopädische
Behandlungsvorrichtung bekannt, welche zur temporären Befestigung
an einem Oberkiefermolaren eine Widerlagerkonstruktion und zur temporären Befestigung
an einem Unterkiefermolaren eine Korrekturkonstruktion aufweist.
Die Widerlagerkonstruktion besitzt einen in sagittaler Richtung
verschiebbaren und mit einem Ligaturdraht zu befestigenden Widerlagerbügel, der
einerseits eine Widerlagerfläche
und andererseits einen abgebogenen Sperrschenkel aufweist. Ferner
ist an dem Widerlagerbügel
eine Öse für den Ligaturdraht
vorgesehen. Nach einer anderen Ausführungsform sind der Widerlagerbügel und
der Korrekturbügel
auf T-förmigen
Lagerschienen geführt und
in sagittaler Richtung stufenweise verstellbar und mittels Steckverbindungen
arretierbar. Die Korrektureinrichtung weist einen bukkal vorkragenden Korrekturbügel auf.
Sowohl die Widerlagerkonstruktion als auch die Korrekturkonstruktion
sind mittels einer Krone auf dem Oberkiefermolaren und dem zugeordneten
Unterkiefermolaren befestigt. Insoweit handelt es sich um eine bimaxilläre Fixierung
der Behandlungsvorrichtung, die auch paarig ausgeführt sein
kann. – Bei
dieser bekannten Behandlungsvorrichtung trifft im Zuge der Schließbewegung
des Unterkiefers der Korrekturbügel
auf den Sperrschenkel des Widerlagerbügels – solange sich der Unterkiefer in
nicht korrigierter Position befin det. Denn dann wird durch den auf
den Sperrschenkel auftreffenden Korrekturbügel der Kieferschluss verhindert.
Um einen Kieferschluss zu ermöglichen,
muss der Patient seinen Unterkiefer im Zuge der Schließbewegung
weit genug in anteriore Richtung bewegen, damit der Korrekturbügel die
Widerlagerfläche
an dem Widerlagerbügel
hintergreifen kann. Auf diese Weise wird eine unterstützende Wirkung
bei Aufrechterhaltung einer nach Anterior gerichteten Kraft auf
den Unterkiefer des Patienten erreicht. – Diese bekannte Behandlungsvorrichtung
ist insofern unbefriedigend, als ihr therapeutischer Effekt von
der unmittelbaren Mitarbeit des Patienten abhängig ist. Der Behandlungsverlauf
ist daher für
den Patienten häufig
unangenehm und die Behandlungsdauer verhältnismäßig lange (vgl.
US 5 848 891 A .)
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Außerdem kennt
man zur Therapie einer skeletttalen Rückbisslage des Unterkiefers
festsitzende bimaxilläre
Behandlungsmittel zur Bisslageeinstellung und/oder dentalen Kompensation
von Dysgnathien, welche von der Mitarbeit des Patienten im Wesentlichen
unabhängig
sind. Dabei kann es sich um festsitzende federnde oder starre Geräte handeln,
welche die Unterkieferbeweglichkeit einschränken und deren Anbringung im
sichtbaren Zahnbereich erforderlich ist. Bei derartigen Geräten stört eine
oft hohe Bruchanfälligkeit,
erschwerte intraorale Aktivierung, eingeschränkte Mundöffnung sowie erschwerte Justierbarkeit
und Patienteneingewöhnung.
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Der
Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, eine kieferorthopädische Behandlungsvorrichtung
der eingangs beschriebenen Ausführungsform
zu schaffen, die sich durch einfache und funktionsgerechte Bauweise
auszeichnet, insbesondere die Eingewöhnungszeit des Patienten auf
ein Minimum beschränkt,
eine physiologische Mundöffnungs-
und Mundschließbewegung
ermöglicht,
ferner eine besonders effektive Ventralentwicklung des Unterkiefers
durch eine aktive Führung
in die therapeutisch gewünschte
Position und dadurch eine Verkürzung
der Behandlungsdauer ohne Mitarbeit des Patienten gewährleistet.
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Zur
Lösung
dieser Aufgabe dienen die im Anspruch 1 angegebenen orthopedische
Merkmale. Nach Lehre der Erfindung lässt sich eine festsitzende bimaxilläre, paarig
anzubringende kieferorthopädisch-orthodontische
Apparatur zur orthopädischen Ventralverlagerung
des Unterkiefers sowie Wachstumshemmung des Oberkiefers und/oder
orthodontischen Bewegung der Molaren bzw. Seitenzähne im Ober-
und Unterkiefer verwirklichen, wobei der justierbare Führungsbügel zusammen
mit dem unterkieferseitigen Korrekturglied im Rahmen des Kieferschlusses
als krafterzeugende Elemente wirken und eine effektive Ventralentwicklung
des Unterkiefers durch eine aktive Führung in die therapeutisch
gewünschte
Position gewährleisten.
Dabei ist eine Feineinstellung des Ausmaßes der Vorschubbewegung/Kraft
des Unterkiefers mit Hilfe des justierbaren Führungsbügels möglich. Nach der Erfindung sind der
Führungsbügel und/oder
das Korrekturglied in der sagittalen und/oder um eine zur Sagittalebene
im Wesentlichen orthogonalen Schwenkachse einstellbar. – Die erfindungsgemäße Behandlungsvorrichtung
muss nicht im sichtbaren Zahnbereich angebracht werden, so dass
es im Verlauf einer Behandlung zu keinerlei ästhetischen Einbußen für den Patienten
kommt. Ferner ist eine Verwendung der erfindungsgemäßen Behandlungsvorrichtung
bei gleichzeitiger Behandlung mit einer vestibulären oder lingualen Bogentechnik
möglich.
Die laterale Unterkieferbeweglichkeit kann durch eine transversal
großzügige Justierung
von Führungsbügel und
Korrekturglied größer gestaltet
werden als bei bekannten Ausführungsformen.
Die Verwirklichung von Gleitflächen zwischen
dem Führungsbügel und
dem Korrekturglied mit jeweils vorgegebenem Neigungswinkel reduziert
die Eingewöhnungszeit
des Patienten auf ein Minimum und macht den therapeutischen Effekt
von der Mitarbeit des Patienten unabhängig. Ferner ist eine physiologische
Mundöffnungs- und Schließbewegung
gewährleistet,
so dass im Ganzen eine Verkürzung
der Behandlungsdauer erreicht wird.
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Weitere
erfindungswesentliche Merkmale sind im Folgenden aufgeführt. So
kann die Führungseinrichtung
eine sagittal verlaufende Führungsschiene
für den
Führungsbügel aufwei sen,
wobei der Führungsbügel an der
Führungsschiene
stufenlos verstellbar, verschwenkbar und in seiner jeweiligen Position
arretierbar ist, um jede gewünschte
Feineinstellung ermöglichen
zu können.
Es besteht aber auch die Möglichkeit,
dass die Führungseinrichtung einen
sagittal verlaufenden Gewindebuchsenträger aufweist und der Führungsbügel mittels
einer ihn durchdringenden Stellschraube an dem Gewindebuchsenträger stufenweise
verstellbar, verschraubbar und fixierbar ist. – Die Korrektureinrichtung
weist zweckmäßigerweise
ein sagittal verlaufendes Lagerprofil für das Korrekturglied auf, wobei
das Korrekturglied auf dem Lagerprofil gegebenenfalls verstellbar, schwenkbar
gelagert und fixierbar ist. Die dem Führungsbügel zugeordnete Gleitfläche des
Korrekturgliedes kann mit Distanzelementen bestückbar sein, um auf diese Weise
den Neigungswinkel zwischen den Gleitflächen von Führungsbügel und Korrekturglied verändern zu
können
bzw. eine Feinjustierung zu ermöglichen.
Das Korrekturglied ist zweckmäßigerweise
als Hebel unter Bildung einer schiefen Ebene mit dem Führungsbügel oder
selbst auch als Führungsbügel ausgebildet.
Die Befestigung der erfindungsgemäßen Behandlungsvorrichtung
erfolgt z. B. mittels Kronen oder angepassten Schienen auf den Oberkiefer-
und Unterkiefermolaren bzw. -seitenzähnen, wobei im Rahmen der Erfindung
auch eine Umkehrung der beanspruchten Maßnahmen verwirklicht werden
kann, nämlich
die Befestigung der Führungseinrichtung
an einem oder mehreren Unterkiefermolaren bzw. -seitenzähnen und
die Befestigung der Korrektureinrichtung an einem oder mehreren
Oberkiefermolaren bzw. -seitenzähnen.
Als Material für die
einzelnen Elemente der erfindungsgemäßen Behandlungsvorrichtung
finden vorzugsweise korrosionsbeständiger Stahl, Titan oder dergleichen
und gegebenenfalls geeignete Kunststoffe Verwendung.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel
darstellenden Zeichnung näher
erläutert.
Es zeigen:
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1 in schematischer Gesamtansicht Oberkiefer
und Unterkiefer in korrekturbedürftiger Bisslage
mit einer erfindungsgemäßen Behandlungsvorrichtung,
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2 den Gegenstand nach 1 mit Oberkiefer und Unterkiefer
in korrekter Bisslage nach Anwendung der erfindungsgemäßen Behandlungsvorrichtung,
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3 in vergrößerter Darstellung
eine Seitenansicht auf die Behandlungsvorrichtung nach 1 in Ausgangsstellung,
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4 den Gegenstand nach 3 in der letzten Behandlungsstufe,
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5 eine Draufsicht auf den
Gegenstand nach 3,
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6 den Gegenstand nach 2 in Frontansicht,
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7 einen vergrößerten Ausschnitt
aus dem Gegenstand nach 6,
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8 den Oberkiefer nach 1 in schematischer Ansicht
von unten und
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9 den Unterkiefer nach 1 in schematischer Draufsicht.
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In
den Figuren ist eine kieferorthopädische Behandlungsvorrichtung
zur Veränderung
der Bisslage in eine korrekte anteriore Lagebeziehung zwischen Oberkiefer 1 und
Unterkiefer 2 dargestellt. Diese Behandlungsvorrichtung
weist eine Führungseinrichtung 3 zur
temporären
Befestigung an einem Oberkiefermolaren mittels einer Krone 4 und
zum Justieren eines Führungsbügels 5 auf.
Sie besitzt ferner eine Korrektureinrichtung 6 zur temporären Befestigung
an einem Unterkiefermolaren mittels einer Krone 7 mit einem
gegen den Führungsbügel 5 auf der
Frontzahnseite bei einer Schließbewegung
des Unterkiefers 2 anliegenden Korrekturglied 8.
Das Korrekturglied 8 gleitet im Zuge der Schließbewegung
an dem Führungsbügel 5 und
die zwischen dem Führungsbügel 5 und
dem Korrekturglied 8 gebildeten Gleitflächen 9 bilden einen
unter der Selbsthemmung liegenden Neigungswinkel α vorgegebener Größe. Beim
Mundschluss wird so der Unterkiefer 2 des Patienten entlang
der von den Gleitflächen 9 gebildeten
schiefen Ebene sukzessive in eine therapeutisch gewünschte,
anteriore Bisslage geführt.
Das Ausmaß der
Vorschubbewegung ist durch die über eine
Strecke von beispielsweise 10 mm oder mehr in der sagittalen justierbare
Positionierung vom Führungsbügel 5 und
Korrekturglied 8 einstellbar. Dadurch wird eine schrittweise
Heranführung
an das Behandlungsziel und eine langsame Eingewöhnung insbesondere bei erwachsenen
Patienten ermöglicht.
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Der
Führungsbügel 5 und/oder
das Korrekturglied 8 sind in der sagittalen und/oder um
eine zur Sagitallebene im Wesentlichen orthogonalen Schwenkachse 10, 10a einstellbar.
Nach dem Ausführungsbeispiel
weist die Führungseinrichtung 3 einen
sagittal verlaufenden Gewindebuchsenträger 11 auf. Der Führungsbügel 5 ist
mittels einer ihn durchdringenden Stellschraube 12 an dem
Gewindebuchsenträger 11 stufenweise
verstellbar, gegebenenfalls verschwenkbar und jedenfalls fixierbar.
Die Korrektureinrichtung 6 weist ein sagittal verlaufendes Lagerprofil 13 für das Korrekturglied 8 auf.
Das Korrekturglied 8 kann auf dem Lagerprofil verstellbar
und schwenkbar gelagert, sein, ist jedenfalls fixierbar. Die dem
Führungsbügel 5 zugeordnete
Gleitfläche 9 des Korrekturgliedes 8 ist
mit Distanzelementen 14 durch auf das Korrekturglied aufsetzbare
Distanzhülsen
bestückbar,
um auch auf die Weise eine Justierung des Neigungswinkels α und des
Reibungsfaktors vornehmen zu können.
Das Korrekturglied ist nach dem Ausführungsbeispiel als Hebel 8 unter
Bildung einer schiefen Ebene mit dem Führungsbügel 5 ausgebildet.